Die Bedeutung der Handschriften von Qumran – heute - Kath.de
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entstan<strong>de</strong>n sind. Im Wesentlichen beschränkte man sich auf das Kopieren bereits<br />
vorhan<strong>de</strong>ner Texte.<br />
4. <strong>Die</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Texte<br />
Für <strong>de</strong>n Bibelwissenschaftler ist recht bald <strong>de</strong>utlich, worin die wirkliche <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong><br />
dieser Texte liegt. Dazu eine Bemerkung, die Sie überraschen wird: die älteste<br />
hebräische Bibelhandschrift, die wir besitzen, liegt im Stadtmuseum <strong>von</strong> St.<br />
Peterburg, <strong><strong>de</strong>r</strong> sog. Ko<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis. Er stammt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zwischen 900<br />
und 1000 n. Chr. und wur<strong>de</strong> in Tiberias geschrieben. <strong>Die</strong> ältesten griechischen<br />
Bibelhandschriften <strong>–</strong> es sind gleich drei <strong>–</strong> stammen aus <strong>de</strong>m 4. Jh. n. Chr. aus<br />
<strong>de</strong>m äg. Alexandrien; sie variieren in unglaublich vielen Fällen. <strong>Die</strong> ältesten Bibeltexte<br />
aus <strong>Qumran</strong> (4QSam b ; 4QJer a ; 4QDan c ) entstammen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit um 300<br />
v.Chr., stehen also <strong><strong>de</strong>r</strong> realen Abfassungszeit noch sehr nahe. <strong>Die</strong> weiteren Texte<br />
sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Zeit entstan<strong>de</strong>n, sind also alle um mehr als ein Jahrtausend<br />
älter als unsere bisher zugänglichen hebräischen Bibeltexte und ungefähr ein halbes<br />
Jahrtausend älter als unsere griechischen Bibeltexte. <strong>Die</strong>se qumranischen<br />
Bibeltexte zeigen uns in aller wünschenswerten Deutlichkeit, dass zum einen<br />
unser heutiger Bibeltext in einer jahrtausen<strong>de</strong>-alten Tradition <strong><strong>de</strong>r</strong> Texttreue steht,<br />
dass aber zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Bibel zur Zeit Jesu Christi z.T. erheblich an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aussah<br />
als unsere heutige Bibel. Sie war wahrscheinlich wesentlich umfangreicher,<br />
die Bücher waren an<strong><strong>de</strong>r</strong>s angeordnet und <strong>–</strong> zu unserem Erstaunen <strong>–</strong> konnten<br />
mehrere Textfassungen nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> existieren. Danach ergab sich wohl ein<br />
kompliziertes Wechselspiel zwischen rabbinischem Ju<strong>de</strong>ntum und frühem Christentum,<br />
als <strong>de</strong>ssen Ergebnis wir <strong>heute</strong> eine hebräische Bibel <strong><strong>de</strong>r</strong> Ju<strong>de</strong>n haben, die<br />
sich <strong>de</strong>utlich <strong>von</strong> unserem christlichen Alten Testament unterschei<strong>de</strong>t.<br />
4.1. <strong>Die</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong>Qumran</strong>s für die Textgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel zeigt sich z.B.<br />
im Fall <strong>de</strong>s Jeremiabuches. In diesem Buch unterschei<strong>de</strong>n sich <strong><strong>de</strong>r</strong> hebr. und<br />
griech. Text gewaltig, <strong>de</strong>nn die griech. Fassung ist ungefähr um ein Siebtel kürzer<br />
als die hebr. Fassung. <strong>Die</strong> qumranischen Jeremia-Texte, die z.T. bis ins 3. Jh.<br />
v. Chr. zurückreichen, bestätigen <strong>de</strong>n griech. Text und weisen ihn damit als <strong>de</strong>n<br />
älteren und ursprünglicheren aus. Erinnern möchte ich nochmal an die vorhin<br />
erwähnte Pluriformität <strong>de</strong>s Bibeltextes, wie er in 5 divergieren<strong>de</strong>n hebr. Bibeltexten<br />
in <strong>Qumran</strong> sichtbar wur<strong>de</strong>.