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TOURISMUS - Neue Zürcher Zeitung

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Die Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ),<br />

die vom Bund mit der Durchführung der touristischen<br />

Landeswerbung im In- und Ausland<br />

betraut ist, hat den kommenden Winter zur Jubiläumssaison<br />

erklärt. Mit dem Motto «100<br />

Jahre Wintersport in der Schweiz» nehmen wir<br />

zwar nicht das Erstgeburtsrecht für winterliche<br />

Sportaktivitäten in Anspruch. Diese entstanden<br />

schon viel früher und anderswo. Doch fand bei<br />

uns in der Schweiz als Pionierleistung nach der<br />

Geburt die «Vermählung» zwischen Wintersport<br />

und Tourismus, statt. Im folgenden geht es darum,<br />

aufzuzeigen, dass das Jubiläum eigentlich<br />

nur als<br />

Nebenwirkung Propagandacharakter<br />

entfaltet. Unser Hauptanliegen besteht darin,<br />

die oft hektische Eindimensionalität des heutigen<br />

Wintersportbetriebes aufzubrechen, um<br />

dem Ferienerlebnis und dem Verantwortungsbewusstsein<br />

für die Landschft neue Inhalte zu<br />

verleihen.<br />

Wintersport heute<br />

Statistiken zeigen zwar oft nur die halbe<br />

Wahrheit. Doch geht es nicht ohne sie, wenn ein<br />

Phänomen quantitativ erfasst werden soll. Als<br />

phänomenal darf wohl die Entwicklung des<br />

Wintertourismus in der Schweiz seit dem Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges bezeichnet werden.<br />

Von den gut 75 Millionen touristischen Übernachtungen,<br />

die unser Land in diesem Jahr wieder<br />

erzielen dürfte, sind rund 30 Millionen «auf<br />

Schnee gebettet». Umsatzmässig übertrifft der<br />

Winter pro Logiernacht den Sommer. Machen<br />

die touristischen Gesamterträge einschliesslich<br />

des Ausflugsverkehrs etwa 13 Milliarden Franken<br />

aus - zu rund 60 Prozent aus dem Ausland<br />

und 40 Prozent aus der Schweiz selber stam-<br />

mend -, so trägt die Wintersaison gut die Hälft e<br />

an den Jahresertrag bei. Gründe für die höheren<br />

Ausgaben liegen in ihrem ausgeprägten Individualcharakter<br />

und der generell höheren Kostenintensität.<br />

Zudem liegt das Durchschnittsalter<br />

des Wintergastes tiefer als dasjenige des Sommertouristen.<br />

Rund 50 Prozent aller Winterkunden<br />

gehören der Alterskategorie 20 bis 49 an -<br />

im Sommer liegt das Durchschnittsalter höher.<br />

Als interessant und erfreulich zugleich darf im<br />

Zeitalter sich auflösender Familienbande die<br />

Tatsache gewertet werden, dass Jugendliche im<br />

Winter eher im Familienverband Ferien machen<br />

als in der warmen Jahreszeit. Zweifellos ungenügend<br />

erscheinen in der winterlichen Gästeschaft<br />

Familien der unteren Einkommenbereiche.<br />

Zum Glück kann die Schweizer Reisekasse<br />

(reka) mit ihrer sozial ausgerichteten Geschäftspolitik<br />

hier eine gewisse Korrektur schaffen.<br />

Die nun sichtlich verflachende Wachstumsbranche<br />

Wintertourismus hat naturgemäss dem<br />

Berg- und Voralpengebiet mit seinen Beschäftigungs-<br />

und Abwanderungsproblemen bedeutende<br />

und willkommene volkswirtschaftliche<br />

Werte zugeführt. Über 300 Berggemeinden sehen<br />

ihr Auskommen mit Schwergewicht im<br />

Fremdenverkehr des Winterhalbjahres. Man<br />

Fröhliche Eisspiele: Kurgäste vergnügen sich beim Eierblasen (1908 in Grindelwald).<br />

100 Jahre Wintersport in der Schweiz<br />

Der Wintersport vor einem Neubeginn?<br />

Walter Leu, Direktor der Schweizerischen Verkehrszentrale<br />

Der Boom der Wintersportgäste hat einen<br />

noch grösseren Boom im touristischen Transportangebot<br />

zur Folge gehabt. 1960 gab es in<br />

der Schweiz 150 Luftseilbahnen. Heute zählt<br />

man gegen 450 mit einem Transportvolumen<br />

von 16 Millionen Fahrgästen im Sommer und<br />

85 Millionen im Winter. Zusammen mit rund<br />

1200 Skiliften können 1,1 Millionen Benützer<br />

pro Stunde in einer Richtung befördert werden.<br />

Die Grenzen des allgemeinen Wachstums sind<br />

nun aber erreicht. Man muss zurückhalten, für<br />

jede Nachfragespitze zusätzliche Kapazität zu<br />

schaffen und immer neue Gebiete zu erschliessen,<br />

da der Allgemeinschaden schwerer wiegt<br />

als der allfällige wirtschaftliche Individualnutzen.<br />

Dann und wann mal überbelegte Skilifte<br />

sind wohl das kleinere Übel als eine überbelegte<br />

und überstellte, von Narben und Wunden übersäte<br />

Landschaft. Die Einsicht wächst, bestehende<br />

Anlagen zu modernisieren und qualitativ<br />

zu verbessern, statt zusätzlich neue zu schaffen.<br />

Vom Gestern zum Heute<br />

Anlässlich eines 100-Jahr-Jubiläums ist der<br />

historische Rückblick, oft willkommen, um Zeilen<br />

zu füllen, wohl nötig und legitim. Vor dem<br />

Aufbau des Wintertourismus in der Schweiz war<br />

vorerst ein Abbau der Furcht vor dem Gebirge<br />

notwendig. Bedeutende Philosophen und Dichter<br />

wie Salomon Gessner, Johann Wolfgang von<br />

Goethe oder Jean-Jacques Rousseau legten den<br />

bis dahin blockierten Weg zur Natur geistig frei.<br />

Das praktische Beispiel wurde den Schweizern<br />

dann von bildungshungrigen Engländern und<br />

Deutschen auf ihrem Wege nach Italien vorgelebt.<br />

So entwickelte sich unser Land bis zur<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts zum bereits welt-<br />

<strong>TOURISMUS</strong> Donnerstag, 13. Dezember 1984 Nr. 291 61<br />

muss sich vor Augen halten, dass etwa zwei<br />

Drittel der<br />

einkommensbenachteiligten Bergbauern<br />

auf eine<br />

Nebenbeschäftigung angewiesen<br />

sind und die grosse Mehrheit davon dieses<br />

Zusatzeinkommen nur im Tourismus finden<br />

kann. Die jahreszeitliche Arbeitsbelastung des<br />

Landwirtes lässt ihn<br />

zwangsläufig überwiegend<br />

von der Wintersaison abhängig werden. Zwei<br />

Entwicklungen erscheinen indessen in der gegenseitigen<br />

Abhängigkeit von Tourismus und<br />

Berglandwirtschaft bedenklich. Der in den vergangenen<br />

dreissig Jahren forcierte Ausbau der<br />

touristischen Infrastrukturen in den Alpen<br />

wurde u. a. auch zu Recht mit der Bereitstellung<br />

von Arbeitsplätzen begründet. Nun macht sich<br />

aber insbesondere im Transportsektor - bei<br />

Bergbahnen und Skiliften - eine Tendenz zur<br />

«Wegrationalisierung» von Arbeitsplätzen<br />

durch Automatisierung bemerkbar. Hier beginnt<br />

sich die Katze in den Schwanz zu beissen,<br />

da damit die entwicklungs- und beschäftigungspolitische<br />

Ratio für das touristische Wachstum<br />

in Frage gestellt ist. Ebenso nimmt die Entschuldbarkeit<br />

für die durch den Wintertourismus<br />

in Kauf genommenen Schäden an '<br />

weit bekannten Reiseland, das man indessen<br />

nur beim höchsten Stand der Sonne<br />

der<br />

Landschaft ab.<br />

frequentierte.<br />

Die Belle Epoque der Hotellerie mit ihren Palaces,<br />

Schweizerhöfen, Bellevues, Victorias breitete<br />

sich aus. Gedanken aber an wärmende und<br />

stimulierende Wintersonne, an strahlende und<br />

zauberhafte Schneelandschaften wurden verdrängt<br />

durch beängstigende Geschichten über<br />

klirrende Winterkälte, Lawinengefahren und<br />

unpassierbare Strassen und Alpenübergänge.<br />

Nachdem es dem Entdeckermut von Ausländern<br />

zuzuschreiben war, dass die Schweiz dem<br />

Tourismus allgemein geöffnet wurde, waren es<br />

dann Schweizer selber, die sich zu Pionieren für<br />

den Schneetourismus machten. Den ersten Wintergast<br />

Finden wir im Arboner Fabrikanten Johann<br />

Heinrich Mayr, der auf Anraten seiner<br />

Bündner Freunde im Winter 1835 über den Albula<br />

ins Engadin reiste und dort in der frischen<br />

Alpenluft Linderung von seinen Asthmabeschwerden<br />

fand. 1865 beherbergte der berühmte<br />

Hotelpionier Johann Badrutt erstmals zwei britische<br />

Gäste über den Winter in seinem Kulm-<br />

Hotel in St. Moritz. Auch sie blieben der angeschlagenen<br />

Gesundheit wegen. Dr. Spengler in<br />

Davos nahm 1866 erstmals lungenkranke Patienten<br />

wiederum über den Winter auf. Nach<br />

und nach entdeckten zahlreiche andere Bergstationen,<br />

so z. B. Leysin, ihr Heilklima - und die<br />

Hoteliers entdeckten die betriebswirtschaftlichen<br />

Vorteile des Zweisaisonbetriebes. Allmählich<br />

wandelte sich der nur therapeutische Sinn<br />

eines Winteraufenthaltes in den Bergen zum<br />

lustbetonten und unbewusst prophylaktischen<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 13.12.1984<br />

50 Jahre<br />

Schweizer Skischule<br />

(svz) Der Schweizerische Skischulverband<br />

(SSV) feiert 1984 sein 50jähriges Bestehen. Seit<br />

1934 hat seine Organisation 132 Millionen Unterrichtsstunden<br />

erteilt. Wie der Name besagt,<br />

handelt es sich beim Skischulverband um eine<br />

nichtstaatliche Vereinigung. Die 190 offiziellen<br />

Schweizer Skischulen sind in etwa 20 Städten<br />

und grösseren Ortschaften im Tiefland sowie in<br />

jedem Winterkurort tätig. Die Stadtskischulen<br />

fahren in der Regel an einigen Wochenenden<br />

mit ihren Schülern in höher gelegene Skigebiete<br />

und erteilen dort Unterricht, während die Kurortskischulen<br />

als fest etablierte Betriebe ihre<br />

Gäste an den Werktagen im ortseigenen Skigebiet<br />

betreuen. Gesamthaft erteilen die Schweizer<br />

Skischulen heute pro Saison über 3 Millionen<br />

Halbtagslektionen (1 Person, 2 Stunden).<br />

Das Unterrichtsprogramm umfasst die Klassen<br />

1 (Anfänger) bis 6 (höchste Stufe), und der<br />

Lehrstoff ist landesweit einheitlich auf die 6<br />

Klassen abgestimmt. Anfänger lernen das Skifahren,<br />

Fortgeschrittene können sich verbessern,<br />

und auch gute Skifahrer können neue<br />

Künste erlernen. Die Kosten für den Skiunterricht<br />

bewegen sich in einem Rahmen, der sich<br />

im Vergleich zu anderen Arten des Sportunter-<br />

richts recht bescheiden ausnimmt. Je nach Kurskarte,<br />

die in der Regel 1, 6 oder Halbtagslek-<br />

12<br />

tionen umfasst, kostet ein Unterrichtshalbtag<br />

für Erwachsene im Schnitt 1 1 Franken und für<br />

Kinder 9 Franken. Kleinere Skiorte bewegen<br />

sich unter und grössere, renommierte Orte über<br />

diesen Preisen. Skischuleinnahmen sind Lohngelder.<br />

Die Tarife der Skischulen werden daher<br />

durch die Lebenskosten am Wohnort der Skilehrer<br />

beeinflusst.<br />

Die Skischulen werden heute zu mehr als 50<br />

Prozent von Kindern besucht. Kinder lernen<br />

nirgends schneller und besser skifahren. Das gemeinschaftliche<br />

Lernen in der Gruppe, der<br />

nicht speziell geförderte, sondern auf natürliche<br />

Weise entstehende Eifer zur Bestätigung beflügelt<br />

ihre Fortschritte. In ähnlicher Weise betreuen<br />

sie auch erwachsene Gäste. Gute Skitechnik<br />

und richtiges Verhalten im Skigelände sind<br />

wohl die Ziele, die angestrebt werden. Nicht<br />

minder wichtig ist aber auch die gesellschaftliche<br />

Funktion der Skischulen. Sie' bringen Menschen<br />

zusammen, sie schaffen Kontakte, Spass<br />

und Freude. Alleinreisende Gäste finden schnell<br />

Anschluss, Freunde, Kameraden.<br />

Tun. Dem gesunden Menschen standen mehr<br />

und mehr sportliche Betätigungsmöglichkeiten<br />

offen. Das Schlitteln wurde zum Hauptwintervergnügen.<br />

Das erste schweizerische Schlittelrennen<br />

wurde in Davos im Jahre 1877 - im gleichen<br />

Jahr eröffnete man daselbst die erste Eisbahn<br />

- und der erste internationale Concours<br />

1883 organisiert. 1880 brachten die Briten aus<br />

Schottland die Curlingsteine und belebten in ihrer<br />

«Skurilität» wiederum das Wintersportgeschehen.<br />

Sie erstellten 1884 den legendären Cresta-Run<br />

in St. Moritz, versuchten sich auf Bobsleighs<br />

und praktizierten eine bunte Zahl von ergötzlichen<br />

Spielen auf Schnee und Eis, die im<br />

Zeichen des Jubiläums «100 Jahre Wintersport<br />

in der Schweiz» zum Teil ihre Wiederentdekkung<br />

feiern.<br />

Die grosse Wende zur späteren Breitenentwicklung<br />

stellte allerdings der Skilaufdar. Vorerst<br />

zögernd nur und von vielen belächelt,<br />

zeichnete er Spuren in den Schnee. Was in den<br />

nordischen Ländern zum praktischen Vorwärtskommen<br />

auf der Schneedecke seit Jahrhunderten<br />

von Kriegern und Jägern benutzt wurde,<br />

wollte zunächst nicht so recht zu steilen, alpinen<br />

Hügeln passen. Erst die Expeditio n des Norwegers<br />

Fridtjof Nansen im Jahre 1888 und sein<br />

darauf veröffentlichtes Buch «Auf Schneeschuhen<br />

durch Grönland» brachte das Skifahren in<br />

Schwung. Fasziniert von den Schilderungen, bastelte<br />

sich im Glarnerland Oberst Christof Iselin<br />

selber ein Paar Ski und probierte sie bei Nacht<br />

und Nebel aus, um sich nicht zum Gespött zu<br />

Schlittelfahrt als sportliches Wagnis.


62 Donnerstag, 13. Dezember 1984 Nr. 291 <strong>TOURISMUS</strong><br />

machen. Zäh und zielstrebig setzte er durch, was<br />

er im Kopf und an den Schuhen hatte, so dass<br />

es 1893 zur Gründung des ersten Skiklubs der<br />

Schweiz in Glarus kam. Mit dem Vertrauen kam<br />

der Mut, und Christof Iselin, unbestritten Vater<br />

des Skifahrens in unserem Land, veranstaltete<br />

1902 das erste Skirennen am Fusse des Vorder-<br />

Glärnisch. Nun war der Bann gebrochen, und<br />

um die Jahrhundertwende waren bereits die ersten<br />

Damen in langen Roben, stehend oder liegend,<br />

im Schnee zu sehen.<br />

wie eine schöne präparierte Piste? Nun ja, so<br />

wie die sanfte Schneedecke Wunden in der<br />

Landschaft bis zur nächsten Märzensonne verhüllt,<br />

so wirft die rasante Entwicklung der jüngsten<br />

Jahre Schatten voraus. Vom Mass zur<br />

Masse und von dort zur Masslosigkeit ist der<br />

Weg oft kurz und sind die Übergänge unmerklich.<br />

Masslosigkeiten haben wir bis Ende der<br />

siebziger Jahre im Bereich von Pistenplanierungen<br />

erlebt, die die äusserst problematische Regenerationsfähigkeit<br />

der Vegetation oberhalb<br />

der Baumgrenze ausser acht liessen und noch<br />

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Rennsport und Wintertourismus<br />

Vom Spiel zu Sport und Rennsport<br />

Vielleich t sind es 109 Jahre, vielleicht aber<br />

auch erst 97 Jahre - im Grunde genommen ist es<br />

einerlei: 100 Jahre Wintersport in der Schweiz,<br />

ein willkürlicher, zweifellos ein dankbarer Geburtstag,<br />

ein eher konstruiertes Jubiläum auch,<br />

das aber Gelegenheit zuhauf gibt, Akzente zu<br />

setzen, auf historisches Werden zurückzublikken,<br />

auf bemerkenswerte Einzelheiten aus der<br />

nostalgisch gepriesenen Pionierzeit hinzuweisen<br />

und mögliche Zusammenhänge darzulegen und<br />

aufzuzeigen. Den Zusammenhang beispielsweise,<br />

dass die Anfänge und die immer grösser gewordene<br />

Popularität des Rennsportes einen direkten<br />

Einfluss auch auf die Entwicklung des<br />

Wintersportes gehabt haben könnten. In diesem<br />

Umfeld ist auch die naheliegende Frage berechtigt,<br />

wer denn überhaupt den Wintersport -<br />

oder etwas bescheidener -, die einzelnen, besonders<br />

die winterabhängigen, Sportarten gewissermassen<br />

für die Schweiz «erfunden», vielleicht<br />

auch nur importiert, in jedem Fall aber<br />

entscheidend gefördert haben mag.<br />

Die Faszination des Gleitens<br />

Wer an Wintersport denkt, sieht weiss vor<br />

den Augen - Schnee und Eis fordern heraus:<br />

wer möchte nicht stapfen, sich tummeln und<br />

immer wieder gleiten, rutschen auch? Stets wird<br />

man versucht sein, das eigene Gleichgewicht in<br />

Frage zu stellen, zu riskieren und in dynamischer<br />

Weise zu erproben. Spiel auf Schnee und<br />

Eis - wer kann es besser und welche Kunststücke<br />

sind möglich? Aus dem Vergleichen ist<br />

bald einmal ein Eifer entstanden. Um die Wette<br />

gleiten auf Schlittschuh, Schlitten, Bob und Ski,<br />

um die Wette springen auf Ski, über Schanzen<br />

und Mauern, kurzum: wer spielt, wetteifert<br />

auch gerne, und für viele beginnt Sport erst<br />

dort, wo auch Rennen ausgetragen werden; die<br />

Anfänge des Wintersportes sind sehr eng mit<br />

der Geschichte des Rennsportes in den Disziplinen<br />

Bobsleigh, Langlauf, Springen und Ski alpin<br />

verknüpft.<br />

Schlittenfahrt von Davos nach Klosters<br />

Schon, sehr früh haben Menschen die Einsicht<br />

gewonnen, dass schwere Lasten viel leichter<br />

(und bequemer) zu ziehen oder zu stossen als<br />

zu tragen sind. So benutzten Inder bereits vor<br />

mehr als tausend Jahren einen einkufigen<br />

Schlitten, und auch in alpinen Gegenden erwies<br />

sich ein Schlitten (mit zwei Kufen) als wesentlich<br />

«gebirgsgängiger» als Ross und Wagen.<br />

Doch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

ist der Schlitten auch für Vergnügungsfahrten<br />

entdeckt worden, nachdem sich beispielsweise<br />

russische Fürsten und Zaren schon lange<br />

zuvor in von Pferden gezogenen Schlitten herumführen<br />

Hessen.<br />

Am 12. Februar 1883 ist von Davos hinunter<br />

nach Klosters das erste Schlittenrennen in der<br />

Schweiz ausgetragen worden. Ein Jahr danach<br />

wurde in St. Moritz die erste künstliche Rennstrecke<br />

gebaut, nämlich der inzwischen längst<br />

weltberühmt gewordene «Cresta Run», auf dem<br />

noch heute die' «Skeleton-Riders» auf speziell<br />

tiefen Schlittenmodellen bäuchlings die Eisrinne<br />

hinunterflitzen.<br />

Hier wie anderswo dominierte in den Anfängen<br />

des Winter-Rennsportes in der Schweiz das<br />

englische Element, zumindest in den Sportarten<br />

Skeleton, Bobsleigh und Curling. Im Winter<br />

1889/90 ist dann der amerikanische Diplomat<br />

Townsend auf die Idee gekommen, zwei Skeletonschlitten<br />

mit Schnur und Brett zu verbinden.<br />

Bei dieser neuen Konstruktion war der<br />

vordere Schlittenteil beweglich, der so entstandene<br />

«Bob» konnte gesteuert werden. Die grösseren<br />

Geschwindigkeiten verlangten aber auch<br />

eine Sicherungsvorrichtung - ein gewöhnlicher<br />

Gartenrechen diente als Bremse... Während<br />

«Talstation» Zürich<br />

Aktiv e Skischule Zürich<br />

e. r. Seit vierzig Jahren bereits existiert in Zürich<br />

eine Skischule, die dem Schweizerischen<br />

Skischulverband angehört. Ein breitgefächertes<br />

Angebot bietet die Möglichkeiten für Tagesund<br />

Wochenkurse, vor allem an Wochenenden<br />

und während der Schulferien.<br />

Die verschiedenen Kurse werden für verschiedene<br />

Altersgruppen durchgeführt. In die<br />

Kinderskischule werden fünf- bis zwölfjährige<br />

Buben und Mädchen aufgenommen, die im<br />

Sammelbus (Abfahrtsorte in verschiedenen<br />

Quartieren der Stadt Zürich, während der<br />

Sportferien auch in allen grösseren Gemeinden<br />

der Agglomeration) in die Skigebiete von Einsiedeln,<br />

am Albis, Atzmännig usw. geführt werden,<br />

wo sie dann unterrichtet werden. In der<br />

Seniorenskischule werden, in Tageskursen und<br />

Skiwochen, Skifahrer ab fünfzig Jahre n betreut.<br />

In anderen Kursprogrammen geht es darum,<br />

die Fahrtechnik zu verbessern oder neue hinzuzulernen.<br />

Sehr gute Skifahrer können das Figuren-<br />

bzw. Ballettskifahren erlernen oder sich<br />

zum Ski-Instruktor ausbilden lassen. Neben<br />

Film- und Informationsabenden offeriert die<br />

Schweizer Skischule Zürich in verschiedenen<br />

Sporthallen Konditions- und Bewegungstraining,<br />

das speziell auf das Skifahren abgestimmt<br />

ist. - Programme und Information: Schweizer<br />

Skischule Zürich, Brandschenkestrasse 156, 8002<br />

Zürich.<br />

Schlittenfahrten wohl weniger Mut und Risikofreudigkeit<br />

verlangten, waren Skeleton und<br />

Bobfahren doch eher eine konkrete Herausforderung,<br />

wenn auch<br />

keineswegs nur Männersache.<br />

Noch vor dem Ersten Weltkrieg ist der Paragraph<br />

ins Internationale Rennreglement aufgenommen<br />

worden, dass in einem Viererbob -<br />

übrigens meist Fünfer- oder gar Sechserbob -<br />

mindestens eine Frau mitfahre n müsse. Sitzen<br />

allerdings, wie es heute verlangt wird, war damals<br />

nicht die Regel, und so kann in einem<br />

Olympiabuch von 1928 nachgelesen werden, die<br />

sitzende Fahrstellung sei veraltet, Liegen sei<br />

aerodynamischer.<br />

Auch wenn der Bobsport nie zu einem eigentlichen<br />

Volkssport geworden ist, ebensowenig<br />

wie Skeleton, erfüllte er im Wintersportangebot<br />

wichtige Funktionen: den einen Mutprobe<br />

und Renommierchance, den andern ein<br />

willkommenes Spektakel. Nicht nur in St. Moritz,<br />

wo übrigens die erste Eisbahn eigens für<br />

das «Bobbing» im Winter 1895/96 gebaut wurde,<br />

auch in andern Gegenden, vorwiegend auf<br />

Passstrassen, wurden Schlitten- und Bobrennen,<br />

aber auch Fahrten zum reinen Vergnügen veranstaltet.<br />

So am Albula, auf der noch heute beliebten<br />

Strecke zwischen Preda und Bergün; auf<br />

dem Bernina vom Monte Bello nach Morteratsch,<br />

auch im <strong>Zürcher</strong> Oberland oder von Les<br />

Avants nach Montreux.<br />

Vom Schneeschuh zum Fuss auf Brettern<br />

Noch wusste vor hundert Jahren wohl keiner,<br />

was «Ski» bedeuten soll, doch ein Schneeschuh<br />

war einigen schon vor der Jahrhundertwende<br />

ein Begriff, zumindest den Lesern des<br />

1891 auf deutsch erschienenen Buches: «Auf<br />

Schneeschuhen durch Grönland». Der Autor, ein<br />

Norweger namens Fridtjof Nansen, war gerade<br />

auf dem Weg, ein bedeutender Forscher und<br />

Wissenschafter zu werden, und ahnte sicherlich<br />

nicht, dass er mit seinem Expeditionsbericht<br />

zum Wegbereiter des Skifahrens werden könnte.<br />

Mit wissenschaftlicher Akribie beschrieb er sein<br />

«Fortbewegungsvehikel», die Unersetzlichkeit<br />

dieser «Schuhe», erläuterte Techniken und Anwendungsmöglichkeiten,<br />

wies aber auch auf die<br />

Gefahren hin. Während die norwegische Ausgabe<br />

in nichtwissenschaftlichen Kreisen kaum<br />

Wirkung erzielte, löste die deutsche Übersetzung<br />

geradezu eine Begeisterungswelle aus.<br />

In Mitteleuropa, wo bis dahin dieses «Gerät»<br />

eine nordische Merkwürdigkeit war, wurden<br />

nun nach der «Wegbereitung» Nansens<br />

diese «Bretter» gleich dutzendweise bestellt;<br />

bald sind die ungeahnten Möglichkeiten dieser<br />

Schneeschuhe auch in steilerem Gelände erkannt<br />

und geschätzt. War Nansen eher ein<br />

Langläufer, wurden seine «Jünger» gleich begeisterte<br />

Touren- und Abfahrer; der eigentliche<br />

Langlauf, wie auch das Springen, blieb auch<br />

noch nach dem Ersten Weltkrieg einer verhältnismässig<br />

eher kleinen Schar von Wettkämpfern<br />

vorbehalten, die sich allerdings mit erstaunlich<br />

grossem Elan für ihren Sport einsetzten und damit<br />

auch dem Wintersport ganz allgemein und<br />

dem Wintertourismus im besonderen entscheidende<br />

Impulse gegeben haben. So auch, genauer:<br />

vor allem in der Schweiz.<br />

Zwar hat man sich auch vor Nansens wegweisender<br />

«Skianleitung» schon Gedanken gemacht<br />

über die Verwendung solcher Instrumente;<br />

doch die Bemühungen des Glarners Christoph<br />

Iselin um eine Skikonstruktion waren erst<br />

dann von zunehmendem Erfolg gekrönt, als er<br />

vom<br />

norwegischen Ingenieur Kjelsberg sogenannte<br />

Hickoryski (bereits in Serie hergestellt)<br />

erhielt. Das neue Gerät erregte Aufsehen, zumal<br />

Iselin und seine norwegischen Freunde auch öffentlich<br />

ihre Kunststücklein demonstrierten und<br />

beispielsweise über respektable Mauern (mit<br />

Schanzeneffekt) sprangen, sogar zehn Meter<br />

<strong>TOURISMUS</strong> Donnerstag, 13. Dezember 1984 Nr. 291 63<br />

Lenk im Simmental: Picknick auf einer Skitour in den zwanziger Jahren.<br />

Nostalgie in Lenk<br />

(pd) Ein Grossteil der Bergbahnen und Skilifte<br />

der Skiregion Lenk-Adelboden hat auf den<br />

Winter 1984/85 ein elektronisches Billett-Kontrollsystem<br />

in Betrieb genommen. Damit verbunden<br />

ist die Erweiterung des Pool-Skipass-<br />

Angebotes von 1 bis 21 Tagen für rund 50 Wintersportanlagen.<br />

Kindern werden weiterhin bedeutende<br />

Ermässigungen gewährt. Im Rahmen<br />

der mittelfristigen Planung bestehen für die<br />

nahe Zukunft Projekte zu einer bedeutenden<br />

Verbesserung des Angebotes der touristischen<br />

Transportmittel, u. a. im Gebiet Betelberg-Krummenwasser-Trüttlisberg.<br />

Im Rahmen der Aktivitäten 100 Jahre Wintersport<br />

Schweiz gelangt in der Lenk, am 5./<br />

6. Januar 1985 zum 13.mal das Internationale<br />

Schlittenhunderennen mit 120 Gespannen aus<br />

vier Nationen zur Durchführung. Am 6. Februar<br />

werden sich Gäste und Einheimische auf<br />

weit, ohne zu stürzen. Vielleicht mitangeregt<br />

von Nansens Taten, unternahm Iselin 1893 eine<br />

vielbeachtete Skitour, die ihn und seine Gefährten<br />

von Glarus über den Pragelpass nach<br />

Schwyz führte. Noch im gleichen Jahr, nämlich<br />

am 22. November 1893, gründete er mit sechs<br />

andern Skibegeisterten den ersten Skiklub der<br />

Schweiz, den Skiklub Glarus.<br />

Die Glarner blieben indes nicht lange die<br />

einzigen; entsprechende Gründungen folgten<br />

bald einmal in Bern, Biel, La Chaux-de-Fonds,<br />

Engelberg und Andermatt. Der Dachverband,<br />

der Schweizerische Skiverband, ist dann 1904 aus<br />

der Taufe gehoben worden und stellt noch heute,<br />

dank seinem unermüdlichen Einsatz, eine<br />

tragende Säule und einen wichtigen Impulsgeber<br />

für die Entwicklung des Skisportes in der<br />

Schweiz dar; seit 1932 wird er vor allem auch<br />

vom Schweizerischen Interverbandfür Skilaufin<br />

dieser Hinsicht und in bezug auf das Skiunterrichtswesen<br />

massgeblich unterstützt.<br />

Die Armee als Tourismusförderer?<br />

Zur Verbreitung des Skisportes in der<br />

Schweiz und damit indirekt auch zur Wintersportförderung<br />

ganz allgemein hat zweifellos<br />

auch die Schweizer Armee beigetragen. So weiss<br />

der Sporthistoriker F. Pieth zu berichten, dass<br />

am 12. Februar 1893 Hauptmann Gelhaar, Instruktionsoffizier<br />

im Kommandostab der Gotthardverwaltung,<br />

«6 Paar norwegische Schneeschuhe<br />

mit steifer Fersentrippe und Meerrohrbindung»<br />

bestellt habe, und zwar um «au courant<br />

zu bleiben über das, was im Ausland vorging».<br />

Ein Jahr später wurden bereits 200 Paar<br />

gekauft; bei den Festungswachen in Andermatt<br />

und Airolo wurde während zweier Stunden wöchentlich<br />

(eine Art) Skifahren anberaumt; diese<br />

Schneeschuhe leisteten auch sonst nützliche<br />

Dienste, erleichterten sie offenbar auch nach<br />

Sonnenuntergang den Weg «nach Hospenthal<br />

zum Abendschoppen . . .».<br />

Immer wieder muss jedoch auf die Wirkung<br />

des Rennsportes hingewiesen werden: Nicht<br />

nur armeeintern erfreuten sich die Bretter stets<br />

grösser werdender Beliebtheit; naheliegenderweise<br />

bedienten sich auch die Fort- und Grenzwächter<br />

dieses bequemen Hilfsmittels. So er-<br />

staunte es dann wenig, wenn an den nach der<br />

Jahrhundertwende immer häufiger ausgetrage-<br />

nen Skirennen vorab Gotthardsoldaten - dank<br />

ihrem Trainingsvorsprung - die ersten Plätze<br />

belegten und beispielsweise bei den Internationalen<br />

Skipatrouillenläufen in Chamonix (1908)<br />

Sieg an Sieg reihten. Solche Erfolge rückten<br />

wahrscheinlich die Schweiz als idealen Ort für<br />

Wintersport vermehrt ins Blickfeld des internationalen<br />

Interesses.<br />

Impulse durch Olympische Spiele<br />

Kommt hinzu, dass nach dem Kriege die<br />

überzähligen der zu Tausenden gekauften Armeeskis<br />

zu günstigem Preise der Bergbevölkerung<br />

abgegeben wurden sowie gute Militärskifahrer<br />

auch als zivile Skilehrer diesen Sport wirkungsvoll<br />

in breiten Kreisen förderten. Dazu<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 13.12.1984<br />

der Lenker Natureisbahn zu Eisspielen und<br />

Wettkämpfen wie anno dazumal zusammenfinden.<br />

Schliesslich wird am 15. Februar zu einem<br />

Riesenslalom gestartet, an dem die Teilnehmer<br />

mit Kleidern und Ausrüstung aus den zwanziger<br />

Jahren starten müssen. Von Dezember bis April<br />

gelangen die traditionellen Winter-Pauschalskiwochen<br />

zur Durchführung. Die für alpine und<br />

nordische Skiläufer konzipierten Arrangements<br />

können bereits ab 323 Franken im Verkehrsbüro<br />

Lenk (3775 Lenk, Tel. [030] 31595) gebucht<br />

werden. Zum 6.mal führt ein dreifacher Schweizer<br />

Meister Skiballettwochen- und Wochenend-<br />

kurse durch; der Unterricht in Gruppen bis maximal<br />

9 Personen ist auf Anfänger, Fortgeschrittene<br />

und aktive Wettkämpfer ausgerichtet. - Die<br />

Broschüre Langlaufzentrum Obersimmental gibt<br />

Auskunft über 70 Kilometer gespurte Loipen<br />

und vier markierte Höhenwanderwege in den<br />

vier Gemeinden des oberen Simmentais.<br />

trugen dann auch die Engländer und allen<br />

voran Sir Arnold Lunn in Mürren als Förderer<br />

der alpinen Disziplinen sehr viel bei. Ein zweifellos<br />

wichtiges Ereignis Ende der zwanziger<br />

Jahre hat dem Schweizer Wintertourismus vollends<br />

Tür und Tor geöffnet : Die erst zum zwei-'<br />

tenmal ausgeschriebenen Olympischen Winterspiele<br />

fanden 1928 in St. Moritz statt, ein sporthistorischer<br />

und auch für die Geschichte des<br />

Tourismus bedeutender Meilenstein, dem zwanzig<br />

Jahre später ein zweiter und bisher (leider?)<br />

letzter hinzugefügt wurde. Auch 1948 - erneut<br />

von St. Moritz aus - haben olympische Impulse<br />

dem Wintersportland Schweiz entscheidenden<br />

XII.CDURSES NATIONALES SUISSES<br />

U jlAAI/,3 ET+rtVRIER 1917<br />

Auftrieb gegeben. Damals, als der Leistungssport<br />

noch nicht ins Kreuzfeuer der Kritik geraten<br />

war und der Fairplay-Gedanke im Vordergrund<br />

stand, war die Wirkung des Spitzensportes,<br />

vor allem der Propagandaeffekt des Veranstaltungsortes<br />

und das Vorbild einzelner Spitzenathleten,<br />

noch ungebrochen. Auch wenn<br />

Kritiker - heute vielleicht sogar mit Recht - bezweifeln,<br />

ob der Rennsport sich (nur) positiv<br />

auf den (Winter-)Tourismus ausgewirkt habe:<br />

jedenfalls ist der Bekanntheitsgrad einzelner<br />

Wintersportstationen durch ihn unbestreitbar<br />

grösser geworden.<br />

Ein Pärchen Langlaufski auf dem Auto . .<br />

In den vergangenen fünfzehn bis zwanzig<br />

Jahren konnte dann noch einmal eine interessante<br />

Entwicklung beobachtet werden, deren<br />

Initialzündung wahrscheinlich ebenfalls vom<br />

Wettkampfsport ausgegangen war. Wie oft bei<br />

solchen Wirkungszusammenhängen dürften allerdings<br />

auch noch andere Komponenten mit-


64 Donnerstag, 13. Dezember 1984 Nr. 291 <strong>TOURISMUS</strong> fkutMttiitv Rettung<br />

gespielt und möglicherweise einen kumulierenden<br />

Einfluss ausgeübt haben. Auf der einen<br />

Seite konnte zunehmende Skepsis gegenüber<br />

dem unkritischen Fortschrittsglauben festgestellt<br />

werden. Die Hektik und das ganze Drum<br />

und Dran auf den alpinen Pisten; die Suche<br />

nach grösserer Naturverbundenheit als Erholung<br />

vom Alltagsstress; dann auch ein stärker<br />

werdendes Bedürfnis der älteren Generation<br />

nach aktivem Ausgleich in der bewusster verbrachten<br />

Freizeit; schliesslich, auf der andern<br />

Seite, die internationalen Erfolge im Langlaufsport<br />

von Wisel Kälin, Sepp Haas und der<br />

Schweizer Staffel in Grenoble und Sapporo -<br />

das alles hat dazu geführt, dass bald einmal ein<br />

Pärchen Langlaufski auf dem Autoskiträger<br />

zum guten Ton gehörte. Diese Entwicklung gesundheitsbewusster<br />

Kreislaufschulung - im<br />

Sommer Velofahren, im Winter Langlauf - gab<br />

ihrerseits den Wintersportorten Gelegenheit<br />

und Ansporn zu neuen, bei Jung und Alt beliebten<br />

Loipenangeboten. Einmal mehr: das Vorbild<br />

des Leistungssportes (zumindest in bestimmten<br />

Sportarten) auf den Breitensport und<br />

in diesem Fall sogar auf die sogenannte Volksgesundheit<br />

kann nicht - wie es oft gern getan<br />

wird - gänzlich von der Hand gewiesen werden.<br />

Eine Art Fazit<br />

Die heute geradezu als Selbstverständlichkeiten<br />

geltenden Möglichkeiten des Wintersportes<br />

waren es einst, die schliesslich das Leben im<br />

alpinen Gelände erleichterten, aber auch dazu<br />

beitrugen, die garstige Jahreszeit für die Erholung<br />

nutzen zu können! Und unter den verschiedenen<br />

Wintersportarten war es vor allem<br />

das Skifahren, das die Kurorte zu Wintersportstationen<br />

machte, die winterliche Bergwelt erschliessen<br />

half, ja auch dazu führte, dass immer<br />

Schlitteln ? ein Wintervergnügen für die ganze Familie<br />

Schlittelvergnügen auf der Dorfstrasse.<br />

mehr Sesselbahnen zu Aussichtsgipfeln gebaut<br />

wurden. Die an sich voneinander unabhängigen<br />

Entwicklungsgeschichten des Skisportes und<br />

der Technik haben in der Verbindung ihrer Errungenschaften,<br />

in Verbindung aber auch mit<br />

einem vermehrt natur- und sportfreundlichen<br />

Denken in einem gewandelten Zeitgeist den<br />

Wintersport und dadurch auch den Wintertourismus<br />

in der Schweiz massgeblich gefördert.<br />

Ohne Wintersport keine Winterkurorte.<br />

Arturo Holz<br />

Literaturhinweise<br />

Dahinden, ].: Die Ski-Schule, Zürich 1924.<br />

Fetz, F.: Lexikon des alpinen Schifahrens, Innsbruck<br />

1975.<br />

Pieth, F.: SO Jahre Schweiz. Interverband für Skilauf,<br />

Bern 1982.<br />

Triet, M.: Wintersport gai. Stiebender Schnee, berauschender<br />

Fahrtwind, der<br />

in der Schweiz, Ausstellungskatalog,<br />

1983.<br />

Wälty, G.: Skisport, Zürich 1924.<br />

Kampf gegen die Fliehkraft in<br />

den Kurven und das einmalige Erlebnis des fast<br />

lautlosen Gleitens, das ist Schütteln. Das ist das<br />

Wintervergnügen, das jedes Kinderherz höher<br />

schlagen lässt. Wer kennt das Bild nach dem<br />

ersten Schneefall nicht? Plötzlich sind sie da:<br />

die Kinder mit ihren bunten Wollmützen,<br />

Schneestiefeln und warmen Handschuhen und<br />

den vom Keller oder Estrich schnell geholten<br />

Schlitten. So war es früher, so ist es auch heute<br />

noch.<br />

Erfunden wurde der Schlitten allerdings<br />

nicht, um der Lust des schnellen Gleitens auf<br />

Schnee oder Eis zu frönen. Auf zweikufigen<br />

Schlitten haben die Sennen im Sommer das Heu<br />

zu Tal gefahren, und so wurde n um die Jahrhundertwende<br />

im Alpengebiet auf ebensolchen<br />

Hörnerschlitten die ersten spärlichen Wintergäste<br />

talwärts transportiert. Bereits 1887 war jedoch<br />

erstmals ein tiefgebauter Liegeschlitten für<br />

eine Person im Engadin gesehen erkannt.<br />

In den<br />

worden. Es<br />

Anfängen ein lustiges. Wintervergnügen<br />

für eher exaltierte Gäste - auch Frauen in<br />

langen Röcken - und tollkühne einheimische<br />

Alleskönner,, ist der Bobsport inzwischen zu einer<br />

Hochleistungsdisziplin geworden. Der<br />

Wunsch, selbst durch verschneite Wälder ins<br />

Tal zu flitzen, ist indessen bei jung und alt geblieben.<br />

Schlitteln ist gesellschaftsfähig geworden,<br />

jedenfalls ist es längst nicht mehr ein Privi-<br />

n<br />

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