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GERSTEL Aktuell Nr. 47 - Gerstel GmbH & Co.KG

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www.gerstel.de<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45<strong>47</strong>3 Mülheim an der Ruhr · Telefon +49 2 08 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

ISSN 1618 - 5900<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>47</strong> <strong>47</strong> Dezember 2013<br />

Atmosphärenforschung<br />

Zauberhafte Vanille<br />

Ein Ansatz zur Analyse von<br />

Vanilleschoten und -extrakten<br />

www.gerstel.de<br />

Miefige Tabletten – nein danke!<br />

Geruchsverursachern in Pharmazeutika<br />

auf der Spur<br />

Achtung, Weichmacher!<br />

Phthalate sicher<br />

und sensitiv in<br />

Kinderspielzeug bestimmen<br />

Vorsicht, Fettnäpfchen!<br />

Deklarationspflichtige Fettanteile<br />

in Lebensmitteln<br />

effizient und sicher ermitteln


Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

kein vernunftbegabter Mensch würde je behaupten, die Welt, in<br />

der wir leben, ließe sich auf einfache Weise und mit wenigen<br />

Worten in ihrer ganzen Breite und Tiefe erfassen. Das Gegenteil<br />

ist der Fall.<br />

Allein der forschende Blick in das zarte Band, das die Erde<br />

umhüllt, die Atmosphäre, macht offenkundig: Die Dinge sind<br />

überaus komplex und diffizil.<br />

Glücklicherweise gibt es, wie<br />

unser Themenschwerpunkt „Atmosphärenforschung“<br />

zeigt, kundige<br />

Wissenschaftler, die sich dieser flüchtigen<br />

und sensiblen Materie engagiert<br />

und beherzt annehmen und den Versuch<br />

unternehmen, die funktionalen<br />

Zusammenhänge zwischen Himmel<br />

und Erde aufzuklären, um zum Beispiel<br />

Modellrechnungen zu ermöglichen,<br />

die uns helfen, schon heute<br />

eine Vorstellung davon zu entwickeln,<br />

wie unsere Welt künftig aussieht.<br />

Es ist wichtig, die Dinge auch von<br />

ihrem Ende her zu betrachten, damit<br />

Eberhard G. <strong>Gerstel</strong><br />

wir zur rechten Zeit das Richtige tun und die anthropogenen<br />

Einflussfaktoren, die Erderwärmung, Klimawandel und Naturkatastrophen<br />

begünstigen, in den Griff bekommen und somit<br />

absehbar eine Hinwendung zum Besseren bewirken.<br />

Ohne instrumentelle Analytik ist moderne Atmosphärenforschung<br />

undenkbar. Schön, dass <strong>GERSTEL</strong> mit maßgeschneiderten,<br />

technisch einzigartigen Entwicklungen zur Aufklärung<br />

beitragen kann.<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre der <strong>47</strong>. Ausgabe unserer<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> wünscht Ihnen Ihr<br />

Eberhard G. <strong>Gerstel</strong><br />

Geschäftsführender Gesellschafter der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Ausschreibung<br />

Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Preis<br />

EGP<br />

2014<br />

Die von <strong>GERSTEL</strong> gesponserte Auszeichnung wird auf der analytica<br />

2014 zum dritten Mal von der Gesellschaft Deutscher Chemiker<br />

(GDCh) an eine(n) herausragende(n) Wissenschaftler/in<br />

auf dem Gebiet der analytischen Trenntechniken verliehen.<br />

Vom Arbeitskreis „Separation<br />

Science“ wird 2014 zum dritten<br />

Mal der Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-<br />

Preis für eine herausragende<br />

Publikation auf dem Gebiet der<br />

analytischen Trenntechniken<br />

vergeben.<br />

Gestiftet wird der alle zwei<br />

Jahre ausgelobte Preis in Höhe<br />

von 2500 Euro von <strong>GERSTEL</strong>.<br />

Das Unternehmen wurde<br />

1967 von Eberhard <strong>Gerstel</strong><br />

senior gegründet und hat sich<br />

seitdem zu einem weltweit führenden<br />

Anbieter von Systemen<br />

und Lösungen für die automatisierte<br />

Probenvorbereitung und<br />

Probenaufgabe in der GC/MS<br />

und LC/MS entwickelt.<br />

Verliehen wird der Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Preis<br />

im Rahmen<br />

der analytica-<strong>Co</strong>nference auf<br />

der analytica (1.-4. April 2014)<br />

in München. Bewerber sollten<br />

Erstautor (corresponding author)<br />

einer 2012/2013 von einer<br />

international anerkannten Fachzeitschrift<br />

gedruckten oder<br />

zum Druck akzeptierten Publikation<br />

sein. Autoren können sich<br />

bewerben bzw. für diese Auszeichnung<br />

vorgeschlagen werden.<br />

Eine international besetzte<br />

Jury wählt den Preisträger.<br />

Bewerbungen bzw. Kandidatenvorschläge<br />

sollten elektronisch,<br />

idealerweise als zusammenhängende<br />

PDF-Datei, bis spätestens<br />

10. Januar 2014 (Stichtag) eingereicht<br />

werden. Kopie der Publikation,<br />

Lebenslauf des Autors, Stellungnahme<br />

bzw. Empfehlung<br />

sind einzureichen an:<br />

Prof. Dr. Werner Engewald,<br />

Universität Leipzig, Institut für<br />

Analytische Chemie, Linnéstr.<br />

3, 04103 Leipzig, Deutschland<br />

E-Mail: engewald@uni-leipzig.de<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>47</strong><br />

Lesen Sie in dieser Ausgabe:<br />

Anwenderseminar-Tour 2013<br />

GC/MS- und LC/MS-Applikationen<br />

im Mittelpunkt<br />

Um den Erfahrungsaustausch der Anwender von <strong>GERSTEL</strong>-Geräten und<br />

-Systemen zu fördern, hat sich das Unternehmen auch in diesem Jahr<br />

wieder mit seiner Anwenderseminar-Tour auf die Reise durch zehn Städte<br />

in Deutschland, der Schweiz und Österreich begeben. ........................................3<br />

Schwerpunktthema: Atmosphärenforschung<br />

Labor im Porträt: Atmosphärenphysik, Bergische Universität Wuppertal<br />

Pfadfinder der Lüfte<br />

Es bedarf der Kenntnis der chemischen, aber auch der physikalischen Prozesse,<br />

um die Atmosphäre hinreichend zu verstehen und Modelle entwerfen<br />

zu können, die helfen, die Verteilung von Schadstoffen<br />

in der Umwelt nachzuvollziehen oder das Klima präzise<br />

vorherzusagen. Hier setzt die Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik<br />

von der Bergischen Universität Wuppertal unter<br />

Leitung von Professor Ralf Koppmann Maßstäbe. ............7<br />

Atmosphärenchemie<br />

In-situ-Analytik zwischen Himmel<br />

und Erde<br />

Im Rahmen des von der EU geförderten PEGASOS-<br />

Projekts untersuchten Wissenschaftler des Forschungszentrums<br />

Jülich den oxidativen Abbau von<br />

VOC in der Atmosphäre. Ein speziell für die Erfordernisse<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45<strong>47</strong>3 Mülheim an der Ruhr · Telefon +49 208 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>47</strong> Dezember 2013<br />

der Onlinemessung auf Flugzeugen und Zeppelinen konzipiertes<br />

HALO-GC/MS-System erwies sich als zentrales Instrument. .........................11<br />

Pharmaanalytik<br />

Miefige Tabletten – nein danke!<br />

Um Fehlgerüchen in Pharmazeutika und Pharmaverpackungen nachzuspüren,<br />

haben US-Wissenschaftler ein hochsensitives GC-MS/MS-Verfahren<br />

mit vorangehender Stir Bar Sorptive Extraction (SBSE) entwickelt. .............14<br />

Lebensmittelanalytik<br />

Vorsicht, Fettnäpfchen!<br />

Um den Nährwert eines Lebensmittels quantifizieren zu können, braucht<br />

es die instrumentelle Analytik, im Fall relevanter Fettparameter idealerweise<br />

die Gaschromatographie (GC) – aber bitte automatisiert. ................17<br />

Materialanalytik<br />

Achtung, Weichmacher!<br />

Das US-Prüfverfahren CPSC-CH-C1001-09.3 verlangt den Nachweis von<br />

Weichmachern in Kinderspielzeug und Babyartikeln. Das Verfahren umfasst<br />

die GC/MS-Bestimmung kritischer Phthalate nach einer in der Regel aufwendigen,<br />

oft manuell ausgeführten Probenvorbereitung; dabei lässt sich<br />

die Analyse intelligent automatisieren. .................................................................... 20<br />

Nachwuchsförderung/Wissenstransfer<br />

Mit Herzblut bei der Sache<br />

Ein Unternehmen, das wie <strong>GERSTEL</strong> über kompetente Mitarbeiter verfügt<br />

und in Forschung und Ausbildung investiert, hat stets auch Interessantes<br />

zu berichten und weiterzugeben. ............................................................................ 23<br />

Aromaanalytik<br />

Zauberhafte Vanille<br />

Das charakteristische Geschmacksmuster von Vanille wird nicht allein<br />

durch Vanillin, dem Hauptaromastoff der Vanille, geprägt, sondern durch<br />

eine Komposition verschiedener Verbindungen. Zu deren Aufklärung und<br />

Identifizierung sowie zur Qualitätssicherung und Herkunftsbestimmung<br />

von Vanilleschoten und Vanilleextrakten leisten Headspace-<br />

Techniken und die Thermodesorption einen wichtigen<br />

Beitrag. ............................................................................................. 25<br />

Zauberhafte Vani le<br />

Ein Ansat zur Analyse von<br />

Vani leschoten und -extrakten<br />

Achtung, Weichmacher!<br />

Schädliche Weichmacher<br />

sicher und sensitiv in Kinderspielzeug<br />

bestimmen<br />

Vorschau und Impressum.................................................28<br />

www.gerstel.de<br />

Atmosphärenforschung<br />

Miefige Table ten – nein danke!<br />

Geruchsverursacher in Pharmazeutika<br />

auf der Spur<br />

„ Immer bestens informiert. “<br />

www.gerstel.de<br />

Vorsicht, Fe tnäpfchen!<br />

Deklarationspflichtige Fe t-<br />

anteile in Lebensmi teln<br />

e fizient und sicher ermi teln<br />

ISSN 1618 5900<br />

2 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Anwenderseminar-Tour 2013<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

GC/MS- und<br />

LC/MS-Applikationen<br />

im Mittelpunkt<br />

Text: Guido Deußing; Fotos: <strong>GERSTEL</strong>, Jan Garbe-Immel<br />

Um den Erfahrungsaustausch der Anwender von <strong>GERSTEL</strong>-Geräten und -Systemen zu fördern,<br />

hat sich das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder auf die Reise durch zehn Städte in<br />

Deutschland, der Schweiz und erstmals auch Österreich begeben. Der <strong>GERSTEL</strong>-Zug machte<br />

Station in Hamburg, Potsdam, Hannover, Münster, Mülheim an der Ruhr, Karlsruhe, München,<br />

Bern, Olten und Wien, wo Anwender aus der Praxis und versierte Applikationsspezialisten<br />

des Unternehmens den geladenen Gästen ihre Eindrücke und Erfahrungen im Umgang<br />

mit <strong>GERSTEL</strong>-Technologie vor- und zur Diskussion stellten. „Die Resonanz war, wie schon<br />

in den Jahren zuvor, überwältigend“, urteilten alle Beteiligten. Im Folgenden bieten wir<br />

einen kurzen Überblick, aufgeschlüsselt nach Anwendungsfeldern, über die verschiedenen<br />

Themen (deren Titel sind im nachfolgenden Text hervorgehoben), die während der <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Anwenderseminar-Tour 2013 beleuchtet wurden.<br />

Lebensmittel-, Duft- und<br />

Naturstoffanalytik<br />

Wenn es um die Themen Methodenentwicklung und Anwendung der<br />

HPLC/MS geht, greift <strong>GERSTEL</strong> auf die kompetente Unterstützung<br />

von Dr. Nobert Helle von der TeLA <strong>GmbH</strong> in Bremerhaven zurück.<br />

Überzeugt von dessen applikativem Knowhow auf den unterschiedlichsten<br />

Anwendungsfeldern, baten wir den Wissenschaftler beziehungsweise<br />

seine Mitarbeiterin Franziska Chmelka, über Intelligente<br />

Probenvorbereitung für LC und LC/MS in der Lebensmittel-<br />

und Umweltanalytik zu referieren.<br />

Welche Rolle unter anderem auch die Probenvorbereitung spielt<br />

bei der Acrylamid-Bestimmung in Kaffee mittels automatisierter<br />

LC-MS/MS im Vergleich zur klassischen GC/MS-Methode,<br />

darüber berichtete Oliver Süße-Herrmann von der CR3-Kaffeeveredelung<br />

M. Hermsen <strong>GmbH</strong> in Bremen. Einen Überblick über die Anwen-<br />

Hannover<br />

Neueste <strong>GERSTEL</strong>-<br />

LC/MS-Applikationen<br />

Development of an Automated<br />

Sample Preparation<br />

and Analysis Workflow for<br />

Mycotoxin Residues in<br />

Different Food Matrices<br />

AppNote 10/2013<br />

Automated Derivatization,<br />

SPE Cleanup and LC/<br />

MS/MS Determination<br />

of Glyphosate and Other<br />

Polar Pesticides,<br />

AppNote 9/2013<br />

Automated Sample<br />

Preparation and Analysis<br />

Workflow for Pesticide<br />

Residue Screenings in<br />

Food Samples using DPX-<br />

QuEChERS with LC/MS/MS,<br />

AppNote 8/2013<br />

Determination of Barbiturates<br />

and 11-Nor-9-carboxy-<br />

Δ9-THC in Urine using<br />

Automated Disposable<br />

Pipette Extraction (DPX)<br />

and LC/MS/MS,<br />

AppNote 1/2013<br />

Automated Solid Phase<br />

Extraction (SPE)-LC-MS/<br />

MS Method for the Determination<br />

of Acrylamide in<br />

Brewed <strong>Co</strong>ffee Samples,<br />

AppNote 13/2012<br />

Alle AppNotes finden<br />

Sie zum Herunterladen<br />

unter www.gerstel.de<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 3


Olten<br />

dung der Gaschromatographie in der Kaffeeforschung bot<br />

auch Barbara Schönbächler von der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil, Schweiz.<br />

Bern<br />

Über pflanzliche Komponenten können Pyrrolizidinalkaloide<br />

in unsere Nahrung gelangen. Gemäß den Richtlinien des Verbraucherschutzes<br />

gilt es, jedwedes Gefährdungspotenzial auf ein<br />

Minimum zu reduzieren. Wie der Nachweis von Pyrrolizidinalkaloiden<br />

in Lebensmitteln unter Verwendung einer<br />

automatisierten Festphasenextraktion (SPE) effizient und<br />

sicher gelingt, darüber berichtete Oliver Keuth vom Chemischen<br />

und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe<br />

(CVUA-MEL) in Münster.<br />

Apropos Gefährdung: Bislang streiten die<br />

Gelehrten darüber, ob von dem vielfach eingesetzten<br />

Pflanzenschutzmittel Glyphosat eine<br />

Gefahr für den Menschen ausgeht. Dessen ungeachtet<br />

gilt: Nur wer den analytischen Nachweis<br />

führt, geht auf Nummer sicher. Dr. Andrea Kuhr<br />

von der Eurofins Dr. Specht Laboratorien <strong>GmbH</strong><br />

in Hamburg präsentierte ihre Methode zur<br />

Bestimmung von Glyphosat und AMPA in<br />

einem Routine-Labor mit LC-MS/MS nach<br />

automatisierter Derivatisierung und SPE.<br />

Entwickelt und etabliert wurde die Methode von<br />

Dr. Norbert Helle und Franziska Chmelka von<br />

der TeLA <strong>GmbH</strong> in Bremerhaven.<br />

Mag einer sagen, die LC schmecke ihm – mit<br />

Fug und Recht behaupten kann das Marit Gillmeister<br />

von der Hochschule Anhalt in Bernburg.<br />

Mit der analytisch-präparativen HPLC und<br />

nachgeschalteter sensorischer Beurteilung von Probenmatrices<br />

auf Basis der LC-Taste-Technologie [1] kommt<br />

sie dem Geschmack von in Wasser löslichen Komponenten mittels<br />

Zunge und Gaumen auf die Schliche. Ihr Kollege Mario<br />

Scharmer vom dortigen Institute of Bioanalytical Science (IBAS)<br />

stellte seine Bestimmung von Betacarotin in wasserlöslichen<br />

Mikrogranulaten vor.<br />

Um Naturstoffe, Düfte und Aromen drehten sich drei weitere<br />

Vorträge vornehmlich in der Schweiz: Bernhard Burn von<br />

der Interlabor Belp AG im gleichnamigen Belp betreibt Naturstoffanalytik<br />

mittels GC/MS und wirft dabei einen besonderen<br />

Blick auf die Dynamische Headspace-Technik und die Ther-<br />

Karlsruhe<br />

4 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Potsdam<br />

modesorption. Der Fokus von Dr. Katharina Breme, Agroscope<br />

Liebefeld-Posieux (ALP) in Bern, lag auf der Aromaanalytik<br />

in Milch- und Fleischprodukten und Dr. Matthias Held vom<br />

Institut für Zoologie der Université de Neuchâtel<br />

beschrieb in seinem Vortrag: Rettende Düfte<br />

– die auf Duftstoffen basierende indirekte<br />

Abwehr von Pflanzen.<br />

Verfahren für Substanzen in Kunststoffen für die Verpackung<br />

von Lebensmitteln und medizinisch-pharmazeutischen<br />

Produkten vor. Und während sich Dr. Ingo Mayer von<br />

Polymer- und Materialanalytik<br />

Aus der Summe der Vorträge kristallisierte sich<br />

als Themenschwerpunkt u. a. die Polymer- und<br />

Materialanalytik heraus. Andreas Westphal von<br />

tesa SE in Hamburg etwa zeigte in seinem Vortrag<br />

Pyrolyse-GC/MS in der Polymeranalytik<br />

die Vorzüge des <strong>GERSTEL</strong>-Pyro-Modules für<br />

die ThermalDesorptionUnit (TDU) auf bei der<br />

Aufklärung der Zusammensetzung unterschiedlicher<br />

komplexer Kunststoffmatrices. In ihrem<br />

Vortrag thematisierte Dr. Veronica Osorio-Piniella<br />

von der OFI Technologie & Innovation <strong>GmbH</strong><br />

aus Wien die Bestimmung der witterungsbedingten<br />

Migration beziehungsweise des<br />

Wien<br />

Abbaus von Additiven in Polymeren mittels Thermodesorption<br />

und GC/MS. Dipl.-Ing. Lucas Sternbauer von der<br />

Johannes-Kepler-Universität Linz stellte ein GC/MS-Screening-<br />

der Berner Fachhochschule für Architektur, Holz und Bau im<br />

schweizerischen Biel auf die Bestimmung und sensorische<br />

Beurteilung von Baustoffemissionen konzentrierte, fokussierte<br />

Dr. Armin Hauk von Intertek Expert Services<br />

in Basel auf die Bewertung von Druckfarben<br />

und Aufklebern auf pharmazeutischen<br />

Verpackungen und Lebensmittelverpackungen.<br />

Über Neue analytische Verfahren<br />

in der Automobilindustrie berichtete<br />

Dr. Benedikte Roberz von der Adam Opel AG<br />

in Rüsselsheim.<br />

Getränke- und Wasseranalytik<br />

Münster<br />

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Um<br />

Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, wird<br />

empfohlen, mindestens eineinhalb Liter Wasser<br />

täglich zu sich zu nehmen. Es steht außer Frage,<br />

dass Trinkwasser frei von Schadstoffen sein<br />

sollte. Die instrumentelle Analytik hilft dabei,<br />

die Trinkqualität von Wasser sicherzustellen, wie<br />

Thomas Funke vom CVUA-MEL in Münster am<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 5


Hamburg<br />

www.gerstel.de<br />

München<br />

Beispiel der Bestimmung potenziell endokriner Substanzen<br />

in Mineralwässern und Kunststoff-Migranten mittels<br />

der <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionUnit (TDU) zeigte.<br />

Zur Getränkeanalytik-Fraktion gesellten sich auch die Applikationsexperten<br />

von <strong>GERSTEL</strong>, namentlich Andreas Hoffmann, Carlos<br />

Gil, Thomas Albinus und Jochen Vandenberg sowie Susanne<br />

Rose, die u.a. einen Blick warfen auf die Vorzüge der Dynamischen<br />

Headspace-Technik (DHS) in der Getränkeanalytik<br />

beziehungsweise Zwei SBSE-Methoden zur Bestimmung<br />

phenolischer Komponenten in Trinkwasser verglichen.<br />

Forensische Toxikologie<br />

und klinische Analytik<br />

In den letzten fünf Jahren hat sich <strong>GERSTEL</strong> im Bereich der forensischen<br />

Toxikologie, insbesondere beim Nachweis von Drogenwirkstoffen,<br />

zu einem kompetenten Anbieter intelligent automatisierter<br />

analytischer Lösungen entwickelt. Eine Tatsache, die<br />

auch während der Anwenderseminar-Tour 2013 deutlich wurde,<br />

etwa im Vortrag Bestimmung von THC und seinen Metaboliten<br />

im Serum mittels vollautomatisierter SPE-GC/MS-<br />

Analyse von Dr. Getrud Rochholz vom Institut für Rechtsmedizin<br />

der Universitätsklink Schleswig-Holstein in Kiel. Über die<br />

Art und Weise der THC-Analytik am Institut für Rechtsmedizin<br />

in Basel unter Einsatz von <strong>GERSTEL</strong>-Technologie berichtete<br />

Dr. Sarah Hangartner. Last but not least konnte auch<br />

Dr. Oliver Lerch brandaktuelle Automatisierte Analysenmethoden<br />

im forensischen Labor: Bestimmung<br />

von THC und Metaboliten sowie Opiaten<br />

und Kokain aus Blutserum präsentieren, die in<br />

enger Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin<br />

der Universität Düsseldorf entwickelt wurde.<br />

„ Einfach unseren<br />

Newsletter abonnieren<br />

und Sie sind immer<br />

bestens informiert!<br />

Alle Infos und Anmeldung<br />

unter www.gerstel.de“<br />

Chris-Elmo Ziener von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin in Berlin informierte über die Automatisierung<br />

chemischer Spurenanalytik in menschlicher Ausatemluft,<br />

ein vergleichsweise neuer Weg im arbeitsmedizinischen<br />

Biomonitoring.<br />

Bio- und andere Technologien<br />

Welchen Einfluss die richtige Analysentechnik beziehungsweise<br />

die gewählten Module auf die Effizienz und Präzision der Analyse<br />

haben, wurde deutlich im Vortrag <strong>GERSTEL</strong>-MPS mit Wägeoption:<br />

Erkennung potenzieller Fehlerquellen und deren<br />

Behebung, gehalten von Andreas Teevs und Kerstin Schrader<br />

von der Schülke & Mayr <strong>GmbH</strong> in Norderstedt. Dass die Metabolitenanalytik<br />

mittels GC/MS ein Schlüssel zur biotechnologischen<br />

Prozessoptimierung darstellt, machte Dr. Christina<br />

Haberhauer-Troyer von der Universität für Bodenkultur (BOKU)<br />

Wien, Department für Chemie, Abteilung für Analytische Chemie,<br />

deutlich. Überhaupt eröffne die Gerätekombination 7200<br />

GC/Q-TOF – neue analytische Möglichkeiten, wie Dr. Jörg<br />

Riener von Agilent Technologies in Waldbronn betonte.<br />

Allerdings, ein Wort zum Schluss, ohne Probenvorbereitung<br />

ist alle Analytik nichts. In diesem Sinne brachte das GERS-<br />

TEL-Entwicklerteam Dr. Eike Kleine-Benne, Susanne Rose und<br />

Dirk Bremer die Seminarteilnehmer in gebotener Kürze auf den<br />

neuesten Stand in puncto Innovationen.<br />

Nähere Informationen<br />

Sollten Sie Informationen zu einem oder mehreren der oben<br />

genannten Vortragsthemen wünschen, lassen Sie es uns wissen.<br />

Unsere Vertriebsmitarbeiterin Andrea Hamm freut sich<br />

auf Ihre Zuschrift an andrea_hamm@gerstel.de.<br />

Querverweis<br />

[1] <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> 34 (2006) 16<br />

[www.gerstel.de/pdf/<strong>GERSTEL</strong>_<strong>Aktuell</strong>_34_16_de.pdf]<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Labor im Porträt:<br />

Atmosphärenphysik, Bergische Universität Wuppertal<br />

Pfadfinder der Lüfte<br />

Die Atmosphäre ist die wunderbare, überaus komplexe, immer noch nicht vollständig verstandene Lufthülle<br />

unseres Planeten. Eine der Fragen, mit denen sich die Atmosphärenforschung derzeit intensiv beschäftigt, gilt<br />

dem Stofftransport, etwa von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Wie und in welcher Zeit verteilen sich<br />

Spurenstoffe wie die VOC in der Atmosphäre? Es bedarf der Kenntnis der chemischen aber auch der physikalischen<br />

Prozesse wie den Transportmechanismen und -wegen, um die Atmosphäre hinreichend zu verstehen und Modelle<br />

entwerfen zu können, die helfen, die Verteilung von Schadstoffen nachzuvollziehen oder das Klima vorherzusagen.<br />

Hier setzt die Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik der Bergischen Universität Wuppertal unter Leitung von Professor<br />

Ralf Koppmann Maßstäbe.<br />

Text: Guido Deußing; Fotos: Guido Deußing, <strong>GERSTEL</strong>, Bergische Universität Wuppertal; Grafik: Guido Deußing<br />

Wenn in China der<br />

sprichwörtliche<br />

Sack Reis umfällt,<br />

mag das für uns ohne<br />

Bedeutung sein. Wenn<br />

aber irgendwo auf der<br />

Welt Radioaktivität entweicht<br />

oder ein Vulkan<br />

ausbricht und Asche in<br />

die Atmosphäre spuckt,<br />

sind wir unweigerlich<br />

betroffen. Jüngste Beispiele<br />

dafür sind die<br />

Nuklearkatastrophe<br />

im japanischen Kernkraftwerk<br />

Fukushima<br />

im Jahr 2011 oder der<br />

Ausbruch des Eyjafjallajökull<br />

auf Island im Jahr 2010. Dessen Vulkanaschewolke,<br />

genährt aus einer scheinbar endlosen<br />

Eruption, verteilte sich über die nördliche Hemisphäre<br />

und brachte den Luftverkehr in Nord- und<br />

Kennen und schätzen einander seit vielen Jahren: Professor Ralf Koppmann (r.)<br />

und <strong>GERSTEL</strong>-Entwicklungsleiter Dirk Bremer.<br />

Mitteleuropa zum Erliegen. Tausende Menschen<br />

saßen an Flughäfen und Urlaubsorten fest, Güter<br />

wurden nicht ausgeflogen, Airlines und Unternehmen,<br />

die mittel- oder unmittelbar mit dem Flugverkehr<br />

zu tun haben,<br />

mussten finanzielle<br />

Einbußen hinnehmen.<br />

„Um die Auswirkungen<br />

und Folgen<br />

eines Vulkanausbruchs<br />

in der Dimension<br />

eines Eyjafjallajökull<br />

einschätzen und<br />

angemessen reagieren<br />

zu können, muss man<br />

wissen, wie und in welcher<br />

Zeit sich Vulkanasche<br />

oder andere<br />

luftgetragene Partikel<br />

und Schadstoffe in der<br />

Atmosphäre verteilen“,<br />

erklärt Professor Ralf<br />

Koppmann, Leiter der Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik<br />

an der Bergischen Universität in Wuppertal.<br />

Es genüge nicht, nur die chemischen Abläufe<br />

der Atmosphäre zu untersuchen, „es müssen auch<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 7


Heterosphäre<br />

Homosphäre<br />

Ionosphäre<br />

km<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Hochgebirge<br />

Ozonschicht<br />

GEOPHYSICA**<br />

HALO***<br />

km<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

* ISS: Internationale Raumstation, ** GEOPHYSICA: Russisches Höhenforschungsflugzeug,<br />

*** HALO: High Altitude and LOng Range Research Aircraft, PEGASOS: Pan-European Gas-AeroSOls-climate interaction Study<br />

ISS*<br />

20<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Exosphäre<br />

Thermopause<br />

Thermosphäre<br />

Mesopause<br />

Mesosphäre<br />

Stratopause<br />

Stratosphäre<br />

Tropopause<br />

Troposphäre<br />

Meeresspiegel<br />

<strong>Co</strong>pyright: GDeußing, Neuss (www.pressetextkom.de) Infografik: PauraDesign, Hagen (www.paura.de)<br />

Mit freundlicher Unterstützung von Professor Ralf Koppmann, Bergische Universität Wuppertal.<br />

Als Erdatmosphäre bezeichnet man die<br />

Gashülle unseres Planeten. Die Bezeichnung<br />

„Sphäre“ ist griechischen Ursprungs<br />

und lässt sich mit „Hülle“ oder „Ball“<br />

übersetzen. Die Erdatmosphäre setzt<br />

sich aus mehreren Sphären zusammen,<br />

die sich unter anderem in Dichte, Druck<br />

und Temperatur grundlegend voneinander<br />

unterscheiden. In der bodennahen<br />

Troposphäre, die rund drei Viertel der<br />

Luftmasse und fast den gesamten Wasserdampf<br />

enthält, laufen alle wetterrelevanten<br />

Phänomene wie Wind und Wolkenbildung<br />

ab. Die Temperatur sinkt mit<br />

steigender Höhe; sie liegt an der höchsten<br />

Stelle der Troposphäre bei minus 60 °C.<br />

Der Übergang von der Troposphäre in die<br />

Stratosphäre wird als Tropopause bezeichnet.<br />

Für Atmosphärenphysiker ist dieser<br />

Bereich von großem Interesse, da noch<br />

nicht vollständig aufgeklärt ist, wie der<br />

Übergang von biogenen oder anthropogenen<br />

Emissionen von der Troposphäre<br />

in die darüberliegenden Schichten erfolgt.<br />

Besonderes Merkmal der Stratosphäre ist<br />

der deutliche Anstieg der Ozonkonzentration,<br />

deren Maximum in einer Höhe von<br />

etwa 30 Kilometern erreicht ist. Da Ozon<br />

für uns schädliches kurzwelliges Sonnenlicht<br />

absorbiert, ist die Temperaturverteilung<br />

der Stratosphäre nicht homogen. In<br />

unteren Bereich gleicht sie in etwa jener<br />

der Troposphäre, im oberen Bereich aber<br />

steigt sie aufgrund der Aufnahme von<br />

Sonnenenergie auf etwa 0 °C an.<br />

die komplexen dynamischen Vorgänge verstanden,<br />

Stofftransportwege erkundet und aufgeklärt werden,<br />

um die Atmosphäre so vollständig wie möglich<br />

zu beschreiben“, betont der Wissenschaftler. Gerade<br />

weil die Atmosphäre für den Menschen existenziell<br />

ist, sei es von grundlegender Bedeutung, die in ihr<br />

ablaufenden Prozesse in ihrer Gesamtheit und damit<br />

auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen<br />

der Erdoberfläche, der Biosphäre, den Ozeanen<br />

und der Atmosphäre möglichst genau zu verstehen.<br />

Keine Tat bleibt ohne Folgen<br />

Die Atmosphäre umhüllt unseren Planeten wie ein<br />

zarter Hauch, im Vergleich zur Erde ist sie nur von<br />

sehr geringer Größe. Bei der Atmosphäre handelt es<br />

sich nicht um eine homogene Phase, bestehend aus<br />

Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid sowie in Spuren<br />

vorkommenden Gasen. Die Erdatmosphäre besteht<br />

aus mehreren angrenzenden Schichten, wobei die<br />

bodennahe luftreichste Troposphäre (bis 15 km<br />

Höhe) und die darauf folgende Stratosphäre (bis 50<br />

km), in der sich die schützende Ozonschicht befindet,<br />

sowie die zwischen Troposphäre und Stratosphäre<br />

liegende Grenzschicht derzeit besonders im<br />

Fokus von Professor Koppmann liegen. „Alles, was<br />

wir Menschen in Bodennähe emittieren“, betont der<br />

Wissenschaftler, „landet in der Troposphäre und<br />

vieles davon früher oder später auch in der Stratosphäre.“<br />

Die mangelnde Kenntnis von den Zusammenhängen<br />

und Prozessen in der Atmosphäre kann<br />

gravierende Folgen für Mensch und Umwelt haben,<br />

wie das Ozonloch verdeutlicht: „Wir haben über Jahrzehnte<br />

im großen Stil Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW) als Treibmittel eingesetzt und in die Atmosphäre<br />

geblasen. Den Schaden, den wir dabei in der<br />

Stratosphäre angerichtet haben, werden wir wohl<br />

auch dann noch feststellen, wenn der letztmalige<br />

FCKW-Einsatz schon Jahrzehnte zurückliegt“, meint<br />

Professor Koppmann mit Blick auf das „Langzeitgedächtnis“<br />

der Erdatmosphäre, ohne außer Acht zu<br />

lassen, dass Mutter Natur auch über starke Selbstheilungskräfte<br />

verfügt.<br />

Ralf Koppmanns Arbeitsgebiet ist die Atmosphärenphysik.<br />

Allerdings bedient er sich der instrumentellen<br />

chemischen Analytik, etwa um dem<br />

Stofftransport in der Atmosphäre auf die Spur zu<br />

kommen. Der Physiker und sein zwanzigköpfiges<br />

Team nutzen dazu die Gaschromatographie<br />

in Verbindung mit der massenselektiven Detektion<br />

nach vorangegangener „megamäßiger“ Ther-<br />

Blick ins Labor der Wuppertaler Atmosphärenforscher:<br />

Das <strong>GERSTEL</strong>-TDS-G-Large nimmt eine zentrale<br />

Position ein.<br />

8 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


„Stabile Isotopenverhältnisse stellen eine Art<br />

Fingerabdruck für Prozesse dar, welche die<br />

Konzentration und die Verteilung eines<br />

Spurengases beeinflussen. “ Prof. Ralf Koppmann<br />

modesorption mit einem von <strong>GERSTEL</strong> entwickelten<br />

und gebauten ThermalDesorptionSystem der<br />

Marke „TDS-G-Large“. Damit werden flüchtige organische<br />

Verbindungen (VOC), die Tracer für atmosphärische<br />

Prozesse sind, aus Luftproben extrahiert<br />

[1]. Im Fokus steht insbesondere die Isotopenzusammensetzung<br />

dieser Verbindungen, die eine Art<br />

„Fingerabdruck“ in der Atmosphäre ablaufender<br />

Prozesse darstellt.<br />

Isotope – ähnlich, aber<br />

nicht gleich<br />

www.gerstel.de<br />

Spurengase wie die flüchtigen organischen Verbindungen<br />

spielen eine wichtige Rolle in der Erdatmosphäre.<br />

Chemische und dynamische Prozesse lassen<br />

sich oft nur indirekt messen, indem man die Konzentration<br />

und die Verteilung von Spurengasen sowie<br />

deren zeitliche und räumliche Änderungen misst. Oft<br />

ist es unmöglich, chemische Vorgänge wie photochemische<br />

Abbaureaktionen von dynamischen Vorgängen,<br />

der Änderung von Luftmassen durch Änderung<br />

der Windrichtung etwa, zu unterscheiden.<br />

Spurengase enthalten<br />

jedoch stabile Isotope:<br />

unterschiedliche<br />

Atome ein und desselben<br />

chemischen Elements. Isotope besitzen die gleiche<br />

Anzahl an Protonen im Kern, unterscheiden sich<br />

allerdings in der Zahl der vorhandenen Neutronen.<br />

Die Summe der Protonen und Neutronen, die Massenzahl,<br />

unterscheidet<br />

sich bei den verschiedenen<br />

Isotopen<br />

eines Elements. Bei<br />

Kohlenstoff beispielsweise<br />

kennen wir<br />

die natürlichen Isotope<br />

mit der Massenzahl<br />

12 ( 12 C; natürlicher<br />

Prozentanteil<br />

98,89 %), Massenzahl<br />

13 ( 13 C; natürlicher<br />

Prozentanteil<br />

1,11 %) und Massenzahl<br />

14 ( 14 C). In diesem<br />

Fall sind die Isotopen<br />

12 C und 13 C stabil<br />

und nicht radioaktiv,<br />

während 14 C radioaktiv<br />

und instabil ist.<br />

Obschon ausgestattet<br />

mit vergleichbaren<br />

chemischen<br />

Eigenschaften,<br />

unterscheiden sich die<br />

Isotope eines Elements<br />

etwa in der Geschwindigkeit,<br />

mit der sie chemisch<br />

reagieren. Verbindungen,<br />

die nur die leichteren<br />

12 C-Isotope enthalten,<br />

werden eher umgesetzt<br />

als Verbindungen,<br />

in denen ein schweres<br />

13C-Isotop vorkommt.<br />

„Je länger sich die jeweilige<br />

Verbindung in der<br />

Atmosphäre befindet“,<br />

fügt Professor Koppmann<br />

der Erklärung an, „desto<br />

mehr verschiebt sich<br />

das Verhältnis zugunsten<br />

des schweren Isotops.“<br />

Da man weiß, dass sich<br />

Isotopenverhältnisse, je<br />

nach Ursprung, unterscheiden,<br />

lassen sich die<br />

„Fundstücke“ ihren Quellen<br />

zuordnen – unter Berücksichtigung und Hinzuziehung<br />

meteorologischer Daten wie Windgeschwindigkeit<br />

und Windrichtung, erklärt der Wissenschaftler.<br />

Das Verhältnis von schweren zu leichten Isotopen<br />

hängt also von der Quelle der Spurengase ab;<br />

es ändert sich im Verlauf chemischer Reaktionen<br />

Wenn es um die Extraktion organischer Spurengase aus<br />

großen Luftvolumina geht, setzt das <strong>GERSTEL</strong>-TDS-G-Large<br />

international Maßstäbe – ein wertvolles Werkzeug zur<br />

Untersuchung chemischer und physikalischer Prozesse<br />

in der Atmosphäre.<br />

Das Probennahme-Rack für die Verwendung an Bord eines Zeppelins<br />

oder Flugzeugs haben die Wissenschaftler um Professor Ralf Koppmann<br />

in Eigenregie entworfen und gebaut – unter Berücksichtigung<br />

aller für den Flugverkehr geltenden Bestimmungen.<br />

und damit mit der „Aufenthaltszeit“ der Moleküle<br />

in der Atmosphäre, allerdings auch im Verlauf dynamischer<br />

Prozesse, z.B. der Mischung von Luftmassen.<br />

Stabile Isotopenverhältnisse stellen somit eine<br />

Art Fingerabdruck für die Prozesse dar, welche die<br />

Konzentration und die Verteilung eines Spurengases<br />

beeinflussen.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 9


Professor Ralf Koppmann untersucht Luftproben, die vom Zeppelin oder Flugzeug<br />

aus, in einigen hundert Metern Höhe gesammelt wurden. Deren Analyse erfolgt<br />

später im Labor an der Universität Wuppertal mittels TDS-G-Large-GC/IRMS.<br />

Technische Herausforderung<br />

meistern<br />

Um die Isotopenzusammensetzung extrem niedrig<br />

konzentrierter Spurengase messen zu können,<br />

müssen sie aus großvolumigen Luftproben extrahiert<br />

werden. Dazu bedarf es einer ausgefeilten Probenvorbereitung.<br />

Noch zu seiner Zeit am Forschungszentrum<br />

Jülich trat Ralf Koppmann mit der Frage an<br />

<strong>GERSTEL</strong> heran, ob es möglich sei, flüchtige organische<br />

Verbindungen aus einer großen Menge Luft<br />

auf effiziente Weise, sprich: in akzeptabler Zeit,<br />

zu extrahieren und mittels GC/MS zu analysieren.<br />

Grundsätzlich könne er ihm die Online-Version des<br />

Atmosphärenphysik<br />

Die Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik der<br />

Bergischen Universität Wuppertal befasst<br />

sich mit der Dynamik der Atmosphäre auf<br />

verschiedenen Skalen: von der planetaren<br />

Grenzschicht bis zur freien Troposphäre, der<br />

Kopplung zwischen unterer, mittlerer und oberer<br />

Atmosphäre sowie den Auswirkungen von<br />

Umweltveränderungen auf die Atmosphäre.<br />

Im Rahmen ihrer Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

beschäftigt sich die Arbeitsgruppe<br />

mit folgenden Themen:<br />

• Entwicklung und Einsatz massenspektrometrischer<br />

Verfahren zur Untersuchung<br />

von Chemie und Dynamik der<br />

Atmosphäre<br />

• Messung der Verhältnisse stabiler<br />

Isotope in Spurenstoffen<br />

• Flugzeug- und zeppelingestützte<br />

Messungen von Spurengasen zur<br />

Untersuchung dynamischer Prozesse<br />

• Bodengestützte Fernerkundungsverfahren<br />

zur Untersuchung von Langzeittrends<br />

und Dynamik der Mesosphäre<br />

und Thermosphäre<br />

• Klima und Wetter im Sonne-Erde-System<br />

aus Boden- und Satellitenmessungen<br />

<strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionSystems<br />

(TDS-G) empfehlen,<br />

ein Gerät, das wie<br />

gemacht sei für die lösemittelfreie<br />

thermische Extraktion<br />

von VOC aus gasförmigen<br />

Matrices, habe er<br />

damals Ralf Koppmann<br />

sinngemäß gesagt, erinnert<br />

sich Dirk Bremer, Entwicklungsleiter<br />

bei GERS-<br />

TEL. Allerdings habe die<br />

Frage des Professors auf<br />

eine große Flussrate abgezielt:<br />

TDS und TDS-G seien<br />

für einen Volumenstrom<br />

von etwa 100 Millilitern<br />

pro Minute ausgelegt; was<br />

Ralf Koppmann suchte, lag<br />

im Bereich von mehreren<br />

Litern in derselben Zeiteinheit.<br />

Diese Herausforderung spornte die <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Entwicklungsabteilung an, eine passgenaue Lösung<br />

zu erarbeiten. Bernd Rose, Leiter und kreativer Kopf<br />

der mechanischen Entwicklung, orientiert sich bei<br />

der Umsetzung an den Vorgaben des Auftraggebers.<br />

„Die flüchtigen organischen Zielanalyten sollten aus<br />

bis zu 100 Litern Luft extrahiert und auf einem geeigneten<br />

Adsorbens angereichert werden. Gleichzeitig<br />

sollten störendes Wasser und Kohlendioxid eliminiert<br />

und die VOC angereichert werden, gegebenenfalls in<br />

zwei Stufen“, bilanziert Bernd Rose. Das erforderte<br />

die Installation von wenigstens vier Kühl- beziehungsweise<br />

Heizfallen. Hinzu kam, dass die thermische<br />

Extraktion und Desorption so wenig Zeit wie möglich<br />

erfordern und idealerweise die nächste Probe<br />

thermisch extrahiert werden sollte, während die vorangegangene<br />

bereits in den GC injiziert wurde. Eine<br />

Aufgabe der <strong>GERSTEL</strong>-Entwickler war es folglich,<br />

eine Pneumatik zu entwickeln, die schnelle Kühlund<br />

Heizraten zuließ. Das Ergebnis, nach Abschluss<br />

intensiver Entwicklungsarbeit, konnte sich sehen lassen:<br />

ein Online-TDS-G im Übergrößenformat, das es<br />

in sich hatte und seine Aufgabe mit Bravour erfüllte,<br />

wie der Einsatz in der wissenschaftlichen Praxis der<br />

Atmosphärenphysik belegte. Inzwischen sind allein<br />

in Wuppertal und Jülich drei <strong>GERSTEL</strong>-TDS-G-Large<br />

im Einsatz. Damit werden VOC aus großvolumigen<br />

Luftproben aufbereitet, die anschließend mit Gaschromatograph-Isotopenverhältnis-Massenspektrometern<br />

(GC-IRMS) auf ihre Isotopenzusammensetzung<br />

untersucht werden [2]. Zum Einsatz kommen<br />

die Geräte etwa zur Untersuchung des Verbleibs<br />

von Autoabgasen, wie Professor Koppmann berichtet:<br />

Bei einer ihrer Messkampagnen mit einem Zeppelin<br />

konzentrierten sich die Wuppertaler Wissenschaftler<br />

auf das Toluol (C 7 H 8 ), das bei der Verbrennung<br />

von Treibstoff entsteht und mit den Autoabgasen<br />

in die Umwelt gelangt. Um Aufenthaltsdauer<br />

und Wege in der Atmosphäre zu bestimmen, betrachten<br />

die Wissenschaftler das stabile Isotopenverhältnis<br />

der jeweiligen Verbindung, das sie, bleiben wir<br />

beim Toluol, im Fall von Autoabgasen genau kennen,<br />

schildert Ralf Koppmann. Untersucht wurden<br />

pro Kampagne rund 40 Luftproben mit jeweils etwa<br />

25 Litern Luft, die von einem Zeppelin aus zwischen<br />

Erdboden und etwa 600 Meter Höhe in Flugrichtung<br />

an einem Mast an der Gondel gezogen und in speziellen<br />

Kanistern gesammelt wurden [3].<br />

Zahlreiche weitere Messkampagnen schlossen<br />

sich an, darunter eine in Spanien und zwei Missionen<br />

mit dem neuen Forschungsflugzeug HALO (High Altitude<br />

LOng Range Research Aircraft, siehe dazu auch<br />

Seite 11). Weitere Kampagnen seien geplant mit dem<br />

Ziel, den Einfluss anthropogener und biogener VOC<br />

auf die globale Luftqualität und das Klima zu untersuchen.<br />

Schwerpunkt in den kommenden Jahren werden<br />

der asiatische Monsun und die Biomasseverbrennung<br />

in Afrika sein, berichtet Professor Koppmann.<br />

Ein wichtiger Aspekt dabei sei, eine Antwort auf die<br />

Frage zu finden, wie VOC aus der Troposphäre durch<br />

die Grenzschicht in die obere Troposphäre und die<br />

untere Stratosphäre vordringen: „Wir wissen immer<br />

noch nicht alles, aber es zeichnet sich ab“, schildert<br />

der Wissenschaftler, „dass Emissionen in der Troposphäre<br />

in bestimmten Situationen schnell in klimarelevante<br />

Bereiche der Atmosphäre transportiert werden.“<br />

Die Lufthülle der Erde mag zwar einen begrenzten,<br />

überschaubaren Bereich darstellen, die Atmosphärenforschung<br />

aber sei alles andere als das: „Es<br />

gibt für uns noch viel zu erkunden, Neues und Interessantes<br />

zu entdecken“, prognostiziert Ralf Koppmann.<br />

Kontakt<br />

Bergische Universität Wuppertal<br />

Fachbereich Mathematik und<br />

Naturwissenschaften<br />

Fachgruppe Physik / Arbeitsgruppe<br />

Atmosphärenphysik<br />

Gaußstraße 20<br />

D-42119 Wuppertal<br />

Deutschland<br />

Telefon +49-202-439-2605<br />

Telefax +49-202-439-2680<br />

E-Mail: koppmann@uni-wuppertal.de<br />

Web: www.atmos.physik.uni-wuppertal.de<br />

Literatur<br />

[1] J. Williams, R. Koppmann: Volatile Organic<br />

<strong>Co</strong>mpounds in the Atmosphere: An Overview.<br />

in Volatile Organic <strong>Co</strong>mpounds in the Atmosphere,<br />

R. Koppmann (ed.), pp. 1-32, Blackwell<br />

Publishing Ltd., Oxford, 2007<br />

[2] R. Iannone, R. Koppmann, J. Rudolph: A Technique<br />

for Atmospheric Measurements of Stable<br />

Carbon Isotope Ratios of Isoprene, Methacrolein,<br />

and Methyl Vinyl Ketone, J. Atmos.<br />

Chem., 58:181-202, doi:10.1007/s10874-<br />

007-9087-5, 2007<br />

[3] J. Wintel, E. Hösen, R. Koppmann, M. Krebsbach:<br />

Stable carbon isotope ratios of toluene<br />

in the boundary layer and the lower free<br />

troposphere, Atmos. Chem. Phys. 13:11059-<br />

11071, 2013<br />

10 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Atmosphärenchemie<br />

In-situ-Analytik<br />

zwischen Himmel und Erde<br />

Im Rahmen des von der EU geförderten PEGASOS-Projekts untersuchten Wissenschaftler des Forschungszentrums<br />

Jülich den oxidativen Abbau flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) in der Atmosphäre. Ein Zeppelin beförderte ihr<br />

Labor in luftiger Höhe über Europa. Zentrales Instrument an Bord: ein speziell für die Erfordernisse der Onlinemessung<br />

auf Flugzeugen konzipiertes HALO-GC/MS-System.<br />

Text: Guido Deußing; Abbildungen/Fotos: Forschungszentrum Jülich<br />

In Europa stimmt die Chemie, zumindest in puncto<br />

Atmosphärenforschung. Einen Beleg für diese<br />

These liefert das im vergangenen Jahr gestartete und<br />

kürzlich zum Abschluss gebrachte EU-Projekt PEGA-<br />

SOS, an dem sich 26 Partner aus 14 europäischen<br />

Mitgliedsstaaten beteiligten. Das Akronym PEGA-<br />

SOS erinnert an das in der griechischen Mythologie<br />

beheimatete geflügelte Pferd, leitet sich aber von<br />

der Bezeichnung „Pan-European Gas-AeroSOls-climate<br />

interaction Study“ [1,2] ab. Der Fokus des<br />

unter Beteiligung von Wissenschaftlern unter anderem<br />

aus Deutschland, Griechenland, Finnland, Estland,<br />

der Schweiz und den USA durchgeführten Projektes<br />

lag folglich auf den in der Atmosphäre vorliegenden<br />

Spurengasen und Aerosolen sowie deren Einfluss<br />

auf das Klima.<br />

Fliegende Pferde spielen, wie das Akronym<br />

PEGASOS vermuten lässt, für die Studie jedoch<br />

keine Rolle, wohl aber ein Luftschiff, ein Zeppelin<br />

NT (Neuer Technologie), wie er schon seit einigen<br />

Jahren zu Forschungszwecken eingesetzt wird.<br />

Aus gutem Grund: Luftschiffe erreichen eine Flughöhe<br />

von 1000 Metern, lassen sich aber selbst noch<br />

in 100 Meter Höhe fliegen, einer Flughöhe, die für<br />

Atmosphärenforscher besonders interessant ist. Mit<br />

einem Zeppelin NT kann 1 Tonne<br />

technischen Geräts transportiert<br />

werden, um komplexe Messungen<br />

in der bodennahen Troposphäre in<br />

situ durchzuführen.<br />

Ein weiterer Vorteil liegt in<br />

der Geschwindigkeit, die sich bei<br />

Luftschiffen so gering halten lässt,<br />

dass hinreichend lange aus gleicher<br />

Umgebung online Luftproben<br />

genommen werden können. „Das ist<br />

mit einem Flugzeug nicht möglich, da<br />

es aufgrund seiner sehr viel größeren<br />

Geschwindigkeit in kürzerer Zeit eine<br />

längere Strecke zurücklegt“, erklärt<br />

Julia Jäger vom Forschungszentrum<br />

Jülich. Jäger, Teil des Wissenschaftlerteams,<br />

das die PEGASOS-Zeppelinmissionen<br />

begleitet hat, führte<br />

im Auftrag des Forschungszentrums Jülich mehrere<br />

Messkampagnen an Bord des Zeppelins durch, um<br />

insbesondere Aufschluss über den Abbau luftgetragener<br />

Spurenstoffe und deren Verbleib in der Atmosphäre<br />

zu erlangen.<br />

Klimaforschung braucht Fakten<br />

und Modelle<br />

Im Blickpunkt von Julia Jäger lagen flüchtige organische<br />

Kohlenwasserstoffverbindungen (VOC), wie sie<br />

aus natürlichen (biogenen) Quellen emittiert, aber<br />

auch und vor allem durch menschliche Aktivitäten<br />

(anthropogen) erzeugt und in die Umwelt abgegeben<br />

werden. Zu den biogenen VOC zählen als mengenmäßig<br />

wichtigste Vertreter Isopren und Monoterpene,<br />

die von Pflanzen emittiert werden. Zu den anthropogenen<br />

VOC, die sich in der Atmosphäre wiederfinden<br />

lassen, gehören als größte Gruppe die gesättigten<br />

Kohlenwasserstoffverbindungen (Alkane) wie Ethan,<br />

Propan usw. sowie Alkene und Aromaten; wichtige<br />

Quellen dieser Emissionen sind Verbrennungs- und<br />

industrielle Produktionsprozesse. Mit dem Wind werden<br />

die VOC abtransportiert und in der Atmosphäre<br />

weit verbreitet. Allerdings verbleiben VOC nicht in der<br />

Forschungszeppelin mit Topplattform zur Messung von OH-Radikalen und<br />

Instrumentengondel.<br />

Atmosphäre. Sie hat Wege gefunden, sich des Ballasts<br />

zu entledigen: Größere Staubpartikel etwa sinken<br />

unter Einfluss der Schwerkraft gen Erdboden,<br />

wo sie sich absetzen. Niederschläge tragen gelöste<br />

oder an Partikeln haftende Substanzen aus der Atmosphäre<br />

heraus.<br />

Damit sich VOC effizient aus der Atmosphäre entfernen<br />

lassen, müssen sie durch Oxidation in polare<br />

Verbindungen umgewandelt werden. Das wichtigste<br />

Oxidationsmittel der Atmosphäre ist das Hydroxylradikal<br />

(OH-Radikal), das auch als das „Waschmittel<br />

der Atmosphäre“ bezeichnet wird. Leider entstehen<br />

bei dem oxidativen Abbau von VOC andere Verbindungen,<br />

etwa Ozon, das zwar in der Stratosphäre<br />

wertvolle Dienste leistet, in der Troposphäre jedoch<br />

als Schadstoff einzustufen ist.<br />

Aufgabe der Doktorandin Julia Jäger war es, sich<br />

mithilfe eines im Zeppelin untergebrachten speziellen<br />

GC/MS-Systems in einer Höhe von 100 bis 1000<br />

Metern auf die Spur der emittierten VOC zu begeben<br />

und Aufschluss über die Effizienz des atmosphärischen<br />

Reinigungsprozesses zu gewinnen. Ferner ging<br />

es darum, Messdaten zu sammeln, die helfen können,<br />

die Schadstoffbelastung der Luft zu beziffern, Ursachen<br />

und Quellen zu identifizieren sowie aktuelle<br />

Transport-Modelle auf Tauglichkeit<br />

hin zu überprüfen und für künftige<br />

Prognosen zu präzisieren.<br />

Effiziente Onlinemessungen<br />

von VOC<br />

in der Troposphäre<br />

Die Bestimmung flüchtiger organischer<br />

Verbindungen in gasförmigen<br />

Proben ist grundsätzlich kein<br />

Hexenwerk. Hierfür bedarf es,<br />

salopp gesagt, nur eines handelsüblichen<br />

Gaschromatographen,<br />

eines den Anforderungen entsprechenden<br />

leistungsfähigen Detektors<br />

sowie hinreichend Platz, um<br />

die Gerätschaft einschließlich Kühlung<br />

und Gasversorgung aufzustel-<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 11


Ein Zeppelin NT kann rund eine Tonne technischen Geräts transportieren und erlaubt<br />

umfangreiche Onlinemessungen in für Atmosphärenforscher interessanten Lufthöhen.<br />

len. In einem Labor ist all dies in der Regel ohne Probleme<br />

möglich. An Bord eines mit technischem Equipment<br />

ausgestatteten Flugzeugs oder Zeppelins jedoch<br />

herrscht stets ein gewisser Platzmangel. An das Aufstellen<br />

eines herkömmlichen GC/MS-Systems ist hier<br />

gar nicht zu denken. Um von einem Luftschiff oder<br />

Flugzeug aus online die Außenluft zu untersuchen,<br />

braucht man eine spezielle Anfertigung, die kleiner<br />

in den Ausmaßen und gleichzeitig kompakter und<br />

leichter ist, ohne jedoch Wünsche in puncto Leistungsfähigkeit<br />

offen zu lassen. Im Gegenteil, bringt<br />

es Dirk Bremer, Leiter der Entwicklung bei GERS-<br />

TEL, auf den Punkt. Zudem sind die Anforderungen<br />

bezüglich der Flugsicherheit zu erfüllen, so sei etwa<br />

B<br />

A<br />

D<br />

E<br />

der Nachweis zu erbringen, dass sich auch bei einem<br />

Notfall keine Teile vom Instrument lösen.<br />

Als Kooperationspartner des Forschungszentrums<br />

Jülich hatte Dr. Robert Wegener im Jahr 2005<br />

<strong>GERSTEL</strong> den Auftrag erteilt, ein GC/MS-System zu<br />

entwickeln und zu bauen, das sich im Forschungsflugzeug<br />

HALO (High Altitude LOng Range) des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt montieren<br />

und während des Flugs betreiben lässt. Das Pflichtenheft<br />

setzte den Entwicklern, allen voran Bernd Rose,<br />

dem Leiter der mechanischen Entwicklung und des<br />

Prototypings bei <strong>GERSTEL</strong>, enge Grenzen:<br />

Für den Einbau des Systems an Bord galten die Maße<br />

der üblicherweise verwendeten Instrumentenracks<br />

C<br />

Blick in den GC/MS-<br />

Einschub. Geordnetes<br />

Durcheinander mit<br />

GC-Modulen (A), Massenspektrometer<br />

(B),<br />

Adsorptionsfallen (C),<br />

Kühlschläuchen (D) und<br />

Vorpumpe (E).<br />

(ca. 1,2 m x 0,6 m x 0,8 m). Gleichzeitig durfte das<br />

komplette System ohne Instrumentenrack nicht mehr<br />

wiegen als 116 kg. Zum Vergleich: Ein konventionelles<br />

GC/MS-System wiegt wenigstens rund 130 kg –<br />

ohne Kühlfallen, Steuerung, Autosampler, Gasversorgung,<br />

Instrumentenrack und Befestigungsmaterial.<br />

Gemäß der Leistungsbeschreibung des Forschungszentrums<br />

Jülich sollten in größerer Höhe alternierend<br />

Luftproben für die Dauer von drei Minuten<br />

Länge genommen und die Analyten im Gegenstrom<br />

desorbiert werden; während eine Probe schließlich<br />

analysiert werden würde, sollte bereits die nächste<br />

Probe in der Mache sein. Wasser musste aus der Matrix<br />

entfernt werden, um die Säule nicht zu überfrachten,<br />

was einen weiteren Anreicherungs- sowie einen<br />

Thermodesorptionsschritt umfasst. Um schließlich<br />

noch eine große Bandbreite an unterschiedlich polaren<br />

Verbindungen bestimmen und gleichzeitig kurze<br />

Zykluszeiten zu gewährleisten, sollten unterschiedliche<br />

Trennsäulen möglichst rasch auf Temperatur<br />

gebracht und wieder abgekühlt werden; eine Aufgabe,<br />

die <strong>GERSTEL</strong> unter Einsatz zweier gesonderter<br />

„Low-Thermal-Mass“-Module erreichte. Letztlich<br />

ging es dann noch darum, die Analyten eindeutig zu<br />

identifizieren, weshalb es zum Einsatz eines massen-<br />

Flugzeug-Version<br />

Zeppelin-Version<br />

Elektronik<br />

GC/MS<br />

Kühleinheit<br />

Das GC/MS-Rack, bestehend aus Elektronikeinheit (rot), GC/MS (grün) und Kühleinheit<br />

(blau). Rechner und Gasflaschen wurden auf dem Rack angebracht. Aus<br />

Sicherheitsgründen sind die Seiten mit Aluminiumplatten abgedeckt.<br />

12 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


selektiven Detektors<br />

kam, der ebenfalls<br />

im Instrumentenrack<br />

www.gerstel.de<br />

integriert wurde.<br />

Eine besondere Herausforderung stellte das<br />

Kühlsystem dar, berichtet Entwicklungsleiter Dirk<br />

Bremer. Flüssiger Stickstoff, wie er herkömmlicherweise<br />

in der GC/MS-Analytik verwendet wird, um<br />

flüchtige organische Verbindungen in einer Probenfalle<br />

auszufrieren, birgt in einem Flugzeug ein<br />

Gefährdungspotenzial, da er bei einem Druckverlust<br />

plötzlich verdampfen kann. Bernd Rose kam daraufhin<br />

auf die Idee, eine Verdampferkühlung zu installieren,<br />

wie sie in Kühlschränken verwendet wird.<br />

„Damit konnten wir wie gefordert die Analyten bei<br />

-20 °C in der Kühlfalle ausfrieren und anreichern“,<br />

erinnert sich der Entwickler.<br />

Erfolgreicher Höhenflug des<br />

HALO-GC/MS im Zeppelin<br />

Bisher kam nicht das HALO-Flugzeug zum Einsatz,<br />

sondern ein Zeppelin NT. Das GC/MS-System wurde<br />

für diesen Einsatz im Forschungszentrum Jülich<br />

modifiziert und an die analytischen Erfordernisse<br />

angepasst. Um so viel Gewicht wie möglich zu sparen,<br />

wurden Halterungen und Verkleidungen herkömmlicher<br />

GC/MS-Systeme durch leichtere Aluminiumträger<br />

ersetzt.<br />

Die Probennahme erfolgte durch eine Teflonleitung,<br />

die am Bug der Zeppelingondel angebracht war.<br />

Zunächst erfolgte eine Anreicherung der Analyten auf<br />

einem geeigneten Adsorbens in einem Glasliner, von<br />

dem die Analyten anschließend temperaturprogrammiert<br />

im Gegenstrom auf die GC-Säule (DB624, 20<br />

Die gesamten Toluoldaten für die Kampagne 2012 mit den Haupteinsatzgebieten in den Niederlanden<br />

und Italien. Bei den Überflügen sind Regionen mit sehr reiner Luft wie die Ostalpen (blau) und<br />

die Adriaküste, aber auch Regionen mit höherer Schadstoffbelastung (rot) wie die Regionen um Frankfurt<br />

am Main, Rotterdam und Bologna gut zu erkennen.<br />

m x 0,18 mm x 1,9 µm, Agilent) gespült und dort<br />

aufgetrennt wurden. Die Detektion der Analyten im<br />

MSD erfolgte nach Elektronenstoßionisierung (EI)<br />

im Modus Selected-Ion-Monitoring (SIM), um die<br />

Detektionsgrenze zu senken. Durch die schnellen<br />

Heizraten von Säulen und Adsorptionsfallen konnten<br />

die meisten atmosphärisch relevanten Substanzen in<br />

drei Minuten getrennt werden. In weiteren drei Minuten<br />

wurde das GC-Modul wieder auf die Starttemperatur<br />

gekühlt. Durch eine zweite Anreicherungseinheit,<br />

die zeitlich versetzt arbeitet, gelingt es, alle drei<br />

Minuten eine Probe zu sammeln und zu analysieren.<br />

Messdaten aus ganz Europa<br />

Trotz teilweise widriger Bedingungen wie sehr sommerlichen<br />

Temperaturen in Italien in einer nicht klimatisierten<br />

Zeppelingondel bewies das GC/MS-System<br />

im Zuge der drei PEGASOS-Messkampagnen<br />

seine volle Funktionstüchtigkeit. Alle angestrebten<br />

analytischen Ziele wurden erreicht, wie Julia Jäger<br />

feststellte, die derzeit mit der Auswertung und Analyse<br />

der aufgezeichneten Messdaten beschäftigt ist.<br />

Die Messkampagnen führten die Wissenschaftlerin<br />

von Friedrichshafen in Deutschland zur Po-Ebene<br />

in Italien, nach Rotterdam in den Niederlanden und<br />

kürzlich erst bis nach Finnland. Allein während der<br />

Messkampagne im Jahr 2012 wurden mehr als 3000<br />

GC/MS-Messungen durchgeführt, die gleiche Menge<br />

an Daten wurde während der Messkampagne 2013<br />

gesammelt. „Die Luft über Europa ist abgesehen<br />

von wenigen Gebieten recht sauber“, berichten die<br />

Jülicher Forscher. Und weiter: „Die Verteilung der<br />

gemessenen VOCs wird aber nicht nur von ihren<br />

Quellen, sondern auch von der Wettersituation, die<br />

für eine Durchmischung der Luftschichten sorgt,<br />

und der Verteilung anderer Verbindungen, etwa den<br />

OH-Radikalen, bestimmt, mit denen VOC reagieren.<br />

Entsprechend kompliziert ist die Interpretation der<br />

Daten. Dabei ist wichtig, dass viele weitere Spurengase<br />

und Radikale wie das OH-Radikal vom Zeppelin<br />

aus gemessen wurden. Darüber hinaus lieferten<br />

Messdaten der Bodenstationen in Finnland, Italien<br />

und den Niederlanden Informationen über Prozesse<br />

in Bodennähe. Erst die Kombination der Daten und<br />

der Vergleich mit Modellen ergibt ein umfassendes<br />

Bild und ermöglicht die vollständige Interpretation<br />

dieses einzigartigen Datensatzes.“<br />

Quellen- und Querverweise<br />

Ionenchromatogramm einer Probe, genommen während eines Messflugs in Italien über den rund<br />

1500 km langen Gebirgszug des Apennin. Die Luftmasse enthielt Substanzen, die direkt in die<br />

Atmosphäre emittiert werden, etwa Benzol, Toluol und Isopren, aber auch Abbauprodukte wie<br />

Methacrolein und Methylvinylketon.<br />

[1] pegasos.iceht.forth.gr/<br />

[2] eu-pegasos.blogspot.de/<br />

Die Entwicklung des GC/MS-Systems wurde gefördert<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

im Schwerpunktprogramm HALO (WE-4384/2-<br />

2). Das PEGASOS-Projekt wird von der Europäischen<br />

Kommission gemäß des 7. Rahmenprogramms<br />

gefördert (FP7-ENV-2010-265148).<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 13


Pharmaanalytik<br />

Miefige Tabletten –<br />

nein danke!<br />

Medikamente, die unangenehm riechen, mögen uneingeschränkt wirksam und verträglich sein, verunsichern aber<br />

den Patienten, der einen schlechten Geruch mit minderwertiger Qualität gleichsetzt. Das Präparat landet vermutlich<br />

im Müll, und dem Hersteller haftet im Zweifel ein schlechtes Image an. Dieses Szenario ist für beide Seiten, Hersteller<br />

wie Verbraucher, alles andere als wünschenswert. Um Fehlgerüchen in Pharmazeutika und Pharmaverpackungen<br />

nachzuspüren, haben US-amerikanische Wissenschaftler ein hochsensitives GC-MS/MS-Verfahren mit vorangehender<br />

Stir Bar Sorptive Extraction (SBSE) entwickelt und validiert.<br />

In puncto Qualitätskontrolle ist Mutter Naturs evolutionäres<br />

Konzept kaum zu toppen. Alles, was<br />

wir oral zu uns nehmen, tangiert unweigerlich,<br />

anatomisch gar nicht anders möglich, unsere<br />

Nase und wird, im Zuge der Einführung<br />

in den Mund beziehungsweise im Mund<br />

selbst über den Gaumen, einer sensorischen<br />

Sondierung unterzogen. Die<br />

Konsequenzen dieser Geruchsvermessung<br />

sind unmittelbar spürbar: Von<br />

allem, was gut riecht, bekommen wir<br />

die Nase nicht voll genug; ein fieser<br />

Geruch hingegen löst einen neuronalen<br />

Alarm aus: Wir rümpfen<br />

die Nase, ekeln uns, lehnen das<br />

Gereichte ab.<br />

Blickt man auf das große<br />

Ganze, stellt sich heraus: Die<br />

olfaktorische Nasenbewertung<br />

spielt für<br />

uns eine wichtige<br />

Rolle. Wie Evolutionsbiologen<br />

herausfanden,<br />

führte<br />

vor allem die<br />

Erweiterung des<br />

Riechzentrums zu<br />

einem Ausbau des<br />

gesamten Säugetiergehirns<br />

[1].<br />

Der Nasenfaktor<br />

ist<br />

entscheidend<br />

Es scheint offenkundig<br />

zu sein: Der Weg zum<br />

Verbraucher führt über dessen<br />

Nase. Produkte, die der oralen<br />

Applikation dienen, sollten duften<br />

beziehungsweise neutral riechen.<br />

Das gilt für Nahrungs- und Genussmit-<br />

tel ebenso wie für Medikamente.<br />

Weil aber bereits<br />

winzige Mengen olfaktorisch<br />

relevanter<br />

Verunreinigungen<br />

unseren feinen<br />

Geruchssinn<br />

in Alarmbereitschaft<br />

versetzen<br />

können, bedarf<br />

es einer sehr<br />

sensitiven Analytik<br />

wie der Gaschromatogra-<br />

phie in Verbindung mit der Tandem-Massenspektroskopie<br />

(GC-MS/MS), um eventuelle Fehlgerüche<br />

(off odors) auch in den niedrigsten wahrnehmbaren<br />

Konzentrationen (Stichwort: Geruchsschwellenwert)<br />

sicher zu identifizieren – idealerweise bevor<br />

eine Partie des kontaminierten Produkts in den Handel<br />

gelangt, damit es nicht, wie die Praxis zeigt, zu<br />

einer kostspieligen, imageschädigenden Rückrufaktion<br />

kommt.<br />

Vor zwei Jahren sah sich ein in den USA ansässiges,<br />

international tätiges Pharmaunternehmen<br />

gezwungen, Zehntausende von Fläschchen unterschiedlicher<br />

Medikamente vom Markt zu nehmen,<br />

weil sich Verbraucher über einen den Präparaten<br />

anhaftenden modrigen Geruch beschwert hatten<br />

[2], der Weinkennern ein alter Bekannter<br />

ist und der als Korkschmecker<br />

oder<br />

Korker bezeichnet<br />

wird. Ursächlich für<br />

diesen Fehlgeruch<br />

sind sogenannte Haloanisole<br />

beziehungsweise<br />

Halophenole. Zu<br />

der Verbindungsklasse<br />

zählen: 2,4,6-Trichloranisol<br />

(TCA), 2,4,6-Tribromanisol<br />

(TBA) und<br />

2,3,4,6-Tetrachloranisol<br />

(TeCA) beziehungsweise<br />

2,4,6-Trichlorphenol<br />

(TCP),<br />

2,4,6-Tribromphenol<br />

(TBP) und Pentachlorphenol<br />

(PCP).<br />

Der Geruchsschwellenwert,<br />

also die<br />

geringste Konzentration<br />

eines gasförmigen, sensorisch<br />

aktiven Stoffes, die<br />

der Mensch gerade noch<br />

wahrnehmen kann, liegt<br />

Text: Guido Deußing; Abbildungen/Fotos: istockphoto, Gyorgy Vas<br />

14 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


etwa – bleiben wir einmal beim Wein – für TCA bei 1,4-4 ng/L,<br />

für TBA bei 3-8 ng/L und für TeCA bei 4-24 ng/L [3], für TCP und<br />

PCA bei rund 4000 ng/L [3,4].<br />

Korkschmecker und seine Ursachen<br />

Kleine fachliche Exkursion gefällig? Ihren Eintrag in den Wein finden<br />

Haloanisole und Halophenole klassischerweise über den Korken,<br />

hergestellt aus der Rinde der Korkeiche. Wie bekannt ist, entstehen<br />

die Korkschmecker durch eine mikrobiell induzierte Methylierung<br />

von Trichlorphenol (TCP), das als Bestandteil von Pflanzenschutzmitteln<br />

der Korkeichenrinde anhaftet. Seitdem man aber festgestellt<br />

hat, dass auch der Inhalt von Weinflaschen, die mit einem Kunststoffkorken<br />

verschlossen sind, vom Korkschmecker befallen sein<br />

kann, weiß man, dass für den modrigen Fehlgeruch auch andere<br />

Ursachen und Quellen in Frage kommen.<br />

Bis Ende der 1980er-Jahre wurde das Fungizid Pentachlorphenol<br />

(PCP) eingesetzt, etwa um Holzpaletten vor einer mikrobiellen<br />

Zersetzung zu schützen. Als Verunreinigung enthielt PCP unter anderem<br />

2,3,4,6-Tetrachlorphenol (TCP), eine Verbindung, die von Mikroorganismen<br />

zu 2,3,4,6-Tetrachloranisol (2,3,4,6-TeCA) umgebaut<br />

wird und die, wie oben beschrieben, im Wein Korkgeschmack<br />

verursachen kann. PCP erwies sich im Tierversuch allerdings als kanzerogen;<br />

sein Einsatz ist hierzulande seit 1989 verboten. Substituiert<br />

wurde PCP durch das 2,4,6-Tribromphenol (TBP), eine Verbindung,<br />

die fungizid und flammenhemmend wirkt, daher auch gern Kartonagen,<br />

Kunststoffen und Anstrichfarben als Additiv zugesetzt wird.<br />

Wie man nun weiß, verstoffwechseln Mikroorganismen TBP zu<br />

2,4,6-Tribromanisol, einer Verbindung, die sensorisch ebenso mit<br />

Attributen wie muffig, erdig, chemisch, nach Lösemitteln riechend<br />

beschrieben wird. [3] Mit anderen Worten handelt es sich auch beim<br />

TBP um einen Korkschmecker erster Güte. Eben diese Verbindung<br />

brachte die in den USA zurückgerufenen Medikamente olfaktorisch<br />

in Misskredit. Die Kontamination der Arzneimittel mit 2,4,6-TBA,<br />

wurde damals spekuliert, entstammte vermutlich einem Holzimprägnierungsmittel,<br />

das bei der Herstellung von Transportpaletten verwendet<br />

wurde. Der Fehlgeruch gelangte im Zuge von Lagerung und<br />

Transport über die Verpackung ins Medikament.<br />

Wer sich der Ursachen zweifelsfrei gewahr ist, kann für Abhilfe<br />

sorgen. Das dachten sich wohl die mit der Aufklärung der Geruchsbelastung<br />

von Medikamenten befassten US-amerikanischen Wissenschaftler<br />

und machten sich daran, eine entsprechend hochsensitive<br />

GC-MS/MS-Methode zum quantitativen Nachweis von 2,4,6-TCA,<br />

2,4,6-TBA, 2,4,6-TBP und 2,4,6-TCP in Tabletten sowie 2,4,6-TBA<br />

in Verpackungsmaterialien zu entwickeln und zu validieren [4].<br />

Elektronenstoß-(Electron Impact, EI)-Spektrum einer 5-ng-Direktinjektion von<br />

2,4,6-Trichloranisol. Das molekulare Ionencluster erscheint bei m/z=210 (M), 212<br />

(M+2) und 214 (M+4). Das Hauptcluster bei m/z=195 (M) ist das Methylverlust-<br />

Peakcluster. Aufgrund verschiedener Siloxan-Interferenzen ist die Isotopenverteilung<br />

für die drei im Molekül enthaltenen Chloratome nicht zu erkennen.<br />

Elektronenstoß-NIST-Bibliotheksspektrum von 2,4,6-Trichloranisol (# 333450). Das<br />

molekulare Ionencluster erscheint bei m/z=210 (M), 212 (M+2) und 214 (M+4)<br />

und zeigt die zu erwartende Isotopenverteilung eines organischen Moleküls mit<br />

drei Chloratomen an.<br />

Auf der Suche nach der geeigneten<br />

Extraktionstechnik<br />

Bei der Methodenentwicklung im Blick hatten Gyorgy Vas und<br />

Kollegen von Johnson and Johnson sowie von McNeil <strong>Co</strong>nsumer<br />

Healthcare insbesondere ein leistungsstarkes Extraktionsverfahren;<br />

schließlich ging es darum, unterschiedlich volatile Spurenverbindungen<br />

hinreichend sensitiv zu quantifizieren. Im Zuge ihrer Literaturrecherche<br />

stellten die Wissenschaftler fest, dass zur Anreicherung<br />

der relativ flüchtigen Haloanisole häufig Headspace-basierte<br />

(HS) Methoden in Verbindung mit der Festphasenmikroextraktion<br />

(SPME) zur Anwendung kommen. „Die HS-SPME besitzt gegenüber<br />

etwa Flüssigextraktionsmethoden den Vorteil“, schreiben die Wissenschaftler<br />

im Journal of Chromatography A [4], „dass sie leicht<br />

zu automatisieren, einfach durchzuführen und auf eine große Bandbreite<br />

flüchtiger Verbindungen anzuwenden sind“. Zu beklagen sei<br />

jedoch die oftmals geringe Extraktionseffizienz aus festen und flüssigen<br />

Proben. Um auch geringer flüchtige Komponenten analysieren<br />

zu können, präferierten die Forscher die Stir Bar Sorptive Extraction<br />

(SBSE) mit dem <strong>GERSTEL</strong>-PDMS-Twister, der über eine signifi-<br />

„<strong>Co</strong>llision inducted dissociation“-(CID)-Spektrum von 2,4,6-Trichloranisol<br />

mit Vorläuferion m/z=210 (M).<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 15


Agilent 7000B Triple-<br />

Quadrupol-GC-MS-<br />

System mit 7890A<br />

Gaschromatograph.<br />

Die Einheit beinhaltet<br />

einen <strong>GERSTEL</strong>-<br />

MPS-Autosampler<br />

(Dual-Rail-System),<br />

Schüttelinkubator,<br />

MultiFiberExchange<br />

(MFX), ThermalDesorptionUnit<br />

(TDU)<br />

mit Twister-Option,<br />

SPME-Faser-Ausheizstation<br />

und Dynamische<br />

Headspace-<br />

Option (DHS).<br />

Das zu untersuchende Verpackungsmaterial wurde<br />

in Form quadratzentimetergroßer Stücke zerteilt und<br />

im Vial mit 100 pg/g 2,4,6-TBA versetzt. Die Probengefäße<br />

wurden verschlossen und blieben für die<br />

Dauer von 48 Stunden ungeöffnet, um „dem TBA<br />

hinreichend Zeit zu geben, die Matrix zu durchsetzen<br />

und von ihr absorbiert zu werden“, schreiben<br />

Vas und Kollegen. Etwa eine Stunde vor dem<br />

Ultraschallbad wurde der interne Standard zugesetzt.<br />

Nach Ablauf dieser Zeit wurde die Probe in<br />

ein 125-mL-Vial überführt, mit 100 mL einer Wasser-Aceton-Mischung<br />

versetzt, 30 min im Ultraschallbad<br />

extrahiert und anschließend für die Dauer von<br />

90 min mit dem <strong>GERSTEL</strong>-Twister bei 1000 Umdrehungen<br />

pro Minute durchmischt. Die PDMS-Twister<br />

wurden daraufhin entnommen, trocken getupft<br />

und für die anschließende automatisierte GC-MS/MS-<br />

Bestimmung in Glasröhrchen überführt und auf dem<br />

MPS platziert.<br />

kant größere Menge an Sorptionsphase verfügt: „Die<br />

SBSE erweist sich als sehr effektiv beim Nachweis<br />

von Spurenkomponenten, da die Extraktionsphase<br />

(des Twisters) gegenüber der SPME relativ groß ist“,<br />

begründen Vas und Kollegen ihre Entscheidung. Darüber<br />

hinaus hatte sich die SBSE bei der Bestimmung<br />

von Korkschmeckern in Wein bereits bewährt [3].<br />

Extraktionseffizienz im Blick<br />

Wie gut sich Analyten mit der SBSE mittels PDMS-<br />

Twister extrahieren lassen, lässt sich anhand des<br />

Octanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten (K ow ) bestimmen.<br />

Hierbei handelt es sich um einen dimensionslosen<br />

Wert, der das Verhältnis der Konzentration<br />

einer Chemikalie in einem Zweiphasensystem,<br />

bestehend aus 1-Octanol und Wasser, angibt.<br />

Der K ow dient dazu, die hydrophoben beziehungsweise<br />

hydrophilen Eigenschaften einer Chemikalie<br />

zu beschreiben [5]. Der Logarithmus des K ow einer<br />

Substanz lässt Schätzungen über ihr Verteilungsverhalten<br />

in einem PDMS-Wasser-System zu. Ein<br />

großer Log K ow -Wert steht für hohe Hydrophobizität,<br />

die betreffende Substanz sorbiert sehr gut<br />

im PDMS und lässt sich mit entsprechend hoher<br />

Wiederfindung mit dem <strong>GERSTEL</strong>-PDMS-Twister<br />

extrahieren.<br />

Der Weg der<br />

Methodenentwicklung<br />

Vas und Kollegen entwickelten ihre Methode unter<br />

Einsatz von Standardlösungen (Konzentration der<br />

Haloanisole: 20, 40 und 200 pg/µL, der Halophenole:<br />

500, 1000 und 2000 pg/µL; 100 pg/µL d5-TBA)<br />

an rezeptfrei erhältlichen Tabletten unterschiedlicher<br />

Gewichte sowie diversen Verpackungsmaterialien,<br />

namentlich Karton, Polyethylen, Polycarbonat<br />

und Palettenholz. Die Quantifizierung der Zielkomponenten<br />

wurde unter Einsatz von deuteriertem<br />

2,4,6-d5-Tribromanisol vorgenommen. Die Komponenten<br />

wurden mittels Tandem-MS-Detektion identifiziert<br />

und quantifiziert (Multiple Reaction Monitoring,<br />

MRM). Folgende Massenübergänge wurden für<br />

die verschiedenen Analyten beobachtet:<br />

TBA 346 -> 331 (Quantifier) und 346-> 303 (Qualifier); 
<br />

TCA 212->197 (Quantifier) und 212-169 (Qualifier); 
<br />

TCP 196 -> 132 (Quantifier) und 196 -> 160 (Qualifier);
<br />

TBP 330 -> 222 (Quantifier) und 330 -> 250 (Qualifier);
<br />

2H 5 -TBA 349 -> 331 (Quantifier).<br />

Die Validierung von Methode und Verfahren<br />

führten US-Wissenschaftler gemäß der „ICH Q2<br />

(R1)“-Richtlinie (International <strong>Co</strong>nference on Harmonisation<br />

of Technical Requirements for Registration<br />

of Pharmaceuticals for Human Use) und den<br />

Vorgaben der Food and Drug Administration (FDA)<br />

durch. „Da diese Richtlinie nicht vollständig die<br />

analytische Validierung von Methoden zur Bestimmung<br />

von Spurenmengen umfasst und weil TCP<br />

ein Herbizid ist, folgten wir bezüglich der Durchführung<br />

der Analysemethode und Auswertung der<br />

Messergebnisse der Richtlinie 96/23/EG (Entscheidung<br />

2002/657/EG der Kommission vom 14. August<br />

2002)“, schreiben die Wissenschaftler.<br />

Bei dem verwendeten GC-MS/MS-System handelte<br />

es sich um ein Agilent 7000B Triple-Quadrupol-GC/MS-System<br />

(mit GC 7890), beim GC-Einlass<br />

um ein <strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabeSystem (KAS) zur Cryofokussierung<br />

und temperaturprogrammierten Aufgabe<br />

der Analyten auf die Säule (DB-5 MS, UI, 20<br />

m, 0,18 mm, 0,36 μm); dem KAS saß eine <strong>GERSTEL</strong>-<br />

ThermalDesorptionUnit (TDU) auf, die der Desorption<br />

des <strong>GERSTEL</strong>-Twisters (10 mm lang, PDMS: 1,0<br />

mm Schichtdicke) dient. Die Probenaufgabe erfolgte<br />

automatisiert mit einem <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS).<br />

Jeweils vier Tabletten wurden in einem Probengefäß<br />

in einer wässrigen, ameisensauren (0,1 %)<br />

Lösung mit 5 µL Standardlösung und dem deuterierten<br />

internen Standard versetzt und für 30 min ins<br />

Ultraschallbad gestellt, anschließend erfolgte für die<br />

Dauer von 90 min bei 1000 Umdrehungen pro Minute<br />

die SBSE der Zielanalyten. Der PDMS-Twister wurde<br />

jeder Probe entnommen, trocken getupft und zur<br />

Thermodesorptionsanalyse in Glasröhrchen überführt,<br />

die auf dem MPS-Autosampler platziert wurden.<br />

Die GC-MS/MS-Analyse schloss sich an.<br />

Was zu sagen übrigbleibt<br />

Vas und seinen US-amerikanischen Kollegen ist es<br />

gelungen, ein „GC-MS/MS-basiertes Verfahren mit vorausgehender<br />

SBSE (PDMS-Twister-Extraktion) für die<br />

Quantifizierung von TCA, TCP, TBA und TBP in Feststoffarzneimitteln<br />

zu entwickeln und zu validieren“ [4].<br />

Das SBSE-GC-MS/MS-Verfahren wurde als Standardadditionsmethode<br />

für die Untersuchung von Arzneimitteln,<br />

die mit den beschriebenen Zielanalyten kontaminiert<br />

sind, validiert. Die validierte Bandbreite beträgt<br />

für die beschriebenen Haloanisole 1000 pg pro Tablette<br />

und für die Halophenole 2.500-10.000 pg pro<br />

Tablette. Die Nachweisgrenze (absolute Menge) lag für<br />

TCA bei 4 pg, für TCP bei 286 pg, für TBA bei 9 pg und<br />

für TBP bei 371 pg. Für die Wiederfindung wurden, je<br />

nach Formulierung, folgende Werte erzielt: 79-97 %<br />

für TCA, 67-89 % für TCP, 68-76 % für TBA und 56-72<br />

% für TBP; eingesetzt wurden je 100 pg der Haloanisole<br />

und je 2500 pg der Halophenole. Die Präzision<br />

der wiederholten Messung derselben Proben, ausgeführt<br />

auf demselben Gerät, vom selben Nutzer und<br />

am selben Tag, ergab folgende relative Standardabweichungen<br />

(RSD) in Prozent: 6,2-11,3 für TCA, 3,2-<br />

12,9 für TCP, 3,1-11,0 für TBA und 6,5-15,6 für TBP;<br />

die Messung erfolgte gegen deuteriertes Tribromanisol<br />

(d5-TBA) als internen Standard.<br />

Quellen<br />

[1] Timothy B. Rowe, Thomas E. Macrini, and Zhe-Xi<br />

Luo, Fossil Evidence on Origin of the Mammalian<br />

Brain, Science 20 (2011) 955-957<br />

[2] http://privaterisk.de/versicherungen-apothekeapotheker-arzt-klinik-heilberufe-pflege-8981<br />

[3] G. Deußing, Korkgeschmack analytisch betrachtet,<br />

LaborPraxis 12 (2010) 34-36<br />

[4] Jiun-Tang Huang, Lori Alquier, Joyce P. Kaisa, Gail<br />

Reed, Timothy Gilmore, and Gyorgy Vas, Method<br />

development and validation for the determination<br />

of 2,4,6-tribromoanisole, 2,4,6-tribromophenol,<br />

2,4,6-trichloroanisole, and 2,4,6-trichlorophenol in<br />

various drug products using stir bar sorptive extraction<br />

and gas chromatography-tandem mass spectrometry<br />

detection, Journal of Chromatography A<br />

1262 (2012) 196-204.<br />

[5] G. Deußing, (Nimm zwei) 2 , <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

44 (2011) 18-20<br />

16 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Lebensmittelanalytik<br />

Vorsicht, Fettnäpfchen!<br />

Um den Nährwert eines Lebensmittels quantifizieren zu können, braucht es die instrumentelle Analytik, im Fall<br />

relevanter Fettparameter idealerweise die Gaschromatographie (GC). Dass es ein effizientes Verfahren zur Bestimmung<br />

deklarationspflichtiger Fettanteile in Lebensmitteln gibt, welches auch die trans-Fettsäuren berücksichtigt, zeigt<br />

folgender Beitrag.<br />

Text: Guido Deußing; Abbildungen/Fotos: istockphoto, Guido Deußing, <strong>GERSTEL</strong><br />

Niemand kauft gerne die Katze im Sack. Geheimniskrämerei<br />

steht zudem im Widerspruch zum<br />

Verbraucherschutz. Die Prämisse lautet, als Konsument<br />

anhand überprüfbarer Fakten entscheiden<br />

zu können, welches Lebensmittel man verzehren<br />

oder als Betreiber einer Gaststätte/Kantine verarbeiten<br />

möchte. Vom Handel feilgebotene fertig verpackte<br />

Lebensmittel, also mit Ausnahme frisch verpackter<br />

Waren wie Fleisch, Käse, Obst und Gemüse,<br />

müssen dem Kunden auf einem Etikett oder als Aufdruck<br />

auf der Verpackung in hinreichender Weise<br />

Auskunft geben über Herkunft, Gewicht, Haltbarkeit,<br />

Zutaten sowie Nährstoffgehalt des Verpackungsinhalts<br />

[1]. Wie die Deklaration zu erfolgen hat, regelt<br />

hierzulande die Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung<br />

(LMKV) [2], die im Dezember kommenden<br />

Jahres abgelöst wird von der EU-Verordnung<br />

<strong>Nr</strong>. 1169/2011 betreffend die Information der Verbraucher<br />

über Lebensmittel, die laut Bundesministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) „mehr Transparenz für Verbraucher“<br />

schafft [3].<br />

Der Aufwand ist das Problem<br />

Die Bestimmung des Nährstoffgehalts eines Lebensmittels<br />

ist alles andere als trivial. Unterschiedliche<br />

analytische Verfahren und Methoden sind notwendig,<br />

um quantitative Aussagen darüber treffen zu können,<br />

welche Mengen an Fett, gesättigten Fettsäuren,<br />

Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz [4] enthalten<br />

sind; nicht selten bedarf es zahlreicher Arbeitsschritte<br />

und Umrechnungen, bevor man als Hersteller<br />

die gewünschte Information erhält. Um die Effizienz<br />

der Analytik zu steigern, erweist sich die Automatisierung<br />

der Probenvorbereitung als sinnvoll und richtig.<br />

John R. Stuff und Jacqueline A. Whitecavage von<br />

der in den USA ansässigen <strong>GERSTEL</strong>, Inc. waren vor<br />

die Aufgabe gestellt, die Effizienz der Analyse von<br />

Lebensmittelproben zwecks Bestimmung der Nährstoffparameter<br />

Gesamtfett, gesättigte, ungesättigte und<br />

trans-Fettsäuren zu erhöhen. Ziel war die vollständige<br />

Automatisierung der Probenvorbereitung unter<br />

Einsatz eines kommerziell erhältlichen Autosamplers,<br />

„was mit Bravour gelang“, bemerkten die Applikationsexperten.<br />

[5]<br />

Was es mit den Fettwerten auf<br />

sich hat<br />

Der Fettgehalt ist eine wichtige Kenngröße in der<br />

Lebensmittelanalytik. Einerseits gibt sie Auskunft über<br />

den Nährwert eines Lebensmittels und damit seine<br />

physiologische Bedeutung: Je höher der Nährwert,<br />

desto größer der energetische Nutzen, den unser<br />

Organismus aus einem Lebensmittel ziehen kann.<br />

Da bekanntlich die Zufuhr großer Mengen fettreicher<br />

Nahrungsmittel zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

führen kann, ist eine ausgewogene Ernährung<br />

wichtig. Diese gelingt allerdings nur jenen Konsumenten,<br />

denen der Fettgehalt eines Lebensmittels<br />

bekannt ist. Nicht zuletzt benötigt der Hersteller<br />

selbst diese Information, bedingt durch die Pflicht<br />

zur Kennzeichnung von Lebensmitteln.<br />

Ein Blick auf spannende Details<br />

Zur Quantifizierung bewährt hat sich die Gaschromatographie<br />

(GC) mit Flammenionisationsdetektion<br />

(FID). Allerdings lässt sich der Fettgehalt nicht ohne<br />

Weiteres mittels GC/FID bestimmen. Hierzu bedarf<br />

es zunächst einmal einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Probenvorbereitungsschritte. Um den Fettgehalt<br />

bestimmen zu können, muss das Fett – gegebenenfalls<br />

nach vorheriger Trocknung – aus dem Lebensmittel<br />

extrahiert werden, üblicherweise unter Verwendung<br />

einer Soxhlet-Appatur, mit der das Fett unter<br />

Einsatz von Lösemittel unter Rückfluss vollständig<br />

aus der Probe entfernt wird. Diesem Schritt schließt<br />

sich die Entfernung des Lösemittels aus dem Fettextrakt<br />

an. Alles in allem handelt es sich um einen viele<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 17


Ohne Technik geht es nicht<br />

Komplettlösung für die FAME-Analyse: MPS-GC/FID-System mit integrierter Mikrowelle. Die Analysenbedingungen<br />

gestalteten sich wie folgt: KAS = Liner mit Verwirbelung, Split (50 mL/min), 40 °C – 12 °C/s –<br />

260 °C (3 min). GC-Säule: 100 m CP Sil-88 (Agilent), di = 0,25 mm, df = 0,20 μm, Pneumatik:<br />

He, konst. Fluss (1,2 mL/min), Ofen: 80 °C (2 min) – 4 °C/min – 225 °C (25 min), FID: 260 °C.<br />

Stunden beanspruchenden, arbeitsintensiven Prozess,<br />

der im weiteren Verlauf in der Verseifung und<br />

Derivatisierung der Fettbestandteile mündet:<br />

Fette und fette Öle sind Ester des dreiwertigen<br />

Alkohols Glycerin (Propan-1,2,3-triol) mit<br />

drei, meist verschiedenen, überwiegend geradzahligen<br />

und unverzweigten aliphatischen Monocarbonsäuren;<br />

Verbindungen dieser Art werden Triglyceride<br />

genannt. Triglyceride lassen sich allerdings nur<br />

schwer direkt gaschromatographisch analysieren. Im<br />

Allgemeinen werden die Esterverbindungen geknackt<br />

und die freien Fettsäuren im Zuge einer Derivatisierung<br />

in die korrespondierenden Fettsäuremethylester<br />

(FAME, Fatty Acid Methyl Ester) überführt. Im Gegensatz<br />

zu den jeweiligen Fettsäuren sind FAMEs unpolar,<br />

moderat flüchtig und GC-gängig. Aus deren Gehalt lassen<br />

sich im Anschluss an die Messung die relevanten<br />

Fettparameter durch Umrechnung ermitteln.<br />

Hoher Automatisierungsgrad<br />

fördert die Effizienz der Analyse<br />

Zur GC/FID-Analyse verwendeten die US-Applikationsexperten<br />

eine Gerätekombination von Agilent<br />

Technologies. Beim temperaturprogrammierbaren<br />

Probeneinlass des verwendeten GC 7890 handelt es<br />

sich um ein <strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabeSystem (KAS), bei<br />

dem Autosampler um einen <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS-Version: Single Rail, Dual Head);<br />

der MPS war ausgestattet mit einer 5-mL-Spritze<br />

für die im Zuge der Probenvorbereitung erforderliche<br />

Handhabung größerer Lösemittelmengen sowie<br />

einer 10-µL-Spritze zur Injektion der Probe ins GC-<br />

System. Die Mikrowellenextraktion erfolgte auf einer<br />

CEM-Mikrowelle Discover SP-D. Gesteuert wurde die<br />

Probenvorbereitung mittels der <strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-<br />

Software, die vollständig in die ChemStation von Agilent<br />

Technologie integriert ist.<br />

Um ihre Komplettlösung für die Fettanalytik auf<br />

Herz und Nieren zu überprüfen, untersuchten John<br />

R. Stuff und Jacqueline A. Whitecavage unterschiedliche<br />

fetthaltige Lebensmittelproben, darunter Erdnüsse,<br />

Karamell, verschiedene Käsesorten, pflanzlichen<br />

Brotaufstrich und Schokolade. Getestet wurde<br />

das System unter Einsatz einer FAME-Standardlösung,<br />

die 37 unterschiedliche Fettsäuremethylester<br />

enthielt. In Chloroform (CHCl 3 ) angesetztes Tritridecanoin<br />

diente als interner Standard (IS). Die<br />

Erdnüsse wurden zu Pulver vermahlen, sodann wie<br />

die anderen Proben auch in Mengen von 0,1 bis 0,3<br />

Gramm je Probe in 35-mL-Mikrowellenbehälter vorgelegt<br />

und auf dem MPS-Autosampler platziert. Alle<br />

weiteren Probenvorbereitungsschritte bis zur GC-<br />

Analyse erfolgten wie folgt dargestellt vollständig<br />

automatisiert:<br />

Die Deklaration von Nährstoffen auf Lebensmittelverpackung<br />

ist aktiver Verbraucherschutz. Der aber schützt<br />

nicht vor Übergewicht. Nur wer die vom Gesetzgeber<br />

geforderten Angaben auch liest, ist klar im Vorteil.<br />

Auch der Schritt der Derivatisierung erweist sich, von<br />

Hand ausgeführt, als aufwendig; allerdings lässt er sich<br />

erfolgreich automatisieren, wie es Ray Perkins und<br />

Kollegen von der in England ansässigen Firma Anatune<br />

gezeigt haben [6]: Sie haben die vielfach beschriebene<br />

manuelle Derivatisierung der freien Fettsäuren<br />

mit Bortrifluorid (BF 3 ) und Methanol adaptiert und<br />

auf einen kommerziell erhältlichen, umfangreich ausgestatteten<br />

Autosampler (<strong>GERSTEL</strong>-MPS-PrepStation)<br />

übertragen. Perkins und seine Kollegen nutzten zur<br />

Fettextraktion statt des herkömmlichen Soxhlet-Verfahrens<br />

die sogenannte beschleunigte Lösemittelextraktion<br />

(Accelerated Solvent Extraction, ASE), was<br />

den Lösemitteleinsatz reduzierte und zu einem deutlichen<br />

Zeitgewinn führte. Eine komplette Automatisierung<br />

der Probenvorbereitung wurde jedoch noch<br />

nicht erreicht.<br />

Dies gelang nun John R. Stuff und Jacqueline A.<br />

Whitecavage, indem sie eine mikrowellenbeschleunigte<br />

Lösemittelextraktion durchführten. Die verwendete<br />

Mikrowelle wurde hardware- und softwareseitig<br />

in die Probenvorbereitung des Autosamplers eingebunden,<br />

was wiederum bedeutete, dass sich die<br />

gesamte quantitative Bestimmung deklarationsrelevanter<br />

Fettparameter erstmals vollständig automatisiert<br />

durchführen ließ – mehrere Proben sequenziell<br />

und auch über Nacht und am Wochenende.<br />

Zugabe von 1,0 mL der internen Standardlösung<br />

Zugabe von 4 mL einer basischen Methanollösung<br />

(0,5 N)<br />

Mikrowellenbestrahlung für 5 Minuten bei 80 °C<br />

Zugabe von 5 mL Bortrifluorid (BF 3 ) in Methanol<br />

Mikrowellenbestrahlung für 5 Minuten bei 80 °C<br />

Zugabe von 5 mL Hexan und 10 mL Wasser<br />

3 Minuten durchmischen<br />

Transfer von 1 mL der Hexanphase in ein 2-mL-<br />

Vial, welches 0,2 g Natriumsulfat (Na 2 SO 4 ) zur<br />

Trocknung enthält<br />

1 Minute durchmischen<br />

Injektion von 1,0 μL in den GC<br />

18 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Automatisierung der Fettanalytik<br />

erfolgreich durchgeführt<br />

„Die Zeiten, als man deklarationsrelevante Fettwerte<br />

aufwendig von Hand ermittelt hat, gehören der Vergangenheit<br />

an“, freuen sich John R. Stuff und Jacqueline<br />

A. Whitecavage über den erfolgreichen Einsatz<br />

ihres MPS-Mikrowellen-GC/FID-Komplettsystems<br />

für die automatische Bestimmung von Gesamtfett,<br />

gesättigten Fettsäuren, einfach ungesättigten Fettsäuren<br />

und vor allem auch trans-Fettsäuren in Lebensmitteln.<br />

Durch die Integration einer Mikrowelle sei<br />

es gelungen, die bislang stets separat durchgeführte<br />

Verseifung, Extraktion (Soxhlet, ASE) und Derivatisierung<br />

zu automatisieren und damit den Zeit- und<br />

Arbeitsaufwand drastisch zu reduzieren beziehungsweise<br />

die Fettanalytik durch die Möglichkeit von Analysenläufen<br />

über Nacht oder am Wochenende zu optimieren.<br />

Die US-Wissenschaftler rechnen vor, dass sich<br />

bei einer GC-Laufzeit pro Probe von rund einer Stunde<br />

für die gesamte Trennung und durch eine zeitliche<br />

Verschachtelung von Probenvorbereitung und GC-<br />

Analyse aktuell 15 Proben in nur 18 Stunden vollständig<br />

extrahieren und analysieren lassen, von der<br />

Reduktion des Lösemitteleinsatzes ganz zu schweigen.<br />

Die Identifikation der Analyten wird über die<br />

absoluten beziehungsweise relativen Retentionszeiten<br />

der Peaks im Chromatogramm zum internen<br />

Standard ermittelt. Die Auswertung des Fettgehalts<br />

geschieht durch Umrechnen in bekannter Manier.<br />

„Die im Zuge der automatisierten Probenvorbereitung<br />

und Analyse erzielten Messwerte zeugten von<br />

einer hohen Präzision und einer guten Übereinstimmung<br />

mit den Ergebnissen, die unter den Bedingungen<br />

des zum Teil manuell durchgeführten Standardverfahrens<br />

erzielt wurden. Kurz: Die neue MPS-GC/<br />

FID-Komplettlösung ist erprobt und tauglich für den<br />

Einsatz in der Praxis“, bilanzieren John R. Stuff und<br />

Jacqueline A. Whitecavage.<br />

Chromatogramm des 37-komponentigen<br />

FAME-Standards.<br />

Chromatogramm einer Cheddarkäseprobe.<br />

Stichwort: trans-Fettsäuren<br />

Chromatogramm einer Joghurtprobe.<br />

Chromatogramm einer Probe pflanzlichen Brotaufstrichs.<br />

trans-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren mit<br />

mindestens einer trans-konfigurierten Doppelbindung<br />

zwischen zwei Kohlenstoffatomen. In natürlichen<br />

Fetten sind trans-Fettsäuren meist nur in geringem<br />

Maße enthalten, sie können jedoch bei der<br />

industriellen Fetthärtung (z.B. in der Magerine- und<br />

Bratfettproduktion) oder bei hohen Temperaturen<br />

gebildet werden. Lebensmittel mit hohen Gehalten<br />

an trans-Fettsäuren führen zu einem Anstieg<br />

des Gesamt-Cholesterin und der Low-density-Lipoproteine-(LDL),<br />

die umgangssprachlich auch als<br />

„schlechtes“ Cholesterin bezeichnet werden und<br />

reduzieren den High-density-Lipoprotein-(HDL)-<br />

Spiegel, sprich: die Menge an „gutem“ Cholesterin<br />

im Blut. Epidemiologische Studien lassen auf<br />

einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von<br />

Transfettsäuren und dem Entstehungsrisiko koronarer<br />

Herzerkrankungen schließen. 2004 hat die Europäische<br />

Behörde für Lebensmittelsicherheit (European<br />

Food Safety Authority, EFSA) trans-Fettsäuren<br />

bewertet. Eine europaweit einheitliche Regelung für<br />

diese Verbindungen gibt es nicht, wohl aber nationale<br />

Grenzwerte: In Dänemark und in der Schweiz<br />

etwa darf der Gehalt an trans-Fettsäuren in Nahrungsfetten<br />

zwei Prozent nicht übersteigen; in manchen<br />

US-Bundesstaaten wie New York und Philadelphia<br />

ist die Verwendung von trans-Fetten für die<br />

Zubereitung von Speisen in Restaurants, Imbissstuben,<br />

Lokalen, Cafés und Konditoreien per Gesetz<br />

verboten. Viele Nahrungsmittelhersteller haben mittlerweile<br />

Produkte mit deutlich reduzierten Gehalten<br />

oder ohne trans-Fettsäuren entwickelt. Bei Kontrollen<br />

fällt aber Importware auf, so etwa Backwaren aus<br />

Thailand, in denen schwedische Kontrollbehörden<br />

2009 Gehalte von nahezu 40 Prozent nachwiesen.<br />

[Quelle: Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR)]<br />

Quellenverzeichnis<br />

[1] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL), Überblick über die Kennzeichnung<br />

von Lebenmitteln, www.bvl.bund.de<br />

/DE/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/02_<br />

KennzeichnungLM/01_Ueberblick/lm_kennzeichnung_lebensmittel_Ueberblick_node.html<br />

[2] www.gesetze-im-internet.de/lmkv/index.html<br />

[3] Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz (BMELV): Einheitliche<br />

Kennzeichnung von Lebensmitteln in<br />

der EU schafft mehr Transparenz für Verbraucher<br />

(www.bmelv.de)<br />

[4] Artikel 30, VERORDNUNG (EU) <strong>Nr</strong>. 1169/2011<br />

[5] John R. Stuff, Jacqueline A. Whitecavage: Automated<br />

Determination of Total Fat, Saturated<br />

Fat, Monounsaturated Fat and Trans Fat <strong>Co</strong>ntent<br />

in Food Samples, AppNote 2013-03, www.<br />

cem.de/documents/produkte/loesemittel/<br />

p-gc-an-2013-03.pdf oder www.gerstel.de/<br />

pdf/p-gc-an-2013-03.pdf<br />

[6] G. Deußing: Fettsäuren vollautomatisiert derivatisieren<br />

und bestimmen, LaborPraxis 12 (2008)<br />

34-36<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Workshops<br />

GC-Kurse für Fortgeschrittene<br />

Gaschromatographie (GC) ist kein Hexenwerk,<br />

das wissen versierte Anwender, die<br />

sich mit dieser analytischen Trenntechnik tagaus,<br />

tagein beschäftigen, aus dem Effeff. Unabhängig<br />

davon gibt es Faktoren, die es sich<br />

lohnt, einmal genauer zu betrachten, da sie<br />

die Chromatographie gasförmiger und flüchtiger<br />

Verbindungen nachhaltig beeinflussen und<br />

den Informationsgewinn steigern. <strong>GERSTEL</strong><br />

bietet dem interessierten Anwender<br />

im kommenden Jahr mehrere<br />

GC-Workshops zu folgenden<br />

Themen an:<br />

• Derivatisierung für die<br />

GC und ihre Automatisierung<br />

(24.06.2014)<br />

• Sinnliches Messen<br />

mit GC-O: Einführung in<br />

die olfaktorische Detektion<br />

(12./13.05.2014)<br />

• Pyrolyse-GC/MS: Anwendung,<br />

Methodenentwicklung und<br />

Interpretation (04.07.2014)<br />

Unter Anleitung ausgewiesener<br />

Experten wird den Workshop-Teilnehmer<br />

das notwendige Fachwissen<br />

in Theorie und Praxis vermittelt.<br />

Detaillierte Informationen<br />

über die Workshop-Inhalten,<br />

Termine, Preise, maximale<br />

Teilnehmerzahl und Anmeldung<br />

erhalten Sie im Internet<br />

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bestens<br />

informiert. “<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 19


Phthalate<br />

Achtung, Weichmacher!<br />

Das Prüfverfahren CPSC-CH-C1001-09.3 der US-amerikanischen <strong>Co</strong>nsumer Product Safety <strong>Co</strong>mmission (CPSC)<br />

fordert die Kontrolle von Kinderspielzeug und Babyartikeln auf das Vorhandensein von Weichmachern. Das Verfahren<br />

umfasst die GC/MS-Bestimmung kritischer Phthalate nach einer in der Regel aufwendigen, oft manuell ausgeführten<br />

Probenvorbereitung, dabei lässt sich die Analyse intelligent automatisieren.<br />

Es gibt Stoffe, denen der Makel eines notwendigen<br />

Übels anhaftet. Hierzu zählen die Phthalsäureester,<br />

kurz Phthalate genannt, die vorwiegend als<br />

Weichmacher in der Kunststoffherstellung eingesetzt<br />

werden, aber auch Bestandteil von Konsumgütern<br />

und pharmazeutischen Produkten sind. Phthalate<br />

beeinflussen die physikalischen Eigenschaften<br />

von Kunststoffen in besonderer Weise. Sie sorgen<br />

dafür, dass etwa Polyvinylchlorid (PVC) die Flexibilität<br />

und Formbarkeit erhält, die den Werkstoff<br />

auszeichnet und interessant macht für seine Anwendung<br />

als Bodenbelag, Kunstleder, Duschvorhang,<br />

in Babyartikeln, Kinderspielzeugen, Verpackungen,<br />

Schuhen, Sport- und Freizeitartikeln, medizinischen<br />

Produkten wie Blutbeuteln und Schläuchen,<br />

in Kabeln, Dachdichtungen, Lkw-Planen oder<br />

als Unterbodenschutz.<br />

Allerdings gibt es eine<br />

Kehrseite der Medaille.<br />

www.gerstel.de<br />

Einige Phthalate,<br />

namentlich vor allem<br />

das Di(2-ethylhexyl)phthalat [DEHP] sowie das<br />

Dibutylphthalat [DBP] und das Benzylbutylphthalat<br />

[BBP], gelten als gesundheitsschädlich und sind<br />

in der Europäischen Union (EU) für eine Reihe von<br />

Anwendungen tabu; laut EU-Richtlinie gilt DEHP als<br />

fortpflanzungsgefährdend.<br />

Um im Polymer den gewünschten Materialeffekt<br />

zu erzielen, setzt die chemische Industrie alternativ<br />

auf Additive, die als nicht oder nur gering toxisch<br />

eingestuft sind wie das Diisodecylphthalat [DIDP]<br />

oder das Diisononylphthalat [DINP]. Jedoch hat die<br />

EU den Einsatz genannter Verbindungen, also DEHP,<br />

DBP, BBP, DINP, DIDP und auch Di-n-octylphthalat<br />

(DnOP), stark reglementiert. Gemäß EU-Beschluss<br />

dürfen sie „nicht als Stoffe oder als Bestandteile<br />

von Zubereitungen in Konzentrationen von mehr als<br />

0,1 Masse-% des weichmacherhaltigen Materials in<br />

Spielzeug und Babyartikeln verwendet werden, die<br />

von Kindern in den Mund genommen werden können.<br />

Spielzeug und Babyartikel, die diese Phthalate<br />

in Konzentrationen enthalten, die über dem vorstehenden<br />

Grenzwert liegen, dürfen nicht in Verkehr<br />

gebracht werden“.<br />

Das Risiko eines Übergangs des Additivs vom<br />

Spielzeug über die Schleimhaut in den heranwachsenden<br />

Organismus sowie daraus resultierender<br />

negativer Folgen für die Gesundheit ist bei Kleinkindern<br />

besonders groß. Geschuldet ist die Möglichkeit<br />

des diffusiven Stofftransports der Tatsache,<br />

dass Phthalate nicht chemisch in der Polymermatrix<br />

gebunden sind. Phthalate können aus dem Produkt<br />

ausdünsten oder ausgeschwemmt werden und in die<br />

Umwelt oder den Organismus gelangen.<br />

In den USA sieht man die Dinge ähnlich. Um die<br />

Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu überwachen,<br />

werden infrage kommende Spielzeuge und Babyartikel<br />

auf die genannten Verbindungen hin untersucht.<br />

Die Basis bildet das Prüfverfahren CPSC-CH-<br />

C1001-09.3 der US-amerikanischen <strong>Co</strong>nsumer Product<br />

Safety <strong>Co</strong>mmission (CPSC).<br />

Auf die Probenvorbereitung<br />

kommt es an<br />

Die Probenvorbereitung spielt eine wichtige Rolle<br />

bei der Bestimmung von Phthalaten in polymeren<br />

Matrices gemäß des Prüfverfahrens CPSC-CH-<br />

C1001-09.3. Sie umfasst die vollständige Auflösung<br />

20 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Zur Probenvorbereitung und Extraktion von Phthalaten aus Polymerproben eingesetzter <strong>GERSTEL</strong>-<br />

MultiPurposeSampler (MPS XL) mit Filter-Option.<br />

der Probe in Tetrahydrofuran (THF), die Ausfällung<br />

des Polymers durch Hexan, die Filtration, die Verdünnung<br />

der Lösung mit Cyclohexan und schließlich<br />

die Analyse mittels Gaschromatographie/Massenspektrometrie<br />

(GC/MS). Das Prüfverfahren beinhaltet<br />

folgende Schritte:<br />

Abwiegen einer 50-mg-Probe Polyvinylchlorid<br />

(PVC) in ein verschließbares Glasgefäß.<br />

Hinzufügen von 5 mL THF zu der Probe.<br />

Schütteln, Rühren oder Vermischen der Probe<br />

für mindestens 30 Minuten, um die vollständige<br />

Auflösung zu erzielen. Ultraschall und/oder sanftes<br />

Heizen können zur Beschleunigung der Auflösung<br />

verwendet werden. Falls das Material noch nicht<br />

vollständig aufgelöst ist, sollte die Mischdauer um<br />

weitere 2 Stunden verlängert werden, bevor die<br />

Prozedur weitergeführt wird.<br />

Ausfällung der PVC-Polymere mit 10 mL Hexan pro<br />

5 mL THF, die während der Auflösung verwendet<br />

wurden.<br />

Schütteln, dann mindestens 5 Minuten warten, um<br />

die Polymere sich absetzen zu lassen.<br />

ten wir es darauf an“, erklärt Pfannkoch, „die manuellen<br />

Arbeitsschritte möglichst eins zu eins auf den<br />

Autosampler zu übertragen und die Probenvorbereitungsschritte<br />

mit der GC/MS-Messung zeitlich zu verschachteln.“<br />

Die Applikationsspezialisten verwendeten einen<br />

XYZ-Autosampler (<strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler,<br />

MPS) ausgestattet mit zwei Türmen (Dual-Head-<br />

Variante), um die Probenvorbereitung einschließlich<br />

des Einsatzes größerer Flüssigkeitsmengen (2,5-mL-<br />

Spritze) zu handhaben sowie eine Mikroliterspritze<br />

(10 µL) für die Flüssiginjektion der Probe in das<br />

angeschlossene GC/MS-System (Agilent GC7890/<br />

MS5975); bei dem PTV-Injektor des GC handelte es<br />

sich um ein <strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabeSystem (KAS).<br />

Ausgestattet war der MPS mit einem geheizten<br />

Agitator, einem automatischen GC-Liner-Wechsler<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-Automated-Liner-EXchange, ALEX)<br />

sowie einer Filter-Option (<strong>GERSTEL</strong>-Syringe-Filtration-Option).<br />

Die Programmierung und Ansteuerung<br />

Methodenparameter<br />

der verschiedenen Probenvorbereitungsschritte und<br />

Sequenzen erfolgte mit der <strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-Software,<br />

die vollständig in die ChemStation-Software von<br />

Agilent Technologies eingebunden ist.<br />

Ernies Quietscheente lässt grüßen<br />

Als Untersuchungsobjekt versuchten sich Pfannkoch<br />

und Kollegen an gewöhnlichen Gummienten<br />

für die Badewanne sowie Proben von kommerziell<br />

erhältlichem Kinderspielzeug aus Polyvinylchlorid.<br />

Weitere drei Proben stammten von der lokalen<br />

CPSC-Prüfstation (CPSC-1, CPSC-2, CPSC-3).<br />

Alle zu extrahierenden Polyvinylchloridproben wurden<br />

zunächst in kleine Stücke von nicht mehr als 2<br />

mm Partikelgröße geschnitten, anschließend in gläserne<br />

10-mL-Röhrchen mit Schraubverschluss eingewogen<br />

und dann auf dem vorgesehenen Probenteller<br />

des MPS platziert. Pfannkoch und Kollegen legten<br />

klare Analysenparameter fest (siehe Kasten links.<br />

Kalibriert wurde die Methode mithilfe von<br />

Standardlösungen jeweils getrennt im Niedrigkonzentrationsbereich<br />

von 50-1000 ng/mL und<br />

im Hochkonzentrationsbereich von 5-100 µg/mL.<br />

Text: Guido Deußing; Abbildungen/Fotos: istockphoto, <strong>GERSTEL</strong><br />

Filtern der THF/Hexan-Lösung durch einen 0,45-<br />

mm -PTFE-Filter und Abnahme einiger mL der<br />

gefilterten Lösung in ein separates Gefäß.<br />

Kombinieren von 0,3 mL der THF-Hexan-Lösung<br />

mit 0,2 mL des internen Standards (sofern verwendet)<br />

und Verdünnung auf 1,5 mL mit Cyclohexan.<br />

Injektion von 1 μL der Lösung für die GC/MS-<br />

Analyse.<br />

Wie sich zeigt, bilden vor allem die Extraktionsschritte<br />

den Flaschenhals der Untersuchung, beeinflussen<br />

damit wesentlich die Gesamtdauer der Analyse.<br />

Sie zu automatisieren und damit effizienter zu<br />

gestalten, idealerweise zeitlich zu verkürzen, war das<br />

Ziel, das Edward Pfannkoch und Kollegen von der in<br />

Baltimore/USA ansässigen <strong>GERSTEL</strong>, Inc. im Kundenauftrag<br />

zu erreichen suchten. „Darüber hinaus leg-<br />

KAS: Liner mit Verwirbelungseinstichen<br />

Split (20:1) oder Splitless<br />

50 °C–12 °C/s – 280 °C (3min)<br />

Säule: 30 m HP-5MS (Agilent<br />

Technologies)<br />

di = 0,25 mm, df = 0,25 μm<br />

Pneumatik: He, konstanter Fluss = 1,0 mL/min<br />

Ofen: 50 °C (1 min) – 20 °C/min –<br />

310 °C (5 min)<br />

MSD: Vollscan, 40-350 amu<br />

SIM- Gruppe 1: ab 5 min<br />

Parameter (91, 10), (105, 10), (149, 10),<br />

(Masse, (167, 10), (194, 10), (205, 10)<br />

Verweilzeit): (212, 10), (223, 10)<br />

Gruppe 2: ab 11,7 min<br />

(91, 10), (149, 10), (167, 10),<br />

(206, 10), (279, 10)<br />

Gruppe 3: ab 13,7 min<br />

(149, 10), (167, 10),<br />

(261, 10), (279, 10),<br />

(293, 10), (307, 10)<br />

Nur Versuch macht „kluch“<br />

„Zunächst überprüften wir“, berichtet Edward Pfannkoch,<br />

„ob die während der Extraktion verwendeten<br />

Lösemittel frei von Phthalaten waren, indem wir die<br />

gesamte Extraktionsprozedur mit einem leeren Gläschen,<br />

also ohne Zugabe einer Polymerprobe, durchlaufen<br />

ließen.“ Im resultierenden Extrakt konnten keine<br />

Phthalate nachgewiesen werden. Ebenso wurde im<br />

Anschluss daran mit den zertifizierten Referenzmaterialproben<br />

verfahren, wobei die Proben sowohl manuell<br />

als auch automatisiert extrahiert und die jeweiligen<br />

Resultate miteinander verglichen wurden. Edward<br />

Pfannkoch: „Die Gegenüberstellung der Chromatogramme<br />

ergab eine Übereinstimmung beider Herangehensweisen.<br />

Die automatisierte Probenvorbereitung<br />

und die anschließende GC/MS-Analyse der Probenextrakte<br />

funktioniert und liefert zuverlässige Resultate.“<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 21


Um den Gesamtdurchsatz des Systems zu erhöhen und den übermäßigen<br />

Gebrauch gefährlicher Chemikalien zu vermeiden, verringerten<br />

Pfannkoch und Kollegen die Proben- und Lösemittelmengen proportional<br />

um die Hälfte, was keinen Einfluss auf das Messergebnis hatte.<br />

Schließlich durchliefen die Gummienten- und CPSC-Proben die<br />

automatisierte Extraktionsprozedur. Die Extrakte wurden per GC/MS<br />

mit Split(20:1)- und Splitlos-Injektion analysiert. Der MSD wurde im<br />

SIM/Scan-Modus betrieben. Die Kalibrierung im Niedrigkonzentrationsbereich<br />

erfolgte im Splitlos-Modus, die im Hochkonzentrationsbereich<br />

im Split-Modus. Identifiziert wurden die Analyten anhand von<br />

Retentionszeit und Massenspektren. Quantifiziert wurde mithilfe der<br />

Kalibrierkurven.<br />

„Ente“ gut, alles gut<br />

Ansicht der Chromatogramme der automatisierten Probenvorbereitung mit 50 mg Probe<br />

(A), mit 25 mg Probe (B) sowie der manuellen Probenvorbereitung mit 25 mg Probe<br />

(C). Resultat: Die Chromatogramme sind äquivalent.<br />

Am Ende jeder Methodenentwicklung muss sich der Anwender die<br />

Frage stellen: Vorhaben erfolgreich umgesetzt? Edward Pfannkoch ist<br />

zufrieden: „Unser vorrangiges Ziel, eine manuelle Extraktion auf den<br />

MPS-Autosampler zu übertragen und vollständig zu automatisieren,<br />

haben wir erreicht.“ Die automatisierte Untersuchung der zertifizierten<br />

Referenzmaterialien und Proben habe angemessene Resultate ergeben.<br />

Das automatisierte GC/MS-Verfahren zur Analyse von DEHP, DBP, BBP,<br />

DINP, DIDP und DnOP erwies sich mit einer relativen Standardabweichung<br />

(RSD) von 1,9-5,5 Prozent für alle untersuchten Phthalate als<br />

präzise. Kurz gesagt, bringt es Edward Pfannkoch auf den Punkt, funktioniere<br />

ihre automatisierte GC/MS-Analyse von ausgewählten Phthalaten<br />

gemäß Prüfverfahren CPSC-CH-C1001-09.3 einwandfrei. Die damit<br />

erreichten Resultate seien überaus zufriedenstellend – auch im Fall<br />

von realen Proben. Edward Pfannkoch: „In den Proben CPSC-1 und<br />

-2 fanden wir alle sechs Zielanalyten. Probe CPSC-3 wiederum wies<br />

eine hohe Konzentrationen von DEHP auf.“<br />

Quellen<br />

Quellen<br />

Vollscan-Chromatogramm einer Spielzeugentenprobe. Das Chromatogramm verdeutlicht<br />

den Vorteil des SIM/Scan-Modus, da verschiedene andere Weichmacher, die nicht als Zielanalyte<br />

ausgewählt waren, im Chromatogramm erscheinen. Dazu gehören unter anderem<br />

Diethylphthalat, Acetyl-tri-n-butylcitrat und Diisononyladipat.<br />

[1] Fredrick D. Foster, John R. Stuff, Jacqueline A. Whitecavage, Edward<br />

A. Pfannkoch: Automated Extraction and GC/MS Determination of<br />

Phthalates in <strong>Co</strong>nsumer Products, AppNote 4/2013, www.gerstel.<br />

de/de/neueste-applikationen.htm<br />

[2] United States <strong>Co</strong>nsumer Product Safety <strong>Co</strong>mmission, Test Method:<br />

CPSC-CH-C1001-09.3 Standard Operating Procedure for Determination<br />

of Phthalates, April 1st, 2010.<br />

[3] Umweltbundesamt: Phthalate – Die nützlichen Weichmacher mit<br />

den unerwünschten Eigenschaften, 02/2007; www.umweltdaten.<br />

de/sites/default/files/medien/publikation/long/3540.pdf<br />

[4] Weichmacher – Grenzwerte, Verbote und Alternativen,<br />

www.weichmacher.de/weichmacher-problem.html<br />

[5] Richtlinie 2005/90/EG<br />

Vollscan-Chromatogramm für Probe CPSC-2. Abbildung B zeigt extrahierte Ionenchromatogramme<br />

der SIM-Daten. Die Zielanalyte sind im SIM-Chromatogramm identifiziert.<br />

Das Vollscan-Chromatogramm zeigt das Vorhandensein einer weiteren Verbindung:<br />

Diisononylcyclohexan-1,2-dicarboxylat.<br />

www.gerstel.de<br />

22 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Nachwuchsförderung / Wissenstransfer<br />

Mit Herzblut bei der Sache<br />

Einem Unternehmen wie <strong>GERSTEL</strong> und seinen Mitarbeitern bieten sich gute Gelegenheiten, vorhandenes Fachwissen<br />

an jene weiterzugeben, die in besonderer Weise nachhaltig davon profitieren. Dabei kann es sich um heimische<br />

Studenten oder auch um Pädagogen aus China handeln.<br />

Text und Fotos: Guido Deußing<br />

Am Anfang war die<br />

Idee: Dr. Oliver Lerch,<br />

Applikationsexperte von<br />

<strong>GERSTEL</strong>, und Dr. Thorsten<br />

Teutenberg, Bereichsleiter der<br />

Forschungsanalytik des Instituts<br />

für Energie- und Umwelttechnik<br />

(IUTA) in Duisburg,<br />

beide Schulkameraden aus<br />

alten Tagen, hatten sich für<br />

das Ehemaligentreffen ihres<br />

Gymnasiums im westfälischen<br />

Werl, wo sie im gleichen Chemieleistungskurs<br />

saßen und<br />

paukten, Folgendes überlegt:<br />

Sie wollten vor den einstigen<br />

Mitschülern und in Anwesenheit<br />

ihres ehemaligen Chemielehrers<br />

gemeinsam einen Vortrag<br />

halten über ihre Profession,<br />

namentlich die instrumentelle<br />

chemische Analytik.<br />

Den beiden Chromatographie-<br />

Experten kam es bei ihrem Vorhaben nicht allein auf<br />

eine inhaltlich korrekte Darstellung an, sondern auch<br />

darauf, sich didaktisch wertvoll und für die Zuhörer<br />

unterhaltsam geschickt die Bälle zuzuspielen. Offenkundig<br />

mit Erfolg: „Der Vortrag fand großen Anklang<br />

und zog eine ziemlich lange inhaltliche Diskussion<br />

nach sich“, erinnert sich Dr. Oliver Lerch.<br />

Einige Zeit nach ihrem gemeinsamen Auftritt vor<br />

den ehemaligen Mitschülern bat die in Kamp-Lintfort<br />

ansässige Hochschule Rhein-Waal in einem Schrei-<br />

Praktische Einführung in die GC und LC: Dr. Oliver Lerch erläutert an<br />

seiner Station den Studierenden der Hochschule Rhein-Waal die<br />

Funktionsweise einer GC/MS-Gerätekombination mit aufsitzendem<br />

<strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler (MPS) für die automatisierte<br />

Probenvorbereitung und Probenaufgabe.<br />

25 Studierende und Mitarbeiter des internationalen Studiengangs „Environment and Energy“ der Hochschule<br />

Rhein-Waal in Kamp-Lintfort besuchten das IUTA. Als Referent zum Thema „Chromatographie und<br />

Probenvorbereitung“ mit von der Partie: …<br />

ben an die Institutsleitung, die analytische Abteilung<br />

des IUTA besuchen zu dürfen. Ziel war es, 25 Studierenden<br />

des international ausgerichteten Fachbereichs<br />

„Environment and Energy“ ein Gefühl für<br />

die Arbeit einer analytisch orientierten Forschungseinrichtung<br />

zu vermitteln: „Wir können nicht tiefgreifend<br />

und umfassend Umwelt- und energetische<br />

Aspekte vermitteln und die Auswirkung unseres<br />

Handelns, sprich Emissionen und Umweltverschmutzung,<br />

diskutieren, wenn nicht ein hinreichendes<br />

analytisches Rüstzeug vorhanden<br />

ist“, beschreibt die Exkursionsleiterin<br />

Irmgard Buder, an der<br />

Hochschule Rhein-Waal Professorin<br />

im Fach „Erneuerbare Energien<br />

und Elektromobilität“, die Motivation<br />

ihres Besuchs am IUTA. Dem<br />

Gesuch wurde stattgegeben. Wie<br />

aber sollte der Tag am IUTA gestaltet<br />

werden?<br />

„Das war eine ausgesprochen<br />

gute Gelegenheit“, schildert<br />

Dr. Thorsten Teutenberg seine<br />

erste Reaktion auf die Anfrage der<br />

Hochschule Rhein-Waal, „den Tandemvortrag<br />

von Oliver Lerch und<br />

mir wissenschaftlich zu vertiefen<br />

und erneut zum Besten zu<br />

geben.“ Aufgrund der Aufgabenstellung<br />

habe es sich<br />

angeboten, den Studierenden<br />

ein detailliertes Bild<br />

nicht nur von der Arbeit<br />

eines in der Umweltanalytik<br />

tätigen Forschungsinstituts<br />

zu vermitteln. Es habe sich<br />

zudem angeboten, ergänzt<br />

Oliver Lerch, „dem wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs die<br />

Bandbreite der Aufgaben<br />

vor Augen zu führen, mit<br />

welchen Forschungsinstitute<br />

wie das IUTA konfrontiert<br />

sind und welchen Beitrag<br />

in diesem Kontext ein<br />

Hersteller von Analysengeräten,<br />

wie es <strong>GERSTEL</strong> ist,<br />

unter anderem in puncto<br />

Methodenentwicklung und<br />

Applikationen zu leisten in<br />

der Lage ist.“ Auf diese Weise habe man den Studierenden<br />

einen sehr viel umfangreicheren Einblick in<br />

die künftige Arbeitswelt geben können.<br />

… Dr. Thorsten Teutenberg, Bereichsleiter der Forschungsanalytik<br />

des Instituts für Energie- und Umwelttechnik<br />

(IUTA), und <strong>GERSTEL</strong>-Applikationsspezialist Dr.<br />

Oliver Lerch (v. l.)<br />

Gemäß dem Wunsch der Hochschule, die aufgrund<br />

der globalen Bedeutung des Faches eine internationale<br />

Ausrichtung des Studiengangs gewählt<br />

hatte, hielten Teutenberg und Lerch ihren Tandemvortrag<br />

auf Englisch. Kein Problem für die beiden<br />

Wissenschaftler, denen das Fachvokabular aufgrund<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 23


Sommeliers über die Bedeutung der instrumentellen<br />

chemischen Analytik u. a. für die Sensorik und<br />

Qualitätssicherung in der Weinherstellung fachlich<br />

fundiert und detailreich zu referieren.<br />

Exportschlager Duales System<br />

am Beispiel von <strong>GERSTEL</strong><br />

Wissenstransfer auf kurzem Wege: Informationen über die analytischen Möglichkeiten, sprich automatisierte<br />

Probenvorbereitung und GC/MS- bzw. LC/MS-Bestimmung von organischen Verbindungen im Wein, sowie die<br />

entsprechende Methodenentwicklung vermittelten Andreas Hoffmann und Thomas Albinus, Applikationsspezialisten<br />

von <strong>GERSTEL</strong>, sowie Dr. Eike Kleine-Benne aus der Entwicklungsabteilung des Unternehmens den Studenten<br />

von Professor Doris Rauhut (hinten rechts) aus Geisenheim.<br />

ihres Umgangs auch mit internationalen Kollegen und<br />

Kunden vertraut ist. Ihre Zuhörer, darunter Studenten<br />

aus Bangladesch und China, der Türkei und Russland,<br />

goutierten die Bemühungen, vorhandenes Wissen<br />

nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich verständlich<br />

vermittelt zu bekommen, und spendeten am<br />

Ende der Veranstaltung tüchtig Applaus.<br />

Nur wenige Tage nach dem Event im IUTA stand<br />

für <strong>GERSTEL</strong> das nächste an: Eine Gruppe Studierender<br />

der Hochschule Geisenheim traf am Firmensitz<br />

in Mülheim an der Ruhr ein, um sich über die<br />

analytischen Möglichkeiten der Weinanalytik mittels<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Technologie aus erster Hand – theoretisch<br />

und praktisch im Labor – zu informieren. „Auch hier<br />

hat <strong>GERSTEL</strong> einiges zu bieten“, freute sich Eberhard<br />

G. <strong>Gerstel</strong>, geschäftsführender Gesellschafter<br />

des Unternehmens.<br />

Exkursionsleiterin Professor Doris Rauhut, die<br />

sich mit der Weinaromaforschung an der Hochschule<br />

Geisenheim befasst, pflegt seit geraumer Zeit enge<br />

Verbindungen zu <strong>GERSTEL</strong>. Auf ihre weinanalytische<br />

Expertise vertraut das Unternehmen zum Beispiel<br />

auch dann, wenn es darum geht, wie im vergangenen<br />

Jahr der Fall, vor namhaften deutschen<br />

Einen ganz anderen Anstrich hatte die Präsentation<br />

des Unternehmens vor Professoren und Berufsschullehrern<br />

aus China, die sich hierzulande über<br />

den bundesdeutschen Exportschlager „Duales System“,<br />

die gesetzlich verankerte Verknüpfung praktischer<br />

und schulischer Inhalte bei der Berufsausbildung,<br />

ein Bild machen wollten. Bereits zum zweiten<br />

Mal hatte die Zentralstelle für die Weiterbildung<br />

im Handwerk aus Düsseldorf bei <strong>GERSTEL</strong> angefragt<br />

und gebeten, das Unternehmen an seinem Stammsitz<br />

in Mülheim an der Ruhr mit einer chinesischen<br />

Delegation besuchen und besichtigen zu dürfen. Auf<br />

dem Programm standen dabei auch eine Präsentation<br />

des Ausbildungsleiters sowie ein Gespräch mit<br />

den Auszubildenden.<br />

Ohne Frage ein lohnenswerter Besuch, befanden<br />

die Teilnehmer am Ende des Tages, da <strong>GERSTEL</strong> nicht<br />

nur Feinmechaniker und Kaufleute ausbilde, sondern<br />

dies auch in einem überaus interessanten, wissenschaftlich<br />

und technisch anspruchsvollen Umfeld<br />

leiste, fasste der chinesische Dolmetscher die einhellige<br />

Meinung der Teilnehmer zusammen.<br />

<strong>Gerstel</strong>-Fortbildung<br />

<strong>GERSTEL</strong> stellt auch im kommenden Jahr wieder<br />

ein umfangreiches Programmangebot an Fortbildungskursen<br />

im Bereich der GC(GC/MS)- und<br />

LC(LC/MS)-Analyse auf die Beine. Eine Themenund<br />

Terminübersicht finden Sie im Internet unter<br />

www.gerstel.de<br />

Aufschlussreiche Begegnung: Eine Delegation chinesischer Pädagogen, darunter Professoren und Berufsschullehrer, besuchte <strong>GERSTEL</strong>, initiiert von der Zentralstelle für die<br />

Weiterbildung im Handwerk in Düsseldorf. Den Fragen stellten sich neben der Geschäftsführung auch der Ausbildungsleiter sowie die Auszubildenden des Unternehmens.<br />

24 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Aroma- und Geschmacksstoffanalyse<br />

Zauberhafte Vanille<br />

Es gibt nicht eine Vanille, sondern viele Sorten. Deren charakteristisches<br />

Geschmacksmuster wird nicht allein durch Vanillin, den Hauptaromastoff der<br />

Vanille, geprägt, sondern durch eine Komposition zahlreicher Verbindungen.<br />

Zu deren Aufklärung und Identifizierung sowie zur Qualitätssicherung und<br />

Herkunftsbestimmung von Vanilleschoten und Vanilleextrakten leisten<br />

Headspace-Techniken und die Thermodesorption einen wichtigen Beitrag.<br />

Der nachfolgende Beitrag wirft einen Blick auf einen interessanten Ansatz<br />

zur Analyse von Vanilleschoten und Vanilleextrakten.<br />

Text: G. Deußing; Abbildungen: istockphoto, fotolia, S. J. Toth<br />

Gebäck gehört in die Vorweihnachtszeit wie der<br />

Adventskranz oder Kerzenglanz. Allein der Duft<br />

feinen Backwerks weckt in vielen Menschen schönste<br />

Erinnerungen an daheim, etwa an die beschürzte Mutter,<br />

die Berge von Teig durch den mit einem Spritzgebäckvorsatz<br />

aus Eisenguss bewehrten Fleischwolf<br />

drehte und sternförmige Teigrohlinge herauspresste,<br />

die sie auf gefettete Backbleche legte, um sie alsdann<br />

im vorgeheizten Backofen goldgelb abzubacken. Was<br />

für ein wundervoller Anblick hinterher: Schüsseln<br />

und Blechdosen, gefüllt mit stern-, streifen- oder<br />

halbmondförmigen Plätzchen. Und in der Luft: ein<br />

würziger Duft von Zimt und Vanille.<br />

Kaum ein Gewürz wird so häufig zur Aromatisierung<br />

eingesetzt wie Vanille – nicht nur zur Weihnachtszeit<br />

und auch nicht nur in Lebensmitteln. Vanillearoma<br />

findet ebenso Anwendung bei der Herstellung<br />

von Parfüms, Kosmetika und Arzneien. Der<br />

Vanille wird nachgesagt, sie beruhige den Geist und<br />

belebe den Körper. Man setzt das Gewürz in der Aromatherapie<br />

ein; inhaliert wirkt es entspannend und<br />

belebend auf den Körper, heißt es. <strong>Aktuell</strong>e Forschungsergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass Vanillin,<br />

der Hauptbestandteil des Vanillegewürzes, auch eine<br />

krebshemmende Wirkung haben könnte. Nicht ohne<br />

Grund, möchte man meinen, sahen schon die Azteken<br />

in der Vanille einen geradezu göttlichen Nektar.<br />

Heute zählt Vanillin zu den wichtigsten und<br />

beliebtesten Aromastoffen der Welt, weil es sich kostengünstig,<br />

etwa aus Rückständen der Papierherstellung,<br />

gewinnen lässt. Hingegen ist die Vanille selbst<br />

mit rund 80.000 US-Dollar pro Tonne [1] horrend<br />

teuer und deckt nur einen Bruchteil des aktuellen<br />

Aromabedarfs. Bei diesem Preis steht außer Frage,<br />

die Güte der Ware mit Argusaugen zu überwachen:<br />

Im Fokus stehen vor allem Geschmack und Aroma,<br />

Authentizität und Herkunft und ebenso die Frage, ob<br />

Verfälschungen, Kontaminationen oder Qualitätsmängel<br />

vorliegen. Das zu überprüfen, liegt im Interesse<br />

der Endverbraucher, insbesondere aber der verarbeitenden<br />

Betriebe, die Vanille in ihrer Produktion<br />

einsetzen. Den erforderlichen Erkenntnisgewinn bietet<br />

einzig die instrumentelle Analytik.<br />

Allerdings erweist sich die Untersuchung von<br />

Vanille als Herausforderung: Mit einer einzigen<br />

Methode jedenfalls lasse sich Vanille nicht vollständig<br />

charakterisieren, weiß Stephen J. Toth. Zu komplex<br />

sei die Chemie der Vanille. Im Rahmen seiner<br />

Dissertation „<strong>Co</strong>mparison and integration of analytical<br />

methods for the characterization of vanilla chemistry“<br />

[1] an der State University of New Jersey, USA,<br />

hat sich der Wissenschaftler damit beschäftigt, einen<br />

integrierten analytischen Ansatz zu finden, um ganze<br />

fermentierte Vanilleschoten und Vanilleextrakte auf<br />

ihre flüchtigen und schwerflüchtigen Bestandteile zu<br />

analysieren. Die Lösung lag, so seine Schlussfolgerung,<br />

in der Kombination von Flüssig- und Gaschromatographie,<br />

wobei Toth vor allem den verschiedenen<br />

Headspace-Techniken und der Thermodesorption<br />

eine große Bedeutung beimisst.<br />

Analyse der<br />

Vanillebestandteile<br />

Zwecks Bestimmung schwerflüchtiger Vanillebestandteile<br />

wie Vanillin, 4-Hydroxybenzaldehyd, Vanillinsäure<br />

und 4-Hydroxybenzoesäure, lässt sich die<br />

HPLC einsetzen. Stephen J. Toth weist in seiner Dissertation<br />

auf eine Vielzahl in der Literatur beschriebener<br />

HPLC-Methoden hin (vornehmlich eingesetzt<br />

zur Analyse von Vanilleextrakten), die ihm eine Orientierung<br />

bei der Methodenentwicklung boten. Die<br />

Leistung des von Toth verwendeten Standard-HPLC-<br />

Systems ließe sich deutlich steigern, insbesondere<br />

vermittels des Einsatzes von UPLC-Säulen, also kurzen<br />

Säulen mit geringer Partikelgröße. Letztlich habe<br />

er, Toth, eine um das Siebenfache schnellere Trennung<br />

als zu Beginn der Messreihe erreichen können.<br />

Die ursprüngliche HPLC-Analysezeit für Vanillin<br />

und einige verwandte phenolische Komponenten sei<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 25


Wissenswertes über Vanille<br />

Die Vanille zählt zu den Orchideen, ist aber<br />

die einzige ihrer Art, die eine kommerziell<br />

verwertbare Frucht hervorbringt. Beheimatet<br />

ist sie in tropischen Gefilden. Ursprünglich<br />

stammt sie aus Mexiko, wird heute jedoch<br />

vorwiegend in Indonesien und auf Madagaskar<br />

angebaut. Mehr als 100 verschiedene<br />

Vanillespezies unterscheidet man, von kommerzieller<br />

Bedeutung sind indes nur zwei:<br />

Vanilla planifolia und Vanilla tahitensis.<br />

Deren grüne, geruchlose, bittere Vanilleschoten<br />

werden im Laufe eines etwa fünfmonatigen<br />

aufwendigen Fermentierungsprozesses<br />

in dunkelbraune, aromatische, schmackhafte<br />

Schoten umgewandelt. Unter anderem bildet<br />

sich im Verlauf der Fermentierung infolge<br />

der Hydrolyse von Glucovanillin das Vanillin.<br />

Die Prozessführung kann das Aromaprofil,<br />

den Geschmack und die Gesamtqualität<br />

der Schoten maßgeblich beeinflussen. In<br />

den Handel gelangt die fermentierte Vanille<br />

auf zwei Arten: Zum einen als Extrakt (extraction<br />

grade) in alkoholischer Lösung, zum<br />

anderen unverarbeitet (gourmet grade).<br />

Eine Vanilleschote von hoher Qualität hat<br />

ein angenehmes Aroma und einen angenehmen<br />

Geschmack, einen Feuchtegehalt von<br />

18 bis 25 Prozent, eine dunkle, schokoladige<br />

Färbung. Die Oberfläche ist ölig und frei<br />

von Defekten und Schimmel. Der Vanillingehalt<br />

liegt bei > 2 Prozent; er ist zwar wichtig,<br />

nicht aber der einzig entscheidende Qualitätsfaktor:<br />

Viele Vanillearten besitzen trotz<br />

einer geringen Vanillinkonzentration einen<br />

sehr guten Gesamtgeschmack, was schlussfolgern<br />

lässt, dass auch andere Inhaltsstoffe<br />

maßgeblich an der Geschmacksbildung beteiligt<br />

sind. [1]<br />

TDU<br />

KAS<br />

von 13,45 auf 1,86 Minuten verkürzt<br />

worden. Obendrein habe<br />

sich der Verbrauch von Acetonitril<br />

um rund zwei Drittel reduzieren<br />

lassen.<br />

Ungeachtet dieses Erfolges<br />

eigne sich die HPLC nur<br />

in begrenztem Maß dazu, die<br />

Gesamtheit der flüchtigen<br />

Verbindungen in der Vanille,<br />

geschweige denn bislang unbekannte<br />

Aromakomponenten zu<br />

identifizieren, meint Toth. Wie die Praxis zeige,<br />

tauge hierfür aber die Gaschromatographie in Verbindung<br />

mit Headspace-Techniken und der massenselektiven<br />

Detektion. Um einen Überblick zu<br />

erhalten, womit sich die besten Resultate erzielen<br />

lassen, verglich der Wissenschaftler folgende<br />

Techniken miteinander: die Solid Phase Micro Extraction<br />

(SPME), die Headspace Sorptive Extraction<br />

(HSSE) unter Einsatz des <strong>GERSTEL</strong>-PDMS-<br />

Twisters und die dynamische Headspace-Technik.<br />

Zudem erfolgte eine direkte thermische Desorption<br />

(DTD) tiefgekühlt gemahlener Vanilleschoten.<br />

Untersucht wurde u. a. die aromatische Zusammensetzung<br />

zweier Bourbon-Vanilleschoten, wobei es<br />

sich um eine einwandfreie („gute“) Schote handelte<br />

sowie um ein vom Handel abgelehntes Mängelexemplar<br />

(„schlechte“ Schote), das einen alkoholischen<br />

Fremdgeruch aufwies; der Verdacht ging<br />

in Richtung eines bakteriellen Abbaus u. a. von<br />

Vanillin zu Guajacol unter anaeroben Bedingungen.<br />

Solid Phase Micro Extraction<br />

(SPME)<br />

Mehrfach wurde in der Literatur über die Analyse<br />

von Vanilleextrakten mittels SPME berichtet, insbesondere<br />

von polaren Komponenten aus alkoholischer<br />

Matrix, schreibt Toth. Dank zahlreicher<br />

verfügbarer SPME-Extraktionsphasen, der einfachen<br />

Automatisierung und der schnellen Thermodesorption<br />

der angereicherten Analyten habe sich<br />

die SPME in den Experimenten als selektiv und<br />

praktisch bei der Extraktion flüchtiger Verbindungen<br />

aus dem Headspace erwiesen. Von Nachteil sei<br />

indes die geringe Phasenmenge (0,5 µL) gewesen.<br />

Entsprechend erweise sich die SPME zwar als<br />

praktisch und vielseitig, jedoch begrenzt in ihrer<br />

Split<br />

Split<br />

Split<br />

TDU-Liner<br />

Twister<br />

Liner-in-<br />

Liner-Prinzip<br />

KAS-Liner<br />

GC-Säule<br />

Thermodesorption des Twisters in der TDU, dann Cryofokussierung<br />

der Analyten im KAS mit anschließender temperaturprogrammierter<br />

Überführung auf die GC-Säule.<br />

Sorptionskapazität und damit der Sensitivität. Dessen<br />

ungeachtet wurden mittels SPME aus Vanille<br />

35 Verbindungen extrahiert, darunter auch Schadstoffe<br />

aus Verpackungsmaterialien sowie acht bislang<br />

noch nicht identifizierte Komponenten.<br />

Headspace Sorptive Extraction<br />

(HSSE)<br />

Die HSSE ist eine Weiterentwicklung der Stir Bar<br />

Sorptive Extraction (SBSE), die sich bereits vielfach<br />

bei der Bestimmung u. a. von Aromen bewährt<br />

hat [2], und basiert auf dem Einsatz des GERS-<br />

TEL-Twisters in der Funktion als Passivsammler:<br />

Bei der SBSE extrahiert der Twister die Analyten,<br />

während er die Probe durchmischt. Bei der HSSE<br />

wird der Twister im Dampfraum über der Probe<br />

im Vial positioniert; die Extraktion der Analyten<br />

erfolgt also aus dem Headspace. Sobald sich<br />

ein stabiles Gleichgewicht der Analyten zwischen<br />

Sorptionsphase und dem Headspace beziehungsweise<br />

der Probe eingestellt hat, wird der Twister<br />

entnommen. Die thermische Desorption und Überführung<br />

der Analyten auf den GC erfolgt (wie bei der<br />

SBSE) mittels der <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorption-<br />

Unit (TDU) automatisiert mit dem <strong>GERSTEL</strong>-<br />

MultiPurposeSampler (MPS). Aufgrund ihres<br />

gegenüber der SPME (0,5 µL) signifikant größeren<br />

Phasenvolumens (PDMS-Twister: 125 µL) erweist<br />

sich die HSSE als besonders sensitiv für mittel- bis<br />

unpolare Verbindungen im Spurenbereich; inzwischen<br />

ist ein Ethylenglycol-Silikon-Twister verfügbar,<br />

der für die Extraktion unpolarer und bestimmter<br />

polarer Verbindungen ausgelegt ist. Insgesamt<br />

wurden 19 Verbindungen identifiziert, darunter vier<br />

neue, die im Zuge der Vanilleanalyse bislang noch<br />

nicht bestimmt und dokumentiert worden waren.<br />

26 <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013


Dynamische Headspace-Technik<br />

(DHS)<br />

Mithilfe eines Trägergases, das durch den Headspace<br />

der Probe geleitet wird, werden die Analyten<br />

auf einem nachgeschalteten geeigneten Trägermaterial<br />

angereichert (im vorliegenden Fall<br />

handelte es sich um Tenax TA). Im Gegensatz zu<br />

SPME und HSSE zeigte Tenax TA keine spezifische<br />

Affinität für bestimmte Verbindungsklassen, sondern<br />

reicherte Analyten über einen etwas weiteren<br />

Polaritätsbereich an. Schwierigkeiten hätten<br />

allerdings solche mit drei oder weniger Kohlenstoffatomen<br />

bereitet, schreibt Toth. Insgesamt habe<br />

er in der hochwertigen Vanille mittels der DHS 24<br />

Verbindungen identifiziert, darunter zehn bislang<br />

noch nicht in Vanille gefundene Komponenten.<br />

Direkte Thermische Desorption<br />

(DTD)<br />

Die Probe wurde in einem geeigneten inerten Glasröhrchen<br />

(Liner) zwischen zwei Pfropfen aus Glaswolle<br />

gegeben und in der ThermalDesorptionUnit<br />

(TDU) über eine Temperaturrampe (30 °C – 60 °C/<br />

min – 275 °C) thermisch extrahiert. Die Analyten<br />

wurden im KaltAufgabeSystem (KAS) des verwendeten<br />

Agilent GC 6890 cryofokussiert und anschließend<br />

temperaturprogrammiert auf die GC-Säule überführt.<br />

In der untersuchten „guten“ wie „schlechten“ Vanilleschote<br />

identifizierte Toth mittels der DTD-TDU-<br />

GC/MS-Methode jeweils 74 Verbindungen (weitere<br />

Analysen förderten 30 bislang nicht in Vanilleschoten<br />

gefundene Verbindungen zutage). Bemerkenswert<br />

sei die unterschiedliche Vanillinkonzentration<br />

gewesen: In der „guten“ Vanilleschote lag sie bei 1,2<br />

Prozent, in der „schlechten“ nur bei 0,1 Prozent.<br />

In der vom Handel akzeptierten Vanilleschote<br />

fand Toth hohe Konzentrationen an Essigsäure,<br />

2-Methoxyphenol, Hydroxydihydromaltol, 5-(Hydroxymethyl)furan-2-carbaldehyd,<br />

4-Hydroxybenzaldehyd,<br />

Vanillin, Hexadecansäure und 1-Octadecanol.<br />

„Die in der Analyse identifizierten Verbindungen<br />

für diese Bourbon-Vanilleschote stimmen<br />

mit vorherigen Daten, die in der Literatur dokumentiert<br />

wurden, überein“, schreibt Toth. Zum ersten<br />

Mal in Vanilleschoten nachweisen konnte er<br />

unter anderem Aceton, 2-Methylpropanal, 3-Hydroxy-3-penten-2-on,<br />

2(5H)-Furanon, 2-Hydroxy-<br />

2-cyclopenten-1-on, 4-Hydroxy-5-methyl-3(2H)-<br />

furanon, 2-Furancarboxylsäure, Lilialsäure,<br />

4-(4-Hydroxyphenyl)-3-buten-2-on, 4-(4-Hydroxy-3-methoxyphenyl)-3-buten-2-on<br />

(E), zwei<br />

Isomere von Vanillinglycerylacetal, 1-Octadecanol,<br />

Ethylheptadecanoat, Ethyloctadecanoat, z-12-Pentacosen<br />

und z-14-Nonacosen. In der „schlechten“<br />

Schote bestimmte Toth u. a. hohe Konzentrationen<br />

an 2-Methoxyphenol, 2-Methoxy-4-methylphenol,<br />

Hexadecansäure und 1-Octadecanol.<br />

Zu den größten Unterschieden zwischen der<br />

„guten“ und „schlechten“ Bourbon-Vanilleschote,<br />

die durch die DTD-TDU-GC/MS-Analyse aufgedeckt<br />

wurden, zähle der Verlust von Vanillin, die Erhöhung<br />

von 2-Methoxy-4-methylphenol und 2-Methoxyphenol<br />

sowie der Verlust von Hydroxydihydromaltol<br />

und Hydroxymethylfurfural, schreibt Toth. Fuselalkohole<br />

konnten im Gegensatz zu den SPME-, HSSEund<br />

DHS-Experimenten mit der DTD-TDU-GC/MS-<br />

Technik nicht nachgewiesen werden. Dass in der<br />

vom Handel abgelehnten Vanilleschote unterschiedliche<br />

Mengen an Fuselalkoholen nachgewiesen wurden<br />

(der Nachweis an sich bestärkt die anfängliche<br />

Theorie eines bakteriellen Abbaus), mache die<br />

unterschiedlichen Stärken jeder einzelnen Headspace-Technik<br />

deutlich. Während jede einzelne<br />

ihre Schwächen haben mag, ermöglicht ihre Kombination,<br />

das Gesamtbild der Inhaltsstoffe einer<br />

Aromaprobe vollends rund zu machen. Als günstig<br />

erweist es sich für den Anwender, wenn er auf alle<br />

Headspace-Techniken, sprich: SPME, HSSE, dynamische<br />

Headspace (DHS) und die direkte thermische<br />

Desorption (DTD) zurückgreifen kann. Realisieren<br />

lassen sie sich jedenfalls auf einem automatisierten<br />

Komplettsystem von <strong>GERSTEL</strong>.<br />

Quellen<br />

Total-Ion-Chromatogramm einer tahitianischen Vanille mittels DTD-TDU-GC/MS. Gefunden wurden folgende<br />

Komponenten: 2-(5H)-Furanon, 2-Hydroxy-2-cyclopenten-1-on, 2-Acetyl-2-hydroxy-gamma-butyrolacton,<br />

3,5-Dihydroxy-2-methylpyran-4-on, 3-Phenyl-2-propensäure, 4-Hydroxy-2-methoxyzimtaldehyd, 4-(4-Hydroxy-<br />

3-methoxyphenyl)-3-buten-2-on (E), 2 Isomere von 2-(4-Hydroxy-3-methoxyphenyl)-1,3-dioxan-5-ol, Kauren<br />

und z-12-Pentacosen.<br />

[1] Stephen J. Toth: <strong>Co</strong>mparison and integration of<br />

analytical methods for the characterization of<br />

vanilla chemistry. Proquest, Umi Dissertation<br />

Publishing 2012<br />

[2] Flavor, Fragrance, and Odoor Analysis, 2. Ausgabe,<br />

CRC Press, Taylor & Francis Group 2012<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2013 27


Zauberhafte Vani le<br />

Ein Ansat zur Analyse von<br />

Vani leschoten und -extrakten<br />

auf der Spur<br />

Achtung, Weichmacher!<br />

Schädliche Weichmacher<br />

sicher und sensitiv in Kinderspielzeug<br />

bestimmen<br />

e fizient und sicher ermi teln<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> • Postfach 10 06 26 • 45406 Mülheim an der Ruhr<br />

Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt<br />

45<strong>47</strong>3 Mülheim<br />

Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe<br />

Im Internet<br />

THEMENSCHWERPUNKT<br />

MATERIALANALYSE<br />

www.gerstel.de<br />

Kundenzeitschrift der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> · Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 · 45<strong>47</strong>3 Mülheim an der Ruhr · Telefon +49 208 - 7 65 03-0 · gerstel@gerstel.de<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>47</strong> Dezember 2013<br />

ISSN 1618 5900<br />

<strong>GERSTEL</strong> hat einen Weg gefunden, wie Anwender ein Maximum<br />

an Informationen aus einer Materialprobe herausholen können –<br />

ohne das GC/MS-System extra auf- oder umzurüsten. Als Lösung<br />

entwickelten die <strong>GERSTEL</strong>-Experten ein spezielles Pyrolyse-Modul<br />

(<strong>GERSTEL</strong>-Pyro), das sich im Handumdrehen in die <strong>GERSTEL</strong>-<br />

ThermalDesorptionUnit (TDU) einführen lässt. Die Kombination<br />

von Thermodesorption und Pyrolyse und das zugrundeliegende<br />

modulare Konzept eröffent neue Einblicke und Möglichkeiten in<br />

der Materialanalyse.<br />

<strong>GERSTEL</strong> auf der analytica 2014<br />

Wir sehen uns: Stand 323, Halle A1,<br />

1. - 4. April 2014 in München!<br />

<strong>GERSTEL</strong> online: Hinweise zu<br />

Produkten, Terminen, Veranstaltungen<br />

und Applikationen sowie weitreichende<br />

Informationen über das Unternehmen<br />

und seine kundenorientierten Lösungen<br />

finden Sie im Internet unter www.gerstel.<br />

de. Dort finden Sie u. a. auch die vorliegende<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> <strong>47</strong> sowie die<br />

PDF-Dateien vieler weiterer Schriften des<br />

Unternehmens zum Herunterladen.<br />

Atmosphärenforschung<br />

Sollten Sie<br />

Fragen zu<br />

einem der<br />

Beiträge<br />

in dieser<br />

<strong>47</strong>. Ausgabe<br />

der „<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“ haben<br />

oder ergänzende Informationen<br />

wünschen, freuen wir uns auf<br />

Ihre E-Mail an aktuell@gerstel.de.<br />

Umfangreiches Informationsmaterial<br />

über die Produkte und Systemlösungen<br />

des Unternehmens<br />

finden Sie wie gewohnt im Internet<br />

unter www.gerstel.de.<br />

Miefige Table ten – nein danke!<br />

Geruchsverursacher in Pharmazeutika<br />

Vorsicht, Fettnäpfchen!<br />

Deklarationspflichtige Fe t-<br />

anteile in Lebensmi teln<br />

Impressum<br />

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Herausgeber<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1<br />

45<strong>47</strong>3 Mülheim an der Ruhr<br />

Text und Redaktion<br />

Redaktionsbüro GDeußing<br />

Guido Deußing<br />

Uhlandstraße 16,<br />

41464 Neuss<br />

www@pressetextkom.de<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Eike Kleine-Benne<br />

eike_kleine-benne@gerstel.de<br />

Dr. Oliver Lerch<br />

oliver_lerch@gerstel.de<br />

Dr. Malte Reimold<br />

malte_reimold@gerstel.de<br />

Leserservice<br />

Andrea Hamm<br />

aktuell@gerstel.de<br />

Grafische Umsetzung<br />

Paura Design <strong>GmbH</strong><br />

www.paura.de<br />

ISSN 1618-5900 · 12/ 2013<br />

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