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Alb Magazin - Ausgabe Heidengraben 4/2013

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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Kolloquium in Grabenstetten<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2013</strong><br />

Politik der kleinen Schritte<br />

Der <strong>Heidengraben</strong> weckt Begehrlichkeiten. Die wohl einst größte keltische Siedlung Mitteleuropas, die sich zwischen<br />

den heutigen Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten erstreckte, gilt als archäologisches Juwel im<br />

Dornröschenschlaf. Wie man den <strong>Heidengraben</strong> touristisch nutzen könnte, war das Thema des zweitägigen Kolloquiums<br />

„Befund – Rekonstruktion – Touristische Nutzung“ in Grabenstetten.<br />

Harald Steidl, Bürgermeister Gemeinde Grabenstetten<br />

Peter Heiden, 1. Vorsitzender von FAKT<br />

Eingeladen hatten das Landesamt für<br />

Denkmalpflege im Regierungspräsidium<br />

Stuttgart, FAKT e.V., die Universität Tübingen,<br />

die Gesellschaft für Archäologie und<br />

der Verein Keltenwelten. Dem Ruf folgten<br />

Archäologen von nah und fern, Praktiker<br />

verschiedener Fachrichtungen, die Bürgermeister<br />

der drei Gemeinden sowie zahlreiche<br />

Interessierte. Zwei Tage wurde im<br />

Gasthof Lamm in Grabenstetten referiert<br />

über aktuelle Entwicklungen, Standpunkte<br />

und über Erfahrungen mit bereits bestehenden<br />

Projekten.<br />

Denn auch die heutigen Bewohner des<br />

<strong>Heidengraben</strong>s träumen von einer Sichtbarmachung<br />

ihrer Vergangenheit. „Man ist<br />

sich hier in der Region am <strong>Heidengraben</strong><br />

des keltischen Erbes bewusst“, betonte<br />

der Grabenstettener Bürgermeister Harald<br />

Steidl in seiner Begrüßungsrede. Es sei ja<br />

in jüngster Vergangenheit schon einiges<br />

passiert, bezog sich Präsident Claus Wolf<br />

vom Landesamt für Denkmalpflege auf<br />

die Große Landesausstellung 2012, die<br />

Ausstellung in Erkenbrechtsweiler, das<br />

Keltenfest und den neu aufgelegten und<br />

überarbeiteten <strong>Heidengraben</strong>führer. Er<br />

stellte vor allen Dingen die Bemühungen<br />

von FAKT heraus, der dafür 2012 auch mit<br />

dem Förderpreis Archäologie des Landes<br />

Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde:<br />

„Der <strong>Heidengraben</strong> hat ein großes wissenschaftliches<br />

und touristisches Potenzial.<br />

Das ganze Projekt ist für die Landesdenkmalpflege<br />

hochinteressant.“<br />

Ein großer Mitspieler in Mitteleuropa<br />

Aber von Seiten der Archäologen wurden<br />

auch mahnende Stimmen laut: Natürlich<br />

ist die Sehnsucht nach Rekonstruktion ver-<br />

ständlich – die Gefahr ist aber auch groß,<br />

Befunde zu zerstören oder auch Inhalte<br />

falsch darzustellen, weil die Wissenschaft<br />

stetig im Fluss ist und immer wieder ganz<br />

neue Erkenntnisse liefert. „Sie haben ein<br />

spannendes Monument, sind auf mitteleuropäischer<br />

Ebene einer der großen Mitspieler“,<br />

sagte der Wiener Kelten-Experte<br />

und Archäologe Wolfgang Lobisser, „Aber<br />

sie wissen auch viel zu wenig über das,<br />

was sie hier haben – zerstören sie das<br />

nicht, investieren sie in die Forschung.“<br />

Auch die Entwicklung am Freilichtmuseum<br />

Heuneburg spricht zunächst nicht unbedingt<br />

für eine „große“ Lösung am <strong>Heidengraben</strong>.<br />

Der oft als „schwäbisches Troja“<br />

bezeichnete 2500 Jahre alte keltische Fürstensitz<br />

geriet finanziell ins Schlingern, die<br />

Besuchermassen blieben aus, Sponsoren<br />

ebenso: Erst in letzter Minute wurde das<br />

Museum durch eine kräftige Finanzspritze<br />

des Landes vor der Schließung gerettet.<br />

Geträumt werden darf in der Region am<br />

<strong>Heidengraben</strong> aber noch. Und wenn das<br />

keltische Erbe doch einmal sichtbar gemacht<br />

werden soll, dann in Form eines<br />

<strong>Heidengraben</strong>zentrums nach dem Muster<br />

der Keltenwelt am Glauberg im hessischen<br />

Wetteraukreis. „Das wäre ein gutes Vorbild“,<br />

bestätigt Peter Heiden, der 1. Vorsitzende<br />

von FAKT, schränkt aber gleich<br />

ein: „Derzeit sehe ich aber keine Chance<br />

auf Verwirklichung.“ Immerhin: Die drei<br />

Gemeinden haben die ersten Weichen gestellt<br />

und die gewünschten Grundstücke<br />

am Burrenhof in ihren Besitz gebracht.<br />

Wichtige Anstöße<br />

Eins wurde klar bei der Veranstaltung in<br />

Grabenstetten – wenn es mal ein <strong>Heidengraben</strong>zentrum<br />

geben sollte: Es wird noch<br />

einige Zeit dauern. „Das Kolloquium war<br />

für unsere Region ein voller Erfolg und gibt<br />

wichtige Anstöße für die weitere Entwicklung“,<br />

so Peter Heiden. Doch bei den Vorträgen<br />

wurde den Verantwortlichen eben<br />

auch transparent, dass eine verantwortungsvolle<br />

Umsetzung der großen Ideen<br />

einige Jahre in Anspruch nehmen wird.<br />

„Deshalb wird es erst nur kleine Schritte<br />

geben“, sagt der FAKT-Vorsitzende weiter,<br />

„Diese Schritte wird es aber in jedem Fall<br />

geben, damit die Sache voran geht.“<br />

Zunächst sollen nun in Arbeitskreisen<br />

Ideen sortiert werden, diskutiert und auch<br />

zusammen mit den drei Gemeinden auf<br />

ihre finanzielle Machbarkeit hin abgeklopft<br />

werden. Auf Eis gelegt werden die großen<br />

Projekte wie das <strong>Heidengraben</strong>zentrum<br />

also nicht, aber es sollen zunächst machbarere<br />

Ideen wie etwa ein kleiner Info-<br />

Pavillon oder mehr themenbezogene<br />

Wanderrouten inklusive Infotafeln in Angriff<br />

genommen werden.<br />

Text: Kerstin Dannath<br />

Präsident Claus Wolf, Landesamt für Denkmalpflege<br />

Dr. Jörg Bofinger, Hauptkonservator des Landesamts<br />

für Denkmalpflege in Esslingen<br />

Informationen<br />

www.fakt-heidengraben.de<br />

www.heidengraben.com<br />

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