Trödler DDR - Reklame (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
56<br />
NOSTALGIE<br />
die Pelikan-AG dann Geha<br />
schließlich aufgekauft). Beide<br />
aber konnten auf den Schreibtischen<br />
ihren Platz in den<br />
„Utensilos" finden – Stifte-Ständern<br />
aus mehreren Zylindern<br />
in Plastik oder Metall, jedenfalls<br />
aber in Orange erhältlich<br />
und in jedem Jugendzimmer<br />
unverzichtbar.<br />
In ähnlichen Knallfarben entwickelte<br />
1974 die süddeutsche<br />
Firma Geobra die Spielfiguren<br />
der 1970er-Jahre: „Playmobil"<br />
macht seither Karriere.<br />
Und nachdem 1977 Vader Abraham<br />
„Das Lied der Schlümpfe"<br />
sang, waren hierzulande<br />
auch Schlumpffiguren zu haben<br />
– in den kindlichen Schatzkisten<br />
traut vereint mit „Biene<br />
Maja" und ihrem Freund „Willi",<br />
Gummiabgüssen von Sesamstraßen-<br />
oder Muppet-Show-<br />
Helden oder dem inzwischen<br />
als Sammlerstück gehandelten<br />
„Trimm-Dich"-Männchen<br />
mit dem breiten Kopf (Die Aktion<br />
„Trimm Dich" der Bundesregierung<br />
stellte den Sport<br />
für alle Bevölkerungsschichten<br />
und Generationen in den Mittelpunkt.<br />
Dazu gab es sogar<br />
Tanzplatten mit Max Greger).<br />
Bei den Süßigkeiten war die<br />
Ritter-Sport-Schokolade ein<br />
Hit: „quadratisch praktisch<br />
gut" passten die seit 1974 je<br />
nach Sorte verschiedenfarbigen<br />
Tafeln in die bunt-geometrische<br />
Alltagswelt, in der das<br />
kindliche Erleben und spielerische<br />
Freude für alle einen großen<br />
Wert darstellten.<br />
Kultur der 1970er<br />
Wenn sich also heute Sammelnde<br />
nach den Dingen umsehen,<br />
die die 1970er-Jahre<br />
ausgezeichnet haben, so können<br />
sie einerseits blassfarbige<br />
Objekte in Pastelltönen ausschließen.<br />
Andererseits ist bei<br />
den Formen das Runde und<br />
Abgerundete ins Auge zu fassen.<br />
Vor Fälschungen bewahrt<br />
oft ein Griff ins Material: Kunststoff<br />
musste noch nicht getarnt<br />
werden und fühlte sich eben<br />
auch so an, ja, war sogar ein<br />
Qualitätsmerkmal. Da gab es<br />
„Trevira", „Lycra", „Diolen" oder<br />
„Enka Glanzstoff". „In" war<br />
nicht mehr die goldene Armbanduhr,<br />
sondern das Modell<br />
aus farbigem Plexiglas. Zielsicher<br />
lässt sich aber auch nach<br />
Dingen suchen, die den naiven<br />
Charme von Kinderspielzeug<br />
in alle Bereiche übertragen –<br />
wie etwa rote Email-Töpfe mit<br />
weißen Herzchen, Vorhänge<br />
mit kontrastierenden Vogelsilhouetten<br />
oder Badvorleger in<br />
Form von Füßen mit dicken,<br />
runden Zehen.<br />
Andererseits lässt sich parallel<br />
Oranges Utensilo aus Metall<br />
Mengenlehre-Kasten von 1972<br />
Ur-Playmobil-Figuren von 1974,<br />
noch mit unbeweglichen Händen<br />
die Gegenbewegung der ökologisch<br />
orientierten Alternativkultur<br />
verfolgen, die mit der Ölkrise<br />
1973 (die die Begrenzt-<br />
10 / 11