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August / September 2013 - Evangelisch in Leerstetten

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Geistliches Wort<br />

Über den Monatsspruch <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />

„Und seid nicht bekümmert;<br />

denn die Freude am HERRN<br />

ist eure Stärke.“<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser!<br />

Nehemia 8, 10<br />

Freude lässt sich nicht festhalten und<br />

konservieren.<br />

Angenehme und freudvolle Erlebnisse<br />

lassen sich nicht beliebig wiederholen.<br />

Mancher hat während se<strong>in</strong>es Urlaubs<br />

oder bei besonderen Veranstaltungen<br />

schon den Vorsatz gefasst, das Erlebte<br />

im Alltag fortzusetzen. Aber das gel<strong>in</strong>gt<br />

nicht – kann auch nicht gel<strong>in</strong>gen.<br />

Und so verfliegt alle Freude sehr schnell.<br />

Was bleibt ist der Wunsch nach immer<br />

neuen erfreulichen Erlebnissen.<br />

Aber die s<strong>in</strong>d nicht machbar. Und wenn<br />

man <strong>in</strong> die Gesichter der Menschen<br />

blickt, sche<strong>in</strong>en nur wenige von e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>neren Freude erfüllt zu se<strong>in</strong>. Die meisten<br />

sehen eher bekümmert dre<strong>in</strong>.<br />

Wie sollten sie auch fröhlich se<strong>in</strong>, wenn<br />

sie ständig mit Katastrophenberichten,<br />

Schreckensmeldungen, Warnungen vor<br />

allen möglichen und unmöglichen Gefahren<br />

und sonstigen Bedenken und<br />

unguten Nachrichten regelrecht „zugemüllt“<br />

werden?<br />

Gibt es denn überhaupt noch e<strong>in</strong>e gute<br />

Nachricht, die aufbaut und Mut und<br />

Freunde vermittelt? Ich me<strong>in</strong>e hier e<strong>in</strong>e<br />

beständige, immer wiederkehrende<br />

Freude, die nicht an kurzlebige Ereignisse<br />

gebunden ist.<br />

Zum Glück gibt es diese Gute Nachricht.<br />

Und die haben wir im Evangelium, als<br />

der Guten Nachricht schlechth<strong>in</strong>. Und<br />

das Wunderbare: Dah<strong>in</strong>ter steckt ke<strong>in</strong><br />

leerer Wahn, und das s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e „frommen<br />

Phrasen“ und ke<strong>in</strong> „Opium fürs<br />

Volk“, wie manche vielleicht glauben<br />

mögen. Und dafür gibt es ganz konkrete<br />

Beispiele.<br />

Da s<strong>in</strong>d nicht nur Paulus und Silas im<br />

Gefängnis, die im Block gefesselt, Gott<br />

lobten und priesen, wovon die Apostelgeschichte<br />

berichtet (Apg. 16,25),<br />

sondern auch die jüdische Christ<strong>in</strong>,<br />

Etty Hilesum, die im Vernichtungslager<br />

Auschwitz, kurz bevor sie umgebracht<br />

wurde, voll tiefer Dankbarkeit Gott<br />

lobte und von dem großen Reichtum<br />

schrieb, der ihr durch Gott zuteil wurde.<br />

Ich denke auch an den Theologen und<br />

Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der von<br />

den Nationalsozialisten verhaftet wurde<br />

und damit rechnet, wegen se<strong>in</strong>er<br />

Beteiligung am gescheiterten Attentatsversuch<br />

an Hitler verurteilt und<br />

h<strong>in</strong>gerichtet zu werden. In der Untersuchungshaft<br />

schreibt er an Silvester<br />

1944/1945 das Gedicht, das uns als Lied<br />

wohlvertraut ist (EG 637): „Von guten<br />

Mächten wunderbar geborgen, erwarten<br />

wir getrost, was kommen mag. Gott<br />

ist mit uns am Abend und am Morgen<br />

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“<br />

Solche Erfahrungen von Freude im Angesicht<br />

des Todes s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfälle.<br />

In solchen Lebenslagen Freude zu<br />

empf<strong>in</strong>den, widerspricht völlig unserer<br />

menschlichen Natur. Das ist <strong>in</strong> der Tat<br />

„widernatürlich“, oder sollte man besser<br />

„übernatürlich“ sagen?<br />

Der Unglaube könnte dafür allerlei psychologische<br />

Gründe konstruieren. Ich<br />

denke, dass aller Selbstbetrug und alle<br />

Selbsttäuschung aufhört, wenn es ums<br />

Sterben geht.<br />

Und wer im Glauben steht und um die<br />

bleibende Freude weiß, die der Glaube<br />

vermittelt, der weiß, dass es hier nicht<br />

um E<strong>in</strong>bildung gehen kann, sondern<br />

dass e<strong>in</strong>e solche Freude und Gewissheit<br />

über das danach Kommende nur dann<br />

möglich s<strong>in</strong>d, wenn Gott und der auferstandene<br />

Jesus Christus Realität ist.<br />

Diese Realität weitet den Blick weit<br />

über das Vergängliche h<strong>in</strong>aus und<br />

lässt auf das Ewige und damit auf das<br />

blicken, was letztlich wirklich zählt –<br />

hier schon jetzt im Leben und über den<br />

Tod h<strong>in</strong>aus.<br />

Und wenn der Blick auf das Ewige selbst<br />

im Angesicht des Todes froh machen<br />

kann, um wie viel mehr muss das dann<br />

erst für die Widrigkeiten des Alltags gelten.<br />

So wünsche ich uns allen, dass wir nicht<br />

bekümmert s<strong>in</strong>d, sondern alles was uns<br />

begegnet im Lichte der Ewigkeit sehen<br />

und uns <strong>in</strong> allem von Gott begleitet und<br />

gehalten wissen.<br />

Ihr Pfarrer Wilfried Vogt<br />

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