26.01.2014 Aufrufe

KMU-Sprechstunde - Gewerbeverband des Kantons Luzern

KMU-Sprechstunde - Gewerbeverband des Kantons Luzern

KMU-Sprechstunde - Gewerbeverband des Kantons Luzern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wirtschaftspolitik<br />

<strong>des</strong> beteiligt sind, wie zum Beispiel bei Abwasserreinigungsanlagen.<br />

Wenn sie alljährlich namhafte<br />

Beträge an den Gemeindeverband zur De -<br />

ckung der Betriebskosten und für Rück stellungen<br />

überweisen. Auch hier muss festgestellt werden,<br />

dass nur wenige der recherchierten Jahresberichte<br />

auf dem Internet transparent über die<br />

finanziellen Verhältnisse <strong>des</strong> Gemeindeverban<strong>des</strong><br />

Auskunft geben. Im Falle eines ARA-<br />

Gemeindeverban<strong>des</strong> wies der Jahresbericht 2012<br />

eine kurzgefasste Erfolgsrechnung aus. Die<br />

Bilanz fehlte gänzlich. Abschreibungen und<br />

Rückstellungen lagen in der Grössenordnung<br />

von nahezu 32 Prozent <strong>des</strong> Gesamtaufwan<strong>des</strong>!<br />

Das weist auf grössere Reserven im betrachteten<br />

Gemeindeverband hin. Reserven, die den angeschlossenen<br />

Gemeinden in der Kasse fehlen und<br />

die auch nicht in der Gemeinderechnung sichtbar<br />

sind. Das heisst, die Vermögenslage der<br />

Gemeinden wie sie ihren Bürgern offengelegt<br />

wird, entspricht nicht den tatsächlichen Verhältnissen.<br />

Dass Gemeindeverbände Steuergelder<br />

ihrer Mitgliedgemeinden horten, ist nicht<br />

im Sinne der Sache. Schon gar nicht, wenn solche<br />

Mittel in spekulative Anlagen investiert werden,<br />

wie das beim Gemeindeverband für Abfallentsorgung<br />

<strong>Luzern</strong> Landschaft (Gall) 2008 der<br />

Fall war. 2,7 Millionen Franken hat der Gemeindeverband<br />

damals beim Zusammenbruch der<br />

Bank Lehmann Brothers verloren. Positiv zu<br />

erwähnen ist der Entscheid beim <strong>Luzern</strong>er<br />

Gemeindeverband REAL vom Mai 2013, den<br />

Mitgliedgemeinden 20 Millionen Franken aus<br />

der Wiederbeschaffungsreserve sowie sieben<br />

Millionen Franken Gewinn auszuzahlen und<br />

damit die massive Überliquidität abzubauen.<br />

Schlussfolgerung<br />

Während die Angaben zu Ertrag und Aufwand<br />

für den Kanton und die Gemeinden detailliert<br />

vorliegen und über LUSTAT öffentlich zugänglich<br />

sind, gibt es keine Zusammenstellung der<br />

Ertrags-, Aufwand- und Vermögenswerte der<br />

Gemeindeverbände. Aufgrund bekannter Zahlen<br />

ist davon auszugehen, dass Gemein<strong>des</strong>teuergelder<br />

von mehreren Millionen im zweistelligen<br />

Bereich in Gemeindeverbänden gehortet werden.<br />

Gelder, über die die Stimmbürger keine<br />

Kenntnis haben und über deren Verwendung sie<br />

nicht bestimmen können. Das ist nicht nur<br />

finanzpolitisch ein unhaltbarer Zustand. Vor<br />

allem aber stellt die heutige Rechnungslegung<br />

der Gemeinden deren Korrektheit in Frage,<br />

weisst sie doch nicht die tatsächliche Vermögenslage<br />

der Gemeinde aus.<br />

Fazit<br />

Wie beim Kanton <strong>Luzern</strong> hat die Steuerpolitik<br />

und die damit verbundenen Steuergesetzrevisionen<br />

auch den Gemeinden keine Mittel entzogen.<br />

Im Gegenteil: Der Gesamtsteuerertrag und<br />

die Entgelte sind in den Jahren 1997 bis 2005<br />

stark (+ 23 Prozent) und danach immer noch<br />

leicht angestiegen (+ 4 Prozent). Wenn nun aber<br />

die Erträge in den Gemeinden nicht mehr genügen,<br />

um die Ausgaben zu decken, liegt das Problem<br />

weder bei den Steuern noch bei den Entgelten.<br />

Betrachtet man nämlich auch den<br />

Pessimismus, mit welchem die Gemeinden in<br />

der jüngeren Vergangenheit budgetiert haben,<br />

muss vermutet werden, dass die Erträge systematisch<br />

zu tief und die Aufwände zu hoch<br />

geschätzt wurden. Anders ist es nicht zu erklären,<br />

weshalb die Gemeinden in den letzten acht<br />

Jahren eine Differenz von über 550 Mio. zwischen<br />

den budgetierten und den definitiven<br />

Zahlen auswiesen.<br />

Offenlegung und realistischere Budgets<br />

Bevor nun auch in den Gemeinden die Steuerschraube<br />

angezogen und über höhere Gebühren<br />

debattiert wird, sollten diese bei der Budgetierung,<br />

bei den Transferzahlungen und bei der<br />

Finanzierung der Gemeindeverbände Transparenz<br />

schaffen. Es kann nicht sein, dass in den<br />

Gemeindeverbänden und Gemeinde-Aktiengesellschaften<br />

Gelder im Überfluss parkiert werden.<br />

Gelder, welche den Gemeinden gehören,<br />

aber nicht in deren Finanzhaushalt zurückfliessen.<br />

Der <strong>Gewerbeverband</strong> ist überzeugt, dass bei<br />

weniger pessimistischer Budgetierung und einer<br />

konsequenten Rückführung dieser Gelder die<br />

Finanzhaushalte der Gemeinden ohne Weiteres<br />

ins Lot gebracht werden können. Der <strong>Gewerbeverband</strong><br />

wird den Kanton dazu auffordern, die<br />

Gemeindeverbände inskünftig zur Offenlegung<br />

und zur externen Prüfung ihrer Jahresrechnungen<br />

zu verpflichten. Das neue Rechnungslegungsrecht<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> wird die Gemeinden<br />

zudem dazu anhalten, die ausgelagerten Aufgaben<br />

in ihren Jahresrechnungen konsolidieren zu<br />

müssen.<br />

Werner Bründler<br />

GEWERBE LUZERN, Oktober 2013<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!