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Audio als kreative Nische - i2b

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<strong>i2b</strong> express<br />

<strong>i2b</strong> express <br />

Feedback vom Opernregisseur<br />

Jochen Biganzoli hilft Unternehmern und Wissenschaftlern,<br />

überzeugender in der Öffentlichkeit aufzutreten.<br />

Den größten Teil des<br />

Jahres verbringt der<br />

Bremer Regisseur Jochen<br />

Biganzoli damit, Charaktere<br />

der Opernwelt<br />

zum Leben zu erwecken.<br />

Momentan stehen<br />

beispielsweise „Orpheus<br />

in der Unterwelt“ am<br />

Theater Augsburg und<br />

„Fidelio“ am Landestheater<br />

Detmold auf dem<br />

Programm. Eine der<br />

Foto: privat<br />

Hauptaufgaben dabei:<br />

Die Darsteller müssen<br />

in ihren Rollen glaubwürdig und authentisch<br />

erscheinen. Und sie müssen „präsent“ sein.<br />

Diese Anforderungen gelten nicht nur für<br />

Schauspieler und Opernsänger, sondern auch<br />

für Führungskräfte in Unternehmen. Und so<br />

kam vor rund neun Jahren Biganzolis Schwa-<br />

Marketing-Unterstützung für TV-Produzenten<br />

Bremer Gründerstipendiat entwickelt Entscheidungshilfe-Software<br />

für die Film- und Fernsehbranche.<br />

An Ideen für Formate mangelt es Produzenten,<br />

Regisseuren und Drehbuchautoren im TV-<br />

Bereich nicht. Allerdings wird nur jede zehnte<br />

Idee realisiert und vom Sender ausgestrahlt. Dieser<br />

Umstand hat den Wirtschaftswissenschaftler<br />

Dr. Jörn Grapp von der Universität Bremen motiviert,<br />

nach einer Lösung zur Ideenanalyse und<br />

-bewertung für <strong>kreative</strong> Branchen zu suchen.<br />

Seit März 2009 wird sein Gründungsvorhaben<br />

„Strategische Produktplanung für TV-Produktionsunternehmen“<br />

nun vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft & Technologie sowie von der<br />

Europäische Union (Europäischer Sozialfonds)<br />

im Rahmen des „Exist“-Programms gefördert.<br />

Ziel des Vorhabens ist es, TV- und Film-Produzenten<br />

eine Entscheidungs- und Argumentationshilfe<br />

für die Entwicklung ihrer Formatideen<br />

anzubieten, damit sie Zuschauerwünsche marktgerechter<br />

bedienen können. Um diese Ideen<br />

erfolgreich zu verkaufen, sollen auch deren<br />

ökonomische Erfolgspotenziale argumentativ<br />

und visuell überzeugend präsentiert werden.<br />

Eine Software, die auf zahlreiche aktuelle Informationen<br />

zugreift, generiert dafür sogenannte<br />

ger, ein Unternehmensberater, auf ihn zu und<br />

fragte, ob er dessen Kunden nicht auch helfen<br />

könnte. Seither hat sich daraus eine intensive<br />

Tätigkeit für Unternehmer und Wissenschaftler<br />

mit Workshops und Coachings entwickelt.<br />

Zu den Kunden zählen große Unternehmen wie<br />

Airbus Deutschland, aber auch kleinere Firmen<br />

und wissenschaftliche Einrichtungen wie das<br />

Forschungszentrum Karlsruhe.<br />

Die Workshops dauern in der Regel zwei<br />

Tage und finden mit maximal zehn Teilnehmern<br />

statt. Biganzoli packt dann nicht einen fertigen<br />

Maßnahmenkoffer aus, den jeder zu benutzen<br />

hat, sondern es geht um den Einsatz der individuellen<br />

Stärken. „Im Theater bin ich bei den<br />

Proben der erste Zuschauer“, erläutert er. „Die<br />

Darsteller erwarten von mir ein Feedback, wie<br />

sie wirken.“ Genauso arbeitet er mit Unternehmen<br />

und Wissenschaftlern: In praktischen<br />

Übungen wird der öffentliche Auftritt geprobt<br />

– und die Rückmeldungen kommen sofort.<br />

„Smart Pitch Papers“ (SPP). Diese SPP evaluieren<br />

die Erfolgswahrscheinlichkeit der jeweiligen<br />

Formatidee und liefern gezielte Verkaufsargumente<br />

für Verhandlungen bei TV-Sendern. Die<br />

Software richtet sich zwar zunächst spezifisch<br />

an TV-Produzenten, soll jedoch im Laufe der Zeit<br />

auch für viele andere Bereiche der Kreativwirtschaft<br />

angepasst werden können.<br />

Jörn Grapp wird bei seinem Gründungsvorhaben<br />

durch die Bremer Hochschul-Initiative<br />

zur Förderung von Unternehmerischem Denken,<br />

Gründung und Entrepreneurship „Bridge“ sowie<br />

durch die Bremer Investitions-Gesellschaft mbH<br />

mit dem Landesprogramm „Brut“ beraten und<br />

unterstützt. „Bridge“ ist bei der Beantragung von<br />

„Exist“-Gründerstipendien besonders erfolgreich<br />

und liegt mit 75 Prozent Zusagen deutlich über<br />

dem Bundesdurchschnitt von gut 60 Prozent.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Jörn Grapp<br />

Tel. 0421 2 18 - 81 62<br />

grapp@uni-bremen.de<br />

„Es geht nicht darum, eine Show zu machen“,<br />

sagt Biganzoli. Führungskräfte stünden aber<br />

häufig vor der gleichen Aufgabe wie er selbst in<br />

einem Theater: „Ich muss den Darstellern mein<br />

Konzept verkaufen. Je mehr mir das gelingt,<br />

desto besser spielen sie und desto mehr hängen<br />

sie sich rein.“ Auch die Kunden eines Unternehmens<br />

schauen laut Biganzoli nicht nur, ob<br />

das Produkt gut ist. „Sie fragen sich auch: ‚Kann<br />

ich dem Menschen vertrauen? Verfügt er über<br />

die nötige Kompetenz?‘“ Glaubwürdigkeit und<br />

Authentizität seien hier die wichtigsten Faktoren.<br />

Und das könne jeder üben. (ak)<br />

Weitere Informationen:<br />

Jochen Biganzoli<br />

Tel. 0171 38 19 576<br />

info@biganzoli.de<br />

www.biganzoli.net<br />

Jörn Grapp war bis März am Fachgebiet „Management<br />

Nachhaltiger Systementwicklung“ unter der Leitung<br />

von Prof. Michael Hülsmann <strong>als</strong> wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter tätig und hat dort promoviert. Im Rahmen<br />

seiner Dissertation entwickelte er ein Controlling-Tool<br />

für das Logistik-Management von Filmproduktionen,<br />

das eine systematische Identifikation und Analyse von<br />

Problemen bietet und das Management bei der Unternehmensführung<br />

unterstützt („Kompetenzorientierte<br />

Erweiterungspotenziale für das Filmproduktionslogistik-Management“,<br />

Gabler-Verlag) . Darüber hinaus ist<br />

Jörn Grapp zusammen mit Prof. Hülsmann Herausgeber<br />

des Sammelbands „Strategisches Management für<br />

Film- und Fernsehproduktionen“, der im März 2009 im<br />

Oldenbourg Wissenschaftsverlag erschienen ist.<br />

Foto: privat<br />

Mit Symphonien zum Hochleistungs-Team<br />

Es ist mucksmäuschenstill, <strong>als</strong> die insgesamt 36 Musiker der deutschen Kammerphilharmonie den<br />

Saal betreten. Gespannt warten die Zuschauer, alles Manager eines Großunternehmens, darauf,<br />

wie ihnen das Bremer Orchester einen Weg in den beruflichen Erfolg aufzeigen wird.<br />

Das „5-Sekunden-Modell“ nennen sie das Rezept zum Hochleistungs-Team.<br />

Aber was hat ein Orchester mit dem geschäftigen Alltag eines Unternehmens zu tun?<br />

Von Cindy Niemeyer<br />

Diese Frage stellte sich wohl auch Prof. Christian<br />

Scholz, Professor an der Universität des Saarlandes,<br />

<strong>als</strong> ihn im Jahr 2003 die Kammerphilharmonie<br />

um Hilfe bat. Die Bremer Musiker waren<br />

gerade auf dem Höhepunkt der Erfolgswelle<br />

angekommen, spielten in ausgebuchten Konzertsälen<br />

und bekamen Komplimente von Mediengrößen<br />

wie der BBC. „One of the world’s leading<br />

chamber orchestras“, so das positive Feedback.<br />

„Wir wussten, dass wir oben angekommen<br />

waren, und dort wollten wir bleiben“, so Jean-<br />

Claude Leclère, Marketingleiter der Kammerphilharmonie<br />

und Projektleiter des „5-Sekunden-Modells“.<br />

„Besonders wichtig war uns das<br />

Stichwort ‚Hochleistung‘“. Mit dieser Motivation<br />

wandten sich die Musiker, die gleichzeitig auch<br />

selbstständige Unternehmer der Kammerphilharmonie<br />

sind, an Prof. Scholz, den Erfinder des<br />

soziologischen Modells des „Darwiportunismus“<br />

– einer Mischung aus den Worten „Opportunismus“<br />

(jeder sucht seinen Vorteil) und „Darwinismus“<br />

(der Stärkste gewinnt).<br />

Können Kreative Hochleistungen erbringen?<br />

Doch der auf Personal und Organisation spezialisierte<br />

Professor, der die Hochleistung bislang<br />

überwiegend im Sportbereich erforschte, war<br />

zunächst skeptisch. Konnten Musiker, die nach<br />

Kreativität streben, auch Hochleistung erbringen?<br />

Vor allem bei der streng hierarchischen<br />

Struktur eines Orchesters? Widersprach das<br />

nicht seiner darwiportunistischen Theorie?<br />

Diese Theorie unterteilt Unternehmensstrukturen<br />

in vier verschiedene Typen:<br />

• Der erste Typ hat den anheimelnden Namen<br />

„Die gute alte Zeit“ – und steht für ein Geschäftsmodell,<br />

das so gut wie ausgestorben ist: Firmen<br />

in diesem Teil sind meist unternehmergeführt<br />

und verharren in einer Art Stillstand. Weder das<br />

Unternehmen noch der Mitarbeiter entwickeln<br />

sich hier weiter – alles bleibt „beim Alten“.<br />

Mit der zunehmenden Konkurrenz auf dem<br />

Markt geriet diese Form fast in Vergessenheit.<br />

Stillstand ist tödlich – zumindest geschäftlich<br />

gesehen. Also entwickelten sich die Unternehmen<br />

nach Auffassung von Prof. Scholz in zwei<br />

verschiedene Richtungen weiter.<br />

• Entweder stellten sie die individuelle Entwicklung<br />

ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund<br />

(Typ 2) oder<br />

• allein die Zielorientiertheit des Unternehmens<br />

– Typ 3 des Modells.<br />

Sich selbst verwirklichen und<br />

wirtschaftlich denken.<br />

Typ 2 und Typ 3 haben ihre Vor- und Nachteile:<br />

Wer allein darauf bedacht ist, die Individualität<br />

des Mitarbeiters in den Vordergrund zu stellen,<br />

verliert schnell die Wirtschaftlichkeit des<br />

Betriebes aus dem Auge. Andersherum wird es<br />

den Angestellten schnell an Motivation mangeln,<br />

wenn allein der Betrieb im Vordergrund steht<br />

und es keine Möglichkeiten gibt, sich frei zu<br />

entfalten.<br />

Der ideale Weg muss <strong>als</strong>o der vierte Typ<br />

sein: Ein Zwischenspiel aus beidem. Aber wie<br />

könnte ein hierarchisch aufgestelltes Orchester<br />

voller <strong>kreative</strong>r Köpfe, die sich dank der strikten<br />

Ordnung nicht frei entfalten könnten, jem<strong>als</strong><br />

dieses Ziel erlangen?<br />

Hier spielt niemand die zweite Geige<br />

Die Ergebnisse aus mehreren Workshops mit<br />

dem Team erstaunten den Professor: Ausgerechnet<br />

hier, wo er es nie vermutet hatte, hatte<br />

er sein Hochleistungs-Team und zukünftiges<br />

Vorzeigemodell gefunden.<br />

„Bei uns spielt niemand dauerhaft die<br />

zweite Geige“, erklärt Jean-Claude Leclère<br />

mit einem Lächeln. „Jeder hat bei uns, aus der<br />

Gesellschafterstruktur heraus, die selben Rechte<br />

und kann mit seinem Stimmrecht zum Beispiel<br />

Einfluss auf das Programm nehmen“. Gleichzeitig<br />

sind die Musiker auch Unternehmer und<br />

streben nach dem Erfolg der Philharmonie. Es<br />

entsteht <strong>als</strong>o eine dauerhafte Balance zwischen<br />

Demokratie und Hierarchie. Zudem ist eine<br />

weitere Balance in dem Orchester spürbar:<br />

Das „5-Sekunden-Modell“ hat nichts mit Zeit<br />

zu tun, sondern mit Musik: Eine Sekunde<br />

bezeichnet das kleinste Intervall zwischen zwei<br />

benachbarten Tönen. Ertönen diese beiden Töne<br />

gleichzeitig, entsteht ein Spannungsfeld voller<br />

Dynamik. Werden die beiden Töne hingegen<br />

doppelt gespielt, entsteht der Eindruck eines<br />

Schrittes. Dadurch entsteht ein Synonym für<br />

Entwicklung, Dynamik und Erfolg.<br />

Sie halten die Waage zwischen der Leidenschaft<br />

für den Beruf und dem Verständnis für die Wirtschaftlichkeit.<br />

„Ein Team voller Widersprüche“, stellte<br />

Professor Christian Scholz fest. Genau darin<br />

erkannte er den Schlüssel zum Erfolg und<br />

entwickelte, gemeinsam mit den Musikern, das<br />

„5-Sekunden-Modell“ (siehe Kasten). Das wird<br />

nun, etwa fünf Mal im Jahr, auf der ganzen Welt<br />

vorgestellt. Firmen aus New York und Paris<br />

bitten um die Inspiration durch das Orchester,<br />

das den „Darwiportunismus“ pur darstellt.<br />

Das „5-Sekunden-Modell“:<br />

Ein Zusammenspiel der Gegensätze<br />

So bat auch die kleine Gruppe der Manager<br />

um Inspiration und wartet nun, nach einem<br />

eindrucksvollen Vortrag, gespannt darauf,<br />

das „5-Sekunden-Modell“ live zu erleben: Ein<br />

Zusammenspiel von fünf Gegensätzen, in der<br />

sich „Energie und Konzentration“, „Erfolg und<br />

Spaß“, „Perfektion und Abenteuer“, „Notwendigkeit<br />

und Sinn“, „Hierarchie und Demokratie“<br />

nicht widersprechen, sondern ergänzen.<br />

Unter den neugierigen Augen des Publikums<br />

bekommt das Orchester vier unterschiedliche<br />

Aufgaben gestellt, die gemeinsam gelöst werden<br />

sollen. Passend zu den einzelnen Begriffspaaren<br />

erleben die Manager die Umsetzung der einzelnen<br />

Begriffspaare.<br />

In diesen Momenten erklärt sich das „5-<br />

Sekunden-Modell“ wie von selbst: Kommunikation,<br />

Leidenschaft, Erfolgsorientiertheit – alles<br />

wird in dieser Vorbereitungszeit, in der auch die<br />

Manager integriert werden, spürbar. Das darauffolgende<br />

Konzert macht es hör- und fühlbar: So<br />

funktioniert ein Hochleistungs-Team.<br />

Wie kam das „5-Sekunden-Modell“ zu seinem Namen?<br />

So bekam das Modell seinen Namen, denn<br />

auch hier geht es um den Einklang und die<br />

wiederum gegensätzliche Dynamik.<br />

Ein Zusammenspiel der fünf Gegensätze<br />

„Energie und Konzentration“, „Erfolg und<br />

Spaß“, „Perfektion und Abenteuer“, „Notwendigkeit<br />

und Sinn“, „Hierarchie und Demokratie“<br />

– die sich aber nicht widersprechen, sondern<br />

ergänzen.

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