22.01.2014 Aufrufe

sportzeit: unna

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fotos: Privat<br />

endlich musste ich mich aber entscheiden,<br />

welchen Weg ich gehen wollte<br />

und ich habe dann Eishockey gewählt.<br />

Eine Entscheidung, die du rück -<br />

blickend wieder so treffen würdest?<br />

Eine schwierige Frage. Ich hatte eine<br />

schöne Zeit beim Eishockey, die ich auf<br />

keinen Fall missen möchte. Aber wenn<br />

ich ehrlich bin, juckt es mir heute noch<br />

in den Fingern, wenn ich an Handball<br />

denke.<br />

Was fasziniert dich beim Eishockey?<br />

Für mich war es wichtig, eine Mannschaftssportart<br />

zu betreiben, wo viel<br />

Tempo im Spiel ist und wo es körperlich<br />

zur Sache geht, das gefällt mir am<br />

Eishockey am meisten.<br />

Eishockey ist nicht nur schnell, sondern<br />

auch eine extrem körperbetonte<br />

Sportart. Wie hoch ist das Verletzungsrisiko?<br />

Nicht viel größer als bei anderen Sportarten<br />

auch – zumindest bei den Frauen.<br />

Wir haben etwas andere Regeln,<br />

was den Körperkontakt betrifft. Beispielsweise<br />

ist ein Body-Check gegen<br />

eine Spielerin ohne Puck verboten. Die<br />

Schutzkleidung tut ein Übriges. Während<br />

meiner Saison in Schweden<br />

2008/2009 hatte ich mir die Schulter<br />

augekugelt. Eine schmerzhafte Sache,<br />

die noch dadurch verschlimmert wurde,<br />

dass ich den schwedischen Arzt,<br />

der mir die Schulter wieder einrenken<br />

wollte, gar nicht verstanden habe. Ansonsten<br />

blieben mir schwere Verletzungen<br />

erspart.<br />

Schweden ist ein gutes Stichwort. Du<br />

hast dort eine Saison in der Profiliga<br />

gespielt. Wie kam es dazu?<br />

Ich hatte gerade mein Abi am Märkischen<br />

Berufskolleg in Unna absolviert<br />

und wollte danach unbedingt ein Jahr<br />

ins Ausland gehen, um dort professionell<br />

Eishockey zu spielen. Die USA waren<br />

mir zu weit weg und zu teuer. Bei<br />

einem Skaterhockey-Europapokalspiel<br />

in Dänemark – neben Eishockey spielte<br />

ich zu der Zeit im Sommer bei den<br />

Bochum Lakers – kam ich ins Gespräch<br />

mit einer österreichischen<br />

Spielerin, die in Schweden aktiv<br />

war. Ich nahm per E-Mail Kontakt<br />

mit dem Verein in Linköping auf<br />

und wurde zu einem TryOut, einem<br />

Vorspielen, eingeladen. Und<br />

dann war ich plötzlich Eishockey-Profi<br />

in Schweden! Zu<br />

dem Zeitpunkt wusste ich noch<br />

nicht so recht, was mich in Südschweden<br />

erwartete. Da ich aber<br />

schon immer viel unterwegs und<br />

sehr selbständig gewesen bin,<br />

habe ich mir keine großen Gedanken<br />

gemacht.<br />

Was bleibt dir von dieser Zeit in<br />

Erinnerung?<br />

Es war eine tolle Erfahrung und eine<br />

sehr intensive Zeit. Die sportlichen Be-<br />

Claudia<br />

Weltermann<br />

Alter: 26 Jahre Beruf: Studentin<br />

Sportart: Eishockey<br />

Verein: EC Bergkamen<br />

Position: Verteidigerin<br />

Länderspiele: 68<br />

Größte Erfolge: Deutsche<br />

Meisterin 2005 (EC Bergkamen),<br />

WM-Teilnahme 2011, Europapokalsiegerin<br />

2007 (Skaterhockey<br />

Bochum Lakers), Vize-Europameisterin<br />

2004 (Skaterhockey-<br />

Nationalmannschaft)<br />

dingungen waren top und mit denen in<br />

Deutschland nicht zu vergleichen. Fünf<br />

Mal in der Woche war Training, dazu<br />

die Spiele. Wohnung und Ausrüstung<br />

wurden gestellt, obendrauf gab es noch<br />

etwas Taschengeld. In Deutschland im<br />

Frauenbereich auch heute noch undenkbar.<br />

Wie sieht es in Deutschland aus?<br />

In Deutschland kann man als Frau kein<br />

Geld mit Eishockey verdienen – im<br />

Gegenteil. Selbst in der Bundesliga<br />

müssen wir Spielerinnen unsere Ausrüstung<br />

und die Schläger selber bezahlen<br />

– da kommen schnell 1.000 bis<br />

1.500 Euro zusammen, für die Torfrauen<br />

bis zu 5.000 Euro. Allein die Kosten für<br />

die Auswährtsfahrten betragen pro Saison<br />

rund 25.000 Euro. Auch hier müssen<br />

wir als Spielerinnen unseren Beitrag<br />

leisten und uns an den Kosten<br />

finanziell beteiligen.<br />

Es war und ist jedes Jahr eine Herkulesaufgabe<br />

für die Verantwortlichen des<br />

EC Bergkamen ein Team für die Bundesliga<br />

auf die Beine zu stellen. Die<br />

Umstellung auf die eingleisige Bundesliga<br />

hat die Sache noch schwieriger<br />

gemacht. Bergkamen profitiert noch<br />

davon, dass wir in der Frauenbundesliga<br />

die einzige Mannschaft aus NRW<br />

sind. Auch wenn Frau eneishockey<br />

mehr von der Taktik geprägt und zum<br />

Zuschauen aus meiner Sicht attraktiver<br />

ist als Männereishockey, gibt es wenig<br />

Sponsoren. Die Firma Busemann aus<br />

Bergkamen (Bussy Wassereis, Popcorn)<br />

Fotos: Stefan Mittelstädt, Privat<br />

<strong>sportzeit</strong>:<strong>unna</strong> 01/2014<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!