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Alb Magazin - Ausgabe Heidengraben 2/2013

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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Region am <strong>Heidengraben</strong><br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

Frei wie ein Vogel – Gleitschirmfliegen am Hohen Neuffen<br />

Rolf Mößmer hat das Wetter immer im Blick. Sind die Verhältnisse günstig, packt der Gemeinderat aus<br />

Grabenstetten seinen Gleitschirm ein und stürzt sich irgendwo in die Tiefe. Wenn der 56-Jährige über<br />

seinen Sport erzählt, merkt man schnell, dass er mit Herz und Seele dabei ist: „Man fliegt genauso schnell<br />

wie ein Vogel, man kann fünf Meter über die Bäume gleiten, aber auch oben unter der Wolkendecke durch<br />

die Luft schweben – auch wenn es abgedroschen ist, das hat schon etwas mit Freiheit zu tun.“<br />

Gleitschirmflieger wollen Strecke machen<br />

Fliegen – für manche ein Alptraum, für<br />

viele Faszination pur. Am <strong>Alb</strong>trauf springen<br />

die Gleitschirmflieger zum Beispiel vom<br />

Felsenstartplatz am Hohen Neuffen ab<br />

und versuchen, einen guten Aufwind zu erwischen.<br />

Dann heißt es erst mal Höhe machen.<br />

Die Sportler sitzen in ihren Gurten,<br />

drehen ihre Kreise und versuchen mithilfe<br />

der Thermik, so lange wie möglich in der<br />

Luft zu bleiben. „Das Ziel ist nicht so oft<br />

wie möglich zu starten, sondern so weit<br />

wie möglich zu fliegen“, erklärt Rolf Mößmer.<br />

An normalen Tagen ist bei 4500 Fuß<br />

(1370 Meter) allerdings am Hohen Neuffen<br />

wegen der Nähe zum Stuttgarter Flughafen<br />

Schluss. Bei besonders günstigen<br />

Verhältnissen wird die Höhenfreigabe auf<br />

Nachfrage von offizieller Seite auf 6000<br />

Fuß (1830 Meter) hoch gesetzt. Die Messung<br />

erfolgt per GPS.<br />

„Ein Vereinskamerad ist sogar schon<br />

Mal bis an den Rhein geflogen, das sind<br />

rund 160 Kilometer“, erzählt der Graben-<br />

stettener, der für den DGCW Neidlingen<br />

startet, „An einem guten Tag bei optimalen<br />

Verhältnissen fliegen viele bis nach<br />

Balingen.“ Er selbst hat es vom Hohen<br />

Neuffen aus mal bis nach Giengen an<br />

der Brenz geschafft, das sind rund 60 Kilometer.<br />

Rolf Mößmers persönlicher Rekord<br />

liegt bei 92 Kilometern, aufgestellt<br />

in Brandenburg. „Da haben wir natürlich<br />

schon ein gewissen Ehrgeiz“, lacht der<br />

56-Jährige. Und der reicht soweit, dass<br />

Rolf Mößmer mit dem DGCW in der Gleitschirm-Bundesliga<br />

aktiv ist, 2012 sprang<br />

sogar der vierte Platz in der Abschlusswertung<br />

heraus. Haben die Gleitschirmflieger<br />

dann wieder festen Boden unter den<br />

Füßen, heißt es das Sportgerät zu verpacken<br />

und mit dem rund 20 Kilogramm<br />

schweren Rucksack auf dem Rücken zu<br />

schauen, wie man wieder heimkommt.<br />

Immer auf der Suche nach Startplätzen<br />

Geflogen wird auf der Schwäbischen <strong>Alb</strong><br />

zwar schon lange, allerdings ausschließlich<br />

mit Drachen oder auch Segelfugzeugen.<br />

Als dann vor rund 30 Jahren das<br />

Gleitschirmfliegen aufkam, mussten die<br />

Gleitschirmflieger mangels Startplätze, immer<br />

in die Alpen fahren, um ihrem Sport<br />

zu frönen. Vor zehn Jahren wurde dann<br />

die Initiative „Fußstartplatz Schwäbische<br />

<strong>Alb</strong>“ aktiv, zunächst wurde in Neidlingen<br />

ein Startplatz durchgeboxt. „Damals ging<br />

die Gleitschirmfliegerei auf der <strong>Alb</strong> so richtig<br />

los“, erinnert sich Rolf Mößmer. Mit<br />

einem Startplatz war es aber nicht getan,<br />

nach und nach kamen mehr Startplätze<br />

für Gleitschirmflieger hinzu. Den Felsenstartplatz<br />

am Hohen Neuffen gab es zwar<br />

bereits, allerdings war er fest in der Hand<br />

der Drachenflieger. „Und das obwohl der<br />

Startplatz für Drachenflieger nicht besonders<br />

geeignet ist, die brauchen nämlich<br />

Anlauf, wir nicht“, erklärt Rolf Mößmer.<br />

Doch bald schon lag auch hier die offizielle<br />

Erlaubnis vor, kurze Zeit später wurde<br />

auch der Nordstartplatz am Hohen Neuffen<br />

genehmigt. Obwohl am Hohen Neuffen viel<br />

geflogen wird, passiert nur sehr wenig. „Es<br />

sind recht anspruchsvolle Startplätze und<br />

das schreckt die Anfänger ab“, so der Grabenstettener.<br />

Anfangs gab es noch einige<br />

Ressentiments seitens der Bevölkerung.<br />

„Da gab es einige Hemmschwellen. Doch<br />

wir Gleitschirmflieger müssen einfach<br />

immer darauf achten, dass uns die Leute<br />

wohlgesonnen sind“, erklärt der Sportler.<br />

Ein absolutes Tabu ist es beispielsweise in<br />

Neuffen auf der Orchideenwiese zu landen.<br />

Eine gute Ausbildung ist das A und O<br />

Eine Ausbildung ist zwingend erforderlich,<br />

dazu muss man mindestens 14 Jahre alt<br />

sein und eine gewisse körperliche Fitness<br />

schadet auch nicht. „Gleitschirmfliegen<br />

sieht zwar ein bisschen nach Hängematte<br />

aus, anstrengend ist es aber trotzdem. Ich<br />

bin jedenfalls nach so einem Flugtag meistens<br />

ganz schön erledigt“, bestätigt Rolf<br />

Mößmer. Die Gleitschirmfliegerei ist ganzjährig<br />

möglich, nur die Windverhältnisse<br />

müssen stimmen. Rolf Mößmer selbst<br />

hat erst mit 38 Jahren damit angefangen<br />

– ganz profan über eine Schnupperkurs,<br />

wie ihn auf der <strong>Alb</strong> zum Beispiel der TV<br />

Bissingen im Angebot hat: „Ich habe sofort<br />

Feuer gefangen. Die Gleitschirmfliegerei<br />

hebt sich von anderen Flugarten ab und im<br />

Gleichklang mit Milan, Bussard, Falke oder<br />

Gänsegeier quasi überall auf der Welt fliegen<br />

zu können, ist einfach unschlagbar.“<br />

Neben der Bundesliga, die auf Strecke<br />

geht, gibt es weltweit eine ganze Reihe von<br />

Wettbewerben mit vorgegeben Routen,<br />

die auf Zeit gehen. „Da geht mein ganzer<br />

Urlaub drauf“, gibt Rolf Mößmer zu, der<br />

in Nürtingen eine IT-Firma betreibt, „Aber<br />

eigentlich macht mir das nichts aus, denn<br />

die Gleitschirmfliegerei ist ja wie Urlaub.“<br />

Text: Kerstin Dannath<br />

Fotografie: Rolf Mößmer<br />

DC Hohen Neuffen<br />

www.dc-hohenneuffen.de<br />

TV Bissingen<br />

www.tv-bissingen.de<br />

DGC Neidlingen<br />

www.dgcw.de<br />

Informationen<br />

Zahnimplantate – für einen festen Biss.<br />

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