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200 Jahre Wasserstandsbeobachtung am Rhein

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uns äußerst ungewöhnlich erscheint: der Nullpunkt lag oben in Höhe des höchsten<br />

bekannten Hochwassers und die Skala wurde von dort absteigend eingeteilt. Dies<br />

hatte insofern guten Sinn, als man von der Korrektion eine Senkung der für die Landeskultur<br />

zu hohen Wasserstände erhoffte und bei einer von unten aufsteigenden<br />

Notierung nach einiger Zeit mit Ablesungen unter Null hätte rechnen müssen, was<br />

man vermeiden wollte.<br />

Im gleichen und den folgenden <strong>Jahre</strong>n hat man eine ganze Reihe weiterer Pegel <strong>am</strong><br />

badischen <strong>Rhein</strong> in gleicher Weise angelegt; und zwar<br />

1813/14 in Breisach<br />

1815 in Daxlanden und Dettenheim<br />

1816 in Konstanz, Neuenburg, Sasbach und Weisweil<br />

1817 in Kehl und an der Schusterinsel bei Basel<br />

1818 in Waldshut, Söllingen, Plittersdorf usw.<br />

In Basel hat man 1825 sogar neben dem schweizerischen einen badischen Pegel mit<br />

Null oben angebracht und bis zum 31. 12. 1877 beobachtet. Erst 1878 wurde diese<br />

einmalige Anordnung gleichzeitig mit der Einführung des Metermaßes "der Gleichförmigkeit<br />

wegen" aufgegeben. Die Lage der oben genannten Pegel zeigt, dass man<br />

Stellen gesucht hat, wo eine rasche Verlagerung auch des unregulierten Stroms<br />

nicht zu erwarten war, etwa <strong>am</strong> Fuß eines Berges oder an einer Stelle mit felsiger<br />

Sohle.<br />

Neben den ursprünglich immer senkrecht - in mehreren Staffeln - angebrachten Lattenpegeln<br />

baute man späterhin auch schräge, weil nicht überall eine senkrechte<br />

Mauer zum Anbringen vorhanden war und an Brückenpfeilern, die sich <strong>am</strong> ehesten<br />

anboten, die Wasserspiegellage durch den Brückenstau gestört wird.<br />

Der größte Fortschritt war aber der Schwimmerschreibpegel, ehemals auch Limnigraph<br />

genannt; der älteste ist im Dezember 1868 in Basel aufgestellt worden. Er<br />

arbeitete zunächst mit stündlicher Bleistiftmarkierung, seit 1903 mit halbstündlicher<br />

und seit 1915 mit kontinuierlicher. Der Pegel Konstanz erhielt 1869 ein Schreibgerät;<br />

1888 sind die Schreibpegel in Koblenz und Maxau, 1889 der in Kehl aufgestellt worden.<br />

D<strong>am</strong>it war ein Zustand erreicht, der nur noch in Einzelheiten verbessert werden<br />

konnte. Einer besonderen Behandlung wert wäre es, zu verfolgen, wie die Pegellatten<br />

unterteilt und bezeichnet wurden, aus welchem Material sie hergestellt und wie<br />

sie eingemessen, d. h. gegen Fixpunkte festgelegt und später in die Stromnivellements<br />

einbezogen wurden. Doch geht das über den Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

hinaus.<br />

Wir haben gesehen, dass die <strong>Wasserstandsbeobachtung</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> älter ist als man<br />

gemeinhin annimmt und dass die Entwicklung in überraschendem Maße mit der allgemeinen<br />

Geschichte verknüpft ist. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass die alten<br />

<strong>Wasserstandsbeobachtung</strong>en heute noch aktuell sind und z. B. von der 1969 gegründeten<br />

internationalen Hochwasser-Studienkommission intensiv ausgewertet<br />

werden. Man bemüht sich sogar, noch ältere Beobachtungen als die bisher bekannten<br />

in Archiven ausfindig zu machen. Je länger die Reihe der <strong>Jahre</strong> ist, deren Wasserstandsverlauf<br />

man übersehen kann, desto sicherer lässt sich die Entwicklungstendenz<br />

und die Auswirkung der zahlreichen Eingriffe des Menschen in den natürlichen<br />

Wasserablauf bestimmen, desto besser lässt sich beurteilen, wie die Aufgaben<br />

<strong>am</strong> Strom zu lösen sind, die uns unsere Zeit stellt.<br />

**************<br />

Quelle: Beiträge zur <strong>Rhein</strong>kunde 1971<br />

<strong>Rhein</strong>museum Koblenz Peter Haas <strong>200</strong>9<br />

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