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Laudatio von Gerrit Walther, Historische Kommission bei der ...

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Ende <strong>der</strong> 80er Jahre begonnen, vollendet mitten in <strong>der</strong> Diskussion um die<br />

Verfassung des wie<strong>der</strong>vereinigten Deutschland, um die künftige Gestalt<br />

eines vereinten Europa, verfolgte Barbara Stollberg-Rilingers Studie<br />

noch ein zweites, <strong>der</strong> Aufklärung verpflichtetes Ziel. Entschieden bezog<br />

sie Stellung gegen die damals verbreiteten, <strong>von</strong> namhaften Historikerkollegen<br />

verfochtenen Versuche, das Alte Reich zum Muster eines fö<strong>der</strong>alen<br />

Systems zu erklären, seine ständischen Organe zu Vorläufern mo<strong>der</strong>ner<br />

parlamentarischer Gremien. Demokratische Repräsentativorgane nämlich,<br />

so zeigten ihre semantischen Analysen, waren die Stände we<strong>der</strong><br />

ihrem Selbstverständnis noch ihrer politischen Praxis nach. Als Orientierungen<br />

für die Zukunft taugen sie daher nicht. Kritische Historisierung,<br />

so zeigte die Verfasserin, verpflichtet die Gegenwart nicht auf die Vergangenheit,<br />

son<strong>der</strong>n emanzipiert sie <strong>von</strong> den For<strong>der</strong>ungen ideologischer<br />

Traditionskonstrukte.<br />

Inzwischen (1997) war Barbara Stollberg-Rilinger als Ordinaria nach<br />

Münster berufen worden, einer Universität, die auch geographisch auf<br />

halber Strecke zwischen Köln und Bielefeld liegt und <strong>der</strong> sie seither die<br />

Treue gehalten hat. Wir alle wissen, wie dramatisch sich die akademische<br />

Welt in diesen Jahren verän<strong>der</strong>te. Das Gute war: Es gab endlich Professorinnen.<br />

Aber die Zeiten, in denen Ordinarien in ruhiger Konzentration<br />

lehren, forschen und Bücher schreiben konnten, vertrauensvoll unterstützt<br />

<strong>von</strong> einer wohlwollenden Kultusbürokratie, gingen rasch zu ende.<br />

Auch auf Barbara Stollberg-Rilinger kamen jetzt jene Zumutungen zu,<br />

die unter dem Namen „Bologna“ seither inspirationstöten<strong>der</strong>, ar<strong>bei</strong>tshemmen<strong>der</strong><br />

Universitätsalltag geworden sind. An<strong>der</strong>s als die meisten <strong>von</strong><br />

uns allerdings jammerte sie nicht darüber, son<strong>der</strong>n ging mit aller ihr eigenen<br />

Disziplin daran, den Zwang zur „Drittmittel“-Beschaffung ihrerseits<br />

in den Dienst ihrer genuinen Forschungsidee zu stellen. Gemeinsam<br />

mit Gerd Althoff und weiteren Münsteraner Kolleginnen und Kollegen<br />

schuf sie den Son<strong>der</strong>forschungsbereich 496 „Symbolische Kommunikation<br />

und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen<br />

Revolution“. Sie selbst übernahm das Teilprojekt „Zur symboli-

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