Rainer Schildberger : Versteckspiel mit Gott. Straßenexerzitien in ...
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Es darf nur zur Presse- und Hörer<strong>in</strong>formation verwendet<br />
und nicht vervielfältigt werden,<br />
auch nicht <strong>in</strong> Auszügen.<br />
E<strong>in</strong>e Verwendung des Manuskripts für Lehrzwecke<br />
sowie se<strong>in</strong>e Vervielfältigung und Weitergabe als Lehrmaterial<br />
s<strong>in</strong>d nur <strong>mit</strong> Zustimmung der Autor<strong>in</strong>/des Autors zulässig.<br />
hr2-kultur | Cam<strong>in</strong>o – Religionen auf dem Weg<br />
VERSTECKSPIEL MIT GOTT<br />
Strassenexerzitien <strong>in</strong> der Großstadt<br />
Feature von <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong> <strong>Schildberger</strong><br />
Personen: Erzähler<br />
Im O-Ton: Der Autor<br />
Lutz Müller, Jesuitenpater<br />
Eberhard Kanzler, Lehrer a.D.<br />
Diverse Passanten<br />
1
Atmo 02 Strassenbahn, Gesprächsfetzen, Glocken, Musik<br />
Erzähler o:32<br />
Wir sollen e<strong>in</strong>fach raus auf die Strasse und an Orte der Ausgrenzung<br />
gehen. Psychiatrie, Gefängnis, Babyklappe. Vielleicht auch zum<br />
Bahnhof, zur Tafel oder auf den Friedhof. In jedem Fall aufmerksam<br />
se<strong>in</strong> und den Kontakt suchen <strong>mit</strong> Menschen am Rand der Gesellschaft.<br />
Das Menschliche und das Göttliche <strong>in</strong> ihnen, aber auch <strong>in</strong> uns wiederentdecken.<br />
So hat uns Lutz Müller die Idee der <strong>Straßenexerzitien</strong><br />
erklärt. Der Jesuitenpater ist selbst schon etliche Male auf diese<br />
Weise <strong>in</strong> deutschen Großstädten unterwegs gewesen.<br />
O-Ton 01 Lutz Müller 0:52<br />
Ich habe mal <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Strassenexerzitien gemacht, wo ich mich zu<br />
e<strong>in</strong>er Gruppe von Obdachlosen gesellt habe, vor denen ich große<br />
Angst hatte. Wo ich im Laufe der Woche die Angst verloren habe.<br />
Erzähler 0:23<br />
Acht Tage will ich mich also treiben und zugleich führen lassen von<br />
den D<strong>in</strong>gen, die dabei im Inneren hochkommen oder von Außen an mich<br />
herangetragen werden. E<strong>in</strong> bisschen mulmig ist mir schon. Noch dazu<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Stadt. Zum Glück gibt es Lutz Müller, der unsere<br />
kle<strong>in</strong>e Gruppe <strong>in</strong> Mannheim begleitet. Der Jesuitenpater ist e<strong>in</strong><br />
stämmiger Mann <strong>mit</strong> Glatze und kle<strong>in</strong>en, hellen Augen.<br />
O-Ton 01 Lutz Müller Fortsetzung 0:52<br />
Die Strasse ist der Ort für das Unerwartete, für das Unplanbare und<br />
für das Geschenkte..Ich gehe auf die Strasse und schaue, was passiert,<br />
oder etwas anders ausgedrückt, wen <strong>Gott</strong> mir vorbeischickt./<br />
Wir gehen hier ziemlich biblisch vor, nämlich nach der Aussendungsrede<br />
des Jesus <strong>in</strong> Lukas 10. Es hilft, ohne Vorrat, ohne Geld, ohne<br />
vorgefasste Pläne <strong>in</strong> den Tag zu gehen.<br />
Erzähler 0:19<br />
2
Zunächst soll sich jeder <strong>mit</strong> der Stadt vertraut machen, sich auf<br />
das Beobachten e<strong>in</strong>stimmen.Startpunkt ist der Marktplatz.Ich schreibe<br />
mir e<strong>in</strong>e zufällige Route auf e<strong>in</strong>en Zettel. Dritte L<strong>in</strong>ks, vierte<br />
rechts, erste l<strong>in</strong>ks, usw. Der Weg führt zur Rhe<strong>in</strong>brücke.<br />
Atmo 01 Feuerwehrsirenen Mannheim<br />
Atmo 03 Autos, Helikopter<br />
Erzähler 0:11<br />
Auf der anderen Rhe<strong>in</strong>seite, <strong>in</strong> Ludwigshafen, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Großbrand<br />
zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e riesige schwarze Rauchwolke zieht über den Fluss auf<br />
Mannheim zu. Zum Glück führt me<strong>in</strong> Zettel mich weg…<br />
Atmo 04 Zentral<strong>in</strong>stitut Vorplatz<br />
Atmo 04b Krähen 0:47<br />
…durch Tunnel unter Schnellstrassen zurück <strong>in</strong> e<strong>in</strong> stilles Neubauviertel<br />
am Rand der Innenstadt. Hier heißen die Strassen g7 oder<br />
f1. Wie beim Schach. An der Ecke J5/H5 stehe ich plötzlich vor dem<br />
Zentral<strong>in</strong>stitut für seelische Gesundheit. E<strong>in</strong>em modernen <strong>mit</strong> Farbplatten<br />
verschönerten Betonkasten. Und sofort ist da der Gedanke an<br />
me<strong>in</strong>en kranken Bruder, den ich oft <strong>in</strong> solchen E<strong>in</strong>richtungen abgeliefert<br />
und besucht habe. Muß ich mich dem wieder stellen? Mir ist<br />
nicht wohl dabei. E<strong>in</strong> anderes Mal vielleicht. Lutz Müller kennt<br />
solche Gefühle. Seit drei Jahren leitet er Strassenexerzitien.<br />
O-Ton 02 Lutz Müller 0:28<br />
Wir haben alle Vorbehalte, an solche Orte zu gehen. Die s<strong>in</strong>d nicht<br />
e<strong>in</strong>ladend..Die haben <strong>mit</strong> Depressionen zu tun, <strong>mit</strong> Angst, <strong>mit</strong> E<strong>in</strong>schüchterung,<br />
<strong>mit</strong> Entgrenzung, <strong>mit</strong> Entmündigung, <strong>mit</strong> Aufgabe von<br />
Lebenspositionen, und genau <strong>in</strong> diese Situation h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, wo es um<br />
Schutzlosigkeit, Wehrlosigkeit, auch Hilflosigkeit geht, dort glauben<br />
wir, dass der Ruf <strong>Gott</strong>es besonders deutlich zu hören ist.<br />
O-Ton 03 Erzähler auf dem Markt<br />
0:11 (+Markt)<br />
3
Me<strong>in</strong>e selbstgewählte Route nach dem Zufallsgenerator hat mich tatsächlich<br />
im Kreis geführt, zurück auf den Marktplatz, wo die Kirche<br />
ist.<br />
Atmo 05 Glöckchen Türen, Stimmen<br />
Erzähler 0:43<br />
Die Unterkunft. E<strong>in</strong>e leer stehende Geme<strong>in</strong>dewohnung h<strong>in</strong>ter der Kirche.<br />
Feldbetten <strong>in</strong> zwei w<strong>in</strong>zigen Räumen. Dazu e<strong>in</strong> großes Zimmer <strong>mit</strong><br />
geliehenen Tischen und Stühlen. Alles provisorisch für die bevorstehenden<br />
acht Tage. Die Toilette im Hausflur. Die Dusche <strong>in</strong> der<br />
Küche. Ke<strong>in</strong>e Bilder, ke<strong>in</strong>e Pflanzen, ke<strong>in</strong>e Bücher. Nichts soll uns<br />
ablenken vom Eigentlichen: Der Suche nach <strong>Gott</strong> auf der Strasse. Mit<br />
dabei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Ordensschwester, e<strong>in</strong> Gefängnispfarrer, e<strong>in</strong> pensionierter<br />
Lehrer, e<strong>in</strong>e Krankenschwester und ich, der Radio-Mann.<br />
Dazu Ulrike und Lutz, die spirituellen Begleiter. Sie möchten, dass<br />
die Handys ausgestellt werden. E<strong>in</strong> letzter Anruf ist erlaubt.<br />
O-Ton 04 Lutz Müller 0:41<br />
Je e<strong>in</strong>facher ich mich mache, je schlichter ich auftrete, <strong>mit</strong> desto<br />
weniger Ballast ich unterwegs b<strong>in</strong>, desto eher wird diese Möglichkeit<br />
bestehen, zu e<strong>in</strong>er ungeh<strong>in</strong>derten Begegnung zu kommen. Ich darf<br />
durchaus Pläne machen,wo ich h<strong>in</strong> möchte an diesem Tag, zur Jugendstrafanstalt,<br />
zur Rhe<strong>in</strong>brücke, zum Sozialamt, zur Suppenküche, zur<br />
Psychiatrie, aber ich soll mir nicht das bis <strong>in</strong> die Details ausmalen<br />
und so e<strong>in</strong>en Erwartungshorizont formulieren,der mich dann festlegt,<br />
sondern mich auch von <strong>Gott</strong> überraschen lassen. Ich weiß ja<br />
nicht, an welcher Ecke der Strasse me<strong>in</strong> brennender Dornbusch steht.<br />
Atmo 06 Raum Geme<strong>in</strong>de<br />
Erzähler 0:15<br />
4
Der erste Morgen nach e<strong>in</strong>er Nacht auf harten Feldbetten. Die anderen<br />
s<strong>in</strong>d schon los. Ich sitze <strong>mit</strong> Eberhard, dem Lehrer, noch e<strong>in</strong>en<br />
Moment unschlüssig da. Der schlanke Mann <strong>mit</strong> den grauen Locken hat<br />
schon Yoga gemacht, um fit zu se<strong>in</strong> für den Tag.<br />
O-Ton 05 Eberhard Kanzler und Autor 0:27<br />
Eberhard: F<strong>in</strong>dest du, dass du was erreichen sollst, dass du werben<br />
sollst für Jesus von Nazareth? Empf<strong>in</strong>dest du so was? <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Ne<strong>in</strong>,<br />
überhaupt nicht. Ich sehe das eher als Spiel. Was passiert mir hier<br />
und welche D<strong>in</strong>ge könnten für me<strong>in</strong> Leben wichtig se<strong>in</strong>.<br />
Atmo 07 Glockenspiel<br />
O-Ton 05b Eberhard Kanzler 0:09<br />
Ich hab mir vorgenommen, immer wieder jmd. zu fragen, dass e<strong>in</strong> Tag<br />
nicht vergeht, ohne dass ich e<strong>in</strong>en Dialog hab. Ich fühle mich sehr<br />
frei.<br />
Atmo Jubilate<br />
Erzähler 0:25/0:17<br />
Der Spanier Ignatius von Loyola entwickelte im 16. Jahrhundert<br />
strenge geistliche Übungen, die dazu anleiten, das eigene Gewissen<br />
zu erforschen, zu meditieren und zu beten. Bis heute bilden sie die<br />
spirituelle Mitte des von ihm gegründeten Jesuiten-Ordens. <strong>Straßenexerzitien</strong><br />
s<strong>in</strong>d aber etwas anderes: Sie f<strong>in</strong>den nicht h<strong>in</strong>ter schützenden<br />
Klostermauern statt oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Exerzitienhaus, sondern<br />
<strong>mit</strong>ten im Leben. Zur E<strong>in</strong>stimmung bekommen wir immer Begleitworte<br />
<strong>mit</strong> auf den Weg. E<strong>in</strong>e Geschichte aus der Bibel oder e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en<br />
passenden Satz aus e<strong>in</strong>em Gedicht oder Lied. Das soll uns öffnen und<br />
hellhörig machen. Dann geht jeder alle<strong>in</strong> auf die Strasse.<br />
O-Ton 06 Lutz Müller 0:23<br />
Ich bewege mich natürlich aktiv zu auf Menschen am Rand, d.h. auf<br />
Situationen, die zu mir sprechen. Und zwar, die zu mir sprechen als<br />
5
Mensch. D.h. als Mensch ohne besondere Rolle. Ich betrete die<br />
Strasse..<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Eigenschaft als die Person, die ich b<strong>in</strong>.<br />
O-Ton 07 Erzähler 0:15<br />
(Glockenläuten) Ich gehe jetzt los, und die Begleitworte waren,<br />
schaue nach dem, der nach dir schaut, und so mache ich mich auf den<br />
Weg…(Glockengeläut weiter geht über <strong>in</strong>..)<br />
Atmo 08 Marktplatz Samstag<br />
Erzähler 0:40<br />
Auf dem Marktplatz. Ich schlendere unschlüssig um das Denkmal <strong>in</strong><br />
der Mitte. Türken bauen Stände auf. Die Polizei schaut, ob alles<br />
se<strong>in</strong>e Ordnung hat. E<strong>in</strong>e Frau <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Plastiktüte sagt: Wer sucht,<br />
muß leiden. Bevor wir <strong>in</strong>s Gespräch kommen, geht sie weiter. Ich<br />
spüre die aus me<strong>in</strong>em Alltag <strong>mit</strong>gebrachte Unruhe, komme mir albern<br />
vor, wie ich hier im Kreis laufe. E<strong>in</strong>sam. Verloren. Schließlich<br />
spreche ich e<strong>in</strong>en jungen Türken an e<strong>in</strong>em Stand an. Sie sammeln für<br />
Schulen <strong>in</strong> Afrika. Später nehme ich me<strong>in</strong> Mikrophon, um diese<br />
Situation e<strong>in</strong>zufangen. E<strong>in</strong> erstes Selbstgespräch.<br />
O-Ton 08 Erzähler Marktplatz 0:55<br />
Fragte den jungen Mann nach se<strong>in</strong>em Namen. Er sagte, er heißt Yakup.<br />
Als ich ihn fragte, was das heißt, antwortete er…der re<strong>in</strong>e<br />
Mensch. Ich weiß auch nicht, das ist seltsam, das hat mich irgendwie<br />
erreicht. Ich b<strong>in</strong> aufgeweicht. Was ist der re<strong>in</strong>e Mensch?.Und so<br />
musste ich wieder an me<strong>in</strong>en Bruder denken, der oft so ungepflegt<br />
herumläuft, sich vernachlässigt. Da war ich kurz den Tränen nah.<br />
O-Ton 09 Lutz Müller 0:33<br />
Es geht um die unverhüllte Begegnung von Mensch zu Mensch. In Augenhöhe,<br />
wo wir e<strong>in</strong>ander unsere Geschichten erzählen, wo wir <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander<br />
<strong>in</strong> Kontakt kommen. Wo e<strong>in</strong>e Begegnung stattf<strong>in</strong>det, die nicht<br />
um die Allerweltsthemen kreist, Wetter, Gesundheit, Politik, Unter-<br />
6
schiede zwischen den Menschen, sondern die betont, dass wir beide<br />
Geschöpfe <strong>Gott</strong>es s<strong>in</strong>d, dass wir beide Menschen s<strong>in</strong>d auf der Suche<br />
nach dem S<strong>in</strong>n des Lebens.<br />
Atmo 08 Marktplatz<br />
Erzähler 0:22<br />
Es fällt mir nicht leicht, Leute anzusprechen und gleich nach dem<br />
S<strong>in</strong>n des Lebens zu fragen. Doch nachdem ich noch e<strong>in</strong>igen Runden auf<br />
dem Marktplatz gedreht habe, erspähe ich plötzlich e<strong>in</strong>en älteren<br />
Mann, der e<strong>in</strong> Fahrrad verkaufen will. Etwas nervös sitzt er da auf<br />
e<strong>in</strong>er Bank. Ausgeblichene W<strong>in</strong>djacke, zerschlissene Schuhe. Bei ihm<br />
will ich es wagen.<br />
O-Ton 10 Jürgen und Autor auf dem Markt 1:13<br />
Jürgen: Schätze 25 werde ich kriegen. 25 Euro ist gut. Kann ich<br />
me<strong>in</strong>e Stromrechnung bezahlen… <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Woher kommen Sie? Jürgen: Ich<br />
wohn´betreutes Wohnen. Ich hab so Depressionen und Panikattacken<br />
immer gehabt. <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Wovor haben Sie denn Angst? Jürgen: Ke<strong>in</strong>e<br />
Ahnung. Das kommt e<strong>in</strong>fach so./ <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Was me<strong>in</strong>en Sie denn, wo Ihr<br />
Leben h<strong>in</strong>geht? Jürgen: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, wo me<strong>in</strong> Leben h<strong>in</strong>geht. Me<strong>in</strong><br />
Leben geht dah<strong>in</strong>, irgendwie../ <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Gibt´s was von früher, was<br />
schön war, wo Sie anknüpfen könnten? Jürgen: Ich war früher bei der<br />
Schiffahrt..<strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Das Wasser ist dann was Schönes? Jürgen: Wasser<br />
ist schön, ja..25 Euro! (weiter <strong>mit</strong> Verkaufsszene unter Erzähler)<br />
Erzähler 0:16<br />
Das Geschäft unterbricht uns. Zwei junge Männer kaufen das Rad. Ich<br />
schreibe sogar den kle<strong>in</strong>en formlosen Kaufvertrag für Jürgen, den<br />
B<strong>in</strong>nenschiffer, weil der ke<strong>in</strong>e Brille dabei hat. Alles läuft gut,<br />
sche<strong>in</strong>t´s. Noch e<strong>in</strong> letzter Rat an die Käufer.<br />
O-Ton 11 B<strong>in</strong>nenschiffer Jürgen und Autor Markt 0:14<br />
7
Jürgen: Bisschen Aufpumpen. Luft noch re<strong>in</strong>…Ich gehe mal eben hier<br />
h<strong>in</strong>ten runter zum Kiosk, was zu Rauchen holen. <strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Okay, ich<br />
b<strong>in</strong> hier. Jürgen: Viertelstunde, mach´s gut. Bis gleich.<br />
Erzähler 0:19<br />
Aber Jürgen kommt nicht wieder. Erst verstehe ich es nicht und b<strong>in</strong><br />
enttäuscht. Doch dann ahne ich, warum er wegbleibt. Er ist vor me<strong>in</strong>en<br />
Fragen geflohen. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Rolle geblieben. Von e<strong>in</strong>em<br />
Kontakt auf Augenhöhe ke<strong>in</strong>e Spur.So e<strong>in</strong>fach ist es dann doch nicht.<br />
O-Ton 12 Lutz Müller 0:48<br />
Da kann ich natürlich viele Fehler machen..Wenn ich den anderen<br />
belehre oder Ratschläge gebe, wie er aus se<strong>in</strong>er miserablen Situation<br />
herauskommt. Wenn ich also <strong>in</strong> die Rolle des Sozialarbeiters<br />
schlüpfe oder des Helfers. Oder noch schlimmer, <strong>in</strong> die des Polizisten,<br />
der den anderen ausfragt, <strong>in</strong>terviewt oder so. Es geht darum<br />
von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Gesprächsebene aufzumachen. Und dies<br />
erreichen wir <strong>in</strong> den Strassenexerzitien <strong>mit</strong> dem Satz: Ich suche<br />
<strong>Gott</strong>, kannst du mir dabei helfen oder können Sie mir dabei helfen?/<br />
Gerade die <strong>Gott</strong>esbeziehung ist e<strong>in</strong>e Gesprächsebene, die wir den<br />
Menschen am Rand gut anbieten können./ Weil sie nämlich schon aus<br />
ihrer Rolle herausgefallen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel. Die führen ja ke<strong>in</strong><br />
bürgerliches Leben.<br />
Atmo 09 Schritte Tür<br />
Atmo 10 Geschirr<br />
Erzähler 0:31<br />
Die Strassenexerzitien folgen e<strong>in</strong>er festgelegten Struktur. Nach dem<br />
Frühstück und e<strong>in</strong>er kurzen Andacht geht es für sechs Stunden auf<br />
die Strasse. Zurück von der Strasse, wird Eucharestie gefeiert, um<br />
sich zu sammeln. Danach folgt das geme<strong>in</strong>same Abendessen. Der Rest<br />
des Abends gehört der sogenannten Lesezeit. Das ist wie bei der<br />
8
We<strong>in</strong>lese. Was hat jeder von der Strasse an Erlebnissen <strong>mit</strong>gebracht.<br />
Me<strong>in</strong> Mikrophon muß dann aus bleiben. Das geme<strong>in</strong>same Berichten und<br />
Reflektieren f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten Raum statt.<br />
O-Ton 13 Lutz Müller 0:31<br />
Der S<strong>in</strong>n der Lesezeit besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>ander die Augen zu öffnen<br />
für die verborgene Gegenwart <strong>Gott</strong>es auf der Strasse..Es gibt kryptische,<br />
unverständliche Begegnungen,..wo nicht erkennbar ist, was<br />
das <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>em Leben zu tun haben soll. Und es gibt Begegnungen,<br />
die schließen das Herz auf..Und dann gibt es wieder Begegnungen,<br />
die s<strong>in</strong>d kalt,..da schw<strong>in</strong>gt vielleicht Aggression <strong>mit</strong>. Die ganze<br />
Bandbreite menschlicher Emotionen kommt <strong>in</strong> den Strassenexerzitien<br />
zu Tage.<br />
Atmo 11 Jägerglöckchen kurz<br />
Erzähler 0:47<br />
In der kle<strong>in</strong>en Runde treten die persönlichen Nöte der Teilnehmer zu<br />
Tage. Fließen sogar die ersten Tränen. Die Ordensschwester hat es<br />
ans Rhe<strong>in</strong>ufer gezogen. Ihr Bruder ist kürzlich im Kongo ertrunken.<br />
Sie konnte nicht zu se<strong>in</strong>er Beerdigung. Kann ihn nicht loslassen.<br />
Die Krankenschwester ist zur Babyklappe gegangen. Sie hat sich<br />
immer dafür geschämt, ke<strong>in</strong>e eigenen K<strong>in</strong>der bekommen zu können. Der<br />
Gefängnispfarrer möchte das K<strong>in</strong>dliche des Glaubens wiederbeleben.<br />
E<strong>in</strong> Zirkusplakat <strong>mit</strong> Clowns irgendwo auf dem Weg hat ihn daran<br />
er<strong>in</strong>nert. Der ehemalige Lehrer hat auf dem Markt <strong>mit</strong> türkischen<br />
Frauen gesprochen und dann den restlichen Tag im Café gesessen. Da<br />
wollte e<strong>in</strong> Bettler Geld.<br />
O-Ton 14 Lutz Müller 0:25<br />
Davon raten wir natürlich massiv ab. Wir möchten nicht, dass unsere<br />
Teilnehmer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Helferrolle schlüpfen oder sozialarbeiterische<br />
Funktionen erfüllen, sondern sie sollen <strong>in</strong> Augenhöhe gelangen./ Die<br />
Augenhöhe lässt sich nicht gestalten, wenn der Bettler vor mir auf<br />
9
dem Rasen sitzt und ich neben ihm aufrecht stehen bleibe.. Das<br />
kostet Überw<strong>in</strong>dung, das kostet Kraft. Das geht nicht von alle<strong>in</strong>e.<br />
Das müssen wir üben.<br />
Atmo 12 Strasse <strong>mit</strong> Passanten Glocken<br />
Atmo 12b Strasenbahnhaltestelle<br />
Erzähler 0:22<br />
Ich b<strong>in</strong> nicht sehr mutig. Immer hab ich zur Sicherheit e<strong>in</strong> wenig<br />
Geld dabei, stets me<strong>in</strong>en Rucksack <strong>mit</strong> Stadtplan, Regenkleidung und<br />
der Aufnahmetechnik. Und auch die Schuhe lasse ich an. Dabei sollen<br />
wir möglichst die Schuhe ausziehen. Dort, wo wir heiligen Boden<br />
spüren, wo unsere ganz persönlichen Dornbüsche brennen. Ähnlich wie<br />
<strong>in</strong> der berühmten Geschichte von Moses.<br />
O-Ton 15 Lutz Müller 0:21<br />
Im Zentrum der Strassenexerzitien steht der brennende Dornbusch,<br />
der Ort der Gegenwart <strong>Gott</strong>es. Der heilige Ort. Wo ich mir Zeit nehme<br />
und die Schuhe ausziehe. Diesen heiligen Ort herauszuf<strong>in</strong>den, ist<br />
Aufgabe der Strassenexerzitien, das ist sozusagen das Ziel um das<br />
es geht. Und wie die Geschichte vom brennenden Dornbusch schon<br />
sagt, das ist ke<strong>in</strong> gemütlicher Ort.<br />
Atmo 13 Regenschauer<br />
Erzähler 0:29<br />
Der Sommeranfang <strong>in</strong> Mannheim ist kalt und regnerisch. Ich halte<br />
Ausschau nach e<strong>in</strong>er Situation, die mich anspricht. Drei Hochhäusern<br />
z.B.,von denen es heißt, dass dort oft Menschen vom Dach <strong>in</strong> den Tod<br />
spr<strong>in</strong>gen. Doch bei den sogenannten Selbstmörderhäusern vertreibt<br />
mich der Wachschutz und später, vor dem Gefängnis, stehe ich e<strong>in</strong>e<br />
Stunde im Regen und beobachte, wer da re<strong>in</strong> und rausgeht. Ich hab<br />
Angst mich zu erkälten. Von e<strong>in</strong>em brennenden Dornbusch ke<strong>in</strong>e Spur.<br />
O-Ton 16 Lutz Müller 0:31<br />
10
Der Ort der Gegenwart <strong>Gott</strong>es, den er dann so wahrnimmt, verlangt<br />
von ihm, dass er sich schutzlos macht, wehrlos, dass er se<strong>in</strong>e Schuhe<br />
auszieht. Und auf die Strassenexerzitien übertragen heißt das,<br />
genau das Ablegen der Rollen, das Ausziehen der Schuhe des Besserwissens,<br />
das Ausziehen der Schuhe des Stolzes, das Ausziehen der<br />
Schuhe des Wichtigerse<strong>in</strong>s.<br />
O-Ton 16b Eberhard Kanzler 0:17<br />
<strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Wie siehst du de<strong>in</strong>e Schuhe? Eberhard: Me<strong>in</strong>e Schuhe s<strong>in</strong>d<br />
konkret. Clarks. Und das s<strong>in</strong>d perfekte Schuhe. Nämlich so, dass<br />
ich die kaum spüre. Ich hab me<strong>in</strong>e besten Schuhe <strong>mit</strong>genommen,<br />
ganz konkret. S<strong>in</strong>d geile Schuhe. Kenne ich schon ewig. (Lacht)<br />
Atmo 14 Mannheim Tafel<br />
098/23.13ff<br />
Erzähler 0:20<br />
Tags darauf. E<strong>in</strong> unsche<strong>in</strong>barer Laden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nebenstrasse. Die<br />
Mannheimer Tafel. E<strong>in</strong>e lange Schlange davor. Bedürftige, die auf<br />
den Lebens<strong>mit</strong>teltransporter warten. Der br<strong>in</strong>gt Übriggebliebenes<br />
aus den Supermärkten. Der Lehrer und ich s<strong>in</strong>d zu zweit unterwegs,<br />
weil wir für die Gruppe e<strong>in</strong>kaufen und kochen müssen.<br />
O-Ton 18 Szene Mannheimer Tafel 0:10<br />
<strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Was sagt der? Eberhard: Gesichter e<strong>in</strong>prägen, dass sie<br />
nicht zweimal e<strong>in</strong>kaufen. (weiter <strong>mit</strong> Gespräch unter Erzähler)<br />
Erzähler 0:21<br />
Wir haben extra Ausweise bekommen, da<strong>mit</strong> wir hier <strong>mit</strong> anstehen dürfen.<br />
Auch das Teil der Übungen auf der Strasse. Die Atmosphäre ist<br />
angespannt, weil e<strong>in</strong>e Türk<strong>in</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kaufswagen fünf Plätze<br />
freihält. Die dah<strong>in</strong>ter fühlen sich ausgetrickst. Solidarität unter<br />
Armen, Fehlanzeige, sagt e<strong>in</strong> Mann vor uns <strong>in</strong> der Schlange.<br />
O-Ton 19 Szene Mannheimer Tafel 0:18<br />
11
<strong>Ra<strong>in</strong>er</strong>: Wir s<strong>in</strong>d gehalten, auch mal zu fragen..ich suche <strong>Gott</strong>,<br />
können Sie mir dabei helfen?<br />
Mann: Ich war auch schon mal am verzweifeln..Der Mensch braucht<br />
e<strong>in</strong>en Glauben. Ist ja egal, was für ne Religion. Irgendwo, wo er<br />
sich dran festhalten kann.<br />
Atmo 15 Mannheimer Tafel im Laden<br />
Rascheln. Stimmen. Kasse. Streit im H<strong>in</strong>tergrund, Gespräch über Mengen,<br />
Hund bellt draußen.<br />
Erzähler 0:38<br />
Schließlich dürfen auch wir <strong>in</strong> den Laden, wo die Gemüsekisten<br />
durchwühlt und die guten Sachen längst weg s<strong>in</strong>d. Das Personal,<br />
Freiwillige des Roten Kreuzes, diskutiert immer mal <strong>mit</strong> denjenigen,<br />
die sich Taschen und Wägelchen übervoll geladen haben. Das<br />
Wühlen und schnelle Abgreifen ist demütigend, macht wütend. Auch<br />
weil hier jeder nur sich sieht. E<strong>in</strong>e ältere Frau <strong>mit</strong> Gehhilfe wird<br />
angemeckert, weil sie im Weg steht. Ich b<strong>in</strong> froh, als wir <strong>mit</strong> drei<br />
angeschlagenen Blumenkohlköpfen, e<strong>in</strong> paar Kartoffeln und zwei Salaten<br />
den Laden wieder verlassen. Nicht wieder hierher müssen.<br />
Atmo 11 Jägerglöckchen<br />
Erzähler 0:50<br />
Jeden Abend, um dieselbe Zeit, erkl<strong>in</strong>gt vom Kirchturm vor unserem<br />
Fenster e<strong>in</strong> Glockenspiel. Es ist schon e<strong>in</strong> vertrautes Lied, und für<br />
uns das Signal, nun <strong>mit</strong> der täglichen Aussprache zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
Während die e<strong>in</strong>en stets von berührenden Begegnungen auf der Strasse<br />
erzählen, von Wandlungen, die sie durchlaufen, habe ich das Gefühl,<br />
nur Orte abzuhaken, ohne echten Kontakt zu Menschen zu bekommen.<br />
E<strong>in</strong>mal droht man mir <strong>mit</strong> der Polizei, e<strong>in</strong>mal provoziere ich fast<br />
e<strong>in</strong>e Schlägerei. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sackgasse. Ich komme nicht aus<br />
me<strong>in</strong>er Rolle als Fragensteller heraus. Aber ich b<strong>in</strong> <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>en<br />
Problemen nicht alle<strong>in</strong>. Der Gefängnispfarrer saß drei Stunden<br />
12
vergeblich am Bahnhof rum. Ke<strong>in</strong>er wollte was von ihm. Der Lehrer<br />
hat die letzten Tage meist im Café verbracht, geht schon wieder <strong>in</strong>s<br />
Internet, ruft morgens se<strong>in</strong>e Frau an.<br />
O-Ton 19a Eberhard Kanzler 0:18<br />
Ich muß mir manchmal auch schon sagen, warum ich hier b<strong>in</strong>..Aber es<br />
ist hier auch ne Quelle von menschlichen Erfahrungen zu hören, die<br />
man weder im Café noch <strong>in</strong> der Familie, me<strong>in</strong> Sohn würde nie <strong>mit</strong> mir<br />
so sprechen, <strong>in</strong> der Weise, dass man sich da so öffnet.<br />
O-Ton 20 Lutz Müller 0:20<br />
Wenn ich mich ständig auf irgendwelche Rückzugs<strong>in</strong>seln rette, <strong>in</strong>dem<br />
ich Geld ausgebe, mich verpflege, mir D<strong>in</strong>ge kaufe, dann wird es<br />
nicht zu dieser angezielten Begegnung kommen./ Der sich überfordert<br />
wird <strong>in</strong> der Sprachlosigkeit enden und wer sich unterfordert, der<br />
wird überhaupt nichts erfahren auf der Strasse.<br />
Atmo 16 Regenschauer Innenhof<br />
Erzähler 0:27<br />
Der vorletzte Tag. Woh<strong>in</strong> bloß? Soll ich diese Dornbuschsucherei<br />
nicht besser aufgeben? Ich er<strong>in</strong>nere mich an den ersten Tag. Das<br />
Kreisen um den re<strong>in</strong>en Menschen. Das Zentral<strong>in</strong>stitut für seelische<br />
Gesundheit. Vielleicht ist es e<strong>in</strong>en Versuch wert. Aber weil es so<br />
stark regnet, suche ich zunächst Schutz <strong>in</strong> der Kirche am Markt.<br />
Atmo 17 Kirche Babyschreien, Raum<br />
Erzähler 0:55<br />
Außer mir und e<strong>in</strong>er jungen Mutter <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Säugl<strong>in</strong>g ist niemand<br />
hier. Sie schaukelt den K<strong>in</strong>derwagen, liest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch. Ihr Mund<br />
bewegt sich tonlos. Sie betet wohl. Schaut ärgerlich, als ich mich<br />
ihr nähere. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Entschuldige mich.<br />
13
Ich wolle ihr nur sagen, dass Ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sehr schöne Stimme<br />
habe. Da lächelt sie und nickt und streichelt über die Decke im<br />
K<strong>in</strong>derwagen. Mit weichen Knien gehe ich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Säule <strong>in</strong><br />
Deckung, setze mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirchenbank. Herr, gib mir me<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es<br />
Herz zurück, flüstere ich aus heiterem Himmel und breche plötzlich<br />
<strong>in</strong> Tränen aus. Ich frage nicht, was <strong>mit</strong> mir los ist, ich lasse es<br />
e<strong>in</strong>fach geschehen. Ziehe die Schuhe aus. Höre dem Dornbusch zu und<br />
dem Neugeborenen.<br />
Atmo 19 Markt Glockenspiel, Stimmen 053<br />
O-Ton 21 Lutz Müller 0:14<br />
Wenn die Strassenexerzitien vorbei s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie vorbei und wir<br />
schlüpfen zurück <strong>in</strong> unsere alten Rollen und gehen zurück <strong>in</strong> den<br />
alten Alltag. Punkt..Wir gehen zwar zurück <strong>in</strong> den alten Alltag,<br />
aber wir br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Erfahrung <strong>mit</strong>. Nämlich, dass wir nicht an<br />
unsere Rollen gebunden s<strong>in</strong>d.<br />
Atmo 12 An der Strassenbahnhaltestelle<br />
O-Ton 22 Lutz Müller 0:22<br />
Wenn uns diese Erfahrung offen steht, hängt es von uns ab, wie oft<br />
wir <strong>in</strong> der Zeit nach den SE diesen Schritt noch e<strong>in</strong>mal vollziehen..<br />
Das Wissen, es gibt e<strong>in</strong>en Menschen, den könnte ich ansprechen und<br />
erreichen..ist e<strong>in</strong> sehr befreiendes Wissen.<br />
Atmo 20 Musik Tunnel<br />
Erzähler 0:31<br />
Erst am letzten Tag bemerke ich e<strong>in</strong>e Veränderung. Ich b<strong>in</strong> ruhig<br />
und offen. Eigentlich erst jetzt bereit, mich richtig auf die<br />
Strasse e<strong>in</strong>zulassen. Am Ende e<strong>in</strong>es Fußgängertunnels auf dem Weg<br />
zum Bahnhof treffe ich auf e<strong>in</strong>en Bettler <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Klar<strong>in</strong>ette.<br />
Emil aus Bulgarien. Leider spricht er weiter ke<strong>in</strong> Deutsch. So<br />
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sitzen wir nur da und ich höre ihm zu. Ab und zu wirft e<strong>in</strong>er was<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Hut. Das Abenteuer <strong>mit</strong> <strong>Gott</strong> hat gerade erst begonnen.<br />
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