27.01.2014 Aufrufe

Die Privatisierung der Bundeswehr - Goethe-Universität

Die Privatisierung der Bundeswehr - Goethe-Universität

Die Privatisierung der Bundeswehr - Goethe-Universität

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

70<br />

haft eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit <strong>der</strong> Streitkräfte sowie für das<br />

Gelingen des Einsatzes dar. Vor diesem Hintergrund lässt sich eine vergleichsweise<br />

simple Gleichung aufmachen: Je größer die Gefährdung ist, <strong>der</strong> sich die<br />

Mitarbeiter einer privaten Militärfirma ausgesetzt sehen, desto unwahrscheinlicher<br />

ist das für den Einsatz erfor<strong>der</strong>liche kooperative Verhalten. Ferner sind<br />

die privaten Mitarbeiter nicht notwendigerweise in die Kommandokette eingeglie<strong>der</strong>t,<br />

was die Einsatzführung erschwert und Verzögerungen verursachen<br />

kann. Schließlich können die wirtschaftlichen Ziele <strong>der</strong> Firmen die Effizienz und<br />

den Erfolg <strong>der</strong> Streitkräfte behin<strong>der</strong>n, da sich das Ziel <strong>der</strong> Gewinnmaximierung<br />

mit militärischen Notwendigkeiten oft nicht vereinbaren lässt.<br />

Sobald die Armee eine Leistung privater Firmen nicht mehr selbstständig<br />

erbringen kann und damit – insbeson<strong>der</strong>e im Einsatzgebiet – von ihren Geschäftspartnern<br />

abhängig ist, wird durch unkooperatives Verhalten <strong>der</strong> privaten<br />

Akteure das Leben <strong>der</strong> Armeeangehörigen und unter Umständen sogar<br />

die Sicherheit des Staates gefährdet. Ist das Gewaltmonopol des Staates nicht<br />

mehr gewährleistet, kommt es unweigerlich zu einer Kommodifizierung des<br />

hohen Gutes „innere und äußere Sicherheit“. Mit Blick auf die Bundesrepublik<br />

wi<strong>der</strong>spricht eine <strong>der</strong>artige Entwicklung dem Grundgesetz, da <strong>der</strong> Staat seine<br />

Schutzpflicht unter diesen Umständen nicht mehr gewährleisten könnte (GG<br />

Art. 2 Abs. 2 Satz 1 und Art. 1 Abs. 1 Satz 2).<br />

Hinzu kommt <strong>der</strong> fragwürdige wirtschaftliche Nutzen von <strong>Privatisierung</strong>en:<br />

Bei sehr speziellen <strong>Die</strong>nstleistungen, mit denen Privatfirmen von Armeen in<br />

<strong>der</strong> Regel beauftragt werden, sind häufig monopolistische o<strong>der</strong> oligopolistische<br />

Angebotsstrukturen vorzufinden, sodass <strong>der</strong> (modelltheoretisch) angenommene<br />

Preisvorteil des Marktes gegenüber staatlichen Anbietern außer<br />

Kraft gesetzt wird. Der bekannte Sicherheitsexperte Ulrich Petersohn kommt<br />

in einer Studie für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu dem eindeutigen<br />

Schluss: „Bei komplexeren Aufgaben (…) sind Privatfirmen nicht besser<br />

o<strong>der</strong> kosteneffizienter als <strong>der</strong> öffentliche Sektor“, die „Annahme einer generellen<br />

Kosteneffizienz von privaten Militärfirmen“ ist „zumindest zweifelhaft“. 22<br />

Dadurch, dass Privatfirmen nicht nur an Militäreinsätzen beteiligt werden,<br />

22 Ulrich Petersohn (2006): S. 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!