O K T O B E R a u ssT E llu n g 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter
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Josef Stoitzner, der Sohn des Malers Konstantin Stoitzner, erhielt seine erste Ausbildung an der<br />
Wiener Kunstgewerbeschule und studierte von 1906 bis 1908 an der Akademie der bildenden<br />
Künste unter Franz Rumpler. 1905 begann er seine Tätigkeit als Zeichenlehrer, vier Jahre später<br />
legte er die Lehramtsprüfung ab und konnte somit von 1916 bis 1919 die Nachfolge von Tina Blau<br />
als Lehrer an der Wiener Frauenakademie antreten. Dank seiner vorbildlichen pädagogischen und<br />
künstlerischen Fähigkeiten war er seit 1922 als Fachinspektor für den Zeichenunterricht an den<br />
Bundeserziehungsanstalten in Wien, Wiener Neustadt und Graz-Liebenau tätig. Seine langjährige<br />
Lehrtätigkeit sollte ihn schließlich auch an seine einstige Bildungsstätte, die Wiener Akademie,<br />
zurückführen, wo er von 1932 bis 1944 als Lehrbeauftragter für Methodik des Zeichenunterrichts<br />
verantwortlich war. 1944 wurden seine Wiener Wohnung, sein Atelier und die darin gelagerten<br />
Druckstöcke und Werke durch einen Bombentreffer zerstört. Josef Stoitzner war Mitglied der<br />
Künstlergruppe „Der Kreis“, der Wiener Secession und des Wiener Künstlerhauses. Seine Werke<br />
– meist Landschaften, Stilleben und Interieurs – sind einem unverwechselbaren idealisierenden<br />
Realismus verpflichtet und geprägt von pastosem Farbauftrag, kraftvollen Konturen und kontrastreichem<br />
Licht-Schattenspiel. 1951 verstarb Josef Stoitzner im Alter von 67 Jahren in Bramberg, wo<br />
er auch bestattet wurde.<br />
38<br />
Josef Stoitzner<br />
(Wien 1884 –1951 Bramberg)<br />
Bauerngarten im Pinzgau<br />
um 1930<br />
Öl auf Leinwand<br />
56 x 77,5 cm<br />
Signiert rechts unten: STOITZNER JOSEF<br />
Provenienz: Privatbesitz Wien<br />
Literatur: Vgl.: Erich Marx, Peter Laub (Hg.),<br />
Josef Stoitzner 1884 –1951, Ausste<strong>llu</strong>ngskatalog<br />
Salzburg Museum, Salzburg 2010,<br />
Abb. S. 104 ff.;<br />
Marianne Hussl-Hörmann, Josef Stoitzner.<br />
Immer wieder Landschaften, in: Parnass, Heft 3,<br />
Wien 2006, S.62 ff.<br />
An einem hochsommerlichen Tag hat Josef Stoitzner seine Staffelei hinter einem großen Stall postiert.<br />
Links im Bild befindet sich ein kleiner Holzschuppen, der Blick schweift über ein Wiesenstück,<br />
das durch die Schattenspiele der Äste wie ein grün gewebter Teppich wirkt, hinweg über den eingezäunten<br />
Gemüsegarten, vorbei an dem großen Gebäude bis auf die gegenüberliegenden Hügel<br />
und den Himmel hinauf. Satte Grün-, Braun- und Rottöne, die bis ins Gelb und Violett changieren,<br />
bilden starke Kontraste zueinander und vermitteln einen dichten, bewegten Eindruck. Trotz des<br />
einfachen Motivs hat das Auge viel zu entdecken und schweift zwischen den zahlreichen Details<br />
hin und her. Vom Stimmungsrealismus eines Emil Jakob Schindlers und seines Kreises ausgehend<br />
findet Josef Stoitzner zu seinem unverwechselbaren Stil, von dem er zeitlebens kaum abweicht. Die<br />
harten, an die secessionistische Malerei erinnernden Umrisslinien, die Durchzeichnung aller Einzelheiten<br />
und eine klare, stilisierende Formensprache unterstützt von einer leuchtenden Farbpalette,<br />
erzeugen jene charakteristische Malweise Josef Stoitzners, die einen großen Wiedererkennungswert<br />
besitzt. Obwohl sich der Maler fast ausschließlich stillen, einsamen Plätzen, Interieurs und<br />
Landschaften ohne figürliche Staffage widmet, ist seinen Bilder immer eine große Lebendigkeit,<br />
ja Lebensfreude inne. Seine tiefe Verbundenheit zur Natur, in der die Zeit stehen geblieben zu<br />
sein scheint, berührt uns nach wie vor und weckt in schnelllebigen Zeiten wie diesen den tiefen<br />
Wunsch, sich in einer seiner saftigen Wiesen niederlassen und ausrasten zu können. Die Bilder<br />
Josef Stoitzners sind seit Lebzeiten des Künstlers bis heute ungebrochen beliebt und gelten nach<br />
wie vor als gesuchte Sammlerstücke.