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GS Motorrad Magazin 02/2013 (Heft 5)

Spezialthema: Die neue F 800 GS Adventure und die GS Trophy 2013

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ABENTEUER<br />

ABENTEUER<br />

masuren<br />

Schatten der Sonnenschirme sitzen, uns an<br />

einer kühlen Cola laben und ich zum Entsetzen<br />

meiner Mitreisenden eine Flaki löffele,<br />

eine der polnischen Nationalspeisen, bei uns<br />

als Kuttelsuppe bekannt, zieht ein Fähnlein<br />

Christlicher Pfadfinder an uns vorbei, begleitet<br />

von einem Priester. Geschichtsunterricht<br />

live.<br />

Pest, Not und Tartareneinfälle herrschten<br />

ab dem Ausgang des Mittelalters in Masuren.<br />

Der Tartarenstein bei Nidzica/Neidenburg<br />

deutet auf den Kampf gegen tartarische<br />

Machtansprüche hin. Mehrfach wurde das<br />

Land völlig verwüstet, tartarische und schwedische<br />

Machtansprüche, der Durchzug französischer<br />

Truppen auf dem Weg nach Russland<br />

und, geschlagen, zurück, hinterließen<br />

ihre Spuren.<br />

Viele verließen ihre Heimat<br />

Noch vor Beginn des 20. Jahrhunderts verließen<br />

viele Masuren ihre Heimat und versuchten<br />

ihr Glück in den Kohlebergwerken<br />

des Ruhrgebietes. Nicht von ungefähr haben<br />

viele Fußballspieler im Ruhrgebiet ostpreußische<br />

Namen.<br />

Der Beginn des Ersten Weltkrieges überzog<br />

dann das Land mit gewaltigen Schlachten gegen<br />

russische Truppen, viele Tote blieben zurück.<br />

Immer wieder treffen wir auf kleine<br />

Grabanlagen aus dieser Zeit, inzwischen wieder<br />

gut gepflegt.<br />

dem Wasser zum Vorschein, auf dem sich zwischen<br />

den Barrieren das Schiff befindet. Diesem<br />

fährt eine identische Lore entgegen, wobei<br />

beide Wagen an einem dicken Stahlseil<br />

befestigt sind. Dieses Seil wird von einer stehenden<br />

Antriebsmaschine bewegt, die es auf<br />

eine große Trommel wickelt. Wasser treibt die<br />

Maschine an, das durch eine Rohrleitung vom<br />

Durchstich in einen Tank fließt. Nach dem<br />

Sperren fällt das Wasser auf ein Wasserrad,<br />

das einen Durchmesser von acht Metern hat.<br />

Das Wasser füllt große Schaufeln, die das Rad<br />

bewegen. Ist der Wagen unten angekommen,<br />

fährt er auf Gleisen ins Wasser, so dass das<br />

Schiff aufschwimmt und aus eigener Kraft weiterfahren<br />

kann.<br />

Nach fast 170 Jahren wird der Kanal derzeit<br />

saniert, so dass <strong>2013</strong> und vielleicht auch<br />

2014 keine Kanalfahrt möglich ist. Aber es<br />

lohnt sich in jedem Fall, einmal an diese technische<br />

Meisterleistung des Baurates Georg<br />

Steenke heranzufahren und dort eine Pause<br />

einzulegen.<br />

Immer wieder Schlachtfeld<br />

Eine Vielfalt von Kulturen und Völkern hat<br />

es in Masuren immer schon gegeben. Durch<br />

seine natürliche Lage ist es immer ein Land<br />

der Grenzen, aber auch ein Durchgangsland<br />

gewesen. Ursprünglich waren auf diesem Gebiet<br />

die Pruzzen ansässig, ein baltischer Volksstamm,<br />

tapfere Krieger, die in ihren Göttern<br />

die großen Naturgewalten verehrten, von denen<br />

sie sich geschützt, aber auch bedroht fühlten.<br />

Gegen sie rief 1226 der Herzog von Masowien<br />

den Deutschen Orden zu Hilfe, der mit<br />

Kreuz, Feuer und Schwert das Gebiet befriedete<br />

und die Wildnis zu kultivieren begann.<br />

Für die katholische Kirche etablierten die<br />

Ritter den deutschen Ordensstaat und es entstanden<br />

gewaltige Burganlagen, zunehmend<br />

in Richtung Osten: ihre Hauptburg, die Marienburg,<br />

Elbing, Marienwerder, Neidenburg,<br />

Allenstein, Rössel und andere. Über Danzig<br />

und Elbing war der Ordensstaat mit dem Meer<br />

und dadurch auch mit den Hansestädten verbunden.<br />

Streitereien mit Polen führten 1410 zur verheerenden<br />

Niederlage der Deutschordensritter<br />

bei Tannenberg, der Orden verlor zunehmend<br />

an Bedeutung, dargestellt in einem<br />

Denkmal bei Grünberg mit der Darstellung<br />

der Schlachtanordnung. Während wir im<br />

In masuren wurde<br />

geschichte geschrieben<br />

Ab Anfang des Zweiten Weltkrieges entstand<br />

in den Wäldern im Norden Masurens,<br />

unweit von Rastenburg, die Wolfsschanze.<br />

Das Hauptquartier Hitlers diente der Leitung<br />

des „Unternehmens Barbarossa“, dem Angriff<br />

Deutschlands auf Russland. Dort fand auch<br />

am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf<br />

Hitler duch Graf von Stauffenberg statt. Ein<br />

gutes halbes Jahr später wurde die Anlage von<br />

deutschen Truppen vor der herannahenden<br />

Roten Armee gesprengt. Ein gigantomanischer,<br />

gespenstischer Ort. Dort treffen wir meinen<br />

Freund Jerzy, der sich inzwischen als Autor<br />

und Kenner der Anlage und ihrer Geschichte<br />

einen guten Namen gemacht hat. Er lässt es<br />

sich nicht nehmen, uns durch dieses Bunkerareal<br />

zu führen. Nachhilfe in Geschichte für<br />

Deutsche durch einen Polen.<br />

So brutal wie vielleicht nie zuvor zogen wieder<br />

einmal Not und Verzweiflung durch Ma-<br />

46 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN JULI <strong>2013</strong><br />

JULI <strong>2013</strong><br />

<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />

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