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21 Knickbeanspruchung - Umwelt-Campus Birkenfeld

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<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>. <strong>Knickbeanspruchung</strong><br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Das Versagen von schlanken Bauteilen (Stäbe, Balken, Bleche) unter Druckbeanspruchung<br />

kann bereits vor Erreichen der Fließgrenze durch seitliches<br />

Ausknicken bei Überschreiten einer kritischen Last P k erfolgen.<br />

Das Ausweichen wird beim Stab als<br />

Knicken, bei einem Blech als Beulen<br />

P < P<br />

bezeichnet.<br />

k<br />

P > P k<br />

Kennzeichnend ist dabei, dass bei Überschreiten<br />

der kritischen Knicklast P k das<br />

System aus einem stabilen Gleichgewicht<br />

in eine instabile Lage ausweicht.<br />

Diese ist meistens mit großen Verformungen<br />

verbunden, was zu einem plötzlichen<br />

und dramatischen Ausfall der Struktur<br />

infolge der auftretenden hohen Beanspruchung<br />

führt.<br />

1


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.1 Kritische Last<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Die beim Knicken auftretende Instabilität wird anhand zweier gelenkig<br />

miteinander verbundener starren Stäben hergeleitet, die axial belastet und seitlich<br />

durch eine Feder gestützt werden.<br />

Für das Kräftegleichgewicht am verformten System muss die Federkraft gleich<br />

oder größer sein als die horizontalen Kraftkomponenten<br />

F ≥ Px = 2⋅P⋅tanϕ<br />

Mit F = k·∆y und ∆y = L/2·tanϕ folgt<br />

L<br />

2P⋅tanϕ ≤ k⋅<br />

tanϕ<br />

2<br />

und damit die Bedingung<br />

k⋅L<br />

P ≤<br />

4<br />

für eine stabile Gleichgewichtslage.<br />

∆y<br />

ϕ<br />

P<br />

L/2<br />

k<br />

L/2<br />

P·tanϕ<br />

P<br />

P<br />

F<br />

P·tanϕ<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

2


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Der Maximalwert von P wird als kritische Knicklast bezeichnet<br />

P k<br />

k⋅L<br />

=<br />

4<br />

Für P < P k ist das System im stabilen Gleichgewicht, d. h. die Federkraft ist ausreichend,<br />

um bei einer kleinen Auslenkung die Stäbe wieder in die Ausgangsposition<br />

zu bringen.<br />

Für P > P k wird das System instabil, d. h. die Stäbe<br />

weichen zur Seite aus. Eine neue Gleichgewichtslage<br />

wird erst bei großer Verformung am Anschlag<br />

der Feder erreicht.<br />

Ist P = P k , so befindet sich das System im indifferenten<br />

Gleichgewicht, eine kleine Auslenkung bewirkt<br />

eine horizontale Verschiebung des Gelenks,<br />

ohne das dieses in die Ausgangsposition zurückkehrt.<br />

P<br />

Verzweigungspunkt<br />

-ϕP k<br />

ϕ<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

3


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.2 Ideal belastete Druckstäbe<br />

M b<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Betrachtet wird ein gerader, idealer Druckstab, der im Lastangriffspunkt geführt<br />

und an seinem anderen Ende durch ein Gelenk gelagert ist.<br />

Weicht der Stab unter der Wirkung der Druckkraft P seitlich aus, wirkt zusätzlich<br />

zur Normalkraft das Lastmoment<br />

P<br />

P<br />

M = P⋅<br />

y<br />

Nach der Biegetheorie wird das Biegemoment<br />

durch die linearisierte Differential-<br />

x<br />

y<br />

gleichung der Biegelinie beschrieben:<br />

= −EI<br />

⋅ y''<br />

L<br />

y<br />

Hierbei ist y´´ die zweite Ableitung der<br />

Durchbiegung, E ist der Elastizitätsmodul<br />

und I das axiale Flächenträgheitsmoment.<br />

Das Produkt E·I wird als Biegesteifigkeit<br />

bezeichnet.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

4


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Im einer stabilen Lage steht das Moment infolge der Last und das Biegemoment<br />

im Gleichgewicht, es gilt M = M b und somit<br />

oder<br />

P⋅<br />

y = −EI<br />

⋅ y''<br />

EI ⋅ y' ' + P⋅<br />

y = 0<br />

Dieser Ausdruck stellt eine homogene Differentialgleichung 2. Ordnung mit<br />

konstanten Koeffizienten dar. Setzt man ω 2 = P/EI, lässt sich die Differentialgleichung<br />

in die Form<br />

2<br />

y''<br />

+ ω ⋅ y = 0<br />

bringen, die auch bei Schwingungsproblemen auftritt. Es handelt sich um ein<br />

sog. Eigenwertproblem. Die allgemeine (reelle) Lösung lautet:<br />

y = C1 ⋅sin( ω⋅<br />

x)<br />

+ C2<br />

⋅cos(<br />

ω ⋅ x)<br />

mit der Eigenkreisfrequenz ω und den Integrationskonstanten C 1 und C 2 , die an<br />

die Randbedingungen noch anzupassen sind.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

5


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Für das betrachtete System gilt, dass die seitliche Auslenkungen in den starren<br />

Lagern gleich Null sein müssen:<br />

y( x = 0) = 0<br />

y( x = L)<br />

= 0<br />

= C1 ⋅sin( ω ⋅0)<br />

+ C2<br />

⋅cos(<br />

ω ⋅0)<br />

= 0 = 1<br />

⇒ C 2<br />

= 0<br />

Die zweite Gleichung besitzt mehrer Lösungen. Für C 1 = 0 erhält man den<br />

trivialen Fall, dass der Stab unter der Wirkung der Druckkraft nicht ausgelenkt<br />

wird. Es handelt sich um die statische Gleichgewichtslage.<br />

Ist C 1 ≠ 0, wird die Gleichung erfüllt, wenn<br />

sin( ω ⋅ L)<br />

=<br />

0<br />

⇒ C1 ⋅sin(<br />

ω⋅<br />

L)<br />

= 0<br />

bzw.<br />

ω ⋅ L =<br />

P<br />

⋅ L = n⋅π<br />

EI<br />

für n = 0, 1, 2, ...<br />

gilt.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

6


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Aufgelöst nach der Druckkraft ergibt sich<br />

2 2<br />

n ⋅π<br />

⋅ EI<br />

P =<br />

n = 0, 1, 2, ...<br />

2<br />

L<br />

Den kleinsten Wert von P ≠ 0 erhält man für n = 1. Daraus folgt die kritische<br />

Knicklast:<br />

2<br />

⋅ EI<br />

P k<br />

= π<br />

2<br />

L<br />

Die zugehörige Knickform ergibt sich dann mit<br />

π ⋅ x<br />

y = C1<br />

⋅sin(<br />

)<br />

L<br />

wobei C 1 die max. Durchbiegung y(x=L/2) in der ausgelenkten Gleichgewichtslage<br />

darstellt. Diese lässt sich nicht explizit angeben, ist aber meist so groß, dass<br />

es zu plastischen Verformungen bzw. zum Versagen des Bauteils kommt.<br />

Weitere Lösungen für n > 1 spielen in der Praxis keine Rolle, da die<br />

zugehörigen Kräfte ein Vielfaches der kritischen Knicklast betragen.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

7


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.2.1 Eulersche Knickfälle<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Die kritische Last ist unabhängig von der Materialfestigkeit, sie hängt nur von<br />

der Biegesteifigkeit und den Lagerungsbedingungen ab.<br />

Führt man eine effektive Knicklänge L k ein, lässt sich die Knicklast für weitere,<br />

erstmals von Euler (1707-1783) untersuchte Knickfälle angeben:<br />

P<br />

k<br />

2<br />

⋅ EI<br />

= π P<br />

L<br />

2<br />

k<br />

Bei gegebener Last P lässt<br />

sich die maximale Knicklänge<br />

berechnen:<br />

L k<br />

= π ⋅<br />

EI<br />

P<br />

Fall 1)<br />

2)<br />

P<br />

3)<br />

P<br />

4)<br />

P<br />

L<br />

Für die Knicksicherheit ist<br />

S k = 3 ... 6 einzuhalten.<br />

L k = L<br />

L k = 2·L<br />

L k = 0,5·L<br />

L k = 0,7·L<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

8


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Beispiel 1: Rundstab<br />

Gegeben: L = 8 m, d = 50 mm, E = 200000 N/mm 2<br />

Gesucht: Knicklasten für die Knickfälle 1 - 4<br />

Übung: Stab mit quadratischem Querschnitt<br />

Gegeben: P = 1 kN, a = 24 mm, E = 200000 N/mm 2<br />

Gesucht: Knicklängen für die Knickfälle 1 - 4<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

9


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

Beispiel 2: Gelenkig abgestütztes Aluminium-Profil<br />

Gegeben: I x = 61,2·10 6 mm 4 , I y = 23,2·10 6 mm 4 , P = 50 kN, E = 70000 N/mm 2<br />

Gesucht: Max. Knicklänge und zul. Trägerlänge für eine Knicksicherheit S k = 2<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

P<br />

L<br />

x<br />

z<br />

y<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

10


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.2.2 Knickspannung<br />

Mit dem Schlankheitsgrad λ = L k /r ergibt sich schließlich<br />

σ<br />

π<br />

λ<br />

2<br />

k<br />

= E⋅(<br />

/ )<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Die beim Knicken auftretende Spannung ergibt sich aus der Knicklast P k und der<br />

Querschnittsfläche A des Profils<br />

2<br />

Pk<br />

π ⋅ EI<br />

σ<br />

k<br />

= =<br />

2<br />

A L ⋅ A<br />

Mit dem Trägheitsradius<br />

r =<br />

I/A<br />

2<br />

k<br />

k<br />

lässt sich die kritische Knickspannung schreiben in der Form<br />

2<br />

π ⋅ E ⋅r<br />

σ<br />

k<br />

=<br />

L<br />

2<br />

2<br />

π ⋅ E<br />

=<br />

( L / r)<br />

k<br />

2<br />

Die kritische Knickspannung ist diejenige Spannung, bei der ein druckbeanspruchter<br />

Stab durch Ausknicken versagt.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

11


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Trägt man die Knickspannung über dem Schlankheitsgrad auf, ergibt sich eine<br />

Hyperbel, die oberhalb der Proportionalitätsgrenze R p in die sog. Tetmajer-<br />

Gerade übergeht und durch die Streckgrenze R e des Werkstoffs begrenzt wird.<br />

Bei schlanken Stäben oberhalb des<br />

Grenzschlankheitsgrades λ p tritt elastisches<br />

Knicken auf.<br />

Mittelschlanke Stäbe mit λ e < λ< λ p<br />

aus zähem Werkstoff können durch<br />

plastisches Knicken versagen.<br />

Gedrungenen Stäbe versagen durch<br />

Bruch oder Fließen.<br />

Grenzschlankheitsgrade:<br />

Stahl: λ p ≈ 90; λ e ≈ 25<br />

Alu: λ p ≈ 60; λ e ≈ 15<br />

σ k<br />

λ p<br />

2<br />

R e<br />

R p<br />

Bruch<br />

oder<br />

Fließversagen<br />

λ e<br />

plast.<br />

Knicken<br />

Tetmajer-Gerade<br />

Euler-Hyperbel:<br />

⎛π<br />

⎞<br />

σ<br />

k<br />

= E⋅⎜<br />

⎟<br />

⎝ λ ⎠<br />

elast. Knicken<br />

λ<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

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<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Beispiel: Dimensionierung eines Stahlstabes<br />

Gegeben: L = 2 m, P = 25 kN, E = <strong>21</strong>0000 N/mm 2<br />

Gesucht: Durchmesser bei einer Knicksicherheit von S k = 3<br />

A<br />

y<br />

P<br />

S<br />

x<br />

L<br />

α<br />

B<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

13


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.3 Real belastete Druckstäbe<br />

mit der allgemeinen Lösung<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Bisher wurden ideal gerade Stäbe und zentrisch angreifende Kräfte angenommenen,<br />

was in der Realität nicht zutrifft. Durch Maßungenauigkeiten kommt es<br />

immer zu einer Exzentrizität e, die gleich zu Beginn der Belastung zu einem<br />

zusätzlichen Biegemoment führt.<br />

M b<br />

= P⋅(<br />

e + y)<br />

P<br />

P<br />

Aus der Beziehung M = −EI·y´´ ergibt sich<br />

die Differentialgleichung<br />

P⋅( e + y)<br />

= −EI<br />

⋅ y''<br />

und mit ω 2 = P/EI folgt<br />

2 2<br />

y''<br />

+ ω ⋅ y + ω ⋅e<br />

= 0<br />

y = C1 ⋅sin( ω ⋅ x)<br />

+ C2<br />

⋅cos(<br />

ω ⋅ x)<br />

−e<br />

L k<br />

e<br />

x<br />

y<br />

y<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

14


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Aus den Randbedingungen ergibt sich:<br />

y( x = 0) = 0<br />

y( x = Lk<br />

) = 0 ⇒ C1<br />

= C1 ⋅sin( ω ⋅0)<br />

+ C2<br />

⋅cos(<br />

ω ⋅0)<br />

−e<br />

1−cos(<br />

ω ⋅ Lk<br />

)<br />

= e⋅<br />

sin( ω ⋅ L )<br />

Mit den trigonometrischen Umformungen 1−cos(ω·L) = 2·sin 2 (ω·L/2) und<br />

sin(ω·L) = 2·sin(ω·L/2)·cos(ω·L/2) folgt<br />

C<br />

1<br />

2<br />

2⋅sin<br />

( ω ⋅ Lk<br />

/ 2)<br />

= e⋅<br />

2⋅sin(<br />

ω ⋅ L / 2) ⋅cos(<br />

ω ⋅ L<br />

k<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

k<br />

k<br />

sin( ω ⋅ Lk<br />

= e⋅<br />

/ 2) cos( ω ⋅ L<br />

Einsetzen der Konstanten liefert die Biegelinie<br />

⎡ sin( ω ⋅ L<br />

⎤<br />

k<br />

/ 2)<br />

y = e⋅⎢<br />

⋅sin(<br />

ω ⋅ x)<br />

+ cos( ω ⋅ x)<br />

−1⎥<br />

⎣cos(<br />

ω ⋅ Lk<br />

/ 2)<br />

⎦<br />

k<br />

C = e ⇒ 2<br />

/ 2)<br />

/ 2)<br />

Die Durchbiegung y wird sehr groß, wenn der Nenner gegen Null strebt:<br />

ω<br />

cos k<br />

⋅ Lk<br />

= 0<br />

2<br />

15


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Die Gleichung wird erfüllt, wenn<br />

ω k<br />

⋅ L k<br />

π<br />

= n⋅<br />

⇒ω<br />

k<br />

⋅ L k<br />

= n⋅π<br />

2 2<br />

Für die erste Eigenform n = 1 folgt mit ω 2<br />

2<br />

⋅ EI<br />

Pk<br />

= π<br />

k = P k /EI die kritische Knicklast<br />

L<br />

2<br />

k<br />

die mit den Euler-Formeln übereinstimmt.<br />

Die maximale Durchbiegung des Stabes tritt aufgrund der symmetrischen<br />

Belastung bei x = L k /2 auf. Einsetzen liefert<br />

y<br />

max<br />

2<br />

2<br />

⎡sin<br />

( ω ⋅ L<br />

⎤ ⎡ 1 ⎤<br />

k<br />

/ 2) + cos ( ω ⋅ Lk<br />

/ 2)<br />

= e⋅⎢<br />

−1⎥= e⋅⎢<br />

−1⎥<br />

⎣ cos( ω ⋅ L / 2) ⎦ ⎣cos(<br />

ω ⋅ L k<br />

/ 2)<br />

k<br />

⎦<br />

Bei einer Annäherung der Exzentrizität e gegen Null geht auch die Durchbiegung<br />

y max gegen Null. Bei Annäherung an die kritische Knicklast strebt aber<br />

gleichzeitig der Klammerausdruck gegen unendlich, der Ausdruck wird unbestimmt,<br />

der Grenzwert ist von Null verschieden.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

16


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Wird die mit dem Trägheitsradius r = I/A normierte max. Durchbiegung y/r<br />

über dem Verhältnis der Last zur kritischen Knicklast P/P k aufgetragen, nähert<br />

sich die Verformung mit kleiner werdender bezogener Exzentrizität e/r asymptotisch<br />

dem Verhalten des unrealistischen idealen Stabes an.<br />

Mit steigender Exzentrizität<br />

ergeben sich große Verformformungen<br />

schon bei Lasten,<br />

die deutlich unterhalb der<br />

Knicklast liegen<br />

Kommt es durch die Belastung<br />

zum plast. Fließen, erreicht<br />

die Verformungskurve<br />

nicht mehr die Knicklast,<br />

nach Überschreiten des<br />

Maximalwertes verringert<br />

sich die Lastkapazität.<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

P/P k Idealer Stab (e = 0)<br />

0,02 0,1 0,2 0,4 0,7 1,0 1,5 e/r = 2<br />

elastisch<br />

plastisch<br />

y max /r<br />

17


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

Beispiel: Exzentrisch belasteter Rechteckträger<br />

Gegeben: a = 20 mm, b = 12 mm, e = 7 mm, L = 2 m, E = 200000 N/mm 2<br />

Gesucht: Durchbiegung y max bei P = P k /2<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

P<br />

L<br />

z<br />

y<br />

a<br />

x<br />

b<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

18


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

<strong>21</strong>.3.1 Druckspannungen<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Die Maximalspannung in einem exzentrisch belasteten Druckstab ergibt sich aus<br />

der Überlagerung der axialen Last P und des Biegemoments M<br />

P M σ = +<br />

A W<br />

wobei A die Querschnittsfläche und W das axialen Widerstandsmoment des<br />

Profils darstellen. Mit M = P·(e + y max ) und y max = e ·(1/cos(ω·L k /2) -1) folgt<br />

σ =<br />

P<br />

A<br />

P⋅e<br />

+<br />

W ⋅cos(<br />

ω ⋅ L<br />

k<br />

/ 2)<br />

Beispiel: Exzentrisch belasteter Träger aus vorherigem Beispiel<br />

Gegeben: P = 1450 N, a = 20 mm, b = 12 mm, e = 7 mm, L k = 1,4 m, ω = 0,0909 °/mm<br />

Gesucht: Max. Druckspannung<br />

A = a ⋅b<br />

= 20⋅12<br />

=<br />

σ =<br />

P<br />

A<br />

2<br />

240mm<br />

P ⋅e<br />

+<br />

W ⋅cos(ω⋅<br />

L<br />

k<br />

/2)<br />

=<br />

2<br />

2<br />

W = a ⋅b<br />

/ 6 = 20⋅12<br />

/ 6 =<br />

1450<br />

240<br />

480 mm<br />

1450 ⋅7<br />

+<br />

480 ⋅cos(0,0909<br />

⋅700)<br />

3<br />

= 53,6<br />

N/mm<br />

2<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

19


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

<strong>21</strong>.3.2 Sekantenformel<br />

Setzt man mit dem maßgebenden Randabstand c des Profils W = I/c und berücksichtigt<br />

den Trägheitsradius r = I/A, erhält man mit dem Schlankheitsgrad<br />

λ = L k /r und ω 2 = P/EI die Sekantenformel<br />

σ =<br />

P ⎡<br />

⋅⎢1<br />

+<br />

A ⎣ r<br />

2<br />

⋅cos(<br />

e⋅c<br />

⎤<br />

⎥ ≤σ<br />

P/<br />

EA⋅λ<br />

/ 2) ⎦<br />

Da es sich dabei um eine transzendente<br />

Gleichung handelt, die nicht explizit<br />

nach der Last P aufgelöst werden kann,<br />

lässt sich diese bei gegebener zul.<br />

Spannung nur durch eine numerisches<br />

Verfahren bestimmen.<br />

zul<br />

σ = P/A<br />

σ zul = 250 MPa<br />

e·c/r 2 = 0<br />

0,05<br />

0,1<br />

E = 200000 MPa<br />

Die Abbildung zeigt die Auswertung der Druckspannung P/A in Abhängigkeit<br />

vom Schlankheitsgrad λ=L k /r für verschiedene bezogene Exzentrizitäten ec/r 2 .<br />

0,2<br />

0,3<br />

0,5<br />

1<br />

2<br />

5<br />

σ k =E·( π/λ) 2<br />

λ<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

20


<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Technische Mechanik III<br />

der Fachhochschule Trier<br />

Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />

Beispiel: Exzentrisch belasteter Rechteckträger<br />

Gegeben: a = 24 mm, b = 72 mm, e = 24 mm, L = 2,6 m, E = 200000 N/mm 2 , σ = 250 N/mm 2<br />

Gesucht: Zul. Last P zul und max. Durchbiegung y max<br />

P<br />

L<br />

z<br />

a<br />

x<br />

b<br />

y<br />

Übung: Krit. Last für Knicken um y-Achse<br />

20. Kombinierte Beanspruchung <br />

<strong>21</strong>

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