29.01.2014 Aufrufe

1 laplace-transformation

1 laplace-transformation

1 laplace-transformation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fakultät Informatik Institut für Angewandte Informatik, Professur Technische Informationssysteme<br />

KOMMENTIERTE FORMELSAMMLUNG<br />

ZUR LEHRVERANSTALTUNG<br />

„METHODEN DER<br />

QUALITÄTSSTEUERUNG IN<br />

TECHNISCHEN PROZESSEN“<br />

Dipl.-Inf. Denis Stein 1<br />

25. Januar 2011<br />

1 E-Mail: vorname.nachname@tu-dresden.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhaltsverzeichnis 3<br />

1 Laplace-Transformation 5<br />

1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.2 Ausgewählte Korrespondenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.2.1 Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.2.2 Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.3 Pol-Nullstellen-Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.4 Alternative Wege für die Rück<strong>transformation</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.4.1 Partialbruchzerlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.4.2 Residuensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

1.5 Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2 z-Transformation 11<br />

2.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.2 Ausgewählte Korrespondenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.1 Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.2 Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3 Pol-Nullstellen-Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.4 Alternative Wege für die Rück<strong>transformation</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3


2.4.1 Partialbruchzerlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.4.2 Polynomdivision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.4.3 Residuensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.5 Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Literaturverzeichnis 19<br />

4 INHALTSVERZEICHNIS


1 LAPLACE-TRANSFORMATION<br />

1.1 DEFINITIONEN<br />

• (einseitige) Laplace-Transformation 2 :<br />

– Transformation von Funktionen im Zeitbereich in Funktionen im Bildbereich 3<br />

– F(s) = L { f(t) } ∞∫<br />

:= f(t) · e −s·t dt<br />

mit<br />

∗ f(t < 0) = 0 4<br />

∗ s = σ + j · ω, s ∈ C:<br />

0<br />

· Realteil von s: Re{s} = σ ∈ R<br />

· Imaginärteil von s: Im{s} = ω ∈ R<br />

∗ Eulersche Formel: e ±j·ϕ = cos(ϕ) ± j · sin(ϕ)<br />

• Laplace-Rück<strong>transformation</strong> (auch inverse Laplace-Transformation) 56 :<br />

– Transformation vom Bildbereich zurück in den Zeitbereich<br />

⎧<br />

– f(t) = L −1{ F(s) } c+j·∞<br />

⎪⎨<br />

∫<br />

1<br />

2·π·j<br />

· F(s) · e t·s ds t ≥ 0<br />

:=<br />

c−j·∞<br />

⎪⎩<br />

0 t < 0<br />

• Notation: f(t) ❝ F(s)<br />

• Hin- und Rück<strong>transformation</strong> werden oft – gegebenenfalls nach Partialbruchzerlegung<br />

(siehe Abschnitt 1.4.1) – mithilfe sogenannter Korrespondenzen (Zusammenhänge von<br />

Operationen sowie Funktionen im Zeit- und Bildbereich; siehe Abschnitt 1.2) gelöst.<br />

2 Der Konvergenzbereich ist zu beachten.<br />

Der Begriff „Bildbereich“ steht hier für „Bildbereich der Laplace-Transformation“.<br />

Insbesondere gilt für den linksseitigen Grenzwert von f an der Stelle t = 0, das heißt bei Annäherung an t = 0<br />

von −∞ kommend: f(0−) = lim f(t) = 0. Bei Annäherung an t = 0 von „rechts“, f(0+) = lim f(t), ergeben sich die<br />

t→0− t→0+<br />

n Anfangswerte dk<br />

dt k f(t)| t=0+ (0 ≤ k ≤ n − 1; rechtsseitige Grenzwerte) von f und dessen erster bis (n − 1)-ter Ableitung<br />

nach t an der Stelle t = 0+. n ist dabei die Ordnung der Differenzialgleichung („höchste Potenz“).<br />

5 Der Konvergenzbereich ist zu beachten.<br />

6 Siehe auch Abschnitt 1.4.<br />

5


( )<br />

• Anfangswertsatz 7 : f(0+) = lim f(t) = lim s · F(s)<br />

t→0+ s→∞<br />

( )<br />

• Endwertsatz 8 : f(∞) = lim f(t) = lim s · F(s)<br />

t→∞ s→0<br />

1.2 AUSGEWÄHLTE KORRESPONDENZEN<br />

1.2.1 Operationen<br />

Sofern nicht anders angegeben handelt es sich in Tabelle 1.1 bei a und a j (1 ≤ j ≤ n) um<br />

beliebige reellwertige Konstanten und bei j und n um natürliche Zahlen. Die Konvergenzbereiche<br />

von Hin- und Rück<strong>transformation</strong> sind zu beachten.<br />

Bezeichnung (Bedingungen) f(t) 9 F(s)<br />

Linearität<br />

n∑<br />

a j · f j (t)<br />

j=1<br />

n∑<br />

a j · F j (s)<br />

j=1<br />

insbesondere n = 2 a 1 · f 1 (t) + a 2 · f 2 (t) a 1 · F 1 (s) + a 2 · F 2 (s)<br />

Faltung im Zeitbereich 10 f 1 (t) ∗ f 2 (t) F 1 (s) · F 2 (s)<br />

=<br />

∫ t<br />

0<br />

f 1 (t − τ) · f 2 (τ) dτ<br />

Rechtsverschiebung (a > 0) f 1 (t − a) e −a·s · F 1 (s)<br />

(<br />

Linksverschiebung (a > 0) f 1 (t + a) e a·s · F 1 (s) −<br />

∫ a<br />

0<br />

)<br />

f 1 (t) · e −s·t dt<br />

Differenziation im Zeitbereich 1112<br />

dn<br />

dt<br />

f n 1 (t)<br />

s n · F 1 (s)<br />

− n−1 ∑<br />

j=0<br />

( (<br />

d j<br />

dt j f 1 (t) ∣ ∣<br />

t=0+<br />

)<br />

· s n−j−1 )<br />

insbesondere n = 1<br />

d<br />

dt f 1(t) s · F 1 (s) − f 1 (0+)<br />

Differenziation im Bildbereich t n · f 1 (t) (−1) n · dn<br />

ds n F 1 (s)<br />

Integration im Zeitbereich 13<br />

Integration im Bildbereich 1314<br />

∫t<br />

0<br />

f 1 (τ) dτ<br />

1<br />

s · F 1(s)<br />

1<br />

t · f 1(t)<br />

∞∫<br />

F 1 (τ) dτ<br />

s<br />

7 f(0+) ist der rechtsseitige Grenzwert von f bei t = 0.<br />

8 f(∞) muss existieren. Bei gebrochenrationalen Funktion F(s) (siehe auch Gleichung 1.1 auf Seite 8) ist diese Bedingung<br />

erfüllt, wenn für alle Polstellen s Re{s} ≤ 0 gilt und dabei höchstens eine – folglich reelle – Polstelle mit Re{s} = 0<br />

existiert.<br />

9 Beachte Anfangsbedingungen f(t < 0) = 0 und f j (t < 0) = 0 (1 ≤ j ≤ n).<br />

10 Faltung im Bildbereich siehe beispielsweise [BSMM01, S. 735].<br />

11 f 1 (0+) ist der rechtsseitige Grenzwert von f 1 bei t = 0.<br />

12 f 1 muss n-mal differenzierbar sein (für t = 0 zumindest rechtsseitig).<br />

13 Mehrfachintegrale siehe beispielsweise [BSMM01, S. 733f.].<br />

14 f<br />

Der rechtsseitige Grenzwert lim 1 (t)<br />

muss existieren.<br />

t→0+<br />

t<br />

6 Kapitel 1 Laplace-Transformation


1<br />

Ähnlichkeit (a > 0) f 1 (a · t)<br />

a · F s<br />

)<br />

1(<br />

a<br />

Dämpfung (a ∈ C) e −a·t · f 1 (t) F 1 (s + a)<br />

Tabelle 1.1: Operationstabelle der Laplace-Transformation.<br />

1.2.2 Funktionen<br />

Bei der hier betrachteten einseitigen Laplace-Transformation verschwinden Funktionen f(t) im<br />

Zeitbereich bekanntermaßen für Zeiten kleiner null (f(t < 0) = 0), was sich durch zwei<br />

gleichwertige Schreibweisen ausgedrücken lässt:<br />

• f(t) · σ(t) mit Einheitssprung σ(t) =<br />

{<br />

0 t < 0<br />

1 t ≥ 0<br />

sowie<br />

• f(t) (t ≥ 0).<br />

Im Folgenden wird letztere bevorzugt und auf die zusätzliche Angabe von σ(t) verzichtet 15 .<br />

Tabelle 1.2 enthält die wichtigsten Korrespondenzen für Funktionen 16 . Sofern nicht anders<br />

angegeben handelt es sich darin bei a um eine beliebige reellwertige Konstante und bei n um<br />

eine natürliche Zahl. Die Konvergenzbereiche von Hin- und Rück<strong>transformation</strong> sind zu beachten.<br />

Bezeichnung (Bedingungen) f(t) 17 F(s)<br />

{<br />

Einheitsimpuls 18 0 t ≠ 0<br />

δ(t) =<br />

1<br />

∞ t = 0<br />

Potenzfunktion 19 1 n! · tn 1<br />

s n+1<br />

insbesondere n = 0 (Einheitssprung) 1<br />

1<br />

s<br />

insbesondere n = 1 (Einheitsrampe) t<br />

1<br />

s 2<br />

gedämpfte Potenzfunktion 19 1 n! · ea·t · t n 1<br />

(s−a) n+1<br />

insbesondere n = 0 e a·t 1<br />

s−a<br />

insbesondere n = 1 e a·t · t<br />

1<br />

(s−a) 2<br />

15 Der Einheitssprung wird folglich durch f(t) = 1 (t ≥ 0) beschrieben.<br />

16 Weitere Korrespondenzen siehe beispielsweise [Nix64, S. 128ff.], [Doe89, S. 225ff.], [LW10, S. 81ff.], [BSMM01,<br />

S. 1093ff.], [Ase58, S. 287ff.], [Gro91, S. 103ff.], [Föl07, S. 106ff.], [Lun10a, S. 697f.], [WS06, S. 276], [Mer04, S. 117] oder<br />

[MSF09, S. 396].<br />

17 f(t < 0) = 0.<br />

18 Dass die Theorie des Einheitsimpulses – eines bekanntermaßen nicht realisierbaren Signals – komplizierter ist, als<br />

d<br />

angenommen, zeigt folgendes Beispiel: dt σ(t) ❜ s · 1 − σ(0+) = 1 − 1 = 0 (δ(t) wurde erwartet). Für weitere<br />

s<br />

Ausführungen siehe bspw. [Ase58, S. 22ff.] oder DIN 5487.<br />

19 ∏<br />

k! = k i mit 0! = 1.<br />

i=1<br />

1.2 Ausgewählte Korrespondenzen 7


Sinusfunktion sin(a · t)<br />

a<br />

s 2 +a 2<br />

(<br />

sin(a · t)<br />

) 2 2·a 2<br />

s·(s 2 +4·a 2 )<br />

Kosinusfunktion cos(a · t)<br />

s<br />

s 2 +a 2<br />

(<br />

cos(a · t)<br />

) 2 s 2 +2·a 2<br />

s·(s 2 +4·a 2 )<br />

Hyperbelsinusfunktion sinh(a · t)<br />

a<br />

s 2 −a 2<br />

Hyperbelkosinusfunktion cosh(a · t)<br />

s<br />

s 2 −a 2<br />

Tabelle 1.2: Funktionstabelle der Laplace-Transformation.<br />

1.3 POL-NULLSTELLEN-PLAN<br />

Eine lineare, gebrochenrationale Funktion F(s) 20 mit konstanten Koeffizienten<br />

F(s) = Z(s)<br />

N(s)<br />

= b m · s m + b m−1 · s m−1 + . . . + b 1 · s + b 0<br />

a n · s n + a n−1 · s n−1 + . . . + a 1 · s + a 0<br />

(1.1)<br />

mit b i ∈ R, 0 ≤ i ≤ m, m ∈ N, a j ∈ R, 0 ≤ j ≤ n und n ∈ N besitzt<br />

• m Nullstellen des Zählers Z(s) s o,i – „Nullstellen“ genannt – sowie<br />

• n Nullstellen des Nenners N(s) s x,j – „Polstellen“ oder kurz „Pole“ genannt.<br />

Nach Bestimmung der Pol- und Nullstellen ergibt sich daraus die faktorisierte Form von F(s):<br />

F fakt (s) = K · (s − s o,1) · (s − s o,2 ) · . . . · (s − s o,m−1 ) · (s − s o,m )<br />

(s − s x,1 ) · (s − s x,2 ) · . . . · (s − s x,n−1 ) · (s − s x,n )<br />

(1.2)<br />

mit K ∈ R. Die Pol- und Nullstellen können jeweils<br />

• reell (z.B. s x,1 = σ x ) oder<br />

• Paare konjugiert komplexer Zahlen (z.B. s x,2/ 3 = σ x + j · ω x )<br />

sein, die wiederum jeweils<br />

• einfach oder<br />

• mehrfach<br />

auftreten.<br />

20 Meist ist die Übertragungsfunktion G(s) = Y (s) eines Systems mit Eingangssignal X (s) und Ausgangssignal Y (s)<br />

X (s)<br />

die zu untersuchende Funktion F(s).<br />

8 Kapitel 1 Laplace-Transformation


Im Hinblick auf die weitere Verwendung wird empfohlen, durch Kürzen teilerfremde Zähler und<br />

Nenner von F fakt (s) herzustellen.<br />

Der Pol-Nullstellen-Plan (P-N-Plan) ist ein kartesisches Koordinatensystem mit Abszisse Re{s}<br />

und Ordinate Im{s}, stellt also die komplexe s-Ebene dar. In dieses werden alle Nullstellen<br />

von F(s) mit o und alle Polstellen mit x eingetragen. Zudem wird die Verstärkung K angegeben.<br />

Wird zusätzlich die Vielfachheit der Pol- und Nullstellen notiert, ist der P-N-Plan zu den<br />

Gleichungen 1.1 sowie 1.2 äquivalent. Diese grafische Beschreibungsform ist später<br />

beispielsweise bei der Stabilitätsbetrachtung (siehe auch Abschnitt 1.5) von Vorteil.<br />

1.4 ALTERNATIVE WEGE FÜR DIE RÜCKTRANSFORMATION<br />

1.4.1 Partialbruchzerlegung<br />

Die Funktion F PBZ (s) ergibt sich aus einer beliebigen gebrochenrationalen und teilerfremden<br />

Funktion F(s) nach Gleichung 1.1 mit n Polstellen (siehe auch Abschnitt 1.3) durch<br />

Partialbruchzerlegung (PBZ; siehe auch [BSMM01, S. 15ff.]). Dabei werden die Ansätze aus<br />

Tabelle 1.3 für alle Polstellen s x,j (1 ≤ j ≤ n) von F(s) addiert.<br />

Ist der Zählergrad größer oder gleich dem Nennergrad (m ≥ n), so ist zuerst eine<br />

Polynomdivision durchzuführen. Die dabei entstehende echt gebrochene Funktion F 1 (s)<br />

(Zählergrad kleiner Nennergrad (m 1 < n 1 )) kann anschließend in Partialbrüche zerlegt werden.<br />

Nach Bestimmung 21 der n Konstanten c j (1 ≤ j ≤ n) 22 kann jeder Summand einzeln mithilfe der<br />

Korrespondenzen aus Abschnitt 1.2 in den Zeitbereich zurücktransformiert werden.<br />

Art der Polstelle (Vielfachheit v)<br />

reell s x,1 = . . . = s x,v<br />

v∑<br />

i=1<br />

insbesondere v = 1 s x,1 = σ x<br />

c 1<br />

s−σ x<br />

konjugiert komplexes Paar 23 s x,1/ 2 = . . . = s x,2·v−1/ 2·v<br />

= σ x ± j · ω x<br />

v∑<br />

Ansatz für diese Polstelle<br />

i=1<br />

c i<br />

(s−σ x) i<br />

( c 2·i−1·s+c 2·i<br />

) i<br />

(s−σ x) 2 +ωx<br />

2<br />

insbesondere v = 1 s x,1/ 2 = σ x ± j · ω x<br />

c 1·s+c 2<br />

(s−σ x) 2 +ω 2 x<br />

Tabelle 1.3: Ansätze für die Partialbruchzerlegung bei der Laplace-Rück<strong>transformation</strong>.<br />

21 Eine Möglichkeit besteht darin, die Gleichung F(s) = F PBZ (s) mit dem Nenner N(s) zu multiplizieren und anschließend<br />

einen Koeffizientenvergleich durchzuführen.<br />

22 Die Indices der Konstanten c j sind so zu wählen, dass zwischen unterschiedlichen Partialbrüchen keine Doppelungen<br />

auftreten.<br />

23 Die zugehörigen Korrespondenzen für v > 1 bleibt die automatisierungs- und regelungstechnische Literatur meist<br />

schuldig. Für v ≤ 2 empfiehlt sich [BSMM01, S. 1093ff.]. Für allgemeinere Ausführungen siehe [Gra04, S. 35ff.].<br />

1.4 Alternative Wege für die Rück<strong>transformation</strong> 9


1.4.2 Residuensatz<br />

Statt der Lösung des Integrals der Laplace-Rück<strong>transformation</strong> oder anstelle der<br />

Partialbruchzerlegung kann auch der Residuensatz zur Gewinnung der Funktion f(t) aus F(s)<br />

nach Gleichung 1.1 mit m < n angewendet werden:<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

l∑<br />

Res(F(s), s x,j , v j ) t ≥ 0<br />

f(t) = j=1<br />

.<br />

⎪⎩<br />

0 t < 0<br />

Die Anzahl der verschiedenen Polstellen s x,j von F(s) ist l (1 ≤ j ≤ l, l ≤ n), die Vielfachheit der<br />

j-ten Polstelle ist v j . Die Residuen ergeben sich zu:<br />

Res ( (<br />

)<br />

) 1<br />

F(s), s x,j , v j =<br />

(v j − 1)! · lim · dv j −1<br />

s→s x,j ds v F(s) · e t·s · (s − s<br />

j −1<br />

x,j ) v j<br />

. 24<br />

1.5 STABILITÄT<br />

Ein System ist BIBO 25 -stabil, wenn es auf begrenzte Signale am Eingang nur mit ebenfalls<br />

begrenzten Signalen am Ausgang reagiert. Um Stabilität nachzuweisen, müssten jedoch alle<br />

möglichen Signale angelegt werden. Existiert ein Signal, auf das das System mit keiner<br />

endlichen Antwort reagiert, ist hingegen Instabilität nachgewiesen.<br />

Da es nicht möglich ist, alle Signale zu testen, wurden algebraische Kriterien eingeführt. So sind<br />

Systeme mit einer gebrochenrationalen und teilerfremden Übertragungsfunktion G(s) nach<br />

Gleichung 1.1 genau dann stabil, wenn alle Polstellen s x,j von G(s) in der linken halboffenen<br />

s-Ebene liegen:<br />

Re{s x,j } < 0 für alle j mit 1 ≤ j ≤ n,<br />

sonst instabil. Alternativ kann im Zeitbereich geprüft werden, ob die Gewichtsfunktion g(t) eines<br />

Systems absolut integrierbar ist:<br />

∫ ∞<br />

0<br />

∣<br />

∣ g(t) dt = c < ∞ mit c ∈ R. (1.3)<br />

Ist Gleichung 1.3 erfüllt, so ist das durch g(t) beschriebene System stabil, andernfalls nicht.<br />

Stabilität kann aber auch ohne explizite Bestimmung der Polstellen von G(s) nachgewiesen<br />

werden, beispielsweise durch Anwendung des Hurwitz-Kriteriums (siehe beispielsweise [Rei06,<br />

S. 118ff.] oder [MSF09, S. 98f.]).<br />

24 (s − s x,j ) v j ist herauszukürzen.<br />

25 Bounded input – bounded output.<br />

10 Kapitel 1 Laplace-Transformation


2 Z-TRANSFORMATION<br />

2.1 DEFINITIONEN<br />

• (einseitige) z-Transformation 26 :<br />

– Transformation von Folgen im Zeitbereich 2728 in Funktionen im Bildbereich 29<br />

– F(z) = Z { f(k) } ∑<br />

:= ∞ f(k) · z −k ((unendliche) Laurent-Reihe)<br />

mit<br />

∗ f(k < 0) = 0 30<br />

∗ k ∈ Z<br />

k=0<br />

∗ Abtastperiode T ∈ R +<br />

∗ z = e T ·s , z ∈ C<br />

· Realteil von z: Re{z} = e σ·T · cos(ω · T ) ∈ R<br />

· Imaginärteil von z: Im{z} = e σ·T · sin(ω · T ) ∈ R<br />

∗ Eulersche Formel: e ±j·ϕ = cos(ϕ) ± j · sin(ϕ)<br />

∞∑<br />

∗ geometrische Reihe: z −k =<br />

z<br />

z−1<br />

(|z| > 1)<br />

k=0<br />

• z-Rück<strong>transformation</strong> (auch inverse z-Transformation) 3132 :<br />

– Transformation vom Bildbereich zurück in den Zeitbereich<br />

– f(k) = Z −1{ F(z) } {<br />

1<br />

2·π·j<br />

· ∮ z k−1 · F(z) dz k ≥ 0<br />

:=<br />

0 k < 0<br />

• Notation: f(k) ❝ F(z)<br />

26 Der Konvergenzbereich ist zu beachten.<br />

27 Oft wird bei äquidistanter Abtastung statt f(kT ) nur f(k) oder f k geschrieben. Hier wird erstere Kurzschreibweise<br />

verwendet.<br />

28 Beachte: Das zeitdiskrete Signal f(k), das aus dem zeitkontinuierlichen Signal f(t) durch rechtsseitige Grenzwertbildung<br />

f(k) = f(t = kT +), also bei Annäherung an t = kT von ∞ kommend, entsteht, ist zwischen den Abtastzeitpunkten<br />

nicht definiert.<br />

29 Der Begriff „Bildbereich“ steht hier für „Bildbereich der z-Transformation“.<br />

30 Es existieren zudem n Anfangswerte f(i) (0 ≤ i ≤ n − 1), wobei n die Ordnung der Differenzengleichung (größte<br />

Linksverschiebung) ist.<br />

31 Der Konvergenzbereich ist zu beachten.<br />

32 Siehe auch Abschnitt 2.4.<br />

11


• Hin- und Rück<strong>transformation</strong> werden oft – gegebenenfalls nach Partialbruchzerlegung<br />

(siehe Abschnitt 2.4.1) – mithilfe sogenannter Korrespondenzen (Zusammenhänge von<br />

Operationen sowie Funktionen im Zeit- und Bildbereich; siehe Abschnitt 2.2) gelöst.<br />

• Anfangswertsatz 33 : f(0) = lim<br />

k→0<br />

f(k) = lim<br />

z→∞ F(z)<br />

• Endwertsatz 3435 : f(∞) = lim f(k) = lim<br />

k→∞ z→1+<br />

(<br />

(z − 1) · F(z)<br />

)<br />

2.2 AUSGEWÄHLTE KORRESPONDENZEN<br />

2.2.1 Operationen<br />

Sofern nicht anders angegeben handelt es sich in Tabelle 2.1 bei a und a j (1 ≤ j ≤ n) um<br />

beliebige reellwertige Konstanten und bei j und n um natürliche Zahlen. Die Konvergenzbereiche<br />

von Hin- und Rück<strong>transformation</strong> sind zu beachten.<br />

Bezeichnung (Bedingungen) f(k) 36 F(z)<br />

Linearität<br />

n∑<br />

a j · f j (k)<br />

j=1<br />

n∑<br />

a j · F j (z)<br />

j=1<br />

insbesondere n = 2 a 1 · f 1 (k) + a 2 · f 2 (k) a 1 · F 1 (z) + a 2 · F 2 (z)<br />

Faltung im Zeitbereich f 1 (k) ∗ f 2 (k) F 1 (z) · F 2 (z)<br />

∑<br />

= k f 1 (k − j) · f 2 (j)<br />

Rechtsverschiebung 37 1<br />

f 1 (k − n)<br />

z<br />

· F n 1 (z)<br />

1<br />

insbesondere n = 1 f 1 (k − 1)<br />

z · F 1(z)<br />

(<br />

)<br />

Linksverschiebung 38 f 1 (k + n) z n · F 1 (z) − n−1 ∑<br />

f 1 (j) · 1<br />

z j j=0<br />

(<br />

)<br />

insbesondere n = 1 f 1 (k + 1) z · F 1 (z) − f 1 (0)<br />

j=0<br />

33 Es handelt es sich hierbei streng genommen um den rechtsseitigen Grenzwert f(0+), vgl. die Entstehung von f(k)<br />

aus f(t). Da f nur für ganzzahlige k definiert ist, ist eine Unterscheidung von links- und rechtsseitigem Grenzwert nicht<br />

notwendig.<br />

34 f(∞) muss existieren. Bei gebrochenrationalen Funktionen F(z) (siehe auch Gleichung 2.1 auf Seite 15) ist diese<br />

Bedingung erfüllt, wenn alle Polstellen z nicht außerhalb des Einheitskreises liegen (|z| ≤ 1) und dabei höchstens eine –<br />

folglich reelle – Polstelle auf dem Einheitskreis (|z| = 1) existiert.<br />

35 z = 1+ bezeichnet die Stelle des rechtsseitigen Grenzwertes bei z = 1.<br />

36 Beachte Anfangsbedingungen f(k < 0) = 0 und f j (k < 0) = 0 (1 ≤ j ≤ n).<br />

37 Für k < n wird f 1 (k − n) mit Nullen „aufgefüllt“.<br />

38 Um die Anfangsbedingung f 1 (k < 0) = 0 einzuhalten, gilt f 1 (k + n < 0) = 0.<br />

12 Kapitel 2 z-Transformation


Differenzenbildung im Zeitbereich<br />

Vorwärtsdifferenz f 1 (k + 1) − f 1 (k) (z − 1) · F 1 (z) − z · f 1 (0)<br />

Rückwärtsdifferenz f 1 (k) − f 1 (k − 1)<br />

z−1<br />

z<br />

· F 1 (z)<br />

Differenziation im Bildbereich (n > 0) 394041 k n · f 1 (k) −z · d<br />

dz F 2(z)<br />

insbesondere n = 1 k · f 1 (k) −z · d<br />

dz F 1(z)<br />

Summation im Zeitbereich<br />

Integration im Bildbereich 42<br />

k∑<br />

f 1 (j)<br />

j=0<br />

1<br />

k · f 1(k)<br />

mit F 2 (z) = Z { k n−1 · f 1 (k) }<br />

z<br />

z−1 · F 1(z)<br />

Dämpfung (a ∈ C, a ≠ 0) a k · f 1 (k) F 1 ( z a )<br />

Zeitdehnung (n > 0) 43 f 1 ( k n ) F 1(z n )<br />

Tabelle 2.1: Operationstabelle der z-Transformation.<br />

∞∫<br />

z<br />

F 1 (τ)<br />

τ<br />

dτ<br />

2.2.2 Funktionen<br />

Bei der hier betrachteten einseitigen z-Transformation verschwinden Folgen f(k) im Zeitbereich<br />

ebenfalls für Zeiten kleiner null (f(k < 0) = 0), was sich durch zwei gleichwertige Schreibweisen<br />

ausgedrücken lässt:<br />

• f(k) · σ(k) mit Einheitssprungfolge σ(k) =<br />

{<br />

0 k < 0<br />

1 k ≥ 0<br />

sowie<br />

• f(k) (k ≥ 0).<br />

Im Folgenden wird letztere bevorzugt und auf die zusätzliche Angabe von σ(k) verzichtet 44 .<br />

39 Auch als Multiplikationssatz bezeichnet.<br />

40 Beachte, dass die z-Transformierte hier rekursiv definiert ist. Die Angabe mit dn<br />

dz n in manch anderer Literaturstelle ist<br />

falsch!<br />

41 Beachte, dass f(kT) hier für k n · f 1 (kT ) und nicht für k n · T n · f 1 (kT ) steht. T n kann jedoch zusätzlich als konstanter<br />

Faktor ( Linearität) aufgenommen werden: T n · f(kT ) = k n · T n · f 1 (kT ).<br />

42 Auch als Divisionssatz bezeichnet.<br />

43 Beachte: f(n · k + 1) = f(n · k + 2) = . . . = f(n · k + n − 1) = 0.<br />

44 Die Einheitssprungfolge wird folglich durch f(k) = 1 (k ≥ 0) beschrieben.<br />

2.2 Ausgewählte Korrespondenzen 13


Tabelle 2.2 enthält die wichtigsten Korrespondenzen für Folgen und Funktionen 45 . Sofern nicht<br />

anders angegeben handelt es sich darin bei a um eine beliebige reellwertige Konstante und bei n<br />

um eine natürliche Zahl. Die Konvergenzbereiche von Hin- und Rück<strong>transformation</strong> sind zu<br />

beachten.<br />

Bezeichnung (Bedingungen) f(k) 46 F(z)<br />

{<br />

0 k ≠ 0<br />

Einheitsimpulsfolge δ(k) =<br />

1<br />

1 k = 0<br />

Potenzfolge 47<br />

k n<br />

insbesondere n = 0 (Einheitssprungfolge) 1<br />

z<br />

z−1<br />

insbesondere n = 1 (Einheitsrampenfolge) k<br />

z<br />

(z−1) 2<br />

insbesondere n = 2 k 2 z·(z+1)<br />

(z−1) 3<br />

gedämpfte Potenzfolge 48<br />

e a·k · k n<br />

insbesondere n = 0 e a·k z<br />

z−e a<br />

insbesondere n = 1 e a·k · k<br />

e a·z<br />

(z−e a ) 2<br />

Exponenzialfolge 48<br />

a k · k n<br />

insbesondere n = 0 a k z<br />

z−a<br />

insbesondere n = 1 a k · k<br />

a·z<br />

(z−a) 2<br />

alternierende Folge (−1) k z<br />

z+1<br />

Sinusfolge sin(a · k)<br />

Kosinusfolge cos(a · k)<br />

Hyperbelsinusfolge sinh(a · k)<br />

Hyperbelkosinusfolge cosh(a · k)<br />

z·sin(a)<br />

z 2 −2·z·cos(a)+1<br />

(<br />

)<br />

z· z−cos(a)<br />

z 2 −2·z·cos(a)+1<br />

z·sinh(a)<br />

z 2 −2·z·cosh(a)+1<br />

(<br />

)<br />

z· z−cosh(a)<br />

z 2 −2·z·cosh(a)+1<br />

Tabelle 2.2: Funktionstabelle der z-Transformation.<br />

45 Weitere Korrespondenzen siehe beispielsweise [LW10, S. 531ff.], [Jur64, S. 278ff.], [BSMM01, S. 1113ff.], [Föl07,<br />

S. 300f.], [Gro91, S.111ff.], [WS06, S. 278], [Lun10b, S. 659f.] oder [MSF09, S. 403].<br />

46 f(k < 0) = 0.<br />

47 Aus Platzgründen keine allgemeine Angabe im Bildbereich. Verwendung der Korrespondenzen für die Differenziation<br />

im Bildbereich und die Einheitssprungfolge liefert das gewünschte Resultat.<br />

48 Aus Platzgründen keine allgemeine Angabe im Bildbereich. Verwendung der Korrespondenzen für die Differenziation<br />

im Bildbereich, die Dämpfung und die Einheitssprungfolge liefert das gewünschte Resultat.<br />

14 Kapitel 2 z-Transformation


2.3 POL-NULLSTELLEN-PLAN<br />

Eine lineare, gebrochenrationale Funktion F(z) 49 mit konstanten Koeffizienten<br />

F(z) = Z(z)<br />

N(z)<br />

= b m · z m + b m−1 · z m−1 + . . . + b 1 · z + b 0<br />

a n · z n + a n−1 · z n−1 + . . . + a 1 · z + a 0<br />

(2.1)<br />

mit b i ∈ R, 0 ≤ i ≤ m, m ∈ N, a j ∈ R, 0 ≤ j ≤ n und n ∈ N besitzt<br />

• m Nullstellen des Zählers Z(z) z o,i – „Nullstellen“ genannt – sowie<br />

• n Nullstellen des Nenners N(z) z x,j – „Polstellen“ oder kurz „Pole“ genannt.<br />

Nach Bestimmung der Pol- und Nullstellen ergibt sich daraus die faktorisierte Form von F(z):<br />

F fakt (z) = K · (z − z o,1) · (z − z o,2 ) · . . . · (z − z o,m−1 ) · (z − z o,m )<br />

(z − z x,1 ) · (z − z x,2 ) · . . . · (z − z x,n−1 ) · (z − z x,n )<br />

(2.2)<br />

mit K ∈ R. Die Pol- und Nullstellen können jeweils<br />

• reell (z.B. z x,1 = σ x ) oder<br />

• Paare konjugiert komplexer Zahlen (z.B. z x,2/ 3 = σ x + j · ω x )<br />

sein, die wiederum jeweils<br />

• einfach oder<br />

• mehrfach<br />

auftreten.<br />

Im Hinblick auf die weitere Verwendung wird empfohlen, durch Kürzen teilerfremde Zähler und<br />

Nenner von F fakt (z) herzustellen.<br />

Der Pol-Nullstellen-Plan (P-N-Plan) ist ein kartesisches Koordinatensystem mit Abszisse Re{z}<br />

und Ordinate Im{z}, stellt also die komplexe z-Ebene dar. In dieses werden alle Nullstellen<br />

von F(z) mit o und alle Polstellen mit x eingetragen. Zudem wird die Verstärkung K angegeben.<br />

Wird zusätzlich die Vielfachheit der Pol- und Nullstellen notiert, ist der P-N-Plan zu den<br />

Gleichungen 2.1 sowie 2.2 äquivalent. Diese grafische Beschreibungsform ist später<br />

beispielsweise bei der Stabilitätsbetrachtung (siehe auch Abschnitt 2.5) von Vorteil.<br />

49 Meist ist die Übertragungsfunktion G(z) = Y (z) eines Systems mit Eingangssignal X (z) und Ausgangssignal Y (z)<br />

X (z)<br />

die zu untersuchende Funktion F(z).<br />

2.3 Pol-Nullstellen-Plan 15


2.4 ALTERNATIVE WEGE FÜR DIE RÜCKTRANSFORMATION<br />

2.4.1 Partialbruchzerlegung<br />

Die Funktion F PBZ (z) ergibt sich aus einer beliebigen gebrochenrationalen und teilerfremden<br />

Funktion F(z) nach Gleichung 2.1 mit n Polstellen (siehe auch Abschnitt 2.3) durch<br />

Partialbruchzerlegung (PBZ; siehe auch [BSMM01, S. 15ff.]). Hier wird jedoch<br />

F 1 (z) = F(z)<br />

z<br />

= N 1(z)<br />

Z 1 (z)<br />

als Ausgangspunkt gewählt und wiederum die Ansätze aus Tabelle 2.3 für alle Polstellen z x,j<br />

(1 ≤ j ≤ n) von F(z) addiert.<br />

Ist der Zählergrad größer oder gleich dem Nennergrad (m ≥ n), so ist zuerst eine<br />

Polynomdivision durchzuführen. Die dabei entstehende echt gebrochene Funktion F 2 (z)<br />

(Zählergrad kleiner Nennergrad (m 2 < n 2 )) kann anschließend in Partialbrüche zerlegt werden.<br />

Nach Bestimmung 50 der n Konstanten c j (1 ≤ j ≤ n) 51 kann jeder Summand – mit z multipliziert,<br />

um aus F PBZ,1 (z) wieder F PBZ (z) zu erhalten – einzeln mithilfe der Korrespondenzen aus<br />

Abschnitt 2.2 in den Zeitbereich zurücktransformiert werden.<br />

Art der Polstelle (Vielfachheit v)<br />

reell z x,1 = . . . = z x,v<br />

v∑<br />

i=1<br />

insbesondere v = 1 z x,1 = σ x<br />

c 1<br />

z−σ x<br />

konjugiert komplexes Paar 52 z x,1/ 2 = . . . = z x,2·v−1/ 2·v<br />

= σ x ± j · ω x<br />

v∑<br />

Ansatz für diese Polstelle<br />

i=1<br />

c i<br />

(z−σ x) i<br />

( c 2·i−1·z+c 2·i<br />

) i<br />

(z−σ x) 2 +ωx<br />

2<br />

insbesondere v = 1 z x,1/ 2 = σ x ± j · ω x<br />

c 1·z+c 2<br />

(z−σ x) 2 +ω 2 x<br />

Tabelle 2.3: Ansätze für die Partialbruchzerlegung bei der z-Rück<strong>transformation</strong>.<br />

2.4.2 Polynomdivision<br />

Aus einer beliebigen gebrochenrationalen F(z) mit Zählergrad kleiner oder gleich<br />

Nennergrad (m ≤ n) nach Gleichung 2.1 kann durch Polynomdivision ebenfalls die zugehörige<br />

Folge f(k) im Zeitbereich gewonnen werden. Für die dabei entstehende Funktion<br />

∞∑<br />

F PDiv (z) = c k · z −k<br />

gilt – nach Definition der z-Transformation – c k = f(k). Folglich lassen sich die Werte von f(k) für<br />

k ≥ 0 direkt ablesen.<br />

k=0<br />

50 Eine Möglichkeit besteht darin, die Gleichung F 1 (z) = F PBZ,1 (z) mit dem Nenner N 1 (z) zu multiplizieren und anschließend<br />

einen Koeffizientenvergleich durchzuführen.<br />

51 Die Indices der Konstanten c j sind so zu wählen, dass zwischen unterschiedlichen Partialbrüchen keine Doppelungen<br />

auftreten.<br />

52 Die zugehörigen Korrespondenzen für v > 1 bleibt die Literatur meist schuldig. Für weitere Ausführungen siehe<br />

[Gra04, S. 102ff.].<br />

16 Kapitel 2 z-Transformation


2.4.3 Residuensatz<br />

Statt der Lösung des Integrals der z-Rück<strong>transformation</strong>, der Partialbruchzerlegung oder der<br />

Polynomdivision kann auch der Residuensatz zur Gewinnung der Folge f(k) aus der Funktion<br />

F(z) nach Gleichung 2.1 mit m < n angewendet werden:<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

l∑<br />

Res(z k−1 · F(z), z x,j , v j ) k ≥ 0<br />

f(k) = j=1<br />

.<br />

⎪⎩<br />

0 k < 0<br />

Die Anzahl der verschiedenen Polstellen z x,j von F(z) ist l (1 ≤ j ≤ l, l ≤ n), die Vielfachheit der<br />

j-ten Polstelle ist v j . Die Residuen ergeben sich zu:<br />

Res ( (<br />

)<br />

z k−1 ) 1<br />

· F(z), z x,j , v j =<br />

(v j − 1)! · lim · dv j −1<br />

z→z x,j dz v z k−1 · F(z) · (z − z<br />

j −1<br />

x,j ) v j<br />

. 53<br />

2.5 STABILITÄT<br />

Ein System ist BIBO 54 -stabil, wenn es auf begrenzte Signale am Eingang nur mit ebenfalls<br />

begrenzten Signalen am Ausgang reagiert. Um Stabilität nachzuweisen, müssten jedoch alle<br />

möglichen Signale angelegt werden. Existiert ein Signal, auf das das System mit keiner<br />

endlichen Antwort reagiert, ist hingegen Instabilität nachgewiesen.<br />

Da es nicht möglich ist, alle Signale zu testen, wurden algebraische Kriterien eingeführt. So sind<br />

Systeme mit einer gebrochenrationalen und teilerfremden Übertragungsfunktion G(z) nach<br />

Gleichung 2.1 genau dann stabil, wenn alle Polstellen z x,j von G(z) im Inneren des<br />

Einheitskreises der z-Ebene liegen:<br />

|z x,j | < 1 für alle j mit 1 ≤ j ≤ n,<br />

sonst instabil. Alternativ kann im Zeitbereich geprüft werden, ob die Gewichtsfolge g(k) eines<br />

Systems absolut summierbar ist:<br />

∞∑<br />

∣<br />

∣ g(k) = c < ∞ mit c ∈ R. (2.3)<br />

k=0<br />

Ist Gleichung 2.3 erfüllt, so ist das durch g(k) beschriebene System stabil, andernfalls nicht.<br />

Stabilität kann aber auch ohne explizite Bestimmung der Polstellen von G(z) nachgewiesen<br />

werden, beispielsweise durch Anwendung des Jury-Kriteriums (siehe auch [Lun10b, S. 477f.]).<br />

53 (z − z x,j ) v j ist herauszukürzen.<br />

54 Bounded input – bounded output.<br />

2.5 Stabilität 17


18 Kapitel 2 z-Transformation


LITERATURVERZEICHNIS<br />

[Ase58] ASELTINE, J.A.: Transform method in linear system analysis. New York [u.a.] :<br />

McGraw-Hill, 1958<br />

[BSMM01] BRONSTEIN, I.N. ; SEMENDJAJEW, K.A. ; MUSIOL, G. ; MÜHLIG, H.: Taschenbuch der<br />

Mathematik. 5., überarb. u. erw. Aufl., unveränd. Nachdr. Thun; Frankfurt am Main :<br />

Deutsch, 2001. – ISBN 3–8171–2005–2<br />

[Doe89]<br />

[Föl07]<br />

DOETSCH, G.: Anleitung zum praktischen Gebrauch der Laplace-Transformation und<br />

der Z-Transformation. 6. Aufl., Nachdr. d. 3., neubearb. Aufl. München ; Wien :<br />

Oldenbourg, 1989. – ISBN 3–486–21310–5<br />

FÖLLINGER, O.: Laplace-, Fourier- und z-Transformation. 9., überarb. Aufl. / bearb. von<br />

Mathias Kluwe. Heidelberg : Hüthig, 2007 (Studium). – ISBN 978–3–7785–4022–0<br />

[Gra04] GRAF, U.: Applied Laplace transforms and z-transforms for scientists and engineers :<br />

a computational approach using a Mathematica package. Basel ; Berlin [u.a.] :<br />

Birkhäuser, 2004. – ISBN 3–7643–2427–9<br />

[Gro91]<br />

GROVE, A.C.: An introduction to the Laplace transform and the z transform. New<br />

York [u.a.] : Prentice Hall, 1991. – ISBN 0–13–488933–9<br />

[Jur64] JURY, E.I.: Theory and application of the z-transform method. New York [u.a.] :<br />

Wiley, 1964<br />

[Lun10a]<br />

[Lun10b]<br />

[LW10]<br />

[Mer04]<br />

[MSF09]<br />

LUNZE, J.: Regelungstechnik. Bd. 1, Systemtheoretische Grundlagen, Analyse und<br />

Entwurf einschleifiger Regelungen. 8., neu bearb. Aufl. Berlin ; Heidelberg [u.a.] :<br />

Springer, 2010<br />

LUNZE, J.: Regelungstechnik. Bd. 2, Mehrgrößensysteme, digitale Regelung. 6., neu<br />

bearb. Aufl. Berlin ; Heidelberg [u.a.] : Springer, 2010<br />

LUTZ, H. ; WENDT, W.: Taschenbuch der Regelungstechnik : mit MATLAB und<br />

Simulink. 8., erg. Aufl. Frankfurt am Main : Harri Deutsch, 2010. – ISBN<br />

978–3–8171–1807–6<br />

MERZIGER, G.: Formeln + Hilfen zur höheren Mathematik. 4. Aufl., [Nachdr.].<br />

Springe : Binomi, 2004. – ISBN 3–923923–35–X<br />

MANN, H. ; SCHIFFELGEN, H. ; FRORIEP, R.: Einführung in die Regelungstechnik:<br />

analoge und digitale Regelung, Fuzzy-Regler, Regler-Realisierung, Software. 11., neu<br />

bearb. Aufl. München : Hanser, 2009. – ISBN 978–3–446–41765–6<br />

19


[Nix64]<br />

[Rei06]<br />

NIXON, F.E.: Beispiele und Tafeln zur Laplace-Transformation. Stuttgart : Franckh,<br />

1964. – Originaltitel: Handbook of Laplace Transformation; Aus dem Amerik. übertr.<br />

von Theo Lutz<br />

REINSCHKE, K.: Lineare Regelungs- und Steuerungstheorie : Modellierung von<br />

Regelstrecken, robuste Stabilität und Entwurf robuster Regler, Trajektoriensteuerung<br />

mit Folgeregelung, polynomiale Beschreibung von MIMO-Systemen, Zeitdiskrete<br />

und Abtastregelkreise. Berlin ; Heidelberg [u.a.] : Springer, 2006. – ISBN<br />

978–3–540–21886–9<br />

[WS06] WUNSCH, G. ; SCHREIBER, H.: Analoge Systeme. 4. Aufl. Dresden : TUDpress, 2006<br />

(Lehrbuch). – ISBN 3–938863–67–6<br />

20 LITERATURVERZEICHNIS

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!