O K T O B E R a u ssT E llu n g 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter
O K T O B E R a u ssT E llu n g 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter
O K T O B E R a u ssT E llu n g 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Motiv des Mädchens in der Laube findet sich in mehreren Varianten sowohl im Werk Leontine<br />
von Littrows als auch in dem ihrer Freundin und berühmten Malerkollegin Olga Wisinger-Florian.<br />
Aufgrund der großen Ähnlichkeit der Bilder und besonders der Beschaffenheit der Laube kann<br />
man annehmen, dass die beiden Malerinnen wahrscheinlich das gleiche Haus bewohnten oder<br />
häufig besuchten und den idyllischen Platz in ihrer jeweils eigenen Formensprache festhielten. Es<br />
ist nicht nachweisbar, wo genau sich das Haus befand – wahrscheinlich in Abbazia – darum geht<br />
es hier auch nicht. Betrachtet man Leontine von Littrows Bild genauer, ist nicht schwer nachzuvollziehen,<br />
warum dieser pittoreske Ort den beiden Malerinnen als Motiv so viel zu bieten hatte. Auf<br />
einer etwas erhöhten Terrasse sitzt eine junge Frau in ihre Näharbeit vertieft. Die rosenumrankte<br />
Pergola über ihr spendet ein wenig Schatten, sie sitzt dem Meer zugewandt, um zwischendurch<br />
immer wieder den Blick zu heben und auf die blaue Weite hinaus zu schauen. Auf der Steinmauer,<br />
die die Terrasse begrenzt, stehen einige Blumentöpfe mit üppig wuchernden Pflanzen, rechts im<br />
Bild scheint eine Treppe hinunter in den Garten Richtung Küste zu führen. Das Meer ist ganz glatt<br />
und unterscheidet sich in seinem hellen Blaurosa kaum vom Himmel. Es ist wohl windstill, nur zwei<br />
winzige weiße Segel sind weit draußen auf dem Wasser auszumachen. Auf den großen Steinplatten<br />
am Boden wechseln sich Licht und Schatten ab, und die Sonne wirft durch die Äste und Blüten<br />
der Pergola ein flimmerndes Spiel auf das unregelmäßige Mauerwerk. Mit großzügigen, aufgelösten<br />
Pinselstrichen schildert die Malerin das Hell-Dunkel in feinster impressionistischer Manier,<br />
sodass der unregelmäßige Stein geradezu in Bewegung zu geraten scheint. Man merkt diesem Bild<br />
die Ruhe und Genauigkeit an, mit der sich die Künstlerin jedem Detail widmete. Hier ist nichts dem<br />
Zufall überlassen und doch strahlt ihre Malerei eine Gelassenheit aus, die von größter Könnerschaft<br />
zeugt.<br />
15<br />
Leontine von Littrow<br />
(Triest 1860 –1925 Abbazia)<br />
In der Rosenlaube<br />
nach 1890<br />
Öl auf Holz<br />
42 x 31,5 cm<br />
Signiert links unten: Leo Littrow<br />
Rückseitig bezeichnet und betitelt auf<br />
altem Etikett der Salzburger Jahres-<br />
Ausste<strong>llu</strong>ng 189…: Leo Littrow Abbazia<br />
Rosenlaube Motiv aus Abbazia<br />
Provenienz: Privatbesitz Deutschland<br />
Literatur: Vgl.: Friedrich von Boetticher,<br />
Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts,<br />
Neudruck Frankfurt 1969, 1. Band, 2. Hälfte,<br />
S. 925<br />
Ausgestellt: Salzburger Jahresausste<strong>llu</strong>ng,<br />
vermutlich 1896<br />
Dies zeigt sich auch in den beiden kleineren Formaten „Dorfstraße in Istrien“ (Kat.Nr. 16) und<br />
„Südliche Dorfstraße“ (Kat.Nr. 17). Die beiden Bilder sind mit großer Wahrscheinlichkeit einige<br />
Jahre später entstanden, wofür die aufgelöste, offenere und stellenweise pastose Malweise spricht,<br />
die Leontine von Littrow hier anwendet. In beiden Werken hat sie sich Motive mit starkem Tiefenzug<br />
ausgesucht, der durch das relativ schmale Hochformat noch stärker zur Geltung kommt. Das<br />
größte Augenmerk legt Leontine von Littrow auf Lichteinfall und Schattenspiel – Details sind nicht<br />
so wichtig und auch die Figuren sind lediglich Staffage, verleihen der Komposition der zwei Bilder<br />
aber eine gewisse Lebendigkeit, ohne die sie kulissenhaft wirken würden. Das leuchtende Grün der<br />
üppigen Vegetation, die sich ihren Weg zwischen und über die Mauern und Stiegen bahnt, bildet<br />
einen starken Kontrast zu den hellen Beige- und Grautönen von Erde und Gemäuer, das die engen<br />
Gassen begrenzt und fast spürbar die Wärme der Sonnenstrahlen reflektieren.<br />
In den letzten Jahren wurde dem Werk Leontine von Littrows verstärkt Aufmerksamkeit entgegen<br />
gebracht und sie als wichtige Vertreterin des österreichischen Stimmungsimpressionismus entsprechend<br />
gewürdigt.