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Diabetes mellitus

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Vorlesung Grundlagen und Biochemie der Ernährung<br />

SS 2013<br />

Junprof. Melanie Esselen<br />

Grundlagen und Biochemie der Ernährung<br />

-Ernährungs-assoziierte Krankheiten-


Nachtrag Kupfer<br />

• Bedarf: 1 – 1,5 mg/ Tag<br />

• tolerierbare obere Aufnahmemenge (UL): 5 mg/Tag (Erwachsene) (SCF, 2006)<br />

• NOAEL (akute Toxizität) 27 µg/kg KG/Tag<br />

• tödliche orale Dosis 200 mg/kg Körpergewicht (WHO 1993)<br />

• NOAEL (chronische Toxizität, Mensch) 142 µg/kg KG/Tag entspricht 10 mg/ Tag bei einer<br />

70 kg schweren Person Effekte bei chronischer Überversorgung: gastrointestinale<br />

Störungen (15-75 mg/Tag) ( US Food and Nutrition Board, FNB, 2001)


Lebensmittelassoziierte Krankheiten<br />

• Ateriosklerose<br />

‣ Definitionen<br />

‣ Entstehung<br />

‣ Koronare Herzkrankheiten<br />

‣ Risikofaktoren<br />

‣ Diätische Beeinflussung<br />

• <strong>Diabetes</strong> <strong>mellitus</strong><br />

‣ Typ I <strong>Diabetes</strong><br />

‣ Typ II <strong>Diabetes</strong><br />

‣ Ernährungstherapie<br />

• Krebs<br />

‣ Dickdarmkarzinom


Anteil ausgewählter Todesursachen 2011<br />

– Deutschland –


Definitionen<br />

• Arteriosklerose: umgangssprachliche Bezeichnung Arterienver-kalkung;<br />

wichtigste und häufigste krankhafte Veränderung der Arterien mit Verhärtung,<br />

Verdickung, Elastizitätsverlust und Einengung<br />

• Atherosklerose: Synonym zu Arteriosklerose mit Betonung der<br />

histopathologischen Veränderungen (engl. Atheroma =„mit Schleim gefüllter<br />

Beutel“, sclerotic=„verhärtet“)<br />

• Prozess der Arterioskleroseentwicklung: Atherogenese


Prinzipieller Aufbau der Gefäßwand<br />

Aufgaben des Endothels<br />

• Bildung einer Permeabilitätsbarriere<br />

• Bildung einer antithrombogenen und antiadhäsiven Oberfläche<br />

• Regulation des Gefäßtonus<br />

• Produktion von Proteoglukanen und Kollagenen Aufbau der extrazellulären<br />

Matrix und der Basalmembran


Hypothesen zur Atherogenese<br />

• „Response-to-Injury“-Hypothese (Verletzungstheorie)<br />

‣ Beeinträchtigung der Endothelzellen der Intima<br />

‣ Wiederholte oder kontinuierliche Schädigung durch chemische, mechanische,<br />

immunologische, toxische oder infektiöse Ereignisse<br />

‣ geschädigten Zellen induzieren eine Entzündungsreaktion<br />

‣ Bildung / Bindung von Adhäsionsmolekülen auf der Endotheloberfläche<br />

‣ Adhäsionsmoleküle binden Monozyten und T-Lymphozyten<br />

• Lipidinfiltrationstheorie<br />

‣ Erhöhte Cholesterinkonzentration im Blut assoziiert mit dem Risiko der Entwicklung<br />

einer Arteriosklerose<br />

• Lysosomale Hypothese<br />

‣ erhöhte Speicherung von Cholesterinestern in der glatten Muskelzelle der Arterien wird<br />

assoziiert mit der verminderten Aktivität der lysosomalen Cholesterinesterhydrolase


Entstehung I<br />

• Voraussetzung: „Schädigung der<br />

Endothelzellschicht der Intima“<br />

• Monozyten Makrophagen<br />

‣ Nehmen über den Scavenger-<br />

Rezeptor LDL auf<br />

‣ degenerieren zu LDL-haltigen<br />

Schaumzellen<br />

• Makrophagen und T-Lymphozyten<br />

‣ Freisetzung entzündungsfördernder<br />

Botenstoffe<br />

‣ Auslösung der Bildung von<br />

Adhäsionsmolekülen<br />

‣ Vermehrtes Eindringen von<br />

Monozyten, T-Lymphozyten &<br />

LDL


Exkurs „NO“<br />

• Untersuchungen zu den Mechanismen der Blutgefäßkontraktion (Robert<br />

Furchgott 1980iger Jahre) EDRF („endothelium derilved relaxing factor“),<br />

‣ entspannt benachbarte Gefäßmuskulatur<br />

‣ stimuliert die Bildung des Botenstoffs cGMP<br />

‣ Aktivität von EDRF basiert auf die Bindung von NO


Entstehung II<br />

• Entzündungsvorgänge und<br />

Entwicklung eines Atheroms<br />

‣ Schaumzellen & Muskelzellen<br />

der Media nekrotischer<br />

Kern<br />

• Nachbarzellen erzeugen<br />

Kollagen<br />

‣ Bildung eines Bindegewebes<br />

zum Blutgefäß hin<br />

• Freisetzung Eiweiß-spaltender<br />

Enzyme durch Makrophagen<br />

‣ Auflösung der „Plaque“<br />

• Kontakt Blut und Athernom <br />

Thrombus


Zeitverlauf<br />

1. Phase: Arteriosklerotischen<br />

Frühveränderungen<br />

‣ meist Jahrzehnte<br />

2. Phase: arteriosklerotischen Gefäßverengung<br />

‣ meist Jahre<br />

3. Phase: Gefäßverschlüsse<br />

‣ Minuten


Risikofaktoren der Atherosklerose<br />

• Nicht beeinflussbare Faktoren<br />

‣ Erbliche Vorbelastung<br />

‣ Geschlecht: Männer tragen ein höheres<br />

Risiko (hormonbedingt) als Frauen<br />

‣ Alter: natürliche degenerative Prozesse<br />

im Körper<br />

• Beeinflussbare Faktoren<br />

‣ Rauchen<br />

‣ Stress<br />

‣ Mangelnde Bewegung<br />

‣ Adipositas<br />

‣ Hoher Blutdruck<br />

‣ Hohe Cholesterinwerte<br />

‣ <strong>Diabetes</strong> <strong>mellitus</strong> Typ II


<strong>Diabetes</strong> <strong>mellitus</strong>- Zahlen und Fakten<br />

<strong>Diabetes</strong> <strong>mellitus</strong> ist der Sammelbegriff für heterogene Störungen des<br />

Stoffwechsels, deren Leitbefund die chronische Hyperglykämie ist. Ursache<br />

ist entweder eine gestörte Insulinsekretion oder eine gestörte Insulinwirkung<br />

oder auch beides.<br />

• Erkrankt etwa 6 Millionen Bundesbürger (ca. 1-2 Millionen nicht diagnostiziert)<br />

‣ ca. 10% sind Typ 1-Diabetiker<br />

‣ ca. 90% leiden an Typ 2-<strong>Diabetes</strong><br />

• Kosten ca. 22 Mrd. €, davon 6,6 Mrd. €<br />

für Frühruhestand/Arbeitsunfähigkeit


<strong>Diabetes</strong> <strong>mellitus</strong> -Zahlen und Fakten<br />

Prävalenz abhängig von:<br />

• Alter<br />

• Bildungsstatus<br />

• Region<br />

RKI, 03/2011, Zahlen und Trends aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes


Typ 1 <strong>Diabetes</strong> „insulin-dependent diabetes <strong>mellitus</strong>“<br />

• Autoimmunkrankheit<br />

(autoreaktive T-Lymphozyten)<br />

‣ Zerstörung der β-Zellen<br />

des Pankreas<br />

‣ absolute Insulindefizit<br />

• Chronische Krankheit bei Kindern ‚Juvenile <strong>Diabetes</strong>‘ (D: Prävalenz<br />

18/100.000 Einwohner; Spitzenreiter Finnland 57 (2010))<br />

• Neuerkrankung auch im Erwachsenenalter möglich


Typ 1-<strong>Diabetes</strong><br />

-Klassifikation und Ätiologie-<br />

• manifestiert sich in meist plötzlich auftretenden Symptomen<br />

‣ starker Durst, vermehrtes Trinken und Wasserlassen, Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme und<br />

Heißhunger<br />

• ist gekennzeichnet durch<br />

‣ Insulinmangel, extrem hohe Blutglukosewerte (Hyperglykämie) lebenslange Abhängigkeit von<br />

täglichen Insulininjektionen<br />

• Heutige Klassifikation anhand der Ätiologie (veraltet: Manifestationsalter oder<br />

„Insulinbedürftigkeit“)<br />

• Genetische Autoimmunerkrankung<br />

‣ exogene Faktoren (Umwelt- & Ernährungsfaktoren, Viren?) lösen autoimmunologischen Prozess<br />

aus<br />

• zum Zeitpunkt der Manifestation besteht bei ausbleibender Behandlung<br />

Lebensbedrohung<br />

• Wichtigstes Therapieziel: weitgehende Normalisierung des Blutglukosespiegels: zwischen<br />

80 und 120 mg/dl


<strong>Diabetes</strong>-spezifische Antikörper<br />

Alter häufigsten Antikörperproduktion gegen die Insulin produzierenden<br />

Betazellen: 9 Mon -2 Jahre<br />

hohes Risiko für Typ-1-<strong>Diabetes</strong>: < 10 Jahre<br />

[Ziegler et al. (2012), Age-related islet autoantibody incidence in offspring of patients with type 1 diabetes, Diabetologia]


Mio<br />

Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

• 285 Millionen erkrankte weltweit (~250 Mio)<br />

• Insulinresistenz und im weiteren Verlauf <br />

Unfähigkeit des Organismus, genug Insulin zu<br />

produzieren, um die Resistenz zu überwinden<br />

‣ Glukosespiegel (Hyperglykämie)<br />

‣ Hyperinsulinismus<br />

IDF <strong>Diabetes</strong> Atlas 4th<br />

edition, 2009<br />

• Zunächst keine akuten Beschwerden, oft geht eine langjährige Störung des<br />

Glukosestoffwechsels voraus<br />

• Wichtigstes Therapieziel: Vermeidung und Verzögerung von Folgeerkrankungen


Einfluss von Lebensstil und Umweltfaktoren<br />

• Gewicht und körperliche Aktivität Hauptrisikofaktoren<br />

‣ Gewichtszunahme in jüngeren Jahren (25 – 40 Jahre, EPIC Studie)<br />

‣ <strong>Diabetes</strong> und Übergewicht treten oft in Kombination mit Bluthochdruck und<br />

veränderten Blutfettwerten auf Metabolisches Syndrom<br />

• Ernährungsgewohnheiten<br />

‣ Nahrung mit hohem glykämischen Index<br />

‣ Gesamtfett- und Kohlenhydrataufnahme und Fettqualität<br />

‣ Alkohol- , Fleisch- und Kaffeekonsum<br />

• Rauchen und Schlafstörungen<br />

• Genetische Prädisposition<br />

‣ PPAR : Proliferation von Adipozyten (Pro 12 Ala Polymorphismus)


Genes, Diet and Type 2 <strong>Diabetes</strong> Mellitus: A Review<br />

Dedoussis et al., Rev Diabet Stud. 2007, 4, 13–24<br />

• Calpain-10 (CAPN10): Cysteinprotease beeinflusst<br />

die Insulinsensitivität und Insulinsekretion<br />

• Kir6.2: ATP-sensitiver Kaliumkanal der β-Zelle<br />

Regulation der Insulinsekretion<br />

• TCF7L2 Veränderung in der Funktion dieses<br />

Transkriptionsfaktors führt zum Verlust der Effizienz<br />

von Betazellen und einer verminderten<br />

Insulinsensitivität<br />

• Weitere Gene:<br />

‣ Zytokine wie TNF, IL-6<br />

‣ EIF4A2 (eukaryotic translation initiation factor 4α2): RNA-<br />

Helicase<br />

‣ Hepatocyte nuclear factor (HNF)-4α<br />

‣ Proteintyrosinphosphatase-1B (PTP1B, Gen PTPN1)


Risikoermittlung und Prävention<br />

• Deutschland: Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Risiko-Test (Dife, http://drs.dife.de )<br />

basierend auf der EPIC-Studie<br />

• Notwendige Angaben<br />

‣ Alter<br />

‣ anthropometrische Merkmale (Taillenumfang, BMI),<br />

‣ Lebensstil (Rauchverhalten, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität)<br />

‣ Ernährung (Konsum von Fleisch, Vollkornbrot und Kaffee)<br />

‣ Bluthochdrucks<br />

• Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft: Glukosetoleranztest ab 45 Jahren<br />

• Senkung des <strong>Diabetes</strong>risiko um 60 Prozent:<br />

‣ Gewichtsreduktion um fünf Prozent<br />

‣ Vier Stunden pro Woche körperliche Aktivität<br />

‣ Aufnahme von 15 g Ballaststoffe pro 1000 Kcal<br />

‣ Reduktion der Fettzufuhr auf maximal 30 Prozent der täglichen Energieaufnahme<br />

‣ Begrenzung der Aufnahme von gesättigten Fettsäuren auf zehn Prozent der<br />

täglichen Kalorienzufuhr


Gestationsdiabetes<br />

• Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) ist definiert als eine KH-<br />

Stoffwechselstörung, welche erstmals in einer Schwangerschaft auftritt bzw.<br />

diagnostiziert wird.<br />

• D: 4% aller Schwangerschaften<br />

• Risikofaktoren<br />

‣ Alter (> 30 Jahre)<br />

‣ Übergewicht<br />

‣ Familiäre <strong>Diabetes</strong><br />

‣ Eigene Geburtsgewicht oder Geburtsgewicht Geschwisterkind > 4000 g<br />

‣ wiederholten Fehlgeburten<br />

• Krankheitszeichen: Zunahme der Fruchtwassermenge und abnormes<br />

Größenwachstum des Kindes<br />

• Therapie: Ernährungsumstellung, Insulintherapie


Krebsinzidenz


Krebsursachen<br />

Leberkrebs (Hepatitis B und C Viren), Gebärmutterhalskrebs<br />

(Papilloma-Viren), Lymphome (Epstein-<br />

Barr-Virus), Magenkrebs (Helicobacter pylori)


Kolonkarzinogense<br />

• Unterscheidung in vererbbare und sporadische Formen<br />

(~ 85 %)<br />

‣ Vererbbar (~10 %): Familiäre Adenomatöse Poliposis<br />

(FAP), nicht-polipöse kolorektale Krebssyndrom (HNPCC)<br />

‣ Verursacht durch chronisch entzündliche<br />

Darmerkrankungen &<br />

Enzympolymorphismen (~ 5 %)<br />

• „Western Style Diet“<br />

‣ hoher Anteil an Fleisch & tierischen Fetten<br />

‣ hoher Anteil an raffinierten Kohlenhydraten<br />

‣arm an Obst, Gemüse & Ballaststoffen


Karzinogenese des kolorektalen Karzinoms<br />

• Karzinogenese mehrstufiger Prozess (Initiation, Promotion und Progression)<br />

• Das Kolonkarzinoms entsteht aus einem zuvor bestehenden benignem Adenom<br />

‣ Adenom-Karzinom-Sequenz dauert im Normalfall ca. 20 Jahre<br />

‣ Adenome entstehen aus normaler Mukosa durch monoklonale Expansion einer einzigen Zelle<br />

(Fearon und Vogelstein – Modell)<br />

‣ Frühes Ereignis der Kolonkarzinogenese Mutation im ''adenomatous polyposis coli“ (APC)-<br />

Gen


Stufen der Kolonkarzinome<br />

• Stufe 1: Tumor hat sich<br />

nicht ausgebreitet<br />

• Stufe 2: Infiltriert in<br />

Muskelschicht<br />

• Stufe 3: Infiltriert in<br />

Lymphsystem<br />

• Stufe 4: Metastasierung


Prävention<br />

Empfehlungen der DGE (2008)<br />

• Gemüse (650g/Tag) und Vollkornprodukte sollten in größeren Mengen<br />

verzehrt werden Hauptbestandteil der Ernährung<br />

• Fisch (1-2x / Woche)<br />

• Fleisch (max. 300-600 g pro Woche) Reduktion des Verzehrs von rotem<br />

Fleisch<br />

• Der Alkoholkonsum sollte die Menge von 20 g/Tag nicht übersteigen bzw.<br />

es sollte ganz darauf verzichtet werden<br />

• keine exzessive Energieaufnahme<br />

• körperlicher Aktivität

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