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6 CHRONIK Kopenhagen – und festgelegt, dass mit den drei Prozent Zinsen die Armen zu unterstützen seien. Mit dem Testament wandelte er die Regelung in ein festes Legat um. Schließlich erließ er den Leibeigenen seiner drei Güter alle aufgelaufenen Schulden. Die Zusammenstellung zeigt, dass Desmercieres mit seinem Testament versucht hat, über Generationen hinweg eine ferne Zukunft nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Zur Umsetzung hat er entsprechende finanzielle Verpflichtungen festgeschrieben. Das Instrument, mit dem er diese Verpflichtungen abgesichert hat, war ein „fidei commissum“ oder Fideikommiss, ein Erbe, welches zu treuen Händen übergeben wird. In dem Erbe wurde der Kernbesitz, also die drei Güter Warleberg, Quarnbek und Rathmannsdorff sowie die nicht verkauften Teile der Landgewinnung und das Recht weitere Neulandgewinnung in der Bredstedter Bucht vorzunehmen, zusammengefasst. Dieser Besitz war unteilbar, unveräußerlich und konnte auch nicht zur Schuldentilgung herangezogen werden. Desmercieres hat Graf Heinrich XLIII. Reuß, den Schwiegersohn seiner Stiefnichte Anna Françoise Cassado de Monteleon, als Universalerben eingesetzt und eine Vererbung innerhalb der Familie der Grafen Reuß festgelegt. Nur die Erträge aus dem Vermögen standen dem Erben zur Verfügung, durch die Einsetzung einer Administration war selbst dieses Recht eingeschränkt. Die Administratoren regelten neben Fragen der Ausgestaltung des Fideikommiss den Interessensausgleich zwischen dem Erben einerseits und den Inhabern der oben erwähnten Legate andererseits. Bereits nach knapp zwei Wochen musste Desmercieres sein Testament durch einen Anhang korrigieren. Eine Viehseuche in den Gütern hatte ihm vor Augen geführt, dass wirtschaftliche Krisen bei der Einschätzung der Leistungsfähigkeit des Erbes nicht genügend berücksichtigt worden waren. Eine Kürzung einiger Legate sollte Abhilfe schaffen. Für die Quarnbeker, Warleberger und Rathmannsdorffer Leibeigenen führte die Anpassung zur Streichung der jährlichen Gratifikationen. Aber auch die Versuche Graf Heinrichs XLIII. Reuß, Gewinne abzuführen, verdeutlichen Schwächen des Fideikommisses. Nach der Eindeichung des Reußenkoogs 1788, konnte er Überschüsse in Höhe von beachtlichen 50 047 Reichstalern einstreichen. Auch der Vorstoß des Grafen, bereits 1786/1787 in den Gütern die Leibeigenschaft aufheben zu lassen, ist weniger als humanitärer Akt zu deuten, denn als Schachzug durch Landverkäufe Kasse zu machen. Den drei Gütern war dadurch die Aufgabe zugefallen, möglichst hohe Gewinne zu erwirtschaften, um die Legate zu befriedigen und darüber hinaus den Nutzeigentümern Graf Heinrich XLIII. Reuß und seinen Nachfolgern maximale Einkünfte zu sichern. Zwar sind in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Versuche der Administratoren zu erkennen, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, aber im Vergleich zu dem ab 1819 durch Wilhelm Hirschfeld eigentümergeführten Groß Nordsee waren die Bedingungen mit dauerhaft ortsabwesenden Nutzeigentümern und einer Administration in dieser Zeit der wirtschaftlichen Umwälzungen und beginnender Industrialisierung deutlich schlechter. Im letzten Punkt des Testaments verfügt Desmercieres, sein Körper möge in sein Gut Quarnbek überführt und dort bestattet werden. Diesem Wunsch ist über ein Jahr nach seinem Tode nachgekommen worden, als der Leichnam am 26. Juni 1779 in der für ihn errichteten Gruft in einem Marmorsarkophag beigesetzt wurde. Über Hintergründe und Motive schweigt das Testament. Warum die Wahl für seine letzte Ruhestätte auf Flemhude fiel, bleibt weiter offen, denn kirchlich stand ihm die Fränzösisch Reformierte Kirche in Kopenhagen näher und wenn er sich in seinen Gütern zwischen Flemhuder See und Levensau aufhielt, dann residierte er in Warleberg, dort befanden sich seine Verwaltung und sein Weinkeller. Karsten Dölger Ortshinweisschild im DesmercieresKoog Die 1778/1779 errichtete Gruft für den Marmorsarkophag an der Ostwand der Flemhuder Kirche
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