Die Bedeutung der Handschriften von Qumran – heute - Kath.de

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16 rippa gegen 44 n. Chr.) war Qumran aber völlig unbedeutend. Seine Bewohner galten wahrscheinlich als Sonderlinge, den heutigen Piusbrüdern vergleichbar. – Die Qumranrollen stammen fast vollständig aus der Zeit vor der Konstituierung des frühen Christentums. – Jesus und seine ersten Jünger waren ausnahmslos Galiläer, „Nordstaatler“, die schon seit Davids Zeiten ein gespanntes Verhältnis zu den Judäern, den „Südstaatlern“ aus Judäa und Jerusalem hatten. Bezüge Jesu zu Qumran sind deshalb wenig wahrscheinlich. – Jesus und seine Apostel waren schließlich in Jerusalem, aber die Qumraner waren es nicht, so dass auch hier eine Kontaktnahme kaum wahrscheinlich ist. – Die vielen Gemeinsamkeiten erklären sich aus der gemeinsamen jüdischen Religion und Tradition, aus der sich Qumran wie Christentum kreativ und innovativ weiter entwickelt haben. – Die Gemeinsamkeiten erklären sich weiterhin aus der gleichen Zeit mit ihren sozio-kulturellen Problemen, auf die beide Gruppe reagieren mussten. – Die Gemeinsamkeiten erklären sich weiterhin aus der katastrophalen politischen Situation, auf die das gesamte Judentum mit einer hochgespannten apokalyptischen Messias-Erwartung reagiert hat. Qumran und das Christentum haben auch dies aus ihrer jüdischen Umwelt übernommen. – Beide Gruppierungen haben auch auf die Usancen antiker Kultvereine zurückgegriffen, wie sie aus dem hellenistischen, aber auch dem aram. und nabatäischen Bereich in großem Umfang bekannt waren. Diese Gemeinschaften kannten die Gütergemeinschaft, flache Hierarchien, gemeinschaftliche Gastmähler und Armenfürsorge. Zum Abschluss: Die vielen Gemeinsamkeiten sind offensichtlich, aber sie bedeuten keine Abhängigkeit weder in die eine noch in die andere Richtung. „Fragt man von den Qumrantexten her, was denn das eigentlich Neue am Christentum im Vergleich mit dem damaligen Judentum gewesen ist, so ist die Antwort eindeutig: was Qumran und andere Juden von der Zukunft erwarteten, beginnt mit Jesus in Erfüllung zu gehen. Die Heilsvollendung steht zwar noch aus; aber die Erdenzeit Jesu ist der Beginn der Heilszeit, das Handeln Gottes durch
17 Jesus Christus – bis hin zu seinem Sühnetod am Kreuz und seiner Auferweckung von den Toten durch Gott – Grundlage aller christlichen Glaubensorientierung. Diese unterschiedliche Grundorientierung hat letztlich zur Trennung zwischen Christentum und Judentum geführt, nichts anderes. Die Qumranfunde machen diesen Sachverhalt so deutlich, wie er zuvor nicht hatte sein können, nicht zuletzt deshalb, weil sie zugleich in mannigfacher Hinsicht zeigen, was gar nicht spezifisch christlich, sondern im Judentum bereits vorbereitet gewesen ist. Die Hauptbedeutung der Qumranfunde für das Verständnis Jesu und des frühen Christentums liegt also darin, daß wir jetzt genauer als je zuvor erkennen können, wie die jüdischen Wurzeln des Christentums beschaffen waren und was bei Jesus wirklich neu ist“ (H. Stegemann).
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