Handout zum 1. Vortrag
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Harmonische Abbildungen zwischen Riemannschen<br />
Mannigfaltigkeiten - Einführung (Teil I)<br />
Florian Modler<br />
4. November 2009<br />
1 Einführung und Motivation<br />
<strong>Handout</strong><br />
Harmonische Abbildungen existieren in vielen verschiedenen Bereichen und Zusammenhängen:<br />
∙ Ist M = S 1 , so erhalten wir für die Euler-Lagrange-Gleichung des Energiefunktionals<br />
die uns schon bekannte Geodätengleichung. Das wiederum bedeutet aber, dass f eine<br />
geschlossene Geodäte genau dann ist, wenn f harmonisch ist.<br />
∙ Das erste Beispiel zeigt auch: Ist dim M = 1, dann sind die harmonischen Abbildungen<br />
die Geodäten auf N.<br />
∙ Ist N = R, dann sind die harmonischen Abbildungen die harmonischen Abbildungen auf<br />
M.<br />
∙ Ist N = S 1 , so können die harmonischen Abbildungen kanonisch mit den harmonischen<br />
1-Formen mit ganzzahliger Periode identifiziert werden.<br />
∙ Sind M und N Kähler Mannigfaltigkeiten, so sind die holomorphen Abbildungen von M<br />
nach N harmonisch.<br />
∙ Ist M eine Riemannsche Untermannigfaltigkeit von N mit minimalem Volumen, so ist die<br />
Inklusionsabbildung i : M → N harmonisch.<br />
2 Energie von Kurven und Abbildungen<br />
2.1 Energie von Kurven<br />
Definition (Länge einer Kurve): Wir definieren die Länge einer Kurve γ : [a, b] → M als<br />
L(γ) :=<br />
∫ b<br />
a<br />
∣ ˙γ(t)∣ dt =<br />
∫ b<br />
a<br />
√<br />
g ( ˙γ(t), ˙γ(t))dt =<br />
∫ b<br />
a<br />
√<br />
g ij (x(t)) ˙x i (t) ˙x j (t)dt<br />
Definition (Energie einer Kurve): Die Energie einer Kurve γ : [a, b] → M m ist<br />
E(γ) := 1 2<br />
∫ b<br />
a<br />
∣ ˙γ(t)∣ 2 dt = 1 2<br />
∫ b<br />
a<br />
g ( ˙γ(t), ˙γ(t)) dt = 1 2<br />
∫ b<br />
a<br />
g ij (x(t)) ˙x i (t) ˙x j (t)dt.<br />
1
2.2 Energie von Abbildungen<br />
Definition (Energie einer Funktion): Seien M und N zwei Riemannsche Mannigfaltigkeiten<br />
mit Riemannschen Metriken g und g ′ , die sich in lokalen Koordinaten schreiben lassen als g =<br />
g ij dx i ⊗ dx j und g ′ = g ′ αβ dxα ⊗ dx β . f : M → N sei eine Funktion zwischen den beiden<br />
Riemannschen Mannigfaltigkeiten. Dann definieren wir die Energie von f als<br />
E(f) := 1 2<br />
∫<br />
M<br />
g αβ<br />
′ ∂f α ∂f β<br />
∂x i ∂x j gij ∗ (1).<br />
Lemma: Die Euler-Lagrange-Gleichung für E(f) ist ein System von nicht linearen partiellen<br />
Differentialgleichungen vom elliptischen Typ<br />
△f α + Γ ′α ∂f β ∂f γ<br />
βγ<br />
∂x i ∂x j gij = 0,<br />
wobei △ der Laplace-Beltrami-Operator auf M und Γ ′α βγ die Christoffel-Symbole auf M ′ sind.<br />
Definition (Energie-Dichte): Seien M, N und f wie in obiger Definition der Energie einer<br />
Abbildung.. Die Energie-Dichte von f definieren wir als<br />
In lokalen Koordinaten ergibt sich<br />
e p (f) := 1 2<br />
〈<br />
g p , ( f ∗ g ′) 〉<br />
.<br />
p<br />
e(f)(x) = 1 2 g′αβ (x)g ij (x)(f(x)) ∂f i (x) ∂f j (x)<br />
∂x α ∂x β .<br />
Hierbei sind (x 1 , . . . , x m ) lokale Koordinaten in M und (f 1 , . . . , f n ) lokale Koordinaten in N.<br />
Satz: Die Voraussetzungen seien wie in Definition der Energie einer Abbildung. Dann gilt:<br />
∫<br />
E(f) = e(f) ∗ (1).<br />
3 Harmonische Abbildungen<br />
M<br />
Satz: Die Euler-Lagrange-Gleichung für E ist<br />
( )<br />
1 ∂ √yg ′αβ ∂f<br />
i<br />
√ y ∂x α ∂x β + g ′αβ Γ i ∂f<br />
j<br />
∂f k<br />
jk (f(x))<br />
∂x α = 0. (1)<br />
∂xβ Definition (Harmonische Abbildung): Die Lösung der Gleichung (1) nennen wir eine<br />
harmonische Abbildung. Die harmonischen Abbildungen sind also die kritischen Punkte des<br />
Energie-Funktionals.<br />
Die Lösung der Euler-Lagrange-Gleichung können wir auch schreiben als<br />
τ(f) := spur∇df = 0 (2)<br />
Definition (Spannungsfeld): τ nennen wir das Spannungsfeld von f.<br />
2
4 Ausblick<br />
Eine harmonische Abbildung muss nicht immer in einer Homotopie-Klasse existieren und wenn<br />
sie existiert, muss sie keinesfalls eindeutig sein. Besitzt N negative Krümmung, so existiert<br />
eine harmonische Darstellung für jede Homotopie-Klasse, und diese ist sogar eindeutig. Für<br />
(Riemannsche) Flächen sind die harmonischen Abbildungen klassifiziert, und diese sind genau<br />
die holomorphen und anti-holomorphen Funktionen. Nach dem Hodge-Theorem für Flächen<br />
existiert keine nicht-triviale harmonische Abbildung zwischen der Sphäre und dem Torus. Dies<br />
werden wir leider nicht alles zeigen können. Zusammengefasst: Es gibt im Großen und Ganzen<br />
ein zentrales Problem, das im Mittelpunkt der harmonischen Abbildungen stehen soll:<br />
Sei f 0 : M → N eine Abbildungen zwischen Riemannschen Mannigfaltigkeiten.<br />
Kann f 0 in eine harmonische Abbildung f : M → N deformiert werden?<br />
Diese Frage wird Gegenstand eines zweiten <strong>Vortrag</strong>s sein.<br />
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