21.02.2014 Aufrufe

PF-2092

Johann Kuhnau Welt adieu, ich bin dein müde / World adieu, I tire of you

Johann Kuhnau Welt adieu, ich bin dein müde / World adieu, I tire of you

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und Figuration, zeigen dem Ausführenden der Continuo-<br />

Stimme diesen Wechsel an und zudem, ob nur Einzelne<br />

oder die ganze Besetzung musizieren. Für den Fall, dass<br />

diese Kantate in den Vokalstimmen nicht rein solistisch<br />

besetzt werden soll, wird den Aufführenden empfohlen, die<br />

konzertierenden Abschnitte dennoch solistisch zu besetzen<br />

und nur die homophonen Choralteile im chorischen Tutti<br />

ausführen zu lassen. Zu diesem Zweck wurden in den Sätzen<br />

[1.] und [7.] die „Tutti“- und „Solo“-Anweisungen zum<br />

besseren Verständnis ergänzt.<br />

Zur Ergänzung der fehlenden<br />

Vokalstimmen<br />

Die vorliegende ergänzte Fassung der Kantate Welt adieu,<br />

ich bin dein müde entstand anlässlich einer CD-Produktion,<br />

die sich Johann Kuhnaus Kantaten mit fünf Vokalstimmen<br />

widmete. Dabei war neben der o. g. Tatsache, dass es sich<br />

um eine der beiden einzigen erhaltenen reinen Choralkantaten<br />

Kuhnaus handelt, vor allem interessant, dass hier eine<br />

vergleichsweise moderne Kantate des Komponisten vorliegt,<br />

was bereits die farbenreiche Instrumentalbesetzung widerspiegelt.<br />

Einzige und kaum zu behebende Schwierigkeit ist<br />

jedoch das vollständige Fehlen von drei Vokalstimmen, die<br />

dem Stimmensatz offensichtlich bereits vor dem Übergang<br />

in die Sammlung Carl Ferdinand Beckers abhanden gekommen<br />

waren. Da es aber aufgrund der erhaltenen Gesangstexte<br />

sowie der Benennung der einzelnen Sätze in den Instrumentalstimmen<br />

als „Versus“ als gesichert gelten kann,<br />

dass es sich ausschließlich um einen vertonten Choraltext<br />

gehandelt haben muss, und da aus verschiedenen Anweisungen<br />

in den erhaltenen Stimmen auch manche Rückschlüsse<br />

auf den Einsatz der verlorenen Stimmen gezogen<br />

werden können, sind trotz des Verlusts einige entscheidende<br />

Informationen indirekt erhalten geblieben.<br />

Vor dem Hintergrund seiner intensiven Erfahrung<br />

und sängerischen Expertise hinsichtlich des Vokalwerks<br />

Kuhnaus sowie allgemein der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts,<br />

wagte der Herausgeber deshalb den Versuch einer<br />

stilgerechten und sangbaren Rekonstruktion der verlorenen<br />

Stimmen. Orientierung boten dabei alle weiteren erhaltenen<br />

Vokalwerke Kuhnaus sowie seine außerordentlich<br />

textbezogene Kompositionsweise; überdies galt es, bereits<br />

vorhandenes musikalisches Material der entsprechenden<br />

Sätze weitestgehend in die zu erstellenden Vokalstimmen<br />

zu übertragen, um ein möglichst homogenes Gesamtgefüge<br />

entstehen zu lassen.<br />

In den beiden Ecksätzen erschließt sich durch einen konkreten<br />

Hinweis („2 Cant.“) in der Continuo-Stimme eine<br />

Sonderrolle der beiden Sopranstimmen. Dem wurde entsprochen,<br />

indem in den nur sparsam instrumentierten Takten,<br />

die den Tutti-Choralzeilen jeweils vorangestellt sind,<br />

der entsprechende Text in Canto I und Canto II bereits aufgegriffen<br />

und in Anlehnung an die Choralmelodie ausdeutend<br />

verarbeitet wurde.<br />

In „Versus 3“ und „Versus 4“ fehlen solcherlei Hinweise,<br />

weshalb hier ein möglichst bruchloses Einfügen der Vokalparts<br />

in den bereits vorhandenen, teils komplexen Instrumentalsatz<br />

und dessen musikalisches Material unter weitgehender<br />

Imitation desselben im Vordergrund stand, stets<br />

unter Berücksichtigung der besonderen Wortbezogenheit in<br />

Kuhnaus Vokalwerken.<br />

Für den Text wurden verschiedene zeitgenössische Gesangbücher<br />

zu Rate gezogen, jedoch erbrachte keines davon<br />

eine völlige Übereinstimmung mit Kuhnaus in den erhaltenen<br />

Stimmen Tenore und Basso verwendeter Fassung. Letztlich<br />

entschied der Herausgeber daher zugunsten der bereits<br />

erwähnten, zitierten und Kuhnau höchstwahrscheinlich<br />

vorliegenden Fassung aus dem Neu Leipziger Gesangbuch.<br />

Einer besonders auffälligen Abweichung in den erhaltenen<br />

Stimmen wurde allerdings dennoch Folge geleistet: die vorletzte<br />

Verszeile einer jeden Strophe erhielt konsequent die<br />

Textfassung „aber hier ist allezeit“.<br />

In dem Bewusstsein, dass der Verlust des Originalmaterials<br />

immer bedeutet, letztlich nur eine von vielen weiteren<br />

möglichen Varianten zu schaffen, ist der Herausgeber guter<br />

Hoffnung, mit dem in diese Ausgabe eingegangenen Ergebnis<br />

eine der Klangsprache Kuhnaus möglichst nahe kommende<br />

Ergänzung vorlegen zu können. Möge somit sowie<br />

mittels der eingangs erwähnten CD auch diese Kantate dazu<br />

beitragen, der Musik Johann Kuhnaus zukünftig zu der ihr<br />

zweifellos zustehenden Aufmerksamkeit zu verhelfen.<br />

David Erler<br />

XIII

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!