Ausländische Unternehme - IHK Lüneburg-Wolfsburg
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Aus den Geschäftsbereichen<br />
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
Ausbildungsplatzabgabe<br />
Gegen die Ausbildungsplatzabgabe! –<br />
Zehn Argumente<br />
Die Bundesregierung plant, eine Ausbildungsplatzabgabe<br />
einzuführen, wenn per<br />
30. September 2003 keine ausgeglichene<br />
Bilanz am Lehrstellenmarkt erreicht ist.<br />
Was eine ausgeglichene Lehrstellenbilanz<br />
ist, wird nicht definiert. Eine Ausbildungsplatzabgabe<br />
hat der D<strong>IHK</strong> und auch<br />
die Vollversammlung unserer <strong>IHK</strong> immer<br />
wieder abgelehnt – zuletzt am 15. Mai<br />
2003.<br />
Dazu sollen verschiedene Modelle im<br />
Bundesbildungsministerium diskutiert<br />
werden. Argumente gegen eine Ausbildungsplatzabgabe<br />
sind:<br />
Betriebe tragen Hauptlast der<br />
dualen Ausbildung<br />
Die Betriebe gaben im Jahr 2002 nach<br />
dem Berufsbildungsbericht 2003 der<br />
Bundesregierung 27,68 Mrd. Euro für die<br />
Berufsausbildung im dualen System aus.<br />
Das ist weit mehr, als Bund und Länder für<br />
Teilzeitberufsschulen, für Berufsausbildungsbeihilfen<br />
oder Sonderprogramme<br />
einbrachten.<br />
Ausbildung muss sich rechnen<br />
Die durchschnittlichen betrieblichen Ausbildungskosten<br />
betragen 17.750 Euro pro<br />
Auszubildenden und Jahr. Selbst wenn<br />
man Erträge in Höhe von 8.218 Euro<br />
gegenrechnet, verbleiben Nettokosten<br />
von 9.532 Euro bei Vollkostenrechnung<br />
bzw. 3.598 Euro bei Teilkostenrechnung.<br />
Für die Betriebe lohnt sich Ausbildung<br />
meist erst dann, wenn der Auszubildende<br />
nach der Ausbildung erfolgreich im Betrieb<br />
eingesetzt werden kann. Diese Perspektive<br />
fehlt vielen <strong>Unternehme</strong>n in der<br />
gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation.<br />
Ausbildungsbeteiligung gestiegen<br />
Die Aussage, dass mittlerweile über 70<br />
Prozent der Betriebe nicht mehr ausbilden,<br />
ist falsch. Erstens hat die Zahl der<br />
Ausbildungsbetriebe im <strong>IHK</strong>-Bereich seit<br />
Jahren zugenommen, nicht abgenommen.<br />
Zweitens bilden alle Großunternehmen<br />
und 80 Prozent aller größeren Betriebe<br />
aus. Auch der Berufsbildungsbericht der<br />
Bundesregierung belegt eine gestiegene<br />
Ausbildungsbeteiligung.<br />
Ausbildungsplatzabgabe trifft<br />
Mittelstand<br />
Eine Ausbildungsplatzabgabe würde deshalb<br />
vor allem kleinere mittelständische<br />
Betriebe aus Handel und Dienstleistungen<br />
treffen, keinesfalls die Großindustrie. Das<br />
gilt jedenfalls dann, wenn nur nicht ausbildende<br />
Betriebe belastet werden sollen.<br />
Berechnung der Abgabe verschlingt<br />
Aufkommen<br />
Die Alternative, eine bestimmte Ausbildungsquote<br />
als Maßstab der Abgabenerhebung<br />
zu verwenden, verlangt einen bürokratischen<br />
Aufwand, der ein Großteil<br />
des Abgabeaufkommens beanspruchen<br />
würde. Für sämtliche 2,45 Millionen Betriebe<br />
mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten müsste<br />
die Sollstärke an Auszubildenden errechnet,<br />
die Differenz zur Istgröße gebildet<br />
und daraus eine Zahlungsverpflichtung<br />
berechnet werden. Da die Industrie- und<br />
Handelskammern nicht über aktuelle Beschäftigtenzahlen<br />
verfügen, wäre eine<br />
Berechnung ohne Amtshilfe der Bundesanstalt<br />
für Arbeit nicht möglich. Ohne gesetzliche<br />
Regelung wiederum ist ein Datenabgleich<br />
nicht möglich.<br />
Mit einer Ausbildungsplatzabgabe<br />
ginge die Verantwortung<br />
für die<br />
Berufsausbildung<br />
von der Wirtschaft<br />
auf den Staat über.<br />
Foto: Bilderbox<br />
Doppelte Strafe für Betriebe<br />
ohne geeignete Bewerber<br />
Wer an der Ausbildungsquote ansetzt,<br />
setzt voraus, dass der Betrieb nicht Willens<br />
war, Auszubildende einzustellen. Tatsächlich<br />
würden viele Betriebe aber gerne<br />
mehr ausbilden, wenn sie geeignete<br />
Bewerber fänden. Es käme somit zu einer<br />
doppelten Bestrafung: Zuerst kann der<br />
Bedarf an Nachwuchskräften nicht gedeckt<br />
werden, dann muss man auch noch<br />
hierfür zahlen.<br />
Betriebe ziehen sich zurück –<br />
Qualität sinkt<br />
Mittelfristig führt eine Ausbildungsplatzabgabe<br />
zu einer Verstaatlichung der Berufsbildung.<br />
Die Verantwortung für die<br />
Berufsausbildung ginge von der Wirtschaft<br />
auf den Staat über. Damit sänke<br />
auch das Engagement der Wirtschaft in<br />
diesem Bereich. Weniger betriebliche und<br />
mehr außerbetriebliche Ausbildungsplätze<br />
wären die Folge. Die Qualität der Ausbildung<br />
würde sinken.<br />
Ersatzausbildung kostet mehr<br />
als kalkuliert<br />
Bei den Befürwortern einer Ausbildungsplatzabgabe<br />
bestehen offenbar Illusionen<br />
über die Kosten eines Ausbildungsplatzes.<br />
Wer wie die SPD meint, mit einem Betrag<br />
von 5.000 Euro je Jahr einen Ausbildungsplatz<br />
finanzieren zu können, verkennt<br />
die Realitäten. Schon die tariflichen<br />
Ausbildungsvergütungen sind vielfach<br />
höher.<br />
Hohe Mitnahme- und<br />
Substitutionseffekte<br />
Es wird verheerende Folgen haben, wenn<br />
die Betriebe für Ausbildungsplätze Subventionen<br />
erhalten. Alle Erfahrungen<br />
sprechen für massive Mitnahmeeffekte.<br />
Bisher eigenfinanzierte Ausbildungsplätze<br />
werden durch staatlich finanzierte<br />
Ausbildungsplätze substituiert. Mit großem<br />
finanziellen Aufwand wird damit<br />
wenig bewegt.<br />
Förderfalle droht<br />
Mit der Ausbildungsplatzabgabe begibt<br />
der Staat sich sehenden Auges in die Förderfalle.<br />
Ohne nennenswerte Effekte auf<br />
zusätzliche Ausbildungsplätze werden<br />
Mittel mit großem Aufwand umverteilt.<br />
Ansprechpartner zum Thema ‘Gegen die<br />
Ausbildungsplatzabgabe’ in der <strong>IHK</strong>:<br />
Michael Heuer, Gertrud Schlüter<br />
Tel.: (04131) 742-155, -152<br />
Fax: (04131) 742-350<br />
E-Mail: heuer@lueneburg.ihk.de<br />
E-Mail: schlueter@lueneburg.ihk.de<br />
24 UNSERE WIRTSCHAFT • Industrie- und Handelskammer Lüneburg-<strong>Wolfsburg</strong> 7-8/2003