UPDATE Oktober 2013 - Uniklinik Balgrist
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Medizin-Update<br />
Somit entspricht die Funktion des OSG nicht<br />
einem einfachen Scharniergelenk, wie oft<br />
fälschlicherweise angenommen wird. Das subtalare<br />
Gelenk wirkt im Sinne eines komplexen<br />
«Schraubengelenks» und erlaubt gleichzeitige<br />
Translation und Rotation (Eversion und Inversion).<br />
Der Calcaneus dreht sich dabei um seine<br />
Längsachse und wird durch die interossären<br />
Ligamente in seinem Bewegungsausmass<br />
kontrolliert. Die höchste Stabilität des OSG<br />
findet sich in Dorsalextensions-Stellung, weil<br />
sich dabei der anteriore, breite Taluskörper in<br />
der Malleolengabel verblockt. Die grösste Instabilität<br />
findet sich demnach in der Plantarflexion,<br />
da sich die schmale posteriore Taluspartie<br />
in der breiten Malleolengabel «verliert».<br />
Grundsätzlich empfiehlt es sich, die anatomischen<br />
Gegebenheiten des lateralen Bandapparates<br />
zu kennen. Dabei muss für eine spätere<br />
Integritätsprüfung der Bänder bekannt sein, bei<br />
welcher Bewegung die Bänder anspannen. Die<br />
beiden wichtigsten lateralen Bänder, da sehr<br />
häufig verletzt, sind das Ligamentum fibulotalare<br />
anterius und das Ligamentum fibulocalcaneare.<br />
Das Ligamentum fibulotalare anterius entspringt<br />
an der distalen, vorderen, Fibulaspitze<br />
und inseriert am Taluskörper lateralseits. Einige<br />
seiner Fasern laufen in die anteriore Gelenkkapsel<br />
und stabilisieren diese zusätzlich.<br />
Das Ligamentum fibulotalare anterius überbrückt lediglich das OSG und spannt<br />
sich während der Plantarflexion an.<br />
Das Ligamentum fibulocalcaneare entspringt<br />
ebenfalls von der distalen, vorderen Fibulaspitze<br />
und zieht dann nach postero-lateral,<br />
um am Calcaneus zu inserieren. Im Gegensatz<br />
zum Ligamentum fibulotalare anterius<br />
überbrückt das Ligamentum fibulocalcaneare<br />
sowohl das OSG als auch das subtalare<br />
Gelenk.<br />
Das Ligamentum fibulocalcaneare spannt sich in Neutral- oder Dorsalextensionsstellung<br />
an.<br />
Neben den erwähnten Bandstrukturen gibt es<br />
zudem das Ligamentum fibulotalare posterius,<br />
das inferiore Extensorenretinakulum und die<br />
interossären subtalaren Bandapparate, auf die<br />
hier, der Übersicht willen, nicht näher eingegangen<br />
wird.<br />
Das Ligamentum fibulotalare anterius hemmt<br />
eine zu grosse Innenrotation des Talus und die<br />
zu starke Aussenrotation der Fibula. Das Ligamentum<br />
fibulocalcaneare hemmt die Adduktion<br />
des Talus und stabilisiert das subtalare Gelenk.<br />
In dorsalextendierter Stellung des OSG<br />
wirkt das Ligamentum fibulocalcaneare als<br />
echter, seitlicher Stabilisator. Das Ligamentum<br />
fibulotalare anterius weist im Vergleich zu dem<br />
Ligamentum fibulocalcaneare eine relativ hohe<br />
Dehnbarkeit bei geringer Stärke auf. Letzteres<br />
zeigt eine dreifach höhere Strukturstärke als<br />
das Ligamentum fibulotalare anterius.<br />
Da die meisten OSG-Distorsionen in einer adduzierten,<br />
plantarflektierten und invertierten<br />
Stellung geschehen (Supination), ist das Ligamentum<br />
fibulotalare anterius aufgrund seiner<br />
Schwäche am häufigsten betroffen (86 %),<br />
direkt gefolgt von Läsionen des Ligamentum<br />
fibulocalcaneare (64 %). Isolierte Verletzungen<br />
des Ligamentum fibulocalcaneare werden zu<br />
den Raritäten gezählt. In 40 % werden zusätzliche<br />
Verletzungen des Ligamentum deltoideum<br />
gefunden.<br />
Eine Kombination von lateralen und medialen Bandinstabilitäten wird auch OSG-<br />
Rotationsinstabilität genannt.<br />
6 | <strong>UPDATE</strong> | #7 | OKTOBER <strong>2013</strong>