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Interview Amy Adams als Oscar-Favoritin (Vorschau)

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März 2014<br />

4 Euro<br />

Go! <strong>Amy</strong>! Go!<br />

adams<br />

Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />

Art &<br />

Fashion<br />

Kleider wie Kunstwerke<br />

Berlin<br />

The Movie<br />

Das Portfolio der Stars<br />

von Martin SCHOELLER<br />

Moritz Bleibtreu,<br />

Nina Hoss,<br />

Clemens Schick,<br />

Heike Makatsch,<br />

Jürgen Vogel,<br />

Ronald Zehrfeld<br />

...<br />

Riccardo<br />

T i s c i<br />

Im Gespräch<br />

mit Mariacarla<br />

Boscono<br />

03<br />

4 192449 104008


März 2014<br />

4 Euro<br />

BerliN<br />

the Movie<br />

Das Portfolio der Stars<br />

von Martin SCHOELLER<br />

Clemens Schick,<br />

Nina Hoss, Moritz Bleibtreu,<br />

Jürgen Vogel, Heike Makatsch,<br />

Ronald Zehrfeld +++<br />

03<br />

Art & Fashion<br />

Kleider wie Kunstwerke<br />

Die Leichtigkeit des<br />

desigNs<br />

Die Must-Looks der neuen Saison<br />

<strong>Amy</strong><br />

A D A M S<br />

Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />

4 192449 104008


B e r l i n<br />

THE MOviE<br />

Das Portfolio der Stars<br />

von Martin SCHOELLER<br />

März 2014<br />

4 Euro<br />

Leichtigkeit<br />

des desigNs<br />

Die Must-Looks<br />

der neuen Saison<br />

Art &<br />

F a s h i o n<br />

Kleider wie Kunstwerke<br />

<strong>Amy</strong><br />

A d a m s<br />

Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />

4 192449 104008<br />

03


LVMH: Louis<br />

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Armani


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Saint<br />

Laurent


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Zadig & Voltaire


Zadig & Voltaire<br />

GALERIES LAFAYETTE - BERLIN / NEUER WALL 52 - HAMBURG / NEUTURMSTRASSE 10 - MÜNCHEN


LVMH: Fendi


Small Talk<br />

Kleine Gespräche mit großen Leuten:<br />

Franka Potente mag melancholische Männergestalten,<br />

Taylor Momsen hat seltsame<br />

Bühnenerlebnisse, Nikolai Kinski wäre fast von<br />

Karl Lagerfeld über den Haufen gefahren<br />

worden, Liam Neeson versteht, wenn man ihn<br />

filzt, Pierre Perrier hat einen unstillbaren<br />

Hunger nach Essen und Sex<br />

S. 47<br />

Talents<br />

Auf dem Weg nach oben:<br />

Till Kleinert<br />

Dena<br />

S. 52 S. 54<br />

My Style<br />

Aussehen wie Paula Reed<br />

S. 56<br />

kunst am arm, S. 62<br />

Wow<br />

Schöne Dinge für den März.<br />

Bonus: Wolfgang Joop <strong>als</strong> Warentester<br />

S. 58<br />

foToS: kirchknopf+Grambow; Bertrand le Pluard; Jerome corpuz, Styling: allison Bornstein; © 2013 fox Searchlight; frank Seidlitz; olympia le-Tan<br />

Simon Porte Jacquemus, S. 66<br />

Die Schwestern le-Tan S. 84<br />

weiße Jeans,<br />

S. 78<br />

„Grand Budapest hotel“, S. 72<br />

Editorial<br />

Impressum<br />

Mitarbeiter<br />

Abonnement<br />

Till kleinert S. 52<br />

S. 33<br />

S. 36<br />

S. 42<br />

S. 93/175<br />

Now<br />

Kultur im März<br />

S. 68<br />

weS anderSon<br />

macht Filme mit Modellen, der Künstler<br />

Thomas Demand fotografiert Modelle von Räumen.<br />

In Paris haben sich die beiden über Andersons<br />

neuen Film Grand Budapest Hotel unterhalten<br />

S. 72<br />

Weiße Magie<br />

Unvernünftig, nicht wirklich subtil und<br />

genau deswegen richtig: weiße Jeans<br />

S. 78<br />

Riccardo Tisci<br />

Der Givenchy-Designer will allen<br />

Menschen einen Tisci-Moment gönnen und<br />

hat deswegen einen Sportschuh gestaltet<br />

S. 82<br />

SchweSTerlich<br />

Die Liebe von Olympia und Cléo Le-Tan<br />

ist sehr robust und sehr innig<br />

S. 84<br />

taSchen/bücher<br />

Win-win-Situation: Wer auf E-Books<br />

umsteigt, hat sofort im Regal Platz für sehr viele<br />

Handtaschen (in denen man problemlos<br />

ein paar Hundert E-Books mitnehmen kann)<br />

S. 86<br />

NilS frahm<br />

Sehr vertrauenerweckend: ein Pianist,<br />

den Pianos an Särge erinnern<br />

S. 90<br />

Inhalt


Escada<br />

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Portfolio:<br />

die StarS<br />

von berlin<br />

Katja Riemann, Heike Makatsch,<br />

Clemens Schick und 15 andere,<br />

um die sich in der Stadt nicht nur<br />

in Berlinale-Zeiten alles dreht<br />

S. 96<br />

Martin Schoeller<br />

Der Fotograf, der näher <strong>als</strong> alle anderen rangeht,<br />

über sein Berlin-Portfolio für <strong>Interview</strong><br />

S. 120<br />

SimPly The BeST!<br />

Umwerfend schön: Die allerbesten Stücke aus den<br />

neuen Kollektionen. Leicht, cool und sehr tragbar<br />

S. 122<br />

<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />

widerlegt ein paar Vorurteile, die es über<br />

Hollywood-Schauspielerinnen gibt. Sie ist nett.<br />

Sie ist über 30. Sie kümmert sich selbst um<br />

ihre Kinder. Man kann bei ihr einfach anrufen.<br />

Und dennoch ist <strong>Adams</strong> erfolgreich<br />

S. 134<br />

STreeTarT<br />

Im Museum bekommt Kunst nie genug<br />

frische Luft. Deswegen lassen Modemacher<br />

sie jetzt auf der Straße tragen<br />

S. 142<br />

Made in italy<br />

Mailand kann nicht nur elegant: Atelierbesuche<br />

bei sechs aufregenden Modedesignern<br />

S. 152<br />

Inhalt<br />

Schön wie alma<br />

Alma Jodorowsky, Schauspielerin, Popsängerin,<br />

Lagerfeld-Muse, kann mehr, <strong>als</strong> nur schön auszusehen.<br />

Aber schön aussehen kann sie auch<br />

S. 160<br />

Nina hoss S. 97<br />

Jeanne dark<br />

Unser Nightlife-Scout sucht nach dem Spaß<br />

auf der Berliner Fashion Week<br />

S. 168<br />

foTo: martin Schoeller, Styling: Sophia costima<br />

Beauty<br />

Trends &<br />

News<br />

S. 166<br />

ParTy<br />

S. 170<br />

Hersteller<br />

S. 174<br />

FlaShback<br />

S. 176


LVMH: Celine<br />

WWW.CELINE.COM


Clemens Schick<br />

FOTO Martin Schoeller<br />

STyLing Klaus<br />

Stockhausen<br />

Mütze aMEriCan<br />

aPParEL<br />

amy adams<br />

FOTO Mikael Jansson<br />

STyLing Ludivine<br />

Poiblanc<br />

Kleid LOuiS VuiTTOn<br />

anna Selezneva<br />

FOTO giampaolo Sgura<br />

STyLing Klaus<br />

Stockhausen<br />

Top & Shorts giOrgiO<br />

arMani Schuhe aDiDaS<br />

FOTO: Daniel Hofer<br />

EDiTOriaL<br />

von Lisa Feldmann<br />

E<br />

s gibt diese Tage in Berlin, da glaubt man nicht mehr an Licht und<br />

Wärme. Da bricht die Nacht herein, bevor der Nachmittag begonnen<br />

hat. Und man wird auf das zurückgeworfen, was eine große<br />

Stadt zur Großstadt macht: Kunst, Kultur, Nachtleben. Zum Glück ist<br />

das kein Problem für Berlin. Hier wird gefeiert, <strong>als</strong> gäbe es kein Morgen, sind<br />

die Kinos voll, die Theater ausverkauft. Den Zenit erreicht die Red-Carpet-<br />

Saison am Ende des Winters mit der Berlinale: internationales Star-Aufgebot,<br />

Dutzende Weltpremieren, bis zu zehn verschiedene Partys pro Nacht. Da<br />

leuchtet der Himmel über Berlin dann auf einmal. Als wir begannen, das Portfolio<br />

der nationalen Schein-Werfer zu planen, wünschten wir uns einen<br />

Fotografen, der einen besonderen Blick auf die Stadt hat. Der Schauspieler wie<br />

Kameramann, Sternekoch, Künstler oder Galerist inszeniert <strong>als</strong> Mitglieder<br />

eines großen Ensembles, das jeden Tag und jede Nacht das Leben<br />

hier neu inszeniert. Martin Schoellers Name kam schnell auf. Der<br />

New Yorker mit deutschen Wurzeln hatte gefühlt schon jeden<br />

Hollywoodstar vor der Kamera, den ein oder anderen US-Präsidenten<br />

und sogar Angela Merkel. Unsere deutschen Stars kannte er<br />

kaum, bereitete sich deswegen akribisch vor, ließ sich nicht selten drei<br />

bis vier Locations vorschlagen. Das Ergebnis ist eine Bildstrecke,<br />

die plakativ ist und gleichzeitig intim. Ein Album voller sehr persönlicher<br />

Erinnerungen. An eine sehr besondere Woche im<br />

bitterkalten, dunklen Winter 2014.<br />

Lisa Feldmann<br />

mit Martin Schoeller<br />

33


Versace


Versace


Impressum<br />

<strong>Interview</strong><br />

im<br />

Vorteils-Abo<br />

auF Seite 93<br />

Finden Sie unSer<br />

attraktiveS<br />

a b o -<br />

a ngebot<br />

inkLuSive<br />

e i n e S<br />

geSchenkS<br />

Editor in ChiEf<br />

Lisa FeLdmann<br />

Executive Editor PEtEr PrasChl<br />

Art Director dominik sChatz<br />

Photography Director frank sEidlitz<br />

Fashion Director klaus stoCkhausEn<br />

Senior Editors harald PEtErs, antjE wEwEr<br />

Editor at Large nils BinnBErg<br />

Editors andrEas mErkEl,<br />

raha Emami khansari (Junior)<br />

Photography Editor dorothEa fiEdlEr (Junior)<br />

Assistant Fashion réka maria ProBst<br />

Assistant Beauty dEnisE kollEr<br />

Intern Carolina sChwarz<br />

International Fashion Director julia von BoEhm<br />

International Editor at Large naomi CamPBEll<br />

International Editor aliona dolEtskaya<br />

International Art Consultants dimitri jEurissEn<br />

and sandEr vErmEulEn for BasEdEsign<br />

Art Department<br />

manuEl BirnBaChEr, anika göhritz, aaron kalitzki<br />

Digital<br />

Executive Editor nina sCholz, Junior Editor katharina Böhm<br />

Interns dEnisE amEnd, alExandra golowina<br />

Managing Editor & Chef vom Dienst silkE mEnzEl<br />

Schlussredaktion ralPh sChüngEl, kErstin sgonina<br />

mitarBEitEr diEsEr ausgaBE<br />

Stefanie Blondzik, Ludger Booms, Allison Bornstein, Jan Brandt, Clare Byrne,<br />

Ellie Grace Cumming, Sophia Costima, Thomas Demand, Sönke Hallmann,<br />

Gabriela Herpell, Wolfgang Joop, Friederike Jung, Helmut Krähe,<br />

Claudia Kühne, Georgi Sandev, Cristiana Santilli, Ingrid Sischy, Jeanne Tremsal<br />

Casting by Samuel Ellis Scheinman for DMCasting<br />

fotografEn diEsEr ausgaBE<br />

Maxime Ballesteros, Maurizio Bavutti, Jerome Corpuz, Sharif Hamza,<br />

Mikael Jansson, Kirchknopf + Grambow, Jonas Lindström, Martin Schoeller,<br />

Marcus Schäfer, Frank Seidlitz, The Selby, Giampaolo Sgura, Sølve Sundsbø<br />

Produktion<br />

Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berlin<br />

Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />

Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />

Manufacturing Director Oleg Novikov<br />

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />

Lisa Feldmann<br />

Board of Directors <strong>Interview</strong> Publishing House Germany<br />

vladislav doronin, BErnd rungE<br />

BMP Media Holdings, LLC, Chairman PEtEr m. Brant<br />

www.interview.de


Belstaff


Impressum<br />

hErausgEBEr & gEsChäftsführEr<br />

bernd runge<br />

PuBlishing dirECtor<br />

anja Schwing<br />

Assistentin der Geschäftsführung: viktoria mosin<br />

Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mosin@atelier-publications.de<br />

anzEigEn<br />

Advertising Director iris gräBnEr<br />

Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />

Advertising Sales Manager (Nielsen IIIb, IV, Österreich) ankE sauErtEig<br />

Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />

Italien faBio montoBBio<br />

Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />

Tel.: 00 39/02/78 26 08, info@rockmedia.it<br />

Frankreich, Großbritannien und USA CharlottE wiEdEmann<br />

Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />

Advertising Service Manager susann BuChroth (Ltg.), Eva BaurEis<br />

Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />

Communications Manager CharlottE wiEdEmann<br />

Marketing Manager wilkin sChrödEr<br />

Intern julia langEnhan<br />

Assistenz kathlEEn massiErEr, Tel.: 030/2000 89-165<br />

IT Manager PatriCk hartwig<br />

Office Manager hilko rEntEl<br />

Verantwortlich für Anzeigen<br />

Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Mommsenstraße 57, 10629 Berlin<br />

Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />

Geschäftsführer anja sChwing<br />

vErtriEB<br />

PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

vertrieb@pressup.de<br />

EinzElhEftBEstEllungEn<br />

Preise, Verfügbarkeit und Bestellungen unter www.interview.de/einzelheft,<br />

bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />

BEzugsPrEisE<br />

Einzelpreis Deutschland (inkl. 7 % MwSt.):<br />

2 Euro, mit ePaper: 3 Euro, XXL-Format: 4 Euro<br />

Jahresabonnement: 18 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

Jahresabonnement XXL-Format: 30 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

ePaper-Abonnement: 10 Euro inkl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

abo@interview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />

<strong>Interview</strong> erscheint zehnmal im Jahr in der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird<br />

keine Haftung übernommen.<br />

Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />

<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense from LLC Publishing House <strong>Interview</strong>;<br />

<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc. Reproduction in any<br />

manner in any language in whole or in part without prior written permission is prohibited.<br />

<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berlin, Tel.: 030/2000 89-0


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tHe liBeration of art


Mitarbeiter<br />

gABrielA herPell<br />

wurde in Brüssel geboren und hat bis heute ein<br />

Ferienhaus an der belgischen Küste – kein Wunder,<br />

dass sie mit Vorliebe französische Schauspieler<br />

interviewt! Das macht sie meist für das SZ Magazin,<br />

wo sie seit vielen Jahren zur Redaktion zählt,<br />

nachdem ihre Karriere einst bei Stern und Tempo in<br />

Hamburg begann. Darüber hinaus schreibt<br />

sie Bücher, zuletzt erschien bei Rowohlt mit<br />

Du Opfer! ein hoch gelobter Band über Mobbing<br />

unter Schülern. Für uns interviewte sie die Actrice<br />

Alma Jodorowsky (ab Seite 160).<br />

MAuriziO<br />

BAVuTTi<br />

fotografierte Alma Jodorowsky (ab<br />

Seite 160). Sein Interesse an der<br />

Fotografie entwickelte er beim<br />

Filmstudium in Spanien. Zurück<br />

in Italien, richtete er sich eine<br />

Dunkelkammer ein, in London ließ er sich ausbilden. Dann<br />

arbeitete er vier Jahre lang für die Fotografen Mert &<br />

Marcus, um ab 2012 <strong>als</strong> Fotograf und Filmemacher zu<br />

arbeiten. Mit Erfolg: Seine Auftraggeber sind Dazed &<br />

Confused, V Man, V Magazine und <strong>Interview</strong>.<br />

giAMPAOlO SgurA<br />

fotografierte „Simply the best“ (ab Seite 122). Was der Titel unserer<br />

Modestrecke verspricht, macht der 39-jährige Fotograf aus<br />

Süditalien im Grunde tagein und tagaus – einfach die Besten zu<br />

fotografieren. Kampagnen für Dolce & Gabbana, Gucci und<br />

H&M, Filmstars wie Chloë Grace Moretz, Julianne Moore und<br />

Christoph Waltz sowie die Cover aller großen Fashionmagazine.<br />

42<br />

WOlFgAng<br />

JOOP<br />

schreibt für uns die regelmäßige<br />

Kolumne „Joops Warenhaus“ (ab<br />

Seite 64). Längst ist Wolfgang<br />

Joop, 69, eine Art Nationalheiligtum.<br />

Er ist Designer und Gründer<br />

der Labels Joop! und Wunderkind,<br />

Schriftsteller (Im Wolfspelz),<br />

Kochbuchautor (Hectic Cuisine),<br />

Gelegenheitsschauspieler (Suck My<br />

Dick), Philanthrop und Potsdamer<br />

– um nur einige seiner Aktivitäten<br />

zu nennen. Ab diesem Monat<br />

kommt eine neue hinzu: Als<br />

Kolumnist der deutschen <strong>Interview</strong><br />

testet Joop neue Produkte auf<br />

ihren konkreten Gebrauchswert.<br />

Dieses Mal: Zahnputztücher,<br />

Plateau-Schnürschuhe und eine<br />

Joghurtmaschine. Braucht man das<br />

wirklich? Wolfgang Joop weiß Rat.<br />

MAriACArlA BOSCOnO<br />

sprach mit Designer Riccardo Tisci (ab Seite 82). Entdeckt wurde<br />

sie beim Familiendinner – ein Gast, der Fotograf war, erkannte ihr<br />

Potenzial <strong>als</strong> Model. Obwohl die Mutter sie zum Laufsteg drängte,<br />

bestand sie wie jedes gute italienische Mädchen darauf, erst die<br />

Schule zu beenden. Heute hat die 33-Jährige für jedes bekannte<br />

Modehaus gearbeitet – auch für Givenchy.<br />

ThOMAS<br />

DeMAnD<br />

sprach mit Regisseur Wes Anderson<br />

(ab Seite 72). Er ist einer der<br />

bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler.<br />

1964 in München<br />

geboren, wurde er mit Fotos von<br />

Räumen, Landschaften und<br />

Tatorten bekannt, die er nach der<br />

Vorlage von Pressefotos aus<br />

Papier detailgetreu nachbaute. Seit<br />

2011 ist er Professor für Skulptur<br />

an der HFBK in Hamburg. Er lebt<br />

in Berlin und Los Angeles.<br />

MArTin SChOeller<br />

hat unser Berlin-Portfolio fotografiert (ab Seite 96).<br />

Martin Schoeller, 45, kennt Berlin aus<br />

seiner Zeit <strong>als</strong> Student am Lette-Verein Ende<br />

der 80er-Jahre. Danach ging er nach New<br />

York, assistierte Annie Leibovitz und wurde bald<br />

selbst ein Star-Fotograf, der sich mit Close-ups<br />

einen Namen machte. Unser großes Berlin-<br />

Portfolio hat Schoeller im Anschluss an einen<br />

Familienbesuch fotografiert – und zwar im<br />

Guerilla-Style. Normalerweise arbeitet er mit<br />

mehr Licht, und dass er drei Personen am<br />

Tag fotografiert, kommt sonst auch nicht vor.<br />

FOTOS: privat; Maurizio Bavutti; Adrian Crispin; Yoan Valat/dpa Picture-Alliance; Mara McKevitt; Martin Schoeller


MAXMARA.COM


Vivienne<br />

Westwood


Hallo!<br />

Foto: david mccabe, back table at el Quijote restaurant with ronald tavel, Jack Smith, unidentified man, harry Smith, Panna grady, william burroughs,<br />

and andy warhol. aus inside the dream Palace: the life and times of new york’s legendary chelsea hotel/Sherill tippins/houghton mifflin harcourt<br />

im uhrzeigersinn:<br />

ronald tavel,<br />

Jack Smith,<br />

ein unbekannter,<br />

harry Smith,<br />

Panna grady,<br />

william S.<br />

burroughs und<br />

andy warhol<br />

ein bild und seine<br />

geschichte<br />

new york 1965: Im Hinterzimmer des Restaurants El Quijote warten<br />

andy warhol und seine Freunde (der Herr rechts hinten ist william S.<br />

burroughS) aufs Dinner. Das Quijote, das es noch immer gibt, war so<br />

etwas wie die Kantine des hotel chelSea, das es auch noch immer gibt. Was<br />

man an beiden Orten fand: underground, PoP-revolution,<br />

hedoniSmuS. Jetzt gibt es ein neues Buch voller Geschichten über dieses legendäre<br />

S. 64<br />

Hotel. Und ein <strong>Interview</strong> mit einer Schillernden dauermieterin<br />

45


Kleine Gespräche mit<br />

Grossen leuten: FranKa<br />

potente, taylor momsen,<br />

niKolai KinsKi, liam<br />

neeson & pierre perrier<br />

Small Talk<br />

Nie Heimweh?<br />

Schauspielerin Franka Potente,<br />

39, lebt in Los Angeles,<br />

ihr Roman erscheint auf Deutsch<br />

FOTO: Jim Rakete<br />

INTERVIEW: Tolles Buch!<br />

FRaNka PoTENTE: Tatsächlich? Danke! Es ist ziemlich<br />

undeutsch, mit einem Kompliment in ein Gespräch<br />

einzusteigen, das machen sonst nur die Amerikaner.<br />

Nach einem Satz wie „Honey, you look great“ ist die<br />

Stimmung doch gleich gelöster.<br />

INTERVIEW: Wie fühlt sich Berlin an?<br />

PoTENTE: Sehr vertraut! Als ob ich ständig da wäre.<br />

Dabei lebe ich schon fast fünf Jahre in den USA und<br />

war zweieinhalb Jahre nicht in Berlin zu Besuch.<br />

Gestern Abend bin ich bei einer Freundin in<br />

Prenzlauer Berg versackt. Wir haben alte Folgen von<br />

Sex And The City geschaut …<br />

INTERVIEW: Warum das denn?<br />

PoTENTE: Nostalgie. Das haben wir früher immer<br />

zusammen gemacht.<br />

INTERVIEW: Bevor Sie nach Los Angeles gezogen sind?<br />

PoTENTE: Genau. Und gerade bin ich etwas schockiert, wie<br />

schnell ich vergesse, dass zu Hause in Los Angeles mein<br />

Mann und die Kinder auf mich warten.<br />

INTERVIEW: In Ihrem Roman Allmählich wird es Tag ist die<br />

Hauptfigur ein 49-Jähriger namens Tim, ein hochgewachsener<br />

Banker mit Midlife-Crisis. Warum erzählen Sie<br />

aus der Perspektive eines Mannes?<br />

PoTENTE: Ich mag melancholische Männergestalten, die<br />

berühren mich, da schaue ich genauer hin.<br />

INTERVIEW: Kennen Sie jemanden wie diesen Tim?<br />

PoTENTE: Nein, aber ich habe ihn in verschiedenen<br />

Variationen schon mal getroffen. Diesen gebrochenen Endvierziger,<br />

der durchlässig wird, weil das Leben nicht mehr<br />

so läuft, wie er sich das vorgestellt hat. Anfangs hatte ich vor,<br />

ein Drehbuch für den 1,96 Meter großen Tim Robbins zu<br />

schreiben. Dann habe ich gemerkt, dass mir die Form nicht<br />

liegt, und beschlossen, einen Roman zu schreiben. Der<br />

übergroße Mann ist <strong>als</strong> Figur geblieben.<br />

INTERVIEW: Die Geschichte spielt in L. A., die Figuren sind<br />

Prototypen, die man in Deutschland so nicht finden<br />

würde: die strippende Nachbarin, der mexikanische Gärtner,<br />

der Sohn, der <strong>als</strong> Hollywoodagent arbeitet.<br />

PoTENTE: Das sind alles Typen, die mir auf die eine oder<br />

andere Art begegnet sind. Ein Freund von mir hat zu einem<br />

Abendessen mal einen semiprofessionellen Pornostar mit<br />

Triple-D-Brüsten mitgebracht. Die Frau habe ich sofort ins<br />

Herz geschlossen.<br />

INTERVIEW: Sprechen Sie inzwischen akzentfrei Englisch?<br />

PoTENTE: Nee, man hört schon noch, dass ich Deutsche<br />

bin. Aber in der Serie Copper spiele ich eine deutschstämmige<br />

Puffmutter und in American Horror Story eine<br />

Anne-Frank-Figur.<br />

INTERVIEW: Sehr deutsch sind auch Ihre schönen Zähne,<br />

die immer noch nach Franka Potente aussehen: Sie haben<br />

sie sich noch nicht machen lassen?<br />

PoTENTE: Auf keinen Fall, vor Keramik-Veneers habe ich<br />

große Angst. Sie lassen alle gleich aussehen.<br />

INTERVIEW: Lesen Sie noch oft deutsche Literatur?<br />

PoTENTE: Bei einem sechsstündigen Hair-Extensions-<br />

Termin habe ich gerade F von Daniel Kehlmann<br />

durchgelesen!<br />

Von Antje Wewer<br />

„Allmählich wird es Tag“ erscheint am<br />

10. März im Piper Verlag, 19,99 Euro<br />

47


48<br />

Können Sie<br />

mich hören?<br />

Ex-„Gossip Girl“ Taylor Momsen, 20,<br />

erzählt von ihrem Leben <strong>als</strong> Rockstar<br />

(Taylor Momsens Assistentin meldet sich am Telefon und weist<br />

darauf hin, dass Momsen eine schwere Kehlkopfentzündung<br />

hat und daher kaum sprechen kann. Man möge das Gespräch<br />

bitte kurz halten.)<br />

TayloR MoMsEN: Hi, wie geht es Ihnen? Tut mir leid. Ich<br />

habe echt überhaupt keine Stimme.<br />

INTERVIEW: Oh je, Sie hören sich wirklich nicht gut an, ich<br />

meine, soweit man Sie überhaupt hören kann. Dabei müssen<br />

Sie gerade das neue Album Ihrer Band The Pretty Reckless<br />

bewerben. Ich hoffe, das nimmt Ihnen nicht die Vorfreude.<br />

MoMsEN: Nein, wir können es wirklich kaum abwarten.<br />

INTERVIEW: Auf dem Cover von Going To Hell sieht man<br />

Sie nackt von hinten, wobei ein aufgemaltes schwarzes<br />

Kreuz mit einer Pfeilspitze unten dran in Richtung Poritze<br />

zeigt. Ist Ihr Hintern Ihre Idee von der Hölle?<br />

MoMsEN: Das Kreuz soll <strong>als</strong> Symbol für das Album stehen.<br />

Dass die Leute das <strong>als</strong> viel zu sexy ansehen, ist mir eigentlich<br />

egal. Für mich ist es ein Kunstwerk.<br />

INTERVIEW: Der Song Follow Me Down beginnt mit ein<br />

paar ganz interessanten Geräuschen. Was ist da denn los?<br />

MoMsEN: Das ist ein Orgasmus.<br />

INTERVIEW: Sind Sie es, die man da hört?<br />

MoMsEN: Nein, ich habe dafür meine sehr gute Freundin<br />

Jenna Haze engagiert, die früher mal ein Pornostar war.<br />

Den hat sie extra für mich aufgenommen. Im Internet werden<br />

Sie den <strong>als</strong>o definitiv nicht finden.<br />

INTERVIEW: Sie haben sie einfach angerufen und gefragt?<br />

MoMsEN: Ja, ich habe angerufen und gesagt, dass sie mir<br />

einen Gefallen tun muss (lacht). Und dann hat sie ihn<br />

einfach mit dem iPhone aufg… (Stille)<br />

INTERVIEW: Taylor? Taylor, sind Sie noch da?<br />

(Taylor ruft an)<br />

MoMsEN: Tut mir leid. Da bin ich wieder.<br />

INTERVIEW: Es gibt ziemlich wilde Geschichten über Ihre<br />

Konzerte, unter anderem von weiblichen Fans, die sich<br />

Small Talk<br />

während des Songs Goin’ Down auf der<br />

Bühne ausziehen.<br />

MoMsEN: Es tut mir so leid, aber ich kann<br />

Sie wirklich überhaupt nicht verstehen. Ich<br />

bin gerade aus dem Auto ausgestiegen und<br />

gehe jetzt ins Hotel. Oh Mann, wo ist denn<br />

hier die Tür?<br />

INTERVIEW: Taylor?<br />

MoMsEN: Sorry, es kann weitergehen. Wie<br />

war die Frage?<br />

INTERVIEW: Ich wollte etwas über das<br />

Verhalten Ihrer Fans bei Ihren Konzerten<br />

wissen. Taylor? Sind Sie noch da?<br />

(Taylor ruft an)<br />

MoMsEN: Es tut mir so leid, die Verbindung<br />

wurde wieder unterbrochen. Wie war doch<br />

gleich Ihre Frage?<br />

INTERVIEW: Ich wollte etwas über Ihre Fans wissen.<br />

MoMsEN: Ja, die sind manchmal wirklich ein bisschen<br />

verrückt. Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich da anfangen<br />

soll. Bei einem Konzert hat ein weiblicher Fan neulich<br />

versucht, seine Finger in meine Vagina zu stecken.<br />

INTERVIEW: Bitte, was?<br />

MoMsEN: Ich mache keine Witze. Die war richtig aggressiv<br />

drauf. Wir mussten sie dann von der Bühne schmeißen.<br />

INTERVIEW: Ihre Fans machen mir Angst.<br />

MoMsEN: Es gibt definitiv welche, die es übertreiben.<br />

Von Denise Amend<br />

„Going To Hell“ von The Pretty Reckless erscheint<br />

am 14. März bei Cooking Vinyl<br />

Angst vor Karl?<br />

Kinski, 37, spielt Lagerfeld<br />

INTERVIEW: Ein flamboyantes Selfie von Ihnen <strong>als</strong> Karl<br />

Lagerfeld! Wie haben Sie sich in der Rolle gefühlt?<br />

NIkolaI kINskI: Anfangs habe ich Druck verspürt. Es ist<br />

nicht einfach, jemanden zu spielen, der so präsent ist.<br />

Dazu kam, dass ich Lagerfeld für seinen Witz und seine<br />

Schlagfertigkeit sehr bewundere. Ich musste mich erst<br />

davon befreien, ihm gefallen zu wollen.<br />

INTERVIEW: Sie spielen ihn <strong>als</strong> jungen Modeschöpfer mit<br />

subtiler, lässiger Arroganz. Gab es schon Feedback von ihm?<br />

kINskI: Indirekt. Eine Journalistin der französischen<br />

Elle hat ihm offensichtlich ein Foto von mir <strong>als</strong> Lagerfeld<br />

gezeigt. Sein Kommentar: „Eine akzeptable Lösung.“<br />

FOTOS: (linke Seite) Dustin Wayne Harris/PatrickMcMullan.com/Sipa USA/ddp images; privat; (rechte Seite) © 2014 STUDIOCANAL GmbH


INTERVIEW: Ein Kompliment?<br />

kINskI: Irgendwie schon. Ich glaube aber nicht, dass er<br />

sich den Film anschauen wird. Schließlich ist es ein<br />

Biopic über Yves Saint Laurent, und Lagerfeld spielt nur<br />

eine Nebenrolle.<br />

INTERVIEW: Die beiden waren Anfang der Sechziger<br />

Freunde und wurden dann zu Konkurrenten. Ist es wahr,<br />

dass sie sich eine Weile den Liebhaber teilten?<br />

kINskI: Aber ja! Jacques de Bascher war Lagerfelds<br />

Muse und langjähriger Lebenspartner, der ihm kurzzeitig<br />

von YSL ausgespannt wurde. Er starb 1989 an Aids.<br />

INTERVIEW: Welche Szene mögen Sie besonders?<br />

kINskI: Als Lagerfeld einen Streit zwischen YSL und<br />

seinem Partner Pierre Bergé kommentiert mit „On dirait<br />

deux putes à Hambourg“ – sie sehen ja aus wie zwei<br />

Huren aus Hamburg. Den Satz haben der Regisseur Jalil<br />

Lespert und ich uns spontan am Set ausgedacht.<br />

INTERVIEW: Sind Sie Lagerfeld schon mal begegnet?<br />

kINskI: Fast! Während des Drehs in Paris war ich in der<br />

Nähe der Tuilerien mit meinem Dialekt-Coach<br />

unterwegs, und sie sagte: „Schau mal, das wäre dein<br />

Auto, wenn du heute Lagerfeld wärst.“ Plötzlich<br />

gab der Fahrer Gas, ein Rolls-Royce Phantom setzte<br />

sich in Bewegung und raste auf mich zu. Drinnen<br />

saß Lagerfeld, fast hätten sie mich überfahren. Lagerfeld<br />

trifft Lagerfeld. Leider trug ich nicht mein Kostüm.<br />

INTERVIEW: Lagerfeld ist mit 16 nach Paris gezogen und<br />

spricht schnell und sehr gut Französisch. Und Sie?<br />

kINskI: Ich bin zwar in Paris geboren, und Französisch<br />

war meine erste Sprache, aber ich habe es verlernt,<br />

<strong>als</strong> ich mit fünf nach Kalifornien gezogen bin. In meinem<br />

ersten französischen Film gerade <strong>als</strong> Deutscher<br />

besetzt zu werden, fand ich irgendwie lustig. Und ins<br />

Französische bin ich überraschend schnell reingekommen.<br />

INTERVIEW: War der Name Kinski am Set ein Begriff?<br />

kINskI: Nee, das war kein Thema. Nur der Maskenbildner<br />

Dominique kannte meinen Vater, weil er bei Nosferatu <strong>als</strong><br />

Assistent dabei war und sich tatsächlich an mich <strong>als</strong><br />

kleinen Jungen erinnern konnte.<br />

Von Antje Wewer<br />

„Yves Saint Laurent“ startet am 17. April<br />

War es eng?<br />

Liam Neeson, 61,<br />

rettet in „Non-Stop“ ein<br />

Passagierflugzeug<br />

INTERVIEW: Gestern wurde Ihr neuer Film Non-Stop das<br />

erste Mal vor Publikum gezeigt. Sind Sie im Saal<br />

geblieben?<br />

lIaM NEEsoN: Ja, allerdings nur für 15 Minuten.<br />

INTERVIEW: Aber am Ende sind Sie doch noch mal in den<br />

Saal zurück, oder?<br />

NEEsoN: Nein, nein.<br />

INTERVIEW: Dann können Sie mir auch nicht sagen, ob<br />

Sie mit den Reaktionen zufrieden waren.<br />

Small Talk<br />

NEEsoN: Doch, doch, wir haben ja unsere Spione.<br />

INTERVIEW: Und?<br />

NEEsoN: Die waren zufrieden.<br />

INTERVIEW: Es gibt in Non-Stop eine schöne Kampfszene<br />

in einem Flugzeugklo. Darin war es bestimmt sehr eng.<br />

NEEsoN: Ja, das war eine komplizierte Choreografie, im<br />

Grunde ein Tanz. Den muss man erst ganz lange üben<br />

und dann wieder vergessen, sonst wirkt es nicht natürlich.<br />

INTERVIEW: Aber zu einem Tanz gehört Musik. Der fehlt<br />

beim Kampf. Dennoch müssen Sie im Rhythmus bleiben.<br />

NEEsoN: Ja, das muss man.<br />

INTERVIEW: Wie findet man den Rhythmus? Indem man<br />

zählt?<br />

NEEsoN: Nein, den findet man beim Üben (schlägt mit<br />

den Händen in die Luft). Bam, bam, bam, zack!<br />

Bam, bam, bam, zack! So in etwa.<br />

INTERVIEW: Sie spielen in dem Film einen Air-Marshal,<br />

den man für einen Terroristen hält. Warum will Ihnen<br />

eigentlich niemand glauben, dass Sie keiner sind?<br />

NEEsoN: Das frage ich mich auch.<br />

INTERVIEW: Na ja, nur weil sich jemand etwas ungewöhnlich<br />

benimmt, muss er ja kein Terrorist sein.<br />

NEEsoN: Aber sobald man mit dem Flugzeug in der Luft ist,<br />

neigt man eher dazu, jemanden für einen Terroristen zu<br />

halten. Wir alle gucken uns doch die Leute genauer an und<br />

überlegen, ob sie verdächtig sind.<br />

INTERVIEW: Tun wir das?<br />

NEEsoN: Da ich aus Nordirland komme, bin ich die<br />

Sicherheitsmaßnahmen, die heute überall an Flughäfen<br />

üblich sind, seit den Siebzigern gewöhnt. Wenn ich<br />

nach England geflogen bin, wurde ich ständig zur Seite<br />

genommen und durchsucht. War doch auch klar:<br />

Nordire, junger Kerl, lange Haare, allein unterwegs.<br />

Mindestens acht von zehn Malen ist das passiert.<br />

Wer sind Sie? Was haben Sie vor?<br />

INTERVIEW: Das macht einen doch irre wütend, oder?<br />

NEEsoN: Racial profiling? Na klar macht einen das<br />

wütend. Aber ich kann es verstehen. Es ist ja nicht so,<br />

dass die Gefahr von schwedischen Großmüttern ausgeht.<br />

49


50<br />

Und deswegen verstehe ich es auch, wenn heute ständig<br />

alles durchsucht wird. Ich fühle mich dann sicherer.<br />

INTERVIEW: Die eigentlichen Terroristen in dem Film<br />

verfolgen einen irre komplizierten Plan, der zeigen soll,<br />

dass es mit der Sicherheit nicht weit her ist.<br />

NEEsoN: Ja, solche Sachen passieren. Erst kürzlich hat<br />

jemand in L. A. einen Sicherheitsbeamten im Flughafen<br />

erschossen, um zu zeigen, wie einfach das ist.<br />

INTERVIEW: Verrückt!<br />

NEEsoN: Diese Leute sind so weit rechts, dass sie das Land,<br />

das sie lieben, auf die Probe stellen.<br />

Von Harald Peters<br />

„Non-Stop“ startet am 13. März<br />

Noch<br />

alles an?<br />

Pierre Perrier, 29,<br />

fühlt sich<br />

nackt am wohlsten<br />

INTERVIEW: Sind Sie eitel?<br />

PIERRE PERRIER: Nein, auf gar<br />

keinen Fall. So etwas muss<br />

man während der Dreharbeiten<br />

vergessen, sonst spielt man<br />

scheiße. Vor allem bei Sexszenen<br />

ist es der absolute Killer, wenn<br />

man dabei noch daran denken würde, ob man jetzt auch<br />

gut ausschaut. Das ruiniert alles.<br />

INTERVIEW: Sehen Sie sich trotzdem gerne auf der<br />

Leinwand?<br />

PERRIER: Ehrlich gesagt ist es ziemlich hart. Einen Film,<br />

in dem ich mitgespielt habe, kann ich mir nie mehr <strong>als</strong><br />

ein- oder zweimal angucken. Ich kann keine Distanz dazu<br />

aufbauen, was dann zum eigentlichen Problem führt:<br />

Wenn ich mir etwas angucke, will ich voll und ganz eintauchen<br />

können. Aber das geht nicht, wenn ich mich<br />

dabei selbst angucken muss.<br />

INTERVIEW: Sie sind oft nackt in Ihren Filmen.<br />

PERRIER: Ja, ich habe damit einfach kein Problem. Ich<br />

fühle mich nackt am wohlsten! (lacht) Ich habe ja auch<br />

schon mit 18 damit angefangen, mich vor der Kamera<br />

auszuziehen.<br />

INTERVIEW: Meistens mimen Sie den klassischen<br />

Romantiker, wie in Ihrer letzten Mystery-Serie The<br />

Returned, in der Sie einen Toten spielen, der wieder<br />

ins Reich der Lebenden zurückkehrt.<br />

PERRIER: Das war mal eine willkommene Abwechslung:<br />

endlich mal ein Romantiker, der zum Zombie wird<br />

(lacht). Wobei wir keine klassischen Zombies spielen,<br />

sondern ganz normal aussehen.<br />

Small Talk<br />

INTERVIEW: Der auffälligste Unterschied zu den Lebenden<br />

sind Ihre ausgeprägten Gelüste …<br />

PERRIER: Das stimmt! Wir haben einen unstillbaren<br />

Hunger nach Essen und Sex und sind auch alle ein wenig<br />

aggressiver <strong>als</strong> noch vor unserem Tod.<br />

INTERVIEW: Was haben Sie persönlich denn noch vor,<br />

bevor Sie sterben?<br />

PERRIER: Ich will meine eigenen Filme drehen! Ich habe<br />

schon oft bei kleinen Filmproduktionen in der Regie<br />

assistiert und vor drei Jahren auch meinen ersten eigenen<br />

Kurzfilm gedreht, einen Dokumentarfilm in Kambodscha.<br />

INTERVIEW: Ist es Ihnen leichtgefallen?<br />

PERRIER: Wir haben vor allem mit Kindern gearbeitet,<br />

weil wir in einem Kinderkrankenhaus<br />

gedreht haben. Auch wenn das Thema<br />

an sich hart war, war das Drehen selbst<br />

eigentlich ziemlich einfach: Kinder<br />

muss man ja nur anlächeln und mit<br />

ihnen spielen, dann machen sie<br />

alles mit.<br />

INTERVIEW: Worum wird sich Ihr<br />

erster Langfilm drehen?<br />

PERRIER: Auf jeden Fall nicht um<br />

mich.<br />

INTERVIEW: Warum nicht?<br />

PERRIER: Ich will mit meinen Filmen<br />

keine Psychoanalyse machen. Deshalb<br />

will ich auf gar keinen Fall, dass sie<br />

mit mir zu tun haben. Meine Generation<br />

scheint nur noch Drehbücher über<br />

sich selbst zu schreiben: So war ich<br />

mit 16, so mit 25 …<br />

INTERVIEW: Langweilt Sie das?<br />

PERRIER: Ja, ein wenig. Ich finde<br />

Psychologie spannend, aber Kino ist<br />

in meinen Augen dazu da, die Sinne<br />

auf eine neue Weise zu öffnen.<br />

INTERVIEW: Da Sie nun wissen, wie sich ein Zombie fühlt:<br />

Werden Sie auch einmal etwas Gruseliges drehen?<br />

PERRIER: Ich mag Horrorfilme eigentlich gar nicht so<br />

gern. Sie lassen mich meistens kalt, statt mich zu gruseln.<br />

Ich finde die Realität meistens viel gruseliger! (lacht)<br />

INTERVIEW: Und werden Sie die Hauptrolle übernehmen?<br />

PERRIER: Nein, auf keinen Fall. Ich will nur der<br />

Regisseur sein.<br />

INTERVIEW: Warum sind Sie dann jetzt Schauspieler?<br />

PERRIER: Um zu lernen! Es ist ein großes Privileg, die<br />

andere Seite genauso gut zu kennen. Manchmal fühlt es<br />

sich wie ein zu großes Privileg an.<br />

INTERVIEW: Wie meinen Sie das?<br />

PERRIER: Man reist, trifft interessante Leute,<br />

bekommt auch noch Geld dafür – ich liebe es! Aber<br />

es ist bloß ein Teil meines Lebens, der auf lange<br />

Sicht nicht genug für mich ist. Ich mag es, wenn ich<br />

wirklich alles bestimmen kann (lacht). Als<br />

Schauspieler hast du überhaupt nichts in der Hand<br />

und nur selten genug Mitspracherecht.<br />

Von Raha Emami Khansari<br />

„The Returned“ läuft bereits auf<br />

dem Videoportal Watchever<br />

FOTO: Jonas Lindström


Converse


Till<br />

Kleinert<br />

Talents<br />

52<br />

bringt den Horror-<br />

Film in die brandenburgiscHe<br />

Provinz<br />

V Harald Peters<br />

Foto Frank Seidlitz<br />

Fünf Kurzfilme hat Till Kleinert<br />

bislang gedreht, jetzt gibt es den<br />

ersten Spielfilm: Der Samurai.<br />

Wobei der 33-jährige Regisseur aus Berlin<br />

zugeben muss, dass es vor diesem tollen<br />

ersten Spielfilm noch einen allerersten gab,<br />

der vielleicht nicht so toll war. Und wie<br />

heißt der? „Das musst du schon selbst herausfinden.“<br />

Warum denn? „Der ist so unbeholfen<br />

geschrieben und inszeniert, dass ich<br />

größtenteils gar nicht hinschauen kann. Ich<br />

nehme das auch alles auf meine Kappe.“ Er<br />

sagt, sein Schaffen teile sich in eine Zeit vor<br />

und nach dem Studium, „die Filme davor hat<br />

ein anderer Mensch gemacht“. Allerdings<br />

teilen der Mensch vor und der nach der Filmhochschule<br />

ähnliche Interessen: Brandenburg,<br />

Thriller und Horrorfilme sowie eine Vorliebe<br />

für einigermaßen spießige Figuren, die<br />

gewaltsam aus ihren Bahnen gerissen werden.<br />

Wie etwa Jakob. Der ist Polizist in einem<br />

brandenburgischen Dorf und führt ein recht<br />

ereignisarmes Leben, bis eines Nachts ein<br />

rätselhafter Mann im Frauenkleid auftaucht<br />

und mit einem Samuraischwert herumfuchtelt,<br />

was selbst im deutschen Osten unüblich ist.<br />

Weil er dem Ganzen auch eine homoerotische<br />

Komponente verpasst hat, bezeichnet Kleinert<br />

den Samurai <strong>als</strong> einen queeren Thriller.<br />

„Aber es ist sicher kein ausschließlich queerer<br />

Film, weil das nicht seine einzige Lesart ist.“<br />

Sicher ist hingegen, dass Der Samurai zu der<br />

Sorte Genrefilm zählt, wie sie in Deutschland<br />

leider kaum einer dreht: Die Stimmung ist<br />

mysteriös, die Handlung ragt ins Fantastische,<br />

es fließt reichlich Blut, und am Ende ist ein<br />

gewaltiger Showdown fällig. „Leider traut man<br />

hier dem Genrefilm nichts zu. Man glaubt,<br />

dass es keine Autorenfilme sind.“ Aber das ist<br />

natürlich Quatsch! Die besten Genrefilmer<br />

sind Autorenfilmer: John Carpenter, Tobe<br />

Hooper … „das sind alles Regisseure, die<br />

ganz klar mit dem Künstlerbegriff verknüpft<br />

sind“. Endlich mal ein deutscher Filmemacher,<br />

der die richtigen Vorbilder hat.


Diesel<br />

WE ARE<br />

CONNECTED<br />

#DiEsElREbOOT


Dena<br />

54<br />

Talents<br />

bulgarinnen! Macht<br />

es dieser frau nach!<br />

koMMt nach berlin!<br />

V Raha Emami<br />

Khansari<br />

Man kann dieser Frau viel Unrecht<br />

tun, an den Einreiseschlangen<br />

europäischer Flughäfen zum Beispiel.<br />

Dort musste sie sich bis 2007 noch<br />

unter dem Schild „Alle anderen Nationen“<br />

einordnen, bevor Bulgarien in jenem Jahr<br />

endlich seine Mitgliedschaft in der Europäischen<br />

Union feiern durfte. Mit stolzer<br />

Miene fuhren ihre Eltern daraufhin in den<br />

wenige Kilometer entfernten Supermarkt<br />

hinter der bulgarisch-griechischen Grenze, bloß<br />

um Oliven zu kaufen. „Ich bin mein Leben<br />

lang quasi neben Griechenland aufgewachsen,<br />

aber das erste Mal besucht habe ich das<br />

Land von Deutschland aus“, erzählt Dena, die<br />

2005 nach Berlin gezogen ist – angeblich<br />

zum Studieren. Was anfangs bloß ein<br />

„Pseudostudieren“ war, wurde dann doch zu<br />

einem gestandenen Masterabschluss in<br />

Medienwissenschaften und Visueller Kommunikation.<br />

Der stand ihrer musikalischen<br />

Karriere ohnehin nicht im Weg: Ihre<br />

Abschlussarbeit war ein Musikvideo zu einer<br />

älteren Fassung ihres Songs Thin Rope,<br />

dessen mittlerweile amtliche Version nun ihr<br />

lang erwartetes Debütalbum Flash eröffnen<br />

wird. Unrecht konnte man Denitza Todorova<br />

auch tun, wenn man ihren nahezu eine<br />

Million Mal geklickten Hit Cash, Diamond<br />

Rings, Swimming Pools vor zwei Jahren<br />

vorschnell <strong>als</strong> sommerliches One-Hit-Wonder<br />

abgelegt hatte, dessen Hype sich auf<br />

Erlend Øyes Tanzauftritt reduzieren lasse. Das<br />

beweisen die zehn Tracks auf dem Album,<br />

das genau einen Tag vor dem Internationalen<br />

Frauentag erscheinen wird: „In Bulgarien<br />

kriegen dann alle Frauen sehr viele Blumen<br />

von ihren Männern geschenkt.“ Ob sie es<br />

schade findet, dass deutsche Männer diese<br />

Tradition nicht gerade pflegen, weiß<br />

sie nicht so recht zu beantworten: „Das ist<br />

manchmal die größte Frage: Vermisse<br />

ich die Rosen, oder vermisse ich sie nicht?“<br />

FOTO: Zelinda Zanichelli


Iceberg


Paula Reed<br />

Sie hat die britiSche „grazia“ zum erfolg<br />

geführt, dann londonS SchickSten<br />

Store harvey nicholS. Jetzt iSt<br />

Sie im team von mythereSa.com: Stilikone<br />

paula reed Protokoll Nils Binnberg<br />

Ein Leben<br />

in und für<br />

Mode:<br />

Paula Reed<br />

Life & Style<br />

56<br />

die meiste Zeit des Jahres lebe ich aus dem<br />

Koffer. Für meinen Job <strong>als</strong> Creative Director<br />

für den Onlineshop mytheresa.<br />

com bin ich bei allen Fashionweeks: London,<br />

Paris, Mailand, New York. Das bedeutet:<br />

jeden Tag ein neuer Look. Ich habe immer<br />

die neuesten Kollektionen dabei – von<br />

Alaïa bis Valentino. Weil ich natürlich nicht<br />

alles mitnehmen kann, habe ich mir mit<br />

der Zeit Signature- Pieces zugelegt, die immer<br />

funktionieren. Ein kurzer Marni-Mantel<br />

aus Fuchspelz etwa. Ein brillantes Ding! Er<br />

„Ich habe mich<br />

immer für High<br />

Fashion begeistert“<br />

lässt sich zu einem ganz kleinen Paket<br />

zusammenfalten. Dann natürlich<br />

meine schwarze Kelly Bag von<br />

Hermès. Ich habe einen Gurt anbringen<br />

lassen, damit ich sie <strong>als</strong><br />

Shoulder-Bag benutzen kann. Die<br />

Tasche besitze ich seit 18 Jahren.<br />

Ich habe sie zur Geburt unseres Sohns<br />

bekommen.<br />

Einen ähnlich hohen emotionalen<br />

Wert für mich hat nur noch mein<br />

Hochzeitskleid: Valentino Garavani<br />

höchstselbst hat es für mich entworfen.<br />

Das war in den frühen 90er-Jahren,<br />

<strong>als</strong> er noch <strong>als</strong> Couturier arbeitete. Ich<br />

war dam<strong>als</strong> Stilredakteurin bei der<br />

Sunday Times in London und kannte ihn<br />

persönlich. Ich durfte nach Rom in<br />

sein Atelier und mir von seinen Couture-<br />

Kleidern einen Schnitt aussuchen. Ich<br />

habe mich für eine schlanke Silhouette mit<br />

Wespentaille entschieden. Der Rock hat<br />

Ballerina-Länge und endet kurz über dem<br />

Knöchel. Das Kleid ist heute immer<br />

noch modern.<br />

Ich war nie für Punk, Grunge oder<br />

Popper, sondern habe mich schon immer für High<br />

Fashion begeistert. Meine Mutter hatte einen Friseursalon<br />

in unserem Ort in der Nähe von Dublin, in dem ich<br />

aufgewachsen bin. Sie hatte natürlich alle internationalen<br />

Modemagazine, die ich verschlungen habe. Und dann<br />

habe ich die Gespräche ihrer Kundinnen belauscht, wie sie<br />

über den perfekten Nagellack philosophierten oder die<br />

passenden Ohrringe zum Cocktailkleid.<br />

Aber weil ich nicht zeichnen konnte, war<br />

ich immer davon überzeugt, nicht in der<br />

Mode arbeiten zu können. Bis ich Mitte der<br />

80er-Jahre nach meinem Studium nach<br />

London ging und merkte, dass man ja auch<br />

Modejournalist werden konnte.<br />

Ich war fasziniert von dem Performancekünstler<br />

Leigh Bowery, von der wilden<br />

Mode von Bodymap, von John Galliano<br />

oder Katharine Hamnett.<br />

Ich arbeitete zunächst im<br />

Pressebüro von Lynne Franks.<br />

Sie war dam<strong>als</strong> die wichtigste<br />

PR-Frau, eine Ikone. Sie ist Vorlage<br />

für die Serie Absolutely<br />

Fabulous. Die Zeit mit ihr war<br />

sehr prägend.<br />

Mein Dresscode in den<br />

Achtzigern? Alles von Galliano<br />

natürlich! Er war mein<br />

absoluter Held. Selbst im Büro<br />

trug ich sein flaschengrünes,<br />

asymmetrisches Cocktailkleid, dazu eine übergroße<br />

Perlenkette. In den Neunzigern liebte<br />

ich es dann minimal. Meine Uniform waren<br />

androgyn geschnittene Hosenanzüge von Helmut<br />

Lang oder Jil Sander. Sie waren von der<br />

Menswear beeinflusst. Bis heute lasse ich mich<br />

von Männermode inspirieren.<br />

Viele meiner Sachen würde ich nie weggeben.<br />

Schon aus dem Grund, weil ich eine kleine<br />

Tochter habe, die sie einmal erben kann.<br />

Natürlich kommt alles mal aus der Mode.<br />

Dann ist die Frage, wie man kombiniert.<br />

Ich habe eine kastig geschnittene<br />

Bouclé-Jacke von Chanel. Die habe ich<br />

schon ewig. Früher habe ich sie mit einem<br />

langen Rock getragen, jetzt kombiniere<br />

ich sie, inspiriert von der Saint-Laurent-<br />

Kollektion, mit einer Skinny-Jeans. Es ist<br />

alles eine Frage von Accessoires und<br />

einem Spiel mit Volumen.<br />

FOTOS: Photoshot; Kirstin Sinclair/Getty Images; Olga Bermejo/Getty Images; privat (5)


Oui, FE re


58<br />

Wow<br />

Schöne Dinge für Den<br />

the Look<br />

of Love<br />

März. PLuS: woLfgang<br />

JooP teStet waren<br />

Fotografen sind selten locker, wenn sie selbst fotografiert<br />

werden sollen – es sei denn, von David Bailey. Ihm vertraute sich<br />

auch Helmut Newton bedenkenlos an, wie man auf diesem<br />

1983 in Cannes entstandenen Doppelporträt mit Jerry Hall sieht.<br />

Bailey, 1938 geboren, Chronist nicht nur der britischen<br />

Popkultur, hat eine recht wirksame Methode: Er verliebt sich in die<br />

Menschen vor seiner Kamera – und das merkt man. Nun<br />

versammelt der Prachtband Bailey’s Stardust (Prestel, 59 Euro) die<br />

Fotos, die er selbst für seine besten hält.<br />

FOTO: Jerry Hall and Helmut Newton, Cannes, by David Bailey, 1983 © David Bailey, BAILEY’S STARDUST, sponsored by HUGO BOSS, National Portrait Gallery, London, from 6 February until 1 June 2014


Wow<br />

Haben wollen<br />

waS Sich Die reDaktion iM März<br />

wünScht: einen zwiSchenStoPP<br />

in frankfurt, StateMent-<br />

ShirtS unD MöbeL auS MetaLL<br />

6<br />

06 dorothea Fiedler<br />

Sieht nicht nur gut aus,<br />

hat auch noch den richtigen<br />

Sound: Die Fischkaraffe<br />

von Thomas Forester &<br />

Söhne gluckst ganz heiter<br />

beim Einschenken. Über<br />

gluckigluck.de, ca. 40 €<br />

01 dominik schatz<br />

Die Schweden sind ja bekanntlich<br />

eher zurückhaltend.<br />

Das ist auch die Haltung von<br />

diesem Acne-Sweater. Er<br />

sagt: Sollen doch die anderen<br />

den ersten Schritt machen. Vielleicht<br />

funktioniert’s ja. Ca. 170 €<br />

2<br />

FOTOS: Felix Storp; Acne; © 1995–2014 Random House LLC. All rights reserved; Steve Herud; DAS SCHMOTT; Heiner Lüpke, Retouch: Piquee; Martin Url/E15; Adrian Gaut; Danny North<br />

1<br />

05 nils binnberg The Line Hotel. Die Macher<br />

des New Yorker NoMad haben jetzt endlich<br />

auch ein Hotel in L. A. Das Design: Mid-Century<br />

trifft Navajo. Was noch für eine Nacht hier<br />

spricht? L. A.s coolste Party „Mustache Mondays“<br />

ist nur ein paar Blocks entfernt.<br />

02 peter praschl<br />

Ein paar Helden des amerikanischen<br />

Foodismus (darunter<br />

Julia Child und M. F. K. Fisher)<br />

machen in Südfrankreich<br />

Ferien, kochen und essen miteinander<br />

und diskutieren<br />

über französische Küche,<br />

Snobismus und darüber, wo die<br />

Lust an gutem Essen hingehen<br />

soll. „Provence, 1970“ ist ein<br />

tolles Buch über Selbstfindung,<br />

Geschmackskultur und kulinarische<br />

Modernisierung. Ca. 19 €<br />

03 manuel birnbacher<br />

Die Metalllampen vom Berliner<br />

Designstudio 45 Kilo sind<br />

schwerelos leicht, handgearbeitet<br />

und bekommen mit der<br />

Zeit eine wunderbare Patina.<br />

Gekauft! Und zwar alle<br />

drei. Über mykilos.de, ca. 420 €<br />

04 katharina böhm<br />

Nüchtern betrachtet: ein<br />

schwarz-weißer Jogginganzug.<br />

Fashion-Victims<br />

würden kreischen: ein<br />

Statement-Sweater! Tatsächlich:<br />

der bisher<br />

beste Look von Ethel<br />

Vaughn. Ab ca. 129 €<br />

4<br />

5<br />

3<br />

09 nina scholz Gut für den<br />

Drink zwischendurch und<br />

hübscher <strong>als</strong> jeder Flachmann:<br />

Dieses Modell von<br />

Hannah Martin für<br />

Hendrick’s liegt<br />

optisch irgendwo<br />

zwischen klassischer<br />

Karaffe,<br />

Handgranate<br />

und Jäger-<br />

Outfit. Ca. 360 €<br />

9<br />

07 lisa Feldmann Das „Maxie<br />

Eisen“: mein Grund, das nächste Mal<br />

nicht über Zürich nach NYC zu<br />

fliegen. Ich werde einen Stopp in FFM<br />

machen, nur um Oskar Melzers<br />

Pastrami-Bar auszuchecken. Benannt<br />

nach dem einzigen jüdischen<br />

Mafioso ever. Wie cool!<br />

10 carolina<br />

schwarz Seit<br />

George Ezras<br />

„Budapest“ im<br />

Livestream der<br />

Burberry-Prorsum-<br />

Show F/S 14 lief,<br />

ist es bei mir auf<br />

Hot Rotation.<br />

Am 18. März<br />

kommt der Sänger<br />

nach Berlin.<br />

8<br />

08 réka maria probst<br />

Drei Worte: todschick,<br />

zeitlos, radikal. Für den<br />

Messingtisch „Habibi“<br />

von E15 kann man getrost<br />

auf alle anderen Möbel<br />

verzichten. Ab ca. 660 €<br />

7<br />

10<br />

59


Eulenweisheit<br />

Mit puristischem Brillendesign<br />

begeistert das junge Berliner<br />

Label OWL Optics. Die Modelle mit<br />

mattem Finish sind nur online<br />

erhältlich: owloptics.com<br />

Modell „Zwei“ von OWL<br />

Optics, ca. 150 € (inkl. Gläser)<br />

Wow<br />

Rucksack von<br />

Chanel, ab<br />

2 350 €<br />

Ein echtes Traumpaar<br />

Der Stuttgarter Multibrand-Store Bungalow und Drykorn haben mit vereintem<br />

Mode-Know-how eine Capsule Collection entworfen. Unter<br />

dem Akronym BGLXDK sind 20 Looks für Männer und Frauen entstanden.<br />

Die gemeinsame Linie: klare Schnitte und luxuriöse Materialien.<br />

60<br />

sammlerstück<br />

Als hätte sich Karl Lagerfeld höchstselbst<br />

an Graffitikunst auf Leinenstoff und Leder<br />

versucht: Sein Chanel-Rucksack verbindet<br />

New Yorker Street-Art mit Couture.<br />

„Vogeli Bird Feeder“<br />

von Vasse Vaught<br />

über momastore.org,<br />

ca. 57 €<br />

Flugobjekt<br />

Revolution auf dem Balkon:<br />

Der US-Designer Vasse Vaught hat dem<br />

traditionellen Vogelfutterhaus mit<br />

geschwungenem Kupfer ein kunstvolles<br />

Make-over verpasst.<br />

ganz<br />

neuer ton<br />

Zeit, Rosé adieu zu<br />

sagen. Zifferblätter<br />

strahlen nämlich<br />

ab jetzt in Rubinrot.<br />

Uhr von Dior,<br />

Preis auf Anfrage<br />

Uhr von Parmigiani,<br />

ca. 7 900 €<br />

Uhr von Rolex,<br />

ca. 19 050 €<br />

schritttempo<br />

Nach ein paar Saisons tritt der<br />

filigrane Kitten-Heel nun endgültig<br />

kürzer: Der Halbabsatz ist zurück<br />

– und mit ihm die 60er-Jahre-<br />

Eleganz einer Audrey Hepburn.<br />

Salvatore Ferragamo,<br />

Preis auf Anfrage<br />

Robert Clergerie, ca. 380 €<br />

Ralph Lauren Collection,<br />

ca. 395 €<br />

Roger Vivier, ca. 690 €<br />

Jimmy Choo, ca. 475 €<br />

FOTOS: OWL OPTICS; BGLXDK; Chanel; Jerry Anthony Photography; Dior; Parmigiani; Rolex; action press/Zuma Press Inc.;<br />

Salavtore Ferragamo; Robert Clergerie; Ralph Lauren Collection; Roger Vivier; Jimmy Choo


WWW.ANA-ALCAZAR.COM


Armreife, ab ca. 480 €<br />

céline<br />

Schmuck<br />

62<br />

Raureif<br />

Das hier sinD keine süssen<br />

MäDchenarMbänDer, sonDern<br />

klare künstlerische ansagen<br />

Fotos Kirchknopf + Grambow<br />

Styling Réka Maria Probst<br />

Armreife, ab ca. 820 €<br />

prada<br />

Armreife, ab ca. 825 €<br />

fendi<br />

Armreife, ab ca. 690 €<br />

chanel


Sonja Rykiel


64<br />

Runde Sache<br />

Plateau-Derby von<br />

J. W. Anderson<br />

1-TB-Festplatte „Christofle<br />

Sphère“ von LaCie, ca. 360 €<br />

Warum nicht mal die Festplatte in einer Kugel<br />

verpacken? Die Pariser Marke Christofle, bekannt<br />

für feinstes Silberbesteck, veredelt das<br />

Computerzubehör. Die Hülle ist, voilà: versilbert.<br />

Vorbildlich beweist<br />

das italienische<br />

Label<br />

Agnona: Eine<br />

Box-Bag muss<br />

nicht immer<br />

viereckig sein.<br />

Idon’t think so! Auf gar keinen Fall<br />

würde ich diese Plateau-Schnürer<br />

anziehen. Warum? Weil ich gerade schlechte<br />

Erfahrungen mit hohen Schuhen gemacht<br />

habe. Kürzlich auf dem Rodeo Drive bei<br />

Cropped-Yves-getting-back-from-thegrave-Saint-Laurent.<br />

Da habe ich Stiefeletten<br />

entdeckt. Schlicht schwarz,<br />

kleiner Zipper. Aber das wichtigste: Vierzehnzentimeterhacken!<br />

Ganz wunderbar,<br />

man fühlt sich direkt superior. Die Dinger<br />

gekauft, angezogen, und was passiert?<br />

Ich musste mich von zwei Freunden stützen<br />

lassen! Wieso, dachte ich, werden uns so<br />

viele umständliche Accessoires <strong>als</strong><br />

Must-haves verkauft? Wie diese Tasche von<br />

Céline, die sich rechts und links erbricht.<br />

Genauso wichtig war es, mit diesem Schuh<br />

eine nächste Schwierigkeit zu erschaffen.<br />

Du musst <strong>als</strong> Designer heute wohl mit einem<br />

obstacle um die Ecke kommen, damit die<br />

Leute still halten. Sonst rutscht der Blick<br />

immer nur übers iPad.<br />

Tasche<br />

„CARA“<br />

von Agnona,<br />

Preis auf<br />

Anfrage<br />

J o o p s<br />

Warenhaus<br />

Zahnputztücher? Keine sexy<br />

Vorstellung. Wie das aussieht! Mit<br />

einem Tuch! Im Mund! Wer will sich<br />

schon dem Verdacht aussetzen, eine neue<br />

Droge ins Zahnfleisch zu reiben? Ich bin<br />

immer wieder erstaunt, was es dauernd für<br />

neue Drogen gibt. Man sitzt harmlos<br />

rum, schon wird einem irgend so ein Zeug<br />

angeboten. Und bei näherem Nachfragen<br />

kommt dann: „Ach, weißt du, damit<br />

reinigt man eigentlich Fußböden. Macht<br />

aber total geil.“ Ich<br />

frage mich nur:<br />

Warum will dann<br />

nicht jeder<br />

Putzfrau werden?<br />

Wow<br />

<strong>als</strong> wunderkinddesigner<br />

hat<br />

wolfgang Joop ein<br />

gutes näschen für<br />

trends. hier testet<br />

er drei brandneue<br />

Produkte und sagt<br />

uns: do or don’t<br />

„inside the dream Palace“ heißt ein neues buch<br />

von Sherill tippins, das sich mit dem legendären new<br />

Yorker Chelsea hotel und seinen illustren gästen<br />

von thomas wolfe bis Sid Vicious befasst. ein interview<br />

mit Susanne bartsch, künstlerin und dauergast<br />

„Pearly Wipes“<br />

von Borracha,<br />

ca. 5,80 €<br />

tRaumhotel<br />

Verlag<br />

Houghton<br />

Miffl in Harcourt,<br />

ca. 21,80 €<br />

Seit wann leben Sie im ChelSea<br />

hotel? Ich bin 1981 eingezogen.<br />

Moment, ich lebe hier ja tatsächlich<br />

schon 33 Jahre!<br />

wie kam eS dazu? Das Apartment<br />

gehörte dam<strong>als</strong> meinem Freund, dem<br />

Künstler Patrick Hughes.<br />

waS war an dieSem ort So<br />

faSzinierend? Das Hotel stand<br />

immer im Widerspruch zur Welt<br />

drumherum. Als ich hier einzog, war<br />

es verhältnismäßig teuer. Heute<br />

würde man zu dem Preis nirgends in<br />

Manhattan etwas Vergleichbares finden. So etwas gibt es gar nicht<br />

mehr. Solche Apartments gehören in eine andere Ära.<br />

warum Sind Sie all die Jahre hiergeblieben? Abgesehen von der<br />

günstigen Miete, ist das hier inzwischen mein Zuhause. Ich habe<br />

meinen Sohn hier aufgezogen, all meine Erinnerungen spielen<br />

hier. Wenn ich je ausziehen würde, würde mein Geist sicher<br />

weiter herumspuken.<br />

ihre lieblingS-anekdote? Als ich ganz zu Anfang hier<br />

wohnte, rief ich am Front-Desk an und fragte nach Milch.<br />

Ich hatte ja noch keine Ahnung, was es bedeutete,<br />

a quart of milk beim Concierge zu bestellen! Das war der<br />

Code für Drogen. Plötzlich stand ein Mann an meiner<br />

Tür mit einem ganzen Bauchladen voller Pillen, Pulver<br />

und Flüssigkeiten. Er fragte mich, was ich haben wolle,<br />

und ich sagte: „Ehrlich gesagt: einfach nur Milch.“<br />

Als ich in den 70er-Jahren in Hamburg<br />

landete, ging man zum Griechen.<br />

Ständig. Denn überall sonst wurde einem<br />

Labskaus auf den Tisch geknallt. Wir aber<br />

waren total griechisch eingestimmt. Nur die<br />

Doofen gingen ja nach Italien. Wir hatten<br />

dam<strong>als</strong> eine klare Vorstellung von Griechenland<br />

– und von griechischen Frauen. Für<br />

uns waren sie wie Vicky Leandros und Nana<br />

Mouskouri. Bei diesen reinen Klängen,<br />

dachten wir, muss auch alles andere rein<br />

sein. Klar, dass dann auch der griechische<br />

Joghurt einfach einen besonderen Reinheitsgrad<br />

hatte. Aber wir irrten uns. Denn<br />

nur der auf Mykonos hatte dieses fettige<br />

Flair. Und das ist das erste Problem von so<br />

einer Joghurtmaschine: Mykonos kann die<br />

nicht. Das zweite: Sobald man anfängt, sein<br />

Essen zu züchten, wird es schnell zur<br />

Plage. Ich weiß das, weil meine Großmutter<br />

Joghurt selber gemacht hat. Später war es<br />

dann dieser Pilztrunk, Kombucha.<br />

Gruselig! Die Biester machten ja auch<br />

Kinder. Und das ist der Punkt: Mit<br />

diesen Geräten hast du<br />

ganze Zellkulturen im<br />

Haus, die ein Eigenleben<br />

führen. Und eigentlich<br />

Joghurtmaschine<br />

von Dash, ca. 36,60 €<br />

möchten wir das doch<br />

nicht, oder?<br />

FOTOS: © 2014 LaCie; Houghton Mifflin Harcourt; © Emily Berl 2011/Redux/laif; Agnona; catwalking.com; Wolfgang Joop; Pearly Wipes


SOLO PER LEI Modervertrieb - Phone +49 7031 878364 - Mobile +49 171 4556482 - soloperlei@t-online.de – www.livianaconti.com<br />

Liviana Conti


„Ginkgo Bracelet“ von<br />

& Other Stories x Lara<br />

Melchior, ca. 75 €<br />

Wow<br />

Trägt privat gern<br />

Biker-Trikots:<br />

Simon Porte Jacquemus (r.).<br />

Links ein Look aus<br />

der Sommerkollektion 2014<br />

Fashion-Talent:<br />

Simon Porte Jacquemus<br />

Lange bevor letzte Saison auf fast jedem Runway bauchfrei<br />

zu sehen war, hat Simon Porte Jacquemus schon cropped<br />

tops gezeigt. Eigentlich gleich mit seiner ersten Kollektion,<br />

nachdem er sich vor drei Jahren entschieden hatte, ohne<br />

eine Ausbildung Mode zu machen. „Obwohl ich ein Kind<br />

der 90er-Jahre bin, fühle ich mich den Achtzigern extrem<br />

nah. Mir gefällt die Naivität der damaligen Mode.“ Das erklärt<br />

sein Faible für kurze Tops und hoch sitzende Shorts,<br />

kaugummisüße Farben und naive Prints. American Cheerleader<br />

trifft französische Elite-Studentin: Voilà, fertig ist<br />

der Jaquemus-Look.<br />

Für seine Sommerkollektion ist der Designer an einen<br />

Ort gereist, an dem alle seine Vorlieben wohnen:<br />

La Grande Motte, ein Reißbrett-Ferienort in Südfrankreich<br />

mit kastigen Betonbauten, an dem die Achtziger nie tot<br />

waren und er <strong>als</strong> Kind die Sommer verbracht hat. Jacquemus<br />

bedruckt Oversize-Shirts mit Eistüten und zartrosa<br />

Schirmmützchen. Die Schnitte sind so geradlinig wie bei<br />

einem Courrèges-Look. Das bleibt nicht unbemerkt.<br />

Seit diesem Jahr hat er in Rei Kawakubos Designer-Shop<br />

Dover Street Market eine eigene Corner.<br />

Wo Chefköche<br />

essen<br />

Hans Richard<br />

weiß, wo<br />

es in Berlin<br />

schmeckt<br />

66<br />

Nike Air<br />

Force One<br />

Zu den häufig beobachteten Phänomenen<br />

der Modewelt gehört auch dieses: Models, die<br />

eine Show von Isabel Marant laufen, hauen<br />

hinterher ihre Gage sofort für mindestens einen<br />

Look aus der Runway-Kollektion auf den<br />

Kopf. Am besten ist man <strong>als</strong>o so hoch bezahlt<br />

wie Karlie Kloss oder das perfekte Marant-<br />

Mädchen: Anja Rubik. Die beiden waren es<br />

auch, die die verrückte Kreuzung aus<br />

Wedges und High Tops adelten – und schon<br />

Fitness-Bracelets?<br />

So gestern! Viel<br />

moderner: ver -<br />

goldete Ginkgoblätter,<br />

die unsere<br />

Handgelenke<br />

in sonnenwarmes<br />

Leuchten hüllen.<br />

Wedge-Sneaker<br />

von Isabel Marant<br />

AuslAufmodell:<br />

die wedge-sneAker<br />

Fußgängerzonen-Modell<br />

von Deichmann<br />

legten die Dinger den Turbogang ein. Sie waren<br />

Garant dafür, dass man bei Fashionweeks von<br />

Streetstyle-Fotografen um ein Porträt gebeten<br />

wurde und sich auf Instagram die Follower<br />

verdoppelten. Das Problem dabei: Model-Fesseln<br />

sehen auch dann noch elfengleich aus, wenn<br />

sie in klobigen Stiefeln stecken. Für alle anderen<br />

gilt das leider nicht. Trotzdem sah man die<br />

Schuhe plötzlich an PR-Mädchen, Oligarchen-<br />

Gattinnen und am Ende sogar an<br />

frühstück: Im Sale e Tabacchi ein<br />

warmes Croissant mit Honig<br />

und viel Butter, serviert vom schlecht<br />

gelaunten Enzo.<br />

lunch: Die Bourride im Fischers<br />

Fritz. Reines Mittelmeer, großartig!<br />

dinner: Thailändisch auf<br />

höchstem Niveau: die Ente mit<br />

Cashewkernen im Edd’s.<br />

drinks: Auf einen Poire Desiré zum<br />

Würgeengel – ein Klassiker.<br />

richard Berlin, köpenicker straße 174,<br />

restaurant-richard.de<br />

Plateauwedges<br />

von Burberry<br />

Prorsum<br />

Fußgängerzonen-Passantinnen. Sie alle haben<br />

aus dem Dernier Cri einen Ramschartikel<br />

gemacht. Erst gab es die Marant-Schuhe nur bei<br />

Colette, jetzt kann sie sich jeder bei Zalando<br />

zum Family-&-Friends-Preis in den Warenkorb<br />

legen. Es ist <strong>als</strong>o nur noch eine Frage der<br />

Zeit, bis sie vom selben Schicksal ereilt werden<br />

wie die Buffalo-Plateau-Turnschuhe in den<br />

Neunzigern. Nach einer ewig langen Plage über<br />

Nacht verschwunden wie von Zauberhand.<br />

FOTOS: Bertrand Le Pluard; Pierre-Ange Carlotti; & Other Stories x Lara Melchior; Nike; Getty Images


Twin<br />

auch <strong>als</strong> epaper<br />

u n d<br />

im<br />

tablet-format<br />

Jetzt NEU!<br />

IntervIew twIn<br />

Das IntervIew-MagazIn jetzt auch<br />

IM Tablet-Format InklusIve<br />

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An allen Bahnhöfen und Flughäfen. Sie erhalten beim Kauf von<br />

INTERVIEW TWIN zusätzlich auch die digitale Ausgabe<br />

(ePaper) im Wert von 1 Euro. Einfach den achtstelligen Code eingeben,<br />

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www.interview.de / twin


Kultur<br />

Now<br />

Neue AusstelluNgeN, Neue Filme,<br />

eiNe Neue Formel sowie der<br />

spoNtAN improvisierte FrAgebogeN<br />

Nymphomaniac<br />

68<br />

Film Zwar ist allgemein bekannt, dass Lars<br />

von Trier <strong>als</strong> Filmemacher einigermaßen<br />

großartig und <strong>als</strong> Person hinreichend kauzig<br />

ist, doch ein anderer Wesenszug wird<br />

bislang weithin unterschätzt: sein Humor. Man<br />

denke nur an den sprechenden Fuchs in<br />

Antichrist. Hier sind nun die wahnsinnig komischen<br />

Orgasmusporträts zu Nymphomaniac,<br />

der allen Ernstes <strong>als</strong> Zweiteiler (Superwitz) in<br />

vielstündiger Länge in die Kinos kommt<br />

(ab 20. Februar).<br />

Sister Corita<br />

Kunst Pop-Art auf die fromme Tour: Sister Corita (1918–1986) war Nonne,<br />

politische Aktivistin, Philosophin und Künstlerin. Und weil das kein Widerspruch sein<br />

muss, sehen ihre Werke wie Demoschilder aus, auf denen tiefsinnig religiöse Sprüche<br />

in knallbunten Lettern stehen. Ein Knaller! Ihre Retrospektive „Let The Sun Shine In“ ist<br />

vom 22. Februar bis 10. Mai in der Circle Culture Gallery, Berlin, zu sehen.<br />

Fremdgelesen<br />

RobeRt GalbRaith: DeR RuF<br />

Des KucKucKs<br />

Anna F., 32, Sportmarketing-<br />

Managerin anna F.: Wer hat denn<br />

bloß das Cover entworfen? Da<br />

denk ich sofort an einen Märchenstoff,<br />

und Harry Potter hab ich noch nie<br />

gelesen. Dabei ist hier schon auf den ersten<br />

Seiten klar, dass es um einen Mord in der<br />

Londoner Society geht. inteRVieW: Warum?<br />

F.: Es geht gleich mit einem Leichenfund<br />

los, eine Frau im Glitzertop ist aus einem<br />

Fenster gefallen. inteRVieW: Wird J. K.<br />

Rowling eigentlich im Klappentext vermerkt?<br />

F.: (guckt nach) Ja. Wenn nur der Titel<br />

nicht wäre (guckt nach). Im Original heißt es<br />

The Cuckoo’s Calling. Auch nicht besser.<br />

Blanvalet, 22,99 Euro<br />

Unlautere Formen …<br />

haRuKi muRaKami:<br />

Die PilGeRjahRe Des<br />

FaRblosen heRRn tazaKi<br />

Gelesen und beredet von und<br />

mit Jürgen C., 52,<br />

Senatsangestellter (Mittagessen<br />

beim Japaner, von der Menükarte<br />

aufblickend …) inteRVieW: Was heißt denn<br />

eigentlich „Onsen“? jüRGen c.: Wieso? Wo?<br />

inteRVieW: Da vorne an der Wand. c.:<br />

Keine Ahnung. inteRVieW: Und, der neue<br />

Murakami? c.: Ach, das ist nichts für Sie.<br />

Das ist so eine ganz eigene Formsprache. Da<br />

geht es um Demut! inteRVieW: Ach was?<br />

c.: Na ja, ich hab die ersten 20 Seiten gelesen.<br />

Nebulöse Erinnerungen und zerbrochene<br />

Jugendfreundschaften.Mal gucken, wann ich<br />

wie viel weiterlese. Dumont, 22,99 Euro


FOTOS (linke Seite): © Concorde Filmverleih GmbH PresseService (8); Joshua White, Sister Corita: Open Wide, silkscreen print, 1960s, courtesy of Circle Culture Gallery and Corita Art Center;<br />

© Verlagsgruppe Random House GmbH; © DuMont Verlag; (rechte Seite): Ada Blitzkrieg; © TOBIS FILM; Matthew Barney und Jonathan Bepler, River of Fundament, 2014, Filmstill, Foto Hugo Glendinning<br />

© Matthew Barney, Courtesy Gladstone Gallery, New York und Brüssel; ©Verlagsgruppe Random House GmbH; © 2014 by Paramount Pictures<br />

14 Fragen<br />

an<br />

Ada<br />

Blitzkrieg<br />

alteR? 28. job? Texterin, Konzepterin.<br />

letzte VeRöFFentlichunG? Die Strenge im<br />

SuKuLTur Verlag. aDa Wie bei naboKoV,<br />

blitzKRieG Wie in blitzKRieG? Ada wie Otto.<br />

Blitzkrieg lieber nur fiktiv. Wo beFinDen<br />

sie sich GeRaDe Genau jetzt, unD ist Das<br />

noch WichtiG? Ich befinde mich in meiner<br />

Agentur am Tempelhofer Ufer und werfe neues<br />

Brennholz unter das Internet. Das ist<br />

wichtig für das Internet und den Konsum.<br />

saFe Place: ist es Da hell oDeR DunKel?<br />

Draußen dunkel und drinnen hell. Ich hocke<br />

in meiner Küche auf der Fensterbank und<br />

starre eine alte Fabrik im Hinterhof an, in der<br />

die Fenster rund um die Uhr beleuchtet<br />

… der Kritik<br />

GaVin extence: Das uneRhöRte<br />

leben Des alex WooDs oDeR …<br />

Wolfgang B., 41, Tischtennis-<br />

Amateur, Vielleser (beim Tischtennis:<br />

B. memoriert ungewohnt<br />

ausführlich die Handlung. Junge<br />

wird von Meteoriten getroffen, zum Outsider<br />

und dealt. Später trifft er einen Amerikaner, der<br />

Vonnegut liest und …) inteRVieW: Vonnegut?<br />

WolFGanG b.: Ja. inteRVieW: Also Kurt<br />

Schlachthof 5 Vonnegut? b.: (leicht genervt) Jaha!<br />

inteRVieW: Wahnsinn. Aber will man einen<br />

Roman lesen von jemandem, der Gavin Extence<br />

heißt? b.: Der kann erzählen. Hab die<br />

ersten 100 Seiten gut weggelesen und dann<br />

so quer, weil ich wissen wollte, wie die<br />

Sache mit dem alten Amerikaner ausgeht.<br />

Limes, 19,99 Euro<br />

Now<br />

sind, weil die Arbeiter dort bis tief in die Nacht<br />

Steckverbindungen für Dinge herstellen,<br />

die Steckverbindungen benötigen. Das beruhigt<br />

mich. Jemand muss es ja machen.<br />

schReiben oDeR lesen? KoRRiGieRen oDeR<br />

löschen? Schreiben und produzieren.<br />

Konsumieren dann lieber in anderen Feldern<br />

wie Film oder Musik. Und Löschen. Ich<br />

bin nicht der Typ für Korrekturen. Entweder<br />

geht mir etwas rein oder eben nicht. DiRty<br />

DiaRy oDeR maGischeR Realismus? Seit ich<br />

nicht mehr rauche, interessiert mich die<br />

Kunst nur noch, wenn sie mit einem Fuß in<br />

meine selten geöffnete Türe grätscht.<br />

entFolGen oDeR DisliKen? Entfolgen aus<br />

gutem Grund und dann nach Möglichkeit<br />

hoffentlich nie wieder lesen. banal oDeR<br />

bizaRR, eiGenen FolloWeRn zu FolGen?<br />

Bereichernd. Egal ob Follower oder nicht, ich<br />

folge, um einen Mehrwert zu haben. suRFen<br />

Wie FRüheR: eheR sPon oDeR youPoRn? Ich<br />

lese die Spon-Kolumnisten. Über das Weltgeschehen<br />

informiere ich mich allerdings lieber<br />

bei YouPorn. beVoRzuGte KateGoRien?<br />

#bdsm #food #backgroundcats. ist Das<br />

inteRnet KaPutt? Solange es einen eigenen<br />

Social-Media-Account für einen Dachs im<br />

Johannesburger Zoo gibt, kann das Internet<br />

nicht so kaputt sein. eWiGes leben DuRch<br />

massensPeicheR … sinD WiR Die eRste<br />

GeneRation, Die nicht stiRbt? Massenspeicher<br />

und Post Privacy. Unsterblich werden, aber<br />

keinen interessiert’s. Das wäre was.<br />

Digitaler Narzissmus,<br />

bedingungslose Exzentrik:<br />

Klingt gut, was<br />

Ada Blitzkrieg vorgeworfen<br />

wurde<br />

August: Osage County<br />

Film Wer Filme über Familienfeiern und<br />

nette Abendgesellschaften wie Das Fest oder<br />

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? schätzt,<br />

wird auch an August: Osage County seine Freude<br />

haben. Als missgünstiges Wrack bittet Meryl<br />

Streep im Rahmen einer Beerdigung zu Tisch<br />

und demütigt ihre Verwandten (ab 6. März).<br />

Matthew Barney<br />

Kunst Wir<br />

hatten schon<br />

bisher den<br />

Eindruck, dass<br />

Barneys Schaffen<br />

komplex ist.<br />

Aber es geht noch komplexer: Skulpturen,<br />

Zeichnungen, ein Film, Musik, wobei alles in<br />

Zusammenhang mit Norman Mailers<br />

Roman Ancient Evenings steht, in dem es um<br />

hypersexuelle Transformationen (siehe Foto)<br />

geht. Wann? 16. März bis 17. August. Wo?<br />

München, Haus der Kunst.<br />

Jack Ryan: Shadow Recruit<br />

Eine schrecklich nette Familie: Meryl Streep (r.)<br />

mit Julia Roberts und Ewan McGregor<br />

Na, wo lauert<br />

der fiese Russe?<br />

Jack Ryan<br />

(Chris Pine) ist<br />

stets auf der Hut<br />

Film Zwei Trends des Filmgeschäfts kommen in dem neuen Film von Kenneth Branagh<br />

zum Tragen: Die Verwendung des Doppelpunkts im Titel (siehe August: Osage County, 300: Rise<br />

Of An Empire, 12 Years: A Slave) sowie der Einsatz von Chris Pine <strong>als</strong> junge Version einer altbekannten<br />

Figur. Nachdem er bereits erfolgreich <strong>als</strong> der junge Captain Kirk eingeführt wurde,<br />

ist er jetzt der junge Jack Ryan, jener CIA-Agent aus den Romanen des rechten Haudegens<br />

Tom Clancy. Üble Russen planen einen Anschlag. Kann er ihn verhindern? (ab 27. Februar)<br />

69


70<br />

Kunst Unter dem Titel Bad Director’s Chair, der offen lässt, ob es sich<br />

um den Stuhl eines schlechten Filmemachers oder den schlechten Stuhl<br />

eines Filmemachers handelt, präsentiert Filmemacher John Waters<br />

jetzt sein künstlerisches Werk. Dazu zählen sehr frühe Filme, Skulpturen<br />

und Fotos, und das alles nah dran am schlechten Geschmack. Zu<br />

bewundern gibt es Hinterteile diverser Schauspieler, Charles Manson <strong>als</strong><br />

Baby, Ike Turner mit seiner Ex-Frau Tina <strong>als</strong> Marionette und vieles<br />

mehr – bis 8. März bei Sprüth Magers Berlin.<br />

Szenen einer Ehe:<br />

Ike & Tina Turner<br />

<strong>als</strong> Marionettenskulptur<br />

von John<br />

Waters<br />

P. L. Travers<br />

(Autorin)<br />

John<br />

Waters<br />

Walt Disney<br />

(Produzent)<br />

Now<br />

Die Formel<br />

Julie Andrews<br />

(Mary Poppins)<br />

Tee mit der<br />

fiesen Nonne:<br />

Judi Dench,<br />

Ruth McCabe,<br />

Steve Coogan<br />

Pablo & Sylvette<br />

Kunst Sie war 19 Jahre alt, <strong>als</strong><br />

Picasso sie im Frühjahr 1954 traf<br />

und kurzentschlossen zu seiner<br />

Muse erkor. Mehr <strong>als</strong> 50 Werke<br />

sind dabei entstanden, Gemälde,<br />

Zeichnungen, Skizzen,<br />

Skulpturen aus Blech sowie<br />

Keramiken, die nun in der<br />

Kunsthalle Bremen unter dem<br />

großartigen Titel Sylvette,<br />

Sylvette, Sylvette. Picasso und das<br />

Modell ab dem 22. Februar<br />

gezeigt werden. Die Ausstellung<br />

läuft bis zum 22. Juni.<br />

Rot<br />

(kein Rot!)<br />

Philomena<br />

Film Als Spezialist für reifere Damen hat sich Filmemacher Stephen<br />

Frears (Die Queen) nun der wahren Geschichte Philomena Lees<br />

angenommen. Die musste <strong>als</strong> junge irische Mutter ihren Sohn zur<br />

Adoption freigeben, weil sie unverheiratet war. Die katholische Kirche<br />

nahm sich des Babys an und verkaufte es in die USA – bis in die<br />

80er-Jahre offenbar eine gängige Praxis des Magdalenen-Ordens. 50 Jahre<br />

später begibt sich Philomena (Judi Dench) mit dem Journalisten<br />

Martin Sixsmith (Steve Coogan) auf die Suche nach ihrem Sohn. Frears,<br />

Dench und Coogan gelingt das Kunststück, diese durch und durch<br />

depressive Geschichte recht heiter zu erzählen (ab 27. Februar).<br />

PANTONE<br />

U N I V E R S E<br />

Red<br />

Regenschirm<br />

(zum Fliegen)<br />

Saving<br />

Mr. Banks<br />

FOTOS: John Waters, „Control“, 2009, Fiberglass, silicone, urethane, acrylic, human and synthetic, hair, fabric and wood, c. 121,9 x 76,2 x 76,2 cm, © John Waters, Courtesy the artist/Sprüth Magers Berlin London/Marianne Boesky Gallery, New York;<br />

© 2014 Universum Film GmbH; Edward Quinn, Sylvette David mit einer von Picasso geschenkten Zeichnung aus der „Sylvette“­Serie, 1954, Vintage­Silbergelatineabzug, 24 x 18 cm, Edward Quinn Archive, © edwardquinn.com / für die Zeichnung:<br />

© Succession Picasso / VG Bild­Kunst, Bonn 2014; Photo by Popperfoto/Getty Images; Alfred Eisenstaedt/Time & Life Pictures/Getty Images; Disney/ Cinetext; ©Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved


PICASSO<br />

SUITE VOLLARD<br />

28. FEBRUAR - 4. MAI 2014<br />

Heiner<br />

Bastian<br />

Pablo Picasso »Minotaure aveugle guidé par une fillette dans la nuit« Dez. 1934 [Suite Vollard, 1930 - 1937] © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2014<br />

GALERIE BASTIAN<br />

AM KUPFERGRABEN 10 · 10117 BERLIN<br />

www.galeriebastian.com<br />

ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.


Wes Anderson<br />

72<br />

Die FilMe Wes anDersons<br />

sinD ganz grosses kino –<br />

nicht nur Weil in ihnen<br />

halb hollyWooD Mitspielt,<br />

sonDern Weil anDerson<br />

jeDes Mal kunst-<br />

Welten erschaFFt.<br />

zu „granD buDapest<br />

hotel“ hat ihn Der<br />

künstler thoMas<br />

DeManD beFragt<br />

Von Thomas Demand<br />

Foto Sølve Sundsbø<br />

Mr. Anderson,<br />

wie haben Sie<br />

das gemacht?<br />

Mitteleuropa, bald bricht ein Krieg los, die<br />

Faschisten können es kaum noch erwarten.<br />

Aber da gibt es in den Bergen noch dieses<br />

Grandhotel, dessen Concierge sich mit makellosen Manieren<br />

und viel Liebe für allein reisende ältere Damen gegen<br />

die neuen, so viel barbarischeren Zeiten stemmt. So ungefähr<br />

geht Wes Andersons neuer Film Grand Budapest<br />

Hotel, eine leicht tänzelnde Komödie mit viel Melancholie<br />

im Herzen, gespielt von einem fantastischen Star-<br />

Ensemble (Ralph Fiennes, Harvey Keitel, Willem Dafoe,<br />

Tilda Swinton, Léa Seydoux …) und einem grandiosen<br />

Newcomer (Tony Revolori in der Rolle des Lobby-Boys).<br />

Und – wie immer in Andersons bis in jede Kleinigkeit<br />

komponierten Filmen – mit atemberaubenden Kulissen<br />

und Miniaturmodellen. Das ist das geeignete Stichwort<br />

für den Auftritt Thomas Demands. Schließlich fotografiert<br />

auch der weltberühmte Berliner Künstler, seit Langem<br />

ein Anderson-Verehrer, für seine Raum-Rekon struktionen<br />

penibel gebaute Modelle. Für <strong>Interview</strong> haben die<br />

beiden sich in Paris unterhalten.<br />

Der melancholischste<br />

Ironiker der<br />

Gegenwart:<br />

Wes Anderson<br />

Thomas DemanD: Bist du abergläubisch? Wir haben heute<br />

Freitag, den 13.<br />

Wes anDeRson: Nein, eigentlich nicht. Tatsächlich war<br />

mir bis eben nicht einmal klar, dass wir heute Freitag, den<br />

13. haben. Und du?<br />

DemanD: Nein. Mir ging es bei der Frage auch mehr um<br />

Schicksal. Glaubst du, dass Dinge vorbestimmt sind?<br />

anDeRson: Nein. Aber ein Freund von mir interessiert sich<br />

sehr für Astrologie. Er argumentiert, wenn der Mond die<br />

Gezeiten verursacht, sei es nicht ganz unwahrscheinlich,<br />

FOTO: Sølve Sundsbø/Art+Commerce


74<br />

DeManD &<br />

anDerson<br />

Der Künstler und<br />

der Regisseur haben<br />

eine Gemeinsamkeit:<br />

Beider<br />

Kunst baut auf<br />

Modellwelten auf<br />

im café De floRe:<br />

Thomas Demand<br />

und Wes Anderson bei<br />

ihrem Gespräch in<br />

Paris, wo Anderson lebt<br />

dass auch wir von Kräften aus dem All beeinflusst sind. Er<br />

versucht, Astrologie mit Physik zu verbinden.<br />

DemanD: Würdest du das für deine Filme benutzen?<br />

anDeRson: Ich hätte nichts dagegen. Es könnte doch ein<br />

ganz guter Trick sein.<br />

DemanD: Was macht eigentlich dein Französisch? Ich<br />

glaube, wir haben uns das letzte Mal darüber unterhalten.<br />

anDeRson: Habe ich Französischstunden genommen, <strong>als</strong><br />

wir uns in Paris getroffen haben?<br />

DemanD: Nun, du hattest eine.<br />

anDeRson: Ja, ich hatte eine, und mittlerweile hatten wir<br />

fünf Stunden, aber die beiden letzten habe ich verpasst. Was<br />

kein gutes Zeichen ist. Ich habe einen ziemlich hohen Anteil<br />

unserer Stunden versäumt. Allerdings haben wir einen<br />

sehr guten Lehrer, und ich bin immer noch optimistisch.<br />

DemanD: Aber du verstehst, was gesagt wird, und deine<br />

Freundin übernimmt dann das Reden?<br />

anDeRson: Tatsächlich ist es genau andersrum – sie<br />

versteht Französisch viel besser <strong>als</strong> ich. Das Reden muss<br />

ich trotzdem übernehmen, obwohl ich nicht besonders<br />

gut darin bin. Allerdings kann ich besser Sätze zusammenbauen<br />

<strong>als</strong> sie. Sie neigt dazu, ausschließlich im Präsens zu<br />

sprechen, was, wie ich finde, die Möglichkeiten der Kommunikation<br />

einigermaßen limitiert.<br />

DemanD: Ich habe mir für unser Gespräch Fellinis<br />

Amarcord noch einmal angeschaut. Ich hatte den Film <strong>als</strong><br />

kleiner Junge gesehen und konnte mich nur noch an<br />

zwei Szenen erinnern. Aber jetzt, nach dem Wiedersehen,<br />

muss ich sagen, das ist ein ziemlich großartiger Film.<br />

anDeRson: Der beste überhaupt. Was mich daran so<br />

fasziniert, ist, dass einer der Jungen zwar irgendwie die<br />

Hauptfigur ist, der Film aber auch allen anderen<br />

folgt und jeden Moment in jede mögliche Richtung<br />

abbiegen kann. Es gibt im Kern keine Handlung,<br />

stattdessen Vignetten, Schlaglichter und Erinnerungen,<br />

aber nie hat man das Gefühl, dass der Film sich verliert.<br />

Er bewegt sich forsch von Punkt zu Punkt, und zwar<br />

immer genau dahin, wo etwas passiert. Das ist ein sehr<br />

mysteriöser Film.<br />

DemanD: Man weiß nur nicht, worauf Fellini eigentlich<br />

hinauswill.<br />

anDeRson: Es sind wohl seine Erinnerungen.<br />

Die Faschisten, die in Italien an die Macht kommen,<br />

Mussolini und so weiter.<br />

DemanD: Besonders der Teil mit den Faschisten neigt ins<br />

Traumhafte. Ich frage mich, ob Fellini das so gemacht hat,<br />

um seinen etwas leichtfertigen Umgang mit dem Horror<br />

zu rechtfertigen.<br />

anDeRson: Ich denke, wenn wir Fellini fragen würden, ob<br />

er den Traum <strong>als</strong> Stilmittel verwendet, weil es ihm hilft,<br />

seine Erinnerung an den Faschismus zu inszenieren, würde<br />

er wohl sagen: „Oh, das ist nur ein Traum, meine<br />

Erinnerung an Rimini …“ Ich glaube, Rimini ist die Stadt,<br />

aus der Fellini kommt.<br />

„Wir nennen die<br />

Faschisten ,Zigzags‘, was<br />

natürlich ein ziemlich<br />

alberner Name ist“<br />

DemanD: In deinem neuen Film Grand Budapest Hotel<br />

tauchen ebenfalls Faschisten auf. Wie gehst du mit der<br />

Schwere des Themas um?<br />

anDeRson: Ja, wir nennen sie „Zigzags“, was natürlich ein<br />

ziemlich alberner Name für Faschisten ist. Ich hatte<br />

immer das Gefühl, dass sie Teil der Handlung sein müssten,<br />

aber sie sollten nie der Teil sein, von dem der Film im<br />

Kern handelt. Und unser Film spielt ja auch im Jahr 1932,<br />

<strong>als</strong>o weder zur Zeit des Ersten noch des Zweiten<br />

Weltkriegs. Also dachte ich, dass ich einfach machen<br />

kann, wonach mir der Sinn steht.<br />

DemanD: Wie hast du den Lobby-Boy gefunden?<br />

anDeRson: Das war wahrscheinlich die schwierigste<br />

Rolle, weil wir jemanden wollten, der vollkommen<br />

unbekannt ist. Also hatten wir einen Casting-Direktor in<br />

Beirut, einen in Israel, einen in Paris und einen in<br />

London. Ich glaube, sogar einen in Ägypten, aber angesichts<br />

der politischen Lage dort kommt mir das auf einmal<br />

unwahrscheinlich vor. Vielleicht gab es auch noch einen in<br />

Marokko. Ganz sicher hatten wir noch welche in<br />

Amerika und in Kanada. Der Junge, den wir genommen<br />

haben, Tony Revolori, ist aus Kalifornien. Ich habe<br />

nicht damit gerechnet, dass wir jemanden aus Kalifornien<br />

für diese Rolle nehmen. Aber das Drehbuch war<br />

englisch, und am Ende hatte ich den Eindruck, dass er die<br />

Rolle besser verstand <strong>als</strong> jeder andere. Ich mochte ihn<br />

in dem Moment, <strong>als</strong> ich ihn sah.<br />

DemanD: Du hast Grand Budapest Hotel in Deutschland<br />

gedreht.<br />

anDeRson: Ja, in Görlitz. Fast alles in Görlitz – die eine<br />

Hälfte der Stadt gehört zu Deutschland, die andere zu<br />

Polen. Mir fällt gerade der Name der polnischen Seite nicht<br />

ein, er ist so schwer zu buchstabieren.<br />

DemanD: Die polnische Seite von Görlitz heißt Zgorzelec,<br />

die Stadt wird von einem Fluss geteilt. In gewisser Weise<br />

ist die deutsche Seite ursprünglicher, weil auf der polnischen<br />

Seite inzwischen viele Fertigbauten stehen, was den Eindruck<br />

einer Mittelalterstadt komplett zerstört.<br />

anDeRson: Gleich wenn man von der deutschen Seite über<br />

die Brücke nach Polen geht, kommt ein Platz, der aussieht,<br />

<strong>als</strong> sei er jahrhundertealt, aber wenn man näher kommt,<br />

sieht man, dass es sich um Häuserattrappen handelt – ein<br />

kleines polnisches Disney World. Höchst seltsam. Und in<br />

dem Moment, in dem man die Brücke überquert – man<br />

braucht nicht einmal einen Pass –, spricht kein Mensch<br />

FOTOS: (linke Seite) Christy Lang; (rechte Seite) © 2013 Fox Searchlight


Wes Anderson mit<br />

seinen beiden<br />

Hauptdarstellern<br />

Ralph Fiennes<br />

und Tony Revolori<br />

mehr Deutsch und fast keiner Englisch. Nur wenige<br />

Schritte – und schon ist man in einer anderen Kultur.<br />

DemanD: In Grand Budapest Hotel bringst du die<br />

Geschichte des Öfteren mit Miniaturmodellen voran.<br />

anDeRson: Die Miniaturen waren von Anfang an Teil des<br />

Ganzen. Weil das Hotel an sich, die Landschaft, wie ich<br />

sie mir vorgestellt und auch auf Fotos gesehen habe, in der<br />

Wirklichkeit nicht mehr existiert. Also habe ich mir<br />

gedacht, dass wir die Landschaft einfach malen und das<br />

Hotel dazu <strong>als</strong> Modell bauen. Und zwar genau so, wie<br />

wir es wollen. Als wäre es eine Postkarte oder ein Diorama.<br />

„Hätte ich versucht, das Bild realistisch<br />

darzustellen, wäre ich<br />

einen Kompromiss eingegangen, der<br />

meiner Vision nicht entsprach“<br />

DemanD: Das ist nicht der erste Film, bei dem du diese<br />

Miniaturmodell-Ästhetik einsetzt – ich erinnere mich<br />

besonders an das unglaubliche U-Boot-Modell aus Die<br />

Tiefseetaucher, dieser wahr gewordene Kindertraum.<br />

Aber wenn man einen Film mit dieser Ästhetik beginnt,<br />

setzt man damit auch einen bestimmten Tonfall. Hast<br />

du nicht Angst, dass die Geschichte dadurch harmloser<br />

wird, weil alles so niedlich wirkt?<br />

anDeRson: Eine gute Frage, vielleicht ist das tatsächlich<br />

eine Gefahr. Aber andererseits haben wir auch an realen<br />

Orten gedreht, die der Zuschauer für Kulissen oder für<br />

Miniaturen halten könnte. Und ich kann das nicht einmal<br />

kontrollieren. Das sind die Dinge, die einfach passieren,<br />

wenn ich anfange, an etwas zu arbeiten.<br />

DemanD: Ich frage das natürlich, weil auch ich mit Modellen<br />

arbeite, wenn auch mit lebensgroßen. Die<br />

Herausforderung bei einem Modell ist, dass man sich einer<br />

Puppentheaterästhetik nähert, die das Erzählen einer<br />

Geschichte nicht gerade erleichtert. Andererseits ist es natürlich<br />

ein kühner Schritt für einen Filmemacher, der<br />

mit Hollywood aufgewachsen ist und all die Möglichkeiten<br />

der CGI-Effekte hätte, den Entschluss zu fassen: „Hey,<br />

lasst uns das einfach malen!“<br />

anDeRson: Ja, seltsam, oder? Und es war nicht einmal so,<br />

dass ich das vorher geplant hatte, es hat sich im Prozess<br />

so entwickelt. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es die beste<br />

Möglichkeit ist, das lebendigste und unvergesslichste<br />

Bild zu schaffen. Hätte ich versucht, das Bild realistisch<br />

darzustellen, wäre ich einen Kompromiss eingegangen,<br />

der meiner Vision ganz und gar nicht entsprach.<br />

DemanD: Aber das Grandhotel aus dem 19. Jahrhundert,<br />

in dem dein Film spielt, ist doch echt, oder?<br />

anDeRson: Nur die große Lobby mit den Treppen und<br />

der Decke sind Teil des realen Gebäudes, den Rest haben<br />

wir für die jeweiligen Perioden, in denen der Film spielt,<br />

hineingebaut. Für die 30er- und die 60er-Jahre. Das gleiche<br />

Gebäude, aber mit unterschiedlichen Kulissen.<br />

DemanD: Hast du dich dabei von der DDR-Ästhetik<br />

inspirieren lassen?<br />

anDeRson: Die Ideen stammen vor allem von Hotels, die<br />

wir in Tschechien und Ungarn gesehen haben.<br />

DemanD: Ihr habt <strong>als</strong>o ausgedehnte Forschungsreisen<br />

unternommen?<br />

anDeRson: Ja, und wir haben wunderschöne Orte<br />

entdeckt. Große, alte Hotels, die zu Zeiten des<br />

Kommunismus auf ausgesprochen umstandslose Weise<br />

renoviert wurden, oft mit kleinen Lobbys innerhalb<br />

von großen Lobbys.<br />

Wes Anderson<br />

75


76<br />

Tony Revolori (Mitte)<br />

<strong>als</strong> Page: Newcomer<br />

unter vielen Stars<br />

DemanD: Ja, heute weiß man das irgendwie zu schätzen.<br />

Aber was sie mit diesen Renovierungen wirklich wollten,<br />

war, das bourgeoise Erbe auszumerzen.<br />

anDeRSOn: Ja, es ist mehr politisch motiviert und weniger<br />

eine Frage des Stils.<br />

DemanD: Aber bei dir ist es eher so, dass du das Politische<br />

zitierst und dabei nicht selbst politisch bist. Kann man das<br />

so sagen? Du zapfst die trüben Erinnerungen des<br />

Unbewussten an?<br />

anDeRSOn: Ich denke, manchmal ist es so, dass ich mir<br />

hier und da etwas zusammenklaue, um mit der Geschichte<br />

weiterzukommen. Ich bin nicht zögerlich, was das Zitieren<br />

angeht. Manchmal mache ich das, weil mir eine Sache besonders<br />

gefällt, aber im Grunde geht es mir bei visuellen<br />

und inhaltlichen<br />

„Manchmal klaue<br />

ich mir etwas zusammen,<br />

um mit der Geschichte<br />

weiterzukommen“<br />

Zitaten vor allem<br />

darum, einen Film<br />

besser zu machen.<br />

DemanD: Es geht<br />

<strong>als</strong>o nicht um<br />

Respekt?<br />

anDeRSOn: Doch,<br />

ab und an schon. Wie in diesem Kurzfilm Castello<br />

Cavalcanti, den wir für die Fondazione Prada gedreht<br />

haben. Darin gibt es eine Szene mit einem Rennauto,<br />

die von Amarcord inspiriert ist – ich glaube, dabei ging es<br />

mir vor allem darum, Fellini Respekt zu zollen.<br />

Andererseits könnte man auch sagen, dass ich einfach<br />

seine Idee geklaut habe.<br />

DemanD: Bei meiner Arbeit geht es mir eigentlich nie um<br />

Respekt oder eine Hommage, es geht mir eher um ein<br />

Gedankenspiel: „Wie wäre es, wenn ich zum Beispiel die<br />

Küche von Saddam Hussein betreten könnte, und zwar<br />

durch deren Abbildung hindurch? Wie würde es sich anfühlen,<br />

wenn ich Zugang zu Räumen hätte, die ich mir nur<br />

vorstelle, weil ich sie auf Fotos gesehen habe?“ Und ich<br />

schätze, wenn du dich in deinem Prada-Film bei Amarcord<br />

bedienst, dann willst du vielleicht nur an der Bar von<br />

Fellini sitzen oder in Italien sein oder wo auch immer. Und<br />

der Film ist dann das Mittel, diesen Wunsch real werden<br />

zu lassen, oder?<br />

anDeRSOn: Genau so ist es. Treffender kann man es nicht<br />

beschreiben. Im Grunde ist es so, dass man auf eine Weise<br />

inspiriert wird und denkt: „Ich glaube, ich könnte etwas<br />

machen, was damit zusammenhängt.“ Und es ist ja nicht<br />

so, dass ich ständig Tausende von Ideen rumliegen hätte,<br />

die nur darauf warten, realisiert zu werden. Meistens bin<br />

ich schon froh, wenn ich überhaupt eine Sache habe, mit<br />

der ich mich beschäftigen kann.<br />

DemanD: Dabei hat man den Eindruck, du würdest in<br />

Ideen schwimmen, wie zum Beispiel der rote Schal, den der<br />

Kommentator zu Beginn von Moonrise Kingdom trägt.<br />

anDeRSOn: Ich glaube, er trägt einen roten Mantel.<br />

DemanD: War es nicht so, dass er einen blauen Rollkragenpullover<br />

anhat?<br />

anDeRSOn: Da bin ich mir sicher. Das klingt korrekt.<br />

DemanD: Wenn wir schon von Moonrise Kingdom reden<br />

– wie ist die Arbeit mit Kindern? Es ist ja bekannt, dass<br />

FOTOS: © 2013 Fox Searchlight


Die Welt von gestern:<br />

Das Hotel in<br />

Andersons Film stemmt<br />

sich gegen den<br />

Lauf der Geschichte<br />

Kinder in Filmen mitunter etwas steif wirken können.<br />

Aber in Moonrise Kingdom war ich absolut von den Kindern<br />

beeindruckt, weil es so aussieht, <strong>als</strong> würden sie wirklich<br />

spielen, wobei sie eine Ernsthaftigkeit an den Tag legen, mit<br />

der sie nicht nur gefallen wollen. Sie wollen dieses Spiel<br />

einfach nur sehr gut spielen.<br />

anDeRson: Das ist eine ziemlich gute Beschreibung von<br />

dem, was sie da tun: Ihnen geht es nicht nur ums Spielen,<br />

sondern auch darum, die Szenen richtig gut zu spielen.<br />

Gerade die beiden Hauptfiguren haben besonders hart gearbeitet.<br />

Sie kannten sich im Drehbuch bestens aus, sie<br />

konnten sich alles merken – und es kam mir nicht so vor,<br />

<strong>als</strong> wäre es ihnen sonderlich schwergefallen. Ein paarmal<br />

mussten sie Dinge tun, die vor allem körperlich eine<br />

Herausforderung darstellten, doch auch die haben sie ohne<br />

Probleme bewältigt. Denn plötzlich waren sie ja beim<br />

Film, sie hatten einen Job. Sie mussten morgens zur Arbeit<br />

und durften erst wieder nach Hause, wenn ihre Aufgabe<br />

erledigt war. Auf einmal waren sie wie Erwachsene, wobei<br />

ich den Eindruck hatte, dass sie sich viel freier fühlten.<br />

Hinterher wollen die meisten am liebsten immer weiter<br />

Filme drehen, was aber nicht notwendigerweise eine<br />

gute Idee ist, wenn man bedenkt, wie unberechenbar diese<br />

Art der Arbeit ist. Talentierte Kinderschauspieler sind<br />

mitunter die diszipliniertesten Schauspieler überhaupt. Sie<br />

können sehr verlässlich sein.<br />

DemanD: In Grand Budapest Hotel gibt es eine Szene, in<br />

der sich der Lobby-Boy im Spiegel einen Schnurrbart<br />

aufmalt, weil er noch zu jung für richtigen Bartwuchs ist.<br />

Schnurrbärte sind ein großes Thema in dem Film.<br />

anDeRson: Jeder Schauspieler in dem Film außer Harvey<br />

Keitel hat einen Schnurrbart, weil die Handlung für<br />

mich vor dem Ersten Weltkrieg spielt, obwohl es in dem<br />

Film heißt, sie spiele 1932. Es ist <strong>als</strong>o alles ein bisschen<br />

vermischt, das mit den Bärten ist ja mehr so eine Sache der<br />

Jahrhundertwende. Und die Tätowierungen von Harvey<br />

Keitel habe ich direkt<br />

aus dem Film Atalante<br />

von Jean Vigo geklaut.<br />

Das ist auch eine Art<br />

von Hommage, aber<br />

andererseits war es<br />

für mich auch eine<br />

tolle Möglichkeit, an<br />

gute Tattoos zu<br />

kommen.<br />

DemanD: Absolut.<br />

Ihre Qualität ist<br />

sozusagen<br />

filmhistorisch<br />

verbürgt. Ich habe<br />

auch ein paar Referenzen an die Malerei entdeckt. Die<br />

offensichtlichste ist der Egon Schiele, der über dem<br />

Kamin hängt. Das ist doch kein echter Schiele, oder?<br />

anDeRson: Nein, der ist von einem Maler aus San Francisco.<br />

DemanD: Vor ein paar Wochen hast du mir noch erzählt,<br />

der Schiele sei von zwei russischen Brüdern aus Görlitz!<br />

anDeRson: Nein, von den russischen Brüdern sind die<br />

Klimts! Den Schiele-Typen haben wir vor ein paar Jahren<br />

im Internet gefunden. Er hat ein paar Schiele-artige<br />

Bilder gemalt, <strong>als</strong>o haben wir einen Schiele bei ihm bestellt.<br />

DemanD: Das Bild ist aber noch obszöner geraten, <strong>als</strong> ein<br />

echter Schiele ohnehin schon ist, oder?<br />

anDeRson: Ach, es gibt ein paar Schieles, die dem ziemlich<br />

nahekommen. Wir brauchten eben die richtige Action.<br />

DemanD: Und was ist mit Caspar David Friedrich? Als<br />

Ralph Fiennes das Hotelfenster öffnet, sieht es so aus, <strong>als</strong><br />

würde er in dem berühmten Friedrich-Gemälde stehen,<br />

wo man den Rücken eines Mannes sieht, der in einem<br />

Zimmer steht und aus dem Fenster nach draußen<br />

auf die Landschaft blickt. War das ein unbewusstes Zitat?<br />

Oder magst du Friedrich einfach gern?<br />

„Den Schiele-Typen haben<br />

wir im Internet gefunden.<br />

Also haben wir einen Schiele<br />

bei ihm bestellt“<br />

anDeRson: Nun, ich mag Caspar David Friedrich, und<br />

wir haben versucht, ein paar seiner Gemälde für unsere<br />

Wandbilder zu kopieren. Auch die Landschaft, vor der die<br />

Hotelminiatur steht, soll ein Friedrich sein. Bevor du es<br />

erwähnt hast, war es mir allerdings gar nicht so klar, aber<br />

Friedrich hat eine Menge Bilder gemalt, wo man den<br />

Rücken von Menschen sieht, die eine Landschaft betrachten.<br />

Sie sehen, was wir sehen. Es kann <strong>als</strong>o sein, dass wir<br />

diese Bildidee bei ihm geliehen haben, ohne es zu wissen<br />

oder zu wollen.<br />

DemanD: Entschuldige, dass ich noch einmal auf Fellini<br />

zurückkomme, aber es gibt ein <strong>Interview</strong> zwischen ihm<br />

und Georges Simenon, das geführt wurde, <strong>als</strong> Simenon<br />

Mitglied der Jury in Cannes war und Fellini den Preis<br />

gewonnen hat. Es ist das <strong>Interview</strong>, in dem Simenon sagt,<br />

dass er Sex mit 10 000 Frauen oder so hatte, was dam<strong>als</strong><br />

für erhebliche Aufregung sorgte. Aber wirklich interessant<br />

an dem Gespräch ist, dass sie darüber sprechen, wie man<br />

sich fühlt, wenn man mit einem Film oder einem Roman<br />

fertig ist – was passiert dann? Ein Loch? Und wie kommt<br />

man da wieder heraus? Wie ist es für dich? Bekommst du<br />

eine Depression? Gehst du einkaufen?<br />

77<br />

anDeRson: Interessante Frage. Findet man das <strong>Interview</strong><br />

im Internet?<br />

DemanD: Es ist ein kleines Buch. Fellini sagt darin, dass er<br />

in eine zweimonatige Depression fällt, die er bekämpft,<br />

indem er sich in die besten Hotels einbucht, die er finden<br />

kann, und dann so viel Champagner trinkt, bis er ihm<br />

aus den Ohren kommt – über Wochen hinweg. Und zwar<br />

nur, weil er die Furcht verdrängen will, dass er gerade<br />

den miesesten Film aller Zeiten gedreht hat und nun allen<br />

klar werden wird, was für ein Hochstapler er ist.<br />

Simenon sagt, dass er zu Prostituierten geht.<br />

anDeRson: Wenn ich einen Film drehe, kann ich es<br />

meist gar nicht abwarten, damit fertig zu werden – während<br />

wir noch filmen, freue ich mich schon aufs Schneiden.<br />

Und wenn ich schneide, freue ich mich auf die Musik.<br />

Und immer wenn ich einen Arbeitsschritt hinter mir<br />

habe, bin ich erleichtert. Allerdings fühle ich mich stets<br />

ein bisschen verloren, wenn ich irgendwann mit allem durch<br />

bin. Ich bin daher immer froh, wenn ich eine ungefähre<br />

Vorstellung davon habe, was <strong>als</strong> Nächstes kommt.<br />

DemanD: Aber du wirst nicht zum Einsiedler in einer Villa<br />

in Devon oder so?<br />

anDeRson: Nein.<br />

„Grand Budapest Hotel“ startet am 6. März<br />

Wes Anderson


Magie<br />

Weiße<br />

Diesen sommer machst<br />

Du Das auch: Weisse Jeans<br />

tragen. obWohl Das irgenDWie unvernünftig<br />

unD nicht Wirklich subtil ist. genau DesWegen<br />

Wirst Du es tun: Weil es unvernünftig unD nicht<br />

sehr subtil ist. Weil Du Dich in Weissen Jeans<br />

zeigst. Diesen sommer <strong>als</strong>o. mal sehen, Was passiert<br />

Fotos Jerome Corpuz<br />

Styling Allison Bornstein<br />

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Riccardo Tisci ist seit 2005<br />

bei Givenchy und auch<br />

für seine Kooperationen mit<br />

Musikern bekannt (z. B.<br />

mit Madonna)<br />

Tisci für alle<br />

RiccaRdo Tisci, cReaTive diRecToR<br />

von Givenchy, haT füR nike einen<br />

spoRTschuh GemachT. und weil in<br />

einem spoRTschuh die Ganze welT<br />

sTeckT, GibT es daRübeR viel zu Reden<br />

Von Mariacarla Boscono<br />

Fotos Ezra Petronio<br />

mariacarla Boscono: Wie kommt es,<br />

dass du für Nike einen Sportschuh<br />

gemacht hast?<br />

riccardo Tisci: Nike hat mich gefragt.<br />

Und anders <strong>als</strong> sonst habe ich zugesagt.<br />

Normalerweise beantworte ich alle<br />

Anfragen zur Zusammenarbeit abschlägig,<br />

schon weil meine Arbeit für<br />

Givenchy ohnehin sehr viel von meiner<br />

Lebenszeit beansprucht, aber vor<br />

allem weil ich bei Givenchy das große<br />

Glück habe, mich auf vielen verschiedenen<br />

Gebieten ausdrücken zu können. Ich<br />

mache Frauenmode, Männerkollektionen,<br />

Parfüm …<br />

Boscono: Wieso hast du dann bei Nike<br />

zugesagt? Weil du Sportschuhe so<br />

magst?<br />

Tisci: Weil mich Nike an meine Jugend<br />

erinnert, an die Zeit, in der ich noch<br />

kein Designer, sondern ein Träumer war.<br />

Und weil Nike für mich zu dem<br />

gehört, was für einen Europäer den<br />

Traum von Amerika ausmacht.<br />

Wenn du dich fragst, was dir zu<br />

Amerika einfällt, wirst du wahrscheinlich<br />

an das Sternenbanner denken, an<br />

den Präsidenten, aber auch an legendäre<br />

Marken wie Marlboro oder McDonald’s<br />

– und eben an Nike. Nike ist etwas<br />

wirklich Großes, nicht nur Mode oder<br />

Sport, sondern ein Lebensstil.<br />

Boscono: Du bist mit vielen Musikern<br />

befreundet. Liegt das daran, dass Musik<br />

eine große Leidenschaft von dir ist?<br />

Und welche Musik magst du besonders?<br />

Tisci: Musik ist eine Leidenschaft,<br />

ebenso sehr wie Kunst. In Wahrheit gehört<br />

meine Leidenschaft allem, was Gefühle ausdrückt.<br />

Ich liebe alle möglichen Musiker, Diamanda Galás und<br />

Antony and the Johnsons genauso wie Beyoncé, Björk<br />

oder Led Zeppelin. Ich nehme mir sogar die Freiheit, einen<br />

neuen Song von Shakira toll zu finden. Kann sein, dass<br />

dann jemand fragt, wie ich Shakira mögen kann, wo ich<br />

doch ein dunkler Designer bin, aber das ist mir egal.<br />

Boscono: Hältst du dich denn selbst auch für dunkel? Fühlst<br />

du dich gothic?<br />

Tisci: Ja. Das hat einerseits mit meiner Obsession für<br />

Religion zu tun, ich bin ja ein überzeugter Katholik. Andererseits<br />

sind goth und Dunkelheit für mich nichts<br />

Depressives. Dunkelheit ist Nacht, und Nacht ist die Zeit,<br />

in der man liebt, Sex hat, Menschen trifft, das Leben<br />

feiert. Wie sollte ich mich davon nicht angezogen fühlen?<br />

Boscono: Du hast oft gesagt, wie unglaublich wichtig dir<br />

deine Familie ist. Woran liegt das?


Tisci: Ich war noch sehr jung, <strong>als</strong> mein Vater gestorben ist.<br />

Danach lebten wir – meine Mutter, meine acht Schwestern<br />

und ich – in bitterer Armut. Dam<strong>als</strong> habe ich wahrscheinlich<br />

noch nicht wirklich verstanden, wie wichtig meine<br />

Familie für mich war, heute weiß ich, dass ich ihr alles zu<br />

verdanken habe. Ohne meine Mutter und meine<br />

Schwestern wäre ich nicht zu dem Riccardo Tisci geworden,<br />

der ich heute bin. Sie gaben mir Liebe und die Freiheit,<br />

ich selbst zu sein. Und sie brachten mir bei, wie man sich in<br />

der Gesellschaft behauptet.<br />

„In mancher Hinsicht<br />

bin ich noch ein Junge,<br />

der seinen Träumen<br />

zu folgen versucht“<br />

FOTOS: Nike; Givenchy PR<br />

Boscono: Es heißt, dass du das Angebot, Creative Director<br />

bei Givenchy zu werden, nur deswegen angenommen<br />

hast, damit deine Mutter ihr Haus nicht verkaufen musste.<br />

Ist diese Geschichte wahr?<br />

Tisci: Ja. Eines Tages erzählte mir meine Mutter, dass<br />

sie sich das Haus nicht mehr leisten konnte. Es ist das Haus,<br />

das sie zusammen mit meinem Vater gebaut hat, <strong>als</strong> sie<br />

beide noch jung waren, und in dem wir Kinder aufgewachsen<br />

sind. Für mich war das eine unerträgliche<br />

Vorstellung. Dam<strong>als</strong> war ich 29, ein junger, sehr<br />

umstrittener Designer, der gerade sein eigenes Label aufbaute,<br />

und wenn es dieses Problem mit dem Haus<br />

nicht gegeben hätte, hätte ich den Vertrag mit Givenchy<br />

nicht unterzeichnet. Aber mir lag viel daran, dass<br />

meine Mutter ihr Leben in dem Haus beenden kann, wo<br />

wir alle geboren wurden.<br />

Boscono: Wenn dich jemand fragen würde, wer Riccardo<br />

Tisci ist, was würdest du ihm antworten?<br />

Tisci: Ein Kind, das nie groß geworden ist – und nie groß<br />

werden will. In mancher Hinsicht bin ich immer noch<br />

ein Junge, der seinen Träumen zu folgen versucht.<br />

Boscono: War es für dich ein großer Unterschied, mit einem<br />

Unternehmen zu arbeiten, das nicht mit Mode in<br />

Verbindung steht?<br />

Tisci: Ich mochte das. Für Nike zu arbeiten gab mir das<br />

Gefühl, einmal nicht im Lager der Mode oder des<br />

Luxus zu stehen, sondern für die Straße zu arbeiten. Ich<br />

konnte etwas machen, was für jeden zwischen Alaska<br />

und Afrika erreichbar ist.<br />

Boscono: War damit nicht auch ein besonderer<br />

Erfolgsdruck verbunden?<br />

Tisci: Den Druck habe ich mir eher selbst gemacht. Nike<br />

selbst gab mir die Freiheit, mit den Schuhen anzustellen,<br />

was immer ich wollte. Also nahm ich die Schuhe mit nach<br />

Hause, schloss mich ein und habe drei Tage lang entworfen,<br />

entworfen, entworfen, und dann sagte ich mir: Du<br />

weißt schon, dass das nicht irgendwelche Schuhe sind.<br />

Das sind Schuhe, die eine Geschichte haben. Wenn dir<br />

jemand die Sixtinische Kapelle überlassen würde und<br />

du könntest mit ihr anstellen, was du willst, würdest du sie<br />

auch nicht schwarz übermalen, weil das dumm und<br />

aggressiv und respektlos wäre. Also habe ich über den Geist<br />

dieser Schuhe nachgedacht und versucht, sie zu modernisieren<br />

und nur ein wenig zu verändern. Ich habe Details<br />

verändert, aber das Leder und den Gummi behalten, alles,<br />

Riccardo Tiscis „Air Force 1“-Familie, Nike + R.T. im Uhrzeigersinn von links:<br />

Low Tops um 135 €, Mid Calf um 180 €, Mid Tops um 160 €<br />

maRiacaRla boscono<br />

Das 33-jährige Model lernte Riccardo Tisci 1999 in London<br />

kennen, wo er Mode studierte und sie bat, für die<br />

Einladung zu seiner Abschluss-Show zu posieren. Seitdem<br />

sind sie unzertrennlich, sie nennt sich seine „Teilzeitmuse“,<br />

und zusammen waren sie auf dem Cover der Ausgabe von<br />

„i-D“, die sich mit „Liebenden fürs Leben“ befasste<br />

Mariacarla<br />

Boscono in einer<br />

Kampagne für das<br />

Givenchy-Parfüm<br />

„Dahlia Noir“<br />

wofür diese Schuhe bekannt sind. Wichtig war mir<br />

auch, Schuhe zu machen, die nicht nach einer Saison wieder<br />

vergessen sind. Und ich wollte etwas machen, das sich<br />

Menschen leisten können. Ich kann mich ja noch gut daran<br />

erinnern, woher ich komme, und manchmal macht es<br />

mich traurig, dass ich Kleider und Schuhe mache, die sich<br />

viele Menschen nicht kaufen können.<br />

Boscono: Welche Gefühle hattest du, nachdem du bei<br />

Nike unterschrieben hast?<br />

Tisci: Es gab diesen einen Augenblick, den ich nie wieder<br />

vergessen werde. Ich saß in New York auf dem Flughafen<br />

fest, es war Winter, es war kalt, dauernd wurden neue<br />

Verspätungen durchgegeben, total nervig. Und dann saßen<br />

da am Gate 35 Leute, und 31 von ihnen hatten Nikes<br />

an, und keiner von ihnen war ein Sportler oder ein Mode-<br />

Mensch. Das hat mich umgeworfen.<br />

Riccardo Tisci<br />

83


Es muss Liebe sein<br />

Zwangsstyling, tagebuchspionage, androhung<br />

von KerKer: die le-tan-schwestern olyMpia<br />

(erfinderin der buchtasche) und cléo (autorin<br />

eines schlüsselroMans) bringt nichts auseinander<br />

Protokoll Raha Emami Khansari<br />

84<br />

Olympia Le-Tan<br />

über Cléo<br />

Meine kleine Schwester war ein Weihnachtsgeschenk<br />

meiner Eltern. An Heiligabend<br />

teilten sie meinem großen Bruder und mir mit,<br />

dass wir Zuwachs bekommen würden. Ich war total<br />

aufgeregt und habe jeden Tag gebetet, dass es ein Mädchen<br />

werden würde. Umso glücklicher war ich, <strong>als</strong> Cléo zur<br />

Welt kam. Ich weiß sogar noch, was ich anhatte: einen rot<br />

gestreiften Pullover. Cléo habe ich auch noch ganz<br />

genau vor Augen: Sie war winzig und sah unfassbar asiatisch<br />

aus, was nicht besonders überraschend ist – schließlich<br />

ist unser Großvater Vietnamese.<br />

Da zwischen uns beiden acht Jahre liegen, war sie für<br />

mich nie die nervige kleine Schwester, sondern eher<br />

eine weitere Anziehpuppe. Viel eher war ich diejenige, die<br />

sie genervt hat: Ständig habe ich sie gezwungen,<br />

Klamotten zu tragen, von denen ich unbedingt wollte, dass<br />

sie sie trägt, habe sie geschminkt und ihr die Haare<br />

frisiert. Mittlerweile freut sie sich, wenn ich sie einkleide.<br />

Deshalb hat sie mich schließlich auch gebeten, ihr<br />

Hochzeitskleid zu entwerfen. Das war alles andere <strong>als</strong><br />

einfach, nicht nur weil Cléo erst zwei<br />

Wochen vor ihrem Hochzeitstermin zur<br />

Anprobe in Paris sein konnte, sondern<br />

vor allem auch, weil sie überhaupt nicht<br />

wusste, was sie eigentlich wollte. Jedes<br />

Mal, wenn ich ihr etwas vorschlug, kam<br />

immer nur ein indifferentes „Och, ich<br />

weiß nicht …“ zurück, bis ich ihr schließlich<br />

einen Entwurf geschickt habe mit der<br />

Notiz, dass sie ihn gefälligst zu mögen hätte,<br />

weil wir ohnehin keine Zeit mehr für<br />

einen weiteren Versuch hatten.<br />

Als Jugendliche war Cléo keine besonders<br />

große Rebellin. Sie ging nicht viel<br />

aus, trank keinen Alkohol und brachte fast<br />

immer nur gute Noten nach Hause.<br />

Selbst bei den Streitgesprächen unserer Eltern<br />

hat sie sich akribisch Notizen gemacht und bereits dam<strong>als</strong><br />

gescherzt, dass sie daraus eines Tages einen Roman machen<br />

würde. Ihr Buch Une famille, das letztes Jahr erschienen<br />

ist, durfte ich erst ganz knapp vor seiner Veröffentlichung<br />

lesen. Ich glaube, sie hatte Angst vor meiner Kritik.<br />

Dabei komme ich im Gegensatz zu unserer Mutter fantastisch<br />

weg. Es erinnerte mich an die Bücher unseres<br />

Vaters, die Cléo allerdings noch nie zuvor gelesen hatte. Es<br />

war schön zu sehen, wie sie unbeabsichtigt den gleichen<br />

Ton und Witz anschlug. Ansonsten kommt Cléo weder nach<br />

unserer Mutter noch nach unserem Vater: Sie ist ihre<br />

eigene kleine Erfindung, auf die ich sehr stolz bin.<br />

„Wir erfanden Wörter,<br />

die nur wir beide verstanden“:<br />

Cléo (rechts)<br />

und Olympia Le-Tan


Olympia Le-Tan (links)<br />

macht wunderbare<br />

Taschen, Schwester Cléo<br />

hat über ihre Familie<br />

geschrieben<br />

FOTOS: Olympia Le-Tan (3)<br />

Cléo Le-Tan<br />

über Olympia<br />

<strong>als</strong> Kind hat meine große Schwester mir gegenüber<br />

viel eher die mütterliche Rolle eingenommen<br />

<strong>als</strong> unsere Mutter selbst: Olympia passte abends<br />

oft auf mich auf, wenn unsere Eltern ausgingen, sie zog<br />

mich an und brachte mich ins Bett, spielte mit mir und gab<br />

mir Ratschläge, wenn ich welche brauchte. Mir gefiel das<br />

alles sehr gut, selbst wenn sie mich in ein Ballerinakostüm<br />

steckte, bloß um es an jemandem auszuprobieren. Es gab<br />

nur eine einzige Stylingidee, von der ich nicht begeistert war:<br />

<strong>als</strong> sie mir die Haare so kurz schnitt, dass ich plötzlich<br />

einen Bob hatte!<br />

Sie war selten gemein zu mir, aber es gab dieses eine<br />

perfide Spiel, das sie aus irgendeinem Grund immer wieder<br />

durchexerzierte: Sie fragte mich, ob ich unseren Vater<br />

oder unsere Mutter lieber hätte, und erzählte mir, dass ich<br />

eine Entscheidung zu treffen hätte, weil ich sonst sterben<br />

müsste oder ins Gefängnis käme. Das war furchtbar, weil<br />

ich ihr <strong>als</strong> kleine Schwester natürlich vollsten Glauben<br />

schenkte! Nach wie vor bin ich sehr schlecht darin, Entscheidungen<br />

zu treffen, womit Olympia wiederum überhaupt<br />

keine Probleme zu haben scheint. Mühelos macht sie die<br />

meisten Dinge in ihrem Leben richtig und muss sich dabei<br />

anscheinend nicht groß den Kopf zerbrechen. Sie hatte es<br />

nicht leicht mit mir, <strong>als</strong> es um den Entwurf für mein Hochzeitskleid<br />

ging. Tag um Tag schickte sie mir neue Vorschläge<br />

mit unterschiedlichen Spitzen, obwohl sie ohnehin<br />

schon genug zu tun hatte: Zwei Wochen später gingen die<br />

Shows los, und sie musste ihre komplette eigene<br />

Kollektion vorstellen. Das Hochzeitskleid war am Ende<br />

natürlich fantastisch!<br />

Als große Schwester behält sie nach wie vor meistens<br />

Recht, und wenn wir uns streiten, liegt es meistens daran,<br />

dass ich mal wieder zu langsam, zu spät oder zu verpeilt<br />

gewesen bin. Lange Zeit gingen wir beide fest davon aus,<br />

dass Englisch unsere ganz eigene Geheimsprache sei, die<br />

niemand anderes verstünde. Wir sind in Paris mit einem<br />

französischen Vater und einer britischen Mutter aufgewachsen.<br />

Daher sprachen wir die meiste Zeit Französisch,<br />

doch wenn wir einmal über jemanden lästern oder<br />

einander Geheimnisse anvertrauen wollten, stiegen wir auf<br />

Englisch um. Wahrscheinlich merkten wir dann doch,<br />

dass Englisch nicht so geheim sein konnte, wie wir gedacht<br />

hatten, und erfanden schließlich Wörter und Codes,<br />

die tatsächlich nur wir beide verstanden. Dennoch wusste<br />

ich natürlich nicht alles über sie, weshalb ich das ein<br />

oder andere Mal heimlich ihre Tagebücher gelesen habe.<br />

Allerdings war das total enttäuschend und langweilig,<br />

weil es sich meistens nur um irgendwelche Jungs drehte,<br />

und für Jungs habe ich mich dam<strong>als</strong> noch nicht<br />

interessiert. Ich bin mir sicher, dass auch sie heimlich<br />

meine Tagebücher gelesen hat.<br />

Die Le-Tans<br />

85


Taschen<br />

Bücher<br />

Zu ihrer Vorstellung<br />

Vom<br />

glücklichen leben<br />

gehörte, dass sie<br />

auch im dunkeln<br />

jederZeit wusste, wo<br />

die bücher standen,<br />

die ihr guttaten,<br />

wenn sie nicht<br />

einschlafen konnte.<br />

und wo ihre neuen<br />

taschen – falls sie<br />

doch lieber noch<br />

losZiehen wollte<br />

Fotos Kirchknopf +<br />

Grambow<br />

Styling Réka Maria<br />

Probst<br />

Fashion Trend<br />

87<br />

Erste Reihe (von links):<br />

Federtasche, ca. 2 130 € tom Ford<br />

Clutch, ca. 1 400 € Céline<br />

Tasche, ca. 995 € saint<br />

laurent by hedi slimane<br />

Zweite Reihe: Tasche, 7 100 €<br />

valentino Tasche, ca. 13 000 €<br />

tod’s Beuteltasche, ca. 3 500 €<br />

louis vuitton<br />

Dritte Reihe: Clutch, ca. 1 395 €<br />

saint laurent by hedi<br />

slimane Tasche, ca. 890 €<br />

roberto Cavalli<br />

Tasche, ca. 276 €<br />

lizzie Fortunato


Fashion Trend<br />

88<br />

Erste Reihe (von links):<br />

Tasche, ca. 5 460 € Fendi<br />

Zweite Reihe: Tasche,<br />

ca. 4 600 € Christian dior<br />

Tasche, ca. 2 700 € prada<br />

Tasche, ca. 1 550 € miu miu<br />

Dritte Reihe:<br />

Tasche, ca. 1 250 €<br />

dolCe & gabbana<br />

Minau dière, ca. 5 800 € Chanel<br />

Beuteltasche, ca. 2 705 €<br />

giorgio armani<br />

Tasche, ca. 3 900 €<br />

Christian dior Schultertasche,<br />

ca. 1 600 € Céline<br />

p r o d u k t i o n<br />

Frank Seidlitz, Dorothea Fiedler<br />

dank an Pro qm Berlin


Nils<br />

Frahm<br />

Dieser Mann rockt geraDe Die Welt:<br />

HyMniscHe kritiken, überall konzerte,<br />

sogar in eineM neW yorker apple store.<br />

obWoHl Der 31-jäHrige nun WirklicH<br />

nicHt rockt. sonDern seHr intiMe<br />

neoklassiscHe vorneDran-Musik MacHt<br />

Von Raha Emami Khansari<br />

Nils Frahm<br />

90<br />

Nils Frahm:<br />

„Mir gefällt die<br />

Vorstellung,<br />

dass ich das<br />

Streichquartett<br />

auf der ‚Titanic‘<br />

sein werde“


PoRTRäT: Tracey Morter; FoTo: Alexander Schneider<br />

INtervIew: Herr Frahm, wie viel hat Musik machen<br />

eigentlich mit Sex zu tun?<br />

NIls frahm: Sehr viel, glaube ich. Im Grunde ist es nichts<br />

anderes <strong>als</strong> Selbstbefriedigung. Das Gefühl, wenn man<br />

mit seinen Jungs sehr viel Zeit im Proberaum verbringt, ist<br />

das Pendant zur kollektiven Selbstbefriedigung. Kekswichsen<br />

eben (eine beliebte Freizeitbeschäftigung jüngerer<br />

Männer).<br />

INtervIew: Was waren das für Zeiten, <strong>als</strong> Sie noch mit<br />

Ihren Jungs im Proberaum abhingen?<br />

frahm: Mit 13 habe ich mit einem Freund aus meiner<br />

Klasse angefangen, Schlagzeug zu spielen, und ein<br />

anderer Freund, ein Punker mit Irokesenschnitt, hat<br />

noch mitgemacht. Wir haben Beatles-Songs gecovert<br />

und Tabak-Bongs geraucht, das war mein Einstand in<br />

der Musikwelt (lacht). Unseren ersten Auftritt hatten<br />

wir im Altersheim der Oma des Saxofonisten.<br />

INtervIew: Wow, das klingt ja richtig nach Rock ’n’ Roll.<br />

frahm: Wir waren Punks, die Schlagzeug, Klavier<br />

und Saxofon spielten und nicht einmal einen Sänger hatten,<br />

weshalb die Coverversionen ohne Texte auskommen<br />

mussten. Eigentlich hatten wir ein Faible für Jazz, aber weil<br />

wir in Bergedorf die einzigen Punks waren, ging das nicht.<br />

INtervIew: Als Punker, der eigentlich Jazz mag und in<br />

einem Außenbezirk von Hamburg groß wird, waren Sie<br />

doch bestimmt schon früh auf dem Fusion Festival, oder?<br />

frahm: Nein, leider noch nie! Inzwischen warte ich<br />

darauf, dass ich endlich eingeladen werde.<br />

INtervIew: Vielleicht bekommen Sie keine Einladung,<br />

weil Ihr Aufbau so unglaublich kompliziert ist.<br />

frahm: Haben Sie davon gehört?<br />

INtervIew: Nein, das war bloß eine Mutmaßung. Ist er<br />

denn nicht ziemlich aufwendig?<br />

frahm: Doch, total (lacht). Ich komme mir langsam vor<br />

wie Rammstein.<br />

INtervIew: Bloß alleine. Und ohne Pyrotechnik.<br />

frahm: Dafür mit Wunderkerze. Ich habe mir erst gestern<br />

Rammstein-Shows auf YouTube angeguckt. Mann, sind<br />

das hart arbeitende Männer! Ich dachte sofort, dass das so<br />

typisch deutsche Musikkultur ist: Jede Band, die es in<br />

Deutschland irgendwie geschafft hat, muss sich den Arsch<br />

abgearbeitet haben.<br />

„Man sollte ein Gespür dafür<br />

entwickeln, wie viele Allüren<br />

man sich erlauben darf“<br />

INtervIew: An wen denken Sie da noch?<br />

frahm: An Kraftwerk zum Beispiel. Die haben auch ganz<br />

schön viel Zeug zusammengelötet und sind mit einem<br />

Lasermaß auf die Bühne gekommen, um ihre Kabel<br />

sternförmig und auf den Zentimeter genau auszulegen.<br />

Das hat nichts von lässigen Folkbands aus Portland.<br />

INtervIew: Das bedient alle deutschen Klischees: akkurat,<br />

fleißig und strukturiert. So wie Sie.<br />

frahm: Ja, das stimmt. Ich brauche vier Stunden Soundcheck,<br />

damit das Klavier optimal mikrofoniert ist. Die<br />

Techniker, die mit mir arbeiten müssen, hassen mich<br />

meistens. Ich fände mich auch anstrengend.<br />

INtervIew: Gott sei Dank sind Sie Sie selbst und müssen<br />

sich nicht aushalten.<br />

frahm: Das denke ich auch ganz oft.<br />

INtervIew: Wann merkten Sie, dass Sie kompliziert sind?<br />

frahm: Ich glaube, kompliziert bin ich nicht. Ich habe die<br />

Sachen einfach nur gerne in einer Art und Weise, wie ich<br />

sie mir vorstelle (lacht).<br />

INtervIew: Das ist eine sehr euphemistische Beschreibung<br />

von kompliziert.<br />

frahm: Als ich noch ein kleiner Fisch war und für 50 Euro<br />

gespielt habe, habe ich den Ball noch flacher gehalten.<br />

Man sollte ein Gespür dafür entwickeln, wie viele Allüren<br />

man sich in welchem Stadium seiner Karriere erlauben<br />

darf. Jetzt habe ich backstage natürlich weiße Lilien. Sonst<br />

spiele ich nicht (lacht).<br />

INtervIew: Welche Allüren haben Sie tatsächlich?<br />

frahm: Ich bin ziemlich beleidigt, wenn es kein normales<br />

Licht gibt. Neonröhren gehen nicht, Energiesparlampen<br />

gehen nicht, und LED-Lichter gehen gar nicht. Das sieht<br />

einfach scheiße aus. Wenn du auf die Bühne kommst, ist<br />

das Augenkrebs. Dann frage ich nach einer Sofalampe …<br />

INtervIew: … und werden kurz gehasst, weil irgendwer<br />

eine herkömmliche Glühbirne besorgen muss. Was ja<br />

inzwischen auch nicht mehr leicht ist.<br />

frahm: Als ich gehört habe, dass die verboten werden,<br />

habe ich mir 500 Stück gekauft!<br />

Modularsysteme mit<br />

vielen bunten Knöpfen:<br />

das Studio Frahms<br />

91


Nils Frahm<br />

92<br />

Den ganzen Tag<br />

schlafen, nachts<br />

komponieren:<br />

Nils Frahm<br />

in seinem<br />

Wohnstudio<br />

INtervIew: Wow. Wo lagern Sie Ihr Glühbirnenarsenal?<br />

frahm: Ich habe im Studio einen kleinen Dachboden. Ich<br />

sehe mich schon <strong>als</strong> alten Mann bei Ebay eine Glühbirne<br />

für 100 Euro das Stück verkaufen. Das wird meine Rente.<br />

INtervIew: Wissen Sie eigentlich, wie viel Ihr gesamtes<br />

Equipment wiegt?<br />

frahm: Ja, das muss ich leider wissen, weil ich dauernd<br />

damit fliege. Es sind 120 Kilo. Das ist quasi mein Sport.<br />

INtervIew: Würden Sie Ihr Klavier mitnehmen wollen?<br />

frahm: Ich glaube, es wäre mir zu dekadent, so einen<br />

Truck vorzuschicken, und man selbst fliegt hinterher, nur<br />

damit das eigene Klavier vor Ort ist. Wo die doch ohnehin<br />

alle gleich klingen. Klaviere sind für mich wie Mietwagen,<br />

ich benutze sie eben. Da hängt mein Herz nicht dran.<br />

INtervIew: Das ist überraschend für einen Pianisten.<br />

frahm: Ich finde Klaviere auch unglaublich hässlich.<br />

Das sind schließlich nur schwarze Kästen, die eine große<br />

Ähnlichkeit mit einem Sarg haben. Dafür finde ich<br />

„Muss ich mich jetzt um<br />

mein Aussehen kümmern?<br />

Brauche ich einen Stylisten?“<br />

Modularsysteme umso hübscher. Die haben viele bunte<br />

Knöpfe, das ist viel aufregender.<br />

INtervIew: Überraschend finde ich auch, wie lädiert Ihre<br />

Hände aussehen. Sollten Sie da nicht besser aufpassen?<br />

frahm: Ich wundere mich auch immer wieder, wie ich das<br />

anstelle. Ich bastle halt gerne. Aber wenn das Leben mir<br />

eines Tages sagt, dass ich kein Klavier mehr spielen soll,<br />

dann spiele ich eben kein Klavier mehr.<br />

INtervIew: Zukunftsängste scheinen Sie nicht zu haben.<br />

frahm: Ich baue darauf, dass meine Fans mich<br />

durchfüttern (lacht). Irgendjemand wird sich schon meiner<br />

annehmen. Wie bei Moondog, dem amerikanischen<br />

blinden Komponisten. Der wurde von einer reichen<br />

Deutschen finanziert, weil sie ihn so toll fand. Diese<br />

Geschichte gibt mir tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit.<br />

INtervIew: Haben Sie treue Groupies?<br />

frahm: Oh ja! Und ich kriege wirklich tolles Zeug geschickt:<br />

selbst gemachten Ahornsirup aus Kanada zum<br />

Beispiel oder selbst gemachte Marmelade aus Frankreich.<br />

Neulich hat mir jemand sein Ferienhaus in der Uckermark<br />

angeboten, falls ich mal rausmöchte. Demnächst kriege<br />

ich sogar einen Stuhl, weil meine Musik offensichtlich für<br />

einen Stuhlbauer so inspirierend gewesen ist.<br />

INtervIew: Klingt tatsächlich, <strong>als</strong> müsste man sich um<br />

Sie keine Sorgen machen. Wird Ihnen die Aufmerksamkeit<br />

nicht zu viel?<br />

frahm: Ich habe eher Angst, dass die Leute irgendwann<br />

genervt sind. Das Ganze war ja mal ein Geheimtipp und<br />

hat immer noch diesen Geheimtippcharakter. Ich will<br />

nicht, dass es für Leute aus der experimentellen Musikszene<br />

bescheuert wird, die sich jetzt angucken müssen, wie man<br />

einen Gig im Apple Store in New York macht.<br />

INtervIew: Man kann jedenfalls nicht behaupten, dass<br />

um Sie momentan kein Aufhebens gemacht wird.<br />

frahm: Ich versuche es mit Humor zu nehmen, was da<br />

gerade passiert. Anscheinend gibt es ein Vakuum, das ich<br />

ausfülle, und der Rest ist Hype, den ich sowieso nicht<br />

steuern kann. Ich schrecke schon kurz auf, wenn das Wort<br />

„Posterboy“ fällt. Dann denke ich: „Ach so? Ich muss<br />

mich jetzt <strong>als</strong>o um mein Aussehen kümmern. Ich brauche<br />

jetzt wohl einen Stylisten.“ (lacht)<br />

INtervIew: Sie sind viel lustiger <strong>als</strong> Ihre Musik.<br />

frahm: Ich finde die Musik zum Teil auch lustig. Wenn<br />

die Leute beim Konzert nicht wenigstens einmal laut<br />

auflachen, bin ich unzufrieden.<br />

INtervIew: Ihre Musik wäre trotzdem eher die<br />

Orchestrierung eines Dramas <strong>als</strong> die einer Komödie.<br />

frahm: Ich finde es ganz gut, dass gerade alles den Bach<br />

runtergeht. Es ist irgendwie befriedigend, dass man<br />

bald wirklich verzichten muss, damit nicht alles zu Ende<br />

geht. Und mir gefällt die Vorstellung, dass ich<br />

dann das Streichquartett auf der „Titanic“ sein werde.<br />

INtervIew: Und wie bringen Sie sich in die richtige<br />

Stimmung für Ihre Untergangsmusik?<br />

frahm: Ich verschlafe den ganzen Tag, komme dann so<br />

richtig schlecht drauf, und dann entsteht diese Musik, an<br />

der ich dann bis vier Uhr nachts arbeite.<br />

Nils Frahm tritt am 9.3. in Leipzig und am 10.3. in<br />

Berlin auf. Sein neues Album “Spaces” ist bei Erased<br />

Tapes Records erschienen<br />

FoTo: Alexander Schneider


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Stories<br />

95<br />

Moritz Bleibtreu<br />

und Jürgen Vogel,<br />

fotografiert von<br />

Martin Schoeller<br />

FOTO: Martin Schoeller; STYLING: Klaus Stockhausen<br />

Berlin Calling<br />

Im Bett mit KaTJa rIeMaNN, mit CLeMeNS SChICK in der Badewanne,<br />

und MarTIN wuTTKe trägt Fummel S. 96: wie Star-Fotograf MarTIN<br />

SChOeLLer die Stars von Berlin sieht. SIMpLY The BeST S. 122: die Habenwollen-Teile<br />

aus den neuen Kollektionen. aMY adaMS S. 134 behauptet, nie in<br />

ihrem Leben gemein gewesen zu sein. Made IN ITaLY S. 152: Mailand kann mehr <strong>als</strong><br />

Eleganz – Atelierbesuche bei den aufregendsten neuen Designern. Kunst an der Frau:<br />

In dieser Saison wird Mode zur STreeTarT S. 142. Jung und schön und die neue Muse<br />

S. 160<br />

von Karl Lagerfeld: ganz schön was los bei aLMa JOdOrOwSKY


Schoeller<br />

Portfolio Berlin<br />

96<br />

Martin Schoeller iSt berühMt für Seine PorträtS, auf<br />

denen Man StarS So nahe wie SonSt nie koMMt – der<br />

GlaMour der authentizität. wir haben ihn nach berlin<br />

einGeladen, uM MenSchen zu treffen, uM die Sich in<br />

der Stadt (nicht nur) in berlinale-zeiten alleS dreht<br />

Fotos Martin Schoeller<br />

Redaktion Antje Wewer Produktion Frank Seidlitz<br />

Styling Klaus Stockhausen & Sophia Costima<br />

Berlin<br />

sieht<br />

Nina Hoss isst eine<br />

Currywurst. Justus von Dohnányi<br />

fährt S-Bahn. Michael Höpfl<br />

trägt ein Reh nach Hause. Antje<br />

Traue sieht gefährlich aus. Moritz<br />

Bleibtreu & Jürgen Vogel kloppen<br />

sich. Javier Peres leuchtet.<br />

Martin Wuttke & Margarita<br />

Broich rauchen. Katja Eichinger<br />

frühstückt. Jeremy Shaw klebt<br />

Berlin voll. Clemens Schick geht<br />

baden. Michael Ballhaus trinkt<br />

Kaffee. Katharina Schüttler spielt.<br />

Paula & Katja Riemann lackieren<br />

sich die Nägel. Ronald Zehrfeld<br />

steht in Flammen. Heike Makatsch<br />

lässt sich einen Schuh anziehen.


97<br />

NiNa Eine Diva macht Pause.<br />

Hoss Zwischen zwei Proben<br />

genehmigt sich die 38-Jährige eine<br />

Currywurst. Nach 15 Jahren am<br />

Deutschen Theater gibt Hoss gerade in<br />

Thomas Ostermeiers Inszenierung<br />

Die kleinen Füchse ihren Einstand an<br />

der Schaubühne.<br />

Kleid EliE saab<br />

Schmuck bulgari Schuhe<br />

cHristiaN dior


Justus Foxterrier Rudi gibt<br />

voN Geleitschutz in der S-Bahn.<br />

doHNáNyi In George Clooneys<br />

Kunstschutz-Drama Monuments Men<br />

(Start: 20.2.) spielt von Dohnányi eine<br />

Nebenrolle, bei seinem eigenen Film<br />

Desaster hält er es wie Clooney: Drehbuch,<br />

Regie, Hauptdarsteller – alles er selbst.<br />

Anzug, Hemd & Fliege<br />

HErr voN EdEN<br />

Mantel giorgio armaNi<br />

Hut saloN HütE &<br />

accEssoirEs


micHaEl Der Küchenchef<br />

Höpfl des Pauly Saal ist das<br />

Rehkitz unter den Gourmetköchen:<br />

Gerade wurde der 29-jährige Koch<br />

vom Guide Michelin mit einem<br />

Stern ausgezeichnet. Wie man sieht,<br />

setzt das Restaurant in der Ehemaligen<br />

Jüdischen Mädchenschule<br />

auf regionale Zutaten.<br />

Kleidung privat


aNtJE Zu Besuch aus Hollywood:<br />

trauE Die 33-jährige Schauspielerin<br />

pendelt zwischen Los Angeles<br />

(Arbeit) und dem Berliner Prenzlauer<br />

Berg (Freunde). Bei uns kennt man sie aus<br />

dem Thriller Pandorum, in den USA<br />

aus Man Of Steel <strong>als</strong> Supermans Nemesis.<br />

Mantel odEEH<br />

Top louis vuittoN


moritz Wenn zwei der<br />

blEibtrEu beliebtesten Schauspieler<br />

Deutschlands in einem Kinofilm<br />

mitspielen, kann nicht mehr viel schiefgehen:<br />

Der Thriller Stereo, in dem<br />

Bleibtreu das Alter Ego von Jürgen Vogel<br />

spielt, feierte während der Berlinale<br />

Weltpremiere im renovierten Zoo Palast.<br />

Kleidung privat


JürgEN kloppt sich mit Bleibtreu<br />

vogEl durch die Stadt, zuerst<br />

in der Märchenhütte im Monbijoupark,<br />

dann vor dem Bode-Museum. Mit Max<br />

Erlenwein, dem Regisseur von Stereo, hat<br />

Vogel bereits den Krimi Schwerkraft<br />

gedreht. Vogel-Klassiker: Der freie Wille<br />

und Quellen des Lebens.<br />

Kleidung privat


Javier Geboren auf Kuba, in Los<br />

Peres Angeles aufgewachsen,<br />

operiert der 41-Jährige von der Berliner<br />

Karl-Marx-Allee aus. In seiner Galerie<br />

Peres Projects stellte er schon Kunst von<br />

Terence Koh, James Franco und Leo<br />

Gabin (Foto) aus, in der Pipeline sind<br />

Dan Attoe und David Ostrowski.<br />

Kleidung Privat


martiN „Er sieht ziemlich gut<br />

WuttkE in Frauenkleidern aus“,<br />

sagte seine Frau Margarita. Also brachten<br />

wir Wuttke etwas Hübsches in die Garderobe<br />

mit. Der 52-Jährige ist seit 15 Jahren<br />

an der Volksbühne und Ensemble-Mitglied<br />

an der Wiener Burg, aber leider nicht<br />

mehr Leipziger Tatort-Kommissar. Dafür<br />

ermittelt jetzt seine Frau.<br />

Kleid zara


margarita Wuttkes Frau<br />

broicH dagegen sieht mehr <strong>als</strong><br />

nur ziemlich gut in Männerkleidung aus.<br />

Die 53-jährige Schauspielerin und Fotografin<br />

ist im Kino gerade in Vaterfreuden<br />

und Fack ju Göhte zu sehen und ermittelt<br />

bald im Frankfurter Tatort.<br />

Look giorgio armaNi


katJa sitzt immer noch gerne<br />

EicHiNgEr dort, wo sie sich<br />

in Berlin zu Hause fühlt: An Tisch 57<br />

im Restaurant Borchardt hatte ihr Mann,<br />

Filmproduzent Bernd Eichinger, bis zu<br />

seinem Tod seinen Stammplatz. Die 42-<br />

Jährige war bei der Berlinale Mitglied<br />

der Jury für den Förderpreis Made in<br />

Germany. Im März erscheint ihr<br />

Debütroman Amerikanisches Solo (Metrolit).<br />

Bademantel kadEWE<br />

Schuhe fENdi


JErEmy Aufgewachsen in<br />

sHaW Vancouver, verband Shaw<br />

Berlin lange mit dem Film Christiane F.,<br />

bis seiner Faszination ein Kunstprojekt<br />

namens The Image of a Generation entwuchs<br />

(aus dem das Plakat auf dem Foto<br />

stammt). Ende Mai startet Shaws erste<br />

Solo-Show in der Galerie Johann König.<br />

Kleidung privat


clEmENs Erst mal wieder<br />

scHick runterkommen<br />

nach dem Wahnsinn der letzten Zeit.<br />

Bei der Berlinale war der 42-Jährige<br />

gleich dreimal vertreten: im Wettbewerb<br />

mit dem brasilianischen Film Praia do<br />

Futuro, dazu noch mit dem österreichischen<br />

Western Das finstere Tal (Start: 20.2.)<br />

und mit dem Diplomfilm Die Unschuldigen.<br />

Mütze<br />

amEricaN<br />

apparEl


micHaEl Das Auge Hollywoods<br />

ballHaus zu Hause in seiner<br />

Zehlendorfer Küche. Seine Autobiografie<br />

Bilder im Kopf, die am 17. März erscheint,<br />

erzählt die faszinierende Lebensgeschichte<br />

des außergewöhnlichen Kameramanns,<br />

der mit Fassbinder, Scorsese und Coppola<br />

gedreht hat.<br />

Look boss


katHariNa Die zwei Leben<br />

scHüttlEr der 34-Jährigen:<br />

nachmittags mit ihrer Tochter Minze<br />

im Spielzelt, abends in großer Robe zur<br />

Premiere von Zeit der Kannibalen (lief<br />

bei der Berlinale in der Reihe Perspektive<br />

Deutsches Kino, Kinostart: 24.4.). Geht<br />

das zusammen? Aber ja doch!<br />

Kleid alExaNdEr<br />

mcquEEN übEr<br />

mytHErEsa.com<br />

Ring & Ohrringe<br />

sabriNa dEHoff<br />

Schuhe prada<br />

viNtagE


paula Wenn Paula nach Berlin<br />

riEmaNN kommt, ist sie am<br />

liebsten bei Mama. Die 20-Jährige, die in<br />

London Tanz studiert, teilt mit ihrer<br />

Mutter viele Leidenschaften, vor allem<br />

jene zur Schauspielerei. Beide Riemanns<br />

sind in dem neuen Film Coming in von<br />

Marco Kreuzpaintner zu sehen.<br />

BH stElla<br />

mccartNEy


katJa Als strenge Direktorin<br />

riEmaNN ist Riemann gerade<br />

in der Komödie Fack ju Göhte zu sehen,<br />

demnächst dreht die 50-Jährige wieder<br />

einen Film mit der Regisseurin Margarethe<br />

von Trotta. Wenn Riemann nicht<br />

spielt, singt sie, nimmt Hörbücher auf<br />

oder besucht ihre Tochter in London.<br />

Negligé calviN<br />

klEiN<br />

uNdErWEar


oNald ist immer für ein Abenteuer<br />

zu haben.<br />

zEHrfEld<br />

In Feo Aladags Zwischen Welten (lief im<br />

Berlinale-Wettbewerb) spielt Zehrfeld<br />

einen Soldaten im Afghanistan-Einsatz, in<br />

Dominik Grafs Kostümfilm Die geliebten<br />

Schwestern einen Freund Friedrich Schillers.<br />

Jogginghose, Sweater & Mütze<br />

amEricaN apparEl<br />

Mantel privat


Heike Die Schauspielerin mit<br />

MakatscH großem Mutterherz<br />

(zwei Töchter) und Modelbeinen vor der<br />

Berliner King Size Bar. An ihrer Seite: Türsteher<br />

Frank. Makatsch ist mit einer<br />

(Mutter-)Rolle in Die Bücherdiebin (Start:<br />

13. März) zu sehen.<br />

Kleid josH goot über<br />

MatcHesfasHion.coM<br />

Kette bcbg Max azria vintage<br />

Schuhe dsquared2 vintage


Portfolio Berlin<br />

120<br />

Manche Gesichter hat man so<br />

oft gesehen, dass sie jedes<br />

Geheimnis verloren zu haben<br />

scheinen. Dann fotografiert<br />

Martin Schoeller sie, und es ist,<br />

<strong>als</strong> sähe man sie zum allerersten<br />

Mal. Ein Gespräch über<br />

Nähe, den Zauber ungeschminkter<br />

Authentizität und persönlichen<br />

Stil in den Zeiten der Bilderflut<br />

interview: Insgesamt haben Sie 18 Leute für <strong>Interview</strong><br />

porträtiert. Wie viele kannten Sie davon?<br />

martin schoeller: Michael Ballhaus natürlich, Martin<br />

Wuttke kannte ich aus meiner Berliner Studentenzeit am<br />

Lette-Verein, Moritz Bleibtreu habe ich schon mal fotografiert<br />

und den Namen Heike Makatsch schon mal gehört.<br />

Ich lebe seit 20 Jahren in New York und bekomme nicht<br />

mehr so viel mit, was deutsche Stars angeht. Aber eigentlich<br />

ist das bei mir immer so. Anfangs weiß ich nicht viel<br />

über die Menschen, die ich porträtieren soll. Also beginne<br />

ich zu recherchieren, beschäftige mich mit ihrer Arbeit<br />

und entwickle dann eine Bild-Idee.<br />

interview: Haben Sie sich diese Arbeitsweise von Annie<br />

Leibovitz abgeschaut, deren Assistent Sie in den<br />

Neunzigern waren?<br />

schoeller: Ja, das habe ich bei ihr gelernt. Und wie man<br />

das richtige Licht setzt. Nachdem ich in Berlin mit meiner<br />

Ausbildung fertig war, wollte ich unbedingt jemandem<br />

assistieren, dessen Arbeit ich bewundere. Annies Fotos hatte<br />

ich Anfang der Neunziger in den Hamburger Deichtorhallen<br />

gesehen. Ich habe mich einfach beworben. Und da sie<br />

ein fordernder Charakter ist, hat sie einen großen Verschleiß<br />

an Leuten. Ich fing <strong>als</strong> dritter Assistent an, bekam 80 Dollar<br />

am Tag, und später stieg ich zum ersten Assistenten auf.<br />

interview: Wie sind Sie klargekommen?<br />

schoeller: Anfangs war mein Englisch noch ziemlich<br />

schlecht, und ich hatte wenig Ahnung von großen<br />

Fotoproduktionen. Mit der Zeit wurde ich immer besser,<br />

und zum Schluss habe ich mich mit ihr gut verstanden.<br />

interview: Dann haben Sie den Absprung geschafft?<br />

schoeller: Ich habe nebenbei schon immer eigene<br />

Sachen fotografiert, Licht ausprobiert und mit<br />

Nahaufnahmen experimentiert, aus denen später meine<br />

Close-ups entstanden. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis<br />

ich mich nicht mehr auf ihren Stil berufen habe.<br />

Fotografieren ist immer auch eine Stresssituation, weil<br />

der Moment zählt, und da greift man schnell mal<br />

auf etwas zurück, was man gelernt hat.<br />

interview: Der letzte Job mit Leibovitz?<br />

schoeller: Bevor er stattfand, hat Annie noch eine<br />

Überraschungsparty für mich geschmissen. Dam<strong>als</strong> lebte<br />

Susan Sontag noch und hatte die irre Idee, dass an dem<br />

Tag alle Perücken mit Dreadlocks aufhaben.<br />

interview: Weil Sie Ihre Haare so tragen, seit …<br />

schoeller: … ich 18 Jahre alt bin, und ich werde Dreads<br />

so lange haben, bis sie abfallen. Der letzte Job fand auf<br />

Kuba statt. Danach wurde aus Cuba Libre Martin Libre.<br />

interview: Waren Sie denn sofort gut im Geschäft?<br />

schoeller: Es folgte erst mal eine Durststrecke. Die<br />

15 000 Dollar, die ich zur Seite gelegt hatte, waren durch<br />

den Kauf von Ausrüstung fast weg. Zwei Jahre hatte ich<br />

kaum Jobs, fotografierte Freunde, Obdachlose und<br />

Polizisten und ernährte mich von Pizza und Budweiser. Im<br />

Jahr drauf waren es vielleicht zehn bezahlte Jobs und 1999<br />

schon 130. Dam<strong>als</strong> war ich noch eine One-Man-Show,<br />

heute habe ich vier feste Mitarbeiter in meinem Büro.<br />

interview: Sie zählen in den USA inzwischen selber zu<br />

den Star-Fotografen und haben bestimmt 2 000<br />

Persönlichkeiten von Jack Nicholson, Barack Obama bis<br />

Lance Armstrong porträtiert. Sind Sie und Annie<br />

inzwischen so etwas wie Konkurrenten?<br />

schoeller: Ach, es ist genug für alle da. Wir beide<br />

porträtieren Menschen, haben aber unseren eigenen Stil.<br />

Annie inszeniert Fotos eher wie Gemälde, und ich habe<br />

auch eine ganz andere Art von Humor.<br />

interview: Hat Ihnen Annie Leibovitz mal zur<br />

erfolgreichen Emanzipation gratuliert?<br />

schoeller: Sie hat mal über mich gesagt, dass ich ausgesprochen<br />

sturköpfig sei. Als ich sie daraufhin<br />

entgeistert anschaute, erklärte sie mir, das sei ein Kompliment.<br />

Für ein gutes Foto braucht es eine ordentliche<br />

Portion Hartnäckigkeit.<br />

interview: Warum?<br />

schoeller: Weil es immer wieder viele Faktoren gibt, die<br />

es verhindern wollen. Wenig Zeit, PR-Manager, die keinen<br />

Nerv für ein ungewöhnliches Foto haben, oder ein Star,<br />

der meine Idee erst mal nicht so prickelnd findet.<br />

interview: Bitte ein Beispiel!<br />

schoeller: Eigentlich wollte ich, dass Angelina Jolie<br />

künstliches Blut aus der Nase läuft. Sie hatte aber Sorge,<br />

dass die Leute dann denken könnten, sie schnupfe<br />

Kokain. Zum Glück hatte sie selbst eine noch bessere Idee<br />

und schlug vor, das Blut könne ihr doch aus dem Mund<br />

laufen. Ganz aktuell: Justus von Dohnányi war anfangs<br />

auch nicht angetan von der Idee, sich eine schwarze<br />

Panzerknackermaske aufmalen zu lassen.<br />

interview: Und dann?<br />

schoeller: Braucht es emotionale Intelligenz. Langsam anfangen,<br />

dafür sorgen, dass sich die Situation entspannt,<br />

schließlich fordernder werden. Die Leute vor der Kamera<br />

müssen sich wohlfühlen, aber ich will eben auch ein Bild<br />

inszenieren. Ich nenne das Hyperrealität.<br />

interview: Wie kam Ihre Karriere dann in Fahrt?<br />

schoeller: Ein Auslöser war mein Porträt von Tony Hawk.<br />

Ich habe ihn 1997 in seiner Küche fotografiert, wie er<br />

mit seinem Skateboard vom Counter springt, seine Frau<br />

holt mit dem Baby auf dem Arm Teller aus der<br />

Geschirrspülmaschine, und sein Sohn frühstückt nebenbei.<br />

Das Foto brachte mir meinen Vertrag <strong>als</strong> Redaktionsfotograf<br />

beim New Yorker ein.<br />

interview: Dam<strong>als</strong> war dort die Deutsche Elisabeth<br />

Biondi Fotochefin. Sie hat Sie entdeckt und nach Richard<br />

Avedon zum Hausfotografen gemacht, oder?<br />

schoeller: Ja, wir haben über viele Jahre tolle<br />

Geschichten zusammen gemacht. Mein Vertrag beim New<br />

Yorker ist übrigens gerade ausgelaufen.<br />

interview: Ist Biondi etwa in Rente gegangen?<br />

schoeller: Ha, ganz genau. Jetzt sind neue Leute am<br />

Ruder, und der Artdirector will mit anderen Fotografen<br />

zusammenarbeiten. Ist ja auch verständlich, ich hatte<br />

den Posten mehr <strong>als</strong> zehn Jahre. Dafür fotografiere ich


jetzt viel für National Geographic, habe Indianer im brasilianischen<br />

Regenwald porträtiert und schieße plötzlich<br />

wieder Cover für Rolling Stone. Die Hauptsache ist, dass<br />

man immer mal wieder ein richtig gutes Foto<br />

veröffentlicht, egal wo.<br />

interview: Was ist ein richtig gutes Foto?<br />

schoeller: Eins, das mir gefällt, nicht unbedingt dem<br />

Porträtierten. Ich habe mich da von Richard Avedon<br />

inspirieren lassen. Bei ihm ging es nie darum, wie die<br />

Prominenten seine Bilder finden, sondern dass er<br />

selbst mit ihnen zufrieden ist. Was mich langweilt, sind<br />

diese bis zur Unkenntlichkeit retuschierten Aufnahmen<br />

von Stars.<br />

„Mariah Carey hat abgesagt, weil sie<br />

meine Fotos nicht schmeichelhaft<br />

genug fand. Und Tom Cruise wollte sich<br />

auch nicht von mir fotografieren lassen”<br />

nina hoss: styling Sophia Costima haare &<br />

make-up Thorsten Weiss / blossommanagement.de<br />

mit Produkten von Aveda und Chanel maniküre<br />

Abra Kennedy / blossommanagement.de<br />

Justus von Dohnányi: styling Klaus Stockhausen<br />

grooming Andréas B. / basics-berlin.de<br />

michael höpfl, ronald Zehrfeld:<br />

styling Klaus Stockhausen<br />

prop styling Tina Reisinger / perfectprops.de<br />

Javier peres, Jeremy shaw, clemens schick:<br />

styling Klaus Stockhausen<br />

antje traue, katharina schüttler: styling<br />

Sophia Costima haare & make-up Troy<br />

Dabski / Bigoudi maniküre Theo Schnürer /<br />

blossommanagement.de mit Produkten von Chanel<br />

moritz Bleibtreu & Jürgen vogel:<br />

styling Klaus Stockhausen grooming<br />

Thorsten Weiss / blossommanagement.<br />

de mit Produkten von Aveda und Chanel<br />

margarita Broich & martin wuttke:<br />

styling Klaus Stockhausen haare, makeup<br />

& maniküre Andréas B. / basics-berlin.de<br />

katja eichinger: styling Klaus<br />

Stockhausen haare, make-up &<br />

maniküre Andréas B. / basics-berlin.de<br />

katja & paula riemann: styling<br />

Klaus Stockhausen haare & makeup<br />

Andréas B. / basics-berlin.de<br />

maniküre Patricia Puisy / NUDE.agency<br />

heike makatsch: styling Sophia Costima<br />

haare & make-up Andréas B. / basics-berlin.de<br />

maniküre Patricia Puisy / NUDE.agency<br />

Foto-assistenZ Niklas Rüffer, Daniel Hofer, Jonas<br />

Holthaus styling-assistenZ Réka Maria Probst,<br />

Carolina Schwarz, Stefanie Blondzig proDuktionsassistenZ<br />

Dorothea Fiedler Dank an Schaubühne<br />

am Lehniner Platz, City Kiosk Berlin, Pauly Saal,<br />

Märchenhütte Berlin, Volksbühne Berlin, Restaurant<br />

Borchardt, King Size Bar, Arcotel Velvet Berlin<br />

interview: Der Name Schoeller ist durch Ihre Close-ups,<br />

extreme, nicht immer vorteilhafte Nahaufnahmen, zu<br />

einer Marke geworden.<br />

schoeller: Vermutlich. Vanessa Redgrave war die erste<br />

veröffentlichte Prominente, die ich in diesem Stil<br />

fotografiert habe. Dam<strong>als</strong> war das eine Sensation und<br />

löste einen Dominoeffekt aus.<br />

interview: In Ihr Best-of-Buch hat sie es nicht geschafft?<br />

schoeller: Weil Redgrave auf dem Bild etwas<br />

schmunzelt. Ich mag meine Close-ups lieber nüchtern und<br />

so reduziert wie möglich.<br />

interview: Inzwischen findet man im Internet Anleitungen,<br />

wie man einen „Schoeller“ fotografiert.<br />

schoeller: Tatsächlich? Ich benutze<br />

seit 15 Jahren immer dieselbe Technik. Aus schwarzen<br />

Tüchern baue ich eine zwei mal<br />

zwei Meter große Kammer auf.<br />

Anstatt eines Blitzes stehen vier<br />

lange Neonröhren rechts und<br />

links neben meiner Kamera.<br />

Ich habe ein Teleobjektiv und bin<br />

etwa 1,20 Meter entfernt. Es<br />

läuft Musik, ich verwickle mein<br />

Gegenüber in ein Gespräch und<br />

versuche einen Moment abzupassen,<br />

der nicht gestellt ist.<br />

interview: Wer hat sich nicht in<br />

Ihre Close-up-Box getraut?<br />

schoeller: Einige. Mariah Carey<br />

hat eine Produktion abgesagt,<br />

weil sie meine Fotos nicht<br />

schmeichelhaft genug fand. Tom<br />

Cruise wollte sich nicht von<br />

mir fotografieren lassen, und<br />

Jimmy Fallon hat sich<br />

gerade von mir für das New York<br />

Magazine fotografieren lassen,<br />

wollte aber auf keinen Fall ein<br />

Close-up.<br />

interview: Wer hat Sie zuletzt<br />

überrascht?<br />

schoeller: Michael Douglas,<br />

weil er so entspannt und offen für alles war. Ich habe ihn in<br />

seiner Wohnung an der Upper East Side fotografiert:<br />

Douglas steht im rosa Bademantel mit einem zart lila<br />

geschminktem Auge in seiner Küche. Die Lichtbox<br />

für das Close-up habe ich in seinem Wohnzimmer aufgebaut.<br />

interview: Wie ist es geworden?<br />

schoeller: Sehr gut.<br />

interview: Hat er es bei Ihnen bestellt?<br />

schoeller: Nein, das machen sowieso die wenigsten.<br />

Hollywoodstars werden so oft fotografiert, they<br />

couldn’t care less. Ich bekomme viele Angebote, Politiker<br />

zu porträtieren, aber die wenigsten interessieren<br />

mich. Ich fotografiere lieber Sportler, die bewegen sich<br />

ungezwungen vor der Kamera, weil sie ihren Körper<br />

mögen, und sind selten eitel. Pierce Brosnan hat von sich<br />

aus Kontakt zu mir aufgenommen, weil er gerne ein<br />

Close-up von sich haben wollte.<br />

interview: Kostet ein Close-up von Clooney eigentlich<br />

mehr <strong>als</strong> das von Angela Merkel?<br />

schoeller: Nein, die kosten alle gleich viel. Die kleinste<br />

Größe kostet 3 000 Dollar, die nächstgrößere 5 000<br />

und die ganz großen Bilder 8 000 Dollar. Sie kommen in<br />

Editionen von 10, 7 und 3. Insgesamt gibt es 20 Bilder.<br />

That’s it. Angelina Jolie ist bei einer Auktion schon für<br />

30 000 Dollar verkauft worden.<br />

interview: Gibt’s von Ihnen selbst ein Close-up?<br />

schoeller: So eitel bin ich nicht.<br />

interview: Sind die fetten Jahren eigentlich vorbei,<br />

seitdem fast jeder ein semiprofessioneller Fotograf ist?<br />

schoeller: Letztes Jahr war mein bestes Jahr überhaupt!<br />

Das Interesse an Prominenten hat nicht abgenommen.<br />

Es gibt aber weniger Magazine, nicht mehr so viele redaktionelle<br />

Aufträge und kleinere Budgets. Das Verständnis<br />

für Fotografie hat sich verändert, alle fotografieren mit ihren<br />

Handys, heute kann jeder Fotokünstler sein, niemand<br />

muss sich mehr mit Belichtungszeiten auseinandersetzen.<br />

Diese Entwicklung und der Überfluss an Bildern<br />

zwingt professionelle Fotografen noch mehr, einen eigenen<br />

Stil zu haben.<br />

interview: Das Berlin-Portfolio haben Sie altmodisch mit<br />

einer analogen Kamera fotografiert. Wieso?<br />

schoeller: Eigentlich wollte ich die Strecke mit einer Großformatkamera<br />

im Weegee-Stil fotografieren. Die hatte<br />

ich auch bei unserem ersten Termin bei Michael Ballhaus<br />

dabei. Dann habe ich aber gemerkt, dass sie so<br />

kompliziert zu bedienen ist, dass ich den Kontakt zu der<br />

Person verliere, der ich doch nahekommen will. Meine<br />

Digitalkamera hatte ich in New York gelassen, genauso wie<br />

meinen Digital-Operator, den ich bei so viel Hightech-<br />

Alarm brauche. Also habe ich jede Rolle Film in Berlin aufgekauft<br />

und mit meiner Mamiya fotografiert, mit der ich<br />

immer meine Close-up-Porträts mache.<br />

interview: Der Vorteil der analogen Fotografie?<br />

schoeller: … ist gleichzeitig ein Nachteil. Auf der einen<br />

Seite fotografiert man immer weiter, weil man nicht<br />

überprüfen kann, ob man schon ein gutes Foto im Kasten<br />

hat. Andererseits ist da eine spezielle Konzentration,<br />

weil man nicht dauernd den Bildschirm checkt. Und keiner<br />

kann überprüfen, ob er sich gefällt.<br />

<strong>Interview</strong>: Antje Wewer<br />

Martin Schoellers Berlin-Porträts für „<strong>Interview</strong>“<br />

werden bis zum 22. Februar in der Berliner CWC<br />

Gallery ausgestellt (www.camerawork.de)<br />

121


Fashion Collections<br />

122<br />

Simply the best!<br />

Hier sind ein<br />

paar umwerfend<br />

scHöne stücke<br />

aus den neuen<br />

kollektionen. so<br />

leicHt, so cool, so<br />

tragbar wie seit<br />

1996 nicHt meHr<br />

Fotos Giampaolo Sgura<br />

Styling Klaus Stockhausen<br />

Weste & Kleid Dolce &<br />

Gabbana<br />

Schuhe aDiDas


Diese Seite:<br />

Anzug Paul smith<br />

Linke Seite:<br />

Pullover, Rock &<br />

Short<br />

neil barrett


Weste chanel<br />

Hose maison martin<br />

marGiela


Ledertop botteGa<br />

veneta<br />

Hose Paul smith<br />

Schuhe aDiDas


Kleid louis<br />

vuitton<br />

Schuhe aDiDas


Jacke versace


Kleid lanvin<br />

Hose maison martin<br />

marGiela


Diese Seite:<br />

Kleid jil sanDer<br />

Rechte Seite:<br />

Kleid salvatore<br />

ferraGamo<br />

Schuhe aDiDas


hair Davide Diodovich / W-M Management<br />

make-uP Jessica Nedza / Close up Milano manicure<br />

Annarel Innocente / Close up Milano set DesiGn &<br />

ProP stylinG Serena Groppo Studio moDel Anna<br />

Selezneva / Women PhotoGraPhy assistant<br />

Filippo Tarentini stylinG assistant Cristiana<br />

Santilli DiGital technician Giuliano Carparelli


Es gibt Ein paar zähE gErüchtE übEr<br />

hollywood: zum bEispiEl dass nur<br />

jungE FrauEn EinE chancE habEn. dass<br />

schauspiElErinnEn EinE kompliziErtE<br />

psychE habEn. odEr dass stars sich<br />

abschottEn. und dann ist da noch<br />

amy adams. sEhr ErFolgrEich, total<br />

nEurosEnFrEi, und wEnn man bEi ihr<br />

zu hausE anruFt, gEht siE sElbst ran<br />

Von Raha Emami Khansari<br />

Porträts Mikael Jansson<br />

Styling Ludivine Poiblanc<br />

<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />

134<br />

Ganz<br />

nett,<br />

s c h ö n<br />

<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong>!<br />

FOTOs: (diese seite und seite 138/139) Mikael Jansson/Trunk Archive


Kleid louis<br />

vuitton


<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />

136<br />

m<br />

it 39 sind viele Hollywood-Schauspielerinnen<br />

oft schon wieder durch mit ihrer Karriere –<br />

zu alt, nicht mehr sexy, frisch, neu genug. Die<br />

Karriere von <strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong> befindet sich gerade auf ihrem<br />

Höhepunkt. Für ihre Rolle <strong>als</strong> Geliebte eines Trickbetrügers<br />

in American Hustle wurde sie im Januar bei den Golden<br />

Globe Awards <strong>als</strong> beste Schauspielerin ausgezeichnet, in<br />

derselben Kategorie ist sie auch für einen <strong>Oscar</strong> nominiert.<br />

Noch besser aber ist: Die Filme, in denen <strong>Adams</strong><br />

mitspielt, werden alleine dadurch sehenswert, dass sie<br />

mitspielt – selbst Teenager-Knaller wie Man of Steel oder<br />

dünne Selbstfindungskomödchen wie Julie & Julia, wo<br />

ihre Aufgabe darin bestand, französische Kochrezepte nachzukochen<br />

und darüber zu bloggen. Woran das liegt? Am<br />

ehesten daran, dass <strong>Adams</strong> so bemerkenswert unprätentiös<br />

ist und völlig unneurotisch alles wegspielt, lustige Rollen<br />

genauso wie schwermütige. Eine wie sie hätte man früher<br />

„echt“ genannt, aber über solche Komplimente müsste sie<br />

wohl selbst lachen – obwohl sie so was von echt ist …<br />

interview: Sie und David O. Russell haben nicht nur<br />

bereits zwei Filme miteinander gedreht, Sie haben auch<br />

am gleichen Tag Geburtstag.<br />

amy adams: Das stimmt. Sie sind die Allererste,<br />

der das auffällt! Es gibt zwischen uns beiden<br />

noch mehr Gemeinsamkeiten: Wir sind beide<br />

sehr stur und sehr perfektionistisch. Außerdem<br />

sind wir Sensibelchen.<br />

interview: Das klingt nicht wirklich nach<br />

einer günstigen Kombination. Weder für<br />

einen einzelnen Menschen noch wenn zwei<br />

von dieser Sorte aufeinandertreffen.<br />

adams: Nicht unbedingt (lacht)!<br />

Entschuldigen Sie mich kurz, ich muss mir<br />

einen Ort suchen, an dem ich Sie richtig<br />

hören kann. Meine Tochter macht ziemlich<br />

viel Krach im Hintergrund. Ich habe kein<br />

Büro, weshalb ich <strong>Interview</strong>s meistens von zu<br />

Hause aus gebe.<br />

interview: Kein Problem. Gibt es denn einen<br />

Anlass für den Krach, den sie veranstaltet?<br />

adams: Sie findet eigentlich immer irgendeinen.<br />

Jetzt gerade spielt sie Prinzessin und Frosch.<br />

interview: Und tritt damit jetzt schon in die<br />

Fußstapfen ihrer Mutter. Schließlich durften<br />

Sie in Verwünscht eine echte Disney-<br />

Prinzessin spielen.<br />

adams: Und glauben Sie mir, auch mit Mitte<br />

30 macht es noch richtig viel Spaß, eine<br />

Prinzessin zu sein! Meine Tochter bevorzugt<br />

allerdings die Rolle des Gegenspielers:<br />

Sie spielt lieber den Frosch <strong>als</strong> die Prinzessin.<br />

interview: Wenn man ehrlich ist, sind das<br />

aber doch meistens auch die viel spannenderen<br />

Figuren.<br />

adams: Absolut. Oh nein! Jetzt fängt auch<br />

noch einer meiner beiden Hunde an zu<br />

nerven. Entschuldigen Sie mich noch einmal<br />

für einen kurzen Moment?<br />

interview: Sicher, nehmen Sie sich alle Zeit,<br />

die Sie für Ihre Frösche und Hunde brauchen.<br />

adams: Niemand glaubt mir, wenn ich sage,<br />

dass ich eigentlich nach wie vor ein ganz<br />

normales Leben führe. Aber wie Sie gerade live miterleben<br />

dürfen, sage ich die Wahrheit.<br />

interview: Definitiv. Trotzdem haben Sie gerade einen<br />

Golden Globe für Ihre Hauptrolle in American Hustle<br />

gewonnen und sind zusätzlich für den <strong>Oscar</strong> nominiert.<br />

Wie anstrengend war es denn nun, mit David O. Russell<br />

zu arbeiten? Ihre Charakterbeschreibung eben deutet nicht<br />

auf einfache Dreharbeiten hin.<br />

adams: Körperlich war es unglaublich anstrengend. Wir<br />

haben unzählige Einstellungen gedreht, immer und<br />

immer wieder, aus allen Winkeln und Perspektiven, die<br />

man sich vorstellen kann. Und dann mussten wir uns<br />

ja auch noch des Öfteren die Köpfe einschlagen.<br />

interview: Sie verprügeln Bradley Cooper! Das stelle ich<br />

mir nicht gerade einfach vor.<br />

adams: Das war die schwierigste Szene für mich.<br />

Ununterbrochen auf einen geschätzten Kollegen einzuschlagen<br />

ist nicht gerade ein Steckenpferd von mir. Ich<br />

mag es, wenn bei Szenen die Koordinaten sicher und klar<br />

sind. David mag es lieber chaotisch und wild, damit<br />

es so authentisch wie möglich aussieht. Er und Bradley<br />

haben mich förmlich angefleht, weiter auf ihn einzuschlagen.<br />

interview: Und das hat nicht böse geendet?<br />

Zu ihrem „American<br />

Hustle“-Look – tiefer<br />

Ausschnitt, kein BH<br />

– sagt <strong>Adams</strong>, man<br />

brauche für ihn selbstvertrauen<br />

und eine<br />

„gewisse Laisser-faire-<br />

Haltung den eigenen<br />

Brüsten gegenüber“


FOTO: © 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved<br />

adams: Doch, natürlich. Am Ende hatte Mr Cooper ein<br />

dickes blaues Auge und ich ein dickes schlechtes<br />

Gewissen. Es gibt viele Leute, denen ich gerne mal eine<br />

reinhauen würde, aber Bradley zählt nicht dazu!<br />

interview: Wem würden Sie denn gerne eine reinhauen?<br />

adams: Das werde ich Ihnen doch nicht verraten!<br />

interview: Aber interessant, dass Ihnen gleich viele einfallen,<br />

denen Sie gerne eine reinsemmeln würden.<br />

adams: Na ja, es sind jetzt auch nicht unzählige ...<br />

interview: Mhhm, interessant.<br />

adams: Es sind weniger <strong>als</strong> zehn (lacht)! Wow, das fühlt<br />

sich gerade fantastisch an. Ich habe endlich einen<br />

Raum gefunden, in dem es ruhig ist. Ein Moment absoluter<br />

Stille. Kein Hund, der bellt, kein Kind, das schreit.<br />

interview: Wahrscheinlich waren diese Momente auch<br />

früher schon rar, in Anbetracht dessen, dass Sie<br />

zusammen mit sechs Geschwistern aufgewachsen sind.<br />

adams: Deshalb mag ich es eigentlich sehr gerne, wenn<br />

um mich herum richtig viel passiert und es schön laut ist.<br />

Ich mag es, belagert zu werden. Ich habe einen Aus/An-<br />

Knopf, und sobald der an ist, prescheich voll durch.<br />

interview: Das klingt, ganz ehrlich gesagt, ein wenig<br />

manisch.<br />

adams: Ich würde sagen, auch das ist etwas, was<br />

David O. Russell und ich gemeinsam haben. Es gibt<br />

keinerlei Nuancen in unserem Energiebarometer,<br />

es gibt nur „An“ oder „Aus“.<br />

interview: Haben Sie denn nie den Wunsch gehabt, ein<br />

Einzelkind zu sein?<br />

adams: Doch, viele Male sogar! Dass ich so gern lese, liegt<br />

vermutlich daran, dass es für mich <strong>als</strong> Kind die einzige<br />

Möglichkeit war, meinen wilden Geschwistern zu entkommen<br />

und mal meine Ruhe zu haben. Ich bin dann<br />

immer auf einen Baum geklettert und habe gelesen.<br />

„Es gibt viele, denen ich<br />

gerne eine reinhauen würde.<br />

Na ja, nicht unzählige …<br />

weniger <strong>als</strong> zehn“<br />

interview: Was war das Gemeinste, das Sie je einem Ihrer<br />

Geschwister angetan haben?<br />

adams: Wissen Sie was? Ich war nie wirklich fies. Zu<br />

niemandem.<br />

interview: Das glaube ich Ihnen nicht! Jedes Kind<br />

ist zu seinen Geschwistern mal fies, das liegt ganz einfach<br />

in der Natur der Sache.<br />

adams: Doch, wirklich! Das Fieseste, das ich gemacht habe<br />

oder besser gesagt nicht gemacht habe, war, meiner<br />

Schwester nicht zu ihrer Landesmeisterschaft im Turnen<br />

zu gratulieren. Weil ich so eifersüchtig auf sie war! Ich<br />

habe jedenfalls keinen Hehl daraus gemacht, dass ich mich<br />

nicht für sie gefreut habe. Aber etwas Gemeines habe<br />

ich nie zu ihr gesagt!<br />

interview: Wenn das das Fieseste sein soll, was Sie je<br />

getan haben, ist es wirklich etwas lahm. Aber solange Sie<br />

in Ihrem Beruf die Möglichkeit bekommen, andere<br />

Leute zu verprügeln, muss man sich ja keine Sorgen machen,<br />

dass sich zu viel Wut in Ihnen staut.<br />

adams: Als Kind habe ich sehr viel getanzt, ich glaube, das<br />

hat mir ganz gutgetan. Und außerdem habe ich kein<br />

Problem mit Direktheit: Wenn mir etwas nicht passt, dann<br />

konfrontiere ich die Menschen in meiner Umgebung<br />

damit, aber ich versuche das auf eine konstruktive Art zu<br />

machen. Wobei mein Verlobter mir an dieser Stelle<br />

möglicherweise widersprechen würde …<br />

interview: Gott sei Dank, alles andere wäre gruselig.<br />

adams: Aber ich bin wirklich ungern gemein. Ich fühle mich<br />

schlecht, wenn ich gemein zu jemandem war.<br />

interview: Wie lange hat das schlechte Gewissen Bradley<br />

Cooper gegenüber angehalten, nachdem Sie ihm ein<br />

blaues Auge verpasst hatten?<br />

adams: Ich hatte zum Glück nicht so viel Zeit, darüber<br />

nachzudenken, weil ich direkt in die nächste Szene musste.<br />

Die Szene mit Bradley war aber so oder so sehr hart.<br />

Eigentlich gehörten zu ihr noch einige gewalttätigere Handlungen<br />

meiner Figur gegenüber, aber die sind letzten<br />

Endes im Schnitt rausgefallen. Es war eine dieser Szenen,<br />

bei denen ich froh war, sie auf der Arbeit zurücklassen zu<br />

können und nicht das Leben meiner Figur führen zu müssen.<br />

interview: Im Grunde sind alle Figuren in American<br />

Hustle ziemlich traurig, aber Ihre Figur war in meinen Augen<br />

eindeutig die allertraurigste.<br />

137


Kleid narciso<br />

rodriguez


2<br />

1<br />

3 4<br />

6<br />

7<br />

5<br />

10<br />

11<br />

8<br />

9<br />

12<br />

Multiple Persönlichkeit: <strong>Amy</strong><br />

<strong>Adams</strong> (<strong>als</strong> Teenager, 13, und bei<br />

einer Gala, 4) spielte 2010 in „The<br />

Fighter“ von David O. Russell (1, 10)<br />

die Freundin eines Boxers (Mark<br />

Wahlberg), begab sich 2011 in „The<br />

Muppets“ (2) auf die Suche nach<br />

Kermit, dem Frosch, und war 2012<br />

in „The Master“ von Paul Thomas<br />

Anderson (3) die Frau eines Sektengründers.<br />

In „Julie & Julia“ (6, 11)<br />

meisterte sie 2009 französische<br />

Kochrezepte und ihr Leben. Für ihre<br />

Rolle <strong>als</strong> Geliebte eines Betrügers<br />

in „American Hustle“ von David O.<br />

Russell (5, 7) wurde sie im Januar<br />

bei den Golden Globe Awards <strong>als</strong><br />

beste Schauspielerin ausgezeichnet.<br />

In „Man of Steel“ (8, 12) kam sie<br />

2013 <strong>als</strong> Journalistin Lois Lane<br />

Superman auf die Schliche, in „Her“<br />

von Spike Jonze (9) wird sie zuerst<br />

geschieden und dann von einem<br />

Betriebssystem verlassen (Ende<br />

März im Kino)<br />

13


FOTO: 1. Cinetext-Allstar-Paramount Pictures; 2. Disney/ct-Archiv/Cinetext; 3. ddp images; 4. ©Gallo / Retna / MPI / eyevine; 5. © 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved; 6. sony Pictures<br />

Releasing GmbH/-images.com/ddp images; 7.© 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved.; 8. Capital Pictures/ddp images; 9. MMXIII Untitled Rick Howard Company LLC/Warner Bros. Pictures;<br />

10. Jojo Whilden/©Paramount Pictures/courtesy Everett/action press; 11. sony Pictures Releasing GmbH/ddp images; 12. Capital Pictures/ddp images; 13. © www.splashnews.com<br />

adams: Es ist schön, dass Sie das sagen und gesehen haben,<br />

denn ich empfinde es genauso. Alle anderen Figuren<br />

scheinen einen stärkeren Antrieb zu haben, während Sydney<br />

erst einmal versucht herauszufinden, wer sie eigentlich<br />

ist und wie sie sich am besten durchs Leben schlägt. Sie will<br />

etwas Schönes, Romantisches und Elegantes aus ihrem<br />

Leben machen. Und dann geht alles bloß den Bach runter.<br />

interview: Die einzige Person, die vielleicht genauso<br />

traurig und alleine ist wie sie, ist die Rolle, die von Louis<br />

C. K. gespielt wird.<br />

adams: Oh ja! Er war fantastisch, oder?<br />

interview: Absolut. Aber es war manchmal hart, dabei<br />

zugucken zu müssen, wie er wieder und wieder<br />

fertiggemacht wird und niem<strong>als</strong> dazu kommt, seine<br />

Geschichte vom Eisfischen zu Ende zu erzählen!<br />

adams: Es gab bisher kein <strong>Interview</strong>, bei dem nicht<br />

gefragt worden wäre, wie diese Geschichte<br />

eigentlich ausgeht.<br />

interview: Ich bin davon ausgegangen, dass es gar<br />

kein Ende zu dieser Geschichte gibt.<br />

adams: Doch, es gab sogar zehn (lacht)! Louis hat<br />

alle improvisiert, brillant und witzig, wie er nun<br />

einmal ist. Schlussendlich hat David dann allerdings<br />

entschieden, das Ende offenzulassen.<br />

interview: Man weiß die meiste Zeit nicht, ob man<br />

lachen soll oder nicht. Natürlich ist das alles<br />

irgendwie lustig, aber eigentlich ist es auch sehr,<br />

sehr tragisch.<br />

adams: Für mich ist das der Kern von Russells Arbeiten<br />

und sein größtes Talent: dass er aus dem Drama<br />

eines Menschen eine Komödie macht, die einen zum<br />

Lachen bringt. Natürlich fühlt man sich schlecht,<br />

diese Menschen auszulachen. Aber gleichzeitig ist es<br />

eben auch einfach zu lustig, <strong>als</strong> dass man<br />

widerstehen könnte.<br />

interview: Haben Sie Bradley Cooper<br />

ausgelacht, <strong>als</strong> Sie ihn das erste Mal mit seiner<br />

Löckchenfrisur erblickten?<br />

adams: Bis wir zu dieser Frisur kamen, die er jetzt im Film<br />

trägt, hatten wir schon so viele absurde Looks durchgespielt,<br />

dass es einem nur noch normal vorkommen konnte,<br />

wie er rumlief. Am Ende war es eher andersherum:<br />

Als ich das erste Mal Christian (Bale) jenseits des Sets sah,<br />

habe ich ihn nicht wiedererkannt! Und auch Bradley<br />

in seiner natürlichen Hautfarbe und ohne Locken zu<br />

akzeptieren war gar nicht so einfach (lacht).<br />

interview: Sie können ja ein großes Klassentreffen<br />

veranstalten, für das Sie sich alle noch einmal in Ihre<br />

Kostüme, Frisuren und Hautfarben schmeißen.<br />

adams: Oh, das wäre fantastisch! Wobei ich glaube, dass<br />

es für Christian nicht besonders gesund wäre, innerhalb<br />

so kurzer Zeit schon wieder Gewicht zuzulegen und<br />

wieder zu verlieren. Das war das Einzige, das wirklich<br />

genervt hat: wie unglaublich köstlich sein Essen die ganze<br />

Zeit aussah! Ich war während der gesamten Dreharbeiten<br />

sehr eifersüchtig.<br />

interview: Was bekam er denn anderes <strong>als</strong> Sie<br />

aufgetischt?<br />

adams: Wir aßen immer zusammen morgens in dem Trailer,<br />

in dem wir auch unser Make-up und unsere Haare<br />

gemacht bekamen. Und während ich an meiner Avocado<br />

lutschte, saß er neben mir und verschlang genüsslich sein<br />

Rührei mit Speck. Es war die reinste Folter.<br />

interview: Das klingt wirklich sehr gemein.<br />

adams: Es hat geholfen, dass wir auch schon The Fighter<br />

zusammen gemacht haben. Da musste er die ganze<br />

Zeit auch dieses gesunde Zeug ertragen.<br />

interview: Und das alles nur für Ihren enorm tiefen<br />

Ausschnitt …<br />

adams: Bevor ich American Hustle zum ersten Mal zu sehen<br />

bekam, war mir naiverweise überhaupt nicht bewusst,<br />

wie unglaublich tief mein Ausschnitt gewesen ist! Ich glaube,<br />

manche Zuschauer hören überhaupt nicht, was Sydney<br />

erzählt, weil er so tief ist!<br />

„Ich bin eine entsetzliche<br />

Lügnerin. Deshalb fallen mir<br />

<strong>Interview</strong>s schwer. Ich will<br />

immer die Wahrheit sagen“<br />

interview: Selbst <strong>als</strong> heterosexuelle Frau hatte man<br />

manchmal durchaus seine Schwierigkeiten, sich auf das<br />

Wesentliche zu konzentrieren.<br />

adams: Am Set geriet das vollkommen in Vergessenheit,<br />

keiner reagierte darauf. Und <strong>als</strong> ich den Film dann<br />

sah, dachte ich nur: „Oh, mein Gott, ich hatte ja keine<br />

Ahnung, wie ich eigentlich aussehe!“<br />

interview: Welche Szene hat Ihnen eigentlich am meisten<br />

Spaß gemacht?<br />

adams: Die mit Jennifer im Badezimmer, ganz am Ende.<br />

Was vor allem daran liegt, dass man nicht oft die<br />

Gelegenheit bekommt, <strong>als</strong> Frau mit einer Frau eine so<br />

intensive Szene spielen zu dürfen.<br />

interview: Es wurde sehr viel Aufhebens darum gemacht,<br />

dass Sie beide sich in der Szene küssen.<br />

adams: So etwas ergibt eine tolle Schlagzeile und macht aus<br />

nichts einen Elefanten. Dabei ist es ja noch nicht<br />

einmal wirklich ein Kuss – sie presst mir mehr oder weniger<br />

dämonisch ihren Mund auf.<br />

interview: Das stimmt allerdings, es ist eher eine 141<br />

Vergewaltigung von einem Kuss. Womöglich ist es der<br />

einzige Kuss, den man von Jennifer Lawrence nicht<br />

bekommen möchte.<br />

adams: Absolut! Ich habe mich trotzdem gefreut (lacht).<br />

interview: Sie sind sicherlich keine gute Lügnerin, oder?<br />

adams: Ich bin eine entsetzliche Lügnerin. Deshalb<br />

fallen mir <strong>Interview</strong>s auch so schwer. Weil ich immer die<br />

Wahrheit sagen will (lacht).<br />

interview: Besser für uns.<br />

adams: Ich habe nichts gegen <strong>Interview</strong>s, aber gedruckt<br />

kommt die Wahrheit oft nicht so richtig rüber.<br />

interview: Ich glaube, Sie müssen sich dahingehend<br />

keine Sorgen machen. Sie sind doch nett.<br />

adams: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe<br />

den Eindruck, dass „nett“ gesellschaftlich keine<br />

besondere Wertschätzung genießt. Aber vielleicht ist das<br />

in Deutschland anders.<br />

interview: „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße.“<br />

Nein, nein, hier ist das nicht anders. So war das<br />

allerdings nicht gemeint.<br />

adams: Nett meint immer gleich langweilig, uninteressant<br />

und unintelligent. Wohingegen Unnahbarkeit <strong>als</strong><br />

faszinierend, mysteriös und im besten Fall auch noch <strong>als</strong><br />

intelligent gilt. Das ist doch total bescheuert.<br />

<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong>


Art & Fashion<br />

142<br />

EinEs TagEs haTTE diE KunsT<br />

Es saTT, sTändig im musEum<br />

hängEn zu müssEn, von<br />

mEnschEn angEsEhEn,<br />

diE zwar so TaTEn, <strong>als</strong><br />

würdEn siE siE liEbEn,<br />

abEr nichTs dabEi fandEn,<br />

dass siE niE hinaus und<br />

niE sElbsT spass habEn<br />

durfTE und dass jEdEr,<br />

dEr in ihrE nähE Kam,<br />

vErschEuchT wurdE.<br />

das war dEr Tag, an dEm<br />

diE KunsT bEschloss,<br />

modE zu wErdEn<br />

Fotos Sharif Hamza<br />

Styling Julia von Boehm<br />

Streetart<br />

Look fendi<br />

Armreif céline


Looks miu miu


Look Prada


Look chriStian dior<br />

Schuhe, durchgehend<br />

getragen weS gordon


Looks céline


Look givenchy


Look<br />

alexander mcqueen


Looks<br />

calvin klein collection


hair James Rowe / D+V Management make-uP<br />

Wendy Rowe for Burberry / Tim Howard<br />

Management manicure Tracylee / Tim Howard<br />

Management using Sally Hansen Nail Color<br />

caSting Samuel Ellis Scheinman for DM Fashion<br />

Studio modelS Nastya Sten / The Society, Maja<br />

Salamon / Next, Devon Windsor / IMG Set deSign<br />

Whitney Hellesen Production Ashley Herson<br />

retouching Arc Lab Ltd. PhotograPhy<br />

aSSiStantS Myles Blankenship, Andrew Smith<br />

digital technician Charles Lu hair<br />

aSSiStant Sirsa Pociano make-uP aSSiStant<br />

Aliana Lopez Set aSSiStant Graham Hamilton


Made<br />

in<br />

I t a l y<br />

152<br />

arrivederci, alta moda!<br />

in mailand rückt gerade eine<br />

neue designer-generation<br />

nach, die sich vorgenommen hat,<br />

die italienische mode<br />

zu entstauben. Mit einem<br />

unverschämten mix aus<br />

couture und streetwear<br />

bringt sie derzeit die gesamte<br />

modewelt zum Staunen. Ein<br />

Antrittsbesuch in sechs der<br />

k r e a t i v s t e n<br />

ateliers der stadt<br />

Von Nils Binnberg<br />

Ausnahmsweise einmal<br />

ohne Goldkettchen: der<br />

Designer Fausto Puglisi<br />

in seinem Atelier


F a u s t o<br />

P u g l i s i<br />

Axl Rose trifft<br />

Carolina Herrera:<br />

aus der<br />

Sommerkollektion<br />

von Fausto<br />

Puglisi<br />

PoRtRät: Urivaldo Lopes; FotoS (rechte Seite): Filippo Fior (4)<br />

corso Venezia, nur ein<br />

paar Häuser vom Imperium<br />

des mächtigen<br />

Modeunternehmers Diego Della<br />

Valle entfernt. Im Showroom von<br />

Fausto Puglisi geht es zu wie<br />

beim Schlussverkauf. Gerade erst<br />

hat der Designer seine Prefall-<br />

Kollektion für 2014 in New York<br />

vorgestellt. Nun kommen die<br />

europäischen Department-Stores<br />

wie L’Eclaireur und Selfridges,<br />

um einzukaufen. Auf den Bügeln<br />

hängt alles, was seine Kundinnen<br />

von ihm erwarten: ultraknappe<br />

Faltenröcke, kaschmirweiche<br />

Bikerjacken und zum ersten Mal Jeans – natürlich<br />

mit Goldnieten verziert. In der Rekordzeit von drei<br />

Saisons ist der gebürtige Sizilianer damit zum hottest ticket<br />

in Mailand aufgestiegen. Ganz nebenbei hat ihm das<br />

auch noch einen Job <strong>als</strong> Chefdesigner beim französischen<br />

Modehaus Ungaro eingebracht.<br />

INtervIew: Herr Puglisi, bevor Sie Ihr eigenes Label<br />

gründeten, haben Sie für Stars wie Madonna oder Beyoncé<br />

Kostüme geschneidert. Brauchten Sie für Ihre erste<br />

Ready-to-wear-Kollektion einen Realitycheck – immerhin<br />

ist Mailand nicht Hollywood?<br />

fausto puglIsI: Stimmt, Celebritys anzuziehen ist in etwa<br />

so, wie einen Ferrari zu fahren. Es muss richtig laut<br />

knallen, sonst macht es keinen Spaß. Bei meiner Mode<br />

mache ich da keinen Unterschied. Man braucht heute<br />

einfach einen unverwechselbaren Look. Zara und H & M<br />

machen einen verdammt guten Job: High Fashion ist für<br />

alle erschwinglich. Es ist extrem leicht geworden, modisch<br />

gekleidet zu sein. Ich möchte Dinge entwerfen, von<br />

denen Frauen noch gar nicht wussten, dass sie sie brauchen.<br />

INtervIew: So wie den kirschroten Faltenrock in Ihrer<br />

Frühjahr/Sommer-Kollektion. Er scheint wie gemacht, um<br />

damit auf einer Cocktailparty rumzustehen.<br />

puglIsI: Oh, damit kann man viel mehr machen! Er sieht<br />

etwas unpraktisch aus, das gebe ich zu. Aber er ist<br />

durchaus für den Alltag geeignet. Das Material ist ganz<br />

leicht. Man kann darin sogar<br />

Taxi fahren. Aber Vorsicht:<br />

Beim Einsteigen wird alles<br />

enthüllt! Das ist der ultimative<br />

Lindsay-Lohan-Rock. Ich bin<br />

besessen von kleinen<br />

Geschmacklosigkeiten.<br />

INtervIew: Das müssen Sie<br />

erklären.<br />

puglIsI: Ich habe Angst vor<br />

gutem Geschmack.<br />

INtervIew: Das schockiert<br />

mich.<br />

puglIsI: Ein Designer zu sein<br />

bedeutet für mich nicht, ein<br />

hübsches Kleid zu entwerfen. Es<br />

bedeutet, mit den Leuten auf der Straße zu kommunizieren.<br />

Wenn du dich mit 15-jährigen Mädchen unterhältst,<br />

wirst du feststellen, dass sie so sein wollen wie Miley<br />

Cyrus. Für die geht es nicht mehr um guten Geschmack. 153<br />

Wenn du heute in einen Club gehst, wirst du nicht mehr<br />

auf Bianca Jagger oder Jerry Hall treffen. Es gibt für die<br />

Kids keine Jackie Onassis mehr. Ich meine, ich liebe<br />

Jackie Onassis, aber ich bin ja auch 37. Das Mädchen aus<br />

Beverly Hills will knappe Shorts, sie will sexy und<br />

geschmacklos sein. Das bereitet ihr Freude. Ich will einfach<br />

verstehen, wie diese Generation tickt. Wenn ich guten<br />

Geschmack suche, frage ich lieber meine Großmutter in<br />

Messina. Sie kann mir mühelos erklären, dass ein<br />

beigefarbener Wollrock am besten mit einer schokobraunen<br />

Bluse funktioniert.<br />

INtervIew: Stattdessen zeigen Sie Ledertops im Bondage-<br />

Look. An der typischen Mailänderin in camelfarbenem<br />

Kaschmirmantel und Noppenloafern sehen Sie Ihre Mode<br />

wohl nicht?<br />

puglIsI: Die Mailänderin ist mit meiner Mode doch überfordert,<br />

obwohl es in meiner Kollektion durchaus<br />

klassische Teile gibt. Nur mische ich sie mit grenzwertigen<br />

Dingen. Im Berliner Kitkatclub etwa habe ich diese<br />

wunderschönen Bondage-BHs gesehen. Davon inspiriert,<br />

habe ich Ledertops bei einem Sattler in Florenz<br />

produzieren lassen, der auch schon für Alexander McQueen<br />

gearbeitet hat. Bei mir trifft Subkultur auf Tradition,<br />

Cicciolina auf Margaret Thatcher.<br />

Mode Mailand


Ein stolzer Sizilianer<br />

in Mailand: Designer<br />

Marco de Vincenzo<br />

M a r c o<br />

de Vincenzo<br />

Mode mit optischen<br />

tricks: der<br />

Sommer 2014 von<br />

Marco de Vincenzo<br />

vor gerade mal drei Jahren hat er sein eigenes<br />

Label gegründet, und schon kümmert sich die<br />

heimliche Königin der Mode-PR um sein<br />

Image: Karla Otto. Für gewöhnlich betreut sie Global Player<br />

wie Jil Sander oder Marni, nun hängt in ihrem<br />

Mailänder Büro seine Kollektion. Besser gesagt: der kleine<br />

Rest, der nicht für Shootings ausgeliehen ist.<br />

INtervIew: Herr de Vincenzo, Sie haben zehn Jahre bei<br />

Fendi nichts anderes gemacht, <strong>als</strong> Taschen zu entwerfen.<br />

Es muss Ihr Traumjob gewesen sein.<br />

marco de vINceNzo: Überhaupt nicht! Eigentlich wollte<br />

ich immer Mode machen. Doch dam<strong>als</strong> war nur diese<br />

Position frei. Ich hatte gar keine Ahnung von Accessoires.<br />

INtervIew: Trotzdem haben Sie den Job angenommen.<br />

de vINceNzo: Ja, zwischen Silvia Fendi und mir stimmte<br />

sofort die Chemie. Ich habe sehr viel über das Business<br />

gelernt. Da ist es egal, ob man Taschen entwirft oder Kleider.<br />

Irgendwann befürchtete ich aber, dass ich frustriert sein<br />

würde, wenn ich nicht bald meiner eigentlichen Leiden-<br />

schaft nachgehe. Und da wieder kein Job in der<br />

Ready-to-wear frei war, beschloss ich vor drei Jahren, mein<br />

eigenes Label zu gründen. Ich arbeite aber nach wie vor<br />

für Fendi, allerdings nur <strong>als</strong> Berater.<br />

INtervIew: In Ihrer eigenen Kollektion sieht man nicht<br />

eine einzige Tasche. Sind Sie mit diesem Thema erst<br />

einmal durch?<br />

de vINceNzo: Nein, nein. Das<br />

kommt noch. Ich wollte<br />

mich auf die Ready-to-wear<br />

konzentrieren. Das war es,<br />

was ich all die Jahre vermisst<br />

und weshalb ich mich<br />

selbstständig gemacht habe.<br />

Außerdem muss ich meine<br />

Accessoires sorgfältig vorbereiten.<br />

Ich darf mir keinen<br />

Fehler erlauben, immerhin<br />

komme ich von Fendi. Ich<br />

habe einen Ruf zu verlieren!<br />

INtervIew: In Ihrer Mode<br />

steckt viel Handarbeit. Das<br />

schwarze Neopren-Top in<br />

der aktuellen Kollektion ist<br />

mit handgemachten<br />

Blumen verziert. Haben Sie<br />

die Detailbesessenheit vom<br />

Taschendesign übernommen?<br />

de vINceNzo: Ich mache einfach<br />

gerne Kleidung, die<br />

unmittelbar Aufmerksamkeit<br />

auf sich zieht. Daher spiele<br />

ich oft mit optischen Täuschungen. Eine Blume ist bei mir<br />

nie eine Blume, sondern ein Kreis mit kleinen Fäden, was<br />

dann aus der Ferne wirkt wie Blumen. Ich denke sehr symmetrisch.<br />

Was aussieht wie St. Galler Spitze, ist eigentlich<br />

eine Collage von geometrischen Formen. Man muss daher<br />

sehr nah an meine Kleidung herangehen, um sie zu<br />

verstehen.<br />

„Ich darf mir keinen<br />

Fehler erlauben.<br />

Ich habe einen Ruf<br />

zu verlieren!“<br />

INtervIew: Stimmt es, was der Modedesigner Neil Barrett<br />

über Mailand sagt: todlangweilig, aber handwerklich<br />

ausgezeichnet?<br />

de vINceNzo: Mailand hat sehr lange geschlafen. Ich selbst<br />

stand vor der Entscheidung, ob ich nicht besser nach Paris<br />

gehe. Ich habe mich aber für Mailand entschieden. Italien<br />

ist meine Heimat, die wichtige Presse ist immer noch hier.<br />

Außerdem haben wir die besten Produzenten. Sonst fehlt<br />

die Förderung, wie man sie aus New York oder London<br />

kennt. Weil hier jeder in der Mode arbeitet, gibt es einen<br />

merkwürdigen Wettbewerb. Ich bevorzuge Rom. Dort ist<br />

es wie in meiner Heimat Sizilien: Nichts ist offensichtlich,<br />

alles von Geschichte bedeckt. Das belebt die Fantasie.<br />

PoRtRät (linke Seite): LEtoRRES; PoRtRät UND FotoS (rechte Seite): courtesy of tod’s (5)


Alessandra<br />

Facchinetti<br />

Minimal Art: Alessandra<br />

Facchinetti ließ<br />

sich unter anderem<br />

von den Bildern Lucio<br />

Fontanas inspirieren<br />

155<br />

bevor Alessandra Facchinetti letzten Herbst ihre<br />

erste Kollektion für Tod’s präsentieren konnte,<br />

musste sie erst mal eine Prüfung bestehen. Undercover<br />

sollte sie vorab für die Cruise Collection eine Tasche<br />

entwerfen. So wollte es der Chef, Diego Della Valle.<br />

Facchinetti entschied sich für eine schlichte Shoulder-Bag<br />

mit einem grafischen Verschluss. Sie sollte sich <strong>als</strong> wahrer<br />

Bestseller herausstellen. „Eine Bewerbung war das ganz<br />

sicher nicht“, erzählt die Designerin in ihrem Büro nahe<br />

dem Mailänder Dom. „Es war <strong>als</strong> Möglichkeit für mich<br />

gedacht, das Unternehmen von Grund auf kennenzulernen.“<br />

Keine schlechte Idee. Was Alessandra Facchinetti<br />

2008 bei Valentino erlebt hat, wollte sie ganz sicher nicht<br />

wiederholen. Als Nachfolgerin von Valentino Garavani<br />

wurde sie dam<strong>als</strong> für ihre minimalistischen Entwürfe<br />

von der Presse gefeiert. Doch der Meister selbst war nicht<br />

begeistert. Nach nur zwei Kollektionen musste sie gehen.<br />

Es muss für die Designerin befreiend gewesen sein, mit<br />

Tod’s für ein Label zu arbeiten, das keine Tradition hat.<br />

Es ist die erste große Ready-to-wear-Kollektion für die Marke.<br />

Für Facchinetti war klar, dass sie sich an einem der<br />

wichtigsten Accessoires orientieren wollte – dem Loafer<br />

mit Gumminoppen. Sie macht daraus feuerrote<br />

Lackballerinas. Die Noppen setzt sie auf die Riemchen.<br />

„Die flachen Schuhe haben mir sofort eine sportliche<br />

Richtung vorgegeben“, erklärt sie. „Bei Tod’s bin ich so<br />

casual wie nie.“ Facchinetti arbeitet mit Leder, <strong>als</strong> wäre<br />

es Baumwolle: Steingraue Hemdblusenkleider sind aus<br />

hauchdünnem Nappaleder, knielange Röcke mit<br />

Laser-Cut-outs verziert.<br />

Nach der Präsentation der Kollektion im Padiglione<br />

d’Arte Contemporanea hörte man von den anwesenden<br />

Moderedakteurinnen immer wieder den gleichen Satz:<br />

Das muss ich haben! Zumindest in Modekreisen ist es<br />

Facchinetti gelungen, aus dem Accessoire-Label eine<br />

Modemarke zu machen. Doch wer auf der Facebookseite<br />

von Tod’s scrollt, wird fast ausschließlich Taschen und<br />

Schuhe finden. „Es wird eine Weile dauern, das Image <strong>als</strong><br />

Modelabel durchzusetzen“, sagt Facchinetti. „Gebt mir<br />

einfach ein wenig Zeit.“<br />

Pure Eleganz: die erste<br />

Ready-to-wear-<br />

Kollektion von tod‘s


Alessandro<br />

dell’Acqua<br />

Mode Mailand<br />

156<br />

Mit 50 im besten Alter<br />

für ein neues Label: der<br />

Designer Alessandro<br />

dell‘Acqua<br />

„Die Mailänderinnen<br />

tragen eine Art<br />

Uniform. Da gibt es<br />

keine Brüche“<br />

auf einem riesigen Moodboard hat Alessandro<br />

dell’Acqua in seinem Atelier im Univiertel Città<br />

Studi alles gesammelt, was für ihn von<br />

Bedeutung ist: Fotos von seinem Lieblingsmodel Kate Moss,<br />

von Kampagnen des Labels seines Namens, das er 2007<br />

aufgeben musste, und natürlich das schwarz-weiße Logo<br />

von No. 21, der Marke, mit der er 2010 einen Neustart<br />

gewagt hat. Mit Erfolg: Seit dieser Saison entwirft er auch<br />

für das französische Modehaus Rochas.<br />

INtervIew: Herr dell’Acqua, für diesen Sommer zeigen<br />

Sie kastige Doppelreiher und Männerhemden <strong>als</strong> Kleider.<br />

Finden Sie Frauen in Männersachen sexy?<br />

alessaNdro dell’acqua: Durchaus. Denken Sie an die<br />

Frauen auf den Bildern von Helmut Newton. Mir gefällt<br />

ihre Haltung, nicht, dass Frauen Anzüge mit Krawatten<br />

tragen. Ich mag es, männliche Formen mit einer weiblichen<br />

Sinnlichkeit zu mischen, kastige T-Shirts mit<br />

Strassstickereien oder Spitze. Mein altes Label, Alessandro<br />

Boy meets girl: Looks<br />

aus der aktuellen Sommerkollektion<br />

von No. 21<br />

dell’Acqua, stand eher für Cocktailkleidchen und Chiffonblusen.<br />

Mit No. 21 will ich Daywear machen. Echte<br />

Kleidung für Frauen. Es gibt immer noch Details aus der<br />

Abendmode. Aber sie sind jetzt mehr street. Mir gefällt<br />

es, Stile zu mischen. Ich finde das sehr zeitgemäß.<br />

INtervIew: Wenn Sie einen Tag auf Mailands Einkaufsstraße<br />

Via Montenapoleone verbringen: Gefällt es Ihnen,<br />

wie sich die Frauen dort kleiden?<br />

dell’acqua: Ganz und gar nicht. Die Mailänderinnen<br />

tragen eine Art Uniform: perfekte Haare, perfekt<br />

aufeinander abgestimmte Farben. Und die jungen Frauen<br />

laufen genauso herum wie ihre Mütter. Da gibt es<br />

keine Brüche. Hier ist es nicht wie in London. Dort sieht<br />

man wirklich coole Mädchen. Ich bewundere Alexa<br />

Chung oder Kate Moss. Sie spielen gekonnt mit<br />

verschiedenen Stilen.<br />

INtervIew: Als Kreativchef für Rochas sind Sie neuerdings<br />

hin und wieder in Paris. Welcher Look fällt Ihnen dort<br />

besonders ins Auge?<br />

PoRtRät (linke Seite): oskar Cecere; FotoS: SGP (4); PoRtRät (rechte Seite): Giampaolo Sgura


dell’acqua: Nonchalance. Und diese unwiderstehliche<br />

Mischung aus Tomboy und Pariser Chic. Das ist sehr<br />

modern.<br />

INtervIew: Ist es Zufall, dass Ihr Logo aussieht wie das<br />

von Chanel No. 5?<br />

dell’acqua: Absolut! 21 ist das Datum meines<br />

Geburtstags. Es war sehr schwierig, einen neuen Namen<br />

für meine Mode zu finden, nachdem ich mein eigenes<br />

Label verloren hatte. Alles, was mir gefiel, gab es schon.<br />

Ich dachte, eine Nummer sei am einfachsten. Erst<br />

später ist mir aufgefallen, dass Chanel No. 5 ein ähnliches<br />

Logo hat. Aber es ist ja nicht das Schlechteste, mit<br />

Chanel in Verbindung gebracht zu werden.<br />

INtervIew: Wie ist es für Sie, Mode mit Ihrem Namen zu<br />

sehen, obwohl Sie gar nichts mehr damit zu tun haben?<br />

dell’acqua: Das tut mir immer noch sehr weh. An der<br />

Piazza del Duomo hier in Mailand hing eine Weile ein<br />

riesiges Plakat für die Männermode von Alessandro<br />

dell’Acqua. Es hat mir jedes Mal einen Stich versetzt,<br />

wenn ich da langgegangen bin. Aber ich will nicht<br />

klagen, so ähnlich geht es wahrscheinlich auch Helmut<br />

Lang oder Jil Sander. Ich bin ja nicht der Einzige, dem<br />

das widerfahren ist – mit dem Unterschied, dass Raf<br />

Simons ein ehrwürdiger Nachfolger für Jil Sander war.<br />

Die Mode von Alessandro dell’Acqua dagegen ist furchtbar!<br />

Extrem billig. Aber das Schlimmste ist: Die<br />

Menschen denken immer noch, dass es meine eigene<br />

Marke ist und ich für das Design verantwortlich bin.<br />

Aus diesem Grund gibt es No. 21 jetzt auch für Männer.<br />

Ich musste einfach etwas unternehmen.<br />

Von Neapel nach<br />

Mailand: Francesco<br />

Scognamiglio<br />

„Meine<br />

Show war<br />

für mich<br />

eine Wiedergeburt.<br />

Ich<br />

kann jetzt<br />

machen,<br />

was ich will“<br />

Moderner Barock:<br />

aus der Sommerkollektion<br />

von Francesco<br />

Scognamiglio<br />

157<br />

Francesco<br />

Scognamiglio<br />

renaissance“ hat Francesco Scognamiglio arg<br />

bedeutungsschwanger seine Sommerkollektion<br />

genannt. Auf dem Runway konnte man bei<br />

seiner Show für die Frühjahr/Sommer-Kollektion mit etwas<br />

Fantasie einige Elemente aus der Epoche wiederfinden,<br />

auf die er sich bezieht – an seinen gewohnt federleichten<br />

Spitzenkleidchen etwa oder brokatverzierten Organzablusen.<br />

Die Gesichter der Models waren mit feinem<br />

Glitzerstaub bedeckt. Was will uns der Designer damit<br />

sagen? „Die Show war eine Wiedergeburt für mich“,<br />

erzählt er in seinem Showroom. „Ich hatte mich gerade<br />

von meinem Investor getrennt. Endlich kann ich wieder<br />

machen, was ich will.“ Für Scognamiglio bedeutet das bei<br />

30 Looks, 22 Kleider zu zeigen. Sie sind Bestseller auf<br />

seinen stärksten Märkten, in Russland und China. Er ist<br />

jetzt nicht mehr nur Designer, sondern auch der<br />

Geschäftsmann Scognamiglio. Wie zum Beweis dafür ist<br />

er mit seinem Studio in eine der teuersten Straßen<br />

Mailands gezogen, die Via Bergognone, Tür an Tür mit<br />

dem modischen Powerhouse der Stadt: Armani.<br />

Verglichen mit ihm ist er allerdings noch eine kleine Nummer.<br />

Noch einen Unterschied gibt es: Während Giorgio<br />

Armani <strong>als</strong> Inbegriff des italienischen Minimalismus gilt,<br />

ist Francesco Scognamiglio so ziemlich das Gegenteil.


Die Frauen, die er beim Entwerfen im Kopf hat, haben<br />

mit der kühlen Schönheit von Armani so viel zu tun wie<br />

Barock mit Bauhaus. Seine Musen sind Charlotte<br />

Casiraghi oder Rania von Jordanien. Sie lieben St. Galler<br />

Spitze und ultrafeminine Schnitte. „Scusa“, entschuldigt<br />

sich Scognamiglio nicht wirklich ernst gemeint: „Ich bin<br />

in Neapel aufgewachsen, der Stadt mit der höchsten<br />

Dichte an Cocktail- und Hochzeitskleidern. Ich bin der<br />

geborene Couturier. Natürlich kann ich auch ein<br />

schlichtes T-Shirt entwerfen. Aber ohne ein paar Goldknöpfe<br />

geht es nicht.“<br />

Es war dieser Hang zur Dramatik, der ihn bekannt<br />

gemacht hat. An der Modeschule langweilt er sich, <strong>als</strong>o<br />

wirft er alles hin und arbeitet backstage bei den Fashion<br />

Shows in Mailand. Dort lernt er Donatella Versace<br />

kennen, die ihn ermuntert, selber Mode zu machen. Statt<br />

in Mailand zu bleiben, geht er nach Rom. Ein<br />

Business-Freund von Donatella sieht die Show und<br />

investiert in sein Label. Kurze Zeit später zeigt er seine<br />

erste Modenschau – in Mailand. Das war 2001.<br />

Seither hat sich viel verändert. Nur eines ist geblieben:<br />

Die typische italienische Eleganz kann er immer noch<br />

nicht leiden. Aus Angst, zu alt zu sein, unterzieht er seine<br />

Mode ständig einem Realitäts-Check. Für seine<br />

„Natürlich kann ich auch<br />

ein schlichtes t-Shirt<br />

entwerfen. Aber ohne<br />

Goldknöpfe geht es nicht“<br />

kommende Kollektion etwa stellt er sich vor, wie Courtney<br />

Love seine Kleider tragen würde. Mit ziemlich hoher<br />

Wahrscheinlichkeit werden wir viel nackte Haut sehen<br />

– und ganz viel Goldknöpfe.<br />

Ein perfektes team:<br />

die Designer tommaso<br />

Aquilano (l.) und<br />

Roberto Rimondi<br />

158<br />

R o b e r t o<br />

R i m o n d i<br />

u n d<br />

t o m m a s o<br />

A q u i l a n o<br />

„<br />

viele Modekritiker finden, dass die bisher stärkste<br />

Aquilano.Rimondi-Kollektion unser Sommer<br />

2014 ist. Dabei haben wir gar nicht viel anders<br />

gemacht <strong>als</strong> bisher. Obwohl es keine festgeschriebene<br />

Arbeitsaufteilung zwischen uns gibt, bin ich eher Couture<br />

und Roberto Ready-to-wear. Ich arbeite intuitiv, Roberto<br />

rational. Vielleicht liegt es daran, dass ich aus Apulien bin


„In Mailand beherrschen<br />

wir kein Casual. Wir<br />

können nur Eleganz“<br />

und Roberto aus Bologna kommt. Jede unserer Kollektionen<br />

ist die perfekte Symbiose unserer Fähigkeiten:<br />

Roberto fertigt die Schnitte an, ich mache die Recherche.<br />

So arbeiten wir nicht erst, seit wir 2008 unser Label<br />

gegründet haben. Selbst <strong>als</strong> wir davor mit einem Geschäftspartner<br />

Mode unter dem Namen 6267 gemacht und<br />

parallel für Gianfranco Ferré entworfen haben, war das<br />

schon so. Und auch <strong>als</strong> Designer für Fay arbeiten wir<br />

auf diese Weise zusammen.<br />

Aber irgendwie sind wir auch etwas schizophren. Jede<br />

zweite Saison müssen wir einfach unseren Look erneuern.<br />

Es ist wichtig für eine Marke, die eigene Identität ständig<br />

zu überprüfen. Wir versuchen, bei jeder Kollektion immer<br />

ein Stückchen mehr aus unserer Komfortzone zu kommen.<br />

Dieses Mal wollten wir mit Sportswear spielen.<br />

Unsere Couture-Sensibilität sollte dabei aber unbedingt<br />

sichtbar bleiben. Wir haben klassische T-Shirts in Seide<br />

gearbeitet und mit einem romantischen Tahiti-Print von<br />

Paul Gauguin versehen. Die Couture spiegelt sich im<br />

Volumen wider. Alle Shirts sind oversize geschnitten. Aus<br />

demselben Stoff haben wir knöchellange Seidenröcke<br />

entworfen, die mit einem Gürtel in der Taille geknotet<br />

werden wie eine Papiertüte. Dazu kombinieren wir<br />

leichte Safariblusen. Wir haben uns von der Streetwear in<br />

New York inspirieren lassen. In Mailand fehlt uns dieser<br />

Casual-Gedanke. Jemand wie Alexander Wang beherrscht<br />

das perfekt. Das fasziniert uns. Hier in Mailand können<br />

wir nur Eleganz. Dabei ist es sehr wichtig, dass man die<br />

eigene Kultur immer wieder mit neuen Positionen<br />

konfrontiert. Von unserer Neuinterpretation italienischer<br />

Eleganz kann sich sogar die Streetwear noch etwas<br />

abschauen.<br />

Für jede unserer Kollektionen entwickeln wir unsere<br />

eigenen Stoffe. Wir gehören nicht zu den Designern, die<br />

auf Stoffmessen gehen. Jedes Material ist exklusiv für<br />

Aquilano.Rimondi produziert. Noch bevor wir anfangen<br />

zu zeichnen, arbeiten wir an den Stoffen. Bei der<br />

Sommerkollektion war es eine besondere Herausforderung:<br />

Wie mischt man Couture-Materialien wie Seide mit<br />

Sportswear-Stoffen wie Neopren? Wir haben eine ganz neue<br />

Technik entwickelt, um die beiden Welten zusammenzubringen.<br />

Am Ende hatten wir einen Seidenfaden, in<br />

dessen Innern Neopren steckt. Der Stoff heißt Scuba.<br />

Er verleiht den Shirts einen gewissen Stand – und gibt<br />

ihnen diesen Couture-Look.<br />

Mag sein, dass wir hier in Mailand nicht so street sind<br />

wie in New York oder London. Dafür haben wir die<br />

weltbesten Manufakturen. Die Absätze von unseren Strap-<br />

Sand<strong>als</strong> etwa werden alle in derselben Werkstatt in<br />

Venetien gefertigt, in der auch Louis Vuitton produzieren<br />

lässt. Von Hand. Der Absatz ist von der Kunst der<br />

Massai inspiriert. Das holt High Heels in die Realität.<br />

Noch ist Aquilano.Rimondi ein kleines Label, obwohl<br />

diese Kollektion kommerziell bereits sehr erfolgreich war.<br />

Ob wir beiden die neuen Dolce & Gabbana werden wollen?<br />

Schwierige Frage. Auf jeden Fall haben wir vor, ein Team<br />

zu bleiben. Ein Leben ohne den anderen: unvorstellbar! Wir<br />

sind jetzt schon seit 15 Jahren ein Paar, beruflich wie<br />

privat, nachdem wir uns bei Max Mara kennengelernt<br />

haben. Sicher ist es oft nicht einfach zusammenzuarbeiten,<br />

weil es ja keinen Unterschied mehr gibt zwischen<br />

der Arbeit und unserem Privatleben. Dass wir die ganze<br />

Zeit über zusammen sind, belastet manchmal unsere Beziehung.<br />

Dann möchte man am liebsten kurz ausbrechen.<br />

Aber das ist natürlich nicht möglich.“<br />

Italienische Couture trifft<br />

Streetwear: die Sommer mode<br />

von Aquilano.Rimondi<br />

Mode Mailand<br />

159


Als Basis:<br />

Mois turizer „Hydra<br />

Beauty Crème“;<br />

Foundation „Vita lumière<br />

Moisture-Rich<br />

Radiance Sunscreen<br />

Fluid Makeup Broad<br />

Spectrum SPF 15“;<br />

Puder: „Poudre<br />

Universelle Libre“;<br />

zur Konturierung:<br />

„Les Beiges Healthy<br />

Glow Sheer Colour“


161<br />

Augen: Lidschatten<br />

„Les 4 Ombres“<br />

in „29 Lagons“ und<br />

„Ombre Essentielle“<br />

in „97 Infini“;<br />

alle Make-ups<br />

und Looks:<br />

CHANEL Frühjahr/<br />

Sommer 2014<br />

Neue Muse voN Karl lagerfeld, Neues ChaNelgesiCht,<br />

Neues it-girl, säNgeriN iN eiNer PoP-BaNd,<br />

filMsChausPieleriN: sehr sChöN, was Bei alMa<br />

JodorowsKy gerade los ist. sie selBst ist es auCh<br />

Von Gabriela Herpell<br />

Fotos Maurizio Bavutti<br />

Make-up Georgi Sandev<br />

Styling Ellie Grace Cumming<br />

Alma<br />

Beauty


162<br />

Beauty<br />

INtErvIEw: Bonjour, Madame Jodorowsky. Oder ist es<br />

Mademoiselle?<br />

ALmA Jodorowsky: Mademoiselle. Wir können uns ruhig<br />

duzen.<br />

INtErvIEw: Bis wann sagt man in Frankreich<br />

„Mademoiselle“?<br />

Jodorowsky: Immer. Das hat nichts mit dem Alter zu tun.<br />

INtErvIEw: Was würdest du zu Catherine Deneuve sagen?<br />

Jodorowsky: Ah! Sie ist eine „Grande Mademoiselle“. Sie<br />

ist unfassbar beeindruckend. Ich habe sie öfter von Weitem<br />

gesehen, aber noch nie mit ihr gesprochen, leider.<br />

INtErvIEw: Du hast heute den ganzen Tag Fotoaufnahmen<br />

für Chanel gemacht. Wie geht es dir jetzt?<br />

Jodorowsky: Ich bin ein bisschen müde, aber es hat Spaß<br />

gemacht. Ich hoffe, dass gute Fotos dabei sind.<br />

INtErvIEw: Wann bist du zum ersten Mal auf die Marke<br />

Chanel aufmerksam geworden?<br />

Jodorowsky: Wir hatten kein Fernsehen zu Hause, aber<br />

wenn ich zu meiner Großmutter ging, konnte ich fernsehen.<br />

Als ich noch ein kleines Mädchen war, lief die Werbung<br />

für Chanel No. 5 mit Rotkäppchen und dem Wolf.<br />

INtErvIEw: Der Clip von Luc Besson mit Estella Warren?<br />

Jodorowsky: Genau der. Sie sieht das Parfüm und packt<br />

es in ihren Korb, der Wolf schleicht ihr hinterher. Sie legt<br />

ihren Zeigefinger an die Lippen, damit er sie nicht verrät.<br />

INtErvIEw: Sie macht ihn zu ihrem Komplizen. Und <strong>als</strong> die<br />

Tür sich hinter ihr schließt, heult der Wolf. Das ist rührend.<br />

Jodorowsky: Den Clip habe ich geliebt.<br />

INtErvIEw: Hast du das Parfüm dann auch benutzt?<br />

Jodorowsky: Ja, aber viel, viel später natürlich.<br />

INtErvIEw: Und jetzt bist du die neue Muse von Karl<br />

Lagerfeld.<br />

Jodorowsky: Was soll ich dazu sagen? Das steht mir nicht<br />

zu. Darüber musst du mit anderen Leuten reden. Aber wir<br />

machen gerade ein paar Dinge zusammen, das stimmt.<br />

INtErvIEw: Fühlst du dich wohl in dieser Rolle?<br />

Jodorowsky: Die Marke gefällt mir. Sie ist elegant, und sie<br />

überdauert jede Mode.<br />

INtErvIEw: Du bist gerade auch in einer ganz anderen<br />

Rolle zu sehen, in dem Film Blau ist eine warme Farbe, der<br />

2013 die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat. Du<br />

spielst eine Schulfreundin von Adèle. Wie hat der Regisseur,<br />

Abdellatif Kechiche, dir die Figur beschrieben?<br />

Jodorowsky: Er hat gar nichts wirklich beschrieben. Er<br />

sucht sich seine Leute danach aus, ob er ihnen vertraut. Und<br />

ob man ihm vertraut. Dann lässt er einen die Figur<br />

erforschen. Die Szenen stehen im Drehbuch, aber man lernt<br />

keine Dialoge auswendig. Alles kann jederzeit geändert<br />

werden. Man improvisiert. Es ist eine sehr freie Arbeit.<br />

INtErvIEw: Einmal sitzt Adèle mit Béatrice nach der<br />

Schulstunde auf einer Treppe. Die beiden küssen sich. Wie<br />

steht so eine Szene im Drehbuch?<br />

Jodorowsky: Da stand genau das drin: Zwischen zwei<br />

Schulstunden trefft ihr euch auf der Treppe und raucht.<br />

Lippenstift „Rouge<br />

Allure Velvet<br />

Luminous Matte<br />

Lip Colour“ in<br />

„40 La Sensuelle“


Augen: Kajal<br />

„Le Crayon Khôl“<br />

in „61 Noir“,<br />

Lidschatten „Stylo<br />

Eye shadow“ in<br />

„57 Black Stream“,<br />

Konturenstift:<br />

„Le Crayon Yeux“ in<br />

„47 Brun Intense“;<br />

Lippen: Lippenstift<br />

„Rouge Coco Shine“<br />

in „85 Secret“


Lippenstift „Rouge<br />

Allure Intense<br />

Long-Wear Lip<br />

Colour“ in<br />

„109 Rouge Noir“


tALENt Alma Jodorowsky HAIr Seb<br />

Bascle / Artlist mANICurE Elsa Durrens<br />

/ Artlist PHoto AssIstANt Henri de<br />

Carvalho dIgItAL oPErAtor Henri<br />

Coutant styLINg AssIstANt Lucille Durez<br />

ProduCtIoN Roman David Cartagena /<br />

Artlist sPECIAL tHANks Studio LB Paris<br />

Du flirtest ein bisschen mit ihr, sagst ihr, dass sie schön ist.<br />

Vielleicht küsst ihr euch, und dann gehst du <strong>als</strong> Erste<br />

zurück in die Klasse. Ende. Was genau ich sagen würde,<br />

stand nicht drin, was Adèle sagt, auch nicht. Nur der<br />

grobe Ablauf.<br />

INtErvIEw: Hast du gelesen, dass die beiden<br />

Hauptdarstellerinnen sich im Nachhinein über den<br />

Regisseur beschwert haben?<br />

Jodorowsky: Ja, habe ich gelesen. Weil er so einen Druck<br />

auf sie ausgeübt hat. Ich habe nichts Vergleichbares erlebt,<br />

allein deshalb, weil ich eine so viel kleinere Rolle hatte. Aber<br />

ich finde das alles gar nicht mehr wichtig. Was zählt, ist<br />

doch der Film. Und ich bin froh, dass die Leute sich nicht<br />

daran stören, was hinterher geredet wurde, sondern dass<br />

sie sich den Film anschauen.<br />

INtErvIEw: Viele Schauspieler gucken sich ihre Filme nicht<br />

gerne im Kino an, schon gar nicht auf der Premiere. Hast<br />

du den Film gesehen?<br />

Jodorowsky: Zweimal. Einmal in Cannes und einmal in<br />

Paris, mit meinen Freunden und meiner Familie. Er gefällt<br />

mir unheimlich gut. Und auch wenn meine Rolle so winzig<br />

ist, bin ich stolz, Teil dieses Projekts zu sein. Léa und Adèle<br />

sind wundervoll, sie tragen den ganzen Film. Ich freue mich,<br />

dass es endlich mal wieder einen Film gibt, der sich so viel<br />

Zeit nimmt, die Liebe und die Leidenschaft darzustellen.<br />

Und den Schmerz, der ja auch dazugehört. Es ist ein Film<br />

über einen Menschen, der sich selbst kennenlernt. Das ist<br />

eine universelle Erfahrung und sehr bewegend.<br />

INtErvIEw: Wie bist du zu dem Beruf der Schauspielerin<br />

und des Models gekommen?<br />

Jodorowsky: Eigentlich sehe ich mich nicht <strong>als</strong> Model. Ich<br />

habe Theater gespielt, seit ich klein bin. Meine Eltern<br />

waren am Theater, ich habe meine Kindheit und Jugend in<br />

dieser Welt verbracht. Und ich war auf der Schauspielschule.<br />

INtErvIEw: Was begeistert dich an dem Beruf?<br />

Jodorowsky: Ich arbeite gern im Team. Ich arbeite gern<br />

mit Volldampf an Projekten. Und ich mag es, zu spielen.<br />

Mich in Leute hineinzuversetzen, die ich entdecken kann.<br />

INtErvIEw: War die Schauspielerei dein Mädchentraum?<br />

Jodorowsky: Ich weiß nicht, es kam automatisch.<br />

INtErvIEw: Erinnerst du dich denn an bestimmte Momente<br />

<strong>als</strong> Kind am Theater?<br />

Jodorowsky: Ich erinnere mich sehr gut, wie ich in der<br />

Garderobe meiner Mutter mit der Schminke<br />

herumexperimentiert habe. Und durch die Flure getanzt<br />

bin, immer in einer anderen Rolle.<br />

INtErvIEw: Was kannst du, jenseits der Schauspielerei,<br />

besonders gut im Leben?<br />

Jodorowsky: Ich singe in einer Band, den Burning<br />

Peacocks. Wir bringen im März unsere erste Platte mit vier<br />

Stücken heraus. Das ist meine zweite Leidenschaft. Darum<br />

muss ich auch bald los, wir proben heute Abend noch.<br />

INtErvIEw: Kannst du auch etwas Nicht-Künstlerisches<br />

gut? So was wie Rechnen oder Kaffeekochen?<br />

Jodorowsky: Na klar, ich backe den besten Apfel-Crumble<br />

der Welt.<br />

INtErvIEw: Bist du eine richtige Pariserin?<br />

Jodorowsky: Ich glaube. Aber was soll das<br />

überhaupt sein?<br />

INtErvIEw: Ich dachte, das könntest du mir<br />

erklären.<br />

Jodorowsky: Tja, ist schwierig. Ich liebe Paris und kann<br />

mir momentan nicht vorstellen, woanders zu leben. Aber<br />

macht mich das zu einer wahren Pariserin? Vielleicht ist<br />

damit auch eine selbstbewusste Frau gemeint. Gut<br />

angezogen, aber nicht overdressed. Dieser gewisse Chic<br />

der Pariserin halt.<br />

INtErvIEw: Welche Frauen bewunderst du?<br />

Jodorowsky: Meine Mutter, sie ist eine tolle Mutter und<br />

eine tolle Schauspielerin. Und Catherine Deneuve, wie<br />

gesagt. In Jacques Demys Film Eselshaut fasziniert sie mich<br />

so, dass ich ihn immer wieder anschaue. Sonst mag ich<br />

starke Frauen, die ein bisschen wild sind, ein bisschen<br />

Rock ’n’ Roll, wie Gena Rowlands und Elizabeth Taylor.<br />

„Ich mag starke Frauen,<br />

die ein bisschen wild sind,<br />

ein bisschen Rock ‘n‘ Roll.<br />

Wie Elizabeth Taylor“<br />

INtErvIEw: Ist Feminismus ein Thema in deiner Generation?<br />

Jodorowsky: Oh ja. Wir reden viel darüber. Ich bin zwar<br />

keine politisch engagierte Feministin, aber ich verfechte<br />

die Rechte der Frauen und finde die Diskussion darüber<br />

wichtig.<br />

INtErvIEw: Nimmst du Ungerechtigkeiten zwischen<br />

Männern und Frauen wahr?<br />

Jodorowsky: Gibt es immer noch, ja. In meinem Beruf<br />

werden Frauen weniger ernst genommen <strong>als</strong> Männer,<br />

damit geht es schon mal los. Gegen Mädchen haben alle<br />

viel mehr Vorurteile, man wird sofort in eine Schublade<br />

gesteckt. Die Leute glauben immer noch, dass ein hübsches<br />

Mädchen blöd ist. Wenn sie merken, dass du doch was<br />

im Kopf hast, wird es nicht viel besser. Und dann die Jungs<br />

und die Männer auf der Straße: immer noch dieselben<br />

sexistischen Sprüche, immer noch dieselben Witze.<br />

INtErvIEw: Stört es dich, wenn dir Jungs auf der Straße<br />

hinterherrufen?<br />

Jodorowsky: Es stört mich, weil es <strong>als</strong> so normal<br />

empfunden wird. Nur weil ein Typ ein Typ ist, kann er<br />

raustrompeten, was er will. Das Schlimme ist ja: Wenn<br />

man sich wehrt oder den Typen ignoriert, wird man beschimpft.<br />

Das heißt nicht, dass ich etwas gegen das<br />

Flirten habe. Es gibt ja die Männer, die auf eine sehr angenehme,<br />

höfliche Art flirten und Frauen zeigen, dass sie<br />

sie attraktiv finden.<br />

INtErvIEw: Was findest du attraktiv an dir?<br />

Jodorowsky: Oh Gott. Komische Frage, ehrlich gesagt. Ist<br />

mir peinlich, darauf zu antworten.<br />

INtErvIEw: Anders gefragt: Was magst du an dir selbst?<br />

Jodorowsky: Dass ich den besten Apfel-Crumble der Welt<br />

backe.<br />

INtErvIEw: Und was nervt dich an dir?<br />

Jodorowsky: Dass ich keinen Fisch zubereiten kann.<br />

INtErvIEw: Wie stellst du dir deine Zukunft vor?<br />

Jodorowsky: Ich hoffe, sie wird lustig. Und ich hoffe, dass<br />

uns die Erde nicht um die Ohren fliegt.<br />

INtErvIEw: Was tust du dagegen?<br />

Jodorowsky: Ich trenne Müll und laufe unheimlich viel,<br />

weil ich kein Auto habe.<br />

165<br />

Beauty


Frühlingserwachen<br />

Von blumigen Düften unD englischen teerosen<br />

über gesichtspflege mit Vitaminextra<br />

bis zu Den baDezimmer­geheimnissen<br />

minimalistischer JungDesigner:<br />

unsere beauty­empfehlungen für Den märz<br />

Susanne Kaufmann<br />

Boutique Spa im Hotel<br />

Das Stue, Berlin<br />

naturfrische<br />

Fünf Parfüms, die florale<br />

Noten mit Holz und Frucht<br />

kombinieren – und dabei<br />

spannende Duft-Synergien<br />

entstehen lassen<br />

FRuIT déFendu: mit<br />

Bergamotte, türkischer<br />

Rose, Mango, Rosenholz.<br />

Von Terry de Gunzburg,<br />

100 ml EdP ca. 130 €<br />

FLoWeRheAd: inspiriert<br />

von einer indischen<br />

Hochzeitszeremonie. Mit<br />

wildem Jasmin, Zitrone,<br />

Tuberose, Preiselbeere<br />

und frischem Amber. Von<br />

Byredo, 50 ml EdP ca. 95 €<br />

dAISy deLIghT:<br />

olfaktorische Dynamik.<br />

Mit Quittenblüte, Iris,<br />

rotem Apfel, Pfingstrose,<br />

Moschus, Sandelholz.<br />

Von Marc Jacobs, 50 ml<br />

EdT ca. 70 € (limitiert)<br />

schönheit in Der nähe Von biestern<br />

Der neue Ort in Berlin für cooles Übernachten heißt Das Stue und ist ein kleines, feines Hotel direkt am<br />

Tiergarten. Für Westberliner noch wichtiger: das Spa von Susanne Kaufmann. In intimer Atmosphäre kann<br />

man hier organische Produkte und ausgefeilte Techniken genießen, die unseren Gesichtern das Strahlen<br />

zurückgeben, das in langen Nächten auf der Strecke blieb. Wer ein Facial oder eine Körperbehandlung bucht,<br />

darf drumherum auch am Pool entspannen und dabei dem entfernten Geschrei der Affen und Giraffen<br />

lauschen. Anmeldungen unter: das-stue.com/spa/susanne-kaufmann<br />

TuBeRoSe AngeLIcA<br />

coLogne InTenSe:<br />

berauschend feminin. Mit<br />

Engelwurz, Tuberose, Amberholz,<br />

englischer Birne<br />

und Freesie. Von Jo Malone,<br />

100 ml EdC ca. 112 €<br />

MARnI RoSe: würzig.<br />

Bulgarisches Rosenöl,<br />

Kardamom, Nanaminze,<br />

Himbeere, Veilchen und<br />

exotische Hölzer. Von<br />

Marni, 65 ml EdP ca. 85 €<br />

Wärmespektrum<br />

Ob in Nude, Pink oder Koralle: Die<br />

Nagellacke und Lippenstifte der limitierten<br />

„Spring Color Collection“ von Tom Ford<br />

machen Lust auf Sonne. Wie ein Art-déco-<br />

Schmuckstück mutet die Verpackung an.<br />

Tom Ford, Nagellack ca. 32 €, Lippenstift ca. 46 €<br />

Very Rose<br />

Passend zu den pastelligen<br />

Macramé-Röcken und leichten<br />

Stoffen auf dem F/S-<br />

14-Runway von Burberry<br />

schuf Make-up-Artist Wendy<br />

Rowe einen soften Look. Ihre<br />

Inspiration: die Farben englischer<br />

Teerosen. Auf den Li-<br />

dern trugen die Models<br />

Lidschatten in „Rose<br />

Pink“, die Lippen zierte<br />

der Ton „Trench Kiss“.<br />

Lidschattenpalette<br />

„Rose Pink No.<br />

10“ von Burberry,<br />

ca. 51 €<br />

FOTOS: Imago; Das Stue (2); Burberry (2); PR (6)


„Modern Muse“<br />

von Estée Lauder,<br />

50 ml EdP ca. 76 €<br />

Beauty Talk mit<br />

Arizona Muse<br />

Topmodel, alleinerziehende Mutter und<br />

Gesicht des neuen Dufts von Estée Lauder:<br />

ein Gespräch über Kunst,<br />

Make-up und anderes Musenhaftes<br />

InTeRvIeW: Wo entstand die Werbekampagne für<br />

„Modern Muse“?<br />

ARIzonA MuSe: Wir haben die Bilder für<br />

die Print-Kampagne im Guggenheim<br />

Museum in New York geshootet und dort<br />

auch den TV-Spot gedreht. Mein Vater<br />

ist Kunsthändler, und ich bin mit Kunst<br />

aufgewachsen. Deshalb war es fantastisch,<br />

den ganzen Tag im Guggenheim verbringen<br />

zu können.<br />

InTeRvIeW: Wie finden Sie das Parfüm?<br />

MuSe: Ich bin von „Modern Muse“ total<br />

begeistert, weil der Duft zwei verschiedene<br />

Seiten hat: Er ist einerseits feminin,<br />

andererseits stark. Die Holznoten verleihen<br />

ihm Üppigkeit, während die floralen<br />

Noten Leichtigkeit und Frische verströmen.<br />

InTeRvIeW: Wen betrachten Sie selbst <strong>als</strong> Muse?<br />

MuSe: Jeanne d’Arc ist für mich Muse und Ikone<br />

zugleich – eine Frau mit viel Weiblichkeit, aber stark<br />

genug, ein Heer von Männern in den Krieg zu führen.<br />

Trägt das Wortspiel<br />

in ihrem Namen:<br />

Model Arizona Muse<br />

InTeRvIeW: Und wer inspiriert Sie?<br />

MuSe: Mein Sohn Nikko und alle Mütter dieser Erde!<br />

InTeRvIeW: Make-up-Artist Tom Pecheux hat den<br />

Look für die Kampagne kreiert. Wie ist die Zusammenarbeit<br />

mit ihm?<br />

MuSe: Großartig! Er bringt immer alle zum Lachen.<br />

InTeRvIeW: Haben Sie von ihm einen Make-up-Tipp<br />

bekommen?<br />

MuSe: Tom hat mir beigebracht, Foundation vor dem<br />

Auftragen mit einem Tropfen „Advanced Night<br />

Repair“-Serum zu mischen und dann mit den<br />

Fingern zu verteilen. Dadurch lässt sie sich<br />

ganz leicht auftragen und wirkt so besonders<br />

natürlich.<br />

InTeRvIeW: Sie sind unter anderem für Ihre<br />

schönen Augenbrauen bekannt. Haben Sie dazu<br />

einen Tipp?<br />

MuSe: Ich fülle Lücken mit einem Brauenstift.<br />

Und ich zupfe sie nicht. Das war der beste<br />

Schönheitstipp meiner Mutter: Augenbrauen nie<br />

zupfen!<br />

InTeRvIeW: Als Sie sich die Haare kurz schneiden<br />

ließen, sorgte dies für Aufregung in den Medien.<br />

Wie gefällt Ihnen dieser Schnitt?<br />

MuSe: Ich liebe kurzes Haar! Wenn man die Haare<br />

schneidet und sie danach eine Weile einfach sein und<br />

wachsen lässt, hat man ständig eine veränderte Frisur.<br />

Das ist für mich das Tolle daran.<br />

Pflege mit Vitaminplus<br />

Bereits beim Eincremen stärken diese Moisturizer<br />

das Abwehrsystem der Haut. Das Resultat: ein<br />

frischer, glatter Teint mit gesunder Ausstrahlung.<br />

Beauty News<br />

167<br />

Strafft und repariert: „C+C Vitamin<br />

Cream“ von Natura Bissé, ca. 102 €<br />

FOTOS: action press; Christian<br />

Schwarzenberg; PR (4)<br />

Diskrete<br />

Einblicke<br />

Kosmetik ist für das Berliner Designer-Duo Perret Schaad eine Mischung aus Luxus und<br />

Zweckhaftigkeit. Diesem Credo entspricht auch die Pflegeroutine der beiden: Tutia<br />

Schaad (links) trägt zur „Cold Creme“ von Avène Chanel-Lippenstift in „62 Monte Carlo“,<br />

grauen Nagellack von Uslu Airlines und getönten Sonnenschutz von This Works,<br />

während Johanna Perret neben French-Pharmacy-Produkten wie dem Reinigungswasser<br />

„Créaline“ von Bioderma und der „Homeoplasmine“-Lippenpflege Handseife von Aesop<br />

und den edlen Hermès-Duft „Eau d’orange verte“ verwendet.<br />

Ein Cocktail aus<br />

Vitaminen und<br />

Aktivstoffen:<br />

„Sisleyouth“ von<br />

Sisley, ca. 143 €<br />

Extra-Kick an Antioxidantien: „Superdefense<br />

SPF 20“ von Clinique, ca. 52 €


Jeanne<br />

Dark<br />

Jeanne Tremsal arbeitet tagsüber in einer Galerie und<br />

lebt nachts immer dort, wo es sich besonders lohnt, auf<br />

Schlaf zu verzichten. Diesmal ging es darum, die Berliner<br />

Fashion Week auf ihre Nightlife-Qualitäten zu überprüfen<br />

Foto Maxime Ballesteros<br />

Night & Life<br />

168<br />

Das war mein erstes Mal. Nicht<br />

meine erste Fashionweek oder<br />

Modenschau, ich war schon öfter<br />

in Paris, aber meine erste Berlin Fashion Week.<br />

Am Dienstag um 19 Uhr ging es für<br />

mich los. Die Achtland-Show, zwei junge<br />

Berliner Designer. Eigentlich bin ich<br />

gerade fest angestellt und arbeite jeden Tag<br />

bis sieben Uhr abends, <strong>als</strong>o musste ich mit<br />

einem Carsharing-Smart zu den Schauen rasen<br />

und mir im Mini-Auto zumindest andere<br />

Schuhe anziehen. Der Rest der Kleidung war<br />

ohnehin nicht sichtbar, da die Show so<br />

schnell vorbei war, dass man gar nicht aus dem<br />

Mantel kam. Alles schien kleiner und<br />

unaufgeregter <strong>als</strong> in Paris. Es wirkte, <strong>als</strong><br />

würden Kinder etwas nachmachen, das<br />

sie sich bei den Erwachsenen abgeschaut<br />

hatten. Ein paar freundliche Schauspielerinnen<br />

saßen in der ersten Reihe, fünf oder<br />

sechs. Ich hatte mich tatsächlich noch nie mit<br />

der Berlin Fashion Week befasst, und ihre<br />

Bedeutung für die Stadt und der tief sitzende<br />

Komplex, der mit ihr verbunden ist, wurden<br />

mir erst in diesen Tagen bewusst. Überall las<br />

ich, dass Berlin Paris, Mailand oder New<br />

York in nichts nachstehe und Berlins front<br />

row absolut mithalten könne. Das stimmt<br />

bloß nicht. Berlin kann in der Mode nicht<br />

mithalten, und in der ersten Reihe saßen<br />

weder Kate Moss noch Tilda Swinton oder<br />

Catherine Deneuve. Das ist auch völlig<br />

egal, Berlin kann eben andere Dinge besser.<br />

Nach den jahrelangen Diskussionen über<br />

Magersucht bei Models, nach all den Dokus<br />

und Todesfällen und den ihnen folgenden<br />

Absichtsbekundungen und guten Vorsätzen<br />

ging ich davon aus, dass das Thema superdürre<br />

Models längst gegessen ist. Außerdem<br />

traf ich kurz vor der Achtland-Show noch<br />

meinen Kumpel Oskar Melzer (ja, schon wieder<br />

der), und Oskar erzählte mir, er sei<br />

hier für das Backstage-Catering verantwortlich.<br />

Wenn Mogg & Melzer Models das Essen<br />

kochen, heißt das nicht nur Fleisch, sondern:<br />

viel Fleisch, Berge von Pastrami. Ich war<br />

froh darüber, weil es mir sagte, dass sich endlich<br />

ein neuer Trend durchgesetzt hatte:<br />

Models, die sich kurz vor dem Auftritt noch<br />

den Ranzen vollhauen. Vielleicht noch ein<br />

Pils und raus geht’s. Leider war es dann doch<br />

nicht so. Bei Achtland waren die Models<br />

noch dünner <strong>als</strong> früher. Sogar dürrer <strong>als</strong> in<br />

den 1990ern mit ihrem Heroinschick. Hüftknochen,<br />

die sich so stark abzeichneten, dass<br />

ich nichts anderes mehr wahrnahm, riesige<br />

fragende Augen, blass, abwesend. Wer hat<br />

denn dann bitte das ganze Fleisch gegessen?<br />

Am nächsten Tag bei Lala Berlin waren<br />

dieselben Leute wie am Abend vorher, und in<br />

der ersten Reihe saßen exakt dieselben fünf<br />

oder sechs Schauspielerinnen. Möglicherweise<br />

sogar in derselben Reihenfolge. Es war ein<br />

bisschen lauter, und die Models waren etwas<br />

dicker. Keine Hüftknochen, keine riesigen<br />

Augen, weniger Elend. Sehr angenehm. Es<br />

ging um Punk, darum, wieder wild zu sein<br />

und dabei schöne Sachen zu machen.<br />

Danach die alte und immer gute Frage,<br />

auf welche Party wir gehen sollten. Auf die<br />

Lala-Party, die Vogue-Party, die GQ-Party<br />

oder sogar die Zeit-Party? Die was? Zeit und<br />

Mode? Machen die jetzt neben der Weltkunst<br />

auch die Weltmode? Da mussten wir natürlich<br />

gleich hin, auf die Zeit-Welt-Mode-Party.<br />

Und da waren sie wieder, dieselben Leute<br />

in einem riesigen Loft am Oranienplatz<br />

in Kreuzberg mit Blick auf das Flüchtlingscamp.<br />

Vollkommen absurd, ich wusste<br />

noch nicht einmal, was hier eigentlich<br />

gefeiert wurde. Alles war zu groß,<br />

und alles war zu leer.<br />

Immerhin traf ich die<br />

Tills aus München<br />

(ja, schon wieder die),<br />

und wir gingen<br />

weiter zur Lala-<br />

Party. Dort<br />

das genaue<br />

Gegenteil:<br />

viel zu<br />

klein<br />

Jeanne Dark trinkt, Milen Till legt auf, bei der „Zeit“-Party sind alle gut drauf, Achtland läuft<br />

und viel zu voll. Nach einer Stunde (oder<br />

waren es zwei?) bin ich schließlich früh und<br />

ziemlich nüchtern und leicht unbefriedigt<br />

nach Hause. Wie immer in letzter Zeit mit<br />

dem Gefühl, dass die Luft gerade etwas<br />

raus ist. In Berlin? Bei mir? Auf der Welt? Weil<br />

die Zeit jetzt Mode feiert? Wer hat keine<br />

Ausdauer mehr? Ich und alt? Schlapp? Niem<strong>als</strong>!<br />

Genauso wenig wie die Kunstjournalisten,<br />

die Gastronomen, die Künstler,<br />

Modemacher oder die Filmproduzenten<br />

und Architekten, die ich immer wieder auf<br />

der Fashion Week gesehen habe.<br />

Nächster Morgen. Schlechtes Wetter,<br />

nass, kalt, früh. War ich doch nicht so<br />

nüchtern? Erst kam von der Taxizentrale die<br />

SMS: „Leider kein Wagen frei.“ Wie bitte,<br />

den ganzen Tag nicht? Andere Taxinummer.<br />

Als nach ungefähr 25 Minuten endlich ein<br />

Wagen kam, entschuldigte sich der Fahrer mit<br />

unglaublicher Selbstverständlichkeit:<br />

„Fashion Week!“ Aha, morgens um acht Uhr.<br />

Na dann.<br />

FOTOS: Maxime Ballesteros (4); Ole Hoffmann (4); Achtland, AW 2014, © Mercedes-Benz Fashion (2)


Neuer<br />

Look<br />

.de<br />

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F a c e b o o k<br />

t w i t t e r<br />

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Marika Kow<strong>als</strong>ki<br />

Michael Sontag<br />

Boris Radczun & Shermine Sharivar<br />

Patrick Mohr<br />

Backstage bei Kaviar Gauche<br />

Georgia May Jagger<br />

Show von Augustin Teboul<br />

Alexx (l.) & Anton<br />

Trystan Pütter, Heike Makatsch<br />

& Leyla Piedayesh<br />

Jen Gilpin


Yasmin Mueller<br />

Milen Till<br />

Bitte tanzen!<br />

bei der berliner<br />

fashion week sind<br />

die aftershows so<br />

wichtig wie die<br />

shows. im „dean“<br />

feierten nach den<br />

schauen lala berlin,<br />

augustin teboul und<br />

vladimir karaleev<br />

mit „interview“<br />

Fotos Maxime Ballesteros<br />

171<br />

Vladimir Karaleev (r.) mit Begleitung<br />

Odély Teboul & Annelie Augustin<br />

Christian Stemmler, Hien Le & Frauke Becker<br />

Niki Pauls<br />

Patrick Mohr<br />

Charlotte Wiedemann & Florian Müller


Hannelore Elsner,<br />

Polaroids: Karoline Herfurth (l.), Nele Kiper<br />

Mariella Ahrens,<br />

unten: Jana Pallaske<br />

Sonja Kirchberger,<br />

unten: Jasmin Gerat (l.),<br />

Katrin Kraus & Oliver Berben<br />

Katja Riemann,<br />

unten: Kostja Ullmann & Hanno Koffler<br />

Nele Kiper<br />

Alicia von Rittberg<br />

Moritz Bleibtreu,<br />

Polaroids rechts:<br />

Anja Schwing & Philippe Mensah<br />

von Bumble & Bumble,<br />

darunter: Alexandra Neldel<br />

172<br />

Bitte lächeln!<br />

beim filmball in münchen<br />

gab es zur erinnerung<br />

Polaroids von imPossible<br />

instant lab und eine<br />

unvergessliche lounge<br />

von mac cosmetics, bumble<br />

and bumble und „interview“<br />

Fotos Marcus Schäfer<br />

Jasmin Gerat<br />

Polaroids: Lavinia<br />

Wilson (r.),<br />

Anja Schwing &<br />

Gabriele Medingdörfer<br />

von MAC Cosmetics<br />

Axel Stein,<br />

Polaroids links: Katrin Kraus,<br />

darunter: Marcus Schäfer<br />

Polaroids im Uhrzeigersinn:<br />

Hannelore Elsner, Nora von Waldstätten,<br />

Judith Bonesky, Janina Hell von<br />

MAC Cosmetics & Mariella Ahrens<br />

Felicitas Woll


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SCHIRN ZEITGENOSSEN<br />

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FOTO<br />

Giampaolo Sgura<br />

STYLING<br />

Klaus Stockhausen<br />

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174<br />

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F l a s h b a c k<br />

Kate Moss<br />

jetzt iSt Sie tatSächlich 40. Und damit<br />

definitiv die gröSSte model-legende<br />

aller zeiten. WaS aUch daran liegen mag,<br />

daSS Sie keine echten intervieWS gibt.<br />

aUSSer in UnSerem archiv: ein geSpräch,<br />

Spät nachtS, noch Sehr am anfang<br />

von einer karriere, die einen ganzen<br />

berUfSStand neU definieren Sollte<br />

Von Ingrid Sischy<br />

Flashback<br />

176<br />

Sie ist 25. Ein Supermodel, aber sehr anders <strong>als</strong> die<br />

Supermodels vor ihr. Kleiner, nicht so athletisch<br />

wie die Glamazonen der 80er-Jahre. Und näher<br />

dran am Zeitgeist, an Pop. Sie hat einen Burn-out hinter<br />

sich, ist noch mit Johnny Depp zusammen (der sich<br />

kurz nach diesem Gespräch von ihr trennt), gibt kaum je<br />

<strong>Interview</strong>s. Dem <strong>Interview</strong> Magazine aber doch. Vieles<br />

von dem, was sie 1999 sagt, stimmt noch immer: wie<br />

respektlos sie es findet, zum Sündenbock gemacht zu<br />

werden. Oder dass man dem Spiel einen Schritt voraus<br />

sein muss, um in ihm zu bleiben. Das hat Kate Moss<br />

bis heute geschafft. Vor einem Monat ist sie 40 geworden.<br />

Und immer noch Supermodel, Zeitgeist, Pop.<br />

„Für wirklich fotogen habe<br />

ich mich nicht gehalten,<br />

und meine Mum hat mir<br />

nicht widersprochen“<br />

IngrId sIschy: Wie hat das angefangen mit dir?<br />

Kate Moss: Ich war mit meinem Vater und meinem Bruder<br />

in den Ferien, zwei Wochen auf den Bahamas. Auf der<br />

Rückreise strandeten wir in New York auf dem Kennedy<br />

Airport. Es gab ein Problem mit dem Flug. Schließlich<br />

sagte man uns, es gebe eine einzige Maschine mit drei<br />

freien Plätzen. Das Problem war, dass die Sitze nicht<br />

zusammenhingen, einer war in der Economy-Class, der<br />

zweite in der Business-, der dritte in der ersten Klasse.<br />

Nach der Hälfte des Fluges wurde ich – ich hatte den Platz<br />

in der Economy – von einem Mann angesprochen. Seine<br />

Schwester hätte eine Modelagentur, sie würde sich gerne<br />

mit mir unterhalten. Was soll ich sagen? Bis zum heutigen<br />

Tag ist sie meine Agentin – Sarah Doukas.<br />

sIschy: Du hast tatsächlich einem Fremden geglaubt, der<br />

dir sagte, er könnte dich zum Model machen?<br />

Moss: (lacht) Mein Vater hat nach der Landung auch nur<br />

gelacht. Nach ein paar Tagen haben wir dann doch<br />

angerufen. Und schon saßen wir im Zug nach London.<br />

Sarah nahm mich unter Vertrag, ließ ein paar Polaroids<br />

machen und schickte mich sofort zu Castings los.<br />

sIschy: Wie alt warst du dam<strong>als</strong>?<br />

Moss: 14.<br />

sIschy: Wie war es für eine Schülerin aus Croydon,<br />

sich plötzlich in Glamoursville wiederzufinden?<br />

Moss: Ich bin mir klein vorgekommen.<br />

sIschy: Glamourös auch?<br />

Moss: Oh ja!<br />

sIschy: Hattest du das Gefühl, das sei eine Nummer<br />

zu groß für dich?<br />

Moss: Nein. Es gibt Fotos von mir mit elf, da habe ich<br />

schon wie ein Model posiert, nicht so Pseudo-Model-<br />

Posen, du weißt schon, Arm hinterm Kopf und so, sondern<br />

wie ein richtiges Model. Aber für wirklich fotogen habe<br />

ich mich nicht gehalten, und meine Mum hat mir nicht<br />

widersprochen. Also habe ich mir nicht wirklich viel<br />

ausgerechnet. Ich habe es darauf ankommen lassen.<br />

sIschy: Wurde dir vor diesem Flug von New York nach<br />

London nie gesagt, dass du Model werden solltest?<br />

Moss: Das kam schon vor. Ich war ziemlich dünn. Und<br />

ich bin zwar nicht besonders groß für ein Model, aber in<br />

meiner Klasse war ich ziemlich groß. lch war ziemlich<br />

schlaksig. Aber darüber wirklich nachzudenken wäre mir<br />

eitel vorgekommen.<br />

sIschy: Hattest du eine Ahnung von der Modewelt?<br />

Moss: Nicht wirklich. Ich habe mir zwar Modelwettbewerbe<br />

im Fernsehen angesehen, aber Modehefte nie.<br />

Ich habe Teenagerzeitschriften gelesen.<br />

sIschy: Wann hast du deinen ersten Job bekommen?<br />

Moss: Nach einer Woche. Werbung für ein Beauty -<br />

produkt. Meine Agentin war ganz aus dem Häuschen.<br />

sIschy: Gab es Geld dafür?<br />

Moss: Ja. Ungefähr 100 Pfund.<br />

sIschy: War das für dich viel?<br />

Moss: Ja! Danach ging das so weiter. Ich setzte mich in<br />

meiner Schuluniform in die Bahn nach London und habe<br />

mich während der Fahrt umgezogen. So habe ich das drei<br />

FOTO: Juergen Teller für <strong>Interview</strong> Magazine, März 1999


Im Bett mit Kate Moss:<br />

Porträt von Juergen Teller<br />

177<br />

Jahre lang gemacht, lauter eher kleine Jobs. Dann habe ich<br />

bei einem Casting für Face Corinne Day kennengelernt.<br />

Wir haben wochenlang Fotos gemacht, immer wieder<br />

dieselben Motive. Während dieser Zeit ist mir das Interesse<br />

abhandengekommen, in die Schule zu gehen, ich glaube,<br />

ich bin sowieso eher hingegangen, um Freundinnen zu<br />

treffen (lacht). Jedenfalls fuhr ich immer öfter nach<br />

London. Und ich habe damit begonnen, nachts auszugehen.<br />

sischy: Was hat dich dann richtig nach vorne gebracht?<br />

Moss: Diese Summer of Love-Strecke in Face. Die Fotos,<br />

die Corinne gemacht hat, haben den Zeitgeist von dam<strong>als</strong><br />

eingefangen. Das war nicht mehr der Glamour der<br />

80er-Jahre, sondern etwas anderes, etwas, das von der<br />

Straße kam. Ich habe viel mit Corinne gearbeitet. Wir<br />

sind richtig enge Freundinnen geworden und haben sogar<br />

zusammengewohnt. Dann lernte ich Mario Sorrenti<br />

kennen. Er war dam<strong>als</strong> noch Model, wollte aber Fotograf<br />

werden und hat Fotos mit mir gemacht. Irgendwann waren<br />

wir ein Paar. Ich bin mit ihm nach New York<br />

gezogen und habe andere Fotografen kennengelernt.<br />

sischy: Wie hat New York auf dich gewirkt?<br />

Moss: Es war eine komplett andere Welt.<br />

sischy: Eine, zu der du gehören wolltest?<br />

Moss: Weiß ich nicht, aber ich war glücklich dam<strong>als</strong>. Ich<br />

habe bei Mario, seiner Mutter und seinen Geschwistern<br />

gewohnt, das war wie eine zweite Familie. Dann fing ich<br />

an, hin- und herzufliegen, New York, London, New York,<br />

London. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Schließlich bekam Mario<br />

den Obsession-Auftrag. Wir waren im Urlaub gewesen,<br />

und Mario hatte Fotos von mir gemacht, in die sich<br />

Calvin (Klein) verguckte. Er sagte: Zieht gleich wieder los<br />

und macht etwas Ähnliches für das Parfüm. Also mieteten<br />

wir auf einer Insel ein Strandhaus und hatten ein paar<br />

richtig schlimme Tage (lacht).<br />

sischy: Wirklich?<br />

Moss: Wir haben uns die ganze Zeit gezofft. Obsession ist<br />

wahrscheinlich das beste Wort, um unsere Beziehung zu<br />

beschreiben. Jedenfalls haben wir diese Fotos und den<br />

Werbespot gemacht. Kurz danach haben wir uns getrennt,<br />

aber wir sind immer noch gute Freunde.<br />

sischy: Und dann ging es richtig los?<br />

Moss: Ja, es wurde ziemlich überwältigend, auch wenn ich<br />

selbst das gar nicht bemerkt habe. Für andere wirkt es, <strong>als</strong><br />

hätte ich über Nacht Karriere gemacht. Aber in Wahrheit<br />

stehe ich seit ich 17 bin auf eigenen Beinen …<br />

sischy: Jetzt bist du 25.


in. Den Menschen, um den es geht, wollen sie nicht<br />

hören. Das ist wahrscheinlich noch deprimierender.<br />

sIschy: Hast du je überlegt, Schauspielerin zu werden?<br />

Moss: Hin und wieder. Aber das hat damit zu tun, dass<br />

ich auf den Fotos, die es von mir gibt, immer jemand<br />

anderer bin <strong>als</strong> ich. Ich mag Fotos nicht, die mich zeigen.<br />

Zu Hause habe ich immer noch einen Verkleidungsschrank.<br />

Ich mag es, zu einer Fantasie zu werden.<br />

sIschy: Für viele Menschen ist dein Leben so etwas wie<br />

eine Fantasie. Johnny Depp und so weiter. Wie bist du mit<br />

ihm zusammengekommen?<br />

„Um im Spiel zu<br />

bleiben, muss man<br />

ihm voraus sein“<br />

Flashback<br />

178<br />

Kate Moss auf dem<br />

Cover von „<strong>Interview</strong>“,<br />

März 1999<br />

Moss: Jedenfalls fühlte ich mich ziemlich schlecht. Ich bin<br />

nicht mehr aus meinem Bett gekommen. Es war zu viel,<br />

was da passierte. Auf einmal hatte ich diese<br />

Aufmerksamkeit. Ich war nur noch am Arbeiten und nie<br />

zu Hause, ich habe meine Freunde kaum noch gesehen. Ich<br />

war sehr einsam. Alles zusammen war sehr beängstigend.<br />

sIschy: Menschen, die keine Aufmerksamkeit<br />

bekommen, verstehen oft<br />

nicht, warum Menschen, die so viel davon<br />

haben, darunter leiden können.<br />

Moss: Das Problem ist: Jeder projiziert etwas<br />

auf dich. Und jeder beurteilt einen.<br />

Irgendwann kommen einem Selbstzweifel.<br />

sIschy: Ich bin vor Jahren an einem<br />

Plakat vorbeigekommen, auf dem du zu<br />

sehen warst, und jemand hatte es<br />

beschmiert. „Magersüchtig!“ oder so etwas in der Art.<br />

Moss: Ja.<br />

sIschy: Wie fühlt man sich, wenn man einen Körper hat,<br />

der zu einem Symbol gemacht wird und über den ständig<br />

irgendwelche Vermutungen geäußert werden?<br />

Moss: Anfangs hat mich das bockig gemacht. Ich dachte:<br />

Worüber redet ihr da? Es ist deprimierend, wenn man<br />

zu einem Sündenbock gemacht wird. Die Medien brauchen<br />

ihre Schuldigen, und im Fall von Magersucht haben<br />

sie sich mich ausgeguckt. Irgendwann plappern alle<br />

es nach – egal wie oft ich sage, dass ich keine Anorektikerin<br />

die nächSte<br />

aUSgabe von<br />

<strong>Interview</strong><br />

erScheint am<br />

19. märz 2014<br />

Moss: Ich habe ihn bei einem Dinner nach den CFDA<br />

Awards kennengelernt. Wir sind alle in eine Bar gegangen,<br />

und da war er auch. Es hat in der ersten Sekunde geklickt.<br />

Als ich Johnny zum ersten Mal in Los Angeles besucht<br />

habe, merkte ich erst, in was ich da geraten bin. Ich wusste<br />

zwar, dass er berühmt ist, aber ich wusste nicht, was das<br />

wirklich bedeutet.<br />

sIschy: Du bist doch selbst berühmt. Ist Berühmtsein bei<br />

Schauspielern anders?<br />

Moss: Ja. Ich spreche nicht. Ihn hören die Leute reden,<br />

mich nicht. Von mir wird das nicht erwartet. Aber weil sie<br />

einen Schauspieler reden hören, denken sie, dass sie ihn<br />

kennen. Ich bin für sie nur ein Gesicht oder ein Körper.<br />

sIschy: Was hältst du von der Auffassung, dass jemand,<br />

der nur ein Gesicht oder ein Körper ist, kein Gehirn hat?<br />

Moss: Das ist nur noch so etwas, dass sie einem anhängen.<br />

sIschy: Sexismus?<br />

Moss: Ja, ganz sicher. Und Ignoranz.<br />

sIschy: Ist es schwer, <strong>als</strong> Model zu überleben?<br />

Moss: Ja. Die Menschen glauben, dass es reicht, ein<br />

hübsches Gesicht zu haben. Aber man kann so verdammt<br />

schnell verschluckt und wieder ausgespuckt werden. Um im<br />

Spiel zu bleiben, muss man ihm einen Schritt voraus sein.<br />

sIschy: Es ist kein Geheimnis, dass du erst seit Kurzem<br />

wieder arbeitest. Du hast eine Pause eingelegt und bist in<br />

eine Klinik gegangen. Was war los?<br />

Moss: Mein Leben war eindeutig zu schnell<br />

geworden. Ich habe nur noch gearbeitet, und<br />

irgendwann war der Punkt erreicht, an dem<br />

ich keinen richtigen Spaß mehr hatte. Ich<br />

hatte kein Gleichgewicht mehr, ich war nicht<br />

mehr glücklich und tat Dinge, die nicht gut<br />

für mich waren. Also habe ich eines Tages<br />

gesagt: Das reicht jetzt. Und dann bin ich in<br />

die Churchill-Priory-Klinik gegangen, um mir die Frage zu<br />

stellen: Was passiert da gerade eigentlich?<br />

sIschy: Und jetzt?<br />

Moss: Jetzt bin ich wieder in der Spur. Ich habe wieder<br />

Interesse an meiner Arbeit, und das können die Leute<br />

spüren. Es fühlt sich gut an, wieder die Kontrolle über<br />

mein Leben zu haben. Wieder in den Augenblicken zu<br />

sein, in denen ich gerade bin. Statt schon gehetzt an<br />

andere Augenblicke zu denken. Oder mich von<br />

Augenblicken zu erholen, die ich gerade hinter<br />

mich gebracht habe (lacht).<br />

FOTO: Steven Klein, erschienen in <strong>Interview</strong> Magazine, März 1999


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