Lernwelten Neues wagen 28 Februar 2014 Schüler <strong>in</strong>terpretieren das Motto „Aus dem Gewohnten ausbrechen“ auf ihre Weise.
Internationaler Tag der Philosophie Aus dem Gewohnten ausbrechen Das Thema „Querdenken“ hat die Kerngruppe Philosophie am Deutschen Bildungsressort für den Internationalen Tag der Philosophie 2013 gewählt. Die Vere<strong>in</strong>ten Nationen hatten dafür den dritten Donnerstag im November ausgerufen. Die Ergebnisse der Projekte <strong>und</strong> Aktionen an den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n bestechen durch Vielfalt <strong>und</strong> können sich sehen lassen. Der reguläre Philosophie-Unterricht wurde am 21. November 2013 an mehreren <strong>Südtirol</strong>er Gymnasien unterbrochen, um mit den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern das Thema „Querdenken“ zu behandeln. Dabei g<strong>in</strong>gen die Lehrpersonen, die sich an der Initiative beteiligten, ganz unterschiedlich vor. Philosophy Slam – e<strong>in</strong>e Form des öffentlichen Philosophierens Am Oberschulzentrum „Jakob Philipp Fallmerayer“ <strong>in</strong> Brixen etwa wurde e<strong>in</strong> Philosophy Slam organisiert. Angelehnt an die Poetry Slams haben sich solche Veranstaltungen <strong>in</strong> Deutschland als Form des öffentlichen Philosophierens verbreitet. Dabei steht dem Redner oder der Redner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorgegebene Zeit zur Verfügung, <strong>in</strong> der er oder sie e<strong>in</strong>en selbst verfassten Text vortragen darf. Wer als Sieger oder Sieger<strong>in</strong> aus der Veranstaltung hervorgeht, das bestimmen die Zuhörer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Zuhörer. Als Thema haben die Professoren Josef Reier <strong>und</strong> Mart<strong>in</strong> Paulmichl das Motto „Philosophie – Mut oder Risikovermeidung?“ vorgegeben. Zunächst wurden zwei verschiedene Quellenauszüge präsentiert: e<strong>in</strong> Ausschnitt aus Kants Aufklärungsschrift für die Alternative „Philosophie als Mutprobe“ sowie e<strong>in</strong> Teil aus e<strong>in</strong>er Videoaufzeichnung aus e<strong>in</strong>em Vortrag des deutschen Philosophen Richard David Precht. Dieser vertritt die Position, Philosophen <strong>und</strong> Philosoph<strong>in</strong>nen würden sich durch Risikoscheu <strong>und</strong> Risikovermeidung auszeichnen. Daran anschließend trugen der Schüler Hannes Sullmann <strong>und</strong> die Schüler<strong>in</strong> Esther Schmidhammer ihre Thesen vor. Sullmann vertrat den Standpunkt, dass schon bei Jugendlichen besonderer Mut ausgeprägt sei. Dieser zeige sich beispielsweise bei der Studienwahl, die bei völliger Unkenntnis der zukünftigen Entwicklungen e<strong>in</strong>e Festlegung auf e<strong>in</strong>e bestimmte Karriere erfordere. Schmidhammer h<strong>in</strong>gegen sah die Aufgabe der Philosophie im Sich-dagegen-Stellen: gegen Wissenschaft, Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Medien, die den Menschen vere<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Freiheit beschränken. Die Nachbesprechung ergab, dass e<strong>in</strong> Philosophy Slam e<strong>in</strong>e wertvolle <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressante Methode darstellt, die regelmäßig <strong>in</strong> den Philosophie-Unterricht e<strong>in</strong>fließen sollte. Gewohnte Pfade des Denkens verlassen Am Klassischen, Sprachen- <strong>und</strong> Kunstgymnasium „Walther von der Vogelweide“ <strong>in</strong> Bozen haben unter der Leitung von Ivan Stuppner Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler zum Thema passende philosophische Zitate gesammelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> verteilt. Die 4. <strong>und</strong> 5. Klassen haben zudem den Dokumentarfilm „Žižek!“ über den aus Slowenien stammenden Philosophen <strong>und</strong> Kulturkritiker Slavoj Žižek angeschaut. Am Realgymnasium „Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> Meran hat Christian Zelger mit e<strong>in</strong>er 4. Klasse das Thema „Querdenken“ von verschiedenen Seiten beleuchtet. Nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung zum lateralen <strong>und</strong> parallelen Denken <strong>und</strong> zu deren Merkmalen konnten sich die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler e<strong>in</strong>er von drei Gruppen anschließen. In allen Fällen galt es, aus gewohnten Denkmustern auszubrechen. Die erste Gruppe bekam die Aufgabe, sich zu überlegen, von welchen „Gewissheiten“ <strong>und</strong> „Wahrheiten“, deren Infragestellung als s<strong>in</strong>nlos, unmoralisch oder dumm gilt, wir <strong>in</strong> unserer heutigen Welt ausgehen. Daran anschließend sollte die Gruppe überlegen, ob <strong>und</strong> wie man daran nicht doch rütteln könne. E<strong>in</strong>e zweite Gruppe beschäftigte sich mit Lateralen, sche<strong>in</strong>bar paradoxen Rätseln, die nur gelöst werden können, wenn man die gewohnten Pfade des Denkens verlässt. Die dritte Gruppe schließlich erhielt e<strong>in</strong>en Text über die von Edward de Bono entwickelte Diskussionsmethode der sogenannten „Denkhüte“, mit deren Hilfe das parallele Denken e<strong>in</strong>geübt werden kann. Das von den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern aus drei Vorschlägen geme<strong>in</strong>sam gewählte <strong>und</strong> diskutierte Thema bezog sich auf die Idee des Bed<strong>in</strong>gungslosen Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>kommens (BGE). Das Angebot im Rahmen des Philosophie- Unterrichts ist an <strong>Südtirol</strong>er <strong>Schule</strong>n seit jeher sehr vielfältig. Der Weltphilosophietag belegte dies auch im vergangenen Jahr 2013 wieder auf anschauliche Weise. Christian Zelger Kerngruppe Philosophie am Deutschen Bildungsressort Februar 2014 29