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Positionspapier - CDU-Fraktion

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AG Netzpolitik der<br />

<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion Baden-Württemberg<br />

E-Partizipation<br />

und E-Voting<br />

Pseudonyme<br />

und Anonymität<br />

Netzneutralität<br />

Urheberrecht<br />

Datenschutz<br />

Netzsperren<br />

vs. Löschen<br />

Breitbandausbau<br />

Datenschutz in<br />

sozialen Netzwerken<br />

Positionen zu wichtigen netzpolitischen Handlungsfeldern<br />

–<br />

wir denken<br />

NEU<br />

IHRE <strong>Fraktion</strong> im Landtag<br />

von Baden-Württemberg


Vorworte<br />

Internet als Chance nutzen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

das Internet ist eine Chance. Der Umgang mit dem Internet ist<br />

als vierte Kulturtechnik anerkannt. Die Menschen kommunizieren,<br />

die Menschen partizipieren über das Internet. Dienste<br />

des täglichen Lebens – von Bankgeschäften bis zur Kfz-Zulassung<br />

– werden immer mehr ins Internet verlagert. Der<br />

gesellschaftliche Austausch und Diskurs erfolgen nicht mehr<br />

nur offline in Vereinigungen, Parteien und an Stammtischen,<br />

sondern finden zunehmend in Chatrooms oder sozialen Netzwerken<br />

statt.<br />

Die Internet- oder Netzpolitik ist deshalb eine der zentralen<br />

Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes –<br />

gesellschaftlich wie ökonomisch. Das Internet und seine immer<br />

stärkere Nutzung im privaten, öffentlichen und wirtschaftlichen<br />

Bereich verändert unsere Gesellschaft nachhaltig.<br />

Das Spannungsfeld für die Politik<br />

in dieser Aufgabe besteht darin, die<br />

großen Chancen des Internets in der<br />

Entwicklung zu unterstützen und<br />

Peter Hauk MdL<br />

Vorsitzender der<br />

<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />

gleichzeitig die zweifelsohne bestehenden Risiken einzugrenzen.<br />

Mit diesem Spannungsfeld hat sich die AG Netzpolitik der<br />

<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion Baden-Württemberg auseinandergesetzt,<br />

die sich am 27. Juni 2012 aus der Mitte der <strong>Fraktion</strong> konstituierte<br />

und seither dieses wichtige Politikfeld für uns erschließt.<br />

Ich freue mich, wenn unsere Positionen Ihr Interesse finden.<br />

Peter Hauk MdL<br />

Vorsitzender der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />

2


Was offline gilt, muss auch online gelten.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Nutzung des Internets ist aus dem Alltagsleben nicht mehr<br />

wegzudenken. Die Arbeitsgemeinschaft Netzpolitik, die sich<br />

aus Mitgliedern der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion und parteilosen<br />

Experten zusammensetzt, hat sich zur Aufgabe gemacht, die<br />

unglaublichen Chancen des Internets als Standortvorteil für<br />

Baden-Württemberg näher zu betrachten. Gleichzeitig weisen<br />

wir aber auch auf die mit dem Internet einhergehenden Risiken<br />

für unseren Alltag hin.<br />

All unseren Positionen zur Netzpolitik liegt ein Gedanke zugrunde:<br />

Online muss gelten, was auch offline gilt – oder anders<br />

ausgedrückt: Die Gesamtheit der Normen im realen Leben müssen<br />

auch in der virtuellen Welt Gültigkeit besitzen. Das Internet<br />

stellt uns aber auch vor bislang nicht bekannte Herausforderungen<br />

beispielsweise im Bereich der sozialen Netzwerke. Hier<br />

braucht es spezielle Regelwerke, die aus unserer Sicht bislang<br />

nur unzureichend oder gar nicht existieren.<br />

Die Fortentwicklung des Rechtsrahmens<br />

im Internet ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe. Die<br />

<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion möchte daher<br />

die Bürgerinnen und Bürger mit<br />

Andreas Deuschle MdL<br />

Netzpolitischer Sprecher<br />

und Vorsitzender der<br />

AG Netzpolitik<br />

ihren Ideen, Vorstellungen und Anregungen an dieser Aufgabe<br />

direkt beteiligen. Das <strong>Positionspapier</strong> hat daher die Funktion,<br />

sozu sagen als Version 1.0, eine online stattfindende Diskussion<br />

über die Regeln und Verhaltensweisen des Internets zu starten.<br />

Unser Ziel ist es, das vorliegende <strong>Positionspapier</strong> kontinuierlich<br />

mit den Ideen aus der Netzgemeinde fortzuschreiben. Hierzu<br />

möchten wir mit einer Online-Bürgerbeteiligung neue Wege im<br />

Finden und Abwägen von Argumenten und Positionen gehen.<br />

Ich freue mich auf eine spannende Diskussion und einen respektvollen<br />

Umgang im Netz.<br />

Andreas Deuschle MdL<br />

Netzpolitischer Sprecher und Vorsitzender der AG Netzpolitik<br />

3


Inhalt<br />

1. Datenschutz 6<br />

2. Datenschutz in sozialen Netzwerken 8<br />

3. Urheberrecht 10<br />

4. Netzneutralität 12<br />

5. E-Partizipation und E-Voting 14<br />

6. Pseudonyme und Anonymität 16<br />

7. Netzsperren vs. Löschen 18<br />

8. Breitbandausbau 20<br />

Impressum 1. Auflage 2013<br />

verfasser und Herausgeber: <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion, Pressestelle, Konrad-Adenauer-Straße 12, 70173 Stuttgart<br />

Ansprechpartnerin: Isabel Kling, Pressesprecherin der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />

Bilder: Fotolia<br />

druck, Bindung und Verarbeitung: Übelmesser Druck<br />

satz, Gestaltung: DHC-Werbung GmbH<br />

5


1. Datenschutz<br />

Definition:<br />

Der Begriff Datenschutz umfasst viele Parameter,<br />

die die Datenverarbeitung betreffen<br />

und den Einzelnen in einer zunehmend automatisierten<br />

und computerisierten Welt<br />

vor Datenmissbrauch schützen sollen. Im<br />

Kern soll durch Datenschutz der gläserne<br />

Bürger verhindert werden. 1 Das Bedürfnis<br />

nach Datenschutz ergibt sich aus dem Recht<br />

auf informationelle Selbstbestimmung, das<br />

sich wiederum aus dem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht<br />

ableitet. Diese Rechte gilt<br />

es zu schützen. Personenbezogene Daten<br />

sind gemäß § 3 Abs. 1 BDSG „Einzelangaben<br />

über persönliche oder sachliche Verhältnisse<br />

einer bestimmten oder bestimmbaren<br />

natürlichen Person“.<br />

Position:<br />

den. Dabei wahrt nur eine Zustimmungslösung<br />

(Opt-in) die berechtigten Belange<br />

des Einzelnen. Eine alleinige Widerspruchslösung<br />

(Opt-out) reicht nicht aus. Nur ein<br />

hohes Maß an Transparenz kann garantie­<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert, dass<br />

jeder Bürger jederzeit darüber Auskunft<br />

erhält, was mit seinen eigenen Daten geschieht.<br />

Jeder muss grundsätzlich selbst darüber<br />

bestimmen können, ob und wie seine<br />

Daten verarbeitet und weitergegeben werren,<br />

dass die Menschen den Nutzen erkennen,<br />

den Datensammlungen haben können.<br />

Für unsere Wirtschaft ist die Nutzung und<br />

Verarbeitung von Daten heute wichtiger<br />

denn je. Wir dürfen nicht zulassen, dass<br />

1<br />

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/datenschutz.html (abgerufen am 31.07.2012)<br />

6


A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />

A1<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

sich einzelne Wettbewerber durch die<br />

Verletzung von Datenschutzvorschriften<br />

Vorteile gegenüber ihren rechtstreuen<br />

Konkurrenten verschaffen. Deshalb wollen<br />

wir sicherstellen, dass Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen<br />

im Wettbewerb<br />

durch andere Marktteilnehmer und Verbraucherschutzverbände<br />

abgemahnt werden<br />

können.<br />

Datenschutz darf nicht zum Täterschutz<br />

werden. Deshalb muss es den staatlichen<br />

Organen ermöglicht werden, in einem klar<br />

festgelegten Rahmen Informationen zu erhalten,<br />

die zur Kriminalitätsbekämpfung<br />

notwendig sind.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion betont, dass der<br />

hohe Datenschutzstandard in Deutschland<br />

eine Chance für Unternehmen darstellt. So<br />

besteht gerade für Unternehmen, die ihre<br />

Daten und Softwaredienste in sogenannten<br />

Cloud-Servern ausgelagert haben, ein<br />

großes Interesse an hoher Datensicherheit.<br />

Der deutsche Datenschutz könnte hiermit<br />

zum Geschäftsmodell für Serverangebote<br />

werden.<br />

Begründung:<br />

Die Menschen müssen selbst entscheiden<br />

dürfen, wann, wo und wer die eigenen Daten<br />

erhält. Wir verstehen Datenschutz als<br />

Persönlichkeitsschutz und Schutz der Privatsphäre.<br />

Es muss deutlich und transparent<br />

dargestellt werden, was mit den eigenen<br />

Daten passiert. Informationelle Selbstbestimmung<br />

muss bedeuten, dass auch eine<br />

nachträg liche Kontrolle möglich ist. Internetnutzern<br />

muss die Möglichkeit besser<br />

kommuniziert werden, auf Anfrage Auskunft<br />

über die Verwendung der eigenen Daten zu<br />

erhalten. Für die Zukunft kann das eigene<br />

Verhalten bei der Preisgabe von persönlichen<br />

Daten nur geändert oder überdacht<br />

werden, wenn man weiß, welchen Weg die<br />

eigenen Daten nehmen können oder bereits<br />

genommen haben. Rechtsschutz kann zudem<br />

nur gewährt werden, wenn diese Kontrolle<br />

vorausgegangen ist. Damit können<br />

dann die Löschung von Daten, die Haftung<br />

bei Rechtsverletzungen oder auch strafrechtliche<br />

Sanktionen geltend gemacht<br />

werden.<br />

> Wir fordern, dass jeder Bürger jederzeit<br />

darüber Auskunft erhält,<br />

was mit seinen eigenen Daten geschieht.<br />

> Wir fordern dazu auf, die hohen<br />

Datenschutzstandards als Chance<br />

für den Wirtschaftsstandort zu<br />

begreifen.<br />

> Wir fordern, dass die Regeln des<br />

Datenschutzes von den Marktteilnehmern<br />

eingehalten werden.<br />

> Wir fordern, dass es den staatlichen<br />

Organen ermöglicht wird, in<br />

einem klar festgelegten Rahmen<br />

Informationen zu erhalten, die<br />

zur Kriminalitätsbekämpfung notwendig<br />

sind – denn Datenschutz<br />

darf nicht zum Täterschutz werden.<br />

Transparenz:<br />

Was passiert mit<br />

meinen Daten?<br />

7


2. Datenschutz in sozialen Netzwerken<br />

Definition:<br />

Ein soziales Netzwerk im Internet ist eine<br />

lose Verbindung von Menschen in einer<br />

Netzgemeinschaft. Diese Netzwerke sind im<br />

Zuge des Web 2.0 entstandene virtuelle Gemeinschaften,<br />

über die soziale Beziehungen<br />

via Internet gepflegt werden können. Soziale<br />

Netzwerke können themenorientiert<br />

sein, wie sog. Business-Netzwerke, oder rein<br />

sozialer Kommunikation dienen, wie z. B.<br />

Schüler- und Studierendennetzwerke. 2<br />

Position:<br />

2<br />

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1020869/soziales-netzwerk-v2.html<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine<br />

Anpassung des europäischen Datenschutzrechts<br />

an die Herausforderungen des digitalen<br />

Zeitalters. Insbesondere für die international<br />

agierenden sozialen Netzwerke<br />

brauchen wir staatenübergreifende Datenschutzvorgaben.<br />

Denn Datenschutz in sozialen<br />

Netzwerken erachten wir als besonders<br />

wichtig. Die Datenschutzordnung ist<br />

notwendig, um die Daten deutscher Internetnutzer<br />

besser zu schützen. Nur mit einer<br />

europaweiten verbraucherfreundlichen Datenschutzgrundlage<br />

könnten gegenüber Akteuren<br />

außerhalb der EU die europäischen<br />

Vorstellungen von Datenschutz durchgesetzt<br />

werden. Deshalb unterstützen wir die<br />

Pläne von EU-Kommissarin Viviane Reding,<br />

die EU-Datenschutzrichtlinie von 1995 zu<br />

modernisieren. Dieser Reformprozess muss<br />

zu einem besseren Schutz der persönlichen<br />

Daten von Verbrauchern in Europa führen,<br />

ganz unabhängig davon, in welchem EU-<br />

Land sie leben oder in welchem Land die<br />

Unternehmen, die ihre Daten verarbeiten,<br />

ihren Sitz haben. Aus deutscher Sicht ist<br />

uns wichtig, dass das hohe deutsche Datenschutzniveau<br />

erhalten bleibt, die deutschen<br />

Datenschutzbehörden weiter gestärkt und<br />

im Ergebnis europaweit hohe Datenschutzstandards<br />

verankert werden.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich dafür<br />

ein, dass veröffentlichte Daten auch wieder<br />

gelöscht werden können. Dieses „Recht auf<br />

Vergessen“ hat für uns Priorität. Jeder Nutzer<br />

soll einen justiziablen Rechtsanspruch<br />

gegen die Netzwerkanbieter haben, dass<br />

Inhalte im eigenen Profil oder auch das<br />

gesamte Profil ersatzlos gelöscht werden.<br />

Hier fordern wir speziell von den Betreibern<br />

sozialer Netzwerke eine transparente und<br />

schnell ersichtliche Möglichkeit ein, das eigene<br />

Profil zu löschen! Dieses sollte in allen<br />

sozialen Netzwerken einheitlich ausgestaltet<br />

werden (Button). Zudem sollen Änderungen<br />

der Geschäftsbedingungen künftig<br />

transparenter vonstattengehen.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich für<br />

einen besseren Schutz der Privatsphäre<br />

in telemedialen Kommunikationsformen,<br />

neben E-Mails also auch in Chats oder persönlichen<br />

Nachrichten, ein. So werden von<br />

den Betreibern sozialer Netzwerke teilweise<br />

mithilfe von Algorithmen die Chats der Nutzer<br />

überwacht. Diese Praxis verstößt jedoch<br />

gegen das im Grundgesetz verankerte Fernmeldegeheimnis.<br />

8


2<br />

Kontrolle der persönlichen<br />

daten durch den Einzelnen,<br />

nicht durch Netzwerkbetreiber!<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert die Landesregierung<br />

auf, eine umfassende Informationskampagne<br />

„Soziale Netzwerke“ zu<br />

starten, die sowohl Jugendliche als auch<br />

Eltern für den Umgang mit sozialen Medien<br />

trainiert und für ihre Chancen und Gefahren<br />

(Datenschutz, Phishing, Viren etc.)<br />

sensibilisiert. Zudem sollen den Schulen<br />

künftig Lehrerstunden für die Sensibilisierung<br />

zu einem verantwortlichen Umgang<br />

und Verhalten in sozialen Netzwerken, wie<br />

derzeit etwa Facebook, zur Verfügung gestellt<br />

werden. Im Schulfach „Informatik“<br />

sollte verstärkt der Bereich Medienkunde,<br />

Medienkompetenz und Datenschutz unterrichtet<br />

werden. Dafür bedarf es neben einer<br />

Verankerung in der Lehrerausbildung auch<br />

der systematischen Weiterbildung der Lehrerinnen<br />

und Lehrer. Hierzu sind auch die<br />

Ausbildungsinhalte der Universitäten und<br />

Pädagogischen Hochschulen anzupassen.<br />

Begründung:<br />

Soziale Netzwerke, die deutsches Datenschutzrecht<br />

befolgten, verschwinden in der<br />

Bedeutungslosigkeit. Stattdessen erfreuen<br />

sich zumeist Angebote, die weitaus weniger<br />

strengen Datenschutzrichtlinien unterliegen,<br />

immer größerer Anmeldezahlen. Das<br />

Problem wird schnell deutlich: Die Durchsetzbarkeit<br />

von deutschem Datenschutzrecht<br />

ist nicht immer gegeben. Daten werden<br />

gesammelt und etwa für personalisierte<br />

Werbung verwendet. Diese Verwendungsform<br />

der Daten ist das Geschäftsmodell der<br />

zumeist unentgeltlichen Angebote.<br />

Soziale Medien bestimmen unsere heutige<br />

Lebenswelt. Immer mehr Menschen sind<br />

Mitglied in einem sozialen Netzwerk. So<br />

hat Facebook in Deutschland momentan<br />

23.750.160 aktive Nutzer. 3 Viele Bürgerinnen<br />

und Bürger haben inzwischen den Eindruck,<br />

den Überblick über die Verbreitung<br />

der eigenen Daten verloren zu haben. Unter<br />

den Nutzern sind außerdem viele Kinder<br />

und Jugendliche, die besonders schutzbedürftig<br />

sind. Der Einzelne muss jederzeit<br />

die Kontrolle über seine Daten haben und<br />

entscheiden können, wofür die Daten verwendet<br />

werden dürfen. Mittelfristig können<br />

global agierende Internetunternehmen nur<br />

über europäische oder gar internationale<br />

Datenschutzstandards angehalten werden,<br />

ihren Datenschutz im Sinne des Verbrauchers<br />

zu verbessern.<br />

> Wir fordern die Landesregierung<br />

auf, eine umfassende Informationskampagne<br />

„Soziale Netzwerke“<br />

zu starten, die sowohl<br />

Jugendliche als auch Eltern für<br />

den Umgang mit sozialen Medien<br />

trainiert und für ihre Chancen und<br />

Gefahren sensibilisiert.<br />

> Wir fordern, dass veröffentlichte<br />

Daten auch wieder gelöscht<br />

werden können. Speziell von den<br />

Betreibern sozialer Netzwerke<br />

fordern wir eine transparente und<br />

schnell ersichtliche Möglichkeit<br />

ein, das eigene Profil zu löschen.<br />

> Wir fordern die Landesregierung<br />

auf, im Schulfach „Informatik“<br />

verstärkt die Medienkompetenz<br />

zu unterrichten und dementsprechend<br />

in der Lehrerausbildung zu<br />

verankern.<br />

3<br />

http://www.n-tv.de/technik/Facebook-verliert-an-Reiz-article6657116.html (abgerufen am 01.08.2012)<br />

9


3. Urheberrecht<br />

Definition:<br />

Das Urheberrecht ist die wirtschaftliche<br />

Grundlage künstlerischen Schaffens. Es<br />

schützt das geistige Eigentum des Urhebers<br />

und garantiert das Recht am eigenen Werk.<br />

Es handelt sich um ein absolutes, gegenüber<br />

jedermann wirkendes Recht. Geschützte<br />

Werke sind gemäß § 2 Urheberrechtsgesetz<br />

(UrhG) solche der Literatur, Wissenschaft<br />

und Kunst. Durch die zunehmende Digitalisierung<br />

von Werken sehen sich Urheber über<br />

Kopiervorgänge im Internet um ihre Rechte<br />

am eigenen Werk gebracht. Seien es Filme,<br />

Musik, Bücher oder vieles mehr.<br />

Position:<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine Modernisierung<br />

des Urheberrechts. Das deutsche<br />

Urheberrecht hat sich bislang bewährt.<br />

Es muss daher nicht neu erfunden werden.<br />

Jedoch brauchen wir eine stärkere Anpassung<br />

an die digitalen Herausforderungen. In<br />

diesem Prozess muss eine Vereinfachung des<br />

Urheberrechts stattfinden, denn im Internet<br />

kommen viele Menschen damit schnell in Berührung.<br />

Es muss daher jedem klar sein, was<br />

er darf und was verboten ist. Deshalb muss<br />

es im Anschluss an die Überarbeitung eine<br />

10


3<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

umfassende Kampagne der Bundesregierung<br />

geben, in der sie über diese Dos und Don’ts<br />

des Urheberrechts aufklärt.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine Abkehr<br />

von der derzeit vorherrschenden Abmahnindustrie.<br />

Diese bewegt sich in einer<br />

rechtlichen Grauzone. Deshalb muss bestehendes<br />

Recht konsequenter angewandt<br />

werden. Dem Rechtsmissbrauch durch<br />

überzogene Abmahngebühren wollen wir<br />

Einhalt gebieten. Hier sollte die sogenannte<br />

100-Euro-Regelung, die sich aus § 97a Abs. 2<br />

UrhG ergibt, auch konsequent angewendet<br />

werden.<br />

Für die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion gilt der Schutz<br />

des geistigen Eigentums auch in der digitalen<br />

Welt. Wir distanzieren uns eindeutig<br />

von der Behauptung der Piratenpartei, wonach<br />

es kein „geistiges Eigentum“ gebe. 4 Die<br />

Forderung nach einer Kulturflatrate lehnen<br />

wir ab, da das Geschäftsmodell der Kreativwirtschaft<br />

staatlich vorgegeben würde. Das<br />

entspricht nicht unseren Vorstellungen von<br />

sozialer Marktwirtschaft.<br />

Der Internetzugang gehört inzwischen zur<br />

infrastrukturellen Grundversorgung und daher<br />

ist eine Sperrung von Internetzugängen<br />

keine vertretbare Lösung.<br />

Begründung:<br />

Das Internet darf nicht als rechtsfreier Raum<br />

wahrgenommen werden. Bestehendes Recht<br />

muss vielmehr stärker durchgesetzt werden.<br />

Zum besseren Schutz des geistigen Eigentums<br />

hat sich jüngst ein Appell von Künstlern<br />

formiert: Der „Aufruf gegen den Diebstahl<br />

geistigen Eigentums“ wurde mittlerweile<br />

von mehr als viertausend 5 Schriftstellern,<br />

Musikern, bildenden Künstlern und auch<br />

Wissenschaftlern unterzeichnet. In einer<br />

arbeitsteiligen Gesellschaft, heißt es darin,<br />

gäben Künstler die Vermarktung ihrer Werke<br />

in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten<br />

und Verwertungsgesellschaften – als<br />

ihren Interessenvertretern. Diese Bewegung<br />

unterstützen wir ausdrücklich.<br />

4<br />

http://wiki.piratenpartei.de/Geistiges_Eigentum (Abrufdatum 31.07.2012)<br />

5<br />

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/urheberrechtsdebatte-kuenstler-ihr-seid-nicht-systemrelevant-11746404.html<br />

(Abrufdatum 18.06.2012)<br />

> Wir fordern eine Modernisierung<br />

des Urheberrechts mit einer stärkeren<br />

Anpassung an die digitalen<br />

Herausforderungen und in diesem<br />

Prozess eine Vereinfachung des<br />

Urheberrechts.<br />

> Wir fordern eine Abkehr von<br />

der derzeit vorherrschenden<br />

Ab mahnindustrie und die konsequente<br />

Anwendung der sog.<br />

100-Euro-Regelung, die sich aus<br />

§ 97a Abs. 2 UrhG ergibt.<br />

> Wir fordern den Schutz des geistigen<br />

Eigentums auch in der digitalen<br />

Welt und lehnen eine „Kulturflatrate“<br />

ab.<br />

> Wir fordern einen klaren Katalog,<br />

aus dem ersichtlich wird, was erlaubt<br />

ist und was nicht.<br />

Anpassung von bestehendem<br />

Recht an digitale<br />

Herausforderungen statt<br />

Abmahnindustrie!<br />

11


4. Netzneutralität<br />

Definition:<br />

Ein neutrales Netz garantiert die wertneutrale<br />

Datenübertragung im Internet. Dies bedeutet,<br />

dass Internetdienstanbieter alle Datenpakete,<br />

die sie verarbeiten, unverändert<br />

und in gleicher Qualität weitertransportieren.<br />

Dieser Transport soll unabhängig davon<br />

sein, woher die Datenpakete stammen, wohin<br />

sie transportiert werden sollen, mit welchem<br />

Inhalt die Pakete ausgestattet sind und<br />

welche Anwendung die Pakete erstellt hat.<br />

Position:<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert, dass auch<br />

weiterhin sichergestellt wird, dass Daten unbesehen<br />

ihres Absenders und Empfängers<br />

sowie Inhalt mit bestmöglichem Aufwand<br />

(Best-Effort-Übertragung) durchgeleitet werden.<br />

Bis zu einem gewissen Grad erscheint<br />

Datensteuerung wie etwa Verkehrssteuerung<br />

sinnvoll, jedoch sollten Auswahl- und<br />

Filterkriterien transparent und nachvollziehbar<br />

dargestellt werden. Kommunikationsanbieter<br />

sollten dazu verpflichtet werden, ihre<br />

Priorisierungen offen darzulegen. Techniken<br />

zum Durchleuchten des gesamten Netzverkehrs<br />

in Form von „Deep Packet Inspection“<br />

(DPI) zum Zweck der Datenpriorisierung leh­<br />

nen wir als Eingriff in die Privatsphäre und im<br />

Hinblick auf eine neutrale Datenübermittlung<br />

jedoch ausdrücklich ab.<br />

Es darf keine Priorisierung von Daten unterschiedlicher<br />

Diensteanbieter eintreten.<br />

Darauf aufbauend können nach transparenten<br />

Kriterien Qualitätsverbesserungen, wie<br />

etwa größere Datenvolumen und schnellere<br />

Internetzugänge („Premium-Angebote“<br />

o. Ä.), angeboten werden. Der Wettbewerb<br />

der Dienstanbieter muss erhalten bleiben,<br />

12


4<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

da dieser die weitgehende Netzneutralität<br />

gewährleistet. Hier muss kartellrechtlich<br />

ein besonderes Augenmerk darauf gelegt<br />

werden.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion begrüßt eine<br />

Selbstverpflichtung der Netzbetreiber, wie<br />

sie etwa in Großbritannien stattgefunden<br />

hat. Darin verpflichten sie sich, ein volles<br />

und offenes Netz zu gewährleisten und keine<br />

legalen Dienste oder Inhalte zu blockieren. 6<br />

Begründung:<br />

Derzeit verursachen deutsche Internetnutzer<br />

monatlich etwa 12 Gigabyte Internetverkehr<br />

(Frankreich 16 GB, USA 19 GB,<br />

Südkorea 40 GB). Durch mehr und mehr internetfähige<br />

Geräte wie Smartphones oder<br />

streamingfähige Fernsehgeräte wird diese<br />

Entwicklung weiter verstärkt werden und<br />

Experten erwarten bis zum Jahr 2015 eine<br />

Zunahme des Internetverkehrs um den Faktor<br />

20. 7 Die stetig wachsende Datenmenge<br />

im Netz lässt sich prinzipiell auf zwei Wegen<br />

bewältigen: durch eine Erweiterung der physischen<br />

Netzkapazität oder durch eine effizientere<br />

Ausnutzung der bestehenden Netzkapazitäten.<br />

Da der Netzausbau technisch<br />

limitiert und teuer ist, erscheint der Ansatz<br />

reizvoll, die wachsenden Datenmengen<br />

im Netz mit unterschiedlicher Priorität zu<br />

übertragen. Neue Techniken (IPv6) ermöglichen<br />

eine Kategorisierung der übertragenen<br />

Daten. Effektiv findet dadurch jedoch eine<br />

Datendiskriminierung statt und vermeintlich<br />

wichtige Daten werden gegenüber vermeintlich<br />

unwichtigeren Daten bei der Übertragung<br />

bevorzugt.<br />

Die Blockade oder das Verlangsamen von<br />

Peer-to-Peer-Diensten (P2P) sowie von Internettelefonaten<br />

via Voice over IP (VoIP) in<br />

Europa ist bereits heute weitverbreitet.<br />

> Wir fordern, dass auch weiterhin<br />

sichergestellt wird, dass Daten<br />

unbesehen ihres Absenders und<br />

Empfängers sowie Inhalts mit<br />

bestmöglichem Aufwand (Best-<br />

Effort-Übertragung) durchgeleitet<br />

werden.<br />

> Wir fordern den Erhalt des Wettbewerbs<br />

der Dienstanbieter, da<br />

dieser die weitgehende Netzneutralität<br />

gewährleistet. Es darf<br />

keine Priorisierung von Daten<br />

unterschiedlicher Dienstanbieter<br />

eintreten.<br />

6<br />

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Britische-Provider-verabschieden-Kodex-zur-Netzneutralitaet-1652275.html<br />

(abgerufen am 31.07.2012)<br />

7<br />

http://www.heise.de/netze/meldung/DE-CIX-Internet-Verkehr-waechst-bis-2015-um-den-Faktor-20-1179473.html<br />

(abgerufen am 31.07.2012)<br />

Netzneutralität statt<br />

Datensteuerung und<br />

Datendiskriminierung<br />

13


5. E-Partizipation und E-Voting<br />

✗<br />

Definition:<br />

E-Partizipation bedeutet die Teilhabe an<br />

politisch-administrativen Prozessen der<br />

Entscheidungsfindung mithilfe von Informations-<br />

und Kommunikationstechnik. Damit<br />

soll eine Beteiligung der Bürgerinnen<br />

und Bürger an demokratischen Prozessen<br />

erleichtert und befördert werden. Über das<br />

Internet können die Erfahrungen der Menschen<br />

und ihre Meinungen zu Vorhaben<br />

leichter eingeholt werden. Umgekehrt können<br />

interessierte Menschen über das Internet<br />

leichter die Verwaltung erreichen und<br />

Meinungen äußern.<br />

E-Voting meint Wahlen, bei denen elektronische<br />

Hilfsmittel für die Stimmabgabe sowie<br />

zum Auszählen der Stimmen eingesetzt<br />

werden. Hierunter fallen der Einsatz von<br />

Wahlcomputern in Wahllokalen, das Wählen<br />

von zu Hause über das Internet oder auch<br />

das Wählen per SMS, wie es etwa in Estland 8<br />

möglich ist.<br />

Hohe Akzeptanz und Beteiligung<br />

durch E-Partizipationsformate<br />

Position:<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich für ein<br />

besseres Angebot an E-Partizipationsmöglichkeiten<br />

ein. Mit relativ geringem Aufwand<br />

können sowohl Bürgerschaft als auch<br />

Verwaltung und Politik besser miteinander<br />

in Dialog treten. Zudem muss für eine stärkere<br />

Verwendung von E-Partizipation auch<br />

die Internetkompetenz der Bürgerinnen und<br />

Bürger geschult werden.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich entschieden<br />

gegen eine Substitution des klassischen<br />

Wahlrechts durch E-Voting ein.<br />

Begründung:<br />

E-Partizipationsformate bieten große Chancen<br />

für eine umfängliche Bürgerbeteiligung.<br />

Sie sind orts- und zeitunabhängig und<br />

können als Ergänzungen der repräsentativen<br />

Demokratien betrachtet werden. Sie<br />

sind ausdrücklich nicht als Ersatz oder Übergangsform<br />

zu einer direkten Demokratie zu<br />

verstehen. Beteiligungsformen wie Online-<br />

Diskussionen über Vorhaben oder Projekte<br />

8<br />

http://www.stern.de/digital/telefon/estland-handys-raus-es-ist-parlamentswahl-649743.html<br />

(abgerufen am 03.08.2012)<br />

14


A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />

A5<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

können in Foren oder sozialen Netzwerken<br />

stattfinden. Großen Erfolg erzielten über<br />

E-Partizipation kommunale Bürgerhaushalte,<br />

wie sie etwa auch die Stadt Stuttgart<br />

zur Aufstellung des Doppelhaushalts<br />

2012/2013 durchgeführt und damit hohe<br />

Akzeptanz- und Beteiligungswerte erreicht<br />

hat. 9 Dieses Modell wäre auch für Einzelpläne<br />

oder einzelne Kapitel des Landeshaushalts<br />

denkbar und sollte in Modellversuchen<br />

erprobt werden.<br />

widrig, da es u. a. gegen den Grundsatz der<br />

geheimen Wahl verstoßen würde.<br />

Interessant könnte der Einsatz von E-Voting-<br />

Modellen jedoch in Vereinen o. Ä. sein, um so<br />

Abstimmungsprozesse zu erleichtern. Dies<br />

müsste jedoch zuvor in den entsprechenden<br />

Vereinssatzungen verankert werden.<br />

> Wir fordern ein besseres Angebot<br />

an E-Partizipationsmöglichkeiten.<br />

> Wir fordern die Landesregierung<br />

auf, Bürgerinnen und Bürgern<br />

Schulungsangebote zur Stärkung<br />

der Internetkompetenz zu unterbreiten.<br />

Beim E-Voting, also der verbindlichen Entscheidungsfindung,<br />

muss beachtet werden,<br />

dass hinter jedem Einsatz elektronischer<br />

Hilfsmittel auch die Gefahr der Manipulation<br />

steckt. Zudem bestimmen auch heute<br />

noch soziodemografische Faktoren den Zugang<br />

zum Internet. 78 Prozent der Baden-<br />

Württemberger nutzen das Internet. Nicht<br />

jeder Bürger und nicht jede Bürgerin nutzen<br />

es jedoch aktiv als Interaktionsmedium bzw.<br />

besitzen überhaupt einen Zugang zum Internet.<br />

Somit wäre eine Repräsentativität<br />

weder bei der E-Partizipation noch beim<br />

E-Voting gegeben. E-Voting bei staatlichen<br />

Parlamentswahlen wäre auch verfassungs­<br />

9<br />

http://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/<br />

(abgerufen am 31.07.2012)<br />

15


6. Pseudonyme und Anonymität<br />

Definition:<br />

Anonymität im Internet bedeutet, nicht<br />

erkennbar und nicht identifizierbar zu sein.<br />

Auch im Falle strafrechtlichen Handelns.<br />

Das Pseudonym hingegen verschleiert lediglich<br />

oberflächlich die wahre Identität des<br />

Internetnutzers durch die Wahl eines anderen<br />

Namens oder einer sonstigen Bezeich­<br />

nung. Im Falle einer notwendigen Identitätsfeststellung<br />

kann die wahre Identität jedoch<br />

über technische Verfahren ermittelt werden<br />

– im Gegensatz zur Anonymität.<br />

Position:<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion lehnt einen<br />

Klarnamenzwang im Internet ab. Darunter<br />

verstehen wir Freiheit. Diese Freiheit kennt<br />

jedoch auch im Internet wie im realen Leben<br />

ihre Grenzen. So soll es möglich sein,<br />

strafbare Handlungen zu verfolgen. Dies<br />

soll über kurzfristig zwischengespeicherte<br />

Daten von Netzbetreibern erfolgen. Jeder<br />

Internetnutzer ist über eine IP-Adresse eindeutig<br />

identifizierbar. Diese soll im Falle<br />

strafrechtlicher Handlungen festgestellt<br />

und ermittelt werden können. Im Straßenverkehr<br />

ist jedes Fahrzeug über ein Kennzeichen<br />

ermittelbar, ohne dass dies auf Unverständnis<br />

stoßen würde. Deshalb muss eine<br />

Kennzeichenpflicht auch online gelten und<br />

eine vollständige Verschleierung der eigenen<br />

Identität mithilfe von technischen Manipulationen<br />

soll untersagt sein. Was offline<br />

gilt, muss auch online gelten.<br />

Eine geeignete Variante wäre die Vergabe<br />

einer persönlichen dynamischen IP-Adresse.<br />

Diese verändert sich analog der bisherigen<br />

IP-Adresse ständig, ist jedoch in Kombina tion<br />

mit persönlichen Merkmalen des Nutzers<br />

zum jeweiligen Zeitpunkt einmalig. Das heißt,<br />

anhand einer Personen-IP-Adresse könnte jeder<br />

Internetnutzer – bei Vorliegen der gesetzlichen<br />

Grundlagen – direkt ermittelt werden.<br />

Dies würde auch nicht gegen den Grundsatz<br />

der anonymen Nutzung verstoßen, da diese<br />

Variante analog zum bisherigen Verfahren<br />

(IP-Adressen) zu bewerten ist.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion lehnt eine langfristige<br />

und umfassende Datenspeicherung<br />

ohne vorherige Einwilligung des Nutzers<br />

ab. Die Erfassung der persönlichen Daten<br />

erlaubt es, weitreichende Aussagen zu Aktivitäten,<br />

Umfeld, gesellschaftlichen oder<br />

politischen Aktivitäten sowie persönlichen<br />

Vorlieben, Neigungen oder Schwächen des<br />

Nutzers zu treffen. Kurzum: Es können detaillierte<br />

Persönlichkeitsprofile anhand der<br />

Internetnutzung erstellt werden. Hier sehen<br />

wir große Missbrauchsgefahren, insbesondere<br />

bei kleineren Providern mit geringeren<br />

Sicherungsmechanismen. Deshalb muss eine<br />

generelle Datenspeicherung verhindert und<br />

entsprechende Sicherungsmechanismen<br />

müssen auch von kleineren Internetanbietern<br />

vorgewiesen und kontrolliert werden.<br />

16


6<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

> Wir fordern die Möglichkeit, strafbare<br />

Handlungen zu verfolgen, lehnen<br />

aber einen Klar namenzwang<br />

im Internet ab.<br />

> Wir fordern die Untersagung einer<br />

vollständigen Verschleierung<br />

der eigenen Identität mithilfe von<br />

technischen Manipulationen.<br />

> Wir fordern die Verhinderung einer<br />

langfristigen und umfassenden<br />

Datenspeicherung ohne vorherige<br />

Einwilligung des Nutzers.<br />

Eine generelle Datenspeicherung<br />

muss verhindert werden und entsprechende<br />

Sicherungsmechanismen<br />

müssen auch von kleineren<br />

Internetanbietern vorgewiesen<br />

und kontrolliert werden.<br />

Begründung:<br />

Im Schutz der Anonymität sind zunehmend<br />

verbale Entgleisungen, Cyber-Mobbing, Stalking<br />

oder auch schwere kriminelle Handlungen<br />

festzustellen. Das Internet ist jedoch<br />

kein rechtsfreier Raum und so muss auch<br />

hier eine effiziente Strafverfolgung gewährleistet<br />

werden. Auf der anderen Seite darf<br />

es keine Datensammelwut geben und eine<br />

personalisierte Datensammlung nicht erfolgen.<br />

Ein großer Suchmaschinenanbieter<br />

etwa speichert Suchanfragen von Nutzern<br />

15 Monate lang, bevor er sie löscht. Damit<br />

können detaillierte Informationen über Personen<br />

gewonnen werden.<br />

Was offline gilt, muss<br />

auch online gelten.<br />

17


7<br />

7. Netzsperren vs. Löschen<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

Definition:<br />

Netzsperren sollen den Zugang zu bestimmten<br />

Inhalten im Internet erschweren.<br />

Dies sollte nach dem Zugangserschwerungsgesetz<br />

für kinderpornografische<br />

Inhalte – es wurde nie angewendet und<br />

mittlerweile wieder aufgehoben – über<br />

sogenannte „Stopp-Schilder“ im Internet<br />

realisiert werden, die sich vor die eigentliche<br />

Seite mit bedenklichem Inhalt schalten.<br />

Das Löschen sieht die unmittelbare Entfernung<br />

von rechtswidrigen Inhalten vor.<br />

Position:<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion spricht sich gegen<br />

die Ausweitung von Netzsperren aus.<br />

Vielmehr soll bestehendes Recht konsequenter<br />

angewandt werden. Dies soll gerade<br />

für besonders schwerwiegende menschenverachtende<br />

Inhalte – speziell für den<br />

Bereich Kinderpornografie – gelten. Diese<br />

Inhalte sind dementsprechend auch konsequent<br />

zu ermitteln und in nächster Instanz<br />

zu löschen.<br />

Zu diesem Zwecke fordert die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />

einen Ausbau der Ermittlungen<br />

sowie die konsequente Strafverfolgung im<br />

Bereich der schweren Online-Kriminalität.<br />

Wir verstehen dies auch als expliziten Auftrag<br />

an die Landesregierung, die Online­<br />

Kriminalität verstärkt in den Fokus zu nehmen<br />

und die entsprechenden Einheiten mit<br />

adäquaten Einsatzmitteln auszustatten.<br />

Begründung:<br />

Menschenverachtende Inhalte, die in vielfacher<br />

Weise grausame Darstellungen enthalten,<br />

finden teilweise große Verbreitung<br />

über das Internet. Dieser Entwicklung ist<br />

deutlich der Kampf anzusagen. Für die <strong>CDU</strong>-<br />

Landtagsfraktion wiegt in diesen Fällen der<br />

Opferschutz höher, weshalb diese illegalen<br />

Inhalte konsequent zu löschen sind.<br />

Weitergehende Eingriffe lehnen wir jedoch<br />

ab. Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion spricht sich<br />

gegen gesetzliche Internetsperren für Nutzer<br />

zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen<br />

aus. Der Internetzugang gehört<br />

für uns inzwischen zur infrastrukturellen<br />

Grundversorgung der Bürgerinnen und<br />

Bürger und darf daher auch nicht gesperrt<br />

werden.<br />

> Wir fordern die konsequentere<br />

Anwendung von bestehendem<br />

Recht anstelle von Netzsperren.<br />

Besonders schwerwiegende menschenverachtende<br />

Inhalte müssen<br />

konsequent ermittelt und in<br />

nächster Instanz gelöscht werden.<br />

> Wir fordern, die Online-Kriminalität<br />

verstärkt in den Fokus zu<br />

nehmen und die entsprechenden<br />

Einheiten mit adäquaten Einsatzmitteln<br />

auszustatten.<br />

Opferschutz: ja!<br />

Netzsperre: nein!<br />

19


8. Breitbandausbau<br />

Definition:<br />

tragungsraten von mindestens 50 Megabit<br />

pro Sekunde zur Verfügung stehen, und hat<br />

zum Ziel, solche Hochleistungsnetze möglichst<br />

bald auch flächendeckend verfügbar<br />

zu haben.<br />

Position:<br />

Schnelles Internet ist ein Standortfaktor.<br />

Wirtschaftliches Wachstum und steigender<br />

Wohlstand setzen eine flächendeckende<br />

Versorgung unseres Landes mit leistungsfähigen,<br />

schnellen Internetanschlüssen voraus.<br />

Der Anschluss an die Datenautobahn<br />

ist heute dafür verantwortlich, dass eine<br />

Region für junge Familien, aber auch für<br />

Unternehmen attraktiv ist und somit die<br />

Wirtschaftskraft und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhalten oder gesteigert werden kann.<br />

Im November 2007 wurde die Breitband-<br />

Initiative Ländlicher Raum gestartet. Damit<br />

sollten auch die „weißen Flecken“ im Land<br />

an die Datenautobahn angebunden werden.<br />

Mit der Breitband-Initiative Ländlicher<br />

Raum unterstrich das Land Baden-Württemberg<br />

seine bundesweite Spitzenstellung bei<br />

diesem Thema.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion begrüßt daher,<br />

dass die neue Landesregierung die von uns<br />

Eine allgemeine Definition eines Breitbandanschlusses<br />

gibt es nicht. Generell<br />

gilt eine Geschwindigkeit von 1 Megabit<br />

pro Sekunde als Breitbandanschluss. Durch<br />

die ständige technische Weiterentwicklung<br />

muss diese Grenze aber ebenso ständig<br />

flexibel gehalten und die Infrastruktur den<br />

neuen Anforderungen angepasst werden.<br />

Die Breitbandstrategie der Bundesregierung<br />

sieht vor, dass bis 2014 für 75 Prozent<br />

der Haushalte Anschlüsse mit Überbegonnene<br />

Initiative zum Breitbandausbau<br />

fortsetzt, auch wenn wir heute bereits deutlich<br />

weiter sein könnten. Die nächste Generation<br />

der Mobilfunktechnik steht mit LTE<br />

(Long-Term-Evolution) bereit und wird von<br />

20


A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />

A8<br />

Da muss jetzt was<br />

passieren!<br />

großen Netzbetreibern bereits mit Slogans<br />

wie „Internet fürs Land“ beworben. Diese<br />

funkbasierten Lösungen müssen verstärkt<br />

eingesetzt werden. Auch über wei tere<br />

Modellprojekte, wie etwa die Glasfaserkabelverlegung<br />

über Wasserrohre, ist dabei<br />

nachzudenken. Wir können uns nicht darauf<br />

ausruhen, dass schon rund 97 Prozent der<br />

Haushalte angeschlossen sind. Den verbleibenden<br />

3 Prozent und damit rund 150.000<br />

Haushalten – hauptsächlich im ländlichen<br />

Raum – ohne Anschluss an schnelles Internet<br />

nützt diese Erkenntnis wenig. Wir<br />

fordern die Landesregierung daher auf, ein<br />

Breitband-Erschließungskonzept für die<br />

letzten 3 Prozent vorzulegen.<br />

Begründung:<br />

Die Grundversorgung mit einem Internetzugang<br />

für jedermann muss zu vertretbaren<br />

Preisen gewährleistet sein. Für eine<br />

zukunftsfähige Regionalentwicklung ist ein<br />

schneller Internetanschluss inzwischen unabdingbar.<br />

Deshalb bedarf es Impulsen aus<br />

der Politik: Die <strong>CDU</strong> hat dieses wichtige Thema<br />

in Baden-Württemberg als erstes Land<br />

in Deutschland aufgegriffen und mit Hochdruck<br />

vorangetrieben. Baden-Württemberg<br />

ist deshalb bei der Breitbandversorgung<br />

bundesweit klarer Spitzenreiter. Damit wir<br />

dies bleiben, muss die Landesregierung weiter<br />

handeln.<br />

> Wir fordern die flächendeckende<br />

Versorgung unseres Landes<br />

mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen<br />

und den Aufbau von<br />

Netzen der nächsten Generation<br />

als wichtige Voraussetzungen für<br />

wirtschaftliches Wachstum und<br />

steigenden Wohlstand.<br />

> Wir fordern den verstärkten Einsatz<br />

von funkbasierten Lösungen<br />

und die Beachtung weiterer Modellprojekte<br />

wie etwa die Glasfaserkabelverlegung<br />

über Wasserund<br />

Abwasserrohre.<br />

> Wir fordern die Landesregierung<br />

auf, ein Breitband-Erschließungskonzept<br />

für die noch nicht angeschlossenen<br />

Haushalte vorzulegen.<br />

Internetzugang<br />

für jedermann zu<br />

vertretbaren Preisen!<br />

21


Aktuelle Informationen über die parlamentarische Arbeit der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion finden Sie auf unserer Homepage unter<br />

www.cdu.landtag-bw.de<br />

Zusätzlich zu unserer Homepage und unserem Newsletter können Sie sich<br />

auch über unsere neue App für iPhone, Android und Blackberry immer<br />

aktuell über unsere Arbeit im Landtag von Baden-Württemberg informieren!<br />

Die kostenlose App kann im jeweiligen App-Store heruntergeladen werden!<br />

22


A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />

Jetzt sind Sie gefragt:<br />

Das Papier soll ständig weiterentwickelt werden.<br />

Dabei wollen wir auch Ihre Meinung wissen.<br />

Besuchen Sie uns online unter<br />

www.fraktion.cdu-bw.de/netzpolitik<br />

Dort finden Sie das Papier auch in digitaler Form<br />

und Sie haben die Möglichkeit, uns Ihre Änderungsvorschläge<br />

über die Kommentarfunktion<br />

direkt mitzuteilen.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Ideen!<br />

23


Was würden Sie anders machen?<br />

Schreiben Sie uns:<br />

Andreas Deuschle MdL<br />

Netzpolitischer Sprecher<br />

Haus der Abgeordneten<br />

Konrad-Adenauer-Straße 12<br />

70173 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 2063 893<br />

Fax: 0711 2063 14 893<br />

E-Mail: andreas.deuschle@cdu.landtag-bw.de<br />

www.andreas-deuschle.de<br />

Mischa Waldherr<br />

Parlamentarischer Berater<br />

Haus der Abgeordneten<br />

Konrad-Adenauer-Straße 12<br />

70173 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 2063 935<br />

Fax: 0711 2063 14 935<br />

E-Mail: mischa.waldherr@cdu.landtag-bw.de<br />

www.cdu.landtag-bw.de<br />

V. i. S. d. P. Isabel Kling, Pressesprecherin<br />

Diese Druckschrift ist eine Information über die parlamentarische Arbeit der <strong>CDU</strong>-Landtags fraktion Baden-Württemberg und darf nicht zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.<br />

www.cdu.landtag-bw.de

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