Die Privatisierung der Bundeswehr - Goethe-Universität
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Wissenswelten – Essay – Anna Eberhardt/Tim Engartner<br />
son<strong>der</strong>n durch gezielte Lobbyarbeit auch auf <strong>der</strong>en Anbahnung und Ausgestaltung<br />
Einfluss nehmen können, werden demokratische Entscheidungsprozesse<br />
unterminiert, sodass eine intransparente und teils unlautere Einflussnahme<br />
auf staatlich verantwortete Außenpolitik stattfinden kann.<br />
<strong>Die</strong>s ist insofern besorgniserregend, als dass unmittelbar in Kampfeinsätze<br />
eingebundene private Militärfirmen häufig von Regierungen sogenannter<br />
„failed states“ eingesetzt werden, <strong>der</strong>en staatliches Militär korrupt, schlecht<br />
ausgebildet und/o<strong>der</strong> unzureichend ausgerüstet ist. Unter diesen Vorzeichen<br />
ist <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Einsätze meist nur kurzfristiger Natur, da die Konfliktursachen<br />
nicht behoben werden. Zudem sind solche Einsätze für die beteiligten<br />
Firmen nicht selten ausgesprochen lukrativ, da sie vom Auftraggeber zum<br />
Beispiel in Form einer Beteiligung an gefundenen Rohstoff- o<strong>der</strong> Mineralvorkommen<br />
bezahlt werden. Mit jedem Tag, den <strong>der</strong> Krieg dauert, verdienen sie<br />
Geld, weshalb sie häufig kein wirkliches Interesse daran haben, den Konflikt<br />
schnell und dauerhaft zu beenden. <strong>Die</strong>se Ergebnisse zunehmen<strong>der</strong> <strong>Privatisierung</strong>en<br />
können bedenkliche Folgen zeitigen, kann doch auf diesem Wege<br />
„wirtschaftliche Macht (…) noch schneller in militärische Macht umgesetzt<br />
werden“ 23 .<br />
<strong>Privatisierung</strong>en in den USA als Vorbild für die <strong>Bundeswehr</strong>?<br />
Ein Blick über den Atlantik eröffnet womöglich das Bild <strong>der</strong> Zukunft. So nutzt<br />
die US-Armee aufgrund des signifikanten Anstiegs von Einsätzen bei gleichzeitig<br />
sinkenden Verteidigungsausgaben bereits in fast allen Bereichen auch<br />
private Anbieter, und zwar sowohl im Service- als auch im Kernbereich militärischer<br />
Aktivitäten. So sind private Unternehmen beispielsweise für die Wartung<br />
und Instandhaltung von Waffensystemen sowie für die Logistik, den Transport<br />
und die Grundversorgung <strong>der</strong> Truppen im Einsatzgebiet verantwortlich,<br />
was eine enorme Abhängigkeit verursacht: Da die privaten Militärfirmen für<br />
die US-Streitkräfte „vitale Unterstützungsleistungen“ bereithalten, haben sie<br />
sich zu einem „eigenständigen sicherheitspolitischen Akteur“ entwickelt. 24 Im<br />
71<br />
23 Herbert Wulf (2003): Rent-a-Soldier. <strong>Die</strong> <strong>Privatisierung</strong> des Militärs, in: Wissenschaft &<br />
Frieden, 21. Jg., Heft 3, S. 10<br />
24 Ulrich Petersohn (2006): S. 20 f. und 30