Die Bedeutung der Handschriften von Qumran – heute - Kath.de

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14 betonen zwei Hauptauswirkungen dieser Offenbarungsvermittlung: die Gemeinde – darin vornehmlich der „Lehrer“ – wird fähig zur endgültigen Rechtsbelehrung und zur Gotteserkenntnis, die aus sich heraus den Lobpreis entlässt, für Qumran tragender Bestandteil der Liturgie der Bundeserneuerung (vgl. die christliche Eucharistie). 5.5. Tora und Gesetz Die Tora-Observanz hat die Gemeinde mit den Pharisäern gemeinsam. Nun aber ist ein wirklich tiefes Verständnis zu beobachten. Es geht nicht mehr nur um den Tun-Ergehen-Zusammenhang, sondern um eine ganz fundamentale Sicht: die Tora ist nicht einfach nur das Gesetz, sondern der Wille und der Wunsch Gottes, das „Grundprinzip“ und „Fundament“ der Gemeinde, macht den Menschen fähig zur Gotteserkenntnis. Diese „Grundlagen der Gemeinde“ sind von den Priestern gelegt worden sind und sind nun bleibende Strukturordnung des Bundes. Nun hat der Begriff „Fundament“ in Qumran eine doppelte Bedeutung, denn er meint auch das „Geheimnis“, den „Rat“, der eben nur ihr, d.h. exklusiv der Gemeinde von Gott geoffenbart ist. 5.6. Leviten und Priester Der in Qumran dezidiert verwaltete und auf die Gemeinde hin erneuerte „Bund der ewigen Priesterschaft“ geht zum einen auf eine alte aaronidische Tradition zurück: Die Priester haben die Gemeinde gegründet, sind ihre Träger und bilden ihre hierarchische Spitze. Ihre Hauptaufgabe besteht im Gottesdienst, der aufgrund der Ablehnung des Opferkultes ganz neue Formen kreieren muss. Die qumranische Priesterschaft entwickelte für sich eine neue priesterliche Sukzession, die einerseits vor Aaron zurückgreift und auf Melchisedek vorausgreift. Damit verwiest Qumran auf den Galater- und Hebräerbrief, in denen Jesus als „Hoherpriester nach der Ordnung des Melchisedek“ bezeichnet wird. 5.7. Sühne und Rettung Die Vorstellungen von Sünde und Schuld rezipieren eindeutig die alttestamentlichen Vorgaben. In den Vorstellungen der Sühne geht die Gemeinde jedoch einen eigenen Weg. Jetzt ist die Sühne nicht mehr durch Schlachtopfer zu erreichen. Die Sühne wird theozentriert, insofern Sühne nicht mehr Verdienst des Menschen sein kann, sondern nur geschieht, wenn und weil Gott selbst sie ermög-
15 licht. Angesichts dieser göttlichen Vorgabe geschieht eine Ethisierung der Sühnepraxis, die die Gemeinde als Ort der Sühne sieht, wo sie durch ihre Thora- Observanz Sühne leistet, d.h. wo sie Gott bewegt, die Priester, die Gemeinde und das Land zu entsühnen. 5.8. Gottesherrschaft Im NT bricht mit Jesus Christus die Gottesherrschaft an, die in der Gemeinschaft der Christen sichtbare Gestalt annimmt. Die Forschung hat lange Zeit geglaubt, Qumran habe keine Vorstellung von der „Königsherrschaft Gottes“ gehabt. Dies war zutreffend, solange man nur nach dem Terminus mal e kût „Königsherrschaft“ gesucht hat. Tatsächlich hat Qumran diesen Terminus weitgehend unterdrückt, da die Gemeinde mit einer Monarchie nichts anfangen konnte. Erst als man den Begriff mæmšalah analysierte, wurde deutlich, dass sich die Gemeinde selbst als Königreich versteht, in dem Gott mit seinen göttlichen Wesen präsent ist und sich im Eschaton hier in seiner ganzen Größe offenbaren und die Weltherrschaft übernehmen wird. Indem die Gemeinde der „Herrschaft Belials“ standhält und ihr durch Tora-Gehorsam und Festhalten am Bund Paroli bietet, wird sie zur „Gegen-Herrschaft“, eben zur mæmšalah Gottes, derer sich jedes Gemeindemitglied am Fest der Bundeserneuerung je neu vergewissert. 6. Zusammenfassende Thesen – In Qumran wurde keine neutestamentliche Schrift gefunden, im NT wird Qumran nicht erwähnt. – Johannes der Täufer predigt die Umkehr, ein zentrales Thema in Qumran. Er tauft, aber seine Taufe ist nicht mit den Reinigungsbädern der Qumraner zu vergleichen, sondern sollte den Einzug in das „neue Israel“ sakramental vollziehen. – Die Qumran-Gemeinde und das frühe Christentum waren beide aktive Gruppierungen des Judentums: Qumran hat die hebräische Bibel bevorzugt, die Urkirche die griech. Septuaginta. – Die Zeiträume der Gruppe von Qumran und der Urgemeinde überlappen sich über einen Zeitraum von ungefähr 30 Jahren. Theoretisch könnte man sich gekannt haben. Zur Zeit der Bildung der Jerusalemer Urgemeinde (Pfingsterfahrung!) (Hinrichtung des Jakobus und des Diakons Stephanus durch Herodes Ag-
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