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Glashütten des Spätmittelalters im Isergebirge - Nemo

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von Alexandria bis Luxor so viele Betriebe, daß zumin<strong>des</strong>t für vorgeschichtliche Verhältnisse von einer<br />

Glasindustrie gesprochen werden kann.<br />

Ähnlich entwickelten sich die Dinge zwischen Euphrat und Tigris <strong>im</strong> Irak, in Syrien, auf Zypern und<br />

Rhodos.<br />

Um 1000 v.Chr. schufen die Glasmacher <strong>im</strong> östlichen Mittelmeer und in den angrenzenden Regionen<br />

<strong>im</strong>mer größere Gefäße und Schalen durch Entwicklung neuer Verfahren. So wurden beispielsweise aus<br />

verschiedenfarbigen Glasfäden gefertigte Glasstäbe in Scheiben geschnitten, in Formen gelegt und die<br />

Zwischenräume mit Glas ausgegossen. Auch einfache Guß- und Preßmethoden waren bereits bekannt.<br />

Doch hatte man mit der Herstellung flacher und tiefer Schalen die technischen Möglichkeiten<br />

ausgeschöpft.<br />

Revolutionen der Technik: die Glasmacherpfeife<br />

Im Raum zwischen Sidon und Babylon gelang syrischen Handwerkern um das Jahr 2000 v.Chr. der<br />

entscheidende technische Durchbruch mit der Erfindung der Glasmacherpfeife. Dieses Werkzeug besteht<br />

aus einem etwa 100 bis 150 cm langen Eisenrohr mit rund 1 cm lichter Weite". An einem Ende ist es zu<br />

einem Mundstück ausgebildet und mit einem wärmeisolierenden Griff versehen. Am anderen Ende findet<br />

sich eine knopfartige Erweiterung. Damit holt der Glasmacher aus der Schmelze einen Posten flüssigen<br />

Glases und bläst ihn zu einem Hohlkörper auf. Seit dieser Zeit ist die Glasmacherpfeife trotz technischen<br />

Fortschritts aus der Glasfertigung nicht mehr wegzudenken.<br />

Das Blasen <strong>des</strong> Glases mit der Pfeife ermöglichte es, nicht nur einfache, bauchige Gefäße zu fertigen,<br />

sondern auch dünnwandige, feinere, mannigfach verformte Gläser. Durch das Einblasen in hölzerne<br />

Formen ließen sich die Produkte standardisieren und in gleichmäßigen Serien herstellen. In die Formen<br />

eingearbeitete Vertiefungen wie Rillen, Rauten oder Netze schufen Dekore auf den Oberflächen der<br />

Gläser.<br />

Zugleich bedeutete der Einsatz der Glasmacherpfeife die Vorstufe für Flachglas. Dazu wurde dann Glas<br />

zu größeren zylindrischen Körpern oder birnenförmigen Gebilden aufgeblasen, anschließend<br />

aufgeschnitten und in noch warmem Zustand durch Bügeln" geglättet.<br />

Glas in der römischen Zeit<br />

Die gut entwickelten Handelsbeziehungen unter den Völkern <strong>des</strong> Römischen Reiches, sein Straßen- und<br />

Verkehrssystem und die auf wirtschaftlichen Fortschritt bedachte römische Verwaltung waren ideale<br />

Voraussetzungen für die schnellere Verbreitung der neuen Erfindung und damit der Glasmacherkunst. In<br />

allen Teilen <strong>des</strong> Imperiums. Von Mesopotamien bis zu den Britischen Inseln, von der iberischen Halbinsel<br />

bis an den Rhein, kam es zur Gründung von <strong>Glashütten</strong>. Das Handwerk erlebte seine erste Blütezeit.<br />

Plinius der Ältere (379 n.Chr.) beschrieb in seiner Enzyklopädie "Naturalis Historia" Zusammensetzung<br />

und Herstellung von Glas.<br />

Hundert Jahre nach der Zeitenwende gelang in Alexandria durch Be<strong>im</strong>engung von Manganoxid in<br />

Verbindung mit weiterentwickelten Ölen erstmals die Schmelze von farblosem Glas. Die Fähigkeit, höhere<br />

Temperaturen zu erzielen und die Feuerung besser unter Kontrolle zu halten, förderte die Qualität <strong>des</strong><br />

Glases infolge vollständigeren Zusammenschmelzens seiner Bestandteile.<br />

Die Prunksucht der römischen Kaiser gab der Glasherstellung weiteren Auftrieb. Kunstvoll gearbeitete<br />

Luxusgläser mit Filigran-, Mosaik- und Schliffdekor kamen in Mode. Glas wurde zu Schmuck verarbeitet<br />

und zu Edelstein<strong>im</strong>itationen benutzt. Die antike Glasmalerei stand in hoher Blüte.<br />

Römische <strong>Glashütten</strong> siedelten sich in der Nähe geeigneter Sandvorkommen an. Die Soda wurde bis ins<br />

Mittelalter aus Ägypten und Syrien herbeigeschafft. <strong>Glashütten</strong> gab es in größerer Zahl in der Campagna,<br />

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