Positionspapier - CDU-Fraktion
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AG Netzpolitik der<br />
<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion Baden-Württemberg<br />
E-Partizipation<br />
und E-Voting<br />
Pseudonyme<br />
und Anonymität<br />
Netzneutralität<br />
Urheberrecht<br />
Datenschutz<br />
Netzsperren<br />
vs. Löschen<br />
Breitbandausbau<br />
Datenschutz in<br />
sozialen Netzwerken<br />
Positionen zu wichtigen netzpolitischen Handlungsfeldern<br />
–<br />
wir denken<br />
NEU<br />
IHRE <strong>Fraktion</strong> im Landtag<br />
von Baden-Württemberg
Vorworte<br />
Internet als Chance nutzen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
das Internet ist eine Chance. Der Umgang mit dem Internet ist<br />
als vierte Kulturtechnik anerkannt. Die Menschen kommunizieren,<br />
die Menschen partizipieren über das Internet. Dienste<br />
des täglichen Lebens – von Bankgeschäften bis zur Kfz-Zulassung<br />
– werden immer mehr ins Internet verlagert. Der<br />
gesellschaftliche Austausch und Diskurs erfolgen nicht mehr<br />
nur offline in Vereinigungen, Parteien und an Stammtischen,<br />
sondern finden zunehmend in Chatrooms oder sozialen Netzwerken<br />
statt.<br />
Die Internet- oder Netzpolitik ist deshalb eine der zentralen<br />
Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes –<br />
gesellschaftlich wie ökonomisch. Das Internet und seine immer<br />
stärkere Nutzung im privaten, öffentlichen und wirtschaftlichen<br />
Bereich verändert unsere Gesellschaft nachhaltig.<br />
Das Spannungsfeld für die Politik<br />
in dieser Aufgabe besteht darin, die<br />
großen Chancen des Internets in der<br />
Entwicklung zu unterstützen und<br />
Peter Hauk MdL<br />
Vorsitzender der<br />
<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />
gleichzeitig die zweifelsohne bestehenden Risiken einzugrenzen.<br />
Mit diesem Spannungsfeld hat sich die AG Netzpolitik der<br />
<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion Baden-Württemberg auseinandergesetzt,<br />
die sich am 27. Juni 2012 aus der Mitte der <strong>Fraktion</strong> konstituierte<br />
und seither dieses wichtige Politikfeld für uns erschließt.<br />
Ich freue mich, wenn unsere Positionen Ihr Interesse finden.<br />
Peter Hauk MdL<br />
Vorsitzender der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />
2
Was offline gilt, muss auch online gelten.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Nutzung des Internets ist aus dem Alltagsleben nicht mehr<br />
wegzudenken. Die Arbeitsgemeinschaft Netzpolitik, die sich<br />
aus Mitgliedern der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion und parteilosen<br />
Experten zusammensetzt, hat sich zur Aufgabe gemacht, die<br />
unglaublichen Chancen des Internets als Standortvorteil für<br />
Baden-Württemberg näher zu betrachten. Gleichzeitig weisen<br />
wir aber auch auf die mit dem Internet einhergehenden Risiken<br />
für unseren Alltag hin.<br />
All unseren Positionen zur Netzpolitik liegt ein Gedanke zugrunde:<br />
Online muss gelten, was auch offline gilt – oder anders<br />
ausgedrückt: Die Gesamtheit der Normen im realen Leben müssen<br />
auch in der virtuellen Welt Gültigkeit besitzen. Das Internet<br />
stellt uns aber auch vor bislang nicht bekannte Herausforderungen<br />
beispielsweise im Bereich der sozialen Netzwerke. Hier<br />
braucht es spezielle Regelwerke, die aus unserer Sicht bislang<br />
nur unzureichend oder gar nicht existieren.<br />
Die Fortentwicklung des Rechtsrahmens<br />
im Internet ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe. Die<br />
<strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion möchte daher<br />
die Bürgerinnen und Bürger mit<br />
Andreas Deuschle MdL<br />
Netzpolitischer Sprecher<br />
und Vorsitzender der<br />
AG Netzpolitik<br />
ihren Ideen, Vorstellungen und Anregungen an dieser Aufgabe<br />
direkt beteiligen. Das <strong>Positionspapier</strong> hat daher die Funktion,<br />
sozu sagen als Version 1.0, eine online stattfindende Diskussion<br />
über die Regeln und Verhaltensweisen des Internets zu starten.<br />
Unser Ziel ist es, das vorliegende <strong>Positionspapier</strong> kontinuierlich<br />
mit den Ideen aus der Netzgemeinde fortzuschreiben. Hierzu<br />
möchten wir mit einer Online-Bürgerbeteiligung neue Wege im<br />
Finden und Abwägen von Argumenten und Positionen gehen.<br />
Ich freue mich auf eine spannende Diskussion und einen respektvollen<br />
Umgang im Netz.<br />
Andreas Deuschle MdL<br />
Netzpolitischer Sprecher und Vorsitzender der AG Netzpolitik<br />
3
Inhalt<br />
1. Datenschutz 6<br />
2. Datenschutz in sozialen Netzwerken 8<br />
3. Urheberrecht 10<br />
4. Netzneutralität 12<br />
5. E-Partizipation und E-Voting 14<br />
6. Pseudonyme und Anonymität 16<br />
7. Netzsperren vs. Löschen 18<br />
8. Breitbandausbau 20<br />
Impressum 1. Auflage 2013<br />
verfasser und Herausgeber: <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion, Pressestelle, Konrad-Adenauer-Straße 12, 70173 Stuttgart<br />
Ansprechpartnerin: Isabel Kling, Pressesprecherin der <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />
Bilder: Fotolia<br />
druck, Bindung und Verarbeitung: Übelmesser Druck<br />
satz, Gestaltung: DHC-Werbung GmbH<br />
5
1. Datenschutz<br />
Definition:<br />
Der Begriff Datenschutz umfasst viele Parameter,<br />
die die Datenverarbeitung betreffen<br />
und den Einzelnen in einer zunehmend automatisierten<br />
und computerisierten Welt<br />
vor Datenmissbrauch schützen sollen. Im<br />
Kern soll durch Datenschutz der gläserne<br />
Bürger verhindert werden. 1 Das Bedürfnis<br />
nach Datenschutz ergibt sich aus dem Recht<br />
auf informationelle Selbstbestimmung, das<br />
sich wiederum aus dem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht<br />
ableitet. Diese Rechte gilt<br />
es zu schützen. Personenbezogene Daten<br />
sind gemäß § 3 Abs. 1 BDSG „Einzelangaben<br />
über persönliche oder sachliche Verhältnisse<br />
einer bestimmten oder bestimmbaren<br />
natürlichen Person“.<br />
Position:<br />
den. Dabei wahrt nur eine Zustimmungslösung<br />
(Opt-in) die berechtigten Belange<br />
des Einzelnen. Eine alleinige Widerspruchslösung<br />
(Opt-out) reicht nicht aus. Nur ein<br />
hohes Maß an Transparenz kann garantie<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert, dass<br />
jeder Bürger jederzeit darüber Auskunft<br />
erhält, was mit seinen eigenen Daten geschieht.<br />
Jeder muss grundsätzlich selbst darüber<br />
bestimmen können, ob und wie seine<br />
Daten verarbeitet und weitergegeben werren,<br />
dass die Menschen den Nutzen erkennen,<br />
den Datensammlungen haben können.<br />
Für unsere Wirtschaft ist die Nutzung und<br />
Verarbeitung von Daten heute wichtiger<br />
denn je. Wir dürfen nicht zulassen, dass<br />
1<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/datenschutz.html (abgerufen am 31.07.2012)<br />
6
A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />
A1<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
sich einzelne Wettbewerber durch die<br />
Verletzung von Datenschutzvorschriften<br />
Vorteile gegenüber ihren rechtstreuen<br />
Konkurrenten verschaffen. Deshalb wollen<br />
wir sicherstellen, dass Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen<br />
im Wettbewerb<br />
durch andere Marktteilnehmer und Verbraucherschutzverbände<br />
abgemahnt werden<br />
können.<br />
Datenschutz darf nicht zum Täterschutz<br />
werden. Deshalb muss es den staatlichen<br />
Organen ermöglicht werden, in einem klar<br />
festgelegten Rahmen Informationen zu erhalten,<br />
die zur Kriminalitätsbekämpfung<br />
notwendig sind.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion betont, dass der<br />
hohe Datenschutzstandard in Deutschland<br />
eine Chance für Unternehmen darstellt. So<br />
besteht gerade für Unternehmen, die ihre<br />
Daten und Softwaredienste in sogenannten<br />
Cloud-Servern ausgelagert haben, ein<br />
großes Interesse an hoher Datensicherheit.<br />
Der deutsche Datenschutz könnte hiermit<br />
zum Geschäftsmodell für Serverangebote<br />
werden.<br />
Begründung:<br />
Die Menschen müssen selbst entscheiden<br />
dürfen, wann, wo und wer die eigenen Daten<br />
erhält. Wir verstehen Datenschutz als<br />
Persönlichkeitsschutz und Schutz der Privatsphäre.<br />
Es muss deutlich und transparent<br />
dargestellt werden, was mit den eigenen<br />
Daten passiert. Informationelle Selbstbestimmung<br />
muss bedeuten, dass auch eine<br />
nachträg liche Kontrolle möglich ist. Internetnutzern<br />
muss die Möglichkeit besser<br />
kommuniziert werden, auf Anfrage Auskunft<br />
über die Verwendung der eigenen Daten zu<br />
erhalten. Für die Zukunft kann das eigene<br />
Verhalten bei der Preisgabe von persönlichen<br />
Daten nur geändert oder überdacht<br />
werden, wenn man weiß, welchen Weg die<br />
eigenen Daten nehmen können oder bereits<br />
genommen haben. Rechtsschutz kann zudem<br />
nur gewährt werden, wenn diese Kontrolle<br />
vorausgegangen ist. Damit können<br />
dann die Löschung von Daten, die Haftung<br />
bei Rechtsverletzungen oder auch strafrechtliche<br />
Sanktionen geltend gemacht<br />
werden.<br />
> Wir fordern, dass jeder Bürger jederzeit<br />
darüber Auskunft erhält,<br />
was mit seinen eigenen Daten geschieht.<br />
> Wir fordern dazu auf, die hohen<br />
Datenschutzstandards als Chance<br />
für den Wirtschaftsstandort zu<br />
begreifen.<br />
> Wir fordern, dass die Regeln des<br />
Datenschutzes von den Marktteilnehmern<br />
eingehalten werden.<br />
> Wir fordern, dass es den staatlichen<br />
Organen ermöglicht wird, in<br />
einem klar festgelegten Rahmen<br />
Informationen zu erhalten, die<br />
zur Kriminalitätsbekämpfung notwendig<br />
sind – denn Datenschutz<br />
darf nicht zum Täterschutz werden.<br />
Transparenz:<br />
Was passiert mit<br />
meinen Daten?<br />
7
2. Datenschutz in sozialen Netzwerken<br />
Definition:<br />
Ein soziales Netzwerk im Internet ist eine<br />
lose Verbindung von Menschen in einer<br />
Netzgemeinschaft. Diese Netzwerke sind im<br />
Zuge des Web 2.0 entstandene virtuelle Gemeinschaften,<br />
über die soziale Beziehungen<br />
via Internet gepflegt werden können. Soziale<br />
Netzwerke können themenorientiert<br />
sein, wie sog. Business-Netzwerke, oder rein<br />
sozialer Kommunikation dienen, wie z. B.<br />
Schüler- und Studierendennetzwerke. 2<br />
Position:<br />
2<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1020869/soziales-netzwerk-v2.html<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine<br />
Anpassung des europäischen Datenschutzrechts<br />
an die Herausforderungen des digitalen<br />
Zeitalters. Insbesondere für die international<br />
agierenden sozialen Netzwerke<br />
brauchen wir staatenübergreifende Datenschutzvorgaben.<br />
Denn Datenschutz in sozialen<br />
Netzwerken erachten wir als besonders<br />
wichtig. Die Datenschutzordnung ist<br />
notwendig, um die Daten deutscher Internetnutzer<br />
besser zu schützen. Nur mit einer<br />
europaweiten verbraucherfreundlichen Datenschutzgrundlage<br />
könnten gegenüber Akteuren<br />
außerhalb der EU die europäischen<br />
Vorstellungen von Datenschutz durchgesetzt<br />
werden. Deshalb unterstützen wir die<br />
Pläne von EU-Kommissarin Viviane Reding,<br />
die EU-Datenschutzrichtlinie von 1995 zu<br />
modernisieren. Dieser Reformprozess muss<br />
zu einem besseren Schutz der persönlichen<br />
Daten von Verbrauchern in Europa führen,<br />
ganz unabhängig davon, in welchem EU-<br />
Land sie leben oder in welchem Land die<br />
Unternehmen, die ihre Daten verarbeiten,<br />
ihren Sitz haben. Aus deutscher Sicht ist<br />
uns wichtig, dass das hohe deutsche Datenschutzniveau<br />
erhalten bleibt, die deutschen<br />
Datenschutzbehörden weiter gestärkt und<br />
im Ergebnis europaweit hohe Datenschutzstandards<br />
verankert werden.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich dafür<br />
ein, dass veröffentlichte Daten auch wieder<br />
gelöscht werden können. Dieses „Recht auf<br />
Vergessen“ hat für uns Priorität. Jeder Nutzer<br />
soll einen justiziablen Rechtsanspruch<br />
gegen die Netzwerkanbieter haben, dass<br />
Inhalte im eigenen Profil oder auch das<br />
gesamte Profil ersatzlos gelöscht werden.<br />
Hier fordern wir speziell von den Betreibern<br />
sozialer Netzwerke eine transparente und<br />
schnell ersichtliche Möglichkeit ein, das eigene<br />
Profil zu löschen! Dieses sollte in allen<br />
sozialen Netzwerken einheitlich ausgestaltet<br />
werden (Button). Zudem sollen Änderungen<br />
der Geschäftsbedingungen künftig<br />
transparenter vonstattengehen.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich für<br />
einen besseren Schutz der Privatsphäre<br />
in telemedialen Kommunikationsformen,<br />
neben E-Mails also auch in Chats oder persönlichen<br />
Nachrichten, ein. So werden von<br />
den Betreibern sozialer Netzwerke teilweise<br />
mithilfe von Algorithmen die Chats der Nutzer<br />
überwacht. Diese Praxis verstößt jedoch<br />
gegen das im Grundgesetz verankerte Fernmeldegeheimnis.<br />
8
2<br />
Kontrolle der persönlichen<br />
daten durch den Einzelnen,<br />
nicht durch Netzwerkbetreiber!<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert die Landesregierung<br />
auf, eine umfassende Informationskampagne<br />
„Soziale Netzwerke“ zu<br />
starten, die sowohl Jugendliche als auch<br />
Eltern für den Umgang mit sozialen Medien<br />
trainiert und für ihre Chancen und Gefahren<br />
(Datenschutz, Phishing, Viren etc.)<br />
sensibilisiert. Zudem sollen den Schulen<br />
künftig Lehrerstunden für die Sensibilisierung<br />
zu einem verantwortlichen Umgang<br />
und Verhalten in sozialen Netzwerken, wie<br />
derzeit etwa Facebook, zur Verfügung gestellt<br />
werden. Im Schulfach „Informatik“<br />
sollte verstärkt der Bereich Medienkunde,<br />
Medienkompetenz und Datenschutz unterrichtet<br />
werden. Dafür bedarf es neben einer<br />
Verankerung in der Lehrerausbildung auch<br />
der systematischen Weiterbildung der Lehrerinnen<br />
und Lehrer. Hierzu sind auch die<br />
Ausbildungsinhalte der Universitäten und<br />
Pädagogischen Hochschulen anzupassen.<br />
Begründung:<br />
Soziale Netzwerke, die deutsches Datenschutzrecht<br />
befolgten, verschwinden in der<br />
Bedeutungslosigkeit. Stattdessen erfreuen<br />
sich zumeist Angebote, die weitaus weniger<br />
strengen Datenschutzrichtlinien unterliegen,<br />
immer größerer Anmeldezahlen. Das<br />
Problem wird schnell deutlich: Die Durchsetzbarkeit<br />
von deutschem Datenschutzrecht<br />
ist nicht immer gegeben. Daten werden<br />
gesammelt und etwa für personalisierte<br />
Werbung verwendet. Diese Verwendungsform<br />
der Daten ist das Geschäftsmodell der<br />
zumeist unentgeltlichen Angebote.<br />
Soziale Medien bestimmen unsere heutige<br />
Lebenswelt. Immer mehr Menschen sind<br />
Mitglied in einem sozialen Netzwerk. So<br />
hat Facebook in Deutschland momentan<br />
23.750.160 aktive Nutzer. 3 Viele Bürgerinnen<br />
und Bürger haben inzwischen den Eindruck,<br />
den Überblick über die Verbreitung<br />
der eigenen Daten verloren zu haben. Unter<br />
den Nutzern sind außerdem viele Kinder<br />
und Jugendliche, die besonders schutzbedürftig<br />
sind. Der Einzelne muss jederzeit<br />
die Kontrolle über seine Daten haben und<br />
entscheiden können, wofür die Daten verwendet<br />
werden dürfen. Mittelfristig können<br />
global agierende Internetunternehmen nur<br />
über europäische oder gar internationale<br />
Datenschutzstandards angehalten werden,<br />
ihren Datenschutz im Sinne des Verbrauchers<br />
zu verbessern.<br />
> Wir fordern die Landesregierung<br />
auf, eine umfassende Informationskampagne<br />
„Soziale Netzwerke“<br />
zu starten, die sowohl<br />
Jugendliche als auch Eltern für<br />
den Umgang mit sozialen Medien<br />
trainiert und für ihre Chancen und<br />
Gefahren sensibilisiert.<br />
> Wir fordern, dass veröffentlichte<br />
Daten auch wieder gelöscht<br />
werden können. Speziell von den<br />
Betreibern sozialer Netzwerke<br />
fordern wir eine transparente und<br />
schnell ersichtliche Möglichkeit<br />
ein, das eigene Profil zu löschen.<br />
> Wir fordern die Landesregierung<br />
auf, im Schulfach „Informatik“<br />
verstärkt die Medienkompetenz<br />
zu unterrichten und dementsprechend<br />
in der Lehrerausbildung zu<br />
verankern.<br />
3<br />
http://www.n-tv.de/technik/Facebook-verliert-an-Reiz-article6657116.html (abgerufen am 01.08.2012)<br />
9
3. Urheberrecht<br />
Definition:<br />
Das Urheberrecht ist die wirtschaftliche<br />
Grundlage künstlerischen Schaffens. Es<br />
schützt das geistige Eigentum des Urhebers<br />
und garantiert das Recht am eigenen Werk.<br />
Es handelt sich um ein absolutes, gegenüber<br />
jedermann wirkendes Recht. Geschützte<br />
Werke sind gemäß § 2 Urheberrechtsgesetz<br />
(UrhG) solche der Literatur, Wissenschaft<br />
und Kunst. Durch die zunehmende Digitalisierung<br />
von Werken sehen sich Urheber über<br />
Kopiervorgänge im Internet um ihre Rechte<br />
am eigenen Werk gebracht. Seien es Filme,<br />
Musik, Bücher oder vieles mehr.<br />
Position:<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine Modernisierung<br />
des Urheberrechts. Das deutsche<br />
Urheberrecht hat sich bislang bewährt.<br />
Es muss daher nicht neu erfunden werden.<br />
Jedoch brauchen wir eine stärkere Anpassung<br />
an die digitalen Herausforderungen. In<br />
diesem Prozess muss eine Vereinfachung des<br />
Urheberrechts stattfinden, denn im Internet<br />
kommen viele Menschen damit schnell in Berührung.<br />
Es muss daher jedem klar sein, was<br />
er darf und was verboten ist. Deshalb muss<br />
es im Anschluss an die Überarbeitung eine<br />
10
3<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
umfassende Kampagne der Bundesregierung<br />
geben, in der sie über diese Dos und Don’ts<br />
des Urheberrechts aufklärt.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert eine Abkehr<br />
von der derzeit vorherrschenden Abmahnindustrie.<br />
Diese bewegt sich in einer<br />
rechtlichen Grauzone. Deshalb muss bestehendes<br />
Recht konsequenter angewandt<br />
werden. Dem Rechtsmissbrauch durch<br />
überzogene Abmahngebühren wollen wir<br />
Einhalt gebieten. Hier sollte die sogenannte<br />
100-Euro-Regelung, die sich aus § 97a Abs. 2<br />
UrhG ergibt, auch konsequent angewendet<br />
werden.<br />
Für die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion gilt der Schutz<br />
des geistigen Eigentums auch in der digitalen<br />
Welt. Wir distanzieren uns eindeutig<br />
von der Behauptung der Piratenpartei, wonach<br />
es kein „geistiges Eigentum“ gebe. 4 Die<br />
Forderung nach einer Kulturflatrate lehnen<br />
wir ab, da das Geschäftsmodell der Kreativwirtschaft<br />
staatlich vorgegeben würde. Das<br />
entspricht nicht unseren Vorstellungen von<br />
sozialer Marktwirtschaft.<br />
Der Internetzugang gehört inzwischen zur<br />
infrastrukturellen Grundversorgung und daher<br />
ist eine Sperrung von Internetzugängen<br />
keine vertretbare Lösung.<br />
Begründung:<br />
Das Internet darf nicht als rechtsfreier Raum<br />
wahrgenommen werden. Bestehendes Recht<br />
muss vielmehr stärker durchgesetzt werden.<br />
Zum besseren Schutz des geistigen Eigentums<br />
hat sich jüngst ein Appell von Künstlern<br />
formiert: Der „Aufruf gegen den Diebstahl<br />
geistigen Eigentums“ wurde mittlerweile<br />
von mehr als viertausend 5 Schriftstellern,<br />
Musikern, bildenden Künstlern und auch<br />
Wissenschaftlern unterzeichnet. In einer<br />
arbeitsteiligen Gesellschaft, heißt es darin,<br />
gäben Künstler die Vermarktung ihrer Werke<br />
in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten<br />
und Verwertungsgesellschaften – als<br />
ihren Interessenvertretern. Diese Bewegung<br />
unterstützen wir ausdrücklich.<br />
4<br />
http://wiki.piratenpartei.de/Geistiges_Eigentum (Abrufdatum 31.07.2012)<br />
5<br />
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/urheberrechtsdebatte-kuenstler-ihr-seid-nicht-systemrelevant-11746404.html<br />
(Abrufdatum 18.06.2012)<br />
> Wir fordern eine Modernisierung<br />
des Urheberrechts mit einer stärkeren<br />
Anpassung an die digitalen<br />
Herausforderungen und in diesem<br />
Prozess eine Vereinfachung des<br />
Urheberrechts.<br />
> Wir fordern eine Abkehr von<br />
der derzeit vorherrschenden<br />
Ab mahnindustrie und die konsequente<br />
Anwendung der sog.<br />
100-Euro-Regelung, die sich aus<br />
§ 97a Abs. 2 UrhG ergibt.<br />
> Wir fordern den Schutz des geistigen<br />
Eigentums auch in der digitalen<br />
Welt und lehnen eine „Kulturflatrate“<br />
ab.<br />
> Wir fordern einen klaren Katalog,<br />
aus dem ersichtlich wird, was erlaubt<br />
ist und was nicht.<br />
Anpassung von bestehendem<br />
Recht an digitale<br />
Herausforderungen statt<br />
Abmahnindustrie!<br />
11
4. Netzneutralität<br />
Definition:<br />
Ein neutrales Netz garantiert die wertneutrale<br />
Datenübertragung im Internet. Dies bedeutet,<br />
dass Internetdienstanbieter alle Datenpakete,<br />
die sie verarbeiten, unverändert<br />
und in gleicher Qualität weitertransportieren.<br />
Dieser Transport soll unabhängig davon<br />
sein, woher die Datenpakete stammen, wohin<br />
sie transportiert werden sollen, mit welchem<br />
Inhalt die Pakete ausgestattet sind und<br />
welche Anwendung die Pakete erstellt hat.<br />
Position:<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion fordert, dass auch<br />
weiterhin sichergestellt wird, dass Daten unbesehen<br />
ihres Absenders und Empfängers<br />
sowie Inhalt mit bestmöglichem Aufwand<br />
(Best-Effort-Übertragung) durchgeleitet werden.<br />
Bis zu einem gewissen Grad erscheint<br />
Datensteuerung wie etwa Verkehrssteuerung<br />
sinnvoll, jedoch sollten Auswahl- und<br />
Filterkriterien transparent und nachvollziehbar<br />
dargestellt werden. Kommunikationsanbieter<br />
sollten dazu verpflichtet werden, ihre<br />
Priorisierungen offen darzulegen. Techniken<br />
zum Durchleuchten des gesamten Netzverkehrs<br />
in Form von „Deep Packet Inspection“<br />
(DPI) zum Zweck der Datenpriorisierung leh<br />
nen wir als Eingriff in die Privatsphäre und im<br />
Hinblick auf eine neutrale Datenübermittlung<br />
jedoch ausdrücklich ab.<br />
Es darf keine Priorisierung von Daten unterschiedlicher<br />
Diensteanbieter eintreten.<br />
Darauf aufbauend können nach transparenten<br />
Kriterien Qualitätsverbesserungen, wie<br />
etwa größere Datenvolumen und schnellere<br />
Internetzugänge („Premium-Angebote“<br />
o. Ä.), angeboten werden. Der Wettbewerb<br />
der Dienstanbieter muss erhalten bleiben,<br />
12
4<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
da dieser die weitgehende Netzneutralität<br />
gewährleistet. Hier muss kartellrechtlich<br />
ein besonderes Augenmerk darauf gelegt<br />
werden.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion begrüßt eine<br />
Selbstverpflichtung der Netzbetreiber, wie<br />
sie etwa in Großbritannien stattgefunden<br />
hat. Darin verpflichten sie sich, ein volles<br />
und offenes Netz zu gewährleisten und keine<br />
legalen Dienste oder Inhalte zu blockieren. 6<br />
Begründung:<br />
Derzeit verursachen deutsche Internetnutzer<br />
monatlich etwa 12 Gigabyte Internetverkehr<br />
(Frankreich 16 GB, USA 19 GB,<br />
Südkorea 40 GB). Durch mehr und mehr internetfähige<br />
Geräte wie Smartphones oder<br />
streamingfähige Fernsehgeräte wird diese<br />
Entwicklung weiter verstärkt werden und<br />
Experten erwarten bis zum Jahr 2015 eine<br />
Zunahme des Internetverkehrs um den Faktor<br />
20. 7 Die stetig wachsende Datenmenge<br />
im Netz lässt sich prinzipiell auf zwei Wegen<br />
bewältigen: durch eine Erweiterung der physischen<br />
Netzkapazität oder durch eine effizientere<br />
Ausnutzung der bestehenden Netzkapazitäten.<br />
Da der Netzausbau technisch<br />
limitiert und teuer ist, erscheint der Ansatz<br />
reizvoll, die wachsenden Datenmengen<br />
im Netz mit unterschiedlicher Priorität zu<br />
übertragen. Neue Techniken (IPv6) ermöglichen<br />
eine Kategorisierung der übertragenen<br />
Daten. Effektiv findet dadurch jedoch eine<br />
Datendiskriminierung statt und vermeintlich<br />
wichtige Daten werden gegenüber vermeintlich<br />
unwichtigeren Daten bei der Übertragung<br />
bevorzugt.<br />
Die Blockade oder das Verlangsamen von<br />
Peer-to-Peer-Diensten (P2P) sowie von Internettelefonaten<br />
via Voice over IP (VoIP) in<br />
Europa ist bereits heute weitverbreitet.<br />
> Wir fordern, dass auch weiterhin<br />
sichergestellt wird, dass Daten<br />
unbesehen ihres Absenders und<br />
Empfängers sowie Inhalts mit<br />
bestmöglichem Aufwand (Best-<br />
Effort-Übertragung) durchgeleitet<br />
werden.<br />
> Wir fordern den Erhalt des Wettbewerbs<br />
der Dienstanbieter, da<br />
dieser die weitgehende Netzneutralität<br />
gewährleistet. Es darf<br />
keine Priorisierung von Daten<br />
unterschiedlicher Dienstanbieter<br />
eintreten.<br />
6<br />
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Britische-Provider-verabschieden-Kodex-zur-Netzneutralitaet-1652275.html<br />
(abgerufen am 31.07.2012)<br />
7<br />
http://www.heise.de/netze/meldung/DE-CIX-Internet-Verkehr-waechst-bis-2015-um-den-Faktor-20-1179473.html<br />
(abgerufen am 31.07.2012)<br />
Netzneutralität statt<br />
Datensteuerung und<br />
Datendiskriminierung<br />
13
5. E-Partizipation und E-Voting<br />
✗<br />
Definition:<br />
E-Partizipation bedeutet die Teilhabe an<br />
politisch-administrativen Prozessen der<br />
Entscheidungsfindung mithilfe von Informations-<br />
und Kommunikationstechnik. Damit<br />
soll eine Beteiligung der Bürgerinnen<br />
und Bürger an demokratischen Prozessen<br />
erleichtert und befördert werden. Über das<br />
Internet können die Erfahrungen der Menschen<br />
und ihre Meinungen zu Vorhaben<br />
leichter eingeholt werden. Umgekehrt können<br />
interessierte Menschen über das Internet<br />
leichter die Verwaltung erreichen und<br />
Meinungen äußern.<br />
E-Voting meint Wahlen, bei denen elektronische<br />
Hilfsmittel für die Stimmabgabe sowie<br />
zum Auszählen der Stimmen eingesetzt<br />
werden. Hierunter fallen der Einsatz von<br />
Wahlcomputern in Wahllokalen, das Wählen<br />
von zu Hause über das Internet oder auch<br />
das Wählen per SMS, wie es etwa in Estland 8<br />
möglich ist.<br />
Hohe Akzeptanz und Beteiligung<br />
durch E-Partizipationsformate<br />
Position:<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich für ein<br />
besseres Angebot an E-Partizipationsmöglichkeiten<br />
ein. Mit relativ geringem Aufwand<br />
können sowohl Bürgerschaft als auch<br />
Verwaltung und Politik besser miteinander<br />
in Dialog treten. Zudem muss für eine stärkere<br />
Verwendung von E-Partizipation auch<br />
die Internetkompetenz der Bürgerinnen und<br />
Bürger geschult werden.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion setzt sich entschieden<br />
gegen eine Substitution des klassischen<br />
Wahlrechts durch E-Voting ein.<br />
Begründung:<br />
E-Partizipationsformate bieten große Chancen<br />
für eine umfängliche Bürgerbeteiligung.<br />
Sie sind orts- und zeitunabhängig und<br />
können als Ergänzungen der repräsentativen<br />
Demokratien betrachtet werden. Sie<br />
sind ausdrücklich nicht als Ersatz oder Übergangsform<br />
zu einer direkten Demokratie zu<br />
verstehen. Beteiligungsformen wie Online-<br />
Diskussionen über Vorhaben oder Projekte<br />
8<br />
http://www.stern.de/digital/telefon/estland-handys-raus-es-ist-parlamentswahl-649743.html<br />
(abgerufen am 03.08.2012)<br />
14
A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />
A5<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
können in Foren oder sozialen Netzwerken<br />
stattfinden. Großen Erfolg erzielten über<br />
E-Partizipation kommunale Bürgerhaushalte,<br />
wie sie etwa auch die Stadt Stuttgart<br />
zur Aufstellung des Doppelhaushalts<br />
2012/2013 durchgeführt und damit hohe<br />
Akzeptanz- und Beteiligungswerte erreicht<br />
hat. 9 Dieses Modell wäre auch für Einzelpläne<br />
oder einzelne Kapitel des Landeshaushalts<br />
denkbar und sollte in Modellversuchen<br />
erprobt werden.<br />
widrig, da es u. a. gegen den Grundsatz der<br />
geheimen Wahl verstoßen würde.<br />
Interessant könnte der Einsatz von E-Voting-<br />
Modellen jedoch in Vereinen o. Ä. sein, um so<br />
Abstimmungsprozesse zu erleichtern. Dies<br />
müsste jedoch zuvor in den entsprechenden<br />
Vereinssatzungen verankert werden.<br />
> Wir fordern ein besseres Angebot<br />
an E-Partizipationsmöglichkeiten.<br />
> Wir fordern die Landesregierung<br />
auf, Bürgerinnen und Bürgern<br />
Schulungsangebote zur Stärkung<br />
der Internetkompetenz zu unterbreiten.<br />
Beim E-Voting, also der verbindlichen Entscheidungsfindung,<br />
muss beachtet werden,<br />
dass hinter jedem Einsatz elektronischer<br />
Hilfsmittel auch die Gefahr der Manipulation<br />
steckt. Zudem bestimmen auch heute<br />
noch soziodemografische Faktoren den Zugang<br />
zum Internet. 78 Prozent der Baden-<br />
Württemberger nutzen das Internet. Nicht<br />
jeder Bürger und nicht jede Bürgerin nutzen<br />
es jedoch aktiv als Interaktionsmedium bzw.<br />
besitzen überhaupt einen Zugang zum Internet.<br />
Somit wäre eine Repräsentativität<br />
weder bei der E-Partizipation noch beim<br />
E-Voting gegeben. E-Voting bei staatlichen<br />
Parlamentswahlen wäre auch verfassungs<br />
9<br />
http://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/<br />
(abgerufen am 31.07.2012)<br />
15
6. Pseudonyme und Anonymität<br />
Definition:<br />
Anonymität im Internet bedeutet, nicht<br />
erkennbar und nicht identifizierbar zu sein.<br />
Auch im Falle strafrechtlichen Handelns.<br />
Das Pseudonym hingegen verschleiert lediglich<br />
oberflächlich die wahre Identität des<br />
Internetnutzers durch die Wahl eines anderen<br />
Namens oder einer sonstigen Bezeich<br />
nung. Im Falle einer notwendigen Identitätsfeststellung<br />
kann die wahre Identität jedoch<br />
über technische Verfahren ermittelt werden<br />
– im Gegensatz zur Anonymität.<br />
Position:<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion lehnt einen<br />
Klarnamenzwang im Internet ab. Darunter<br />
verstehen wir Freiheit. Diese Freiheit kennt<br />
jedoch auch im Internet wie im realen Leben<br />
ihre Grenzen. So soll es möglich sein,<br />
strafbare Handlungen zu verfolgen. Dies<br />
soll über kurzfristig zwischengespeicherte<br />
Daten von Netzbetreibern erfolgen. Jeder<br />
Internetnutzer ist über eine IP-Adresse eindeutig<br />
identifizierbar. Diese soll im Falle<br />
strafrechtlicher Handlungen festgestellt<br />
und ermittelt werden können. Im Straßenverkehr<br />
ist jedes Fahrzeug über ein Kennzeichen<br />
ermittelbar, ohne dass dies auf Unverständnis<br />
stoßen würde. Deshalb muss eine<br />
Kennzeichenpflicht auch online gelten und<br />
eine vollständige Verschleierung der eigenen<br />
Identität mithilfe von technischen Manipulationen<br />
soll untersagt sein. Was offline<br />
gilt, muss auch online gelten.<br />
Eine geeignete Variante wäre die Vergabe<br />
einer persönlichen dynamischen IP-Adresse.<br />
Diese verändert sich analog der bisherigen<br />
IP-Adresse ständig, ist jedoch in Kombina tion<br />
mit persönlichen Merkmalen des Nutzers<br />
zum jeweiligen Zeitpunkt einmalig. Das heißt,<br />
anhand einer Personen-IP-Adresse könnte jeder<br />
Internetnutzer – bei Vorliegen der gesetzlichen<br />
Grundlagen – direkt ermittelt werden.<br />
Dies würde auch nicht gegen den Grundsatz<br />
der anonymen Nutzung verstoßen, da diese<br />
Variante analog zum bisherigen Verfahren<br />
(IP-Adressen) zu bewerten ist.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion lehnt eine langfristige<br />
und umfassende Datenspeicherung<br />
ohne vorherige Einwilligung des Nutzers<br />
ab. Die Erfassung der persönlichen Daten<br />
erlaubt es, weitreichende Aussagen zu Aktivitäten,<br />
Umfeld, gesellschaftlichen oder<br />
politischen Aktivitäten sowie persönlichen<br />
Vorlieben, Neigungen oder Schwächen des<br />
Nutzers zu treffen. Kurzum: Es können detaillierte<br />
Persönlichkeitsprofile anhand der<br />
Internetnutzung erstellt werden. Hier sehen<br />
wir große Missbrauchsgefahren, insbesondere<br />
bei kleineren Providern mit geringeren<br />
Sicherungsmechanismen. Deshalb muss eine<br />
generelle Datenspeicherung verhindert und<br />
entsprechende Sicherungsmechanismen<br />
müssen auch von kleineren Internetanbietern<br />
vorgewiesen und kontrolliert werden.<br />
16
6<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
> Wir fordern die Möglichkeit, strafbare<br />
Handlungen zu verfolgen, lehnen<br />
aber einen Klar namenzwang<br />
im Internet ab.<br />
> Wir fordern die Untersagung einer<br />
vollständigen Verschleierung<br />
der eigenen Identität mithilfe von<br />
technischen Manipulationen.<br />
> Wir fordern die Verhinderung einer<br />
langfristigen und umfassenden<br />
Datenspeicherung ohne vorherige<br />
Einwilligung des Nutzers.<br />
Eine generelle Datenspeicherung<br />
muss verhindert werden und entsprechende<br />
Sicherungsmechanismen<br />
müssen auch von kleineren<br />
Internetanbietern vorgewiesen<br />
und kontrolliert werden.<br />
Begründung:<br />
Im Schutz der Anonymität sind zunehmend<br />
verbale Entgleisungen, Cyber-Mobbing, Stalking<br />
oder auch schwere kriminelle Handlungen<br />
festzustellen. Das Internet ist jedoch<br />
kein rechtsfreier Raum und so muss auch<br />
hier eine effiziente Strafverfolgung gewährleistet<br />
werden. Auf der anderen Seite darf<br />
es keine Datensammelwut geben und eine<br />
personalisierte Datensammlung nicht erfolgen.<br />
Ein großer Suchmaschinenanbieter<br />
etwa speichert Suchanfragen von Nutzern<br />
15 Monate lang, bevor er sie löscht. Damit<br />
können detaillierte Informationen über Personen<br />
gewonnen werden.<br />
Was offline gilt, muss<br />
auch online gelten.<br />
17
7<br />
7. Netzsperren vs. Löschen<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
Definition:<br />
Netzsperren sollen den Zugang zu bestimmten<br />
Inhalten im Internet erschweren.<br />
Dies sollte nach dem Zugangserschwerungsgesetz<br />
für kinderpornografische<br />
Inhalte – es wurde nie angewendet und<br />
mittlerweile wieder aufgehoben – über<br />
sogenannte „Stopp-Schilder“ im Internet<br />
realisiert werden, die sich vor die eigentliche<br />
Seite mit bedenklichem Inhalt schalten.<br />
Das Löschen sieht die unmittelbare Entfernung<br />
von rechtswidrigen Inhalten vor.<br />
Position:<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion spricht sich gegen<br />
die Ausweitung von Netzsperren aus.<br />
Vielmehr soll bestehendes Recht konsequenter<br />
angewandt werden. Dies soll gerade<br />
für besonders schwerwiegende menschenverachtende<br />
Inhalte – speziell für den<br />
Bereich Kinderpornografie – gelten. Diese<br />
Inhalte sind dementsprechend auch konsequent<br />
zu ermitteln und in nächster Instanz<br />
zu löschen.<br />
Zu diesem Zwecke fordert die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion<br />
einen Ausbau der Ermittlungen<br />
sowie die konsequente Strafverfolgung im<br />
Bereich der schweren Online-Kriminalität.<br />
Wir verstehen dies auch als expliziten Auftrag<br />
an die Landesregierung, die Online<br />
Kriminalität verstärkt in den Fokus zu nehmen<br />
und die entsprechenden Einheiten mit<br />
adäquaten Einsatzmitteln auszustatten.<br />
Begründung:<br />
Menschenverachtende Inhalte, die in vielfacher<br />
Weise grausame Darstellungen enthalten,<br />
finden teilweise große Verbreitung<br />
über das Internet. Dieser Entwicklung ist<br />
deutlich der Kampf anzusagen. Für die <strong>CDU</strong>-<br />
Landtagsfraktion wiegt in diesen Fällen der<br />
Opferschutz höher, weshalb diese illegalen<br />
Inhalte konsequent zu löschen sind.<br />
Weitergehende Eingriffe lehnen wir jedoch<br />
ab. Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion spricht sich<br />
gegen gesetzliche Internetsperren für Nutzer<br />
zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen<br />
aus. Der Internetzugang gehört<br />
für uns inzwischen zur infrastrukturellen<br />
Grundversorgung der Bürgerinnen und<br />
Bürger und darf daher auch nicht gesperrt<br />
werden.<br />
> Wir fordern die konsequentere<br />
Anwendung von bestehendem<br />
Recht anstelle von Netzsperren.<br />
Besonders schwerwiegende menschenverachtende<br />
Inhalte müssen<br />
konsequent ermittelt und in<br />
nächster Instanz gelöscht werden.<br />
> Wir fordern, die Online-Kriminalität<br />
verstärkt in den Fokus zu<br />
nehmen und die entsprechenden<br />
Einheiten mit adäquaten Einsatzmitteln<br />
auszustatten.<br />
Opferschutz: ja!<br />
Netzsperre: nein!<br />
19
8. Breitbandausbau<br />
Definition:<br />
tragungsraten von mindestens 50 Megabit<br />
pro Sekunde zur Verfügung stehen, und hat<br />
zum Ziel, solche Hochleistungsnetze möglichst<br />
bald auch flächendeckend verfügbar<br />
zu haben.<br />
Position:<br />
Schnelles Internet ist ein Standortfaktor.<br />
Wirtschaftliches Wachstum und steigender<br />
Wohlstand setzen eine flächendeckende<br />
Versorgung unseres Landes mit leistungsfähigen,<br />
schnellen Internetanschlüssen voraus.<br />
Der Anschluss an die Datenautobahn<br />
ist heute dafür verantwortlich, dass eine<br />
Region für junge Familien, aber auch für<br />
Unternehmen attraktiv ist und somit die<br />
Wirtschaftskraft und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhalten oder gesteigert werden kann.<br />
Im November 2007 wurde die Breitband-<br />
Initiative Ländlicher Raum gestartet. Damit<br />
sollten auch die „weißen Flecken“ im Land<br />
an die Datenautobahn angebunden werden.<br />
Mit der Breitband-Initiative Ländlicher<br />
Raum unterstrich das Land Baden-Württemberg<br />
seine bundesweite Spitzenstellung bei<br />
diesem Thema.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion begrüßt daher,<br />
dass die neue Landesregierung die von uns<br />
Eine allgemeine Definition eines Breitbandanschlusses<br />
gibt es nicht. Generell<br />
gilt eine Geschwindigkeit von 1 Megabit<br />
pro Sekunde als Breitbandanschluss. Durch<br />
die ständige technische Weiterentwicklung<br />
muss diese Grenze aber ebenso ständig<br />
flexibel gehalten und die Infrastruktur den<br />
neuen Anforderungen angepasst werden.<br />
Die Breitbandstrategie der Bundesregierung<br />
sieht vor, dass bis 2014 für 75 Prozent<br />
der Haushalte Anschlüsse mit Überbegonnene<br />
Initiative zum Breitbandausbau<br />
fortsetzt, auch wenn wir heute bereits deutlich<br />
weiter sein könnten. Die nächste Generation<br />
der Mobilfunktechnik steht mit LTE<br />
(Long-Term-Evolution) bereit und wird von<br />
20
A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />
A8<br />
Da muss jetzt was<br />
passieren!<br />
großen Netzbetreibern bereits mit Slogans<br />
wie „Internet fürs Land“ beworben. Diese<br />
funkbasierten Lösungen müssen verstärkt<br />
eingesetzt werden. Auch über wei tere<br />
Modellprojekte, wie etwa die Glasfaserkabelverlegung<br />
über Wasserrohre, ist dabei<br />
nachzudenken. Wir können uns nicht darauf<br />
ausruhen, dass schon rund 97 Prozent der<br />
Haushalte angeschlossen sind. Den verbleibenden<br />
3 Prozent und damit rund 150.000<br />
Haushalten – hauptsächlich im ländlichen<br />
Raum – ohne Anschluss an schnelles Internet<br />
nützt diese Erkenntnis wenig. Wir<br />
fordern die Landesregierung daher auf, ein<br />
Breitband-Erschließungskonzept für die<br />
letzten 3 Prozent vorzulegen.<br />
Begründung:<br />
Die Grundversorgung mit einem Internetzugang<br />
für jedermann muss zu vertretbaren<br />
Preisen gewährleistet sein. Für eine<br />
zukunftsfähige Regionalentwicklung ist ein<br />
schneller Internetanschluss inzwischen unabdingbar.<br />
Deshalb bedarf es Impulsen aus<br />
der Politik: Die <strong>CDU</strong> hat dieses wichtige Thema<br />
in Baden-Württemberg als erstes Land<br />
in Deutschland aufgegriffen und mit Hochdruck<br />
vorangetrieben. Baden-Württemberg<br />
ist deshalb bei der Breitbandversorgung<br />
bundesweit klarer Spitzenreiter. Damit wir<br />
dies bleiben, muss die Landesregierung weiter<br />
handeln.<br />
> Wir fordern die flächendeckende<br />
Versorgung unseres Landes<br />
mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen<br />
und den Aufbau von<br />
Netzen der nächsten Generation<br />
als wichtige Voraussetzungen für<br />
wirtschaftliches Wachstum und<br />
steigenden Wohlstand.<br />
> Wir fordern den verstärkten Einsatz<br />
von funkbasierten Lösungen<br />
und die Beachtung weiterer Modellprojekte<br />
wie etwa die Glasfaserkabelverlegung<br />
über Wasserund<br />
Abwasserrohre.<br />
> Wir fordern die Landesregierung<br />
auf, ein Breitband-Erschließungskonzept<br />
für die noch nicht angeschlossenen<br />
Haushalte vorzulegen.<br />
Internetzugang<br />
für jedermann zu<br />
vertretbaren Preisen!<br />
21
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A | Baden-Württemberg – vielfältig und weltoffen<br />
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23
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V. i. S. d. P. Isabel Kling, Pressesprecherin<br />
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