GS Motorrad Magazin 03/2012 (Heft 3)
Spezialthema in dieser Ausgabe, die neue R 1200 GS mit ihrem wasser- / ölgekühltem Motor.
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INHALT<br />
6<br />
6: SPEZIAL R 1200 <strong>GS</strong><br />
A Star is born! Die Vorstellung der neuen<br />
R 1200 <strong>GS</strong> auf der Intermot in Köln.<br />
12: EIN WUNDERDING?<br />
Die Technik-Details der neuen 1200 <strong>GS</strong><br />
klingen vielversprechend.<br />
Was ist denn nun dran an der neuen<br />
Boxer-<strong>GS</strong>? Alle Details.<br />
24: IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Stefano Bucher hat sich aufgemacht<br />
und mit seiner <strong>GS</strong> ein wildes rauhes<br />
Land besucht.<br />
37: GESCHEKE FÜR DAS GANZE JAHR<br />
Immer wieder sucht man nach geeigneten<br />
Geschenken für den leidenschaftlichen<br />
<strong>GS</strong> Fahrer. Wir haben eine<br />
kleine Auswahl als Katalog bereitgestellt.<br />
12<br />
46<br />
46: TUTTI PALLETTI<br />
In der zweiten Auflage ist die BMW F<br />
650 <strong>GS</strong> zur F 700 <strong>GS</strong> hochgestuft worden<br />
- und dabei zu einem richtigen<br />
Knaller geworden.<br />
24<br />
50<br />
50: DIE ALTERNATIVE<br />
Nach einem Upgrade ist die BMW F<br />
800 <strong>GS</strong> eine echte alternative zur Boxer<br />
<strong>GS</strong> geworden.<br />
impressum<br />
HERAUSGEBER:<br />
Complett | Verlag<br />
Inhaber Armin Würfl<br />
Haitzinger Str. 22 D<br />
D-94<strong>03</strong>2 Passau<br />
eMail: info@gs-motorradmagazin.de<br />
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CHEFREDAKTION:<br />
Armin Würfl, Postfach 25<strong>03</strong>, 94015 Passau<br />
LEKTORAT (Reise):<br />
Uli Bieringer<br />
Für das <strong>GS</strong>|<strong>Motorrad</strong><strong>Magazin</strong> gilt<br />
Anzeigenpreisliste 02/<strong>2012</strong><br />
Das <strong>GS</strong>|<strong>Motorrad</strong><strong>Magazin</strong> erscheint<br />
3 mal jährlich im 1. Jahrgang<br />
ISSN 2193-827X<br />
DIREKTVERTRIEB:<br />
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Haitzinger Str. 22 D · 94<strong>03</strong>2 Passau<br />
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Einzelpreis: 4,00 Euro<br />
Jahresabonnement 12,00 € (Inland)<br />
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COPYRIGHT<br />
Complett|Verlag, Armin Würfl<br />
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlags. Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel verantworten die Autoren<br />
selbst. Die Redaktion freut sich über<br />
jede Einsendung. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte kann keine Haftung<br />
übernommen werden. Bei allen veröffentlichten<br />
Einsendungen behalten wir uns<br />
das Recht auf Kürzung vor.<br />
Für gewerbliche Anzeigen gilt Anzeigen<br />
preisliste 01/2013.<br />
Internet:<br />
www.gs-motorradmagazin.de<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
3
EDITORIAL<br />
SIE HAT GEKALBT<br />
von<br />
ARMIN WÜRFL<br />
Zunächst möchten wir allen unseren<br />
Lesern, Freunden und Kunden<br />
ein gutes neues Jahr 2013 wünschen<br />
und Ihnen für Ihr Interesse und Ihre<br />
Unterstützung danken. Mit dem vorliegenden<br />
<strong>Heft</strong> sind wir im abgelaufenen Jahr<br />
ein nicht unerhebliches Wagnis eingegangen<br />
– einen Titel nur für ein einziges <strong>Motorrad</strong>-Modell<br />
allein auf die Beine zu stellen<br />
gilt allgemein eher nicht als üblich.<br />
Aber Ihre Reaktionen zeigten uns, dass<br />
wir nicht falsch gelegen haben mit dieser<br />
Idee.<br />
Ja und in der vorliegenden Ausgabe gibt<br />
es zu eben diesem Modell reichlich neuen<br />
Stoff – auf der IINTERMOT in Köln wurde<br />
die neue wassergekühlte Nachfolgerin<br />
der bewährten R1200<strong>GS</strong> vorgestellt. Mit<br />
großem Trommelwirbel, fetziger Musik<br />
und einer sensationellen Performance haben<br />
die BMW Boxer-Macher die Neue als<br />
eigenständige 1200er Version auf den<br />
Markt gelassen. Wurde doch anfangs<br />
noch über eine 1250 <strong>GS</strong> mit dem Zusatz<br />
LC spekuliert wurde daraus schlussendlich<br />
wieder eine „einfache“ R 1200er <strong>GS</strong>.<br />
Und damit ist den Ingenieuren von BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> ganz klar eine echte Revolution<br />
gelungen - rechtzeitig zum 90. Geburtstag<br />
des Boxermotors.<br />
Ein neues Kapitel <strong>GS</strong>-Geschichte ist also<br />
aufgeschlagen. Die Groß-Enduro von<br />
BMW steht nach wie vor unangefochten<br />
an der Spitze der Zulassungscharts. Die<br />
Konkurrenz hat nicht geschlafen und versucht<br />
am Mythos der <strong>GS</strong> zu sägen und<br />
diese vom Thron zu stoßen. So richtig<br />
wollte das aber keinem der Mitbewerber<br />
glücken. Von wegen ein betagter und angeschlagener<br />
Boxer wird in seine Ecke<br />
verwiesen - ganz im Gegenteil: BMW hat<br />
rechtzeitig den Nimbus der Unbesiegbarkeit<br />
gewahrt, fleißig seine Hausaufgaben<br />
erledigt und dann rechtzeitig zum Rundumschlag<br />
ausgeholt.<br />
Nun haben wir sie also, die wassergekühlte<br />
„Q“. Bald werden uns die ersten Exemplare<br />
entgegen kommen und schnell<br />
wird sie durch ihren prägnanten Auftritt<br />
(Tagfahrlicht!) leicht erkennbar zum Touren-Alltag<br />
gehören. Ist damit schon wieder<br />
Zeit sich Gedanken zu machen, wie es<br />
bei BMW <strong>Motorrad</strong> weitergeht? Mit einer<br />
neuen Adventure vielleicht? Warten wir<br />
es doch einfach ab und sehen uns erst einmal<br />
hier in der aktuellen Ausgabe des <strong>GS</strong>-<br />
<strong>Motorrad</strong><strong>Magazin</strong>s die unzähligen Neuerungen<br />
der R1200<strong>GS</strong> an.<br />
Und was ist bei uns in der Redaktion angesagt?<br />
Wir werden im neuen Jahr unser<br />
Angebot ausweiten. Momentan arbeiten<br />
wir an einem <strong>GS</strong>-Kalender für 2013 und an<br />
einem weiteren Buch aus der Reihe<br />
<strong>Motorrad</strong>|Spuren.<br />
Außerdem laufen zurzeit die Vorbereitungen<br />
für die nächsten Messen. „Klein<br />
aber fein“ soll die Devise lauten für unsere<br />
Auftritte auf der „<strong>Motorrad</strong>welt Bodensee“<br />
in Friedrichshafen, der IMOT in München<br />
und im April auf der „bike-austria“ in<br />
Tulln/Wien. Überall dort können Sie uns<br />
also zum Fachsimpeln oder einfach nur<br />
auf ein ungezwungenes Benzingespräch<br />
treffen.<br />
Zu guter Letzt planen wir noch ein <strong>GS</strong>-<br />
Lesertreffen zu Pfingsten hier bei uns in<br />
der schönen Dreiflüssestadt Passau. Die<br />
1. BMW <strong>Motorrad</strong> & <strong>GS</strong> Tage bieten sich<br />
hier geradezu an. Näheres dann in der Februar-Ausgabe<br />
unseres <strong>GS</strong>-<strong>Motorrad</strong><strong>Magazin</strong>s.<br />
Ganz herzliche Grüße,<br />
Ihr Armin Würfl<br />
Chefredakteur<br />
4 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
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SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
A STAR IS BORN<br />
Es ist 10.24 Uhr am Pressetag der<br />
Intermot in Köln. Die stilsicher arrangierte<br />
Musik im Präsentations-<br />
Video zur neuen BMW R 1200 <strong>GS</strong> endet<br />
und auf die Sekunde genau nehmen die<br />
drei Trommler der „Drum Stars“ ihre Arbeit<br />
auf. Eine Sängerin schmettert los, ihr<br />
Partner bearbeitet Gitarre und Stimmbänder.<br />
Nahtlos erfolgt der Übergang von der<br />
Akustik-Konserve zur Live-Darbietung im<br />
Ostafrika-Touch. Dazu läuft eine Bilder-<br />
Show mit Fotos der neuen <strong>GS</strong>, erst vor<br />
kurzem in Kenia produziert. Und dann<br />
schwebt sie ein: Von der Empore des zweistöckigen,<br />
in mattweiß gehaltenen BMW-<br />
Stands aus pilotiert ein Profifahrer die<br />
fünfte Boxer-<strong>GS</strong> seit 1980 in Falllinie steil<br />
talwärts, dicht an den Trommlern und Musikern<br />
vorbei, kurvt auf abgesperrten Gassen<br />
durch die vom lauten Spektakel faszinierte<br />
Menschenmenge zur improvisierten<br />
Bühne, wo BMWs oberster <strong>Motorrad</strong>-Chef<br />
Stephan Schaller wartet. Es ist 10.25 Uhr.<br />
Die Intermot <strong>2012</strong> in Köln hat noch nicht<br />
einmal zwei Stunden nach ihrem Beginn<br />
bereits ihren Höhepunkt erreicht. Die neue<br />
BMW R 1200 <strong>GS</strong> ist da. A Star is born.<br />
Die R 1200 <strong>GS</strong> wird unzweifelhaft wiederum<br />
ein Erfolg werden. Deutlich wurde<br />
das an allen fünf Publikumstagen der mit<br />
der Rekord-Besucherzahl von 2<strong>03</strong>.000 zu<br />
Ende gegangenen Intermot: Ununterbrochen<br />
war dieses <strong>Motorrad</strong> von Menschentrauben<br />
umlagert, ständig wurde es erklettert,<br />
bestaunt, betatscht. „Ich kann mir<br />
gut vorstellen, dass ein Viertel aller Messebesucher<br />
nur wegen der neuen <strong>GS</strong> auf<br />
die Messe geht“, meinte der Chefredakteur<br />
eines bedeutenden deutschen <strong>Motorrad</strong>magazins<br />
beim Betrachten der Szenerie<br />
vom Balkon des BMW-Standes aus.<br />
Zum Erfolg verdammt<br />
Die neue R 1200 <strong>GS</strong> ist allerdings auch<br />
zum Erfolg verdammt. Die Boxer-<strong>GS</strong>, 1980<br />
in erster Generation präsentiert, trägt spätestens<br />
seit ihrer 2004 erschienenen vierten<br />
Generation als R 1200 <strong>GS</strong> die größte<br />
Last aller Modelle: Ein Drittel aller in den<br />
letzten neun Jahren produzierten BMWs<br />
sind von diesem Typ. An ihm hängt das<br />
Wohl und Wehe von BMW <strong>Motorrad</strong>. Aber<br />
nicht einmal hochrangige Vertreter der<br />
Mitbewerber bezweifeln, dass die BMW-<br />
Entwickler gute Arbeit geleistet haben.<br />
Zugleich hat die Intermot <strong>2012</strong> gezeigt,<br />
dass die „<strong>GS</strong>-Klasse“, also die Reiseenduros<br />
(oder „Sports Adventure Bikes“, wie<br />
sie im angelsächsischen Sprachraum genannt<br />
werden) dasjenige <strong>Motorrad</strong>seg-<br />
8 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
A STAR IS BORN<br />
ment ist, das aktuell am meisten im Fokus<br />
der Hersteller steht. Jahre, nein jahrzehntelang<br />
haben die anderen Hersteller den<br />
Erfolg der <strong>GS</strong> als nahezu gottgegeben hingenommen<br />
und nicht konsequent dagegen<br />
gehalten. So hat Honda seine erfolgreiche<br />
Africa Twin nicht rundum erneuert,<br />
sondern eingestellt und es damit BMW<br />
überlassen, mit der F 800 <strong>GS</strong> exakt diese<br />
Lücke zu füllen. Erfolgreich, wie alle wissen.<br />
Die schwergewichtige und phlegmatische<br />
Honda Varadero konnte der Boxer-<br />
<strong>GS</strong> genauso wenig an den Karren fahren<br />
wie die ausdruckslose Suzuki V-Strom<br />
1000, die ersten zwei Generationen der<br />
Ducati Multistrada oder die viel zu stark<br />
an einem Wüstenrenner orientierte KTM<br />
950/990 Adventure. Auch die recht schwer<br />
geratene Yamaha Super Ténéré kam trotz<br />
recht ordentlicher Anlagen über einen<br />
Achtungserfolg nicht hinaus.<br />
Geändert hat sich das Angriffsverhalten<br />
der BMW-Mitbewerber allerdings schon<br />
im letzten Jahr. Denn da haben mit Honda<br />
(Crosstourer), Kawasaki (Versys 1000)<br />
und Triumph (Tiger Explorer) gleich drei<br />
Marken höchst unterschiedliche Interpretationen<br />
eines „Sports Adventure Bikes“<br />
auf die Straßen geschickt. Die Markterfolge<br />
blieben freilich in einem überschaubaren<br />
Rahmen. Während BMW von der auslaufenden<br />
R 1200 <strong>GS</strong> von Januar bis<br />
September <strong>2012</strong> in Deutschland sogar<br />
mehr Fahrzeuge als in den Vorjahren zulassen<br />
konnte (5.987 Stück nach 5.812<br />
Stück in 2011 und 5.312 in 2010), erreichten<br />
die Wettbewerber im selben Zeitraum<br />
folgende Zahlen: Honda Crosstourer 871<br />
Zulassungen, Ducati Multistrada 817 Zulassungen,<br />
Triumph Tiger Explorer 754 Zulassungen,<br />
Kawasaki Versys 513 Zulassungen.<br />
Anders gesagt: Die <strong>GS</strong> verkaufte sich<br />
Ununterbrochen war dieses <strong>Motorrad</strong> von<br />
Menschentrauben umlagert, ständig wurde es<br />
erklettert, bestaunt, betatscht.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
9
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
A STAR IS BORN<br />
Schon die ersten Skizzen zeigen deutlich, wohin die Reise geht.<br />
Alle Wettbewerbsmodelle<br />
zusammen kamen gerade<br />
auf die Hälfte der <strong>GS</strong>-Zahlen.<br />
elfmal besser als die Kawasaki, achtmal<br />
häufiger als die Triumph, siebenmal öfter<br />
als die Ducati und ebenfalls etwa siebenmal<br />
besser als die Honda. Noch anders<br />
formuliert: Alle genannten Wettbewerbsmodelle<br />
zusammen kamen gerade auf die<br />
Hälfte der <strong>GS</strong>-Zahlen.<br />
Auch in der Reiseenduro-Mittelklasse<br />
liegt die F 800 <strong>GS</strong> in Deutschland deutlich<br />
an der Spitze: Bis September dieses Jahres<br />
wurden für sie 1.658 Neuzulassungen<br />
registriert, es folgt die Suzuki DL 650 V-<br />
Strom (1.095) vor der bereits ausgelaufenen<br />
und von der F 700 <strong>GS</strong> ersetzten F 650<br />
<strong>GS</strong> mit 1.075, danach kommen Triumph<br />
Tiger 800 und Tiger 800 XC (zusammen<br />
897 Zulassungen).<br />
Im nächsten Jahr wird der Kampf um<br />
die Kunden im hubraumstarken <strong>GS</strong>-Segment<br />
allerdings erheblich härter. Denn zusätzlich<br />
zu den genannten Neumodellen<br />
des zu Ende gehenden Jahres <strong>2012</strong> treten<br />
2013 neue Konkurrenten an, um der neuen<br />
R 1200 <strong>GS</strong> am Zeug zu flicken. Sowohl<br />
auf die stark überarbeitete, technisch extrem<br />
hochgerüstete Ducati Multistrada<br />
1200 (u.a. mit semiaktivem Fahrwerk) wie<br />
auf die völlig neue KTM 1200 Adventure<br />
(u.a. mit elektronisch einstellbarem Fahrwerk)<br />
hat das Intermot-Publikum begeistert<br />
reagiert – beide fischen ihre Kunden<br />
aus jenem Teich, in dem auch die <strong>GS</strong>-Käufer<br />
schwimmen, auch wenn sie durchaus<br />
verschiedene Zielrichtungen verfolgen:<br />
Die Multistrada ist eher straßenorientiert,<br />
KTM bringt zusätzlich zur eher onroadigen<br />
Normalversion mit der 1190 Adventure R<br />
10 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
A STAR IS BORN<br />
ein besonders offroad-orientiertes Modell<br />
einer Reiseenduro auf den Markt. Der Tiger<br />
Explorer hat Triumph in Köln die Variante<br />
Tiger XC zur Seite gestellt, die mit<br />
Speichenrädern und einigen Offroad-Applikationen<br />
vor allem optisch den Muskel<br />
spannt, wodurch das viel zu schwere, in<br />
vielen Details unelegante <strong>Motorrad</strong> aber<br />
keinen Deut geländegängiger wird. Und<br />
auf der Mailänder Eicma im November hat<br />
auch Aprilia mit der 1200 Caponord ein<br />
Modell gezeigt, das in dieselbe Kerbe<br />
schlagen soll<br />
.<br />
Auf dieselbe Klientel hat es ab 2014 auch<br />
Suzuki abgesehen, wenn die in Köln als<br />
„Conceptbike“ präsentierte, optisch jedoch<br />
bereits völlig fertiggestellte V-Strom<br />
1000 erhältlich sein wird. Außer einer<br />
Traktionskontrolle wird sie aber – im Gegensatz<br />
zu BMW, Ducati und KTM – wohl<br />
keine hochklassigen technischen Schmankerl<br />
aufweisen, dafür aber ein paar tausend<br />
Euro weniger kosten. Vor allem Triumph<br />
dürfte 2013 die Quittung dafür<br />
kriegen, dass man sich bei der Konzeption<br />
und Gestaltung der Tiger Explorer so<br />
stark an der mittlerweile ausgelaufenen<br />
alten R 1200 <strong>GS</strong> orientiert hat; die Engländerin<br />
ist auf der Intermot angesichts der<br />
Präsentationen von BMW, Ducati und KTM<br />
deutlich gealtert. Die paar Mehr-PS der<br />
Triumph stellen angesichts der von BMW<br />
getriebenen Hightech-Aufrüstung (fünf<br />
Fahrprogramme, semiaktives Fahrwerk,<br />
gesteigerte Offroad-Kompetenz) nun wirklich<br />
kein Argument dar, wogegen die<br />
Grobschlächtigkeit vieler Details und der<br />
Gewichtsnachteil der Triumph jetzt noch<br />
deutlicher werden.<br />
An der Segment-Spitze<br />
Die <strong>GS</strong>-Freunde dürfen sich freuen auf<br />
die fünfte Generation der Boxer-<strong>GS</strong>. Wie<br />
es ausschaut, haben die Entwickler ihre<br />
Sache nicht nur gut, sondern sogar sehr<br />
gut gemacht. Denn konzeptionell wie technisch<br />
hat sich die R 1200 <strong>GS</strong> erneut klar<br />
an die Spitze des nach ihr benannten Segments<br />
gesetzt. Wie es sich gehört, denn<br />
schließlich setzt ja auch der VW Golf seit<br />
Jahren schon die Maßstäbe in der nach<br />
ihm benannten Golf-Klasse.<br />
Gestalterisch ist<br />
schon alles fertig:<br />
Entwickler prüfen<br />
die letzten Details.<br />
Fotos: BMW <strong>Motorrad</strong><br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
11
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
R 1200 <strong>GS</strong> - A STAR IS BORN<br />
EIN WUNDERDING?<br />
Die Technik-Details der neuen R 1200 <strong>GS</strong> klingen<br />
vielversprechend.<br />
Was ist denn nun wirklich neu an der Boxer-<strong>GS</strong> 2013?<br />
12 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
A STAR IS BORN - R 1200 <strong>GS</strong><br />
Dass die neue BMW R 1200 <strong>GS</strong> das Zeug zu einem<br />
Bestseller hat, ist allen <strong>Motorrad</strong>-Experten klar. Die<br />
Entwickler haben größte Mühe darauf verwendet,<br />
die Fahreigenschaften wie die Fahrleistungen unter allen Einsatzbedingungen<br />
weiter zu steigern, ohne die Vielseitigkeit<br />
der Nutzungsmöglichkeiten – hier ist die <strong>GS</strong> seit jeher führend<br />
in ihrem Marktsegment – zu reduzieren. Im Gegenteil:<br />
Die neue Boxer-<strong>GS</strong> sollte nicht nur auf der Straße flinker und<br />
sicherer zu fahren, sondern auch leichter im Gelände zu bewegen<br />
sein und zudem (noch) mehr Tourenkomfort und weitere<br />
ergonomische Finessen bieten. Nachfolgend ein Blick<br />
auf die wichtigsten Details der neuen R 1200 <strong>GS</strong>.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
13
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
MOTOR<br />
DIE BOXER-FINESSEN<br />
Besonders kompakte<br />
Luft-/Wasserkühlung<br />
Die angestrebte Performance sowie die<br />
Einhaltung zukünftig zu erwartender Anforderungen<br />
hinsichtlich Geräusch- und<br />
Abgasemissionen werden unter anderem<br />
durch die Umstellung des Kühlsystems sichergestellt.<br />
Der Boxermotor der neuen<br />
R 1200 <strong>GS</strong> setzt weiterhin auf Luft-/Flüssigkeitskühlung,<br />
jedoch wurde erstmals<br />
bei einem BMW <strong>Motorrad</strong> Boxermotor das<br />
Kühlmedium Motoröl durch ein Glycol-<br />
Wasser-Gemisch ersetzt. Dieses sorgt<br />
durch die höhere Wärmeaufnahmefähigkeit<br />
der Kühlflüssigkeit für einen effizienteren<br />
Abtransport der Wärme.<br />
Bei der so genannten Präzisionskühlung<br />
werden die thermisch besonders beanspruchten<br />
Motorelemente – die beiden Zylinderköpfe<br />
und Teilbereiche der Zylinder<br />
– von Kühlflüssigkeit durchströmt. Die<br />
Wärmeabfuhr erfolgt über zwei links und<br />
rechts im vorderen Fahrzeugbereich angeordnete<br />
Kühler. Diese sind unauffällig<br />
integriert und durch die Kühlerabdeckungen<br />
gut geschützt.<br />
Ein hinter dem rechten Kühler verbauter<br />
elektrischer Lüfter schaltet sich vom<br />
Thermostat gesteuert bei Bedarf – etwa<br />
im Stadtverkehr bei hohen Außentemperaturen<br />
– automatisch zu. Dank der<br />
ausgeklügelten, beidseitigen Kühlluftführung<br />
wird die warme Luft strömungsgünstig<br />
am Fahrer vorbeigeleitet.<br />
Der Motor vertraut weiterhin<br />
zusätzlich auf Luftkühlung, wodurch die<br />
Kühlergröße gering ausfällt und das<br />
typische Erscheinungsbild des Boxermotors<br />
erhalten bleibt.<br />
Mit dem neuen, sehr kompakt bauenden<br />
Kühlsystem ist es gelungen, das<br />
Kühlungsverhältnis und damit den Wärmehaushalt<br />
im Vergleich zum Vorgänger<br />
(22 % Öl-/78 % Luftkühlung) bei der neuen<br />
BMW 1200 <strong>GS</strong> (35 % Flüssigkeits-/65 %<br />
Luftkühlung) deutlich zu verbessern. Verglichen<br />
mit der bisherigen Luft-/Ölkühlung<br />
bringt die neue Wasserkühlung mehr Gewicht<br />
auf die Waage. Durch die sehr kompakte<br />
Bauweise und hohe Effizienz ist der<br />
Zuwachs mit lediglich circa 2,7 Kilogramm<br />
jedoch äußerst moderat.<br />
Zylinderköpfe jetzt vertikal<br />
durchströmt<br />
Der Motor der neuen BMW R 1200 <strong>GS</strong><br />
wird im Gegensatz zu allen vorangegangenen<br />
Serien-Boxermotoren von BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> vertikal durchströmt. Das hat<br />
den Vorteil, dass die Einlasskanalgestaltung<br />
unabhängig von der Nockenwellensteuerung<br />
gestaltet und identische<br />
Ansauglängen für beide Zylinderseiten<br />
realisiert werden konnten. Darüber hinaus<br />
ist das Einspritzventil im Einlasskanal<br />
nun so angeordnet, dass der Kraftstoff<br />
zur optimalen Gemischbildung so<br />
direkt wie möglich vor den Einlassventilen<br />
eingespritzt wird. Das Ergebnis sind<br />
eine höhere Leistungs- und Drehmomentausbeute<br />
über den gesamten Drehzahlbereich<br />
sowie eine<br />
verbesserte<br />
Gut zu erkennen ist hier die vertikale Durchströmung<br />
des Zylinders mit kalter Luft bzw.<br />
Gemisch (blau) und heißem Abgas (rot).<br />
Kraftstoffeffizienz.<br />
Wie beim Vorgängermodell sind die beiden<br />
aus hochwertigem Vergütungsstahl<br />
gefertigten Nockenwellen horizontal angeordnet.<br />
Durch die Änderung der Durchströmungsrichtung<br />
von horizontal auf vertikal<br />
ergeben sich nun aber reinrassige<br />
Ein- und Auslassnockenwellen, während<br />
vormals kombinierte Ein-/Auslassnockenwellen<br />
nötig waren - ein echter Vorteil. Zusätzlich<br />
ergibt sich damit die Möglichkeit,<br />
zukünftig Variabilitäten im Ventiltrieb umzusetzen.<br />
Neu berechnete Nockenprofile<br />
ermöglichen eine Reduzierung der Überschneidungszeit<br />
ohne Leistungsnachteile.<br />
Der Antrieb der jeweils zwei Nockenwellen<br />
erfolgt wie bisher über die im<br />
Schacht hinter den Zylindern laufende<br />
Kette (auf der rechten Motorseite über die<br />
Ausgleichswelle und links über die Kurbelwelle).<br />
Die Steuerkette treibt eine zwischen<br />
Ein- und Auslassnockenwelle liegende<br />
Zwischenwelle an, von der aus der<br />
Kraftschluss zu den Nockenwellen über<br />
Stirnradpaare erfolgt.<br />
An den Auslassnockenwellen befindet<br />
sich je eine fliehkraft-gesteuerte Dekompressionseinrichtung,<br />
die den Anlassvorgang<br />
erleichtert. Hierdurch konnte beim<br />
Starter und bei der Batterie Gewicht eingespart<br />
werden.<br />
Die Verdichtung steigt<br />
auf 12,5:1<br />
Die vertikale Durchströmung ermöglicht<br />
im Vergleich zur bisherigen horizontalen<br />
Zylinderkopfdurchströmung einen optimal<br />
geradlinigen Einlasskanal mit einer ebenso<br />
einfachen Kettenführung des Nockenwellenantriebes.<br />
Auf die bisherige<br />
radiale Ventilanordnung konnte<br />
angesichts einer hocheffizienten Gesamtkonstruktion<br />
des Triebwerks verzichtet<br />
werden. Mit einlassseitig 8 und<br />
auslassseitig 10 Grad stehen die vier<br />
Ventile in engem Winkel zueinander<br />
und ermöglichen eine kompakte, für<br />
optimale Verbrennungsabläufe entscheidende<br />
Brennraumform. Durch die Neuberechnung<br />
des Brennraums und die stark<br />
verbesserte Kanalführung und -gestaltung<br />
konnte das Verdichtungsverhältnis gegenüber<br />
dem Vorgängermodell von 12,0:1 auf<br />
12,5:1 erhöht werden. Durch Optimierung<br />
der Verbrennungsabläufe und der Zündwinkel<br />
ist es unter Beibehaltung der Auslegung<br />
auf einen Kraftstoff der Qualität<br />
ROZ 95 darüber hinaus gelungen, auf eine<br />
Klopfregelung zu verzichten und das Drehmomentpotenzial<br />
dennoch voll auszu-<br />
14 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
MOTOR<br />
schöpfen. Der Einsatz eines Turbulenzsystems<br />
(Lufteinspeisung über einen Bypass)<br />
stellt eine optimale Verbrennung sicher, die<br />
den Verzicht auf eine aufwändige Doppelzündung<br />
ermöglicht. Im Sinne höherer Leistungs-<br />
und Drehmoment-ausbeute wurden<br />
auch die Tellerdurchmesser der<br />
Ventile neu definiert. Sie fallen jeweils 1,0<br />
Millimeter größer aus und betragen jetzt<br />
einlassseitig 40 und auslassseitig 34 Millimeter.<br />
Der Ventilschaftdurchmesser liegt<br />
unverändert bei 5,5 Millimetern. Deutlich<br />
kürzere Ventilfedern tragen dem gesteigerten<br />
Drehzahlniveau bei gleichzeitig optimal<br />
definierter Schleppleistung Rechnung.<br />
Wie bisher erfolgt die Betätigung der<br />
Ventile über leichte und drehzahlfeste<br />
Schlepphebel, deren Design aus dem<br />
Hochleistungs-Vierzylindermotor der BMW<br />
S 1000 RR übernommen wurde. Die Einstellung<br />
der Ventilspiele erfolgt über austauschbare<br />
Shims. Mit 0,10 bis 0,17 Millimeter<br />
auf der Einlass- und 0,34 bis 0,41<br />
Millimeter auf der Auslassseite liegen die<br />
Ventilspiele knapp unter denen des Vorgängers.<br />
Kurbelwelle kompakter,<br />
leichter und steifer<br />
Konstruktiv komplett überarbeitet wurde<br />
auch die Kurbelwelle. Zur Minderung<br />
der Schleppleistung wurde der Hauptlagerdurchmesser<br />
von bisher 60 auf nun 55 Millimeter<br />
reduziert. Zudem weist die Kurbelwelle<br />
schmalere, dafür aber im<br />
Durchmesser von 48 auf 50 Millimeter vergrößerte<br />
Hubzapfen sowie schmalere<br />
Haupt- und Führungslager auf. Daher ist sie<br />
insgesamt leichter und kompakter, aber<br />
trotzdem sehr viel steifer.<br />
Obgleich der Boxermotor prinzipbedingt<br />
mit seinen gegenüberliegenden Zylindern<br />
eine gegenseitige Aufhebung der freien<br />
Massenkräfte (durch die sich hin- und herbewegenden<br />
Pleuel und Kolben) bietet,<br />
bleibt dennoch ein Rest an Vibrationen.<br />
Dies erklärt sich durch den unvermeidbaren<br />
Versatz der beiden Zylinderachsen, wodurch<br />
die wirkenden Kräfte nicht genau in<br />
einer Ebene liegen und daher ein so genanntes<br />
umlaufendes Massenmoment erzeugen.<br />
Dieses umlaufende Massenmoment<br />
konnte durch die kompaktere Kurbelwellen-Konstruktion<br />
zwar signifikant reduziert,<br />
aber nicht vollständig eliminiert werden.<br />
Wie beim Boxermotor der bisherigen R<br />
1200 <strong>GS</strong> sorgt deshalb auch beim neuen<br />
Triebwerk eine mit Kurbelwellendrehzahl<br />
laufende Ausgleichswelle mit neu definierten<br />
Unwuchtmassen für die Eliminierung<br />
unerwünschter Vibrationen. Die Ausgleichswelle<br />
ist als hohle Zwischenwelle<br />
ausgeführt, innerhalb derer gleichzeitig<br />
die Kupplungswelle läuft. Damit läuft auch<br />
der neue, in seinem Drehzahlniveau deutlich<br />
höher liegende Antrieb der R 1200 <strong>GS</strong><br />
über den gesamten Drehzahlbereich komfortabel<br />
und gerade bei höheren Drehzahlen<br />
spürbar schwingungsärmer. Die kernige,<br />
Boxer-typische Grundcharakteristik<br />
bleibt dennoch erhalten.<br />
Vertikal geteiltes Gehäuse in<br />
Open-Deck-Bauweise<br />
Erstmals bei einem Boxermotor von<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> sind die Zylinder nicht<br />
mehr separat mit dem Kurbelgehäuse verschraubt,<br />
sondern direkt integriert. Das<br />
zweiteilige Druckguss-Zylinder-Kurbelgehäuse<br />
mit vertikaler Teilungsebene in Kurbelwellenmitte<br />
besteht aus einer hochfesten<br />
Aluminiumlegierung. Dabei bilden<br />
die beiden Gehäusehälften einen hochsteifen<br />
Verbund aus dem Zylinder und<br />
dem Lagerstuhl für die Kurbelwelle.<br />
Der Zylinder mit dem Wassermantel ist<br />
als Open-Deck-Konstruktion ausgeführt.<br />
Die Laufbahnen werden mit dem neuartigen,<br />
bereits in einem BMW Automobil-<br />
Motor eingesetzten LDS-Verfahren (Lichtbogen-Draht-Spritz-Verfahren)<br />
über einen<br />
Lichtbogen mit einer verschleiß- und reibungsarmen<br />
Eisen-Kohlenstoff-Legierung<br />
beschichtet.<br />
Integriertes Getriebe mit<br />
Anti-Hopping-Funktion<br />
Erstmals in der Geschichte von BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> sind bei einem Boxermotor Getriebe<br />
und Kupplung im Motorgehäuse integriert.<br />
Vorteile ergeben sich dadurch<br />
insbesondere in der Gewichtsbilanz durch<br />
den Wegfall zahlreicher Schraubverbindungen<br />
und Dichtflächen, aber auch beim<br />
Torsionsverhalten der Gesamteinheit. Neben<br />
einer Platz und Gewicht sparenden<br />
Bauweise ermöglicht es das neue Getriebe<br />
(2 Getriebewellen, 1 Antriebswelle, 1<br />
Abtriebswelle), auf das zusätzliche Getriebeölvolumen<br />
zu verzichten, das bisher zur<br />
Schmierung notwendig war.<br />
Auch das Sechsgang-Getriebe der neuen<br />
R 1200 <strong>GS</strong> wurde mit den Forderungen<br />
nach leichter, präziser Schaltbarkeit sowie<br />
bestmöglichem Anschluss zwischen den<br />
Gängen für beste Fahrdynamik neu definiert.<br />
Entsprechend wurden seine Übersetzungsstufen<br />
neu berechnet.<br />
Nach wie vor kommt bei den Getrieberädern<br />
eine Schrägverzahnung zum Einsatz,<br />
die durch sanften Zahneingriff geringe<br />
Laufgeräusche und hohe Laufruhe<br />
bietet. Und wie bisher sind auch beim neuen<br />
Antrieb die Getriebewellen wälzgelagert,<br />
während die Zahnräder (Losräder)<br />
reibungsarm auf Nadellagern laufen. Das<br />
Schalten der Getrieberäder und damit der<br />
Gänge erfolgt über eine kugelgelagerte<br />
Schaltwalze aus Stahl, drei einsatzgehärtete<br />
und an ihren Enden hartverchromte<br />
Schaltgabeln sowie Schiebemuffen zur<br />
kraftschlüssigen Verbindung der Zahnradpaare.<br />
Als erster Serien-Boxermotor von BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> besitzt die neue R 1200 <strong>GS</strong> eine<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung mit acht<br />
Reibscheiben anstelle der bisherigen Einscheiben-Trockenkupplung.<br />
Die Vorteile<br />
dieser Lösung liegen einerseits im reduzierten<br />
Trägheitsmoment durch den mit<br />
147 Millimetern deutlich geringeren Außendurchmesser<br />
(R 1200 <strong>GS</strong> bisher: 180<br />
mm) und andererseits in der insgesamt<br />
kompakteren Bauweise.<br />
Das Kupplungssystem ist – erstmals bei<br />
einem Boxer – mit einem Anti-Hopping-<br />
Mechanismus ausgestattet. Damit trägt<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> insbesondere den Wünschen<br />
sportlich ambitionierter Landstraßenfahrer<br />
Rechnung. Das Bremsmoment<br />
des Motors wird im Schiebebetrieb von<br />
der Kupplung nur noch in reduziertem<br />
Maße an das Hinterrad weitergeleitet. Bei<br />
starkem Anbremsen und gleichzeitigem<br />
Herunterschalten wird dadurch verhindert,<br />
dass das aufgrund der dynamischen<br />
Radlastverteilung stark entlastete Hinterrad<br />
kurzzeitig blockiert oder stempelt. Das<br />
<strong>Motorrad</strong> bleibt so auch in der Bremsphase<br />
stabil und sicher beherrschbar. Die<br />
Trennung der Kupplung im Schiebebetrieb<br />
erfolgt dabei mechanisch über einen Rampenmechanismus.<br />
Die Betätigung der<br />
Kupplung ist hydraulisch.<br />
Die praxisgerechte Handkraft und feinfühlige<br />
Dosierbarkeit dank Handkraftverstärkung<br />
in der Kupplung tragen den hohen<br />
Ansprüchen von BMW <strong>Motorrad</strong><br />
hinsichtlich Bedienbarkeit und Komfort<br />
Rechnung. Im Verein mit der feinfühligen<br />
Gasannahme ist so eine optimale Fahrzeugkontrolle<br />
auf jedem Terrain sichergestellt.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
15
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
MOTOR<br />
Neue Sauganlage verarbeitet<br />
viele Parameter<br />
Seit mehr als zwei Jahrzehnten nimmt<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> einen Spitzenplatz im Bereich<br />
des elektronischen Motormanagements<br />
ein. Auch bei der neuen R 1200 <strong>GS</strong><br />
kommt mit der so genannten BMS-X eine<br />
neue digitale Motorsteuerung zum Einsatz.<br />
Vollsequentielle Einspritzung, kompaktes<br />
Layout und geringes Gewicht sind ihre<br />
Hauptmerkmale. Das Alpha/n-basierte<br />
Motormanagement mit Momenten-<br />
Schnittstelle berücksichtigt dabei eine<br />
Vielzahl von Einflussgrößen. So ermöglicht<br />
es eine sehr gut dosierbare Drehmomentabgabe<br />
und über die den unterschiedlichen<br />
Fahrmodi zugeordneten<br />
E-Gas-Charakteristiken die Anpassung<br />
des Ansprechverhaltens an unterschiedlichste<br />
Rahmenbedingungen. Grundlage<br />
für die Steuerung ist die angesaugte Luftmenge,<br />
die indirekt über den Drosselklappenwinkel<br />
und die Motordrehzahl bestimmt<br />
wird. Aus zusätzlichen Motor- und<br />
Umgebungsparametern (unter anderem<br />
Motortemperatur, Lufttemperatur, Umgebungsluftdruck)<br />
bildet die Motorsteuerung<br />
zusammen mit abgespeicherten<br />
Kennfeldern und hinterlegten Korrekturfunktionen<br />
individuell abgestimmte Werte<br />
für Einspritzmenge und Zündzeitpunkt.<br />
Die Gemischaufbereitung wird von einer<br />
elektronischen Kraftstoffeinspritzung<br />
über Drosselklappenstutzen mit 52 anstatt<br />
bisher 50 Millimetern Durchlassweite<br />
übernommen. Neu gestaltete, betont hoch<br />
liegende Ansaugluftschnorchel sowie eine<br />
großzügig bemessene Airbox mit Plattenluftfilter-Element<br />
sorgen für optimale Zufuhr<br />
kühler Ansaugluft und damit bestmögliche<br />
Füllung.<br />
Das E-Gas bringt ein Plus<br />
für Fahrbarkeit<br />
Die Ansteuerung der beiden Drosselklappen<br />
erfolgt über je einen Elektromotor<br />
in Form eines E-Gas-Systems. Dabei<br />
wird der Fahrerwunsch direkt vom Sensor<br />
des Gasdrehgriffs an die vollelektronische<br />
Motorsteuerung weitergegeben<br />
und in Abhängigkeit vom gewählten Fahrmodus<br />
in eine Drosselklappensollstellung<br />
umgerechnet, die verzögerungsfrei elektronisch<br />
eingeregelt wird.<br />
Das E-Gas der neuen BMW R 1200 <strong>GS</strong><br />
verbessert die Fahrbarkeit und optimiert<br />
die Laufkultur im leerlaufnahen Bereich,<br />
da die Motorsteuerung etwaige Unterschiede<br />
der beiden Zylinder im Mitteldruck<br />
erkennt und durch eine selektive<br />
Drosselklappenansteuerung ausgleicht.<br />
Weiterhin lassen sich für die Sonderausstattung<br />
„ASC und Fahrmodi“ dem jeweiligen<br />
Einsatzzweckentsprechend unterschiedliche<br />
Gasannahmen (weich,<br />
optimal, direkt) darstellen.<br />
Durch die stark verbesserte Dosierbarkeit<br />
konnte der Drehgriffwinkel von 85 auf<br />
70 Grad reduziert werden. Auch die komfortable<br />
Sonderausstattung Geschwindigkeitsregelung<br />
konnte erst durch diese<br />
Technologie umgesetzt werden.<br />
Klappe auf – Leistungsplus<br />
und kerniger Boxersound<br />
Die komplett aus Edelstahl gefertigte<br />
Abgasanlage der neuen R 1200 <strong>GS</strong> ist ganz<br />
auf eine optimale Leistungscharakteristik<br />
ausgelegt und arbeitet nach dem 2-in-1-<br />
Prinzip. Ein homogener Leistungs- und<br />
Drehmomentverlauf und damit bestmögliche<br />
Fahrbarkeit galten in diesem Entwicklungsbereich<br />
einmal mehr als Voraussetzungen<br />
für souveräne Performance auf<br />
der Landstraße, im Offroad-Einsatz und<br />
auf ausgedehnten Touren.<br />
Die beiden Krümmerrohre sowie das Interferenzrohr<br />
wurden in Formgebung,<br />
Länge und Durchmesser neu definiert.<br />
Dem Wunsch nach einem besonders kernigen<br />
und gleichwohl gesetzeskonformen<br />
Boxer-Sound entspricht die neue BMW R<br />
1200 <strong>GS</strong> durch eine über einen elektrischen<br />
Stellmotor sowie Öffnungs- und<br />
Schließerzüge angesteuerte Abgasklappe.<br />
Im Hinblick auf geringen Staudruck<br />
und satten Klang verfügt der nun rechtsseitig<br />
angebrachte Endschalldämpfer über<br />
einen komplett neu berechneten Innenaufbau,<br />
der auf einer Kombination aus Reflexions-<br />
und Absorptions-Schalldämpfung<br />
beruht.<br />
Die Abgasreinigung übernimmt ein mittels<br />
Lambdasonde geregelter Katalysator.<br />
Damit erfüllt die neue BMW R 1200 <strong>GS</strong> die<br />
geltenden Abgasnormen und ist für zukünftige<br />
Anforderungen gerüstet.<br />
Der optimierte Kardan<br />
werkelt nun links<br />
Anders als bei allen bisherigen Boxer-<br />
Modellen von BMW <strong>Motorrad</strong> befindet<br />
sich die Schwinge mit integriertem Kardanantrieb<br />
und mit dem nach neuesten<br />
Berechnungsmethoden konstruierten und<br />
mittlerweile in der dritten Generation gebauten<br />
EVO Paralever nun auf der linken<br />
Seite. So wird vermieden, dass der Fahrer<br />
beim Schieben oder Auf- und Absteigen<br />
mit der heißen Auspuffanlage in Berührung<br />
kommt. Ein weiterer positiver<br />
Effekt betrifft die Fahrzeugoptik: Wenn<br />
das <strong>Motorrad</strong> auf dem Seitenständer<br />
steht, hat man nun freie Sicht auf das neu<br />
gestaltete Hinterrad.<br />
Den gesteigerten Leistungs- und Drehmomentanforderungen<br />
trägt ein neu berechneter<br />
Kegel-/Tellerradsatz für den<br />
Achsantrieb Rechnung. Über ein zusätzliches<br />
Gelenk zwischen Hinterachsgehäuse<br />
und Schwinge entkoppelt die Paralever-Schwinge<br />
in bewährter Form das<br />
unvermeidliche Reaktionsmoment des<br />
Antriebs von der Schwinge und damit von<br />
der Federungs-/Dämpfungsarbeit. Damit<br />
wird der unerwünschte „Fahrstuhleffekt“,<br />
also das Anheben und Absenken des<br />
Hecks beim Beschleunigen und Verzögern,<br />
wirkungsvoll unterbunden.<br />
Im Zuge der kompletten Neukonstruktion<br />
des Antriebs erfolgte auch eine umfassende<br />
Reduzierung der Spiele im Antriebsstrang<br />
vom Primär- bis zum<br />
Achsantrieb, wodurch die gesteigerte Motorperformance<br />
noch direkter auf das Hinterrad<br />
wirken kann.<br />
16 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
MOTOR<br />
Fünf frei wählbare Fahrmodi<br />
für Straße und Gelände<br />
Als Sonderausstattung ab Werk bietet<br />
die neue R 1200 <strong>GS</strong> dem Fahrer für die unterschiedlichen<br />
Einsatzzwecke wie den<br />
Betrieb auf der Straße, nasser Fahrbahn<br />
oder im Gelände fünf verschiedene Fahrmodi<br />
mit drei unterschiedlichen E-Gas-<br />
Abstimmungen, drei verschiedenen ABSund<br />
vier ASC-Settings. Die Auswahl<br />
erfolgt über den „Modus“-Taster auf der<br />
rechten Lenkerarmatur, der so lange betätigt<br />
wird, bis über die Anzeige in der Instrumentenkombination<br />
der gewünschte<br />
Fahrmodus erreicht ist. Zieht der Fahrer<br />
bei geschlossenem Gasgriff den Kupplungshebel,<br />
so wird sein Wunsch auch<br />
während der Fahrt bestätigt und die Modus-Umschaltung<br />
durchgeführt. Beim<br />
Neustart des <strong>Motorrad</strong>s bleibt immer die<br />
zuletzt ausgewählte Einstellung erhalten.<br />
Die Sonderausstattung umfasst die Automatische<br />
Stabilitätskontrolle ASC (Automatic<br />
Stability Control) mit einer speziellen<br />
Endurokonfiguration für die Modi<br />
„Enduro“ und „Enduro Pro“. Auch enthalten<br />
ist eine spezielle Endurokonfiguration<br />
für das serienmäßige BMW <strong>Motorrad</strong><br />
ABS, das ebenfalls in den Modi „Enduro“<br />
und „Enduro Pro“ zur Anwendung kommt.<br />
Zusätzlich ist das optional erhältliche Dynamic<br />
ESA in diese „Moduswelt“ integriert.<br />
Das Setup wird in Abhängigkeit<br />
vom gewählten Fahrmodus optimal angepasst<br />
(siehe Kapitel Fahrwerk).<br />
Bei Fahrten auf nasser Strecke und<br />
schwierigen Gripverhältnissen wird der<br />
Fahrer im „Rain“-Modus durch ein besonders<br />
weiches Dosier- und Ansprechverhalten<br />
entlastet, verfügt aber dennoch<br />
über das volle Drehmoment- und Leistungspotenzial.<br />
Das elektronische Regelsystem<br />
ASC (Automatic Stability Control)<br />
spricht früher an als im „Road“-Modus.<br />
Besitzt die <strong>GS</strong> die Sonderausstattung Dynamic<br />
ESA, so ist die Dämpfung der Federbeine<br />
vorne und hinten entsprechend<br />
den Verhältnissen weich eingeregelt.<br />
Im „Road“-Modus sind die Regelsysteme<br />
so eingestellt, dass die optimale Performance<br />
auf trockener Straße erreicht<br />
wird. Dieser Modus stellt eine spontane<br />
und lineare Gasannahme bereit und vereint<br />
gute und geschmeidige Dosierbarkeit<br />
mit homogenem Drehmomentaufbau.<br />
Im „Dynamic“-Modus lässt die neue<br />
BMW R 1200 <strong>GS</strong> ihr sportliches Temperament<br />
für die Straße aufblitzen. Noch spontanere<br />
und direktere Gasannahme, zurückhaltender<br />
Eingriff des ASC, sowie im<br />
Falle der Sonderausstattung Dynamic ESA<br />
eine straffe Dämpfung, bringen das volle<br />
Potenzial des <strong>Motorrad</strong>s zur Geltung.<br />
Im „Enduro“-Modus zeigt sich die R<br />
1200 <strong>GS</strong> im Gelände von ihrer besten Seite.<br />
Weiche Gasannahme, zurückhaltender<br />
Regeleingriff des Enduro-ASC, optimale<br />
Bremsverteilung und ideales ABS-Regelverhalten<br />
machen das <strong>Motorrad</strong> zusammen<br />
mit dem traktionsstark abgestimmten<br />
Dynamic ESA (Option) bereit für neue<br />
Endurowelten. Damit kommen auch Fahrer<br />
mit weniger Enduro-Erfahrung im Gelände<br />
schnell mit der neuen R 1200 <strong>GS</strong> zurecht<br />
und genießen Fahrspaß. Der Modus<br />
ist optimiert für den Betrieb mit Serienbereifung.<br />
Ambitionierten Endurofahrern bietet<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> den „Enduro Pro“-Modus.<br />
Dieser Fahrmodus mit spontanem Ansprechverhalten<br />
des Motors ist auf den<br />
Betrieb mit Stollenreifen ausgelegt.<br />
Gleichzeitig ist bei Betätigung des Fußbremshebels<br />
die ABS-Funktion hinten abgeschaltet;<br />
das optionale Dynamic ESA<br />
ist auf Traktion und optimales Durchschlagsverhalten<br />
abgestimmt. Das ASC<br />
ist auf den professionellen Endurobetrieb<br />
abgestimmt und lässt deutlich mehr<br />
Schlupf zu. In dieser Konfiguration zeigt<br />
sich das sportliche Temperament der neuen<br />
BMW R 1200 <strong>GS</strong> auch im Gelände, und<br />
der erfahrene Endurist kann sich dank<br />
noch besserer Beherrschung der Maschine<br />
eine zusätzliche Welt und noch mehr<br />
Fahrspaß erschließen.<br />
Deutlich höher als<br />
beim luft-/ölgekühlten<br />
Boxer sind die<br />
Zylinder situiert; sie<br />
sind nicht mehr ans<br />
Kurbelgehäuse angeschraubt,<br />
sondern<br />
integriert.<br />
Von hinten<br />
betrachtet zeigt der<br />
neue Boxer-Motor<br />
seinen weitaus<br />
kompakteren Aufbau<br />
(links).<br />
Der kompakte Kühlkreislauf<br />
ist auf der<br />
Abbildung auf Seite<br />
16 gut erkennbar.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
17
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
FAHRWERK<br />
CHASSIS-FEINHEITEN<br />
Stahlrohr-Brückenrahmen mit<br />
angeschraubtem Rahmenheck<br />
Eines der wesentlichen Ziele bei der Entwicklung<br />
der neuen BMW R 1200 <strong>GS</strong> war<br />
es, das hohe fahrdynamische Niveau weiter<br />
zu steigern und gleichzeitig ein Fahrwerk<br />
zu schaffen, das den möglichen Einsatzbereich<br />
der „großen <strong>GS</strong>“ sowohl auf<br />
der Straße als auch im Gelände nochmals<br />
erweitert. Durch den neuen, steiferen<br />
Hauptrahmen, der die Lenkkopf-Lagerung<br />
für den Telelever sowie die Schwingenachse<br />
des EVO Paralever aufnimmt, ist es<br />
gelungen, sowohl Fahrstabilität als auch<br />
Handling und Zielgenauigkeit nochmals signifikant<br />
zu erhöhen.<br />
Von der verbesserten Feder-/<br />
Dämpfungsabstimmung profitiert<br />
die Tourentauglichkeit, da lange<br />
Fahrten noch komfortabler und dadurch<br />
weniger ermüdend sind.<br />
Durch die optimierte Anbindung an<br />
die Fahrbahn, insbesondere durch die<br />
neue Feder-/Dämpferabstimmung und<br />
die neuen Rad-/Reifendimensionen, lässt<br />
sich die neue R 1200 <strong>GS</strong> zudem noch dynamischer<br />
bewegen. Ihr präzises Handling<br />
erlaubt dem Fahrer auch sehr sportliches<br />
Fahren bei bester Kontrollierbarkeit.<br />
Auch im Geländebetrieb wird der Fahrer<br />
der neuen R 1200 <strong>GS</strong> durch die bessere<br />
Anbindung an den Untergrund sowie<br />
die entsprechend angepassten Regelstrategien<br />
spürbar mehr Vertrauen in sein <strong>Motorrad</strong><br />
bekommen.<br />
Bestand der Rahmen der R 1200 <strong>GS</strong> bisher<br />
aus dem Vorderrahmen zur oberen Abstützung<br />
und Lagerung des Telelevers sowie<br />
dem Heckrahmen mit integrierter<br />
Schwingenaufnahme und angeschweißtem<br />
Rahmenheck, so setzt das Fahrwerk<br />
der neuen R 1200 <strong>GS</strong> auf einen durchgehenden<br />
Brückenrahmen mit angeschraubtem<br />
Rahmenheck aus Stahlrohr. Letzteres<br />
bietet insbesondere auch Vorteile bei der<br />
Instandsetzung. Beibehalten wurde jedoch<br />
die Integration des Motors als mittragendes<br />
Element, was sich in Gewichts- und<br />
Steifigkeitsvorteilen niederschlägt.<br />
Mehr Fahrgefühl: Telelever<br />
und Paralever optimiert<br />
Für den Einsatz in der neuen R 1200 <strong>GS</strong><br />
wurde der weiterhin im Motorgehäuse gelagerte<br />
Telelever geometrisch weiter verfeinert<br />
und seine exzellenten Eigenschaften<br />
wurden weiter optimiert. Bei gleicher<br />
Steifigkeit konnte der Standrohrdurchmesser<br />
der Teleskopführung von bisher<br />
41 auf nunmehr 37 Millimeter reduziert<br />
werden. Dadurch war es trotz des Einbaus<br />
der Wasserkühler in diesem Bereich möglich,<br />
den bisherigen Lenkeinschlagwinkel<br />
von +/- 42 Grad und damit beste Manövrierbarkeit<br />
beim Rangieren oder langsamen<br />
Fahren beizubehalten. Zusammen<br />
mit einem steifer ausgelegten Längslenker<br />
konnten so eine noch höhere Lenkpräzision<br />
und eine transparente Rückmeldung<br />
von der Frontpartie erreicht werden. Wie<br />
bisher ist der gesamte Telelever durch seine<br />
gekapselten, mit einer Dauerschmierung<br />
versehenen Kugelgelenke und die Lebensdauerfüllung<br />
der Gabelholme mit Öl<br />
wartungsfrei.<br />
Bei der patentierten Hinterradführung<br />
EVO Paralever konnte der untere Federbeinbereich<br />
mit der umschließenden<br />
Schwinge besser gegen mögliche Beschädigungen<br />
im Offroadeinsatz geschützt<br />
werden. Aufgrund ihrer steiferen Lagerung<br />
im Hauptrahmen sprechen die<br />
WAD-Federbeine (WAD = wegabhängige<br />
Dämpfung) vorne wie hinten nun<br />
nochmals wesentlich sensibler an<br />
und verfügen über deutlich gesteigerte<br />
Dämpfungsreserven.<br />
Die wegabhängige Dämpfung<br />
schlägt sich in einer vom Federweg<br />
abhängigen Progression der Dämpfungskraft<br />
nieder. Sie ermöglicht einerseits<br />
ein besonders feinfühliges Ansprechen<br />
selbst auf kleinste Fahrbahnunebenheiten<br />
und bietet dennoch genügend Potenzial<br />
für Einsätze im Gelände mit derben<br />
Schlägen und Bodenwellen. Trotz deutlich<br />
vergrößerter Schwingenlänge liegt die<br />
Torsionssteifigkeit des Paralevers auf dem<br />
Niveau des Vorgängermodells.<br />
Mit 190 und 200 Millimetern blieben die<br />
Federwege vorn respektive hinten identisch<br />
mit denen des Vorgängermodells.<br />
Auch das Verhältnis von Positiv- zu Nega-<br />
18 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
FAHRWERK<br />
tiv-Federweg blieb gleich. Es liegt vorn bei<br />
122 zu 68 Millimetern und hinten bei 135<br />
zu 65 Millimetern.<br />
Zur Anpassung an die persönlichen Erfordernisse<br />
des Fahrers ist das hintere Federbein<br />
in der Zugstufendämpfung 12-<br />
fach sowie in der Federbasis<br />
(„Federvorspannung“) über ein Handrad<br />
hydraulisch stufenlos einstellbar.<br />
Dem gesteigerten Anspruch nach<br />
Offroadtauglichkeit trägt die neue R 1200<br />
<strong>GS</strong> auch durch mehr Bodenfreiheit Rechnung.<br />
So stehen nun 195 Millimeter – 8<br />
Millimeter mehr als bisher – zur Verfügung.<br />
Die erhöhte Bodenfreiheit wurde<br />
dabei nicht über längere Ausfederwege<br />
der Radführungen, sondern über eine entsprechende<br />
Konzeption des Gesamtfahrzeugs<br />
realisiert.<br />
Erstmals semiaktives Fahrwerk<br />
in einer BMW-Reiseenduro<br />
Mit dem optionalen Dynamic ESA bietet<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> ein elektronisches<br />
Fahrwerk an, das dem Fahrer völlig neue<br />
Möglichkeiten und ein Höchstmaß an<br />
Fahrsicherheit und Performance bietet.<br />
Dieses semiaktive Fahrwerk erfasst über<br />
je einen Federwegsensor vorne und hinten<br />
mehrere Parameter, so insbesondere<br />
die senkrechte Bewegung der jeweiligen<br />
Radführung in Weg und Geschwindigkeit,<br />
und stellt die Dämpfung abhängig vom<br />
Fahrzustand und den Fahrmanövern des<br />
Fahrers automatisch auf die ermittelten<br />
Gegebenheiten ein. So reagiert Dynamic<br />
ESA zum Beispiel auch auf einen ABS-Regeleingriff.<br />
Die Dämpfung der Federbeine<br />
wird dabei vorne und hinten über elektrisch<br />
angesteuerte Regelventile angepasst.<br />
Durch den deutlich verbesserten Kontakt<br />
zwischen Straße und Reifen vermittelt<br />
die neue R 1200 <strong>GS</strong> vor allem auf sehr<br />
unebenen Straßen oder im Gelände ein<br />
bisher unerreicht sicheres Fahrgefühl.<br />
Dynamic ESA arbeitet nicht als autarkes<br />
System, sondern kann mit den übrigen Regelsystemen<br />
der neuen R 1200 <strong>GS</strong> – dem<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> ABS sowie der Automatic<br />
Stability Control ASC – über den CAN-<br />
Bus kommunizieren.<br />
Alles neu ist am Fahrwerk der neuen <strong>GS</strong>:<br />
Der Längslenker (Foto oben) wurde verfeinert,<br />
der Standrohr-Durchmesser der Radführung<br />
konnte von 41 auf 37 mm Durchmesser<br />
reduziert werden, ohne Einbuße an<br />
Steifigkeit. Auch die Federbeine (Foto Se.<br />
18) wurden weiter verbessert: Die wegabhängige<br />
Dämpfung verbindet weiches Ansprechen<br />
mit hoher Dämpfungsreserve bei<br />
harter Belastung.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
19
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
ELEKTRIK & ELEKTRONIK<br />
STRAHLEMANN – UND MEHR<br />
Der Serien-Halogenscheinwerfer<br />
setzt die Messlatte deutlich höher<br />
Der neue, serienmäßige Halogen-Hauptscheinwerfer<br />
baut nicht nur wesentlich<br />
leichter als bisher. Vor allem bei der Fahrbahnausleuchtung<br />
erreichen Abblendund<br />
Fernlicht das höchste Niveau der<br />
Lichttechnik. Durch intensive Tests im<br />
Lichtkanal der BMW Group wurden Lichtwerte<br />
erreicht, die im Vergleich mit dem<br />
Wettbewerb bei gleicher Lichtaustrittsfläche<br />
signifikant bessere Ergebnisse in<br />
puncto Wahrnehmbarkeit und Sicht bei<br />
Nachtfahrten ermöglichen.<br />
Als Sonderausstattung ab Werk bietet<br />
BMW <strong>Motorrad</strong> ein zusätzliches Tagfahrlicht<br />
in LED-Technik an. Die aus vier LED-<br />
Bausteinen bestehende Einheit ist unterhalb<br />
des Halogen-Hauptscheinwerfers<br />
integriert. Das Tagfahrlicht lässt andere<br />
Verkehrsteilnehmer das <strong>Motorrad</strong> deutlich<br />
differenzierter wahrnehmen und bietet<br />
so ein massives Plus an Sicherheit.<br />
Darüber hinaus zeichnet sich die LED-<br />
Technologie durch einen geringeren Energieverbrauch<br />
und sehr lange Lebensdauer<br />
aus. Das Tagfahrlicht wird entweder<br />
automatisch über einen Lichtsensor oder<br />
manuell mit dem Taster „Tagfahrlicht“ anstelle<br />
des Hauptscheinwerfers eingeschaltet.<br />
Bei eintretender Dunkelheit oder bei<br />
Einfahrt in einen Tunnel erfolgt automatisch<br />
die Umschaltung auf den Halogen-<br />
Hauptscheinwerfer, der dann die Fahrbahn<br />
optimal ausleuchtet und dem Fahrer<br />
so beste Sicht beschert.<br />
1<br />
Der Voll-LED-Scheinwerfer<br />
liefert das brillanteste Licht<br />
Jüngstes Beispiel für die Innovationsstärke<br />
von BMW <strong>Motorrad</strong> ist der erstmals<br />
im Serienmotorradbau als Sonderausstattung<br />
erhältliche Voll-LED-Scheinwerfer<br />
mit integriertem Tagfahrlicht. Weltweit<br />
einzigartig leuchtet dieser LED-Hauptscheinwerfer<br />
die Fahrbahn mit einem bis<br />
dato unerreicht brillanten Licht aus. Auffällig<br />
anders und stark in der Leuchtkraft<br />
erscheinen die LED des Fernscheinwerfers<br />
mit ihren beiden Doppellinsen aus<br />
Glas. Zusätzlich enthält die Sonderausstattung<br />
eine Rückleuchte, die mit ihren<br />
beiden Leuchtstegen eine noch hochwertigere<br />
Heckansicht bietet.<br />
Der Wechsel zwischen Tagfahrlicht und<br />
Abblendlicht erfolgt je nach Einstellung<br />
im Menü der Instrumentenkombination<br />
automatisch. Mit eingeschaltetem Tagfahrlicht<br />
wird der <strong>Motorrad</strong>fahrer bei Tag<br />
deutlich besser wahrgenommen und ist<br />
damit sicherer unterwegs. Dazu kommt<br />
die markante Optik des liegenden „U“, das<br />
–wie die Lichtringe bei den K 1600 Modellen<br />
– schon bald ein eindeutiges<br />
Erkennungsmerkmal der neuen<br />
<strong>GS</strong> darstellen wird.<br />
Viel Aufwand<br />
im Hintergrund<br />
Die Lichteinheit besteht aus<br />
jeweils zwei LED-Einheiten für<br />
Abblend- und Fernlicht sowie<br />
vier weiteren LED-Einheiten für<br />
das Tagfahr- beziehungsweise<br />
das Positionslicht. Diese sind<br />
auf einem zentralen Kühlkörper<br />
aus Aluminiumdruckguss befestigt.<br />
Hinter dem Kühlkörper ist<br />
ein Axiallüfter angeordnet.<br />
Durch ein zusätzliches Luftführungselement<br />
wird die warme<br />
Luft auf die Scheibe gelenkt<br />
und damit eine Luftzirkulation<br />
im Scheinwerfer erzeugt. Diese<br />
Luftzirkulation sorgt für die Enttauung<br />
des Scheinwerfers und<br />
trägt im Winter auch aktiv zur<br />
Enteisung der Streuscheibe bei.<br />
Bedienkonzept mit Multi-Controller<br />
für BMW <strong>Motorrad</strong> Navigator IV<br />
Soll das Fahrzeug mit einem Navigationsgerät<br />
ausgerüstet werden, empfiehlt<br />
sich die Bestellung der Sonderausstattung<br />
„Vorbereitung für Navigationsgerät“.<br />
Das Fahrzeug erhält dann automatisch<br />
den so genannten Multi-Controller, mit<br />
dem der BMW <strong>Motorrad</strong> Navigator IV<br />
komfortabel bedient werden kann. Er ist<br />
an der Innenseite des linken Lenkergriffs<br />
angebracht und damit stets optimal erreichbar.<br />
Vorteil des Multi-Controllers: Die<br />
Hand kann während der Bedienung am<br />
Lenker bleiben, es müssen keine Knöpfe<br />
gesucht werden.<br />
Die Bedienung erfolgt durch Drehen<br />
nach oben/unten sowie durch Kippen<br />
nach links/rechts. So können die wichtigsten<br />
Funktionen wie Zoomen oder Wiederholung<br />
der Sprachansage bequem bedient<br />
werden. Trägt der Fahrer einen Helm<br />
mit BMW <strong>Motorrad</strong> Kommunikationssystem<br />
und ist dieses mit dem Navigator IV<br />
verbunden, kann auch die Lautstärke der<br />
Sprachausgabe im Helm über den Multi-<br />
Controller geregelt werden. Durch Kippen<br />
20 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
ELEKTRIK & ELEKTRONIK<br />
des Multi-Controllers nach rechts beziehungsweise<br />
links kann beispielsweise zwischen<br />
Kartenansicht, Tripcomputer und<br />
Mediaplayer gewechselt werden. Drehbewegungen<br />
des Multi-Controllers ermöglichen<br />
die Lautstärkeregelung für das BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> Kommunikationssystem. Innerhalb<br />
der Menüs werden durch Drehen beziehungsweise<br />
Drücken des Multi-Controllers<br />
die Cursorbewegungen gesteuert und<br />
die Menüpunkte ausgewählt.<br />
Der als Sonderzubehör erhältliche BMW<br />
<strong>Motorrad</strong> Navigator IV wird in das Fahrzeugbordnetz<br />
eingebunden. Es erfolgt ein<br />
Datenaustausch zwischen Navigationssystem<br />
und Bordnetz. So übermittelt das Navigationssystem<br />
zum Beispiel automatisch<br />
Datum und Uhrzeit an die Instrumentenkombination<br />
oder schlägt bei Erreichen<br />
der Tankreserve die nächstgelegene Tankstelle<br />
vor. Längeres Drücken des Multi-<br />
Controllers nach rechts/links ermöglicht<br />
das Vergrößern/Verkleinern von Kartenausschnitten.<br />
Die Anbindung an das Fahrzeugbordnetz<br />
bringt noch weitere Vorteile. So wird<br />
die Fahrgestellnummer zur automatischen<br />
Entsperrung des Navigator IV übertragen.<br />
Die zum Diebstahlschutz erforderliche Eingabe<br />
einer vierstelligen PIN entfällt, wenn<br />
der Navigator IV in Verbindung mit einem<br />
bereits hinterlegten und damit bekannten<br />
<strong>Motorrad</strong> verwendet wird. Bis zu fünf verschiedene<br />
Fahrzeuge können hier hinterlegt<br />
werden. Ein Schließzylinder mit Fahrzeuggleichschließung<br />
ermöglicht zum<br />
Schutz vor Diebstahl das Absperren des<br />
Navigator IV in seiner Halterung.<br />
2 3<br />
Der Fahrer bestimmt, was er<br />
im Display sehen will<br />
Die Instrumentenkombination der neuen<br />
R 1200 <strong>GS</strong> verfügt über einen – durch<br />
je einen Schrittmotor angesteuerten – Tachometer<br />
und Drehzahlmesser sowie ein<br />
LC–Informationsdisplay. Die Beleuchtung<br />
der Instrumenteneinheit passt sich automatisch<br />
an die Umgebungshelligkeit an.<br />
4<br />
Als Weiterentwicklung der<br />
bisherigen Anzeigendarstellung<br />
verfügt die Instrumentenkombination<br />
der neuen R 1200<br />
<strong>GS</strong> über zwei Bereiche rechts<br />
oben und unten, die der Fahrer<br />
individuell mit Informationsanzeigen<br />
belegen kann. Diese<br />
beiden Anzeigen werden ergonomisch<br />
optimal mit der Tastenwippe<br />
am linken Lenkerschalter<br />
bedient – die obere<br />
Anzeige mit der oberen Taste,<br />
die untere Anzeige mit der unteren.<br />
Der Bordcomputer wurde<br />
für die neue <strong>GS</strong> in den Serienumfang<br />
übernommen.<br />
Bereits in der Serienausstattung<br />
können daher eine ganze<br />
Reihe hilfreicher IInformationen<br />
abgerufen werden.<br />
Im Rahmen der Sonderausstattungen<br />
ab Werk ist darüber<br />
hinaus der so genannte „Bordcomputer<br />
PRO“ mit deutlich<br />
erweitertem und auf die speziellen<br />
Belange von Endurofahrern<br />
zugeschnittenen Funktionsumfang<br />
verfügbar. So können im Setup-Menü sowohl<br />
benutzer- als auch fahrzeugspezifische<br />
Einstellungen vorgenommen werden.<br />
Hier werden beispielsweise<br />
unterschiedliche Ländersprachen und die<br />
automatische Einschaltung des Tagfahrlichts<br />
festgelegt.<br />
1: Schon der neue Serien-Schweinwerfer<br />
ist seinem Vorgänger deutlich überlegen:<br />
Die Lichtausbeute ist weitaus höher, gleichzeitig<br />
konnte das Gewicht der Doppelscheinwerfereinheit<br />
erheblich gesenkt werden.<br />
Noch mehr Licht bietet nur der<br />
optionale Voll-LED-Scheinwerfer (abgebildet<br />
auf der Titelseite).<br />
2: Die Bedienelemente auf der linken Lenkerseite<br />
umfassen Blinker und Hupe (unten),<br />
dazu Wipptasten für den Tageskilometerzähler<br />
(Trip) sowie ABS, ASC und ESA (darüber).<br />
Oben die Taster für die Warnblinkanlage<br />
und Tagfahrlicht, ganz oben die<br />
Bedienungselemente des Tempomat. Der<br />
Multicontroller-Drehring links ist für die Navi-Bedienung<br />
zuständig.<br />
3: Vergleichsweise wenig Bedienungsfunktionen<br />
werden vom rechten Lenkerende aus<br />
gesteuert (was ja vernünftig ist, schließlich<br />
muss hier ja Gas gegeben und die Frontbremse<br />
betätigt werden): unten der kombinierte<br />
Start-/Killschalter, darüber der Taster<br />
für die Mode-Wahl, oben der Taster für die<br />
Griffheizung.<br />
4: So schaut das Cockpit einer R 1200 <strong>GS</strong><br />
in Vollausstattung aus. In der Praxis sehr<br />
vorteilhaft ist, dass das Navi weit oben seinen<br />
Platz gefunden hat und so weit wie technisch<br />
nur möglich vom Fahrer entfernt montiert<br />
ist; so ist die Erkennbarkeit für<br />
weitsichtige Fahrer – kommt in höherem Alter<br />
wohl häufiger vor – günstiger.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
21
SPEZIAL | R 1200 <strong>GS</strong><br />
ELEKTRIK & ELEKTRONIK<br />
5<br />
Innovatives Bordnetz nach dem<br />
Vorbild der K 1600 GT<br />
Als zweites BMW <strong>Motorrad</strong> nach der<br />
BMW K 1600 GT/GTL verfügt nun auch die<br />
neue R 1200 <strong>GS</strong> über das innovative Bordnetzsystem,<br />
das bereits bei den Sechszylindermodellen<br />
K 1600 GT und GTL eingesetzt<br />
wird. Es basiert auf dem bisherigen<br />
Bordnetz, verfügt jedoch über eine geänderte<br />
Partitionierung der Funktionen.<br />
Der Einsatz der CAN-Bus- (Controller<br />
Area Network) und LIN-Bus-Technologie<br />
(Local Interconnect Network) bringt einen<br />
gegenüber herkömmlichen Systemen<br />
deutlich verringerten Verkabelungsaufwand.<br />
Damit reduzieren sich auch potenzielle<br />
Fehlerquellen, wie sie in herkömmlichen<br />
Bordnetzen aufgrund der<br />
Leitungsvielfalt und der zahlreichen Steckverbindungen<br />
vorkommen können – ein<br />
wichtiger Faktor für eine rundum hohe Zuverlässigkeit.<br />
Im Zuge der Weiterentwicklung wurde<br />
die bisherige ZFE (Zentrale Fahrzeug Elektronik)<br />
auf zwei separate Steuergeräte aufgeteilt.<br />
Ein Steuergerät – der so genannte<br />
Bodycontroller – übernimmt dabei<br />
sämtliche Grundfunktionen, wie sie sich<br />
in jedem BMW <strong>Motorrad</strong> finden. Das zweite<br />
Steuergerät ist für sämtliche Fahrwerksfunktionen<br />
des Dynamic ESA verantwortlich.<br />
Kommunikationsverbund und<br />
zentrale Diagnose<br />
Bis zu sieben Steuergeräte – I-Kombi,<br />
ABS, Motorsteuerung, Bodycontroller<br />
(ehemalig ZFE), RDC (Reifendruckkontrolle),<br />
Dynamic ESA (Fahrwerkseinstellungen)<br />
und DWA (Diebstahlwarnanlage) – bilden<br />
einen Kommunikationsverbund und<br />
können ihre Daten untereinander austauschen.<br />
Somit kann eine einfache und umfassende<br />
Diagnose des Gesamtsystems<br />
zentral durchgeführt werden. Dabei filtert<br />
die Elektronik unwichtige Daten und Störsignale<br />
innerhalb einer definierten Toleranz<br />
heraus und macht das System weitgehend<br />
unempfindlich gegen Störungen<br />
wie zum Beispiel elektromagnetische Einstreuungen.<br />
Das Steuergerät der digitalen<br />
Motorelektronik (BMS-X) ist nicht nur für<br />
die Motorsteuerung zuständig, es übergibt<br />
auch alle relevanten Daten an das Diagnosegerät.<br />
Erweiterte Reifendruckkontrolle RDC<br />
mit Gradientenüberwachung<br />
Die als Sonderausstattung ab Werk lieferbare<br />
RDC erhielt für den Einsatz in der<br />
neuen R 1200 <strong>GS</strong> ein neues, leichteres und<br />
kompakteres Empfänger-Steuergerät in<br />
Verbindung mit neuen Radsensoren. Neben<br />
der bisherigen Warnschwelle für den<br />
Reifenluftdruck ermöglicht das neue Steuergerät<br />
jetzt auch eine Gradientenüberwachung.<br />
Diese erkennt plötzlichen Druckverlust<br />
während der Fahrt (z. B. durch<br />
Einfahren eines Nagels) und warnt so noch<br />
früher vor gefährlichen Fahrsituationen.<br />
Auch ein Druckabfall über eine bestimmte<br />
Zeit – etwa bei längeren Standzeiten –<br />
führt zu einer Warnung und bietet somit<br />
noch mehr Sicherheit.<br />
Elektronische Wegfahrsperre (EWS)<br />
für beste Diebstahlsicherheit<br />
Die R 1200 <strong>GS</strong> ist serienmäßig mit einer<br />
elektronischen Wegfahrsperre (EWS) ausgerüstet.<br />
Gesteuert über einen im Schlüssel<br />
integrierten Transponder wird damit<br />
ein Diebstahlschutz aktiviert, der dem der<br />
BMW Automobile entspricht. Wird der<br />
Zündschlüssel in das Zündschloss eingesteckt<br />
und dann die Zündung eingeschaltet,<br />
kommuniziert ein Chip im Schlüssel<br />
über die im Zündschloss integrierte Ringantenne<br />
mit der digitalen Motorelektronik,<br />
in der die Algorithmen der EWS hinterlegt<br />
sind. Über ein so genanntes „Challenge-<br />
Response-Verfahren“ (das Motorsteuergerät<br />
gibt eine zufällig generierte Parole –<br />
die „Challenge“ – aus, und Ringantenne<br />
und Schlüssel antworten mit dem entsprechenden<br />
Gegenstück – der „Response“ –<br />
um sich „auszuweisen“) findet ein Austausch<br />
zwischen den codierten Chipdaten<br />
und den EWS-Daten statt, der sich kontinuierlich<br />
verändert. Stimmen die Antworten<br />
der Ringantenne mit den gestellten<br />
Fragen überein, schaltet das Motorsteuergerät<br />
Zündung und Kraftstoffeinspritzung<br />
frei, und das Fahrzeug kann gestartet<br />
werden.<br />
Diebstahlwarnanlage (DWA)<br />
als Zusatz-Sicherungseinrichtung<br />
Zusätzliche Sicherheit zur serienmäßigen<br />
Wegfahrsperre bietet die als Sonderausstattung<br />
ab Werk lieferbare Diebstahlwarnanlage<br />
(DWA). Die DWA detektiert<br />
Bewegungen des Fahrzeugs und erzeugt<br />
gegebenenfalls einen lautstarken Alarmton.<br />
Erweiterte elektrische<br />
Schaltereinheiten<br />
Für Schalter und Handarmaturen kommt<br />
bei der R 1200 <strong>GS</strong> die bereits mit der K<br />
1300 Baureihe eingeführte neue Generation<br />
zum Einsatz – jedoch mit erweiterten<br />
Funktionsumfängen. Die Blinkleuchten<br />
links und rechts sind in einer Funktion an<br />
der linken Lenkerseite zusammengefasst.<br />
Die Betätigung der Warnblinkanlage erfolgt<br />
über einen separaten, oben auf der<br />
linken Lenkerarmatur gut erreichbaren<br />
Schalter. Die Funktionen für Abblend- und<br />
Fernlicht sowie Lichthupe sind in einem<br />
Schalter vereint, der sich griffgünstig mit<br />
dem linken Zeigefinger betätigen lässt. Die<br />
Hupe wird mit dem Daumen betätigt.<br />
Weiterhin befinden sich der Schalter für<br />
die Aktivierung des Tagfahrlichtes sowie<br />
die Wippen Trip/Info und ABS/ASC/ESA<br />
am linken Lenkerende. Die Betätigung der<br />
Heizgriffe wurde kompakt und griffgünstig<br />
in der rechten Armatur integriert. Die<br />
Schalterstellung der Griffheizung wird<br />
über Symbole im LCD-Display der Instrumentenkombi<br />
angezeigt.<br />
Die Funktionen für Starter und Killschalter<br />
sind praxisgerecht in einem Wippschalter<br />
am rechten Lenkerende zusammengelegt.<br />
Hierdurch wird gewährleistet,<br />
dass bei Betätigen des Startknopfes der<br />
Killschalter nicht versehentlich aktiviert<br />
bleibt.<br />
Ebenfalls rechts befindet sich der<br />
„Mode“-Schalter für die Vorwahl des Fahrmodus.<br />
5: Diesmal ohne Navi: Deutlich sind die drei<br />
Elemente der Instrumentierung erkennbar.<br />
Links der analoge Tachometer, schräg rechts<br />
oberhalb der ebenfalls analoge Drehzahlmesser,<br />
dessen roter Bereich jetzt erst bei<br />
9.000/min. beginnt. Das große Display informiert<br />
u.a. über Gangwahl, Kühlmitteltemperatur<br />
und Benzinstand. Zusätzlich kann<br />
der Fahrer Informationen nach Wahl anzeigen<br />
lassen.<br />
22 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
R 1200 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
KAROSSERIE & BEDIENUNG<br />
DAS ERGONOMIE-PLUS<br />
Feinarbeit am Tank für besseren<br />
Knieschluss und mehr Offroad-Spaß<br />
Eine noch bessere Manövrierbarkeit im<br />
Gelände gewährt die wesentlich schmalere<br />
Taille der neuen R 1200 <strong>GS</strong> im Knieschlussbereich<br />
des Fahrers, wodurch insbesondere<br />
das Fahren im Stehen deutlich<br />
vereinfacht werden konnte. Darüber hinaus<br />
wurde die Form des Tanks so berechnet,<br />
dass sein Füllgrad kaum mehr Einfluss<br />
auf die Schwerpunktlage der neuen R 1200<br />
<strong>GS</strong> hat und so für ein Höchstmaß an Konstanz<br />
in puncto Fahrverhalten gesorgt ist.<br />
Auch die Bodenerreichbarkeit konnte<br />
durch die schmalere Taille verbessert werden.<br />
So beträgt der Schrittbogen nun bei<br />
850 mm Sitzhöhe 1870 mm (-20 mm zum<br />
Vorgängermodell) oder bei 870 mm Sitzhöhe<br />
1910 mm (-30 mm zum Vorgängermodell).<br />
Für ausschließlichen Solobetrieb<br />
oder für engagierte Geländeeinsätze lassen<br />
sich die Soziusfußrasten nun samt ihren<br />
Auslegern schnell und einfach demontieren.<br />
Der neue aus konifiziertem Aluminiumrohr<br />
gefertigte Lenker wuchs im Montagebereich<br />
von 28,5 auf 32 Millimeter<br />
Durchmesser. Durch den erhöhten Durchmesser<br />
ergeben sich eine größere Stabilität<br />
sowie eine durch die erhöhte Flächenpressung<br />
gesteigerte Verdrehsteifigkeit.<br />
Innerhalb der beiden Lenkerklemmungen<br />
kann der Lenker um 10 Grad verdreht werden,<br />
wodurch sich die Lenkergriffhöhe in<br />
einem Bereich von 20 Millimetern an die<br />
individuellen Bedürfnisse des Fahrers anpassen<br />
lässt.<br />
Die Sitzbank ist jetzt in<br />
Höhe und Neigung verstellbar<br />
Fahrer heranzurücken. Darüber hinaus gewährt<br />
sie ausreichend Abstand zum Topcase.<br />
Durch den engeren Kontakt zwischen<br />
Fahrer und Sozius werden<br />
Fahrstabilität und Agilität unterstützt, und<br />
beim starken Beschleunigen profitiert der<br />
Fahrer von einer Beckenabstützung am<br />
Soziussitz. Die hintere Position bietet hingegen<br />
Fahrer und Sozius großzügigen<br />
Freiraum.<br />
In seinem umfangreichen Sonderzubehörprogramm<br />
bietet BMW <strong>Motorrad</strong> aber<br />
auch hier eine Reihe Alternativen. So etwa<br />
verstellbare, niedrigere (820 mm) und höhere<br />
(870 mm) Sitzbänke oder auch die<br />
Rallyesitzbank.<br />
Aufwendige Sparsamkeit:<br />
Frontträger aus Magnesium<br />
Wie schon erwähnt, übernimmt der innovative<br />
dreiteilige Frontträger aus Magnesium<br />
die Aufnahme der Instrumentenkombination,<br />
der Windschildverstellung<br />
sowie der Beleuchtungseinrichtung und<br />
des „Schnabels“. Er besteht aus einer besonders<br />
zähen und damit äußerst bruchsicheren<br />
Magnesiumlegierung (AM50)<br />
und ist im Druckgussverfahren gefertigt.<br />
Die Oberflächenbehandlung erfolgt zunächst<br />
antikorrosiv, den Abschluss bildet<br />
eine Pulverbeschichtung in Nürburgsilber.<br />
Gegenüber dem Vorgängermodell konnte<br />
durch diese Lösung eine Gewichtseinsparung<br />
von 60 Prozent erreicht werden.<br />
Im Rahmen der Entwicklung wurde sichergestellt,<br />
dass Leichtbau und Einsatz von<br />
innovativen Materialien ohne Abstriche an<br />
der Robustheit erfolgen.<br />
Windschild mit Einhandbedienung<br />
ist ab sofort „State of the Art“<br />
Dem Charakter der neuen R 1200 <strong>GS</strong><br />
entsprechend wurde auch das Windschild<br />
optimiert. Es bietet nun noch besseren<br />
Wind- und Wetterschutz und ist darüber<br />
hinaus nun einfach mit einer Hand über<br />
ein gut zugängliches, nach ergonomischen<br />
Gesichtspunkten entwickeltes Einstellrad<br />
im Bereich der Instrumentenkombination<br />
zu justieren. Technisch erfolgt die Justierung<br />
über eine von BMW <strong>Motorrad</strong> patentierte<br />
Mechanik mit Schneckengetriebe.<br />
Durch intensive Windkanalarbeit konnten<br />
die Windgeräusche (-5 dB(A) bei 180 km/h<br />
mit hochgefahrenem Windschild) sowie<br />
die Verwirbelungen im Kopfbereich von<br />
Fahrer und Sozius deutlich reduziert werden.<br />
Ein getöntes Windschild ist im Sonderzubehörprogramm<br />
erhältlich.<br />
Schnell demontierbarer Kennzeichenträger<br />
für Offroadeinsätze<br />
Für engagierte Offroadeinsätze ist der<br />
Kennzeichenträger der neuen R 1200 <strong>GS</strong><br />
als rasch zu demontierende Einheit konstruiert.<br />
Er wird mit nur zwei Schrauben<br />
unterhalb der Sitzbank fixiert.<br />
6: Sieht dem Vorgängermodell sehr ähnlich,<br />
kann aber weitaus mehr: Die zweiteilige<br />
Sitzbank bietet neue Einstellmöglichkeiten.<br />
So ist der vordere Teil nicht nur in der<br />
Höhe, sondern auch in der Neigung einstellbar.<br />
Das Soziuspolster weist eine Längsverstellung<br />
auf, so dass Mitfahrer dichter an<br />
den Fahrer rücken können, wenn dies gewünscht<br />
wird. Zusätzlich gibt es verschiedene<br />
Alternativ-Sitzmöbel für höhere oder<br />
niedrigere Sitzhöhen.<br />
Aus ergonomischen Überlegungen heraus<br />
ist die Sitzbank der neuen R 1200 <strong>GS</strong><br />
für mehr Bewegungsfreiheit bei Geländefahrten<br />
im vorderen Bereich schmaler,<br />
aber mit einer breiteren Oberschenkelauflage<br />
ausgeführt, was sich in spürbar erhöhtem<br />
Fahrkomfort niederschlägt. Zudem<br />
ist sie sowohl in zwei Höhen (850 und<br />
870 Millimeter) als auch in der Neigung<br />
einstellbar.<br />
Zusätzlich bietet die Soziussitzbank eine<br />
Längsverstellung. Die vordere Position<br />
erlaubt es dem Beifahrer, näher an den<br />
6<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
23
IRLAN<br />
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
24 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
D MIT DER <strong>GS</strong><br />
Text & Fotos: Stefano Bucher<br />
Nichts ist umsonst...<br />
Auch das intensive Grün Irlands nicht. Denn<br />
grün sind Landschaften eben nur dann,<br />
wenn es oft und lang genug regnet. Doch<br />
soll man sich deshalb wirklich von einer<br />
Tour auf die „grüne Insel“ abhalten lassen?<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
25
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
»Einen ganzen Tag gönne ich mir für diese Etappe auf der grünen Insel. Es ist – nicht nur<br />
der eindrucksvollen, bergigen Küstenlandschaft wegen – der schönste Tag meiner Reise.«<br />
26 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Wer Lesen kann, ist klar im Vorteil,<br />
heißt es mitunter flapsig. In diesem<br />
Fall ist es tatsächlich so, denn der zuvor<br />
ausgiebig konsultierte Reiseführer gibt für<br />
eine Delikatesse des irischen Südwestens eine<br />
Besonderheit an. Für den Ring of Kerry, eine<br />
der schönsten Küsten-Panoramastraßen der<br />
Welt, nennt er auf Grund der schmalen Straßen<br />
eine Einbahn-Regelung. Für Busse. Sie<br />
müssen die spektakuläre Küstenlandschaft im<br />
Südwesten Irlands im Gegenuhrzeigersinn absolvieren.<br />
Was, zugegeben, angesichts des<br />
Linksverkehrs die bessere Fahrtrichtung ist,<br />
liegt die abwechslungsreiche Küstenformation<br />
doch unmittelbar jenseits des Straßenrandes.<br />
Der Gegenverkehr stört also niemals.<br />
Aber egal: Mir eröffnet diese Vorschrift die<br />
Möglichkeit, den Bussen auf den gesamten<br />
180 Streckenkilometern ein Schnippchen zu<br />
schlagen – ich fahre einfach im Uhrzeigersinn.<br />
Einen ganzen Tag gönne ich mir für diese<br />
Etappe auf der grünen Insel. Es ist – nicht nur<br />
der eindrucksvollen, bergigen Küstenlandschaft<br />
wegen – der schönste Tag meiner Reise, denn<br />
auch das Wetter spielt perfekt mit: Von morgens<br />
bis abends scheint die Sonne, lässt das<br />
Grün noch grüner erscheinen. Die sehr kurvige<br />
und schmale Straße macht in Verbindung<br />
mit dem vielen (Bus-)Gegenverkehr schnelles<br />
Fahren unmöglich, weshalb die 180 Kilometer<br />
mehr als genug sind, wenn man unterwegs<br />
auch mal im Stehen staunen will.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
27
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Kurvenreiche Straßen wie diese lassen jdes <strong>Motorrad</strong>fahrerherz höher schlagen.<br />
Panorama am StraSSenrand<br />
28 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Küstenformationen wie diese gibt es in Irland häufig.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
29
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Kylemore Abbey in die alteste Benediktinerinnenabtei Irlands; Schloss Kylemore liegt am Ufer des Kylemore Lake.<br />
30 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
So herausragend schön dieser Erlebnistag am<br />
Ring of Kerry auch ist: Die anderen Tage sind<br />
auch nicht ohne. Nicht ohne Regen (in Wahrheit<br />
sogar eher mit mehr als weniger Regen,<br />
aber nie mit Ganztags-Regen), vor allem aber<br />
nicht ohne viele erfreuliche, das Herz und das<br />
Gemüt wärmende Erlebnisse. Ganz egal ob es<br />
sich um eine Mitarbeiterin im Touristoffice der<br />
Stadt Cork, um die Gastgeber in den besuchten<br />
Bed & Breakfast oder um Bekanntschaften<br />
auf der Fähre nach Irland handelt: Stets zeigen<br />
sich die Leute aufgeschlossen, freundlich und<br />
hilfsbereit. Und so bekomme ich stets mehr als<br />
nur das Erfragte oder Erbetene: In Cork, Irlands<br />
zweitgrößter Stadt, wird mir ein Hostel angeboten,<br />
das sehr zentral liegt und deshalb das<br />
Entdecken des Stadtkerns – er befindet sich auf<br />
einer Insel in der Flussmündung des Lee – leicht<br />
macht. Das Kinlay House ist mit 30 Euro für die<br />
Übernachtung im Einzelzimmer nicht nur preisgünstig,<br />
sondern hält sogar eine abgeschlossene<br />
Parkmöglichkeit für meine <strong>GS</strong> bereit! Alles<br />
in Butter also.<br />
Das gilt für Cork im doppelten Sinne. Die<br />
Stadt – bekannt ist ihr Seehafen, berühmt war<br />
vor Jahrhunderten ihre Textilindustrie – beherbergt<br />
ein Butter-Museum. Wie’s kommt? Die<br />
Milchwirtschaft, insbesondere aber Butter spielte<br />
beim wirtschaftlichen Aufstieg der heutigen<br />
120.000-Einwohner-Stadt eine wichtige Rolle,<br />
wurde sie doch im 19. und auch noch im 20.<br />
Jahrhundert vom Hafen aus in fast die ganze<br />
Welt exportiert. Selbst Australien und die Länder<br />
der Karibik wurden beliefert. Und wer heute<br />
im Supermarkt nach irischer Butter schaut,<br />
wird in der Regel auf Kerrygold stoßen – sie<br />
kommt aus Cork. Dieser Teil der Geschichte Irlands<br />
und insbesondere Corks wird im Butter-<br />
Museum dargestellt. Freilich bietet die im Jahr<br />
606 gegründete Stadt, 2005 Europäische Kulturhauptstadt,<br />
auch sonst noch Allerlei: Erwähnt<br />
sei insbesondere die St. Fin Barre’s Cathedral,<br />
die im 19. Jahrhundert eben dort erbaut worden<br />
ist, wo einstmals die Stadtgründung erfolgt<br />
sein soll. Praller stellt sich das Leben im Farmgate<br />
Café dar, das sich auf der Galerie im English<br />
Market, der örtlichen Markthalle, befindet.<br />
Hier wird ein ausgezeichneter traditioneller<br />
Mittagslunch im Cork-Stil serviert.<br />
Dort sitzend, gehen mir die Erlebnisse auf<br />
der Anfahrt durch den Kopf. Sie verlief im besten<br />
Sinne unspektakulär, also auch regenfrei.<br />
Von Basel aus ging’s quer durch Frankreich immer<br />
westwärts an Paris vorbei über Le Mans<br />
bis nach Roscoff, unweit von Brest gelegen. Fast<br />
1.100 Kilometer der Vorfreude auf Irland. Weniger<br />
freudig erregt war ich allerdings über die<br />
wenig zimperliche Art, in der die durchaus<br />
freundlichen Mitarbeiter der Irish Ferries Hand<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
31
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Typische Stadt in irland: Roscoff<br />
an die zu verladenden Motorräder anlegten.<br />
Für die Rückfahrt nahm ich mir deshalb fest<br />
vor, meine <strong>GS</strong> lieber selbst festzuzurren.<br />
Roscoff, ein hübscher Hafenort mit weniger als<br />
4.000 Einwohnern, lebt offenbar nicht unwesentlich<br />
vom Fährverkehr. Von hier aus verkehren<br />
Schiffe nicht nur nach Irland, sondern auch<br />
„bloß“ über den Ärmelkanal. Früher war der<br />
Ort übrigens als bedeutender Umschlagplatz<br />
für Zwiebeln bekannt. Sie merken’s schon: Lebensmittel<br />
spielen eine wichtige Rolle in dieser<br />
Geschichte.<br />
Der Aufenthalt in Irland bedeutet ja – mehr<br />
oder minder zwingend – die Auseinandersetzung<br />
mit einer höchst speziellen Biersorte:<br />
Guinness. Es ist, insbesondere anfangs, weiß<br />
Gott nicht jedermanns Sache. Auf der Fährüberfahrt<br />
bot sich die Gelegenheit, schön langsam<br />
Zuneigung für dieses Getränkt zu entwickeln,<br />
denn schnell fand sich ein Grüppchen<br />
<strong>Motorrad</strong>reisender zusammen und es wurde<br />
Benzin geredet und, na klar, Guinness (oder<br />
auch Bier) getrunken. Der einzige Ire am Tisch,<br />
ein Goldwing-Fahrer, hatte natürlich Heimvorteil.<br />
Der nette Kerl lud mich spontan ein, ihn<br />
zu besuchen. Blöderweise lebt er so weit von<br />
der von mir ins Auge gefassten Route entfernt,<br />
dass aus dieser Einladung von Anfang an eigentlich<br />
nichts werden konnte. Trotzdem: Nett<br />
war’s doch! Auch wenn der feuchtfröhliche<br />
Abend anderntags eine Rekonvaleszenzphase<br />
an Deck erforderte...<br />
32 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Parken bei den Cliff‘s of Moher<br />
Dass die grüne Insel mich mit Regen empfing,<br />
brauche ich ja wohl eigentlich nicht zu betonen.<br />
Also den Regenschutz angelegt und den<br />
Fahrmodus auf „zurückhaltend“ gestellt; außerdem<br />
musste ich mich ja auch noch an den<br />
Linksverkehr gewöhnen (was aber problemlos<br />
verlief). Genauso gut gewöhnte ich mich an das<br />
Tragen des Regenschutzes und das Einschalten<br />
der Griffheizung an meiner <strong>GS</strong>; schön an Irland<br />
ist dagegen das abrupte Umschalten des<br />
Wetters von Regen auf Sonne. Die Extreme auf<br />
der westlichsten Insel Europas liegen halt dicht<br />
beisammen.<br />
Nicht weit vom Ring of Kerry entfernt liegt<br />
die vermutlich größte Touristenattraktion Irlands,<br />
die Cliffs of Moher. Die bekanntesten<br />
Steilklippen der Insel ragen auf einer Länge von<br />
acht Kilometern zwischen gut 100 und maximal<br />
214 Metern zumeist fast senkrecht aus dem<br />
Meer. Es gibt verschiedene Spazierwege, doch<br />
wird der immense Touristenansturm inzwischen<br />
stark kanalisiert: Vom kostenpflichtigen<br />
Parkplatz aus (gilt auch für Motorräder) wird<br />
man auf einen mit einer 1,40 Meter hohen Brüstung<br />
gesicherten Weg geleitet; der früher anscheinend<br />
mögliche direkte, ungesicherte Zugang<br />
der Cliffs ist damit quasi illegal geworden.<br />
Lohnend ist der Besuch dieser fantastischen<br />
Steilküste in meinen Augen dennoch (nebenbei:<br />
Irlands höchste Steilklippen befinden sich<br />
in Nordirland; sie ragen bis über 600 Meter aus<br />
dem Meer).<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
33
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Cliffs of Moher<br />
Nächstes Ziel ist die größte Stadt im irischen<br />
Westen, Galway. Sie hat etwa 75.000 Einwohner<br />
und liegt an der Galway Bay; der Fluss Corrib<br />
durchfließt die Stadt und mündet in die<br />
Bucht. Hübsch anzusehen ist der vor wenigen<br />
Jahren grundlegend umgestaltete Stadtplatz namens<br />
Eyre Square, der bei trockenem Wetter<br />
sehr belebt ist. Nicht unansehnlich ist auch die<br />
Haupteinkaufsstraße Galways, die – Absicht<br />
oder Zufall? – Shop Street heißt. Zwei weitere<br />
Merkwürdigkeiten gibt es hier: Erstens wird<br />
Galways Bürgermeister im Einjahres-Turnus neu<br />
gewählt, und zweitens pflegt die Stadt nicht<br />
weniger als elf Städtepartnerschaften; allein<br />
sechs Partnerstädte liegen in den USA. Hintergrund<br />
ist wohl die extreme Auswanderungswelle<br />
in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Richtung<br />
Amerika; Grund für das Verlassen der<br />
Insel von mindestens einer Million Menschen<br />
war die grauenhafte Hungersnot als Folge mehrerer<br />
Kartoffel-Missernten der Jahre 1845 bis<br />
1849, die über eine Million Iren das Leben kostete.<br />
Galway ist für mich Ausgangspunkt für die<br />
Fahrt zur Kylemore Abbey. Die älteste irische<br />
Benediktinerinnenabtei, 1665 gegründet, residiert<br />
allerdings nicht am Ort ihrer Gründung,<br />
sondern hat sich 1920 in einem malerischen<br />
Schloss „eingenistet“. Schloss Kylemore war<br />
1871 aus Granit erbaut worden und liegt malerisch<br />
am Ufer des Kylemore Lake. Bis vor wenigen<br />
Jahren unterhielten die Benediktinerinnen<br />
eine Tagesschule für Kinder der Umgebung<br />
sowie eine Internatsschule und führten auch<br />
eine kleine Pension. Nach der Vernichtung der<br />
Pension durch einen Brand und die Schließung<br />
der Tagesschule leben die Nonnen mit den Internatsschülerinnen<br />
in einem Teil der geräumigen<br />
Anlage; einige Bereiche sind für Besucher<br />
zugänglich – auch der etwa 1,5 Kilometer vom<br />
Schloss entfernt gelegene Garten, der nach<br />
jahrzehntelangem „Siechtum“ erst im Jahr 2000<br />
von den Nonnen wieder rekonstruiert worden<br />
ist. Leider erhielten Abtei und diese wunderschöne<br />
Gartenanlage an meinem Besuchstag<br />
wieder eine volle Ladung „Gründünger“. Auch<br />
die eigentlich sehr schöne Hin- und Rückfahrt<br />
waren deshalb nicht gerade die reine Freude.<br />
Durchs hügelige Landesinnere der Insel hinüber<br />
zur Hauptstadt Dublin auf der Ostseite<br />
führt längst schon eine Autobahn; schöner und<br />
weitaus <strong>GS</strong>-liker sind natürlich die kurvigen alten<br />
Landstraßen. Freilich verdreifacht sich da<br />
die Fahrzeit. Aber ich habe schließlich Urlaub<br />
und außerdem dauert die Vorfreude auf Dublin<br />
so etwas länger. Obwohl Irland ja von der<br />
Finanz- und Bankenkrise dramatisch geschüttelt<br />
wird, pulsiert die Stadt – ob noch im selben<br />
Maße wie in Vorkrisen-Zeiten, vermag ich<br />
nicht zu beurteilen. Die <strong>GS</strong> hatte einige Tage<br />
lang in Dublin nicht wirklich zu tun; soo groß<br />
ist die 500.000 Einwohner-Stadt ja auch nicht.<br />
Ich ließ mich von Dublin, sehr attraktiv an der<br />
Mündung des Flusses Liffey in die Dublin Bay<br />
gelegen, in den Bann ziehen und klapperte die<br />
Sehenswürdigkeiten der irischen Metropole ab.<br />
Die Spannweite alleine an sehenswerten Bauwerken<br />
ist enorm: Sie reicht von der fast 200<br />
Jahre alten Half-Penny-Bridge bis zum noch keine<br />
zehn Jahre alten „Superzahnstocher“ namens<br />
The Spire; das Bauwerk ist 123 Meter<br />
hoch und verjüngt sich von drei Metern Durchmesser<br />
an der Basis auf nur noch 15 Zentimeter<br />
an der (nachts beleuchteten) Spitze. Etwas<br />
weiter im Süden der Stadt befindet sich<br />
O’Donoghue’s, eines der berühmtesten Pubs<br />
der gesamten Insel. Diese Pub-Institution war<br />
unter anderem Gründungsort der Musikgruppe<br />
The Dubliners, die hier auch ihre ersten Auftritte<br />
hatten. Natürlich wird hier Guinness getrunken.<br />
Womit wir wieder bei den Grundnahrungsmitteln<br />
angekommen sind – Butter, Kartoffeln<br />
und eben Guinness. Bleibende Eindrücke zur<br />
über 250 Jahre alten Geschichte dieser Brauerei<br />
erhalten Besucher des Guinness Storehouse.<br />
Wer das siebenstöckige Museum aufmerksam<br />
durchwandert hat, weiß anschließend alles<br />
über den Gründer, den Herstellungsprozess<br />
und historische Werbefeldzüge. So richtig setzt<br />
sich das dann bei einem Pint Guinness in der<br />
Gravity Bar, das im Museums-Eintritt enthalten<br />
ist und in der im Dachgeschoss untergebrachten<br />
Bar ausgeschenkt wird. 360 Grad Panoramablick<br />
über Dublin und ein Pint Guinness<br />
können – fast – besoffen machen.<br />
34 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
REISE<br />
IRLAND MIT DER <strong>GS</strong><br />
Ach ja: Dublin ist natürlich nicht so grün wie<br />
der Rest der Insel. Das liegt an der intensiven<br />
Bebauung der Halbmillionenstadt – aber nur<br />
auch. Es regnet hier auch weitaus seltener als<br />
im Westen der Insel; übers Jahr kommt so nur<br />
etwa die Hälfte der Niederschlagsmenge von<br />
„drüben“ zusammen. Deutlich wärmer als anderswo<br />
in Irland ist es zudem in Dublin auch.<br />
Bloß fürs <strong>GS</strong>-Fahren ist Dublin nicht gerade erste<br />
Wahl. Aber das stört auf der Fahrt zum Fährhafen<br />
Rosslare nicht wirklich. Dort startet die<br />
Fähre gen Frankreich. Zum Glück gibt es an<br />
Bord gesunde Lebensmittel, also auch Kartoffeln<br />
und Butter. Beim – ja was wohl! – frage ich<br />
mich dann, ob man als <strong>GS</strong>-Fahrer wirklich nach<br />
Irland muss. Ich finde schon. Aber nicht nur<br />
wegen der Lebensmittel und Museen, sondern<br />
auch der so schön zur Landschaft passenden<br />
kurvigen Straßen wegen. Und außerdem sind<br />
<strong>GS</strong>-Fahrer ja grundsätzlich wetterresistent.<br />
Die Iren gehen bei bewölkten Himmel gerne an den Strand.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
35
TIP<br />
INternet<br />
Mit der Internetplattform www.<br />
motorradreise.tv weht frischer<br />
Fahrtwind durch’s Netz. Auf der<br />
Internetseite finden sich viele aktuelle Videos,<br />
Filme und Reiseberichte von <strong>Motorrad</strong>reisen<br />
aus der ganzen Welt, redaktionell<br />
ausgewählt und sinnvoll in<br />
geografischen Kanälen sortiert. Ähnlich<br />
einfach wie der Gangwechsel beim <strong>Motorrad</strong>,<br />
klickt man sich auf der Seite von<br />
Kontinent zu Kontinent und stößt dabei<br />
auf wirkliche Highlights, die man sonst nur<br />
mühselig und sehr schwer findet.<br />
Zur INTERMOT <strong>2012</strong> in Köln hat das junge,<br />
innovative Team von <strong>Motorrad</strong>reise.<br />
tv nun die erste eigene Sendung produziert.<br />
Berichtet wurde über die Neuvorstellungen<br />
und Highlights der Messe aus<br />
dem <strong>Motorrad</strong>reisebereich. Mit Kamera<br />
und Mikrofon im Anschlag haben sie u.A.<br />
bei BMW vorbeigeschaut und sich vor Ort<br />
die neue BMW R 1200 <strong>GS</strong> für das Jahr<br />
2013 vorstellen lassen.<br />
Auch <strong>Motorrad</strong>reisende kommen zu<br />
Wort. Erik Peters zum Beispiel, der bekannt<br />
ist für seine Reisen Oman – Island,<br />
Cologne Shanghai und Abenteuer Nordamerika<br />
- war gerade erst von dem zweiten<br />
Teil seiner Nordamerika Tour zurückgekehrt.<br />
Terminlich in dem engen Zeitplan<br />
auf der Messe kaum zu bekommen und ein<br />
sehr begehrter Interviewpartner, stand er,<br />
wie auch Daniel Rintz (2 Wheels – 1 World<br />
– 0 Money), ausführlich über seine Reisen<br />
und Erlebnisse bei <strong>Motorrad</strong>reise.tv vor<br />
der Kamera Rede und Antwort.<br />
Das Interesse an einer solchen Seite ist<br />
da. Die Besucherzahlen zeigen es deutlich.<br />
Aktuell soll sie sein, so will das Team möglichst<br />
oft und direkt aus erster Hand vor<br />
Ort selber recherchieren. „Weitere Folgen<br />
sind bereits in Planung“, sagt Stefan Klabunde,<br />
Gründer von <strong>Motorrad</strong>reise.tv, dafür<br />
werden sie wieder viel unterwegs sein,<br />
um spannende Beiträge zu zeigen. Das<br />
sehr gute Feedback zur ersten Folge motiviert<br />
das junge Team, mit dem gleichen<br />
Elan weitere spannende Folgen zu schaffen.<br />
Im Moment planen sie für jeden Monat<br />
eine ca. 30-minütige Sendung.<br />
Stefan Klabunde (29) ist selbst <strong>Motorrad</strong>fahrer<br />
aus Leidenschaft, und begann<br />
mit dem Reisen auf zwei Rädern vor ziemlich<br />
genau zwei Jahren, seitdem lässt ihn<br />
das Thema nicht mehr los. Dass er Benzin<br />
im Blut hat und mit Herz und Verstand an<br />
seinen Projekten arbeitet, sieht man. Die<br />
Seite ist übersichtlich gestaltet, gut strukturiert<br />
und lädt durch die abwechslungsreichen<br />
Inhalte zum Stöbern ein. Über 100<br />
Videos, Filme und Trailer mit etlichen<br />
Stunden Spielzeit stehen schon bereit und<br />
die Seite wird ständig noch erweitert. Fans<br />
von PS protzenden Superbikes mit lauten<br />
Auspuffanlagen kommen hier nicht auf<br />
ihre Kosten, dafür ist der Fokus der Seite<br />
schon allein durch die Namensgebung<br />
klar. Für all Diejenigen, die sich nach wirklichen<br />
Abenteuern auf zwei Rädern sehnen,<br />
wird hier jede Menge geboten.<br />
<strong>Motorrad</strong>reise.tv wird, nicht nur in der<br />
kalten Jahreszeit bei vielen <strong>Motorrad</strong>reise<br />
Fans, das Portal für Fernweh Suchende<br />
werden.<br />
P.S: Aktuelle News und eine stetig<br />
wachsende Community gibt es auch auf<br />
Facebook unter:<br />
www.facebook.com/<strong>Motorrad</strong>reise.tv<br />
36 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
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40 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
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<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
41
<strong>GS</strong> GESCHENKE<br />
VON 101 - 250 Euro<br />
Beemer <strong>GS</strong> Chronograph Edelstahl<br />
Der Edelstahl-Chronograph mit dem BEEMER <strong>GS</strong> Wappen ist<br />
immer dabei: Ob es mit der <strong>GS</strong> über Passstraßen in den Bergen<br />
geht, über Wüstendünen oder abends in die Oper.<br />
Der Zeitmesser Made in Germany zeigt quarzgenau die Uhrzeit<br />
an und kann für 129 Euro inklusive Versand unter www.Beemer<strong>GS</strong>.com<br />
bestellt werden.<br />
129,- €<br />
ZYLINDERSCHUTZ<br />
Zum Schutz der Boxer-Ventildeckel gegen Steinschläge<br />
und Stürze. Speziell der Form des Ventildeckels angepasst<br />
und an der Innenseite mit einer Gummidämpfung<br />
versehen. Eine Kombination aus gelasertem, gebürstetem<br />
Aluminium Grundrahmen und CNC-gefrästem,<br />
schwarz eloxiertem Aluminium-Pad.<br />
Bezug: SW-MOTECH GmbH & Co. KG, Ernteweg 8/10,<br />
35282 Rauschenberg, Tel. +49 (0) 64 25/81 68-05 0,<br />
Fax +49 (0) 64 25/81 68-10<br />
E-Mail: info@sw-motech.com<br />
159,95 €<br />
TAGFAHRLICHT FÜR DIE<br />
BMW F 800 <strong>GS</strong> (bis <strong>2012</strong>)<br />
Dieses Tagfahrlicht verbindet cooles Design und<br />
innovative Lichttechnik zu einer perfekten Einheit.<br />
Mehr Sicherheit durch brillantweißes Licht in<br />
Stabform. Art.-Nr.: 048-0286<br />
Bezug: Touratech AG, Auf dem Zimmermann 7-9,<br />
78078 Niedereschach, Telefon 07728/92790,<br />
info@touratech.de, shop.touratech.de<br />
249,90 €<br />
42 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
Von 101 - 250 Euro<br />
<strong>GS</strong> GESCHENKE<br />
Nebelscheinwerfer-Set inklusive<br />
modellspezifischem Scheinwerferhalter<br />
189,95 €<br />
• Breite Lichtstreuung sorgt für deutlich bessere Sicht bei Nebel oder Regen<br />
• Ellipsoid Scheinwerfer mit H3, 55 W Leuchtmittel, Spannung 12 V<br />
• Robustes Gehäuse aus Aluminiumdruckguss<br />
• Montage an vorhandenen Befestigungspunkten durch mitgelieferten,<br />
modellspezifischen Scheinwerferhalter<br />
• Farbe der Scheinwerfer: Schwarz oder Silber pulverbeschichtet<br />
• Mit TüV E-Prüfzeichen<br />
• Inklusive Kabelbaum mit Sicherung und spritzwassergeschütztem Schalter<br />
Lieferumfang:<br />
• 2 Scheinwerfer<br />
• 1 Kabelbaum mit Sicherung<br />
• 1 spritzwassergeschützter Lenkerumschalter<br />
• Modellspezifischer Scheinwerferhalter<br />
• Anbauanleitung<br />
Bezug: SW-MOTECH GmbH & Co. KG, Ernteweg 8/10, 35282 Rauschenberg,<br />
Tel. +49 (0) 64 25/81 68-05 0, Fax +49 (0) 64 25/81 68-10<br />
E-Mail: info@sw-motech.com<br />
SYMMETRISCHER QUICK-LOCK KOFFERTRÄGER<br />
QUICKLOCK EVO<br />
299,95 €<br />
• Abnehmbarer Kofferträger zur Verwendung für fast alle gängigen Koffer Systeme<br />
• Sekundenschneller An- bzw. Abbau mit Schnellverschlüssen an unauffälligen<br />
Befestigungspunkten<br />
• Mit separat erhältlichem SW-MOTECH Kofferadapter verwendbar für Koffer der<br />
Marken TraX ®,<br />
Givi/Kappa, Krauser, Hepco & Becker, Shad<br />
• Aus ovalem Rundrohr dicht ans Fahrzeug konstruiert<br />
• Hohe Funktionalität und Stabilität<br />
• Oberfläche schwarz pulverbeschichtet<br />
• Gesamtbreite Kofferträger (ohne Koffer): 435 mm<br />
Lieferumfang:<br />
• Kofferträger<br />
• Auspufftieferlegung<br />
• Montagematerial<br />
• Anbauanleitung<br />
Besonderheiten:<br />
• Durch die Auspufftieferlegung liegt der Träger viel näher am <strong>Motorrad</strong> an, sodass<br />
zwei gleich große Koffer verwendet werden können, ohne dass die Symmetrie<br />
beeinträchtigt wird oder die Gesamtbreite Übermaße annimmt.<br />
Bezug: SW-MOTECH GmbH & Co. KG, Ernteweg 8/10, 35282 Rauschenberg,<br />
Tel. +49 (0) 64 25/81 68-05 0, Fax +49 (0) 64 25/81 68-10<br />
E-Mail: info@sw-motech.com<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
43
<strong>GS</strong> GESCHENKE<br />
VON 251 - 500 Euro<br />
SPEEDPACK<br />
299,95 €<br />
• Volumen: 75 l - 90 l<br />
• Zuverlässige 4-Punkt-Spanngurtbefestigung<br />
• Stauraum für Helm<br />
• Reflektierende Details<br />
• Selbsttragende Konstruktion<br />
• Zahlreiche Außentaschen<br />
Lieferumfang:<br />
• 3-teilige Hecktasche<br />
• Innentaschen (BC.ZUB.00.015.30000)<br />
• 4 Spanngurte (BC.ZUB.00.001.30000)<br />
• 2 Kompressionsriemen (BC.ZUB.00.002.30000)<br />
• 2 Zurrschlaufen zur Heckmontage am Kennzeichenhalter (BC.UB.00.004.30000)<br />
• Schultergurt (BC.ZUB.00.041.30000)<br />
• Lackschutzfolie (BCK.LSF)<br />
• <strong>Motorrad</strong> Taschen-Schloss<br />
Bezug: SW-MOTECH GmbH & Co. KG, Ernteweg 8/10, 35282 Rauschenberg,<br />
Tel. +49 (0) 64 25/81 68-05 0, Fax +49 (0) 64 25/81 68-10<br />
E-Mail: info@sw-motech.com<br />
Beemer <strong>GS</strong> XXL-Chronograph<br />
„<strong>GS</strong> ADVENTURE“<br />
Der mattschwarze BEEMER <strong>GS</strong> XXL-Chronograph mit 50 Millimeter<br />
Durchmesser steht nicht nur unter dem Motto „<strong>GS</strong> AD-<br />
VENTURE“, sondern zeigt auf dem Zifferblatt auch die Silhouette<br />
dieses einzigartigen <strong>Motorrad</strong>s.<br />
Der Zeitmesser aus der Classic Ride Collection wird in Deutschland<br />
gefertigt und ist inklusive Versandspesen exklusiv online<br />
unter www.Beemer<strong>GS</strong>.com erhältlich.<br />
189,- €<br />
PIVOT PEGZ GELENKFUSSRASTEN<br />
Diese Endurofußrasten gehen in einem Federgelenk den Bewegungen des<br />
Fußes nach vorne und hinten bis zu 20 Grad Neigung mit. Das schohnt nachhaltig<br />
die Stiefel und führt zu einem besseren Stand auf der Maschine - auch<br />
in extremen Situationen. Außerdem wird die Belastung für den Fahrer minimiert,<br />
da der Stiefel fast immer auf der vollen Auflagefläche der Fußraste steht<br />
und nicht, wie bei konventionellen Fußrasten, auf der Kante geführt werden<br />
muss. Die Fakten: Bessere Kontrolle – weniger Ermüdung – mehr Kurvendruck—<br />
mehr Gefühl. Passend für: F 650 <strong>GS</strong> F 650/800 <strong>GS</strong> R 100 <strong>GS</strong> R 1100 /<br />
1150 <strong>GS</strong> R 1200 <strong>GS</strong> R 1200 <strong>GS</strong> Adventure. Kompletter Satz mit allen Befestigungsteilen.<br />
Bezug: <strong>GS</strong> PARTS, Roger Herwig, Hauptstr. 78, 79336 Herbolzheim,<br />
Tel.:07643/9360835, eMail: info@gs-parts.de, Internet: www.gs-parts.de<br />
155,- €<br />
44 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
<strong>GS</strong> GESCHENKE<br />
Von 301 - 600 Euro<br />
Komfortsitzbank „High End atmungsaktiv“<br />
für die BMW R 1200 <strong>GS</strong><br />
Diese Sitzbank setzt Maßstäbe in puncto Fahrkomfort.<br />
Ergonomisch angepasst und aus hochwertigsten<br />
Materialien.<br />
Erhältlich auch für die Sozia (055-1530).<br />
Bezug: Touratech AG, Auf dem Zimmermann 7-9,<br />
78078 Niedereschach, Telefon 07728/92790,<br />
info@touratech.de, shop.touratech.de<br />
319,00 €<br />
MOTOTENT VON LONERIDER<br />
Es gibt viel Zelte für <strong>Motorrad</strong>fahrer, aber nur das MOTO-<br />
TENT erfüllt alle Wünsche. Einzigartig Gewicht in seiner<br />
Leichtigkeit, bietet das MOTOTENT von LONE RIDER,<br />
Schutz für Mensch, Maschine und Ihre <strong>Motorrad</strong> Ausrüstung.<br />
Seit Anfang April ist das ultimative <strong>Motorrad</strong>zelt<br />
Europaweit erhältlich und es ist mit seinen 5.44 kg das<br />
leichteste Zelt, mit einem Unterstand für Ihr <strong>Motorrad</strong>, auf<br />
dem Markt. Entwickelt von <strong>Motorrad</strong>abenteurern für <strong>Motorrad</strong>abenteuer.<br />
Bezug: http://www.lonerider-motorcycle.de<br />
469,00 €<br />
ZACH TRIPLE BLACK AUSPUFF<br />
Der ABE-Endschalldämpfer bringt eine Leistungssteigerung von ca. 3<br />
PS. Der Sound ist dumpf und kernig. Der aus Edelstahl gefertigte<br />
Dämpfer ist sehr einfach zu montieren. Im Abgasaustritt ist ein Seriendb-Killer<br />
eingeschraubt! Zusätzlich bieten wir einen Power-db-Killer an<br />
für Kunden die mehr Leistung und Drehmoment wünschen.<br />
Der Geräuschpegel steigt nur um 0,5 db. Der Gesetzgeber erlaubt für<br />
Auspuffanlagen an Motorrädern eine Geräuschtoleranz von 5 db.<br />
Bezug: Zach Auspufftechnik GmbH, Voggendorfer Weg 7,<br />
93444 Bad Kötzting, Telefon: 09941-3154, Telefax: 09941-7676,<br />
E-Mail: info@zachauspuff.de<br />
575,00 €<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
45
SPEZIAL | F 700 <strong>GS</strong><br />
update der f 650 <strong>GS</strong><br />
TUTT<br />
Von Frieder Freinberger (Text) und Richard A. Meinert (Fotos)<br />
46 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
I PALETTI<br />
In der zweiten Auflage ist die BMW F 650 <strong>GS</strong> zur F 700 <strong>GS</strong><br />
hochgestuft worden – und dabei zu einem richtigen<br />
Knaller geworden<br />
Ausgeprägtes Understatement war eines<br />
der Kennzeichen der 2007 präsentierten<br />
BMW F 650 <strong>GS</strong>. Denn in ihrem<br />
Gitterrohrrahmen war derselbe, 798 Kubikzentimeter<br />
große Zweizylinder-Paralleltwin<br />
montiert wie im Schwestermodell F 800 <strong>GS</strong>.<br />
Mit 72 statt 85 PS war er nur ein wenig leistungsschwächer.<br />
Auch jetzt, nach der ersten<br />
größeren Modellüberarbeitung, setzen die<br />
BMW-Marketingleute die Understatement-<br />
Strategie fort, indem sie in der Typbezeichnung<br />
F 700 <strong>GS</strong> weiterhin rund 100 Kubikzentimeter<br />
Hubraum „unterschlagen“. Einen<br />
sachlichen Nachteil bedeutet das nicht. Zugleich<br />
weist die neue „Siebenhunderter“ gegenüber<br />
der „Sechshundertfünfziger“ handfeste<br />
Vorteile auf: Doppel-Scheibenbremse im<br />
Vorderrad, neueste ABS-Generation (das ABS<br />
ist jetzt Serie), kleines nominelles Leistungsplus<br />
(jetzt 75 PS und 77 Nm), Traktionsregelung<br />
und elektronische Einstellung des Federbeins<br />
(beides optional) und eine deutlich<br />
gefälligere Linienführung. Modellpflege, wie<br />
man sie sich als Kunde wünscht.<br />
Die vielen kleinen Stellschräubchen, an<br />
denen BMW anlässlich des Upgrades zur<br />
F 700 <strong>GS</strong> gedreht hat, wirken sich allerdings<br />
primär auf der Straße aus. Obwohl<br />
die Messwerte des Testfahrzeugs nicht<br />
ganz die Homologationsangaben erreichen<br />
(70 statt 75 PS, 4,6 statt 4,3 Sekunden<br />
für den Standard-Sprint, 188 statt 192<br />
km/h Spitze), gefällt der Antrieb von vorne<br />
bis hinten: Viel Kraft untenrum, eine<br />
ausgeprägte Drehfreude mit stürmischem<br />
Kraftzuwachs oberhalb 5000 Touren, die<br />
etwas kürzere Gesamtübersetzung, dazu<br />
die weiterhin vorbildliche Kraftstoffausnutzung<br />
– ein zeitgemäßer Motor und ein<br />
gelungener Antriebsstrang. Gleichmäßig<br />
mit etwa 5.000 Umdrehungen dahinfah-<br />
F 700 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
update der f 650 <strong>GS</strong><br />
Dabei war die F 650 <strong>GS</strong>, die damals die<br />
einzylindrige Klein-<strong>GS</strong> gleicher Modellbezeichnung<br />
ablöste, trotz ihrer zurückhaltenden<br />
Art für BMW ein großer Erfolg: Insgesamt<br />
wurden von 2008 bis Mitte <strong>2012</strong><br />
weltweit 33.380 Stück an Kunden ausgeliefert<br />
(F 800 <strong>GS</strong>: 47.279 Stück); Deutschland<br />
war der größte Markt. Im internen<br />
BMW-<strong>GS</strong>-Ranking lag die F 650 <strong>GS</strong> damit<br />
auf dem vierten Platz hinter der R 1200 <strong>GS</strong>,<br />
der R 1200 <strong>GS</strong> Adventure und der F 800<br />
<strong>GS</strong> . Als F 700 <strong>GS</strong> könnte sie vielleicht sogar<br />
einen Platz gutmachen, denn mit den<br />
bereits kurz angerissenen Änderungen ist<br />
sie erheblich „runder“ geworden. Die etwas<br />
stumpfe, im Zweipersonenbetrieb bei<br />
härterer Beanspruchung zu Fading neigende<br />
Frontbremse ist nun ein feiner Stopper,<br />
das neue Bosch-ABS – angeblich 700<br />
Gramm leicht – stellt dazu die perfekte Ergänzung<br />
dar. Einen vernünftigen Grund,<br />
es abzuschalten – geht ganz leicht auf<br />
Knopfdruck – gibt es eigentlich nicht,<br />
denn wer offroad Anbremsdrifts praktizieren<br />
oder extreme Steilpassagen absolvieren<br />
will, wird zumeist auf einer F 800<br />
<strong>GS</strong> unterwegs sein, die 50 Millimeter<br />
mehr Federweg und ein deutliches Plus<br />
an Bodenfreiheit bietet.<br />
Dennoch: Die Siebenhunderter ist ein<br />
durchaus würdiges Mitglied der <strong>GS</strong>-Familie,<br />
wenn auch bei ihr die Straßen-Fähigkeiten<br />
stärker ausgeprägt sind als ihre<br />
Offroad-Kompetenz. Doch zum Enduro-<br />
Wandern beispielsweise ist sie – grobstollige<br />
Reifen (z.B. Metzeler Karoo oder Karoo<br />
T) und einen stabilen Motor-Unterschutz<br />
mal vorausgesetzt – prima geeignet; ihr<br />
Motor lässt sich auch zu niedrigsten Drehzahlen<br />
herab und neigt kaum zum Absterben<br />
und die 170 bzw. 180 Millimeter Federweg<br />
sind so wenig auch nicht; die<br />
legendäre R 80 G/S, Urmutter aller Reiseenduros,<br />
wies nahezu dieselben Werte<br />
auf. Ja, die F 700 <strong>GS</strong> macht auch in leichtem<br />
Gelände eine gute Figur.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
47
SPEZIAL | F 700 <strong>GS</strong><br />
update der f 650 <strong>GS</strong><br />
DATEN<br />
Hubraum: 798 ccm<br />
Leistung: 75 PS bei 7300/min<br />
Gewicht: 209 kg fahrfertig<br />
(in Vollausstattung 221 kg)<br />
Preis: 8.750 Euro<br />
(F 650 <strong>GS</strong> vorher: 8.100 Euro ohne ABS)<br />
MOTOR UND FAHRWERK<br />
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Zweizylinder-Reihenmotor,<br />
DOHC, 4 Ventile pro<br />
Zylinder, Bohrung x Hub 82,0 x 75,6 mm,<br />
Verdichtung 12; elektr. Einspritzung/Zündung,<br />
Saugrohr-Ø 46 mm; Nasskupplung,<br />
6 Gänge, Endantrieb über Kette; 75 PS bei<br />
7.300/min, 77 Nm bei 5.300/min.<br />
Fahrwerk: Stahlrohr-Gitterrahmen, Motor<br />
mittragend, 41 mm Telegabel, Aluguss-<br />
Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein,<br />
Vorspannung und Zugstufe einstellbar; Federweg<br />
vorne 180 mm, hinten 170 mm; vorne<br />
Doppelscheibenbremse Ø 300 mm,<br />
Doppel-kolben Schwimmsattel, hinten<br />
Scheibenbremse Ø 265 mm, Einkolben-<br />
Schwimmsattel; ABS (abschaltbar) serienmäßig;<br />
Leichtmetallräder. Bereifung 110/80-<br />
19 und 140/80-17.<br />
ABMESSUNGEN UND GEWICHT<br />
Tankvolumen 16 l, Sitzhöhe 820 (SA 790)<br />
mm, DIN-Leergewicht 209 kg, Zul. Gesamtgewicht<br />
436 kg.<br />
DAS FAZIT IN KÜRZE<br />
Flott-flinkes Allround-<strong>Motorrad</strong> mit großem<br />
Fahrspaß-Potenzial.<br />
+ Feiner Zweizylinder, kräftig und sparsam<br />
+ Agiles, zugleich stabiles Fahrwerk<br />
+ Guter Fahrkomfort, auch für zwei<br />
+ Wertige Ausstattung plus optionale Finessen<br />
+ Hervorragende Ergonomie<br />
+ Prima Gepäcksystem auf Wunsch<br />
- Hauptständer nicht ideal bedienbar<br />
- Tankanzeige gewöhnungsbedürftig<br />
Motor<br />
Bremsen *****<br />
Fahrwerk *****<br />
Ergonomie *****<br />
Verarbeitung *****<br />
***** (von max. 5 Sternen)<br />
MESSWERTE<br />
Topspeed<br />
188 km/h<br />
Beschleunigung 0-100 km/h 4,6 s<br />
Durchzug 60-140 km/h (6. Gang) 10,3 s<br />
Testverbrauch<br />
4,4 l<br />
ren kann sensible Hände stören, denn in<br />
diesem Bereich sind trotz der Vibrationsdämpfungs-Maßnahmen<br />
ungute Vibs<br />
spürbar. Auf kurvenreichen Strecken, auf<br />
denen ständige Tempowechsel angesagt<br />
ist, spielt das freilich keine Rolle – und hier<br />
ist die F 700 <strong>GS</strong> ein echtes Kurvenspielzeug:<br />
Kurze Impulse genügen zum Einlenken,<br />
perfekt stabil hält sie den Radius. Wer<br />
fahren kann, ist mit der F 700 <strong>GS</strong> der Corner-King,<br />
muss sich vor nix und niemandem<br />
verstecken. Wer’s noch nicht so gut<br />
kann, tut sich ebenfalls leicht, denn die<br />
Siebenhunderter zeigt sich gutmütig und<br />
ist anpassungsfähig.<br />
Deutlich Gas gibt BMW in der Mittelklasse<br />
mit optionalen Technik-Offerten. So offerieren<br />
die Münchner für die F-<strong>GS</strong> jetzt<br />
die Antischlupfregelung ASC sowie ein<br />
elektronisches Dämpfer-Einstellsystem<br />
ESA, dessen Wirkungsbereich allerdings<br />
auf das Federbein begrenzt ist; die nicht<br />
einstellbare Gabel wird nicht bedient. Dafür<br />
kostet es aber auch deutlich weniger<br />
als das von der Boxer-<strong>GS</strong> bekannte Voll-<br />
ESA. Seine Wirkung ist dennoch spürbar,<br />
die drei Stufen Comfort-Normal-Sport unterscheiden<br />
sich wahrnehmbar. Sinnvoll<br />
erscheint uns auch das Ordern des Komfortpakets<br />
(Bordcomputer, Heizgriffe, Kofferhalter,<br />
Hauptständer) sowie des Sicher-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
48 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
F 700 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
update der f 650 <strong>GS</strong><br />
1: Jetzt besser erreichbar und sehr gut bedienbar<br />
ist das „Dampfrad“ zur Verstellung<br />
der Federvorspannung des Zentralfederbeins.<br />
Seine Betätigung ist auch dann erforderlich,<br />
wenn man das optionale ESA<br />
geordert hat, denn dadurch wird nur die<br />
Zugstufendämpfung verändert, nicht die<br />
Vorspannung.<br />
2: Die nunmehr zwei Bremsscheiben im<br />
Vorderrad machen in Verbindung mit dem<br />
jetzt serienmäßigen ABS der neuesten Generation<br />
ihre Sache ganz ausgezeichnet.<br />
Die bisherigen Unvollkommenheiten – Fadingneigung<br />
bei harter Beanspruchung,<br />
undefinierbarer Druckpunkt – sind ausgemerzt<br />
worden.<br />
3: Nicht hundertprozentig gefallen kann<br />
die Positionierung des Hauptständers,<br />
weil die Stiefelspitze den Angriffspunkt<br />
nicht ideal erreichen kann; er liegt etwas<br />
versteckt hinter der Sozius-Fußraste. Das<br />
Aufbocken selbst geht allerdings kinderleicht.<br />
Auch der Seitenständer funktioniert<br />
vorzüglich.<br />
4: Gut ablesbar sind die Instrumente der<br />
F 700 <strong>GS</strong>. Die Zifferblätter des analogen<br />
Tachometers wie des analogen Drehzahlmessers<br />
wurden neu gestaltet, der Umfang<br />
des Bordcomputers wurde erhöht. Die Bedienung<br />
erfolgt ergonomisch vorteilhaft<br />
vom linken Lenkerende aus.<br />
heitspakets (ASC, ESA, RDC). Mehr<br />
Optionen als bisher gibt es bei den Sitzbänken<br />
(normal, niedrig, Komfortsitzbank)<br />
und auch dem Thema Windschutz schenkt<br />
BMW hohe Aufmerksamkeit, hält man<br />
doch Windschilder in diversen Höhen und<br />
Tönungen bereit.<br />
Wahrnehmbar gewonnen hat die F 700<br />
<strong>GS</strong> gegenüber dem Vormodell auch optisch<br />
und in der Bedienung: Alle Knöpfe,<br />
Schalter und Hebel strahlen hohe Wertigkeit<br />
aus, der Blinker stellt beispielsweise<br />
automatisch zurück (wenn auch etwas<br />
spät, aber besser als gar nicht), die Bedienung<br />
gibt niemandem Rätsel auf. Die Instrumente<br />
lassen sich einwandfrei ablesen,<br />
die Reifenventile im Felgenstern<br />
machen die Luftdruckkontrolle einfach,<br />
das Federbeinverstellungs-Handrad ist<br />
nun besser zugänglich. Lediglich der Angriffspunkt<br />
des Hauptständers liegt weiterhin<br />
etwas versteckt hinter der Sozius-<br />
Fußraste; dafür hüpft die kleine <strong>GS</strong> fast<br />
wie von selbst auf den Ständer. Was Bedienung<br />
und Ergonomie anbetrifft, liegt<br />
die F 700 <strong>GS</strong> im Grunde schon fast auf<br />
Oberklassen-Niveau.<br />
Das genaue Gegenteil gilt für ihren Benzinkonsum.<br />
4,4 Liter im Mittel sind erfreulich,<br />
doch wer vorausschauend-unhektisch<br />
agiert und die Kraft aus niedrigen<br />
Drehzahlen einzusetzen weiß, kann trotz<br />
schneller Fahrt mit knapp vier Litern auskommen.<br />
Das vermag kaum ein anderes<br />
<strong>Motorrad</strong> ähnlich gut.<br />
Zu viel Lob für die zweitkleinste <strong>GS</strong>?<br />
Wer die nun 8.750 Euro kostende F 700<br />
<strong>GS</strong> ausgiebig gefahren hat, wird nicht umhin<br />
kommen, diesem positiven Fazit zuzustimmen.<br />
Ziemlich Gutes ist nicht nur besser,<br />
sondern richtig gut geworden. Wer<br />
ein größeres <strong>Motorrad</strong> nicht wirklich auszureizen<br />
versteht, weil er halt „nur“ User<br />
und nicht Semi-Experte ist, ist mir der<br />
kleinsten Zweizylinder-<strong>GS</strong> perfekt bedient.<br />
Und selbst Voll-Experten können<br />
Spaß mit ihr haben.<br />
4<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
49
SPEZIAL | F 800 <strong>GS</strong><br />
Noch ein upgrade<br />
Nach der jüngsten Modellüberarbeitung ist die BMW<br />
F 800 <strong>GS</strong> der Boxer-<strong>GS</strong> heftiger denn je auf den Fersen<br />
Wie jede in Mitteleuropa verkaufte<br />
Reiseenduro, so wird auch<br />
die 2007 präsentierte BMW F<br />
800 <strong>GS</strong> überwiegend auf asphaltierten<br />
Straßen bewegt. Die ihr eigene hohe Tourentauglichkeit<br />
prädestiniert sie für entspanntes,<br />
dabei dynamisches Reisen.<br />
Doch die Achthunderter kann auch ganz<br />
anders: Ihre Konzeption – nur wenig über<br />
210 Kilogramm Leergewicht, souveränes<br />
Fahrwerk mit langen Federwegen, 21 Zoll-<br />
Vorderrad – macht die F 800 <strong>GS</strong> zu der seit<br />
Jahren am leichtesten auch in mittelschwerem<br />
Gelände fahrbaren Reiseenduro.<br />
Angesichts ihrer enormen Leistungsfähigkeit<br />
und Ausgewogenheit gab es bei<br />
der für 2013 angesetzten Modellüberarbeitung<br />
für die BMW-Entwickler nicht viel<br />
zu tun. Ein jetzt serienmäßiges Zweikanal-<br />
ABS der neuesten Generation, die Ausrüstung<br />
mit den neuen Schaltereinheiten,<br />
neues Instrumenten-Design, ein paar Retuschen<br />
an der Karosserie und die optionale<br />
Ausstattung mit der Schlupfkontrolle<br />
ASC und der Fahrwerks-Finesse ESA<br />
– damit sind die wesentlichen Neuerungen<br />
schon aufgezählt.<br />
Nichts verändert gegenüber dem rund<br />
45.000 Mal verkauften Vormodell wurde<br />
an Motor und Antrieb. Der 798 Kubikzentimeter<br />
große Paralleltwin überzeugt nach<br />
wie vor durch souveräne Leistungsabgabe<br />
in jedem Drehzahlbereich sowie durch<br />
eine insgesamt gute Laufkultur. Die gebotenen<br />
85 PS reichen voll und ganz, die<br />
Drehzahlreserven des Motors müssen eigentlich<br />
nur im Zweipersonenbetrieb ab<br />
und zu ausgeschöpft werden, wenn’s in<br />
den Bergen richtig hurtig vorangehen soll.<br />
Ansonsten genügt es zumeist, bei maximal<br />
6.000 Umdrehungen die gut schaltba-<br />
DIE ALTE<br />
50 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
en Gänge zu wechseln, um vorneweg<br />
fahren zu können. Diese Leistungsstärke<br />
im mittleren Drehzahlbereich ist es denn<br />
auch, die einen entspannt, aber zugleich<br />
auch sparsam fahren lässt. Mit 4,5 Litern/100<br />
Kilometer ist man schon vorne<br />
dabei, mehr als fünf Liter schaffen eigentlich<br />
nur echte Grobmotoriker. Wer möchte,<br />
kann die fahrfertig 214 Kilogramm wiegende<br />
F 800 <strong>GS</strong> nun auch mit der<br />
BMW-Stabilitätskontrolle ASC ausrüsten;<br />
sie greift ein, wenn das Hinterrad Schlupf<br />
entwickelt und stabilisiert so das Fahrzeug.<br />
Natürlich ist sie, wie auch das perfekt<br />
regelnde ABS, abschaltbar, was insbesondere<br />
im Geländeeinsat z<br />
unabdingbar ist.<br />
Genauso wenig Handlungsbedarf gab<br />
es am Fahrwerk. Die Verbindung aus Agilität<br />
und Stabilität ist vorbildlich. Auch auf<br />
sehr schlechten Asphaltstrecken und auf<br />
Naturstraßen lieferte die F 800 <strong>GS</strong> schon<br />
von Anbeginn eine perfekte Leistung ab;<br />
ihre großzügig bemessenen Federwege<br />
von 230 Millimetern vorne und 215 Millimetern<br />
hinten bieten reichlich Reserven,<br />
so lange nicht Motocross-artige Einsätze<br />
gefragt sind. Primär Komfortaspekte sind<br />
in der nun möglichen Sonderausstattung<br />
ESA (elektronische Dämpfereinstellung)<br />
zu sehen. Dieses „ESA light“ ermöglicht<br />
es, die Dämpfer-Zugstufe jederzeit auf<br />
Knopfdruck dreistufig zu verstellen. Im<br />
Gegensatz zur R 1200 <strong>GS</strong> ist bei der Achthunderter<br />
das ESA jedoch auf das WAD-<br />
Federbein (webabhängige Dämpfung) beschränkt<br />
und auch die Federvorspannung<br />
kann nicht vom Lenker aus angesteuert<br />
werden, sondern muss per Handrad eingestellt<br />
werden; dieses Handrad ist übrigens<br />
jetzt besser bedienbar als zuvor.<br />
Freilich ist das ESA light mit dem gegen-<br />
F 800 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
noch ein upgrade<br />
RNATIVE<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
51
SPEZIAL | F 800 <strong>GS</strong><br />
Noch ein upgrade<br />
über der Boxer-<strong>GS</strong> verminderten Leistungsumfang<br />
auch deutlich billiger. Wirksam<br />
ist es dennoch: Die neue F 800 <strong>GS</strong> ist<br />
dort noch komfortabler, wo der Fahrer es<br />
wünscht und sie ist noch straffer, wo es<br />
angebracht ist.<br />
Die restlichen Veränderungen sind marginal,<br />
in Summe aber dennoch nicht überflüssig.<br />
Denn die Anmutung der F 800 <strong>GS</strong><br />
als vollwertige, technisch anspruchsvolle<br />
und zugleich leicht zu handhabende Reiseenduro<br />
ist damit noch besser als schon<br />
zuvor. Mitunter sind es nämlich auch Kleinigkeiten<br />
wie das nun getönte Deckglas<br />
des LED-Rücklichts oder der ein wenig erweiterte<br />
Funktionsumfang der Standard-<br />
manches besser: Sie ist (noch) souveräner<br />
fahrbar, bietet (noch) mehr Komfort,<br />
fasziniert bestimmt auch wegen ihrer vielen<br />
Technik-Highlights noch stärker. Aber<br />
manchem ist die große <strong>GS</strong> halt auch ein<br />
wenig zu mächtig, zu schwer, zu „unnahbar“.<br />
Doch nicht nur solche Naturen sind<br />
mit der F 800 <strong>GS</strong> prima bedient. Denn<br />
auch wenn es öfter mal Ziele weit abseits<br />
des Asphalts anzusteuern gilt, ist die<br />
Eine hervorragende Reiseenduro, ganz sicher sogar<br />
die beste auf dem Markt in der „Leichtgewichtsklasse“<br />
von unter 215 Kilogramm.<br />
Auswirkungen auf das Fahrwerk hat<br />
eine neu für die F 800 <strong>GS</strong> entwickelte Ausstattungsoption:<br />
Sie ist nun auch in einer<br />
tiefergelegten Version erhältlich. Damit<br />
sinkt die Standard-Sitzhöhe von 880 Millimetern<br />
auf 850 Millimeter, allerdings entfällt<br />
dann die Möglichkeit der Montage eines<br />
Hauptständers und auch die<br />
Ausrüstung mit ESA ist nicht gegeben.<br />
Wenn zusätzlich die optional erhältliche<br />
niedrige Sitzbank montiert wird, liegt die<br />
F 800 <strong>GS</strong> sogar bei nur noch 820 Millimetern<br />
Sitzhöhe und damit auf dem serienmäßigen<br />
Niveau der F 700 <strong>GS</strong>. A propos<br />
Sitzen: Neu im Angebot ist eine leicht abgestufte<br />
Komfort-Sitzbank.<br />
Instrumentierung, die den Besitzer freuen.<br />
Nach wie vor erfreulich ist die enorm hohe<br />
Funktionalität der F 800 <strong>GS</strong> in punkto Ergonomie<br />
und Bedienung inklusive Gepäcktransport:<br />
Das kann nur die R 1200<br />
<strong>GS</strong> noch ein wenig besser.<br />
Insofern fällt das Fazit zur aktualisierten<br />
F 800 <strong>GS</strong> leicht: Sie ist eine hervorragende<br />
Reiseenduro, ganz sicher sogar die beste<br />
auf dem Markt in der „Leichtgewichtsklasse“<br />
von unter 215 Kilogramm. Natürlich<br />
kann eine R 1200 <strong>GS</strong> – wir sprechen jetzt<br />
von der letzten luft-/ölgekühlten Version –<br />
Achthunderter erste Wahl – und je deftiger<br />
das Geläuf wird, umso mehr. <strong>GS</strong>-<br />
Freunde haben es deshalb im Grunde<br />
gut: Sie haben die Wahl zwischen Boxer-<br />
<strong>GS</strong> und Twin-<strong>GS</strong> – manchmal kann diese<br />
Entscheidung allerdings auch fast<br />
schon zur Qual werden. Eigentlich ganz<br />
geschickt von BMW, genau jetzt eine<br />
neue Generation der R 1200 <strong>GS</strong> zu bringen...<br />
52 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
TIP<br />
<strong>GS</strong> SPEZIALIST<br />
In einer der schönsten Gegenden für<br />
<strong>Motorrad</strong>fahrer - zwischen Schwarzwald<br />
und Vogesen gelegen und mit<br />
Deutschlands motorradfreundlichstem Klima<br />
gesegnet - befindet sich in Herbolzheim<br />
die Firma <strong>GS</strong>-Parts, die beliebte Anlaufstelle<br />
für BMW-Fahrer aller Modelle ab<br />
1949. Ein Schwerpunkt liegt - der Name<br />
sagt es - in individuellem Zubehör für „Gelände<br />
und Straße“.<br />
Der Gründer, Inhaber und Werkstatt-Spezialist<br />
von <strong>GS</strong>-Parts, Roger Herwig, ist seit<br />
Jahrzehnten selbst BMW-Liebhaber und begeisterter<br />
<strong>GS</strong>-Fahrer der ersten Stunde, seit<br />
1980 die erste auf den Markt kam. So ist<br />
also aus einer persönlichen Leidenschaft<br />
heraus ein kompetentes Veredlungs-Center<br />
für individuelles Zubehör gewachsen,<br />
mit einem mittlerweile weltweiten Versandhandel.<br />
Gleichzeitig wird in Herbolzheim<br />
in der Hauptstr. 78 aber auch der direkte<br />
Kundenkontakt gepflegt und wer beispielsweise<br />
im Zuge einer Schwarzwaldtour einen<br />
Abstecher in die 130m² großen Geschäftsräume<br />
macht kann bei einer guten<br />
Tasse Kaffee ein freundliches Benzingespräch<br />
mit Roger führen oder sich in aller<br />
Ruhe umsehen.<br />
Neben einem umfangreichen Sortiment<br />
an innovativem Zubehör zur optische Aufwertung<br />
seiner Maschine findet der BMW-<br />
Fahrer auch zahlreiche technische Finessen.<br />
So ist <strong>GS</strong>-Parts Stützpunkthändler für<br />
Zach Schalldämpfer und für Wilbers-Federbeine,<br />
somit also auch für das neue Wilbers<br />
WESA-Fahrwerk. Die Umrüstung des<br />
Serienfahrwerks auf Wilbers-Technik führt<br />
Roger Herwig in der eigenen Werkstatt<br />
durch, und selbstverständlich montiert er<br />
auf Wunsch auch jedes andere Zubehörteil<br />
gern selbst.<br />
Wer sich vorab informieren möchte wie<br />
ein bestimmtes Produkt in montiertem Zustand<br />
wirkt kann sich bei <strong>GS</strong>-Parts auch<br />
anhand der dort ausgestellten Motorräder<br />
ein Bild machen - eine R1200<strong>GS</strong> und<br />
eine R1200<strong>GS</strong> ADV stehen dafür bereit -<br />
beide in Vollausstattung.<br />
Roger baut sein Angebot ständig aus<br />
und so wird er die <strong>GS</strong>-Gemeinde auch im<br />
kommenden Jahr wieder mit interessanten<br />
Neuheiten überraschen. Wen es also<br />
so bald nicht in seine Geschäftsräume verschlägt<br />
der sei jetzt schon im kommenden<br />
Frühjahr auf den Messestand von <strong>GS</strong>-<br />
Parts eingeladen - auf der <strong>Motorrad</strong>welt<br />
Bodensee, der IMOT und im April auch auf<br />
der Bike-Austria in Tulln in der Nähe von<br />
Wien.<br />
Kontakt:<br />
<strong>GS</strong>-Parts, Roger Herwig<br />
Hauptstraße 78<br />
79336 Herbolzheim<br />
Telefon +49 (0) 7643 9360835<br />
Internet: www.gs-parts.de<br />
eMail: info@gs-parts.de<br />
54 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>
VORSCHAU FEBRUAR 2013<br />
WIR IM NETZ!<br />
Vergleichstest<br />
Action-Cams<br />
Action-Cams erfreuen<br />
sich zunehmender Beliebtheit,<br />
seitdem HD-Qualität<br />
auch für den kleinen<br />
Geldbeutel erschwinglich<br />
geworden ist. Bereits für<br />
kaum mehr als 100 Euro<br />
kann man bei HD-<br />
Schnäppchen zuschlagen<br />
und fündig werden. Warum<br />
also viel Geld ausgeben?<br />
• <strong>GS</strong>:NEWS<br />
• <strong>GS</strong>:SHOP<br />
- <strong>Magazin</strong>e<br />
- Textilien<br />
- Bücher<br />
• <strong>GS</strong>:Partner<br />
RIDE OF YOUR LIFE<br />
TOUR - BERICHT<br />
Ein Bericht über die Gewinner<br />
der „Ride of Your<br />
Life“-Tour. Die fünf<br />
Europäer(in) dürfen mit<br />
der neuen 1200 <strong>GS</strong> bereits<br />
eine Weltreise absolvieren.<br />
• <strong>GS</strong>:LINKS<br />
• <strong>GS</strong>:SZENE<br />
• uvm.<br />
Einfach reinschauen!<br />
WWW.gs-magazin.com
TIP<br />
56 <strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN DEZEMBER <strong>2012</strong>