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März 2014<br />
4 Euro<br />
Go! <strong>Amy</strong>! Go!<br />
adams<br />
Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />
Art &<br />
Fashion<br />
Kleider wie Kunstwerke<br />
Berlin<br />
The Movie<br />
Das Portfolio der Stars<br />
von Martin SCHOELLER<br />
Moritz Bleibtreu,<br />
Nina Hoss,<br />
Clemens Schick,<br />
Heike Makatsch,<br />
Jürgen Vogel,<br />
Ronald Zehrfeld<br />
...<br />
Riccardo<br />
T i s c i<br />
Im Gespräch<br />
mit Mariacarla<br />
Boscono<br />
03<br />
4 192449 104008
März 2014<br />
4 Euro<br />
BerliN<br />
the Movie<br />
Das Portfolio der Stars<br />
von Martin SCHOELLER<br />
Clemens Schick,<br />
Nina Hoss, Moritz Bleibtreu,<br />
Jürgen Vogel, Heike Makatsch,<br />
Ronald Zehrfeld +++<br />
03<br />
Art & Fashion<br />
Kleider wie Kunstwerke<br />
Die Leichtigkeit des<br />
desigNs<br />
Die Must-Looks der neuen Saison<br />
<strong>Amy</strong><br />
A D A M S<br />
Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />
4 192449 104008
B e r l i n<br />
THE MOviE<br />
Das Portfolio der Stars<br />
von Martin SCHOELLER<br />
März 2014<br />
4 Euro<br />
Leichtigkeit<br />
des desigNs<br />
Die Must-Looks<br />
der neuen Saison<br />
Art &<br />
F a s h i o n<br />
Kleider wie Kunstwerke<br />
<strong>Amy</strong><br />
A d a m s<br />
Unsere <strong>Oscar</strong>-<strong>Favoritin</strong><br />
4 192449 104008<br />
03
LVMH: Louis<br />
Vuitton<br />
Erhältlich ausschließlich in Louis Vuitton Geschäften. Tel. 0211 / 86 47 00<br />
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LVMH: Louis<br />
Vuitton
Giorgio<br />
Armani
Giorgio<br />
Armani
Dolce
Dolce
Bottega<br />
Veneta /<br />
Saint<br />
Laurent
Bottega<br />
Veneta /<br />
Saint<br />
Laurent
Jil Sander
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Hugo Boss
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Filippa K
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Paul Smith
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Dsquared
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Zadig & Voltaire
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GALERIES LAFAYETTE - BERLIN / NEUER WALL 52 - HAMBURG / NEUTURMSTRASSE 10 - MÜNCHEN
LVMH: Fendi
Small Talk<br />
Kleine Gespräche mit großen Leuten:<br />
Franka Potente mag melancholische Männergestalten,<br />
Taylor Momsen hat seltsame<br />
Bühnenerlebnisse, Nikolai Kinski wäre fast von<br />
Karl Lagerfeld über den Haufen gefahren<br />
worden, Liam Neeson versteht, wenn man ihn<br />
filzt, Pierre Perrier hat einen unstillbaren<br />
Hunger nach Essen und Sex<br />
S. 47<br />
Talents<br />
Auf dem Weg nach oben:<br />
Till Kleinert<br />
Dena<br />
S. 52 S. 54<br />
My Style<br />
Aussehen wie Paula Reed<br />
S. 56<br />
kunst am arm, S. 62<br />
Wow<br />
Schöne Dinge für den März.<br />
Bonus: Wolfgang Joop <strong>als</strong> Warentester<br />
S. 58<br />
foToS: kirchknopf+Grambow; Bertrand le Pluard; Jerome corpuz, Styling: allison Bornstein; © 2013 fox Searchlight; frank Seidlitz; olympia le-Tan<br />
Simon Porte Jacquemus, S. 66<br />
Die Schwestern le-Tan S. 84<br />
weiße Jeans,<br />
S. 78<br />
„Grand Budapest hotel“, S. 72<br />
Editorial<br />
Impressum<br />
Mitarbeiter<br />
Abonnement<br />
Till kleinert S. 52<br />
S. 33<br />
S. 36<br />
S. 42<br />
S. 93/175<br />
Now<br />
Kultur im März<br />
S. 68<br />
weS anderSon<br />
macht Filme mit Modellen, der Künstler<br />
Thomas Demand fotografiert Modelle von Räumen.<br />
In Paris haben sich die beiden über Andersons<br />
neuen Film Grand Budapest Hotel unterhalten<br />
S. 72<br />
Weiße Magie<br />
Unvernünftig, nicht wirklich subtil und<br />
genau deswegen richtig: weiße Jeans<br />
S. 78<br />
Riccardo Tisci<br />
Der Givenchy-Designer will allen<br />
Menschen einen Tisci-Moment gönnen und<br />
hat deswegen einen Sportschuh gestaltet<br />
S. 82<br />
SchweSTerlich<br />
Die Liebe von Olympia und Cléo Le-Tan<br />
ist sehr robust und sehr innig<br />
S. 84<br />
taSchen/bücher<br />
Win-win-Situation: Wer auf E-Books<br />
umsteigt, hat sofort im Regal Platz für sehr viele<br />
Handtaschen (in denen man problemlos<br />
ein paar Hundert E-Books mitnehmen kann)<br />
S. 86<br />
NilS frahm<br />
Sehr vertrauenerweckend: ein Pianist,<br />
den Pianos an Särge erinnern<br />
S. 90<br />
Inhalt
Escada<br />
SHOP ONLINE AT ESCADA.COM
Portfolio:<br />
die StarS<br />
von berlin<br />
Katja Riemann, Heike Makatsch,<br />
Clemens Schick und 15 andere,<br />
um die sich in der Stadt nicht nur<br />
in Berlinale-Zeiten alles dreht<br />
S. 96<br />
Martin Schoeller<br />
Der Fotograf, der näher <strong>als</strong> alle anderen rangeht,<br />
über sein Berlin-Portfolio für <strong>Interview</strong><br />
S. 120<br />
SimPly The BeST!<br />
Umwerfend schön: Die allerbesten Stücke aus den<br />
neuen Kollektionen. Leicht, cool und sehr tragbar<br />
S. 122<br />
<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />
widerlegt ein paar Vorurteile, die es über<br />
Hollywood-Schauspielerinnen gibt. Sie ist nett.<br />
Sie ist über 30. Sie kümmert sich selbst um<br />
ihre Kinder. Man kann bei ihr einfach anrufen.<br />
Und dennoch ist <strong>Adams</strong> erfolgreich<br />
S. 134<br />
STreeTarT<br />
Im Museum bekommt Kunst nie genug<br />
frische Luft. Deswegen lassen Modemacher<br />
sie jetzt auf der Straße tragen<br />
S. 142<br />
Made in italy<br />
Mailand kann nicht nur elegant: Atelierbesuche<br />
bei sechs aufregenden Modedesignern<br />
S. 152<br />
Inhalt<br />
Schön wie alma<br />
Alma Jodorowsky, Schauspielerin, Popsängerin,<br />
Lagerfeld-Muse, kann mehr, <strong>als</strong> nur schön auszusehen.<br />
Aber schön aussehen kann sie auch<br />
S. 160<br />
Nina hoss S. 97<br />
Jeanne dark<br />
Unser Nightlife-Scout sucht nach dem Spaß<br />
auf der Berliner Fashion Week<br />
S. 168<br />
foTo: martin Schoeller, Styling: Sophia costima<br />
Beauty<br />
Trends &<br />
News<br />
S. 166<br />
ParTy<br />
S. 170<br />
Hersteller<br />
S. 174<br />
FlaShback<br />
S. 176
LVMH: Celine<br />
WWW.CELINE.COM
Clemens Schick<br />
FOTO Martin Schoeller<br />
STyLing Klaus<br />
Stockhausen<br />
Mütze aMEriCan<br />
aPParEL<br />
amy adams<br />
FOTO Mikael Jansson<br />
STyLing Ludivine<br />
Poiblanc<br />
Kleid LOuiS VuiTTOn<br />
anna Selezneva<br />
FOTO giampaolo Sgura<br />
STyLing Klaus<br />
Stockhausen<br />
Top & Shorts giOrgiO<br />
arMani Schuhe aDiDaS<br />
FOTO: Daniel Hofer<br />
EDiTOriaL<br />
von Lisa Feldmann<br />
E<br />
s gibt diese Tage in Berlin, da glaubt man nicht mehr an Licht und<br />
Wärme. Da bricht die Nacht herein, bevor der Nachmittag begonnen<br />
hat. Und man wird auf das zurückgeworfen, was eine große<br />
Stadt zur Großstadt macht: Kunst, Kultur, Nachtleben. Zum Glück ist<br />
das kein Problem für Berlin. Hier wird gefeiert, <strong>als</strong> gäbe es kein Morgen, sind<br />
die Kinos voll, die Theater ausverkauft. Den Zenit erreicht die Red-Carpet-<br />
Saison am Ende des Winters mit der Berlinale: internationales Star-Aufgebot,<br />
Dutzende Weltpremieren, bis zu zehn verschiedene Partys pro Nacht. Da<br />
leuchtet der Himmel über Berlin dann auf einmal. Als wir begannen, das Portfolio<br />
der nationalen Schein-Werfer zu planen, wünschten wir uns einen<br />
Fotografen, der einen besonderen Blick auf die Stadt hat. Der Schauspieler wie<br />
Kameramann, Sternekoch, Künstler oder Galerist inszeniert <strong>als</strong> Mitglieder<br />
eines großen Ensembles, das jeden Tag und jede Nacht das Leben<br />
hier neu inszeniert. Martin Schoellers Name kam schnell auf. Der<br />
New Yorker mit deutschen Wurzeln hatte gefühlt schon jeden<br />
Hollywoodstar vor der Kamera, den ein oder anderen US-Präsidenten<br />
und sogar Angela Merkel. Unsere deutschen Stars kannte er<br />
kaum, bereitete sich deswegen akribisch vor, ließ sich nicht selten drei<br />
bis vier Locations vorschlagen. Das Ergebnis ist eine Bildstrecke,<br />
die plakativ ist und gleichzeitig intim. Ein Album voller sehr persönlicher<br />
Erinnerungen. An eine sehr besondere Woche im<br />
bitterkalten, dunklen Winter 2014.<br />
Lisa Feldmann<br />
mit Martin Schoeller<br />
33
Versace
Versace
Impressum<br />
<strong>Interview</strong><br />
im<br />
Vorteils-Abo<br />
auF Seite 93<br />
Finden Sie unSer<br />
attraktiveS<br />
a b o -<br />
a ngebot<br />
inkLuSive<br />
e i n e S<br />
geSchenkS<br />
Editor in ChiEf<br />
Lisa FeLdmann<br />
Executive Editor PEtEr PrasChl<br />
Art Director dominik sChatz<br />
Photography Director frank sEidlitz<br />
Fashion Director klaus stoCkhausEn<br />
Senior Editors harald PEtErs, antjE wEwEr<br />
Editor at Large nils BinnBErg<br />
Editors andrEas mErkEl,<br />
raha Emami khansari (Junior)<br />
Photography Editor dorothEa fiEdlEr (Junior)<br />
Assistant Fashion réka maria ProBst<br />
Assistant Beauty dEnisE kollEr<br />
Intern Carolina sChwarz<br />
International Fashion Director julia von BoEhm<br />
International Editor at Large naomi CamPBEll<br />
International Editor aliona dolEtskaya<br />
International Art Consultants dimitri jEurissEn<br />
and sandEr vErmEulEn for BasEdEsign<br />
Art Department<br />
manuEl BirnBaChEr, anika göhritz, aaron kalitzki<br />
Digital<br />
Executive Editor nina sCholz, Junior Editor katharina Böhm<br />
Interns dEnisE amEnd, alExandra golowina<br />
Managing Editor & Chef vom Dienst silkE mEnzEl<br />
Schlussredaktion ralPh sChüngEl, kErstin sgonina<br />
mitarBEitEr diEsEr ausgaBE<br />
Stefanie Blondzik, Ludger Booms, Allison Bornstein, Jan Brandt, Clare Byrne,<br />
Ellie Grace Cumming, Sophia Costima, Thomas Demand, Sönke Hallmann,<br />
Gabriela Herpell, Wolfgang Joop, Friederike Jung, Helmut Krähe,<br />
Claudia Kühne, Georgi Sandev, Cristiana Santilli, Ingrid Sischy, Jeanne Tremsal<br />
Casting by Samuel Ellis Scheinman for DMCasting<br />
fotografEn diEsEr ausgaBE<br />
Maxime Ballesteros, Maurizio Bavutti, Jerome Corpuz, Sharif Hamza,<br />
Mikael Jansson, Kirchknopf + Grambow, Jonas Lindström, Martin Schoeller,<br />
Marcus Schäfer, Frank Seidlitz, The Selby, Giampaolo Sgura, Sølve Sundsbø<br />
Produktion<br />
Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berlin<br />
Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />
Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />
Manufacturing Director Oleg Novikov<br />
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />
Lisa Feldmann<br />
Board of Directors <strong>Interview</strong> Publishing House Germany<br />
vladislav doronin, BErnd rungE<br />
BMP Media Holdings, LLC, Chairman PEtEr m. Brant<br />
www.interview.de
Belstaff
Impressum<br />
hErausgEBEr & gEsChäftsführEr<br />
bernd runge<br />
PuBlishing dirECtor<br />
anja Schwing<br />
Assistentin der Geschäftsführung: viktoria mosin<br />
Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mosin@atelier-publications.de<br />
anzEigEn<br />
Advertising Director iris gräBnEr<br />
Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />
Advertising Sales Manager (Nielsen IIIb, IV, Österreich) ankE sauErtEig<br />
Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />
Italien faBio montoBBio<br />
Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />
Tel.: 00 39/02/78 26 08, info@rockmedia.it<br />
Frankreich, Großbritannien und USA CharlottE wiEdEmann<br />
Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />
Advertising Service Manager susann BuChroth (Ltg.), Eva BaurEis<br />
Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />
Communications Manager CharlottE wiEdEmann<br />
Marketing Manager wilkin sChrödEr<br />
Intern julia langEnhan<br />
Assistenz kathlEEn massiErEr, Tel.: 030/2000 89-165<br />
IT Manager PatriCk hartwig<br />
Office Manager hilko rEntEl<br />
Verantwortlich für Anzeigen<br />
Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />
Mommsenstraße 57, 10629 Berlin<br />
Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />
Geschäftsführer anja sChwing<br />
vErtriEB<br />
PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />
vertrieb@pressup.de<br />
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bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />
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ePaper-Abonnement: 10 Euro inkl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />
<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />
abo@interview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />
<strong>Interview</strong> erscheint zehnmal im Jahr in der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
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Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />
<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense from LLC Publishing House <strong>Interview</strong>;<br />
<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc. Reproduction in any<br />
manner in any language in whole or in part without prior written permission is prohibited.<br />
<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berlin, Tel.: 030/2000 89-0
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tHe liBeration of art
Mitarbeiter<br />
gABrielA herPell<br />
wurde in Brüssel geboren und hat bis heute ein<br />
Ferienhaus an der belgischen Küste – kein Wunder,<br />
dass sie mit Vorliebe französische Schauspieler<br />
interviewt! Das macht sie meist für das SZ Magazin,<br />
wo sie seit vielen Jahren zur Redaktion zählt,<br />
nachdem ihre Karriere einst bei Stern und Tempo in<br />
Hamburg begann. Darüber hinaus schreibt<br />
sie Bücher, zuletzt erschien bei Rowohlt mit<br />
Du Opfer! ein hoch gelobter Band über Mobbing<br />
unter Schülern. Für uns interviewte sie die Actrice<br />
Alma Jodorowsky (ab Seite 160).<br />
MAuriziO<br />
BAVuTTi<br />
fotografierte Alma Jodorowsky (ab<br />
Seite 160). Sein Interesse an der<br />
Fotografie entwickelte er beim<br />
Filmstudium in Spanien. Zurück<br />
in Italien, richtete er sich eine<br />
Dunkelkammer ein, in London ließ er sich ausbilden. Dann<br />
arbeitete er vier Jahre lang für die Fotografen Mert &<br />
Marcus, um ab 2012 <strong>als</strong> Fotograf und Filmemacher zu<br />
arbeiten. Mit Erfolg: Seine Auftraggeber sind Dazed &<br />
Confused, V Man, V Magazine und <strong>Interview</strong>.<br />
giAMPAOlO SgurA<br />
fotografierte „Simply the best“ (ab Seite 122). Was der Titel unserer<br />
Modestrecke verspricht, macht der 39-jährige Fotograf aus<br />
Süditalien im Grunde tagein und tagaus – einfach die Besten zu<br />
fotografieren. Kampagnen für Dolce & Gabbana, Gucci und<br />
H&M, Filmstars wie Chloë Grace Moretz, Julianne Moore und<br />
Christoph Waltz sowie die Cover aller großen Fashionmagazine.<br />
42<br />
WOlFgAng<br />
JOOP<br />
schreibt für uns die regelmäßige<br />
Kolumne „Joops Warenhaus“ (ab<br />
Seite 64). Längst ist Wolfgang<br />
Joop, 69, eine Art Nationalheiligtum.<br />
Er ist Designer und Gründer<br />
der Labels Joop! und Wunderkind,<br />
Schriftsteller (Im Wolfspelz),<br />
Kochbuchautor (Hectic Cuisine),<br />
Gelegenheitsschauspieler (Suck My<br />
Dick), Philanthrop und Potsdamer<br />
– um nur einige seiner Aktivitäten<br />
zu nennen. Ab diesem Monat<br />
kommt eine neue hinzu: Als<br />
Kolumnist der deutschen <strong>Interview</strong><br />
testet Joop neue Produkte auf<br />
ihren konkreten Gebrauchswert.<br />
Dieses Mal: Zahnputztücher,<br />
Plateau-Schnürschuhe und eine<br />
Joghurtmaschine. Braucht man das<br />
wirklich? Wolfgang Joop weiß Rat.<br />
MAriACArlA BOSCOnO<br />
sprach mit Designer Riccardo Tisci (ab Seite 82). Entdeckt wurde<br />
sie beim Familiendinner – ein Gast, der Fotograf war, erkannte ihr<br />
Potenzial <strong>als</strong> Model. Obwohl die Mutter sie zum Laufsteg drängte,<br />
bestand sie wie jedes gute italienische Mädchen darauf, erst die<br />
Schule zu beenden. Heute hat die 33-Jährige für jedes bekannte<br />
Modehaus gearbeitet – auch für Givenchy.<br />
ThOMAS<br />
DeMAnD<br />
sprach mit Regisseur Wes Anderson<br />
(ab Seite 72). Er ist einer der<br />
bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler.<br />
1964 in München<br />
geboren, wurde er mit Fotos von<br />
Räumen, Landschaften und<br />
Tatorten bekannt, die er nach der<br />
Vorlage von Pressefotos aus<br />
Papier detailgetreu nachbaute. Seit<br />
2011 ist er Professor für Skulptur<br />
an der HFBK in Hamburg. Er lebt<br />
in Berlin und Los Angeles.<br />
MArTin SChOeller<br />
hat unser Berlin-Portfolio fotografiert (ab Seite 96).<br />
Martin Schoeller, 45, kennt Berlin aus<br />
seiner Zeit <strong>als</strong> Student am Lette-Verein Ende<br />
der 80er-Jahre. Danach ging er nach New<br />
York, assistierte Annie Leibovitz und wurde bald<br />
selbst ein Star-Fotograf, der sich mit Close-ups<br />
einen Namen machte. Unser großes Berlin-<br />
Portfolio hat Schoeller im Anschluss an einen<br />
Familienbesuch fotografiert – und zwar im<br />
Guerilla-Style. Normalerweise arbeitet er mit<br />
mehr Licht, und dass er drei Personen am<br />
Tag fotografiert, kommt sonst auch nicht vor.<br />
FOTOS: privat; Maurizio Bavutti; Adrian Crispin; Yoan Valat/dpa Picture-Alliance; Mara McKevitt; Martin Schoeller
MAXMARA.COM
Vivienne<br />
Westwood
Hallo!<br />
Foto: david mccabe, back table at el Quijote restaurant with ronald tavel, Jack Smith, unidentified man, harry Smith, Panna grady, william burroughs,<br />
and andy warhol. aus inside the dream Palace: the life and times of new york’s legendary chelsea hotel/Sherill tippins/houghton mifflin harcourt<br />
im uhrzeigersinn:<br />
ronald tavel,<br />
Jack Smith,<br />
ein unbekannter,<br />
harry Smith,<br />
Panna grady,<br />
william S.<br />
burroughs und<br />
andy warhol<br />
ein bild und seine<br />
geschichte<br />
new york 1965: Im Hinterzimmer des Restaurants El Quijote warten<br />
andy warhol und seine Freunde (der Herr rechts hinten ist william S.<br />
burroughS) aufs Dinner. Das Quijote, das es noch immer gibt, war so<br />
etwas wie die Kantine des hotel chelSea, das es auch noch immer gibt. Was<br />
man an beiden Orten fand: underground, PoP-revolution,<br />
hedoniSmuS. Jetzt gibt es ein neues Buch voller Geschichten über dieses legendäre<br />
S. 64<br />
Hotel. Und ein <strong>Interview</strong> mit einer Schillernden dauermieterin<br />
45
Kleine Gespräche mit<br />
Grossen leuten: FranKa<br />
potente, taylor momsen,<br />
niKolai KinsKi, liam<br />
neeson & pierre perrier<br />
Small Talk<br />
Nie Heimweh?<br />
Schauspielerin Franka Potente,<br />
39, lebt in Los Angeles,<br />
ihr Roman erscheint auf Deutsch<br />
FOTO: Jim Rakete<br />
INTERVIEW: Tolles Buch!<br />
FRaNka PoTENTE: Tatsächlich? Danke! Es ist ziemlich<br />
undeutsch, mit einem Kompliment in ein Gespräch<br />
einzusteigen, das machen sonst nur die Amerikaner.<br />
Nach einem Satz wie „Honey, you look great“ ist die<br />
Stimmung doch gleich gelöster.<br />
INTERVIEW: Wie fühlt sich Berlin an?<br />
PoTENTE: Sehr vertraut! Als ob ich ständig da wäre.<br />
Dabei lebe ich schon fast fünf Jahre in den USA und<br />
war zweieinhalb Jahre nicht in Berlin zu Besuch.<br />
Gestern Abend bin ich bei einer Freundin in<br />
Prenzlauer Berg versackt. Wir haben alte Folgen von<br />
Sex And The City geschaut …<br />
INTERVIEW: Warum das denn?<br />
PoTENTE: Nostalgie. Das haben wir früher immer<br />
zusammen gemacht.<br />
INTERVIEW: Bevor Sie nach Los Angeles gezogen sind?<br />
PoTENTE: Genau. Und gerade bin ich etwas schockiert, wie<br />
schnell ich vergesse, dass zu Hause in Los Angeles mein<br />
Mann und die Kinder auf mich warten.<br />
INTERVIEW: In Ihrem Roman Allmählich wird es Tag ist die<br />
Hauptfigur ein 49-Jähriger namens Tim, ein hochgewachsener<br />
Banker mit Midlife-Crisis. Warum erzählen Sie<br />
aus der Perspektive eines Mannes?<br />
PoTENTE: Ich mag melancholische Männergestalten, die<br />
berühren mich, da schaue ich genauer hin.<br />
INTERVIEW: Kennen Sie jemanden wie diesen Tim?<br />
PoTENTE: Nein, aber ich habe ihn in verschiedenen<br />
Variationen schon mal getroffen. Diesen gebrochenen Endvierziger,<br />
der durchlässig wird, weil das Leben nicht mehr<br />
so läuft, wie er sich das vorgestellt hat. Anfangs hatte ich vor,<br />
ein Drehbuch für den 1,96 Meter großen Tim Robbins zu<br />
schreiben. Dann habe ich gemerkt, dass mir die Form nicht<br />
liegt, und beschlossen, einen Roman zu schreiben. Der<br />
übergroße Mann ist <strong>als</strong> Figur geblieben.<br />
INTERVIEW: Die Geschichte spielt in L. A., die Figuren sind<br />
Prototypen, die man in Deutschland so nicht finden<br />
würde: die strippende Nachbarin, der mexikanische Gärtner,<br />
der Sohn, der <strong>als</strong> Hollywoodagent arbeitet.<br />
PoTENTE: Das sind alles Typen, die mir auf die eine oder<br />
andere Art begegnet sind. Ein Freund von mir hat zu einem<br />
Abendessen mal einen semiprofessionellen Pornostar mit<br />
Triple-D-Brüsten mitgebracht. Die Frau habe ich sofort ins<br />
Herz geschlossen.<br />
INTERVIEW: Sprechen Sie inzwischen akzentfrei Englisch?<br />
PoTENTE: Nee, man hört schon noch, dass ich Deutsche<br />
bin. Aber in der Serie Copper spiele ich eine deutschstämmige<br />
Puffmutter und in American Horror Story eine<br />
Anne-Frank-Figur.<br />
INTERVIEW: Sehr deutsch sind auch Ihre schönen Zähne,<br />
die immer noch nach Franka Potente aussehen: Sie haben<br />
sie sich noch nicht machen lassen?<br />
PoTENTE: Auf keinen Fall, vor Keramik-Veneers habe ich<br />
große Angst. Sie lassen alle gleich aussehen.<br />
INTERVIEW: Lesen Sie noch oft deutsche Literatur?<br />
PoTENTE: Bei einem sechsstündigen Hair-Extensions-<br />
Termin habe ich gerade F von Daniel Kehlmann<br />
durchgelesen!<br />
Von Antje Wewer<br />
„Allmählich wird es Tag“ erscheint am<br />
10. März im Piper Verlag, 19,99 Euro<br />
47
48<br />
Können Sie<br />
mich hören?<br />
Ex-„Gossip Girl“ Taylor Momsen, 20,<br />
erzählt von ihrem Leben <strong>als</strong> Rockstar<br />
(Taylor Momsens Assistentin meldet sich am Telefon und weist<br />
darauf hin, dass Momsen eine schwere Kehlkopfentzündung<br />
hat und daher kaum sprechen kann. Man möge das Gespräch<br />
bitte kurz halten.)<br />
TayloR MoMsEN: Hi, wie geht es Ihnen? Tut mir leid. Ich<br />
habe echt überhaupt keine Stimme.<br />
INTERVIEW: Oh je, Sie hören sich wirklich nicht gut an, ich<br />
meine, soweit man Sie überhaupt hören kann. Dabei müssen<br />
Sie gerade das neue Album Ihrer Band The Pretty Reckless<br />
bewerben. Ich hoffe, das nimmt Ihnen nicht die Vorfreude.<br />
MoMsEN: Nein, wir können es wirklich kaum abwarten.<br />
INTERVIEW: Auf dem Cover von Going To Hell sieht man<br />
Sie nackt von hinten, wobei ein aufgemaltes schwarzes<br />
Kreuz mit einer Pfeilspitze unten dran in Richtung Poritze<br />
zeigt. Ist Ihr Hintern Ihre Idee von der Hölle?<br />
MoMsEN: Das Kreuz soll <strong>als</strong> Symbol für das Album stehen.<br />
Dass die Leute das <strong>als</strong> viel zu sexy ansehen, ist mir eigentlich<br />
egal. Für mich ist es ein Kunstwerk.<br />
INTERVIEW: Der Song Follow Me Down beginnt mit ein<br />
paar ganz interessanten Geräuschen. Was ist da denn los?<br />
MoMsEN: Das ist ein Orgasmus.<br />
INTERVIEW: Sind Sie es, die man da hört?<br />
MoMsEN: Nein, ich habe dafür meine sehr gute Freundin<br />
Jenna Haze engagiert, die früher mal ein Pornostar war.<br />
Den hat sie extra für mich aufgenommen. Im Internet werden<br />
Sie den <strong>als</strong>o definitiv nicht finden.<br />
INTERVIEW: Sie haben sie einfach angerufen und gefragt?<br />
MoMsEN: Ja, ich habe angerufen und gesagt, dass sie mir<br />
einen Gefallen tun muss (lacht). Und dann hat sie ihn<br />
einfach mit dem iPhone aufg… (Stille)<br />
INTERVIEW: Taylor? Taylor, sind Sie noch da?<br />
(Taylor ruft an)<br />
MoMsEN: Tut mir leid. Da bin ich wieder.<br />
INTERVIEW: Es gibt ziemlich wilde Geschichten über Ihre<br />
Konzerte, unter anderem von weiblichen Fans, die sich<br />
Small Talk<br />
während des Songs Goin’ Down auf der<br />
Bühne ausziehen.<br />
MoMsEN: Es tut mir so leid, aber ich kann<br />
Sie wirklich überhaupt nicht verstehen. Ich<br />
bin gerade aus dem Auto ausgestiegen und<br />
gehe jetzt ins Hotel. Oh Mann, wo ist denn<br />
hier die Tür?<br />
INTERVIEW: Taylor?<br />
MoMsEN: Sorry, es kann weitergehen. Wie<br />
war die Frage?<br />
INTERVIEW: Ich wollte etwas über das<br />
Verhalten Ihrer Fans bei Ihren Konzerten<br />
wissen. Taylor? Sind Sie noch da?<br />
(Taylor ruft an)<br />
MoMsEN: Es tut mir so leid, die Verbindung<br />
wurde wieder unterbrochen. Wie war doch<br />
gleich Ihre Frage?<br />
INTERVIEW: Ich wollte etwas über Ihre Fans wissen.<br />
MoMsEN: Ja, die sind manchmal wirklich ein bisschen<br />
verrückt. Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich da anfangen<br />
soll. Bei einem Konzert hat ein weiblicher Fan neulich<br />
versucht, seine Finger in meine Vagina zu stecken.<br />
INTERVIEW: Bitte, was?<br />
MoMsEN: Ich mache keine Witze. Die war richtig aggressiv<br />
drauf. Wir mussten sie dann von der Bühne schmeißen.<br />
INTERVIEW: Ihre Fans machen mir Angst.<br />
MoMsEN: Es gibt definitiv welche, die es übertreiben.<br />
Von Denise Amend<br />
„Going To Hell“ von The Pretty Reckless erscheint<br />
am 14. März bei Cooking Vinyl<br />
Angst vor Karl?<br />
Kinski, 37, spielt Lagerfeld<br />
INTERVIEW: Ein flamboyantes Selfie von Ihnen <strong>als</strong> Karl<br />
Lagerfeld! Wie haben Sie sich in der Rolle gefühlt?<br />
NIkolaI kINskI: Anfangs habe ich Druck verspürt. Es ist<br />
nicht einfach, jemanden zu spielen, der so präsent ist.<br />
Dazu kam, dass ich Lagerfeld für seinen Witz und seine<br />
Schlagfertigkeit sehr bewundere. Ich musste mich erst<br />
davon befreien, ihm gefallen zu wollen.<br />
INTERVIEW: Sie spielen ihn <strong>als</strong> jungen Modeschöpfer mit<br />
subtiler, lässiger Arroganz. Gab es schon Feedback von ihm?<br />
kINskI: Indirekt. Eine Journalistin der französischen<br />
Elle hat ihm offensichtlich ein Foto von mir <strong>als</strong> Lagerfeld<br />
gezeigt. Sein Kommentar: „Eine akzeptable Lösung.“<br />
FOTOS: (linke Seite) Dustin Wayne Harris/PatrickMcMullan.com/Sipa USA/ddp images; privat; (rechte Seite) © 2014 STUDIOCANAL GmbH
INTERVIEW: Ein Kompliment?<br />
kINskI: Irgendwie schon. Ich glaube aber nicht, dass er<br />
sich den Film anschauen wird. Schließlich ist es ein<br />
Biopic über Yves Saint Laurent, und Lagerfeld spielt nur<br />
eine Nebenrolle.<br />
INTERVIEW: Die beiden waren Anfang der Sechziger<br />
Freunde und wurden dann zu Konkurrenten. Ist es wahr,<br />
dass sie sich eine Weile den Liebhaber teilten?<br />
kINskI: Aber ja! Jacques de Bascher war Lagerfelds<br />
Muse und langjähriger Lebenspartner, der ihm kurzzeitig<br />
von YSL ausgespannt wurde. Er starb 1989 an Aids.<br />
INTERVIEW: Welche Szene mögen Sie besonders?<br />
kINskI: Als Lagerfeld einen Streit zwischen YSL und<br />
seinem Partner Pierre Bergé kommentiert mit „On dirait<br />
deux putes à Hambourg“ – sie sehen ja aus wie zwei<br />
Huren aus Hamburg. Den Satz haben der Regisseur Jalil<br />
Lespert und ich uns spontan am Set ausgedacht.<br />
INTERVIEW: Sind Sie Lagerfeld schon mal begegnet?<br />
kINskI: Fast! Während des Drehs in Paris war ich in der<br />
Nähe der Tuilerien mit meinem Dialekt-Coach<br />
unterwegs, und sie sagte: „Schau mal, das wäre dein<br />
Auto, wenn du heute Lagerfeld wärst.“ Plötzlich<br />
gab der Fahrer Gas, ein Rolls-Royce Phantom setzte<br />
sich in Bewegung und raste auf mich zu. Drinnen<br />
saß Lagerfeld, fast hätten sie mich überfahren. Lagerfeld<br />
trifft Lagerfeld. Leider trug ich nicht mein Kostüm.<br />
INTERVIEW: Lagerfeld ist mit 16 nach Paris gezogen und<br />
spricht schnell und sehr gut Französisch. Und Sie?<br />
kINskI: Ich bin zwar in Paris geboren, und Französisch<br />
war meine erste Sprache, aber ich habe es verlernt,<br />
<strong>als</strong> ich mit fünf nach Kalifornien gezogen bin. In meinem<br />
ersten französischen Film gerade <strong>als</strong> Deutscher<br />
besetzt zu werden, fand ich irgendwie lustig. Und ins<br />
Französische bin ich überraschend schnell reingekommen.<br />
INTERVIEW: War der Name Kinski am Set ein Begriff?<br />
kINskI: Nee, das war kein Thema. Nur der Maskenbildner<br />
Dominique kannte meinen Vater, weil er bei Nosferatu <strong>als</strong><br />
Assistent dabei war und sich tatsächlich an mich <strong>als</strong><br />
kleinen Jungen erinnern konnte.<br />
Von Antje Wewer<br />
„Yves Saint Laurent“ startet am 17. April<br />
War es eng?<br />
Liam Neeson, 61,<br />
rettet in „Non-Stop“ ein<br />
Passagierflugzeug<br />
INTERVIEW: Gestern wurde Ihr neuer Film Non-Stop das<br />
erste Mal vor Publikum gezeigt. Sind Sie im Saal<br />
geblieben?<br />
lIaM NEEsoN: Ja, allerdings nur für 15 Minuten.<br />
INTERVIEW: Aber am Ende sind Sie doch noch mal in den<br />
Saal zurück, oder?<br />
NEEsoN: Nein, nein.<br />
INTERVIEW: Dann können Sie mir auch nicht sagen, ob<br />
Sie mit den Reaktionen zufrieden waren.<br />
Small Talk<br />
NEEsoN: Doch, doch, wir haben ja unsere Spione.<br />
INTERVIEW: Und?<br />
NEEsoN: Die waren zufrieden.<br />
INTERVIEW: Es gibt in Non-Stop eine schöne Kampfszene<br />
in einem Flugzeugklo. Darin war es bestimmt sehr eng.<br />
NEEsoN: Ja, das war eine komplizierte Choreografie, im<br />
Grunde ein Tanz. Den muss man erst ganz lange üben<br />
und dann wieder vergessen, sonst wirkt es nicht natürlich.<br />
INTERVIEW: Aber zu einem Tanz gehört Musik. Der fehlt<br />
beim Kampf. Dennoch müssen Sie im Rhythmus bleiben.<br />
NEEsoN: Ja, das muss man.<br />
INTERVIEW: Wie findet man den Rhythmus? Indem man<br />
zählt?<br />
NEEsoN: Nein, den findet man beim Üben (schlägt mit<br />
den Händen in die Luft). Bam, bam, bam, zack!<br />
Bam, bam, bam, zack! So in etwa.<br />
INTERVIEW: Sie spielen in dem Film einen Air-Marshal,<br />
den man für einen Terroristen hält. Warum will Ihnen<br />
eigentlich niemand glauben, dass Sie keiner sind?<br />
NEEsoN: Das frage ich mich auch.<br />
INTERVIEW: Na ja, nur weil sich jemand etwas ungewöhnlich<br />
benimmt, muss er ja kein Terrorist sein.<br />
NEEsoN: Aber sobald man mit dem Flugzeug in der Luft ist,<br />
neigt man eher dazu, jemanden für einen Terroristen zu<br />
halten. Wir alle gucken uns doch die Leute genauer an und<br />
überlegen, ob sie verdächtig sind.<br />
INTERVIEW: Tun wir das?<br />
NEEsoN: Da ich aus Nordirland komme, bin ich die<br />
Sicherheitsmaßnahmen, die heute überall an Flughäfen<br />
üblich sind, seit den Siebzigern gewöhnt. Wenn ich<br />
nach England geflogen bin, wurde ich ständig zur Seite<br />
genommen und durchsucht. War doch auch klar:<br />
Nordire, junger Kerl, lange Haare, allein unterwegs.<br />
Mindestens acht von zehn Malen ist das passiert.<br />
Wer sind Sie? Was haben Sie vor?<br />
INTERVIEW: Das macht einen doch irre wütend, oder?<br />
NEEsoN: Racial profiling? Na klar macht einen das<br />
wütend. Aber ich kann es verstehen. Es ist ja nicht so,<br />
dass die Gefahr von schwedischen Großmüttern ausgeht.<br />
49
50<br />
Und deswegen verstehe ich es auch, wenn heute ständig<br />
alles durchsucht wird. Ich fühle mich dann sicherer.<br />
INTERVIEW: Die eigentlichen Terroristen in dem Film<br />
verfolgen einen irre komplizierten Plan, der zeigen soll,<br />
dass es mit der Sicherheit nicht weit her ist.<br />
NEEsoN: Ja, solche Sachen passieren. Erst kürzlich hat<br />
jemand in L. A. einen Sicherheitsbeamten im Flughafen<br />
erschossen, um zu zeigen, wie einfach das ist.<br />
INTERVIEW: Verrückt!<br />
NEEsoN: Diese Leute sind so weit rechts, dass sie das Land,<br />
das sie lieben, auf die Probe stellen.<br />
Von Harald Peters<br />
„Non-Stop“ startet am 13. März<br />
Noch<br />
alles an?<br />
Pierre Perrier, 29,<br />
fühlt sich<br />
nackt am wohlsten<br />
INTERVIEW: Sind Sie eitel?<br />
PIERRE PERRIER: Nein, auf gar<br />
keinen Fall. So etwas muss<br />
man während der Dreharbeiten<br />
vergessen, sonst spielt man<br />
scheiße. Vor allem bei Sexszenen<br />
ist es der absolute Killer, wenn<br />
man dabei noch daran denken würde, ob man jetzt auch<br />
gut ausschaut. Das ruiniert alles.<br />
INTERVIEW: Sehen Sie sich trotzdem gerne auf der<br />
Leinwand?<br />
PERRIER: Ehrlich gesagt ist es ziemlich hart. Einen Film,<br />
in dem ich mitgespielt habe, kann ich mir nie mehr <strong>als</strong><br />
ein- oder zweimal angucken. Ich kann keine Distanz dazu<br />
aufbauen, was dann zum eigentlichen Problem führt:<br />
Wenn ich mir etwas angucke, will ich voll und ganz eintauchen<br />
können. Aber das geht nicht, wenn ich mich<br />
dabei selbst angucken muss.<br />
INTERVIEW: Sie sind oft nackt in Ihren Filmen.<br />
PERRIER: Ja, ich habe damit einfach kein Problem. Ich<br />
fühle mich nackt am wohlsten! (lacht) Ich habe ja auch<br />
schon mit 18 damit angefangen, mich vor der Kamera<br />
auszuziehen.<br />
INTERVIEW: Meistens mimen Sie den klassischen<br />
Romantiker, wie in Ihrer letzten Mystery-Serie The<br />
Returned, in der Sie einen Toten spielen, der wieder<br />
ins Reich der Lebenden zurückkehrt.<br />
PERRIER: Das war mal eine willkommene Abwechslung:<br />
endlich mal ein Romantiker, der zum Zombie wird<br />
(lacht). Wobei wir keine klassischen Zombies spielen,<br />
sondern ganz normal aussehen.<br />
Small Talk<br />
INTERVIEW: Der auffälligste Unterschied zu den Lebenden<br />
sind Ihre ausgeprägten Gelüste …<br />
PERRIER: Das stimmt! Wir haben einen unstillbaren<br />
Hunger nach Essen und Sex und sind auch alle ein wenig<br />
aggressiver <strong>als</strong> noch vor unserem Tod.<br />
INTERVIEW: Was haben Sie persönlich denn noch vor,<br />
bevor Sie sterben?<br />
PERRIER: Ich will meine eigenen Filme drehen! Ich habe<br />
schon oft bei kleinen Filmproduktionen in der Regie<br />
assistiert und vor drei Jahren auch meinen ersten eigenen<br />
Kurzfilm gedreht, einen Dokumentarfilm in Kambodscha.<br />
INTERVIEW: Ist es Ihnen leichtgefallen?<br />
PERRIER: Wir haben vor allem mit Kindern gearbeitet,<br />
weil wir in einem Kinderkrankenhaus<br />
gedreht haben. Auch wenn das Thema<br />
an sich hart war, war das Drehen selbst<br />
eigentlich ziemlich einfach: Kinder<br />
muss man ja nur anlächeln und mit<br />
ihnen spielen, dann machen sie<br />
alles mit.<br />
INTERVIEW: Worum wird sich Ihr<br />
erster Langfilm drehen?<br />
PERRIER: Auf jeden Fall nicht um<br />
mich.<br />
INTERVIEW: Warum nicht?<br />
PERRIER: Ich will mit meinen Filmen<br />
keine Psychoanalyse machen. Deshalb<br />
will ich auf gar keinen Fall, dass sie<br />
mit mir zu tun haben. Meine Generation<br />
scheint nur noch Drehbücher über<br />
sich selbst zu schreiben: So war ich<br />
mit 16, so mit 25 …<br />
INTERVIEW: Langweilt Sie das?<br />
PERRIER: Ja, ein wenig. Ich finde<br />
Psychologie spannend, aber Kino ist<br />
in meinen Augen dazu da, die Sinne<br />
auf eine neue Weise zu öffnen.<br />
INTERVIEW: Da Sie nun wissen, wie sich ein Zombie fühlt:<br />
Werden Sie auch einmal etwas Gruseliges drehen?<br />
PERRIER: Ich mag Horrorfilme eigentlich gar nicht so<br />
gern. Sie lassen mich meistens kalt, statt mich zu gruseln.<br />
Ich finde die Realität meistens viel gruseliger! (lacht)<br />
INTERVIEW: Und werden Sie die Hauptrolle übernehmen?<br />
PERRIER: Nein, auf keinen Fall. Ich will nur der<br />
Regisseur sein.<br />
INTERVIEW: Warum sind Sie dann jetzt Schauspieler?<br />
PERRIER: Um zu lernen! Es ist ein großes Privileg, die<br />
andere Seite genauso gut zu kennen. Manchmal fühlt es<br />
sich wie ein zu großes Privileg an.<br />
INTERVIEW: Wie meinen Sie das?<br />
PERRIER: Man reist, trifft interessante Leute,<br />
bekommt auch noch Geld dafür – ich liebe es! Aber<br />
es ist bloß ein Teil meines Lebens, der auf lange<br />
Sicht nicht genug für mich ist. Ich mag es, wenn ich<br />
wirklich alles bestimmen kann (lacht). Als<br />
Schauspieler hast du überhaupt nichts in der Hand<br />
und nur selten genug Mitspracherecht.<br />
Von Raha Emami Khansari<br />
„The Returned“ läuft bereits auf<br />
dem Videoportal Watchever<br />
FOTO: Jonas Lindström
Converse
Till<br />
Kleinert<br />
Talents<br />
52<br />
bringt den Horror-<br />
Film in die brandenburgiscHe<br />
Provinz<br />
V Harald Peters<br />
Foto Frank Seidlitz<br />
Fünf Kurzfilme hat Till Kleinert<br />
bislang gedreht, jetzt gibt es den<br />
ersten Spielfilm: Der Samurai.<br />
Wobei der 33-jährige Regisseur aus Berlin<br />
zugeben muss, dass es vor diesem tollen<br />
ersten Spielfilm noch einen allerersten gab,<br />
der vielleicht nicht so toll war. Und wie<br />
heißt der? „Das musst du schon selbst herausfinden.“<br />
Warum denn? „Der ist so unbeholfen<br />
geschrieben und inszeniert, dass ich<br />
größtenteils gar nicht hinschauen kann. Ich<br />
nehme das auch alles auf meine Kappe.“ Er<br />
sagt, sein Schaffen teile sich in eine Zeit vor<br />
und nach dem Studium, „die Filme davor hat<br />
ein anderer Mensch gemacht“. Allerdings<br />
teilen der Mensch vor und der nach der Filmhochschule<br />
ähnliche Interessen: Brandenburg,<br />
Thriller und Horrorfilme sowie eine Vorliebe<br />
für einigermaßen spießige Figuren, die<br />
gewaltsam aus ihren Bahnen gerissen werden.<br />
Wie etwa Jakob. Der ist Polizist in einem<br />
brandenburgischen Dorf und führt ein recht<br />
ereignisarmes Leben, bis eines Nachts ein<br />
rätselhafter Mann im Frauenkleid auftaucht<br />
und mit einem Samuraischwert herumfuchtelt,<br />
was selbst im deutschen Osten unüblich ist.<br />
Weil er dem Ganzen auch eine homoerotische<br />
Komponente verpasst hat, bezeichnet Kleinert<br />
den Samurai <strong>als</strong> einen queeren Thriller.<br />
„Aber es ist sicher kein ausschließlich queerer<br />
Film, weil das nicht seine einzige Lesart ist.“<br />
Sicher ist hingegen, dass Der Samurai zu der<br />
Sorte Genrefilm zählt, wie sie in Deutschland<br />
leider kaum einer dreht: Die Stimmung ist<br />
mysteriös, die Handlung ragt ins Fantastische,<br />
es fließt reichlich Blut, und am Ende ist ein<br />
gewaltiger Showdown fällig. „Leider traut man<br />
hier dem Genrefilm nichts zu. Man glaubt,<br />
dass es keine Autorenfilme sind.“ Aber das ist<br />
natürlich Quatsch! Die besten Genrefilmer<br />
sind Autorenfilmer: John Carpenter, Tobe<br />
Hooper … „das sind alles Regisseure, die<br />
ganz klar mit dem Künstlerbegriff verknüpft<br />
sind“. Endlich mal ein deutscher Filmemacher,<br />
der die richtigen Vorbilder hat.
Diesel<br />
WE ARE<br />
CONNECTED<br />
#DiEsElREbOOT
Dena<br />
54<br />
Talents<br />
bulgarinnen! Macht<br />
es dieser frau nach!<br />
koMMt nach berlin!<br />
V Raha Emami<br />
Khansari<br />
Man kann dieser Frau viel Unrecht<br />
tun, an den Einreiseschlangen<br />
europäischer Flughäfen zum Beispiel.<br />
Dort musste sie sich bis 2007 noch<br />
unter dem Schild „Alle anderen Nationen“<br />
einordnen, bevor Bulgarien in jenem Jahr<br />
endlich seine Mitgliedschaft in der Europäischen<br />
Union feiern durfte. Mit stolzer<br />
Miene fuhren ihre Eltern daraufhin in den<br />
wenige Kilometer entfernten Supermarkt<br />
hinter der bulgarisch-griechischen Grenze, bloß<br />
um Oliven zu kaufen. „Ich bin mein Leben<br />
lang quasi neben Griechenland aufgewachsen,<br />
aber das erste Mal besucht habe ich das<br />
Land von Deutschland aus“, erzählt Dena, die<br />
2005 nach Berlin gezogen ist – angeblich<br />
zum Studieren. Was anfangs bloß ein<br />
„Pseudostudieren“ war, wurde dann doch zu<br />
einem gestandenen Masterabschluss in<br />
Medienwissenschaften und Visueller Kommunikation.<br />
Der stand ihrer musikalischen<br />
Karriere ohnehin nicht im Weg: Ihre<br />
Abschlussarbeit war ein Musikvideo zu einer<br />
älteren Fassung ihres Songs Thin Rope,<br />
dessen mittlerweile amtliche Version nun ihr<br />
lang erwartetes Debütalbum Flash eröffnen<br />
wird. Unrecht konnte man Denitza Todorova<br />
auch tun, wenn man ihren nahezu eine<br />
Million Mal geklickten Hit Cash, Diamond<br />
Rings, Swimming Pools vor zwei Jahren<br />
vorschnell <strong>als</strong> sommerliches One-Hit-Wonder<br />
abgelegt hatte, dessen Hype sich auf<br />
Erlend Øyes Tanzauftritt reduzieren lasse. Das<br />
beweisen die zehn Tracks auf dem Album,<br />
das genau einen Tag vor dem Internationalen<br />
Frauentag erscheinen wird: „In Bulgarien<br />
kriegen dann alle Frauen sehr viele Blumen<br />
von ihren Männern geschenkt.“ Ob sie es<br />
schade findet, dass deutsche Männer diese<br />
Tradition nicht gerade pflegen, weiß<br />
sie nicht so recht zu beantworten: „Das ist<br />
manchmal die größte Frage: Vermisse<br />
ich die Rosen, oder vermisse ich sie nicht?“<br />
FOTO: Zelinda Zanichelli
Iceberg
Paula Reed<br />
Sie hat die britiSche „grazia“ zum erfolg<br />
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Ein Leben<br />
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Mode:<br />
Paula Reed<br />
Life & Style<br />
56<br />
die meiste Zeit des Jahres lebe ich aus dem<br />
Koffer. Für meinen Job <strong>als</strong> Creative Director<br />
für den Onlineshop mytheresa.<br />
com bin ich bei allen Fashionweeks: London,<br />
Paris, Mailand, New York. Das bedeutet:<br />
jeden Tag ein neuer Look. Ich habe immer<br />
die neuesten Kollektionen dabei – von<br />
Alaïa bis Valentino. Weil ich natürlich nicht<br />
alles mitnehmen kann, habe ich mir mit<br />
der Zeit Signature- Pieces zugelegt, die immer<br />
funktionieren. Ein kurzer Marni-Mantel<br />
aus Fuchspelz etwa. Ein brillantes Ding! Er<br />
„Ich habe mich<br />
immer für High<br />
Fashion begeistert“<br />
lässt sich zu einem ganz kleinen Paket<br />
zusammenfalten. Dann natürlich<br />
meine schwarze Kelly Bag von<br />
Hermès. Ich habe einen Gurt anbringen<br />
lassen, damit ich sie <strong>als</strong><br />
Shoulder-Bag benutzen kann. Die<br />
Tasche besitze ich seit 18 Jahren.<br />
Ich habe sie zur Geburt unseres Sohns<br />
bekommen.<br />
Einen ähnlich hohen emotionalen<br />
Wert für mich hat nur noch mein<br />
Hochzeitskleid: Valentino Garavani<br />
höchstselbst hat es für mich entworfen.<br />
Das war in den frühen 90er-Jahren,<br />
<strong>als</strong> er noch <strong>als</strong> Couturier arbeitete. Ich<br />
war dam<strong>als</strong> Stilredakteurin bei der<br />
Sunday Times in London und kannte ihn<br />
persönlich. Ich durfte nach Rom in<br />
sein Atelier und mir von seinen Couture-<br />
Kleidern einen Schnitt aussuchen. Ich<br />
habe mich für eine schlanke Silhouette mit<br />
Wespentaille entschieden. Der Rock hat<br />
Ballerina-Länge und endet kurz über dem<br />
Knöchel. Das Kleid ist heute immer<br />
noch modern.<br />
Ich war nie für Punk, Grunge oder<br />
Popper, sondern habe mich schon immer für High<br />
Fashion begeistert. Meine Mutter hatte einen Friseursalon<br />
in unserem Ort in der Nähe von Dublin, in dem ich<br />
aufgewachsen bin. Sie hatte natürlich alle internationalen<br />
Modemagazine, die ich verschlungen habe. Und dann<br />
habe ich die Gespräche ihrer Kundinnen belauscht, wie sie<br />
über den perfekten Nagellack philosophierten oder die<br />
passenden Ohrringe zum Cocktailkleid.<br />
Aber weil ich nicht zeichnen konnte, war<br />
ich immer davon überzeugt, nicht in der<br />
Mode arbeiten zu können. Bis ich Mitte der<br />
80er-Jahre nach meinem Studium nach<br />
London ging und merkte, dass man ja auch<br />
Modejournalist werden konnte.<br />
Ich war fasziniert von dem Performancekünstler<br />
Leigh Bowery, von der wilden<br />
Mode von Bodymap, von John Galliano<br />
oder Katharine Hamnett.<br />
Ich arbeitete zunächst im<br />
Pressebüro von Lynne Franks.<br />
Sie war dam<strong>als</strong> die wichtigste<br />
PR-Frau, eine Ikone. Sie ist Vorlage<br />
für die Serie Absolutely<br />
Fabulous. Die Zeit mit ihr war<br />
sehr prägend.<br />
Mein Dresscode in den<br />
Achtzigern? Alles von Galliano<br />
natürlich! Er war mein<br />
absoluter Held. Selbst im Büro<br />
trug ich sein flaschengrünes,<br />
asymmetrisches Cocktailkleid, dazu eine übergroße<br />
Perlenkette. In den Neunzigern liebte<br />
ich es dann minimal. Meine Uniform waren<br />
androgyn geschnittene Hosenanzüge von Helmut<br />
Lang oder Jil Sander. Sie waren von der<br />
Menswear beeinflusst. Bis heute lasse ich mich<br />
von Männermode inspirieren.<br />
Viele meiner Sachen würde ich nie weggeben.<br />
Schon aus dem Grund, weil ich eine kleine<br />
Tochter habe, die sie einmal erben kann.<br />
Natürlich kommt alles mal aus der Mode.<br />
Dann ist die Frage, wie man kombiniert.<br />
Ich habe eine kastig geschnittene<br />
Bouclé-Jacke von Chanel. Die habe ich<br />
schon ewig. Früher habe ich sie mit einem<br />
langen Rock getragen, jetzt kombiniere<br />
ich sie, inspiriert von der Saint-Laurent-<br />
Kollektion, mit einer Skinny-Jeans. Es ist<br />
alles eine Frage von Accessoires und<br />
einem Spiel mit Volumen.<br />
FOTOS: Photoshot; Kirstin Sinclair/Getty Images; Olga Bermejo/Getty Images; privat (5)
Oui, FE re
58<br />
Wow<br />
Schöne Dinge für Den<br />
the Look<br />
of Love<br />
März. PLuS: woLfgang<br />
JooP teStet waren<br />
Fotografen sind selten locker, wenn sie selbst fotografiert<br />
werden sollen – es sei denn, von David Bailey. Ihm vertraute sich<br />
auch Helmut Newton bedenkenlos an, wie man auf diesem<br />
1983 in Cannes entstandenen Doppelporträt mit Jerry Hall sieht.<br />
Bailey, 1938 geboren, Chronist nicht nur der britischen<br />
Popkultur, hat eine recht wirksame Methode: Er verliebt sich in die<br />
Menschen vor seiner Kamera – und das merkt man. Nun<br />
versammelt der Prachtband Bailey’s Stardust (Prestel, 59 Euro) die<br />
Fotos, die er selbst für seine besten hält.<br />
FOTO: Jerry Hall and Helmut Newton, Cannes, by David Bailey, 1983 © David Bailey, BAILEY’S STARDUST, sponsored by HUGO BOSS, National Portrait Gallery, London, from 6 February until 1 June 2014
Wow<br />
Haben wollen<br />
waS Sich Die reDaktion iM März<br />
wünScht: einen zwiSchenStoPP<br />
in frankfurt, StateMent-<br />
ShirtS unD MöbeL auS MetaLL<br />
6<br />
06 dorothea Fiedler<br />
Sieht nicht nur gut aus,<br />
hat auch noch den richtigen<br />
Sound: Die Fischkaraffe<br />
von Thomas Forester &<br />
Söhne gluckst ganz heiter<br />
beim Einschenken. Über<br />
gluckigluck.de, ca. 40 €<br />
01 dominik schatz<br />
Die Schweden sind ja bekanntlich<br />
eher zurückhaltend.<br />
Das ist auch die Haltung von<br />
diesem Acne-Sweater. Er<br />
sagt: Sollen doch die anderen<br />
den ersten Schritt machen. Vielleicht<br />
funktioniert’s ja. Ca. 170 €<br />
2<br />
FOTOS: Felix Storp; Acne; © 1995–2014 Random House LLC. All rights reserved; Steve Herud; DAS SCHMOTT; Heiner Lüpke, Retouch: Piquee; Martin Url/E15; Adrian Gaut; Danny North<br />
1<br />
05 nils binnberg The Line Hotel. Die Macher<br />
des New Yorker NoMad haben jetzt endlich<br />
auch ein Hotel in L. A. Das Design: Mid-Century<br />
trifft Navajo. Was noch für eine Nacht hier<br />
spricht? L. A.s coolste Party „Mustache Mondays“<br />
ist nur ein paar Blocks entfernt.<br />
02 peter praschl<br />
Ein paar Helden des amerikanischen<br />
Foodismus (darunter<br />
Julia Child und M. F. K. Fisher)<br />
machen in Südfrankreich<br />
Ferien, kochen und essen miteinander<br />
und diskutieren<br />
über französische Küche,<br />
Snobismus und darüber, wo die<br />
Lust an gutem Essen hingehen<br />
soll. „Provence, 1970“ ist ein<br />
tolles Buch über Selbstfindung,<br />
Geschmackskultur und kulinarische<br />
Modernisierung. Ca. 19 €<br />
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Die Metalllampen vom Berliner<br />
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Nüchtern betrachtet: ein<br />
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würden kreischen: ein<br />
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5<br />
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Dieses Modell von<br />
Hannah Martin für<br />
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zwischen klassischer<br />
Karaffe,<br />
Handgranate<br />
und Jäger-<br />
Outfit. Ca. 360 €<br />
9<br />
07 lisa Feldmann Das „Maxie<br />
Eisen“: mein Grund, das nächste Mal<br />
nicht über Zürich nach NYC zu<br />
fliegen. Ich werde einen Stopp in FFM<br />
machen, nur um Oskar Melzers<br />
Pastrami-Bar auszuchecken. Benannt<br />
nach dem einzigen jüdischen<br />
Mafioso ever. Wie cool!<br />
10 carolina<br />
schwarz Seit<br />
George Ezras<br />
„Budapest“ im<br />
Livestream der<br />
Burberry-Prorsum-<br />
Show F/S 14 lief,<br />
ist es bei mir auf<br />
Hot Rotation.<br />
Am 18. März<br />
kommt der Sänger<br />
nach Berlin.<br />
8<br />
08 réka maria probst<br />
Drei Worte: todschick,<br />
zeitlos, radikal. Für den<br />
Messingtisch „Habibi“<br />
von E15 kann man getrost<br />
auf alle anderen Möbel<br />
verzichten. Ab ca. 660 €<br />
7<br />
10<br />
59
Eulenweisheit<br />
Mit puristischem Brillendesign<br />
begeistert das junge Berliner<br />
Label OWL Optics. Die Modelle mit<br />
mattem Finish sind nur online<br />
erhältlich: owloptics.com<br />
Modell „Zwei“ von OWL<br />
Optics, ca. 150 € (inkl. Gläser)<br />
Wow<br />
Rucksack von<br />
Chanel, ab<br />
2 350 €<br />
Ein echtes Traumpaar<br />
Der Stuttgarter Multibrand-Store Bungalow und Drykorn haben mit vereintem<br />
Mode-Know-how eine Capsule Collection entworfen. Unter<br />
dem Akronym BGLXDK sind 20 Looks für Männer und Frauen entstanden.<br />
Die gemeinsame Linie: klare Schnitte und luxuriöse Materialien.<br />
60<br />
sammlerstück<br />
Als hätte sich Karl Lagerfeld höchstselbst<br />
an Graffitikunst auf Leinenstoff und Leder<br />
versucht: Sein Chanel-Rucksack verbindet<br />
New Yorker Street-Art mit Couture.<br />
„Vogeli Bird Feeder“<br />
von Vasse Vaught<br />
über momastore.org,<br />
ca. 57 €<br />
Flugobjekt<br />
Revolution auf dem Balkon:<br />
Der US-Designer Vasse Vaught hat dem<br />
traditionellen Vogelfutterhaus mit<br />
geschwungenem Kupfer ein kunstvolles<br />
Make-over verpasst.<br />
ganz<br />
neuer ton<br />
Zeit, Rosé adieu zu<br />
sagen. Zifferblätter<br />
strahlen nämlich<br />
ab jetzt in Rubinrot.<br />
Uhr von Dior,<br />
Preis auf Anfrage<br />
Uhr von Parmigiani,<br />
ca. 7 900 €<br />
Uhr von Rolex,<br />
ca. 19 050 €<br />
schritttempo<br />
Nach ein paar Saisons tritt der<br />
filigrane Kitten-Heel nun endgültig<br />
kürzer: Der Halbabsatz ist zurück<br />
– und mit ihm die 60er-Jahre-<br />
Eleganz einer Audrey Hepburn.<br />
Salvatore Ferragamo,<br />
Preis auf Anfrage<br />
Robert Clergerie, ca. 380 €<br />
Ralph Lauren Collection,<br />
ca. 395 €<br />
Roger Vivier, ca. 690 €<br />
Jimmy Choo, ca. 475 €<br />
FOTOS: OWL OPTICS; BGLXDK; Chanel; Jerry Anthony Photography; Dior; Parmigiani; Rolex; action press/Zuma Press Inc.;<br />
Salavtore Ferragamo; Robert Clergerie; Ralph Lauren Collection; Roger Vivier; Jimmy Choo
WWW.ANA-ALCAZAR.COM
Armreife, ab ca. 480 €<br />
céline<br />
Schmuck<br />
62<br />
Raureif<br />
Das hier sinD keine süssen<br />
MäDchenarMbänDer, sonDern<br />
klare künstlerische ansagen<br />
Fotos Kirchknopf + Grambow<br />
Styling Réka Maria Probst<br />
Armreife, ab ca. 820 €<br />
prada<br />
Armreife, ab ca. 825 €<br />
fendi<br />
Armreife, ab ca. 690 €<br />
chanel
Sonja Rykiel
64<br />
Runde Sache<br />
Plateau-Derby von<br />
J. W. Anderson<br />
1-TB-Festplatte „Christofle<br />
Sphère“ von LaCie, ca. 360 €<br />
Warum nicht mal die Festplatte in einer Kugel<br />
verpacken? Die Pariser Marke Christofle, bekannt<br />
für feinstes Silberbesteck, veredelt das<br />
Computerzubehör. Die Hülle ist, voilà: versilbert.<br />
Vorbildlich beweist<br />
das italienische<br />
Label<br />
Agnona: Eine<br />
Box-Bag muss<br />
nicht immer<br />
viereckig sein.<br />
Idon’t think so! Auf gar keinen Fall<br />
würde ich diese Plateau-Schnürer<br />
anziehen. Warum? Weil ich gerade schlechte<br />
Erfahrungen mit hohen Schuhen gemacht<br />
habe. Kürzlich auf dem Rodeo Drive bei<br />
Cropped-Yves-getting-back-from-thegrave-Saint-Laurent.<br />
Da habe ich Stiefeletten<br />
entdeckt. Schlicht schwarz,<br />
kleiner Zipper. Aber das wichtigste: Vierzehnzentimeterhacken!<br />
Ganz wunderbar,<br />
man fühlt sich direkt superior. Die Dinger<br />
gekauft, angezogen, und was passiert?<br />
Ich musste mich von zwei Freunden stützen<br />
lassen! Wieso, dachte ich, werden uns so<br />
viele umständliche Accessoires <strong>als</strong><br />
Must-haves verkauft? Wie diese Tasche von<br />
Céline, die sich rechts und links erbricht.<br />
Genauso wichtig war es, mit diesem Schuh<br />
eine nächste Schwierigkeit zu erschaffen.<br />
Du musst <strong>als</strong> Designer heute wohl mit einem<br />
obstacle um die Ecke kommen, damit die<br />
Leute still halten. Sonst rutscht der Blick<br />
immer nur übers iPad.<br />
Tasche<br />
„CARA“<br />
von Agnona,<br />
Preis auf<br />
Anfrage<br />
J o o p s<br />
Warenhaus<br />
Zahnputztücher? Keine sexy<br />
Vorstellung. Wie das aussieht! Mit<br />
einem Tuch! Im Mund! Wer will sich<br />
schon dem Verdacht aussetzen, eine neue<br />
Droge ins Zahnfleisch zu reiben? Ich bin<br />
immer wieder erstaunt, was es dauernd für<br />
neue Drogen gibt. Man sitzt harmlos<br />
rum, schon wird einem irgend so ein Zeug<br />
angeboten. Und bei näherem Nachfragen<br />
kommt dann: „Ach, weißt du, damit<br />
reinigt man eigentlich Fußböden. Macht<br />
aber total geil.“ Ich<br />
frage mich nur:<br />
Warum will dann<br />
nicht jeder<br />
Putzfrau werden?<br />
Wow<br />
<strong>als</strong> wunderkinddesigner<br />
hat<br />
wolfgang Joop ein<br />
gutes näschen für<br />
trends. hier testet<br />
er drei brandneue<br />
Produkte und sagt<br />
uns: do or don’t<br />
„inside the dream Palace“ heißt ein neues buch<br />
von Sherill tippins, das sich mit dem legendären new<br />
Yorker Chelsea hotel und seinen illustren gästen<br />
von thomas wolfe bis Sid Vicious befasst. ein interview<br />
mit Susanne bartsch, künstlerin und dauergast<br />
„Pearly Wipes“<br />
von Borracha,<br />
ca. 5,80 €<br />
tRaumhotel<br />
Verlag<br />
Houghton<br />
Miffl in Harcourt,<br />
ca. 21,80 €<br />
Seit wann leben Sie im ChelSea<br />
hotel? Ich bin 1981 eingezogen.<br />
Moment, ich lebe hier ja tatsächlich<br />
schon 33 Jahre!<br />
wie kam eS dazu? Das Apartment<br />
gehörte dam<strong>als</strong> meinem Freund, dem<br />
Künstler Patrick Hughes.<br />
waS war an dieSem ort So<br />
faSzinierend? Das Hotel stand<br />
immer im Widerspruch zur Welt<br />
drumherum. Als ich hier einzog, war<br />
es verhältnismäßig teuer. Heute<br />
würde man zu dem Preis nirgends in<br />
Manhattan etwas Vergleichbares finden. So etwas gibt es gar nicht<br />
mehr. Solche Apartments gehören in eine andere Ära.<br />
warum Sind Sie all die Jahre hiergeblieben? Abgesehen von der<br />
günstigen Miete, ist das hier inzwischen mein Zuhause. Ich habe<br />
meinen Sohn hier aufgezogen, all meine Erinnerungen spielen<br />
hier. Wenn ich je ausziehen würde, würde mein Geist sicher<br />
weiter herumspuken.<br />
ihre lieblingS-anekdote? Als ich ganz zu Anfang hier<br />
wohnte, rief ich am Front-Desk an und fragte nach Milch.<br />
Ich hatte ja noch keine Ahnung, was es bedeutete,<br />
a quart of milk beim Concierge zu bestellen! Das war der<br />
Code für Drogen. Plötzlich stand ein Mann an meiner<br />
Tür mit einem ganzen Bauchladen voller Pillen, Pulver<br />
und Flüssigkeiten. Er fragte mich, was ich haben wolle,<br />
und ich sagte: „Ehrlich gesagt: einfach nur Milch.“<br />
Als ich in den 70er-Jahren in Hamburg<br />
landete, ging man zum Griechen.<br />
Ständig. Denn überall sonst wurde einem<br />
Labskaus auf den Tisch geknallt. Wir aber<br />
waren total griechisch eingestimmt. Nur die<br />
Doofen gingen ja nach Italien. Wir hatten<br />
dam<strong>als</strong> eine klare Vorstellung von Griechenland<br />
– und von griechischen Frauen. Für<br />
uns waren sie wie Vicky Leandros und Nana<br />
Mouskouri. Bei diesen reinen Klängen,<br />
dachten wir, muss auch alles andere rein<br />
sein. Klar, dass dann auch der griechische<br />
Joghurt einfach einen besonderen Reinheitsgrad<br />
hatte. Aber wir irrten uns. Denn<br />
nur der auf Mykonos hatte dieses fettige<br />
Flair. Und das ist das erste Problem von so<br />
einer Joghurtmaschine: Mykonos kann die<br />
nicht. Das zweite: Sobald man anfängt, sein<br />
Essen zu züchten, wird es schnell zur<br />
Plage. Ich weiß das, weil meine Großmutter<br />
Joghurt selber gemacht hat. Später war es<br />
dann dieser Pilztrunk, Kombucha.<br />
Gruselig! Die Biester machten ja auch<br />
Kinder. Und das ist der Punkt: Mit<br />
diesen Geräten hast du<br />
ganze Zellkulturen im<br />
Haus, die ein Eigenleben<br />
führen. Und eigentlich<br />
Joghurtmaschine<br />
von Dash, ca. 36,60 €<br />
möchten wir das doch<br />
nicht, oder?<br />
FOTOS: © 2014 LaCie; Houghton Mifflin Harcourt; © Emily Berl 2011/Redux/laif; Agnona; catwalking.com; Wolfgang Joop; Pearly Wipes
SOLO PER LEI Modervertrieb - Phone +49 7031 878364 - Mobile +49 171 4556482 - soloperlei@t-online.de – www.livianaconti.com<br />
Liviana Conti
„Ginkgo Bracelet“ von<br />
& Other Stories x Lara<br />
Melchior, ca. 75 €<br />
Wow<br />
Trägt privat gern<br />
Biker-Trikots:<br />
Simon Porte Jacquemus (r.).<br />
Links ein Look aus<br />
der Sommerkollektion 2014<br />
Fashion-Talent:<br />
Simon Porte Jacquemus<br />
Lange bevor letzte Saison auf fast jedem Runway bauchfrei<br />
zu sehen war, hat Simon Porte Jacquemus schon cropped<br />
tops gezeigt. Eigentlich gleich mit seiner ersten Kollektion,<br />
nachdem er sich vor drei Jahren entschieden hatte, ohne<br />
eine Ausbildung Mode zu machen. „Obwohl ich ein Kind<br />
der 90er-Jahre bin, fühle ich mich den Achtzigern extrem<br />
nah. Mir gefällt die Naivität der damaligen Mode.“ Das erklärt<br />
sein Faible für kurze Tops und hoch sitzende Shorts,<br />
kaugummisüße Farben und naive Prints. American Cheerleader<br />
trifft französische Elite-Studentin: Voilà, fertig ist<br />
der Jaquemus-Look.<br />
Für seine Sommerkollektion ist der Designer an einen<br />
Ort gereist, an dem alle seine Vorlieben wohnen:<br />
La Grande Motte, ein Reißbrett-Ferienort in Südfrankreich<br />
mit kastigen Betonbauten, an dem die Achtziger nie tot<br />
waren und er <strong>als</strong> Kind die Sommer verbracht hat. Jacquemus<br />
bedruckt Oversize-Shirts mit Eistüten und zartrosa<br />
Schirmmützchen. Die Schnitte sind so geradlinig wie bei<br />
einem Courrèges-Look. Das bleibt nicht unbemerkt.<br />
Seit diesem Jahr hat er in Rei Kawakubos Designer-Shop<br />
Dover Street Market eine eigene Corner.<br />
Wo Chefköche<br />
essen<br />
Hans Richard<br />
weiß, wo<br />
es in Berlin<br />
schmeckt<br />
66<br />
Nike Air<br />
Force One<br />
Zu den häufig beobachteten Phänomenen<br />
der Modewelt gehört auch dieses: Models, die<br />
eine Show von Isabel Marant laufen, hauen<br />
hinterher ihre Gage sofort für mindestens einen<br />
Look aus der Runway-Kollektion auf den<br />
Kopf. Am besten ist man <strong>als</strong>o so hoch bezahlt<br />
wie Karlie Kloss oder das perfekte Marant-<br />
Mädchen: Anja Rubik. Die beiden waren es<br />
auch, die die verrückte Kreuzung aus<br />
Wedges und High Tops adelten – und schon<br />
Fitness-Bracelets?<br />
So gestern! Viel<br />
moderner: ver -<br />
goldete Ginkgoblätter,<br />
die unsere<br />
Handgelenke<br />
in sonnenwarmes<br />
Leuchten hüllen.<br />
Wedge-Sneaker<br />
von Isabel Marant<br />
AuslAufmodell:<br />
die wedge-sneAker<br />
Fußgängerzonen-Modell<br />
von Deichmann<br />
legten die Dinger den Turbogang ein. Sie waren<br />
Garant dafür, dass man bei Fashionweeks von<br />
Streetstyle-Fotografen um ein Porträt gebeten<br />
wurde und sich auf Instagram die Follower<br />
verdoppelten. Das Problem dabei: Model-Fesseln<br />
sehen auch dann noch elfengleich aus, wenn<br />
sie in klobigen Stiefeln stecken. Für alle anderen<br />
gilt das leider nicht. Trotzdem sah man die<br />
Schuhe plötzlich an PR-Mädchen, Oligarchen-<br />
Gattinnen und am Ende sogar an<br />
frühstück: Im Sale e Tabacchi ein<br />
warmes Croissant mit Honig<br />
und viel Butter, serviert vom schlecht<br />
gelaunten Enzo.<br />
lunch: Die Bourride im Fischers<br />
Fritz. Reines Mittelmeer, großartig!<br />
dinner: Thailändisch auf<br />
höchstem Niveau: die Ente mit<br />
Cashewkernen im Edd’s.<br />
drinks: Auf einen Poire Desiré zum<br />
Würgeengel – ein Klassiker.<br />
richard Berlin, köpenicker straße 174,<br />
restaurant-richard.de<br />
Plateauwedges<br />
von Burberry<br />
Prorsum<br />
Fußgängerzonen-Passantinnen. Sie alle haben<br />
aus dem Dernier Cri einen Ramschartikel<br />
gemacht. Erst gab es die Marant-Schuhe nur bei<br />
Colette, jetzt kann sie sich jeder bei Zalando<br />
zum Family-&-Friends-Preis in den Warenkorb<br />
legen. Es ist <strong>als</strong>o nur noch eine Frage der<br />
Zeit, bis sie vom selben Schicksal ereilt werden<br />
wie die Buffalo-Plateau-Turnschuhe in den<br />
Neunzigern. Nach einer ewig langen Plage über<br />
Nacht verschwunden wie von Zauberhand.<br />
FOTOS: Bertrand Le Pluard; Pierre-Ange Carlotti; & Other Stories x Lara Melchior; Nike; Getty Images
Twin<br />
auch <strong>als</strong> epaper<br />
u n d<br />
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Das IntervIew-MagazIn jetzt auch<br />
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An allen Bahnhöfen und Flughäfen. Sie erhalten beim Kauf von<br />
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Kultur<br />
Now<br />
Neue AusstelluNgeN, Neue Filme,<br />
eiNe Neue Formel sowie der<br />
spoNtAN improvisierte FrAgebogeN<br />
Nymphomaniac<br />
68<br />
Film Zwar ist allgemein bekannt, dass Lars<br />
von Trier <strong>als</strong> Filmemacher einigermaßen<br />
großartig und <strong>als</strong> Person hinreichend kauzig<br />
ist, doch ein anderer Wesenszug wird<br />
bislang weithin unterschätzt: sein Humor. Man<br />
denke nur an den sprechenden Fuchs in<br />
Antichrist. Hier sind nun die wahnsinnig komischen<br />
Orgasmusporträts zu Nymphomaniac,<br />
der allen Ernstes <strong>als</strong> Zweiteiler (Superwitz) in<br />
vielstündiger Länge in die Kinos kommt<br />
(ab 20. Februar).<br />
Sister Corita<br />
Kunst Pop-Art auf die fromme Tour: Sister Corita (1918–1986) war Nonne,<br />
politische Aktivistin, Philosophin und Künstlerin. Und weil das kein Widerspruch sein<br />
muss, sehen ihre Werke wie Demoschilder aus, auf denen tiefsinnig religiöse Sprüche<br />
in knallbunten Lettern stehen. Ein Knaller! Ihre Retrospektive „Let The Sun Shine In“ ist<br />
vom 22. Februar bis 10. Mai in der Circle Culture Gallery, Berlin, zu sehen.<br />
Fremdgelesen<br />
RobeRt GalbRaith: DeR RuF<br />
Des KucKucKs<br />
Anna F., 32, Sportmarketing-<br />
Managerin anna F.: Wer hat denn<br />
bloß das Cover entworfen? Da<br />
denk ich sofort an einen Märchenstoff,<br />
und Harry Potter hab ich noch nie<br />
gelesen. Dabei ist hier schon auf den ersten<br />
Seiten klar, dass es um einen Mord in der<br />
Londoner Society geht. inteRVieW: Warum?<br />
F.: Es geht gleich mit einem Leichenfund<br />
los, eine Frau im Glitzertop ist aus einem<br />
Fenster gefallen. inteRVieW: Wird J. K.<br />
Rowling eigentlich im Klappentext vermerkt?<br />
F.: (guckt nach) Ja. Wenn nur der Titel<br />
nicht wäre (guckt nach). Im Original heißt es<br />
The Cuckoo’s Calling. Auch nicht besser.<br />
Blanvalet, 22,99 Euro<br />
Unlautere Formen …<br />
haRuKi muRaKami:<br />
Die PilGeRjahRe Des<br />
FaRblosen heRRn tazaKi<br />
Gelesen und beredet von und<br />
mit Jürgen C., 52,<br />
Senatsangestellter (Mittagessen<br />
beim Japaner, von der Menükarte<br />
aufblickend …) inteRVieW: Was heißt denn<br />
eigentlich „Onsen“? jüRGen c.: Wieso? Wo?<br />
inteRVieW: Da vorne an der Wand. c.:<br />
Keine Ahnung. inteRVieW: Und, der neue<br />
Murakami? c.: Ach, das ist nichts für Sie.<br />
Das ist so eine ganz eigene Formsprache. Da<br />
geht es um Demut! inteRVieW: Ach was?<br />
c.: Na ja, ich hab die ersten 20 Seiten gelesen.<br />
Nebulöse Erinnerungen und zerbrochene<br />
Jugendfreundschaften.Mal gucken, wann ich<br />
wie viel weiterlese. Dumont, 22,99 Euro
FOTOS (linke Seite): © Concorde Filmverleih GmbH PresseService (8); Joshua White, Sister Corita: Open Wide, silkscreen print, 1960s, courtesy of Circle Culture Gallery and Corita Art Center;<br />
© Verlagsgruppe Random House GmbH; © DuMont Verlag; (rechte Seite): Ada Blitzkrieg; © TOBIS FILM; Matthew Barney und Jonathan Bepler, River of Fundament, 2014, Filmstill, Foto Hugo Glendinning<br />
© Matthew Barney, Courtesy Gladstone Gallery, New York und Brüssel; ©Verlagsgruppe Random House GmbH; © 2014 by Paramount Pictures<br />
14 Fragen<br />
an<br />
Ada<br />
Blitzkrieg<br />
alteR? 28. job? Texterin, Konzepterin.<br />
letzte VeRöFFentlichunG? Die Strenge im<br />
SuKuLTur Verlag. aDa Wie bei naboKoV,<br />
blitzKRieG Wie in blitzKRieG? Ada wie Otto.<br />
Blitzkrieg lieber nur fiktiv. Wo beFinDen<br />
sie sich GeRaDe Genau jetzt, unD ist Das<br />
noch WichtiG? Ich befinde mich in meiner<br />
Agentur am Tempelhofer Ufer und werfe neues<br />
Brennholz unter das Internet. Das ist<br />
wichtig für das Internet und den Konsum.<br />
saFe Place: ist es Da hell oDeR DunKel?<br />
Draußen dunkel und drinnen hell. Ich hocke<br />
in meiner Küche auf der Fensterbank und<br />
starre eine alte Fabrik im Hinterhof an, in der<br />
die Fenster rund um die Uhr beleuchtet<br />
… der Kritik<br />
GaVin extence: Das uneRhöRte<br />
leben Des alex WooDs oDeR …<br />
Wolfgang B., 41, Tischtennis-<br />
Amateur, Vielleser (beim Tischtennis:<br />
B. memoriert ungewohnt<br />
ausführlich die Handlung. Junge<br />
wird von Meteoriten getroffen, zum Outsider<br />
und dealt. Später trifft er einen Amerikaner, der<br />
Vonnegut liest und …) inteRVieW: Vonnegut?<br />
WolFGanG b.: Ja. inteRVieW: Also Kurt<br />
Schlachthof 5 Vonnegut? b.: (leicht genervt) Jaha!<br />
inteRVieW: Wahnsinn. Aber will man einen<br />
Roman lesen von jemandem, der Gavin Extence<br />
heißt? b.: Der kann erzählen. Hab die<br />
ersten 100 Seiten gut weggelesen und dann<br />
so quer, weil ich wissen wollte, wie die<br />
Sache mit dem alten Amerikaner ausgeht.<br />
Limes, 19,99 Euro<br />
Now<br />
sind, weil die Arbeiter dort bis tief in die Nacht<br />
Steckverbindungen für Dinge herstellen,<br />
die Steckverbindungen benötigen. Das beruhigt<br />
mich. Jemand muss es ja machen.<br />
schReiben oDeR lesen? KoRRiGieRen oDeR<br />
löschen? Schreiben und produzieren.<br />
Konsumieren dann lieber in anderen Feldern<br />
wie Film oder Musik. Und Löschen. Ich<br />
bin nicht der Typ für Korrekturen. Entweder<br />
geht mir etwas rein oder eben nicht. DiRty<br />
DiaRy oDeR maGischeR Realismus? Seit ich<br />
nicht mehr rauche, interessiert mich die<br />
Kunst nur noch, wenn sie mit einem Fuß in<br />
meine selten geöffnete Türe grätscht.<br />
entFolGen oDeR DisliKen? Entfolgen aus<br />
gutem Grund und dann nach Möglichkeit<br />
hoffentlich nie wieder lesen. banal oDeR<br />
bizaRR, eiGenen FolloWeRn zu FolGen?<br />
Bereichernd. Egal ob Follower oder nicht, ich<br />
folge, um einen Mehrwert zu haben. suRFen<br />
Wie FRüheR: eheR sPon oDeR youPoRn? Ich<br />
lese die Spon-Kolumnisten. Über das Weltgeschehen<br />
informiere ich mich allerdings lieber<br />
bei YouPorn. beVoRzuGte KateGoRien?<br />
#bdsm #food #backgroundcats. ist Das<br />
inteRnet KaPutt? Solange es einen eigenen<br />
Social-Media-Account für einen Dachs im<br />
Johannesburger Zoo gibt, kann das Internet<br />
nicht so kaputt sein. eWiGes leben DuRch<br />
massensPeicheR … sinD WiR Die eRste<br />
GeneRation, Die nicht stiRbt? Massenspeicher<br />
und Post Privacy. Unsterblich werden, aber<br />
keinen interessiert’s. Das wäre was.<br />
Digitaler Narzissmus,<br />
bedingungslose Exzentrik:<br />
Klingt gut, was<br />
Ada Blitzkrieg vorgeworfen<br />
wurde<br />
August: Osage County<br />
Film Wer Filme über Familienfeiern und<br />
nette Abendgesellschaften wie Das Fest oder<br />
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? schätzt,<br />
wird auch an August: Osage County seine Freude<br />
haben. Als missgünstiges Wrack bittet Meryl<br />
Streep im Rahmen einer Beerdigung zu Tisch<br />
und demütigt ihre Verwandten (ab 6. März).<br />
Matthew Barney<br />
Kunst Wir<br />
hatten schon<br />
bisher den<br />
Eindruck, dass<br />
Barneys Schaffen<br />
komplex ist.<br />
Aber es geht noch komplexer: Skulpturen,<br />
Zeichnungen, ein Film, Musik, wobei alles in<br />
Zusammenhang mit Norman Mailers<br />
Roman Ancient Evenings steht, in dem es um<br />
hypersexuelle Transformationen (siehe Foto)<br />
geht. Wann? 16. März bis 17. August. Wo?<br />
München, Haus der Kunst.<br />
Jack Ryan: Shadow Recruit<br />
Eine schrecklich nette Familie: Meryl Streep (r.)<br />
mit Julia Roberts und Ewan McGregor<br />
Na, wo lauert<br />
der fiese Russe?<br />
Jack Ryan<br />
(Chris Pine) ist<br />
stets auf der Hut<br />
Film Zwei Trends des Filmgeschäfts kommen in dem neuen Film von Kenneth Branagh<br />
zum Tragen: Die Verwendung des Doppelpunkts im Titel (siehe August: Osage County, 300: Rise<br />
Of An Empire, 12 Years: A Slave) sowie der Einsatz von Chris Pine <strong>als</strong> junge Version einer altbekannten<br />
Figur. Nachdem er bereits erfolgreich <strong>als</strong> der junge Captain Kirk eingeführt wurde,<br />
ist er jetzt der junge Jack Ryan, jener CIA-Agent aus den Romanen des rechten Haudegens<br />
Tom Clancy. Üble Russen planen einen Anschlag. Kann er ihn verhindern? (ab 27. Februar)<br />
69
70<br />
Kunst Unter dem Titel Bad Director’s Chair, der offen lässt, ob es sich<br />
um den Stuhl eines schlechten Filmemachers oder den schlechten Stuhl<br />
eines Filmemachers handelt, präsentiert Filmemacher John Waters<br />
jetzt sein künstlerisches Werk. Dazu zählen sehr frühe Filme, Skulpturen<br />
und Fotos, und das alles nah dran am schlechten Geschmack. Zu<br />
bewundern gibt es Hinterteile diverser Schauspieler, Charles Manson <strong>als</strong><br />
Baby, Ike Turner mit seiner Ex-Frau Tina <strong>als</strong> Marionette und vieles<br />
mehr – bis 8. März bei Sprüth Magers Berlin.<br />
Szenen einer Ehe:<br />
Ike & Tina Turner<br />
<strong>als</strong> Marionettenskulptur<br />
von John<br />
Waters<br />
P. L. Travers<br />
(Autorin)<br />
John<br />
Waters<br />
Walt Disney<br />
(Produzent)<br />
Now<br />
Die Formel<br />
Julie Andrews<br />
(Mary Poppins)<br />
Tee mit der<br />
fiesen Nonne:<br />
Judi Dench,<br />
Ruth McCabe,<br />
Steve Coogan<br />
Pablo & Sylvette<br />
Kunst Sie war 19 Jahre alt, <strong>als</strong><br />
Picasso sie im Frühjahr 1954 traf<br />
und kurzentschlossen zu seiner<br />
Muse erkor. Mehr <strong>als</strong> 50 Werke<br />
sind dabei entstanden, Gemälde,<br />
Zeichnungen, Skizzen,<br />
Skulpturen aus Blech sowie<br />
Keramiken, die nun in der<br />
Kunsthalle Bremen unter dem<br />
großartigen Titel Sylvette,<br />
Sylvette, Sylvette. Picasso und das<br />
Modell ab dem 22. Februar<br />
gezeigt werden. Die Ausstellung<br />
läuft bis zum 22. Juni.<br />
Rot<br />
(kein Rot!)<br />
Philomena<br />
Film Als Spezialist für reifere Damen hat sich Filmemacher Stephen<br />
Frears (Die Queen) nun der wahren Geschichte Philomena Lees<br />
angenommen. Die musste <strong>als</strong> junge irische Mutter ihren Sohn zur<br />
Adoption freigeben, weil sie unverheiratet war. Die katholische Kirche<br />
nahm sich des Babys an und verkaufte es in die USA – bis in die<br />
80er-Jahre offenbar eine gängige Praxis des Magdalenen-Ordens. 50 Jahre<br />
später begibt sich Philomena (Judi Dench) mit dem Journalisten<br />
Martin Sixsmith (Steve Coogan) auf die Suche nach ihrem Sohn. Frears,<br />
Dench und Coogan gelingt das Kunststück, diese durch und durch<br />
depressive Geschichte recht heiter zu erzählen (ab 27. Februar).<br />
PANTONE<br />
U N I V E R S E<br />
Red<br />
Regenschirm<br />
(zum Fliegen)<br />
Saving<br />
Mr. Banks<br />
FOTOS: John Waters, „Control“, 2009, Fiberglass, silicone, urethane, acrylic, human and synthetic, hair, fabric and wood, c. 121,9 x 76,2 x 76,2 cm, © John Waters, Courtesy the artist/Sprüth Magers Berlin London/Marianne Boesky Gallery, New York;<br />
© 2014 Universum Film GmbH; Edward Quinn, Sylvette David mit einer von Picasso geschenkten Zeichnung aus der „Sylvette“Serie, 1954, VintageSilbergelatineabzug, 24 x 18 cm, Edward Quinn Archive, © edwardquinn.com / für die Zeichnung:<br />
© Succession Picasso / VG BildKunst, Bonn 2014; Photo by Popperfoto/Getty Images; Alfred Eisenstaedt/Time & Life Pictures/Getty Images; Disney/ Cinetext; ©Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved
PICASSO<br />
SUITE VOLLARD<br />
28. FEBRUAR - 4. MAI 2014<br />
Heiner<br />
Bastian<br />
Pablo Picasso »Minotaure aveugle guidé par une fillette dans la nuit« Dez. 1934 [Suite Vollard, 1930 - 1937] © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2014<br />
GALERIE BASTIAN<br />
AM KUPFERGRABEN 10 · 10117 BERLIN<br />
www.galeriebastian.com<br />
ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.
Wes Anderson<br />
72<br />
Die FilMe Wes anDersons<br />
sinD ganz grosses kino –<br />
nicht nur Weil in ihnen<br />
halb hollyWooD Mitspielt,<br />
sonDern Weil anDerson<br />
jeDes Mal kunst-<br />
Welten erschaFFt.<br />
zu „granD buDapest<br />
hotel“ hat ihn Der<br />
künstler thoMas<br />
DeManD beFragt<br />
Von Thomas Demand<br />
Foto Sølve Sundsbø<br />
Mr. Anderson,<br />
wie haben Sie<br />
das gemacht?<br />
Mitteleuropa, bald bricht ein Krieg los, die<br />
Faschisten können es kaum noch erwarten.<br />
Aber da gibt es in den Bergen noch dieses<br />
Grandhotel, dessen Concierge sich mit makellosen Manieren<br />
und viel Liebe für allein reisende ältere Damen gegen<br />
die neuen, so viel barbarischeren Zeiten stemmt. So ungefähr<br />
geht Wes Andersons neuer Film Grand Budapest<br />
Hotel, eine leicht tänzelnde Komödie mit viel Melancholie<br />
im Herzen, gespielt von einem fantastischen Star-<br />
Ensemble (Ralph Fiennes, Harvey Keitel, Willem Dafoe,<br />
Tilda Swinton, Léa Seydoux …) und einem grandiosen<br />
Newcomer (Tony Revolori in der Rolle des Lobby-Boys).<br />
Und – wie immer in Andersons bis in jede Kleinigkeit<br />
komponierten Filmen – mit atemberaubenden Kulissen<br />
und Miniaturmodellen. Das ist das geeignete Stichwort<br />
für den Auftritt Thomas Demands. Schließlich fotografiert<br />
auch der weltberühmte Berliner Künstler, seit Langem<br />
ein Anderson-Verehrer, für seine Raum-Rekon struktionen<br />
penibel gebaute Modelle. Für <strong>Interview</strong> haben die<br />
beiden sich in Paris unterhalten.<br />
Der melancholischste<br />
Ironiker der<br />
Gegenwart:<br />
Wes Anderson<br />
Thomas DemanD: Bist du abergläubisch? Wir haben heute<br />
Freitag, den 13.<br />
Wes anDeRson: Nein, eigentlich nicht. Tatsächlich war<br />
mir bis eben nicht einmal klar, dass wir heute Freitag, den<br />
13. haben. Und du?<br />
DemanD: Nein. Mir ging es bei der Frage auch mehr um<br />
Schicksal. Glaubst du, dass Dinge vorbestimmt sind?<br />
anDeRson: Nein. Aber ein Freund von mir interessiert sich<br />
sehr für Astrologie. Er argumentiert, wenn der Mond die<br />
Gezeiten verursacht, sei es nicht ganz unwahrscheinlich,<br />
FOTO: Sølve Sundsbø/Art+Commerce
74<br />
DeManD &<br />
anDerson<br />
Der Künstler und<br />
der Regisseur haben<br />
eine Gemeinsamkeit:<br />
Beider<br />
Kunst baut auf<br />
Modellwelten auf<br />
im café De floRe:<br />
Thomas Demand<br />
und Wes Anderson bei<br />
ihrem Gespräch in<br />
Paris, wo Anderson lebt<br />
dass auch wir von Kräften aus dem All beeinflusst sind. Er<br />
versucht, Astrologie mit Physik zu verbinden.<br />
DemanD: Würdest du das für deine Filme benutzen?<br />
anDeRson: Ich hätte nichts dagegen. Es könnte doch ein<br />
ganz guter Trick sein.<br />
DemanD: Was macht eigentlich dein Französisch? Ich<br />
glaube, wir haben uns das letzte Mal darüber unterhalten.<br />
anDeRson: Habe ich Französischstunden genommen, <strong>als</strong><br />
wir uns in Paris getroffen haben?<br />
DemanD: Nun, du hattest eine.<br />
anDeRson: Ja, ich hatte eine, und mittlerweile hatten wir<br />
fünf Stunden, aber die beiden letzten habe ich verpasst. Was<br />
kein gutes Zeichen ist. Ich habe einen ziemlich hohen Anteil<br />
unserer Stunden versäumt. Allerdings haben wir einen<br />
sehr guten Lehrer, und ich bin immer noch optimistisch.<br />
DemanD: Aber du verstehst, was gesagt wird, und deine<br />
Freundin übernimmt dann das Reden?<br />
anDeRson: Tatsächlich ist es genau andersrum – sie<br />
versteht Französisch viel besser <strong>als</strong> ich. Das Reden muss<br />
ich trotzdem übernehmen, obwohl ich nicht besonders<br />
gut darin bin. Allerdings kann ich besser Sätze zusammenbauen<br />
<strong>als</strong> sie. Sie neigt dazu, ausschließlich im Präsens zu<br />
sprechen, was, wie ich finde, die Möglichkeiten der Kommunikation<br />
einigermaßen limitiert.<br />
DemanD: Ich habe mir für unser Gespräch Fellinis<br />
Amarcord noch einmal angeschaut. Ich hatte den Film <strong>als</strong><br />
kleiner Junge gesehen und konnte mich nur noch an<br />
zwei Szenen erinnern. Aber jetzt, nach dem Wiedersehen,<br />
muss ich sagen, das ist ein ziemlich großartiger Film.<br />
anDeRson: Der beste überhaupt. Was mich daran so<br />
fasziniert, ist, dass einer der Jungen zwar irgendwie die<br />
Hauptfigur ist, der Film aber auch allen anderen<br />
folgt und jeden Moment in jede mögliche Richtung<br />
abbiegen kann. Es gibt im Kern keine Handlung,<br />
stattdessen Vignetten, Schlaglichter und Erinnerungen,<br />
aber nie hat man das Gefühl, dass der Film sich verliert.<br />
Er bewegt sich forsch von Punkt zu Punkt, und zwar<br />
immer genau dahin, wo etwas passiert. Das ist ein sehr<br />
mysteriöser Film.<br />
DemanD: Man weiß nur nicht, worauf Fellini eigentlich<br />
hinauswill.<br />
anDeRson: Es sind wohl seine Erinnerungen.<br />
Die Faschisten, die in Italien an die Macht kommen,<br />
Mussolini und so weiter.<br />
DemanD: Besonders der Teil mit den Faschisten neigt ins<br />
Traumhafte. Ich frage mich, ob Fellini das so gemacht hat,<br />
um seinen etwas leichtfertigen Umgang mit dem Horror<br />
zu rechtfertigen.<br />
anDeRson: Ich denke, wenn wir Fellini fragen würden, ob<br />
er den Traum <strong>als</strong> Stilmittel verwendet, weil es ihm hilft,<br />
seine Erinnerung an den Faschismus zu inszenieren, würde<br />
er wohl sagen: „Oh, das ist nur ein Traum, meine<br />
Erinnerung an Rimini …“ Ich glaube, Rimini ist die Stadt,<br />
aus der Fellini kommt.<br />
„Wir nennen die<br />
Faschisten ,Zigzags‘, was<br />
natürlich ein ziemlich<br />
alberner Name ist“<br />
DemanD: In deinem neuen Film Grand Budapest Hotel<br />
tauchen ebenfalls Faschisten auf. Wie gehst du mit der<br />
Schwere des Themas um?<br />
anDeRson: Ja, wir nennen sie „Zigzags“, was natürlich ein<br />
ziemlich alberner Name für Faschisten ist. Ich hatte<br />
immer das Gefühl, dass sie Teil der Handlung sein müssten,<br />
aber sie sollten nie der Teil sein, von dem der Film im<br />
Kern handelt. Und unser Film spielt ja auch im Jahr 1932,<br />
<strong>als</strong>o weder zur Zeit des Ersten noch des Zweiten<br />
Weltkriegs. Also dachte ich, dass ich einfach machen<br />
kann, wonach mir der Sinn steht.<br />
DemanD: Wie hast du den Lobby-Boy gefunden?<br />
anDeRson: Das war wahrscheinlich die schwierigste<br />
Rolle, weil wir jemanden wollten, der vollkommen<br />
unbekannt ist. Also hatten wir einen Casting-Direktor in<br />
Beirut, einen in Israel, einen in Paris und einen in<br />
London. Ich glaube, sogar einen in Ägypten, aber angesichts<br />
der politischen Lage dort kommt mir das auf einmal<br />
unwahrscheinlich vor. Vielleicht gab es auch noch einen in<br />
Marokko. Ganz sicher hatten wir noch welche in<br />
Amerika und in Kanada. Der Junge, den wir genommen<br />
haben, Tony Revolori, ist aus Kalifornien. Ich habe<br />
nicht damit gerechnet, dass wir jemanden aus Kalifornien<br />
für diese Rolle nehmen. Aber das Drehbuch war<br />
englisch, und am Ende hatte ich den Eindruck, dass er die<br />
Rolle besser verstand <strong>als</strong> jeder andere. Ich mochte ihn<br />
in dem Moment, <strong>als</strong> ich ihn sah.<br />
DemanD: Du hast Grand Budapest Hotel in Deutschland<br />
gedreht.<br />
anDeRson: Ja, in Görlitz. Fast alles in Görlitz – die eine<br />
Hälfte der Stadt gehört zu Deutschland, die andere zu<br />
Polen. Mir fällt gerade der Name der polnischen Seite nicht<br />
ein, er ist so schwer zu buchstabieren.<br />
DemanD: Die polnische Seite von Görlitz heißt Zgorzelec,<br />
die Stadt wird von einem Fluss geteilt. In gewisser Weise<br />
ist die deutsche Seite ursprünglicher, weil auf der polnischen<br />
Seite inzwischen viele Fertigbauten stehen, was den Eindruck<br />
einer Mittelalterstadt komplett zerstört.<br />
anDeRson: Gleich wenn man von der deutschen Seite über<br />
die Brücke nach Polen geht, kommt ein Platz, der aussieht,<br />
<strong>als</strong> sei er jahrhundertealt, aber wenn man näher kommt,<br />
sieht man, dass es sich um Häuserattrappen handelt – ein<br />
kleines polnisches Disney World. Höchst seltsam. Und in<br />
dem Moment, in dem man die Brücke überquert – man<br />
braucht nicht einmal einen Pass –, spricht kein Mensch<br />
FOTOS: (linke Seite) Christy Lang; (rechte Seite) © 2013 Fox Searchlight
Wes Anderson mit<br />
seinen beiden<br />
Hauptdarstellern<br />
Ralph Fiennes<br />
und Tony Revolori<br />
mehr Deutsch und fast keiner Englisch. Nur wenige<br />
Schritte – und schon ist man in einer anderen Kultur.<br />
DemanD: In Grand Budapest Hotel bringst du die<br />
Geschichte des Öfteren mit Miniaturmodellen voran.<br />
anDeRson: Die Miniaturen waren von Anfang an Teil des<br />
Ganzen. Weil das Hotel an sich, die Landschaft, wie ich<br />
sie mir vorgestellt und auch auf Fotos gesehen habe, in der<br />
Wirklichkeit nicht mehr existiert. Also habe ich mir<br />
gedacht, dass wir die Landschaft einfach malen und das<br />
Hotel dazu <strong>als</strong> Modell bauen. Und zwar genau so, wie<br />
wir es wollen. Als wäre es eine Postkarte oder ein Diorama.<br />
„Hätte ich versucht, das Bild realistisch<br />
darzustellen, wäre ich<br />
einen Kompromiss eingegangen, der<br />
meiner Vision nicht entsprach“<br />
DemanD: Das ist nicht der erste Film, bei dem du diese<br />
Miniaturmodell-Ästhetik einsetzt – ich erinnere mich<br />
besonders an das unglaubliche U-Boot-Modell aus Die<br />
Tiefseetaucher, dieser wahr gewordene Kindertraum.<br />
Aber wenn man einen Film mit dieser Ästhetik beginnt,<br />
setzt man damit auch einen bestimmten Tonfall. Hast<br />
du nicht Angst, dass die Geschichte dadurch harmloser<br />
wird, weil alles so niedlich wirkt?<br />
anDeRson: Eine gute Frage, vielleicht ist das tatsächlich<br />
eine Gefahr. Aber andererseits haben wir auch an realen<br />
Orten gedreht, die der Zuschauer für Kulissen oder für<br />
Miniaturen halten könnte. Und ich kann das nicht einmal<br />
kontrollieren. Das sind die Dinge, die einfach passieren,<br />
wenn ich anfange, an etwas zu arbeiten.<br />
DemanD: Ich frage das natürlich, weil auch ich mit Modellen<br />
arbeite, wenn auch mit lebensgroßen. Die<br />
Herausforderung bei einem Modell ist, dass man sich einer<br />
Puppentheaterästhetik nähert, die das Erzählen einer<br />
Geschichte nicht gerade erleichtert. Andererseits ist es natürlich<br />
ein kühner Schritt für einen Filmemacher, der<br />
mit Hollywood aufgewachsen ist und all die Möglichkeiten<br />
der CGI-Effekte hätte, den Entschluss zu fassen: „Hey,<br />
lasst uns das einfach malen!“<br />
anDeRson: Ja, seltsam, oder? Und es war nicht einmal so,<br />
dass ich das vorher geplant hatte, es hat sich im Prozess<br />
so entwickelt. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es die beste<br />
Möglichkeit ist, das lebendigste und unvergesslichste<br />
Bild zu schaffen. Hätte ich versucht, das Bild realistisch<br />
darzustellen, wäre ich einen Kompromiss eingegangen,<br />
der meiner Vision ganz und gar nicht entsprach.<br />
DemanD: Aber das Grandhotel aus dem 19. Jahrhundert,<br />
in dem dein Film spielt, ist doch echt, oder?<br />
anDeRson: Nur die große Lobby mit den Treppen und<br />
der Decke sind Teil des realen Gebäudes, den Rest haben<br />
wir für die jeweiligen Perioden, in denen der Film spielt,<br />
hineingebaut. Für die 30er- und die 60er-Jahre. Das gleiche<br />
Gebäude, aber mit unterschiedlichen Kulissen.<br />
DemanD: Hast du dich dabei von der DDR-Ästhetik<br />
inspirieren lassen?<br />
anDeRson: Die Ideen stammen vor allem von Hotels, die<br />
wir in Tschechien und Ungarn gesehen haben.<br />
DemanD: Ihr habt <strong>als</strong>o ausgedehnte Forschungsreisen<br />
unternommen?<br />
anDeRson: Ja, und wir haben wunderschöne Orte<br />
entdeckt. Große, alte Hotels, die zu Zeiten des<br />
Kommunismus auf ausgesprochen umstandslose Weise<br />
renoviert wurden, oft mit kleinen Lobbys innerhalb<br />
von großen Lobbys.<br />
Wes Anderson<br />
75
76<br />
Tony Revolori (Mitte)<br />
<strong>als</strong> Page: Newcomer<br />
unter vielen Stars<br />
DemanD: Ja, heute weiß man das irgendwie zu schätzen.<br />
Aber was sie mit diesen Renovierungen wirklich wollten,<br />
war, das bourgeoise Erbe auszumerzen.<br />
anDeRSOn: Ja, es ist mehr politisch motiviert und weniger<br />
eine Frage des Stils.<br />
DemanD: Aber bei dir ist es eher so, dass du das Politische<br />
zitierst und dabei nicht selbst politisch bist. Kann man das<br />
so sagen? Du zapfst die trüben Erinnerungen des<br />
Unbewussten an?<br />
anDeRSOn: Ich denke, manchmal ist es so, dass ich mir<br />
hier und da etwas zusammenklaue, um mit der Geschichte<br />
weiterzukommen. Ich bin nicht zögerlich, was das Zitieren<br />
angeht. Manchmal mache ich das, weil mir eine Sache besonders<br />
gefällt, aber im Grunde geht es mir bei visuellen<br />
und inhaltlichen<br />
„Manchmal klaue<br />
ich mir etwas zusammen,<br />
um mit der Geschichte<br />
weiterzukommen“<br />
Zitaten vor allem<br />
darum, einen Film<br />
besser zu machen.<br />
DemanD: Es geht<br />
<strong>als</strong>o nicht um<br />
Respekt?<br />
anDeRSOn: Doch,<br />
ab und an schon. Wie in diesem Kurzfilm Castello<br />
Cavalcanti, den wir für die Fondazione Prada gedreht<br />
haben. Darin gibt es eine Szene mit einem Rennauto,<br />
die von Amarcord inspiriert ist – ich glaube, dabei ging es<br />
mir vor allem darum, Fellini Respekt zu zollen.<br />
Andererseits könnte man auch sagen, dass ich einfach<br />
seine Idee geklaut habe.<br />
DemanD: Bei meiner Arbeit geht es mir eigentlich nie um<br />
Respekt oder eine Hommage, es geht mir eher um ein<br />
Gedankenspiel: „Wie wäre es, wenn ich zum Beispiel die<br />
Küche von Saddam Hussein betreten könnte, und zwar<br />
durch deren Abbildung hindurch? Wie würde es sich anfühlen,<br />
wenn ich Zugang zu Räumen hätte, die ich mir nur<br />
vorstelle, weil ich sie auf Fotos gesehen habe?“ Und ich<br />
schätze, wenn du dich in deinem Prada-Film bei Amarcord<br />
bedienst, dann willst du vielleicht nur an der Bar von<br />
Fellini sitzen oder in Italien sein oder wo auch immer. Und<br />
der Film ist dann das Mittel, diesen Wunsch real werden<br />
zu lassen, oder?<br />
anDeRSOn: Genau so ist es. Treffender kann man es nicht<br />
beschreiben. Im Grunde ist es so, dass man auf eine Weise<br />
inspiriert wird und denkt: „Ich glaube, ich könnte etwas<br />
machen, was damit zusammenhängt.“ Und es ist ja nicht<br />
so, dass ich ständig Tausende von Ideen rumliegen hätte,<br />
die nur darauf warten, realisiert zu werden. Meistens bin<br />
ich schon froh, wenn ich überhaupt eine Sache habe, mit<br />
der ich mich beschäftigen kann.<br />
DemanD: Dabei hat man den Eindruck, du würdest in<br />
Ideen schwimmen, wie zum Beispiel der rote Schal, den der<br />
Kommentator zu Beginn von Moonrise Kingdom trägt.<br />
anDeRSOn: Ich glaube, er trägt einen roten Mantel.<br />
DemanD: War es nicht so, dass er einen blauen Rollkragenpullover<br />
anhat?<br />
anDeRSOn: Da bin ich mir sicher. Das klingt korrekt.<br />
DemanD: Wenn wir schon von Moonrise Kingdom reden<br />
– wie ist die Arbeit mit Kindern? Es ist ja bekannt, dass<br />
FOTOS: © 2013 Fox Searchlight
Die Welt von gestern:<br />
Das Hotel in<br />
Andersons Film stemmt<br />
sich gegen den<br />
Lauf der Geschichte<br />
Kinder in Filmen mitunter etwas steif wirken können.<br />
Aber in Moonrise Kingdom war ich absolut von den Kindern<br />
beeindruckt, weil es so aussieht, <strong>als</strong> würden sie wirklich<br />
spielen, wobei sie eine Ernsthaftigkeit an den Tag legen, mit<br />
der sie nicht nur gefallen wollen. Sie wollen dieses Spiel<br />
einfach nur sehr gut spielen.<br />
anDeRson: Das ist eine ziemlich gute Beschreibung von<br />
dem, was sie da tun: Ihnen geht es nicht nur ums Spielen,<br />
sondern auch darum, die Szenen richtig gut zu spielen.<br />
Gerade die beiden Hauptfiguren haben besonders hart gearbeitet.<br />
Sie kannten sich im Drehbuch bestens aus, sie<br />
konnten sich alles merken – und es kam mir nicht so vor,<br />
<strong>als</strong> wäre es ihnen sonderlich schwergefallen. Ein paarmal<br />
mussten sie Dinge tun, die vor allem körperlich eine<br />
Herausforderung darstellten, doch auch die haben sie ohne<br />
Probleme bewältigt. Denn plötzlich waren sie ja beim<br />
Film, sie hatten einen Job. Sie mussten morgens zur Arbeit<br />
und durften erst wieder nach Hause, wenn ihre Aufgabe<br />
erledigt war. Auf einmal waren sie wie Erwachsene, wobei<br />
ich den Eindruck hatte, dass sie sich viel freier fühlten.<br />
Hinterher wollen die meisten am liebsten immer weiter<br />
Filme drehen, was aber nicht notwendigerweise eine<br />
gute Idee ist, wenn man bedenkt, wie unberechenbar diese<br />
Art der Arbeit ist. Talentierte Kinderschauspieler sind<br />
mitunter die diszipliniertesten Schauspieler überhaupt. Sie<br />
können sehr verlässlich sein.<br />
DemanD: In Grand Budapest Hotel gibt es eine Szene, in<br />
der sich der Lobby-Boy im Spiegel einen Schnurrbart<br />
aufmalt, weil er noch zu jung für richtigen Bartwuchs ist.<br />
Schnurrbärte sind ein großes Thema in dem Film.<br />
anDeRson: Jeder Schauspieler in dem Film außer Harvey<br />
Keitel hat einen Schnurrbart, weil die Handlung für<br />
mich vor dem Ersten Weltkrieg spielt, obwohl es in dem<br />
Film heißt, sie spiele 1932. Es ist <strong>als</strong>o alles ein bisschen<br />
vermischt, das mit den Bärten ist ja mehr so eine Sache der<br />
Jahrhundertwende. Und die Tätowierungen von Harvey<br />
Keitel habe ich direkt<br />
aus dem Film Atalante<br />
von Jean Vigo geklaut.<br />
Das ist auch eine Art<br />
von Hommage, aber<br />
andererseits war es<br />
für mich auch eine<br />
tolle Möglichkeit, an<br />
gute Tattoos zu<br />
kommen.<br />
DemanD: Absolut.<br />
Ihre Qualität ist<br />
sozusagen<br />
filmhistorisch<br />
verbürgt. Ich habe<br />
auch ein paar Referenzen an die Malerei entdeckt. Die<br />
offensichtlichste ist der Egon Schiele, der über dem<br />
Kamin hängt. Das ist doch kein echter Schiele, oder?<br />
anDeRson: Nein, der ist von einem Maler aus San Francisco.<br />
DemanD: Vor ein paar Wochen hast du mir noch erzählt,<br />
der Schiele sei von zwei russischen Brüdern aus Görlitz!<br />
anDeRson: Nein, von den russischen Brüdern sind die<br />
Klimts! Den Schiele-Typen haben wir vor ein paar Jahren<br />
im Internet gefunden. Er hat ein paar Schiele-artige<br />
Bilder gemalt, <strong>als</strong>o haben wir einen Schiele bei ihm bestellt.<br />
DemanD: Das Bild ist aber noch obszöner geraten, <strong>als</strong> ein<br />
echter Schiele ohnehin schon ist, oder?<br />
anDeRson: Ach, es gibt ein paar Schieles, die dem ziemlich<br />
nahekommen. Wir brauchten eben die richtige Action.<br />
DemanD: Und was ist mit Caspar David Friedrich? Als<br />
Ralph Fiennes das Hotelfenster öffnet, sieht es so aus, <strong>als</strong><br />
würde er in dem berühmten Friedrich-Gemälde stehen,<br />
wo man den Rücken eines Mannes sieht, der in einem<br />
Zimmer steht und aus dem Fenster nach draußen<br />
auf die Landschaft blickt. War das ein unbewusstes Zitat?<br />
Oder magst du Friedrich einfach gern?<br />
„Den Schiele-Typen haben<br />
wir im Internet gefunden.<br />
Also haben wir einen Schiele<br />
bei ihm bestellt“<br />
anDeRson: Nun, ich mag Caspar David Friedrich, und<br />
wir haben versucht, ein paar seiner Gemälde für unsere<br />
Wandbilder zu kopieren. Auch die Landschaft, vor der die<br />
Hotelminiatur steht, soll ein Friedrich sein. Bevor du es<br />
erwähnt hast, war es mir allerdings gar nicht so klar, aber<br />
Friedrich hat eine Menge Bilder gemalt, wo man den<br />
Rücken von Menschen sieht, die eine Landschaft betrachten.<br />
Sie sehen, was wir sehen. Es kann <strong>als</strong>o sein, dass wir<br />
diese Bildidee bei ihm geliehen haben, ohne es zu wissen<br />
oder zu wollen.<br />
DemanD: Entschuldige, dass ich noch einmal auf Fellini<br />
zurückkomme, aber es gibt ein <strong>Interview</strong> zwischen ihm<br />
und Georges Simenon, das geführt wurde, <strong>als</strong> Simenon<br />
Mitglied der Jury in Cannes war und Fellini den Preis<br />
gewonnen hat. Es ist das <strong>Interview</strong>, in dem Simenon sagt,<br />
dass er Sex mit 10 000 Frauen oder so hatte, was dam<strong>als</strong><br />
für erhebliche Aufregung sorgte. Aber wirklich interessant<br />
an dem Gespräch ist, dass sie darüber sprechen, wie man<br />
sich fühlt, wenn man mit einem Film oder einem Roman<br />
fertig ist – was passiert dann? Ein Loch? Und wie kommt<br />
man da wieder heraus? Wie ist es für dich? Bekommst du<br />
eine Depression? Gehst du einkaufen?<br />
77<br />
anDeRson: Interessante Frage. Findet man das <strong>Interview</strong><br />
im Internet?<br />
DemanD: Es ist ein kleines Buch. Fellini sagt darin, dass er<br />
in eine zweimonatige Depression fällt, die er bekämpft,<br />
indem er sich in die besten Hotels einbucht, die er finden<br />
kann, und dann so viel Champagner trinkt, bis er ihm<br />
aus den Ohren kommt – über Wochen hinweg. Und zwar<br />
nur, weil er die Furcht verdrängen will, dass er gerade<br />
den miesesten Film aller Zeiten gedreht hat und nun allen<br />
klar werden wird, was für ein Hochstapler er ist.<br />
Simenon sagt, dass er zu Prostituierten geht.<br />
anDeRson: Wenn ich einen Film drehe, kann ich es<br />
meist gar nicht abwarten, damit fertig zu werden – während<br />
wir noch filmen, freue ich mich schon aufs Schneiden.<br />
Und wenn ich schneide, freue ich mich auf die Musik.<br />
Und immer wenn ich einen Arbeitsschritt hinter mir<br />
habe, bin ich erleichtert. Allerdings fühle ich mich stets<br />
ein bisschen verloren, wenn ich irgendwann mit allem durch<br />
bin. Ich bin daher immer froh, wenn ich eine ungefähre<br />
Vorstellung davon habe, was <strong>als</strong> Nächstes kommt.<br />
DemanD: Aber du wirst nicht zum Einsiedler in einer Villa<br />
in Devon oder so?<br />
anDeRson: Nein.<br />
„Grand Budapest Hotel“ startet am 6. März<br />
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Riccardo Tisci ist seit 2005<br />
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RiccaRdo Tisci, cReaTive diRecToR<br />
von Givenchy, haT füR nike einen<br />
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Von Mariacarla Boscono<br />
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riccardo Tisci: Nike hat mich gefragt.<br />
Und anders <strong>als</strong> sonst habe ich zugesagt.<br />
Normalerweise beantworte ich alle<br />
Anfragen zur Zusammenarbeit abschlägig,<br />
schon weil meine Arbeit für<br />
Givenchy ohnehin sehr viel von meiner<br />
Lebenszeit beansprucht, aber vor<br />
allem weil ich bei Givenchy das große<br />
Glück habe, mich auf vielen verschiedenen<br />
Gebieten ausdrücken zu können. Ich<br />
mache Frauenmode, Männerkollektionen,<br />
Parfüm …<br />
Boscono: Wieso hast du dann bei Nike<br />
zugesagt? Weil du Sportschuhe so<br />
magst?<br />
Tisci: Weil mich Nike an meine Jugend<br />
erinnert, an die Zeit, in der ich noch<br />
kein Designer, sondern ein Träumer war.<br />
Und weil Nike für mich zu dem<br />
gehört, was für einen Europäer den<br />
Traum von Amerika ausmacht.<br />
Wenn du dich fragst, was dir zu<br />
Amerika einfällt, wirst du wahrscheinlich<br />
an das Sternenbanner denken, an<br />
den Präsidenten, aber auch an legendäre<br />
Marken wie Marlboro oder McDonald’s<br />
– und eben an Nike. Nike ist etwas<br />
wirklich Großes, nicht nur Mode oder<br />
Sport, sondern ein Lebensstil.<br />
Boscono: Du bist mit vielen Musikern<br />
befreundet. Liegt das daran, dass Musik<br />
eine große Leidenschaft von dir ist?<br />
Und welche Musik magst du besonders?<br />
Tisci: Musik ist eine Leidenschaft,<br />
ebenso sehr wie Kunst. In Wahrheit gehört<br />
meine Leidenschaft allem, was Gefühle ausdrückt.<br />
Ich liebe alle möglichen Musiker, Diamanda Galás und<br />
Antony and the Johnsons genauso wie Beyoncé, Björk<br />
oder Led Zeppelin. Ich nehme mir sogar die Freiheit, einen<br />
neuen Song von Shakira toll zu finden. Kann sein, dass<br />
dann jemand fragt, wie ich Shakira mögen kann, wo ich<br />
doch ein dunkler Designer bin, aber das ist mir egal.<br />
Boscono: Hältst du dich denn selbst auch für dunkel? Fühlst<br />
du dich gothic?<br />
Tisci: Ja. Das hat einerseits mit meiner Obsession für<br />
Religion zu tun, ich bin ja ein überzeugter Katholik. Andererseits<br />
sind goth und Dunkelheit für mich nichts<br />
Depressives. Dunkelheit ist Nacht, und Nacht ist die Zeit,<br />
in der man liebt, Sex hat, Menschen trifft, das Leben<br />
feiert. Wie sollte ich mich davon nicht angezogen fühlen?<br />
Boscono: Du hast oft gesagt, wie unglaublich wichtig dir<br />
deine Familie ist. Woran liegt das?
Tisci: Ich war noch sehr jung, <strong>als</strong> mein Vater gestorben ist.<br />
Danach lebten wir – meine Mutter, meine acht Schwestern<br />
und ich – in bitterer Armut. Dam<strong>als</strong> habe ich wahrscheinlich<br />
noch nicht wirklich verstanden, wie wichtig meine<br />
Familie für mich war, heute weiß ich, dass ich ihr alles zu<br />
verdanken habe. Ohne meine Mutter und meine<br />
Schwestern wäre ich nicht zu dem Riccardo Tisci geworden,<br />
der ich heute bin. Sie gaben mir Liebe und die Freiheit,<br />
ich selbst zu sein. Und sie brachten mir bei, wie man sich in<br />
der Gesellschaft behauptet.<br />
„In mancher Hinsicht<br />
bin ich noch ein Junge,<br />
der seinen Träumen<br />
zu folgen versucht“<br />
FOTOS: Nike; Givenchy PR<br />
Boscono: Es heißt, dass du das Angebot, Creative Director<br />
bei Givenchy zu werden, nur deswegen angenommen<br />
hast, damit deine Mutter ihr Haus nicht verkaufen musste.<br />
Ist diese Geschichte wahr?<br />
Tisci: Ja. Eines Tages erzählte mir meine Mutter, dass<br />
sie sich das Haus nicht mehr leisten konnte. Es ist das Haus,<br />
das sie zusammen mit meinem Vater gebaut hat, <strong>als</strong> sie<br />
beide noch jung waren, und in dem wir Kinder aufgewachsen<br />
sind. Für mich war das eine unerträgliche<br />
Vorstellung. Dam<strong>als</strong> war ich 29, ein junger, sehr<br />
umstrittener Designer, der gerade sein eigenes Label aufbaute,<br />
und wenn es dieses Problem mit dem Haus<br />
nicht gegeben hätte, hätte ich den Vertrag mit Givenchy<br />
nicht unterzeichnet. Aber mir lag viel daran, dass<br />
meine Mutter ihr Leben in dem Haus beenden kann, wo<br />
wir alle geboren wurden.<br />
Boscono: Wenn dich jemand fragen würde, wer Riccardo<br />
Tisci ist, was würdest du ihm antworten?<br />
Tisci: Ein Kind, das nie groß geworden ist – und nie groß<br />
werden will. In mancher Hinsicht bin ich immer noch<br />
ein Junge, der seinen Träumen zu folgen versucht.<br />
Boscono: War es für dich ein großer Unterschied, mit einem<br />
Unternehmen zu arbeiten, das nicht mit Mode in<br />
Verbindung steht?<br />
Tisci: Ich mochte das. Für Nike zu arbeiten gab mir das<br />
Gefühl, einmal nicht im Lager der Mode oder des<br />
Luxus zu stehen, sondern für die Straße zu arbeiten. Ich<br />
konnte etwas machen, was für jeden zwischen Alaska<br />
und Afrika erreichbar ist.<br />
Boscono: War damit nicht auch ein besonderer<br />
Erfolgsdruck verbunden?<br />
Tisci: Den Druck habe ich mir eher selbst gemacht. Nike<br />
selbst gab mir die Freiheit, mit den Schuhen anzustellen,<br />
was immer ich wollte. Also nahm ich die Schuhe mit nach<br />
Hause, schloss mich ein und habe drei Tage lang entworfen,<br />
entworfen, entworfen, und dann sagte ich mir: Du<br />
weißt schon, dass das nicht irgendwelche Schuhe sind.<br />
Das sind Schuhe, die eine Geschichte haben. Wenn dir<br />
jemand die Sixtinische Kapelle überlassen würde und<br />
du könntest mit ihr anstellen, was du willst, würdest du sie<br />
auch nicht schwarz übermalen, weil das dumm und<br />
aggressiv und respektlos wäre. Also habe ich über den Geist<br />
dieser Schuhe nachgedacht und versucht, sie zu modernisieren<br />
und nur ein wenig zu verändern. Ich habe Details<br />
verändert, aber das Leder und den Gummi behalten, alles,<br />
Riccardo Tiscis „Air Force 1“-Familie, Nike + R.T. im Uhrzeigersinn von links:<br />
Low Tops um 135 €, Mid Calf um 180 €, Mid Tops um 160 €<br />
maRiacaRla boscono<br />
Das 33-jährige Model lernte Riccardo Tisci 1999 in London<br />
kennen, wo er Mode studierte und sie bat, für die<br />
Einladung zu seiner Abschluss-Show zu posieren. Seitdem<br />
sind sie unzertrennlich, sie nennt sich seine „Teilzeitmuse“,<br />
und zusammen waren sie auf dem Cover der Ausgabe von<br />
„i-D“, die sich mit „Liebenden fürs Leben“ befasste<br />
Mariacarla<br />
Boscono in einer<br />
Kampagne für das<br />
Givenchy-Parfüm<br />
„Dahlia Noir“<br />
wofür diese Schuhe bekannt sind. Wichtig war mir<br />
auch, Schuhe zu machen, die nicht nach einer Saison wieder<br />
vergessen sind. Und ich wollte etwas machen, das sich<br />
Menschen leisten können. Ich kann mich ja noch gut daran<br />
erinnern, woher ich komme, und manchmal macht es<br />
mich traurig, dass ich Kleider und Schuhe mache, die sich<br />
viele Menschen nicht kaufen können.<br />
Boscono: Welche Gefühle hattest du, nachdem du bei<br />
Nike unterschrieben hast?<br />
Tisci: Es gab diesen einen Augenblick, den ich nie wieder<br />
vergessen werde. Ich saß in New York auf dem Flughafen<br />
fest, es war Winter, es war kalt, dauernd wurden neue<br />
Verspätungen durchgegeben, total nervig. Und dann saßen<br />
da am Gate 35 Leute, und 31 von ihnen hatten Nikes<br />
an, und keiner von ihnen war ein Sportler oder ein Mode-<br />
Mensch. Das hat mich umgeworfen.<br />
Riccardo Tisci<br />
83
Es muss Liebe sein<br />
Zwangsstyling, tagebuchspionage, androhung<br />
von KerKer: die le-tan-schwestern olyMpia<br />
(erfinderin der buchtasche) und cléo (autorin<br />
eines schlüsselroMans) bringt nichts auseinander<br />
Protokoll Raha Emami Khansari<br />
84<br />
Olympia Le-Tan<br />
über Cléo<br />
Meine kleine Schwester war ein Weihnachtsgeschenk<br />
meiner Eltern. An Heiligabend<br />
teilten sie meinem großen Bruder und mir mit,<br />
dass wir Zuwachs bekommen würden. Ich war total<br />
aufgeregt und habe jeden Tag gebetet, dass es ein Mädchen<br />
werden würde. Umso glücklicher war ich, <strong>als</strong> Cléo zur<br />
Welt kam. Ich weiß sogar noch, was ich anhatte: einen rot<br />
gestreiften Pullover. Cléo habe ich auch noch ganz<br />
genau vor Augen: Sie war winzig und sah unfassbar asiatisch<br />
aus, was nicht besonders überraschend ist – schließlich<br />
ist unser Großvater Vietnamese.<br />
Da zwischen uns beiden acht Jahre liegen, war sie für<br />
mich nie die nervige kleine Schwester, sondern eher<br />
eine weitere Anziehpuppe. Viel eher war ich diejenige, die<br />
sie genervt hat: Ständig habe ich sie gezwungen,<br />
Klamotten zu tragen, von denen ich unbedingt wollte, dass<br />
sie sie trägt, habe sie geschminkt und ihr die Haare<br />
frisiert. Mittlerweile freut sie sich, wenn ich sie einkleide.<br />
Deshalb hat sie mich schließlich auch gebeten, ihr<br />
Hochzeitskleid zu entwerfen. Das war alles andere <strong>als</strong><br />
einfach, nicht nur weil Cléo erst zwei<br />
Wochen vor ihrem Hochzeitstermin zur<br />
Anprobe in Paris sein konnte, sondern<br />
vor allem auch, weil sie überhaupt nicht<br />
wusste, was sie eigentlich wollte. Jedes<br />
Mal, wenn ich ihr etwas vorschlug, kam<br />
immer nur ein indifferentes „Och, ich<br />
weiß nicht …“ zurück, bis ich ihr schließlich<br />
einen Entwurf geschickt habe mit der<br />
Notiz, dass sie ihn gefälligst zu mögen hätte,<br />
weil wir ohnehin keine Zeit mehr für<br />
einen weiteren Versuch hatten.<br />
Als Jugendliche war Cléo keine besonders<br />
große Rebellin. Sie ging nicht viel<br />
aus, trank keinen Alkohol und brachte fast<br />
immer nur gute Noten nach Hause.<br />
Selbst bei den Streitgesprächen unserer Eltern<br />
hat sie sich akribisch Notizen gemacht und bereits dam<strong>als</strong><br />
gescherzt, dass sie daraus eines Tages einen Roman machen<br />
würde. Ihr Buch Une famille, das letztes Jahr erschienen<br />
ist, durfte ich erst ganz knapp vor seiner Veröffentlichung<br />
lesen. Ich glaube, sie hatte Angst vor meiner Kritik.<br />
Dabei komme ich im Gegensatz zu unserer Mutter fantastisch<br />
weg. Es erinnerte mich an die Bücher unseres<br />
Vaters, die Cléo allerdings noch nie zuvor gelesen hatte. Es<br />
war schön zu sehen, wie sie unbeabsichtigt den gleichen<br />
Ton und Witz anschlug. Ansonsten kommt Cléo weder nach<br />
unserer Mutter noch nach unserem Vater: Sie ist ihre<br />
eigene kleine Erfindung, auf die ich sehr stolz bin.<br />
„Wir erfanden Wörter,<br />
die nur wir beide verstanden“:<br />
Cléo (rechts)<br />
und Olympia Le-Tan
Olympia Le-Tan (links)<br />
macht wunderbare<br />
Taschen, Schwester Cléo<br />
hat über ihre Familie<br />
geschrieben<br />
FOTOS: Olympia Le-Tan (3)<br />
Cléo Le-Tan<br />
über Olympia<br />
<strong>als</strong> Kind hat meine große Schwester mir gegenüber<br />
viel eher die mütterliche Rolle eingenommen<br />
<strong>als</strong> unsere Mutter selbst: Olympia passte abends<br />
oft auf mich auf, wenn unsere Eltern ausgingen, sie zog<br />
mich an und brachte mich ins Bett, spielte mit mir und gab<br />
mir Ratschläge, wenn ich welche brauchte. Mir gefiel das<br />
alles sehr gut, selbst wenn sie mich in ein Ballerinakostüm<br />
steckte, bloß um es an jemandem auszuprobieren. Es gab<br />
nur eine einzige Stylingidee, von der ich nicht begeistert war:<br />
<strong>als</strong> sie mir die Haare so kurz schnitt, dass ich plötzlich<br />
einen Bob hatte!<br />
Sie war selten gemein zu mir, aber es gab dieses eine<br />
perfide Spiel, das sie aus irgendeinem Grund immer wieder<br />
durchexerzierte: Sie fragte mich, ob ich unseren Vater<br />
oder unsere Mutter lieber hätte, und erzählte mir, dass ich<br />
eine Entscheidung zu treffen hätte, weil ich sonst sterben<br />
müsste oder ins Gefängnis käme. Das war furchtbar, weil<br />
ich ihr <strong>als</strong> kleine Schwester natürlich vollsten Glauben<br />
schenkte! Nach wie vor bin ich sehr schlecht darin, Entscheidungen<br />
zu treffen, womit Olympia wiederum überhaupt<br />
keine Probleme zu haben scheint. Mühelos macht sie die<br />
meisten Dinge in ihrem Leben richtig und muss sich dabei<br />
anscheinend nicht groß den Kopf zerbrechen. Sie hatte es<br />
nicht leicht mit mir, <strong>als</strong> es um den Entwurf für mein Hochzeitskleid<br />
ging. Tag um Tag schickte sie mir neue Vorschläge<br />
mit unterschiedlichen Spitzen, obwohl sie ohnehin<br />
schon genug zu tun hatte: Zwei Wochen später gingen die<br />
Shows los, und sie musste ihre komplette eigene<br />
Kollektion vorstellen. Das Hochzeitskleid war am Ende<br />
natürlich fantastisch!<br />
Als große Schwester behält sie nach wie vor meistens<br />
Recht, und wenn wir uns streiten, liegt es meistens daran,<br />
dass ich mal wieder zu langsam, zu spät oder zu verpeilt<br />
gewesen bin. Lange Zeit gingen wir beide fest davon aus,<br />
dass Englisch unsere ganz eigene Geheimsprache sei, die<br />
niemand anderes verstünde. Wir sind in Paris mit einem<br />
französischen Vater und einer britischen Mutter aufgewachsen.<br />
Daher sprachen wir die meiste Zeit Französisch,<br />
doch wenn wir einmal über jemanden lästern oder<br />
einander Geheimnisse anvertrauen wollten, stiegen wir auf<br />
Englisch um. Wahrscheinlich merkten wir dann doch,<br />
dass Englisch nicht so geheim sein konnte, wie wir gedacht<br />
hatten, und erfanden schließlich Wörter und Codes,<br />
die tatsächlich nur wir beide verstanden. Dennoch wusste<br />
ich natürlich nicht alles über sie, weshalb ich das ein<br />
oder andere Mal heimlich ihre Tagebücher gelesen habe.<br />
Allerdings war das total enttäuschend und langweilig,<br />
weil es sich meistens nur um irgendwelche Jungs drehte,<br />
und für Jungs habe ich mich dam<strong>als</strong> noch nicht<br />
interessiert. Ich bin mir sicher, dass auch sie heimlich<br />
meine Tagebücher gelesen hat.<br />
Die Le-Tans<br />
85
Taschen<br />
Bücher<br />
Zu ihrer Vorstellung<br />
Vom<br />
glücklichen leben<br />
gehörte, dass sie<br />
auch im dunkeln<br />
jederZeit wusste, wo<br />
die bücher standen,<br />
die ihr guttaten,<br />
wenn sie nicht<br />
einschlafen konnte.<br />
und wo ihre neuen<br />
taschen – falls sie<br />
doch lieber noch<br />
losZiehen wollte<br />
Fotos Kirchknopf +<br />
Grambow<br />
Styling Réka Maria<br />
Probst<br />
Fashion Trend<br />
87<br />
Erste Reihe (von links):<br />
Federtasche, ca. 2 130 € tom Ford<br />
Clutch, ca. 1 400 € Céline<br />
Tasche, ca. 995 € saint<br />
laurent by hedi slimane<br />
Zweite Reihe: Tasche, 7 100 €<br />
valentino Tasche, ca. 13 000 €<br />
tod’s Beuteltasche, ca. 3 500 €<br />
louis vuitton<br />
Dritte Reihe: Clutch, ca. 1 395 €<br />
saint laurent by hedi<br />
slimane Tasche, ca. 890 €<br />
roberto Cavalli<br />
Tasche, ca. 276 €<br />
lizzie Fortunato
Fashion Trend<br />
88<br />
Erste Reihe (von links):<br />
Tasche, ca. 5 460 € Fendi<br />
Zweite Reihe: Tasche,<br />
ca. 4 600 € Christian dior<br />
Tasche, ca. 2 700 € prada<br />
Tasche, ca. 1 550 € miu miu<br />
Dritte Reihe:<br />
Tasche, ca. 1 250 €<br />
dolCe & gabbana<br />
Minau dière, ca. 5 800 € Chanel<br />
Beuteltasche, ca. 2 705 €<br />
giorgio armani<br />
Tasche, ca. 3 900 €<br />
Christian dior Schultertasche,<br />
ca. 1 600 € Céline<br />
p r o d u k t i o n<br />
Frank Seidlitz, Dorothea Fiedler<br />
dank an Pro qm Berlin
Nils<br />
Frahm<br />
Dieser Mann rockt geraDe Die Welt:<br />
HyMniscHe kritiken, überall konzerte,<br />
sogar in eineM neW yorker apple store.<br />
obWoHl Der 31-jäHrige nun WirklicH<br />
nicHt rockt. sonDern seHr intiMe<br />
neoklassiscHe vorneDran-Musik MacHt<br />
Von Raha Emami Khansari<br />
Nils Frahm<br />
90<br />
Nils Frahm:<br />
„Mir gefällt die<br />
Vorstellung,<br />
dass ich das<br />
Streichquartett<br />
auf der ‚Titanic‘<br />
sein werde“
PoRTRäT: Tracey Morter; FoTo: Alexander Schneider<br />
INtervIew: Herr Frahm, wie viel hat Musik machen<br />
eigentlich mit Sex zu tun?<br />
NIls frahm: Sehr viel, glaube ich. Im Grunde ist es nichts<br />
anderes <strong>als</strong> Selbstbefriedigung. Das Gefühl, wenn man<br />
mit seinen Jungs sehr viel Zeit im Proberaum verbringt, ist<br />
das Pendant zur kollektiven Selbstbefriedigung. Kekswichsen<br />
eben (eine beliebte Freizeitbeschäftigung jüngerer<br />
Männer).<br />
INtervIew: Was waren das für Zeiten, <strong>als</strong> Sie noch mit<br />
Ihren Jungs im Proberaum abhingen?<br />
frahm: Mit 13 habe ich mit einem Freund aus meiner<br />
Klasse angefangen, Schlagzeug zu spielen, und ein<br />
anderer Freund, ein Punker mit Irokesenschnitt, hat<br />
noch mitgemacht. Wir haben Beatles-Songs gecovert<br />
und Tabak-Bongs geraucht, das war mein Einstand in<br />
der Musikwelt (lacht). Unseren ersten Auftritt hatten<br />
wir im Altersheim der Oma des Saxofonisten.<br />
INtervIew: Wow, das klingt ja richtig nach Rock ’n’ Roll.<br />
frahm: Wir waren Punks, die Schlagzeug, Klavier<br />
und Saxofon spielten und nicht einmal einen Sänger hatten,<br />
weshalb die Coverversionen ohne Texte auskommen<br />
mussten. Eigentlich hatten wir ein Faible für Jazz, aber weil<br />
wir in Bergedorf die einzigen Punks waren, ging das nicht.<br />
INtervIew: Als Punker, der eigentlich Jazz mag und in<br />
einem Außenbezirk von Hamburg groß wird, waren Sie<br />
doch bestimmt schon früh auf dem Fusion Festival, oder?<br />
frahm: Nein, leider noch nie! Inzwischen warte ich<br />
darauf, dass ich endlich eingeladen werde.<br />
INtervIew: Vielleicht bekommen Sie keine Einladung,<br />
weil Ihr Aufbau so unglaublich kompliziert ist.<br />
frahm: Haben Sie davon gehört?<br />
INtervIew: Nein, das war bloß eine Mutmaßung. Ist er<br />
denn nicht ziemlich aufwendig?<br />
frahm: Doch, total (lacht). Ich komme mir langsam vor<br />
wie Rammstein.<br />
INtervIew: Bloß alleine. Und ohne Pyrotechnik.<br />
frahm: Dafür mit Wunderkerze. Ich habe mir erst gestern<br />
Rammstein-Shows auf YouTube angeguckt. Mann, sind<br />
das hart arbeitende Männer! Ich dachte sofort, dass das so<br />
typisch deutsche Musikkultur ist: Jede Band, die es in<br />
Deutschland irgendwie geschafft hat, muss sich den Arsch<br />
abgearbeitet haben.<br />
„Man sollte ein Gespür dafür<br />
entwickeln, wie viele Allüren<br />
man sich erlauben darf“<br />
INtervIew: An wen denken Sie da noch?<br />
frahm: An Kraftwerk zum Beispiel. Die haben auch ganz<br />
schön viel Zeug zusammengelötet und sind mit einem<br />
Lasermaß auf die Bühne gekommen, um ihre Kabel<br />
sternförmig und auf den Zentimeter genau auszulegen.<br />
Das hat nichts von lässigen Folkbands aus Portland.<br />
INtervIew: Das bedient alle deutschen Klischees: akkurat,<br />
fleißig und strukturiert. So wie Sie.<br />
frahm: Ja, das stimmt. Ich brauche vier Stunden Soundcheck,<br />
damit das Klavier optimal mikrofoniert ist. Die<br />
Techniker, die mit mir arbeiten müssen, hassen mich<br />
meistens. Ich fände mich auch anstrengend.<br />
INtervIew: Gott sei Dank sind Sie Sie selbst und müssen<br />
sich nicht aushalten.<br />
frahm: Das denke ich auch ganz oft.<br />
INtervIew: Wann merkten Sie, dass Sie kompliziert sind?<br />
frahm: Ich glaube, kompliziert bin ich nicht. Ich habe die<br />
Sachen einfach nur gerne in einer Art und Weise, wie ich<br />
sie mir vorstelle (lacht).<br />
INtervIew: Das ist eine sehr euphemistische Beschreibung<br />
von kompliziert.<br />
frahm: Als ich noch ein kleiner Fisch war und für 50 Euro<br />
gespielt habe, habe ich den Ball noch flacher gehalten.<br />
Man sollte ein Gespür dafür entwickeln, wie viele Allüren<br />
man sich in welchem Stadium seiner Karriere erlauben<br />
darf. Jetzt habe ich backstage natürlich weiße Lilien. Sonst<br />
spiele ich nicht (lacht).<br />
INtervIew: Welche Allüren haben Sie tatsächlich?<br />
frahm: Ich bin ziemlich beleidigt, wenn es kein normales<br />
Licht gibt. Neonröhren gehen nicht, Energiesparlampen<br />
gehen nicht, und LED-Lichter gehen gar nicht. Das sieht<br />
einfach scheiße aus. Wenn du auf die Bühne kommst, ist<br />
das Augenkrebs. Dann frage ich nach einer Sofalampe …<br />
INtervIew: … und werden kurz gehasst, weil irgendwer<br />
eine herkömmliche Glühbirne besorgen muss. Was ja<br />
inzwischen auch nicht mehr leicht ist.<br />
frahm: Als ich gehört habe, dass die verboten werden,<br />
habe ich mir 500 Stück gekauft!<br />
Modularsysteme mit<br />
vielen bunten Knöpfen:<br />
das Studio Frahms<br />
91
Nils Frahm<br />
92<br />
Den ganzen Tag<br />
schlafen, nachts<br />
komponieren:<br />
Nils Frahm<br />
in seinem<br />
Wohnstudio<br />
INtervIew: Wow. Wo lagern Sie Ihr Glühbirnenarsenal?<br />
frahm: Ich habe im Studio einen kleinen Dachboden. Ich<br />
sehe mich schon <strong>als</strong> alten Mann bei Ebay eine Glühbirne<br />
für 100 Euro das Stück verkaufen. Das wird meine Rente.<br />
INtervIew: Wissen Sie eigentlich, wie viel Ihr gesamtes<br />
Equipment wiegt?<br />
frahm: Ja, das muss ich leider wissen, weil ich dauernd<br />
damit fliege. Es sind 120 Kilo. Das ist quasi mein Sport.<br />
INtervIew: Würden Sie Ihr Klavier mitnehmen wollen?<br />
frahm: Ich glaube, es wäre mir zu dekadent, so einen<br />
Truck vorzuschicken, und man selbst fliegt hinterher, nur<br />
damit das eigene Klavier vor Ort ist. Wo die doch ohnehin<br />
alle gleich klingen. Klaviere sind für mich wie Mietwagen,<br />
ich benutze sie eben. Da hängt mein Herz nicht dran.<br />
INtervIew: Das ist überraschend für einen Pianisten.<br />
frahm: Ich finde Klaviere auch unglaublich hässlich.<br />
Das sind schließlich nur schwarze Kästen, die eine große<br />
Ähnlichkeit mit einem Sarg haben. Dafür finde ich<br />
„Muss ich mich jetzt um<br />
mein Aussehen kümmern?<br />
Brauche ich einen Stylisten?“<br />
Modularsysteme umso hübscher. Die haben viele bunte<br />
Knöpfe, das ist viel aufregender.<br />
INtervIew: Überraschend finde ich auch, wie lädiert Ihre<br />
Hände aussehen. Sollten Sie da nicht besser aufpassen?<br />
frahm: Ich wundere mich auch immer wieder, wie ich das<br />
anstelle. Ich bastle halt gerne. Aber wenn das Leben mir<br />
eines Tages sagt, dass ich kein Klavier mehr spielen soll,<br />
dann spiele ich eben kein Klavier mehr.<br />
INtervIew: Zukunftsängste scheinen Sie nicht zu haben.<br />
frahm: Ich baue darauf, dass meine Fans mich<br />
durchfüttern (lacht). Irgendjemand wird sich schon meiner<br />
annehmen. Wie bei Moondog, dem amerikanischen<br />
blinden Komponisten. Der wurde von einer reichen<br />
Deutschen finanziert, weil sie ihn so toll fand. Diese<br />
Geschichte gibt mir tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit.<br />
INtervIew: Haben Sie treue Groupies?<br />
frahm: Oh ja! Und ich kriege wirklich tolles Zeug geschickt:<br />
selbst gemachten Ahornsirup aus Kanada zum<br />
Beispiel oder selbst gemachte Marmelade aus Frankreich.<br />
Neulich hat mir jemand sein Ferienhaus in der Uckermark<br />
angeboten, falls ich mal rausmöchte. Demnächst kriege<br />
ich sogar einen Stuhl, weil meine Musik offensichtlich für<br />
einen Stuhlbauer so inspirierend gewesen ist.<br />
INtervIew: Klingt tatsächlich, <strong>als</strong> müsste man sich um<br />
Sie keine Sorgen machen. Wird Ihnen die Aufmerksamkeit<br />
nicht zu viel?<br />
frahm: Ich habe eher Angst, dass die Leute irgendwann<br />
genervt sind. Das Ganze war ja mal ein Geheimtipp und<br />
hat immer noch diesen Geheimtippcharakter. Ich will<br />
nicht, dass es für Leute aus der experimentellen Musikszene<br />
bescheuert wird, die sich jetzt angucken müssen, wie man<br />
einen Gig im Apple Store in New York macht.<br />
INtervIew: Man kann jedenfalls nicht behaupten, dass<br />
um Sie momentan kein Aufhebens gemacht wird.<br />
frahm: Ich versuche es mit Humor zu nehmen, was da<br />
gerade passiert. Anscheinend gibt es ein Vakuum, das ich<br />
ausfülle, und der Rest ist Hype, den ich sowieso nicht<br />
steuern kann. Ich schrecke schon kurz auf, wenn das Wort<br />
„Posterboy“ fällt. Dann denke ich: „Ach so? Ich muss<br />
mich jetzt <strong>als</strong>o um mein Aussehen kümmern. Ich brauche<br />
jetzt wohl einen Stylisten.“ (lacht)<br />
INtervIew: Sie sind viel lustiger <strong>als</strong> Ihre Musik.<br />
frahm: Ich finde die Musik zum Teil auch lustig. Wenn<br />
die Leute beim Konzert nicht wenigstens einmal laut<br />
auflachen, bin ich unzufrieden.<br />
INtervIew: Ihre Musik wäre trotzdem eher die<br />
Orchestrierung eines Dramas <strong>als</strong> die einer Komödie.<br />
frahm: Ich finde es ganz gut, dass gerade alles den Bach<br />
runtergeht. Es ist irgendwie befriedigend, dass man<br />
bald wirklich verzichten muss, damit nicht alles zu Ende<br />
geht. Und mir gefällt die Vorstellung, dass ich<br />
dann das Streichquartett auf der „Titanic“ sein werde.<br />
INtervIew: Und wie bringen Sie sich in die richtige<br />
Stimmung für Ihre Untergangsmusik?<br />
frahm: Ich verschlafe den ganzen Tag, komme dann so<br />
richtig schlecht drauf, und dann entsteht diese Musik, an<br />
der ich dann bis vier Uhr nachts arbeite.<br />
Nils Frahm tritt am 9.3. in Leipzig und am 10.3. in<br />
Berlin auf. Sein neues Album “Spaces” ist bei Erased<br />
Tapes Records erschienen<br />
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Berlin Calling<br />
Im Bett mit KaTJa rIeMaNN, mit CLeMeNS SChICK in der Badewanne,<br />
und MarTIN wuTTKe trägt Fummel S. 96: wie Star-Fotograf MarTIN<br />
SChOeLLer die Stars von Berlin sieht. SIMpLY The BeST S. 122: die Habenwollen-Teile<br />
aus den neuen Kollektionen. aMY adaMS S. 134 behauptet, nie in<br />
ihrem Leben gemein gewesen zu sein. Made IN ITaLY S. 152: Mailand kann mehr <strong>als</strong><br />
Eleganz – Atelierbesuche bei den aufregendsten neuen Designern. Kunst an der Frau:<br />
In dieser Saison wird Mode zur STreeTarT S. 142. Jung und schön und die neue Muse<br />
S. 160<br />
von Karl Lagerfeld: ganz schön was los bei aLMa JOdOrOwSKY
Schoeller<br />
Portfolio Berlin<br />
96<br />
Martin Schoeller iSt berühMt für Seine PorträtS, auf<br />
denen Man StarS So nahe wie SonSt nie koMMt – der<br />
GlaMour der authentizität. wir haben ihn nach berlin<br />
einGeladen, uM MenSchen zu treffen, uM die Sich in<br />
der Stadt (nicht nur) in berlinale-zeiten alleS dreht<br />
Fotos Martin Schoeller<br />
Redaktion Antje Wewer Produktion Frank Seidlitz<br />
Styling Klaus Stockhausen & Sophia Costima<br />
Berlin<br />
sieht<br />
Nina Hoss isst eine<br />
Currywurst. Justus von Dohnányi<br />
fährt S-Bahn. Michael Höpfl<br />
trägt ein Reh nach Hause. Antje<br />
Traue sieht gefährlich aus. Moritz<br />
Bleibtreu & Jürgen Vogel kloppen<br />
sich. Javier Peres leuchtet.<br />
Martin Wuttke & Margarita<br />
Broich rauchen. Katja Eichinger<br />
frühstückt. Jeremy Shaw klebt<br />
Berlin voll. Clemens Schick geht<br />
baden. Michael Ballhaus trinkt<br />
Kaffee. Katharina Schüttler spielt.<br />
Paula & Katja Riemann lackieren<br />
sich die Nägel. Ronald Zehrfeld<br />
steht in Flammen. Heike Makatsch<br />
lässt sich einen Schuh anziehen.
97<br />
NiNa Eine Diva macht Pause.<br />
Hoss Zwischen zwei Proben<br />
genehmigt sich die 38-Jährige eine<br />
Currywurst. Nach 15 Jahren am<br />
Deutschen Theater gibt Hoss gerade in<br />
Thomas Ostermeiers Inszenierung<br />
Die kleinen Füchse ihren Einstand an<br />
der Schaubühne.<br />
Kleid EliE saab<br />
Schmuck bulgari Schuhe<br />
cHristiaN dior
Justus Foxterrier Rudi gibt<br />
voN Geleitschutz in der S-Bahn.<br />
doHNáNyi In George Clooneys<br />
Kunstschutz-Drama Monuments Men<br />
(Start: 20.2.) spielt von Dohnányi eine<br />
Nebenrolle, bei seinem eigenen Film<br />
Desaster hält er es wie Clooney: Drehbuch,<br />
Regie, Hauptdarsteller – alles er selbst.<br />
Anzug, Hemd & Fliege<br />
HErr voN EdEN<br />
Mantel giorgio armaNi<br />
Hut saloN HütE &<br />
accEssoirEs
micHaEl Der Küchenchef<br />
Höpfl des Pauly Saal ist das<br />
Rehkitz unter den Gourmetköchen:<br />
Gerade wurde der 29-jährige Koch<br />
vom Guide Michelin mit einem<br />
Stern ausgezeichnet. Wie man sieht,<br />
setzt das Restaurant in der Ehemaligen<br />
Jüdischen Mädchenschule<br />
auf regionale Zutaten.<br />
Kleidung privat
aNtJE Zu Besuch aus Hollywood:<br />
trauE Die 33-jährige Schauspielerin<br />
pendelt zwischen Los Angeles<br />
(Arbeit) und dem Berliner Prenzlauer<br />
Berg (Freunde). Bei uns kennt man sie aus<br />
dem Thriller Pandorum, in den USA<br />
aus Man Of Steel <strong>als</strong> Supermans Nemesis.<br />
Mantel odEEH<br />
Top louis vuittoN
moritz Wenn zwei der<br />
blEibtrEu beliebtesten Schauspieler<br />
Deutschlands in einem Kinofilm<br />
mitspielen, kann nicht mehr viel schiefgehen:<br />
Der Thriller Stereo, in dem<br />
Bleibtreu das Alter Ego von Jürgen Vogel<br />
spielt, feierte während der Berlinale<br />
Weltpremiere im renovierten Zoo Palast.<br />
Kleidung privat
JürgEN kloppt sich mit Bleibtreu<br />
vogEl durch die Stadt, zuerst<br />
in der Märchenhütte im Monbijoupark,<br />
dann vor dem Bode-Museum. Mit Max<br />
Erlenwein, dem Regisseur von Stereo, hat<br />
Vogel bereits den Krimi Schwerkraft<br />
gedreht. Vogel-Klassiker: Der freie Wille<br />
und Quellen des Lebens.<br />
Kleidung privat
Javier Geboren auf Kuba, in Los<br />
Peres Angeles aufgewachsen,<br />
operiert der 41-Jährige von der Berliner<br />
Karl-Marx-Allee aus. In seiner Galerie<br />
Peres Projects stellte er schon Kunst von<br />
Terence Koh, James Franco und Leo<br />
Gabin (Foto) aus, in der Pipeline sind<br />
Dan Attoe und David Ostrowski.<br />
Kleidung Privat
martiN „Er sieht ziemlich gut<br />
WuttkE in Frauenkleidern aus“,<br />
sagte seine Frau Margarita. Also brachten<br />
wir Wuttke etwas Hübsches in die Garderobe<br />
mit. Der 52-Jährige ist seit 15 Jahren<br />
an der Volksbühne und Ensemble-Mitglied<br />
an der Wiener Burg, aber leider nicht<br />
mehr Leipziger Tatort-Kommissar. Dafür<br />
ermittelt jetzt seine Frau.<br />
Kleid zara
margarita Wuttkes Frau<br />
broicH dagegen sieht mehr <strong>als</strong><br />
nur ziemlich gut in Männerkleidung aus.<br />
Die 53-jährige Schauspielerin und Fotografin<br />
ist im Kino gerade in Vaterfreuden<br />
und Fack ju Göhte zu sehen und ermittelt<br />
bald im Frankfurter Tatort.<br />
Look giorgio armaNi
katJa sitzt immer noch gerne<br />
EicHiNgEr dort, wo sie sich<br />
in Berlin zu Hause fühlt: An Tisch 57<br />
im Restaurant Borchardt hatte ihr Mann,<br />
Filmproduzent Bernd Eichinger, bis zu<br />
seinem Tod seinen Stammplatz. Die 42-<br />
Jährige war bei der Berlinale Mitglied<br />
der Jury für den Förderpreis Made in<br />
Germany. Im März erscheint ihr<br />
Debütroman Amerikanisches Solo (Metrolit).<br />
Bademantel kadEWE<br />
Schuhe fENdi
JErEmy Aufgewachsen in<br />
sHaW Vancouver, verband Shaw<br />
Berlin lange mit dem Film Christiane F.,<br />
bis seiner Faszination ein Kunstprojekt<br />
namens The Image of a Generation entwuchs<br />
(aus dem das Plakat auf dem Foto<br />
stammt). Ende Mai startet Shaws erste<br />
Solo-Show in der Galerie Johann König.<br />
Kleidung privat
clEmENs Erst mal wieder<br />
scHick runterkommen<br />
nach dem Wahnsinn der letzten Zeit.<br />
Bei der Berlinale war der 42-Jährige<br />
gleich dreimal vertreten: im Wettbewerb<br />
mit dem brasilianischen Film Praia do<br />
Futuro, dazu noch mit dem österreichischen<br />
Western Das finstere Tal (Start: 20.2.)<br />
und mit dem Diplomfilm Die Unschuldigen.<br />
Mütze<br />
amEricaN<br />
apparEl
micHaEl Das Auge Hollywoods<br />
ballHaus zu Hause in seiner<br />
Zehlendorfer Küche. Seine Autobiografie<br />
Bilder im Kopf, die am 17. März erscheint,<br />
erzählt die faszinierende Lebensgeschichte<br />
des außergewöhnlichen Kameramanns,<br />
der mit Fassbinder, Scorsese und Coppola<br />
gedreht hat.<br />
Look boss
katHariNa Die zwei Leben<br />
scHüttlEr der 34-Jährigen:<br />
nachmittags mit ihrer Tochter Minze<br />
im Spielzelt, abends in großer Robe zur<br />
Premiere von Zeit der Kannibalen (lief<br />
bei der Berlinale in der Reihe Perspektive<br />
Deutsches Kino, Kinostart: 24.4.). Geht<br />
das zusammen? Aber ja doch!<br />
Kleid alExaNdEr<br />
mcquEEN übEr<br />
mytHErEsa.com<br />
Ring & Ohrringe<br />
sabriNa dEHoff<br />
Schuhe prada<br />
viNtagE
paula Wenn Paula nach Berlin<br />
riEmaNN kommt, ist sie am<br />
liebsten bei Mama. Die 20-Jährige, die in<br />
London Tanz studiert, teilt mit ihrer<br />
Mutter viele Leidenschaften, vor allem<br />
jene zur Schauspielerei. Beide Riemanns<br />
sind in dem neuen Film Coming in von<br />
Marco Kreuzpaintner zu sehen.<br />
BH stElla<br />
mccartNEy
katJa Als strenge Direktorin<br />
riEmaNN ist Riemann gerade<br />
in der Komödie Fack ju Göhte zu sehen,<br />
demnächst dreht die 50-Jährige wieder<br />
einen Film mit der Regisseurin Margarethe<br />
von Trotta. Wenn Riemann nicht<br />
spielt, singt sie, nimmt Hörbücher auf<br />
oder besucht ihre Tochter in London.<br />
Negligé calviN<br />
klEiN<br />
uNdErWEar
oNald ist immer für ein Abenteuer<br />
zu haben.<br />
zEHrfEld<br />
In Feo Aladags Zwischen Welten (lief im<br />
Berlinale-Wettbewerb) spielt Zehrfeld<br />
einen Soldaten im Afghanistan-Einsatz, in<br />
Dominik Grafs Kostümfilm Die geliebten<br />
Schwestern einen Freund Friedrich Schillers.<br />
Jogginghose, Sweater & Mütze<br />
amEricaN apparEl<br />
Mantel privat
Heike Die Schauspielerin mit<br />
MakatscH großem Mutterherz<br />
(zwei Töchter) und Modelbeinen vor der<br />
Berliner King Size Bar. An ihrer Seite: Türsteher<br />
Frank. Makatsch ist mit einer<br />
(Mutter-)Rolle in Die Bücherdiebin (Start:<br />
13. März) zu sehen.<br />
Kleid josH goot über<br />
MatcHesfasHion.coM<br />
Kette bcbg Max azria vintage<br />
Schuhe dsquared2 vintage
Portfolio Berlin<br />
120<br />
Manche Gesichter hat man so<br />
oft gesehen, dass sie jedes<br />
Geheimnis verloren zu haben<br />
scheinen. Dann fotografiert<br />
Martin Schoeller sie, und es ist,<br />
<strong>als</strong> sähe man sie zum allerersten<br />
Mal. Ein Gespräch über<br />
Nähe, den Zauber ungeschminkter<br />
Authentizität und persönlichen<br />
Stil in den Zeiten der Bilderflut<br />
interview: Insgesamt haben Sie 18 Leute für <strong>Interview</strong><br />
porträtiert. Wie viele kannten Sie davon?<br />
martin schoeller: Michael Ballhaus natürlich, Martin<br />
Wuttke kannte ich aus meiner Berliner Studentenzeit am<br />
Lette-Verein, Moritz Bleibtreu habe ich schon mal fotografiert<br />
und den Namen Heike Makatsch schon mal gehört.<br />
Ich lebe seit 20 Jahren in New York und bekomme nicht<br />
mehr so viel mit, was deutsche Stars angeht. Aber eigentlich<br />
ist das bei mir immer so. Anfangs weiß ich nicht viel<br />
über die Menschen, die ich porträtieren soll. Also beginne<br />
ich zu recherchieren, beschäftige mich mit ihrer Arbeit<br />
und entwickle dann eine Bild-Idee.<br />
interview: Haben Sie sich diese Arbeitsweise von Annie<br />
Leibovitz abgeschaut, deren Assistent Sie in den<br />
Neunzigern waren?<br />
schoeller: Ja, das habe ich bei ihr gelernt. Und wie man<br />
das richtige Licht setzt. Nachdem ich in Berlin mit meiner<br />
Ausbildung fertig war, wollte ich unbedingt jemandem<br />
assistieren, dessen Arbeit ich bewundere. Annies Fotos hatte<br />
ich Anfang der Neunziger in den Hamburger Deichtorhallen<br />
gesehen. Ich habe mich einfach beworben. Und da sie<br />
ein fordernder Charakter ist, hat sie einen großen Verschleiß<br />
an Leuten. Ich fing <strong>als</strong> dritter Assistent an, bekam 80 Dollar<br />
am Tag, und später stieg ich zum ersten Assistenten auf.<br />
interview: Wie sind Sie klargekommen?<br />
schoeller: Anfangs war mein Englisch noch ziemlich<br />
schlecht, und ich hatte wenig Ahnung von großen<br />
Fotoproduktionen. Mit der Zeit wurde ich immer besser,<br />
und zum Schluss habe ich mich mit ihr gut verstanden.<br />
interview: Dann haben Sie den Absprung geschafft?<br />
schoeller: Ich habe nebenbei schon immer eigene<br />
Sachen fotografiert, Licht ausprobiert und mit<br />
Nahaufnahmen experimentiert, aus denen später meine<br />
Close-ups entstanden. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis<br />
ich mich nicht mehr auf ihren Stil berufen habe.<br />
Fotografieren ist immer auch eine Stresssituation, weil<br />
der Moment zählt, und da greift man schnell mal<br />
auf etwas zurück, was man gelernt hat.<br />
interview: Der letzte Job mit Leibovitz?<br />
schoeller: Bevor er stattfand, hat Annie noch eine<br />
Überraschungsparty für mich geschmissen. Dam<strong>als</strong> lebte<br />
Susan Sontag noch und hatte die irre Idee, dass an dem<br />
Tag alle Perücken mit Dreadlocks aufhaben.<br />
interview: Weil Sie Ihre Haare so tragen, seit …<br />
schoeller: … ich 18 Jahre alt bin, und ich werde Dreads<br />
so lange haben, bis sie abfallen. Der letzte Job fand auf<br />
Kuba statt. Danach wurde aus Cuba Libre Martin Libre.<br />
interview: Waren Sie denn sofort gut im Geschäft?<br />
schoeller: Es folgte erst mal eine Durststrecke. Die<br />
15 000 Dollar, die ich zur Seite gelegt hatte, waren durch<br />
den Kauf von Ausrüstung fast weg. Zwei Jahre hatte ich<br />
kaum Jobs, fotografierte Freunde, Obdachlose und<br />
Polizisten und ernährte mich von Pizza und Budweiser. Im<br />
Jahr drauf waren es vielleicht zehn bezahlte Jobs und 1999<br />
schon 130. Dam<strong>als</strong> war ich noch eine One-Man-Show,<br />
heute habe ich vier feste Mitarbeiter in meinem Büro.<br />
interview: Sie zählen in den USA inzwischen selber zu<br />
den Star-Fotografen und haben bestimmt 2 000<br />
Persönlichkeiten von Jack Nicholson, Barack Obama bis<br />
Lance Armstrong porträtiert. Sind Sie und Annie<br />
inzwischen so etwas wie Konkurrenten?<br />
schoeller: Ach, es ist genug für alle da. Wir beide<br />
porträtieren Menschen, haben aber unseren eigenen Stil.<br />
Annie inszeniert Fotos eher wie Gemälde, und ich habe<br />
auch eine ganz andere Art von Humor.<br />
interview: Hat Ihnen Annie Leibovitz mal zur<br />
erfolgreichen Emanzipation gratuliert?<br />
schoeller: Sie hat mal über mich gesagt, dass ich ausgesprochen<br />
sturköpfig sei. Als ich sie daraufhin<br />
entgeistert anschaute, erklärte sie mir, das sei ein Kompliment.<br />
Für ein gutes Foto braucht es eine ordentliche<br />
Portion Hartnäckigkeit.<br />
interview: Warum?<br />
schoeller: Weil es immer wieder viele Faktoren gibt, die<br />
es verhindern wollen. Wenig Zeit, PR-Manager, die keinen<br />
Nerv für ein ungewöhnliches Foto haben, oder ein Star,<br />
der meine Idee erst mal nicht so prickelnd findet.<br />
interview: Bitte ein Beispiel!<br />
schoeller: Eigentlich wollte ich, dass Angelina Jolie<br />
künstliches Blut aus der Nase läuft. Sie hatte aber Sorge,<br />
dass die Leute dann denken könnten, sie schnupfe<br />
Kokain. Zum Glück hatte sie selbst eine noch bessere Idee<br />
und schlug vor, das Blut könne ihr doch aus dem Mund<br />
laufen. Ganz aktuell: Justus von Dohnányi war anfangs<br />
auch nicht angetan von der Idee, sich eine schwarze<br />
Panzerknackermaske aufmalen zu lassen.<br />
interview: Und dann?<br />
schoeller: Braucht es emotionale Intelligenz. Langsam anfangen,<br />
dafür sorgen, dass sich die Situation entspannt,<br />
schließlich fordernder werden. Die Leute vor der Kamera<br />
müssen sich wohlfühlen, aber ich will eben auch ein Bild<br />
inszenieren. Ich nenne das Hyperrealität.<br />
interview: Wie kam Ihre Karriere dann in Fahrt?<br />
schoeller: Ein Auslöser war mein Porträt von Tony Hawk.<br />
Ich habe ihn 1997 in seiner Küche fotografiert, wie er<br />
mit seinem Skateboard vom Counter springt, seine Frau<br />
holt mit dem Baby auf dem Arm Teller aus der<br />
Geschirrspülmaschine, und sein Sohn frühstückt nebenbei.<br />
Das Foto brachte mir meinen Vertrag <strong>als</strong> Redaktionsfotograf<br />
beim New Yorker ein.<br />
interview: Dam<strong>als</strong> war dort die Deutsche Elisabeth<br />
Biondi Fotochefin. Sie hat Sie entdeckt und nach Richard<br />
Avedon zum Hausfotografen gemacht, oder?<br />
schoeller: Ja, wir haben über viele Jahre tolle<br />
Geschichten zusammen gemacht. Mein Vertrag beim New<br />
Yorker ist übrigens gerade ausgelaufen.<br />
interview: Ist Biondi etwa in Rente gegangen?<br />
schoeller: Ha, ganz genau. Jetzt sind neue Leute am<br />
Ruder, und der Artdirector will mit anderen Fotografen<br />
zusammenarbeiten. Ist ja auch verständlich, ich hatte<br />
den Posten mehr <strong>als</strong> zehn Jahre. Dafür fotografiere ich
jetzt viel für National Geographic, habe Indianer im brasilianischen<br />
Regenwald porträtiert und schieße plötzlich<br />
wieder Cover für Rolling Stone. Die Hauptsache ist, dass<br />
man immer mal wieder ein richtig gutes Foto<br />
veröffentlicht, egal wo.<br />
interview: Was ist ein richtig gutes Foto?<br />
schoeller: Eins, das mir gefällt, nicht unbedingt dem<br />
Porträtierten. Ich habe mich da von Richard Avedon<br />
inspirieren lassen. Bei ihm ging es nie darum, wie die<br />
Prominenten seine Bilder finden, sondern dass er<br />
selbst mit ihnen zufrieden ist. Was mich langweilt, sind<br />
diese bis zur Unkenntlichkeit retuschierten Aufnahmen<br />
von Stars.<br />
„Mariah Carey hat abgesagt, weil sie<br />
meine Fotos nicht schmeichelhaft<br />
genug fand. Und Tom Cruise wollte sich<br />
auch nicht von mir fotografieren lassen”<br />
nina hoss: styling Sophia Costima haare &<br />
make-up Thorsten Weiss / blossommanagement.de<br />
mit Produkten von Aveda und Chanel maniküre<br />
Abra Kennedy / blossommanagement.de<br />
Justus von Dohnányi: styling Klaus Stockhausen<br />
grooming Andréas B. / basics-berlin.de<br />
michael höpfl, ronald Zehrfeld:<br />
styling Klaus Stockhausen<br />
prop styling Tina Reisinger / perfectprops.de<br />
Javier peres, Jeremy shaw, clemens schick:<br />
styling Klaus Stockhausen<br />
antje traue, katharina schüttler: styling<br />
Sophia Costima haare & make-up Troy<br />
Dabski / Bigoudi maniküre Theo Schnürer /<br />
blossommanagement.de mit Produkten von Chanel<br />
moritz Bleibtreu & Jürgen vogel:<br />
styling Klaus Stockhausen grooming<br />
Thorsten Weiss / blossommanagement.<br />
de mit Produkten von Aveda und Chanel<br />
margarita Broich & martin wuttke:<br />
styling Klaus Stockhausen haare, makeup<br />
& maniküre Andréas B. / basics-berlin.de<br />
katja eichinger: styling Klaus<br />
Stockhausen haare, make-up &<br />
maniküre Andréas B. / basics-berlin.de<br />
katja & paula riemann: styling<br />
Klaus Stockhausen haare & makeup<br />
Andréas B. / basics-berlin.de<br />
maniküre Patricia Puisy / NUDE.agency<br />
heike makatsch: styling Sophia Costima<br />
haare & make-up Andréas B. / basics-berlin.de<br />
maniküre Patricia Puisy / NUDE.agency<br />
Foto-assistenZ Niklas Rüffer, Daniel Hofer, Jonas<br />
Holthaus styling-assistenZ Réka Maria Probst,<br />
Carolina Schwarz, Stefanie Blondzig proDuktionsassistenZ<br />
Dorothea Fiedler Dank an Schaubühne<br />
am Lehniner Platz, City Kiosk Berlin, Pauly Saal,<br />
Märchenhütte Berlin, Volksbühne Berlin, Restaurant<br />
Borchardt, King Size Bar, Arcotel Velvet Berlin<br />
interview: Der Name Schoeller ist durch Ihre Close-ups,<br />
extreme, nicht immer vorteilhafte Nahaufnahmen, zu<br />
einer Marke geworden.<br />
schoeller: Vermutlich. Vanessa Redgrave war die erste<br />
veröffentlichte Prominente, die ich in diesem Stil<br />
fotografiert habe. Dam<strong>als</strong> war das eine Sensation und<br />
löste einen Dominoeffekt aus.<br />
interview: In Ihr Best-of-Buch hat sie es nicht geschafft?<br />
schoeller: Weil Redgrave auf dem Bild etwas<br />
schmunzelt. Ich mag meine Close-ups lieber nüchtern und<br />
so reduziert wie möglich.<br />
interview: Inzwischen findet man im Internet Anleitungen,<br />
wie man einen „Schoeller“ fotografiert.<br />
schoeller: Tatsächlich? Ich benutze<br />
seit 15 Jahren immer dieselbe Technik. Aus schwarzen<br />
Tüchern baue ich eine zwei mal<br />
zwei Meter große Kammer auf.<br />
Anstatt eines Blitzes stehen vier<br />
lange Neonröhren rechts und<br />
links neben meiner Kamera.<br />
Ich habe ein Teleobjektiv und bin<br />
etwa 1,20 Meter entfernt. Es<br />
läuft Musik, ich verwickle mein<br />
Gegenüber in ein Gespräch und<br />
versuche einen Moment abzupassen,<br />
der nicht gestellt ist.<br />
interview: Wer hat sich nicht in<br />
Ihre Close-up-Box getraut?<br />
schoeller: Einige. Mariah Carey<br />
hat eine Produktion abgesagt,<br />
weil sie meine Fotos nicht<br />
schmeichelhaft genug fand. Tom<br />
Cruise wollte sich nicht von<br />
mir fotografieren lassen, und<br />
Jimmy Fallon hat sich<br />
gerade von mir für das New York<br />
Magazine fotografieren lassen,<br />
wollte aber auf keinen Fall ein<br />
Close-up.<br />
interview: Wer hat Sie zuletzt<br />
überrascht?<br />
schoeller: Michael Douglas,<br />
weil er so entspannt und offen für alles war. Ich habe ihn in<br />
seiner Wohnung an der Upper East Side fotografiert:<br />
Douglas steht im rosa Bademantel mit einem zart lila<br />
geschminktem Auge in seiner Küche. Die Lichtbox<br />
für das Close-up habe ich in seinem Wohnzimmer aufgebaut.<br />
interview: Wie ist es geworden?<br />
schoeller: Sehr gut.<br />
interview: Hat er es bei Ihnen bestellt?<br />
schoeller: Nein, das machen sowieso die wenigsten.<br />
Hollywoodstars werden so oft fotografiert, they<br />
couldn’t care less. Ich bekomme viele Angebote, Politiker<br />
zu porträtieren, aber die wenigsten interessieren<br />
mich. Ich fotografiere lieber Sportler, die bewegen sich<br />
ungezwungen vor der Kamera, weil sie ihren Körper<br />
mögen, und sind selten eitel. Pierce Brosnan hat von sich<br />
aus Kontakt zu mir aufgenommen, weil er gerne ein<br />
Close-up von sich haben wollte.<br />
interview: Kostet ein Close-up von Clooney eigentlich<br />
mehr <strong>als</strong> das von Angela Merkel?<br />
schoeller: Nein, die kosten alle gleich viel. Die kleinste<br />
Größe kostet 3 000 Dollar, die nächstgrößere 5 000<br />
und die ganz großen Bilder 8 000 Dollar. Sie kommen in<br />
Editionen von 10, 7 und 3. Insgesamt gibt es 20 Bilder.<br />
That’s it. Angelina Jolie ist bei einer Auktion schon für<br />
30 000 Dollar verkauft worden.<br />
interview: Gibt’s von Ihnen selbst ein Close-up?<br />
schoeller: So eitel bin ich nicht.<br />
interview: Sind die fetten Jahren eigentlich vorbei,<br />
seitdem fast jeder ein semiprofessioneller Fotograf ist?<br />
schoeller: Letztes Jahr war mein bestes Jahr überhaupt!<br />
Das Interesse an Prominenten hat nicht abgenommen.<br />
Es gibt aber weniger Magazine, nicht mehr so viele redaktionelle<br />
Aufträge und kleinere Budgets. Das Verständnis<br />
für Fotografie hat sich verändert, alle fotografieren mit ihren<br />
Handys, heute kann jeder Fotokünstler sein, niemand<br />
muss sich mehr mit Belichtungszeiten auseinandersetzen.<br />
Diese Entwicklung und der Überfluss an Bildern<br />
zwingt professionelle Fotografen noch mehr, einen eigenen<br />
Stil zu haben.<br />
interview: Das Berlin-Portfolio haben Sie altmodisch mit<br />
einer analogen Kamera fotografiert. Wieso?<br />
schoeller: Eigentlich wollte ich die Strecke mit einer Großformatkamera<br />
im Weegee-Stil fotografieren. Die hatte<br />
ich auch bei unserem ersten Termin bei Michael Ballhaus<br />
dabei. Dann habe ich aber gemerkt, dass sie so<br />
kompliziert zu bedienen ist, dass ich den Kontakt zu der<br />
Person verliere, der ich doch nahekommen will. Meine<br />
Digitalkamera hatte ich in New York gelassen, genauso wie<br />
meinen Digital-Operator, den ich bei so viel Hightech-<br />
Alarm brauche. Also habe ich jede Rolle Film in Berlin aufgekauft<br />
und mit meiner Mamiya fotografiert, mit der ich<br />
immer meine Close-up-Porträts mache.<br />
interview: Der Vorteil der analogen Fotografie?<br />
schoeller: … ist gleichzeitig ein Nachteil. Auf der einen<br />
Seite fotografiert man immer weiter, weil man nicht<br />
überprüfen kann, ob man schon ein gutes Foto im Kasten<br />
hat. Andererseits ist da eine spezielle Konzentration,<br />
weil man nicht dauernd den Bildschirm checkt. Und keiner<br />
kann überprüfen, ob er sich gefällt.<br />
<strong>Interview</strong>: Antje Wewer<br />
Martin Schoellers Berlin-Porträts für „<strong>Interview</strong>“<br />
werden bis zum 22. Februar in der Berliner CWC<br />
Gallery ausgestellt (www.camerawork.de)<br />
121
Fashion Collections<br />
122<br />
Simply the best!<br />
Hier sind ein<br />
paar umwerfend<br />
scHöne stücke<br />
aus den neuen<br />
kollektionen. so<br />
leicHt, so cool, so<br />
tragbar wie seit<br />
1996 nicHt meHr<br />
Fotos Giampaolo Sgura<br />
Styling Klaus Stockhausen<br />
Weste & Kleid Dolce &<br />
Gabbana<br />
Schuhe aDiDas
Diese Seite:<br />
Anzug Paul smith<br />
Linke Seite:<br />
Pullover, Rock &<br />
Short<br />
neil barrett
Weste chanel<br />
Hose maison martin<br />
marGiela
Ledertop botteGa<br />
veneta<br />
Hose Paul smith<br />
Schuhe aDiDas
Kleid louis<br />
vuitton<br />
Schuhe aDiDas
Jacke versace
Kleid lanvin<br />
Hose maison martin<br />
marGiela
Diese Seite:<br />
Kleid jil sanDer<br />
Rechte Seite:<br />
Kleid salvatore<br />
ferraGamo<br />
Schuhe aDiDas
hair Davide Diodovich / W-M Management<br />
make-uP Jessica Nedza / Close up Milano manicure<br />
Annarel Innocente / Close up Milano set DesiGn &<br />
ProP stylinG Serena Groppo Studio moDel Anna<br />
Selezneva / Women PhotoGraPhy assistant<br />
Filippo Tarentini stylinG assistant Cristiana<br />
Santilli DiGital technician Giuliano Carparelli
Es gibt Ein paar zähE gErüchtE übEr<br />
hollywood: zum bEispiEl dass nur<br />
jungE FrauEn EinE chancE habEn. dass<br />
schauspiElErinnEn EinE kompliziErtE<br />
psychE habEn. odEr dass stars sich<br />
abschottEn. und dann ist da noch<br />
amy adams. sEhr ErFolgrEich, total<br />
nEurosEnFrEi, und wEnn man bEi ihr<br />
zu hausE anruFt, gEht siE sElbst ran<br />
Von Raha Emami Khansari<br />
Porträts Mikael Jansson<br />
Styling Ludivine Poiblanc<br />
<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />
134<br />
Ganz<br />
nett,<br />
s c h ö n<br />
<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong>!<br />
FOTOs: (diese seite und seite 138/139) Mikael Jansson/Trunk Archive
Kleid louis<br />
vuitton
<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong><br />
136<br />
m<br />
it 39 sind viele Hollywood-Schauspielerinnen<br />
oft schon wieder durch mit ihrer Karriere –<br />
zu alt, nicht mehr sexy, frisch, neu genug. Die<br />
Karriere von <strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong> befindet sich gerade auf ihrem<br />
Höhepunkt. Für ihre Rolle <strong>als</strong> Geliebte eines Trickbetrügers<br />
in American Hustle wurde sie im Januar bei den Golden<br />
Globe Awards <strong>als</strong> beste Schauspielerin ausgezeichnet, in<br />
derselben Kategorie ist sie auch für einen <strong>Oscar</strong> nominiert.<br />
Noch besser aber ist: Die Filme, in denen <strong>Adams</strong><br />
mitspielt, werden alleine dadurch sehenswert, dass sie<br />
mitspielt – selbst Teenager-Knaller wie Man of Steel oder<br />
dünne Selbstfindungskomödchen wie Julie & Julia, wo<br />
ihre Aufgabe darin bestand, französische Kochrezepte nachzukochen<br />
und darüber zu bloggen. Woran das liegt? Am<br />
ehesten daran, dass <strong>Adams</strong> so bemerkenswert unprätentiös<br />
ist und völlig unneurotisch alles wegspielt, lustige Rollen<br />
genauso wie schwermütige. Eine wie sie hätte man früher<br />
„echt“ genannt, aber über solche Komplimente müsste sie<br />
wohl selbst lachen – obwohl sie so was von echt ist …<br />
interview: Sie und David O. Russell haben nicht nur<br />
bereits zwei Filme miteinander gedreht, Sie haben auch<br />
am gleichen Tag Geburtstag.<br />
amy adams: Das stimmt. Sie sind die Allererste,<br />
der das auffällt! Es gibt zwischen uns beiden<br />
noch mehr Gemeinsamkeiten: Wir sind beide<br />
sehr stur und sehr perfektionistisch. Außerdem<br />
sind wir Sensibelchen.<br />
interview: Das klingt nicht wirklich nach<br />
einer günstigen Kombination. Weder für<br />
einen einzelnen Menschen noch wenn zwei<br />
von dieser Sorte aufeinandertreffen.<br />
adams: Nicht unbedingt (lacht)!<br />
Entschuldigen Sie mich kurz, ich muss mir<br />
einen Ort suchen, an dem ich Sie richtig<br />
hören kann. Meine Tochter macht ziemlich<br />
viel Krach im Hintergrund. Ich habe kein<br />
Büro, weshalb ich <strong>Interview</strong>s meistens von zu<br />
Hause aus gebe.<br />
interview: Kein Problem. Gibt es denn einen<br />
Anlass für den Krach, den sie veranstaltet?<br />
adams: Sie findet eigentlich immer irgendeinen.<br />
Jetzt gerade spielt sie Prinzessin und Frosch.<br />
interview: Und tritt damit jetzt schon in die<br />
Fußstapfen ihrer Mutter. Schließlich durften<br />
Sie in Verwünscht eine echte Disney-<br />
Prinzessin spielen.<br />
adams: Und glauben Sie mir, auch mit Mitte<br />
30 macht es noch richtig viel Spaß, eine<br />
Prinzessin zu sein! Meine Tochter bevorzugt<br />
allerdings die Rolle des Gegenspielers:<br />
Sie spielt lieber den Frosch <strong>als</strong> die Prinzessin.<br />
interview: Wenn man ehrlich ist, sind das<br />
aber doch meistens auch die viel spannenderen<br />
Figuren.<br />
adams: Absolut. Oh nein! Jetzt fängt auch<br />
noch einer meiner beiden Hunde an zu<br />
nerven. Entschuldigen Sie mich noch einmal<br />
für einen kurzen Moment?<br />
interview: Sicher, nehmen Sie sich alle Zeit,<br />
die Sie für Ihre Frösche und Hunde brauchen.<br />
adams: Niemand glaubt mir, wenn ich sage,<br />
dass ich eigentlich nach wie vor ein ganz<br />
normales Leben führe. Aber wie Sie gerade live miterleben<br />
dürfen, sage ich die Wahrheit.<br />
interview: Definitiv. Trotzdem haben Sie gerade einen<br />
Golden Globe für Ihre Hauptrolle in American Hustle<br />
gewonnen und sind zusätzlich für den <strong>Oscar</strong> nominiert.<br />
Wie anstrengend war es denn nun, mit David O. Russell<br />
zu arbeiten? Ihre Charakterbeschreibung eben deutet nicht<br />
auf einfache Dreharbeiten hin.<br />
adams: Körperlich war es unglaublich anstrengend. Wir<br />
haben unzählige Einstellungen gedreht, immer und<br />
immer wieder, aus allen Winkeln und Perspektiven, die<br />
man sich vorstellen kann. Und dann mussten wir uns<br />
ja auch noch des Öfteren die Köpfe einschlagen.<br />
interview: Sie verprügeln Bradley Cooper! Das stelle ich<br />
mir nicht gerade einfach vor.<br />
adams: Das war die schwierigste Szene für mich.<br />
Ununterbrochen auf einen geschätzten Kollegen einzuschlagen<br />
ist nicht gerade ein Steckenpferd von mir. Ich<br />
mag es, wenn bei Szenen die Koordinaten sicher und klar<br />
sind. David mag es lieber chaotisch und wild, damit<br />
es so authentisch wie möglich aussieht. Er und Bradley<br />
haben mich förmlich angefleht, weiter auf ihn einzuschlagen.<br />
interview: Und das hat nicht böse geendet?<br />
Zu ihrem „American<br />
Hustle“-Look – tiefer<br />
Ausschnitt, kein BH<br />
– sagt <strong>Adams</strong>, man<br />
brauche für ihn selbstvertrauen<br />
und eine<br />
„gewisse Laisser-faire-<br />
Haltung den eigenen<br />
Brüsten gegenüber“
FOTO: © 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved<br />
adams: Doch, natürlich. Am Ende hatte Mr Cooper ein<br />
dickes blaues Auge und ich ein dickes schlechtes<br />
Gewissen. Es gibt viele Leute, denen ich gerne mal eine<br />
reinhauen würde, aber Bradley zählt nicht dazu!<br />
interview: Wem würden Sie denn gerne eine reinhauen?<br />
adams: Das werde ich Ihnen doch nicht verraten!<br />
interview: Aber interessant, dass Ihnen gleich viele einfallen,<br />
denen Sie gerne eine reinsemmeln würden.<br />
adams: Na ja, es sind jetzt auch nicht unzählige ...<br />
interview: Mhhm, interessant.<br />
adams: Es sind weniger <strong>als</strong> zehn (lacht)! Wow, das fühlt<br />
sich gerade fantastisch an. Ich habe endlich einen<br />
Raum gefunden, in dem es ruhig ist. Ein Moment absoluter<br />
Stille. Kein Hund, der bellt, kein Kind, das schreit.<br />
interview: Wahrscheinlich waren diese Momente auch<br />
früher schon rar, in Anbetracht dessen, dass Sie<br />
zusammen mit sechs Geschwistern aufgewachsen sind.<br />
adams: Deshalb mag ich es eigentlich sehr gerne, wenn<br />
um mich herum richtig viel passiert und es schön laut ist.<br />
Ich mag es, belagert zu werden. Ich habe einen Aus/An-<br />
Knopf, und sobald der an ist, prescheich voll durch.<br />
interview: Das klingt, ganz ehrlich gesagt, ein wenig<br />
manisch.<br />
adams: Ich würde sagen, auch das ist etwas, was<br />
David O. Russell und ich gemeinsam haben. Es gibt<br />
keinerlei Nuancen in unserem Energiebarometer,<br />
es gibt nur „An“ oder „Aus“.<br />
interview: Haben Sie denn nie den Wunsch gehabt, ein<br />
Einzelkind zu sein?<br />
adams: Doch, viele Male sogar! Dass ich so gern lese, liegt<br />
vermutlich daran, dass es für mich <strong>als</strong> Kind die einzige<br />
Möglichkeit war, meinen wilden Geschwistern zu entkommen<br />
und mal meine Ruhe zu haben. Ich bin dann<br />
immer auf einen Baum geklettert und habe gelesen.<br />
„Es gibt viele, denen ich<br />
gerne eine reinhauen würde.<br />
Na ja, nicht unzählige …<br />
weniger <strong>als</strong> zehn“<br />
interview: Was war das Gemeinste, das Sie je einem Ihrer<br />
Geschwister angetan haben?<br />
adams: Wissen Sie was? Ich war nie wirklich fies. Zu<br />
niemandem.<br />
interview: Das glaube ich Ihnen nicht! Jedes Kind<br />
ist zu seinen Geschwistern mal fies, das liegt ganz einfach<br />
in der Natur der Sache.<br />
adams: Doch, wirklich! Das Fieseste, das ich gemacht habe<br />
oder besser gesagt nicht gemacht habe, war, meiner<br />
Schwester nicht zu ihrer Landesmeisterschaft im Turnen<br />
zu gratulieren. Weil ich so eifersüchtig auf sie war! Ich<br />
habe jedenfalls keinen Hehl daraus gemacht, dass ich mich<br />
nicht für sie gefreut habe. Aber etwas Gemeines habe<br />
ich nie zu ihr gesagt!<br />
interview: Wenn das das Fieseste sein soll, was Sie je<br />
getan haben, ist es wirklich etwas lahm. Aber solange Sie<br />
in Ihrem Beruf die Möglichkeit bekommen, andere<br />
Leute zu verprügeln, muss man sich ja keine Sorgen machen,<br />
dass sich zu viel Wut in Ihnen staut.<br />
adams: Als Kind habe ich sehr viel getanzt, ich glaube, das<br />
hat mir ganz gutgetan. Und außerdem habe ich kein<br />
Problem mit Direktheit: Wenn mir etwas nicht passt, dann<br />
konfrontiere ich die Menschen in meiner Umgebung<br />
damit, aber ich versuche das auf eine konstruktive Art zu<br />
machen. Wobei mein Verlobter mir an dieser Stelle<br />
möglicherweise widersprechen würde …<br />
interview: Gott sei Dank, alles andere wäre gruselig.<br />
adams: Aber ich bin wirklich ungern gemein. Ich fühle mich<br />
schlecht, wenn ich gemein zu jemandem war.<br />
interview: Wie lange hat das schlechte Gewissen Bradley<br />
Cooper gegenüber angehalten, nachdem Sie ihm ein<br />
blaues Auge verpasst hatten?<br />
adams: Ich hatte zum Glück nicht so viel Zeit, darüber<br />
nachzudenken, weil ich direkt in die nächste Szene musste.<br />
Die Szene mit Bradley war aber so oder so sehr hart.<br />
Eigentlich gehörten zu ihr noch einige gewalttätigere Handlungen<br />
meiner Figur gegenüber, aber die sind letzten<br />
Endes im Schnitt rausgefallen. Es war eine dieser Szenen,<br />
bei denen ich froh war, sie auf der Arbeit zurücklassen zu<br />
können und nicht das Leben meiner Figur führen zu müssen.<br />
interview: Im Grunde sind alle Figuren in American<br />
Hustle ziemlich traurig, aber Ihre Figur war in meinen Augen<br />
eindeutig die allertraurigste.<br />
137
Kleid narciso<br />
rodriguez
2<br />
1<br />
3 4<br />
6<br />
7<br />
5<br />
10<br />
11<br />
8<br />
9<br />
12<br />
Multiple Persönlichkeit: <strong>Amy</strong><br />
<strong>Adams</strong> (<strong>als</strong> Teenager, 13, und bei<br />
einer Gala, 4) spielte 2010 in „The<br />
Fighter“ von David O. Russell (1, 10)<br />
die Freundin eines Boxers (Mark<br />
Wahlberg), begab sich 2011 in „The<br />
Muppets“ (2) auf die Suche nach<br />
Kermit, dem Frosch, und war 2012<br />
in „The Master“ von Paul Thomas<br />
Anderson (3) die Frau eines Sektengründers.<br />
In „Julie & Julia“ (6, 11)<br />
meisterte sie 2009 französische<br />
Kochrezepte und ihr Leben. Für ihre<br />
Rolle <strong>als</strong> Geliebte eines Betrügers<br />
in „American Hustle“ von David O.<br />
Russell (5, 7) wurde sie im Januar<br />
bei den Golden Globe Awards <strong>als</strong><br />
beste Schauspielerin ausgezeichnet.<br />
In „Man of Steel“ (8, 12) kam sie<br />
2013 <strong>als</strong> Journalistin Lois Lane<br />
Superman auf die Schliche, in „Her“<br />
von Spike Jonze (9) wird sie zuerst<br />
geschieden und dann von einem<br />
Betriebssystem verlassen (Ende<br />
März im Kino)<br />
13
FOTO: 1. Cinetext-Allstar-Paramount Pictures; 2. Disney/ct-Archiv/Cinetext; 3. ddp images; 4. ©Gallo / Retna / MPI / eyevine; 5. © 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved; 6. sony Pictures<br />
Releasing GmbH/-images.com/ddp images; 7.© 2013 Annapurna Productions LLC All Rights Reserved.; 8. Capital Pictures/ddp images; 9. MMXIII Untitled Rick Howard Company LLC/Warner Bros. Pictures;<br />
10. Jojo Whilden/©Paramount Pictures/courtesy Everett/action press; 11. sony Pictures Releasing GmbH/ddp images; 12. Capital Pictures/ddp images; 13. © www.splashnews.com<br />
adams: Es ist schön, dass Sie das sagen und gesehen haben,<br />
denn ich empfinde es genauso. Alle anderen Figuren<br />
scheinen einen stärkeren Antrieb zu haben, während Sydney<br />
erst einmal versucht herauszufinden, wer sie eigentlich<br />
ist und wie sie sich am besten durchs Leben schlägt. Sie will<br />
etwas Schönes, Romantisches und Elegantes aus ihrem<br />
Leben machen. Und dann geht alles bloß den Bach runter.<br />
interview: Die einzige Person, die vielleicht genauso<br />
traurig und alleine ist wie sie, ist die Rolle, die von Louis<br />
C. K. gespielt wird.<br />
adams: Oh ja! Er war fantastisch, oder?<br />
interview: Absolut. Aber es war manchmal hart, dabei<br />
zugucken zu müssen, wie er wieder und wieder<br />
fertiggemacht wird und niem<strong>als</strong> dazu kommt, seine<br />
Geschichte vom Eisfischen zu Ende zu erzählen!<br />
adams: Es gab bisher kein <strong>Interview</strong>, bei dem nicht<br />
gefragt worden wäre, wie diese Geschichte<br />
eigentlich ausgeht.<br />
interview: Ich bin davon ausgegangen, dass es gar<br />
kein Ende zu dieser Geschichte gibt.<br />
adams: Doch, es gab sogar zehn (lacht)! Louis hat<br />
alle improvisiert, brillant und witzig, wie er nun<br />
einmal ist. Schlussendlich hat David dann allerdings<br />
entschieden, das Ende offenzulassen.<br />
interview: Man weiß die meiste Zeit nicht, ob man<br />
lachen soll oder nicht. Natürlich ist das alles<br />
irgendwie lustig, aber eigentlich ist es auch sehr,<br />
sehr tragisch.<br />
adams: Für mich ist das der Kern von Russells Arbeiten<br />
und sein größtes Talent: dass er aus dem Drama<br />
eines Menschen eine Komödie macht, die einen zum<br />
Lachen bringt. Natürlich fühlt man sich schlecht,<br />
diese Menschen auszulachen. Aber gleichzeitig ist es<br />
eben auch einfach zu lustig, <strong>als</strong> dass man<br />
widerstehen könnte.<br />
interview: Haben Sie Bradley Cooper<br />
ausgelacht, <strong>als</strong> Sie ihn das erste Mal mit seiner<br />
Löckchenfrisur erblickten?<br />
adams: Bis wir zu dieser Frisur kamen, die er jetzt im Film<br />
trägt, hatten wir schon so viele absurde Looks durchgespielt,<br />
dass es einem nur noch normal vorkommen konnte,<br />
wie er rumlief. Am Ende war es eher andersherum:<br />
Als ich das erste Mal Christian (Bale) jenseits des Sets sah,<br />
habe ich ihn nicht wiedererkannt! Und auch Bradley<br />
in seiner natürlichen Hautfarbe und ohne Locken zu<br />
akzeptieren war gar nicht so einfach (lacht).<br />
interview: Sie können ja ein großes Klassentreffen<br />
veranstalten, für das Sie sich alle noch einmal in Ihre<br />
Kostüme, Frisuren und Hautfarben schmeißen.<br />
adams: Oh, das wäre fantastisch! Wobei ich glaube, dass<br />
es für Christian nicht besonders gesund wäre, innerhalb<br />
so kurzer Zeit schon wieder Gewicht zuzulegen und<br />
wieder zu verlieren. Das war das Einzige, das wirklich<br />
genervt hat: wie unglaublich köstlich sein Essen die ganze<br />
Zeit aussah! Ich war während der gesamten Dreharbeiten<br />
sehr eifersüchtig.<br />
interview: Was bekam er denn anderes <strong>als</strong> Sie<br />
aufgetischt?<br />
adams: Wir aßen immer zusammen morgens in dem Trailer,<br />
in dem wir auch unser Make-up und unsere Haare<br />
gemacht bekamen. Und während ich an meiner Avocado<br />
lutschte, saß er neben mir und verschlang genüsslich sein<br />
Rührei mit Speck. Es war die reinste Folter.<br />
interview: Das klingt wirklich sehr gemein.<br />
adams: Es hat geholfen, dass wir auch schon The Fighter<br />
zusammen gemacht haben. Da musste er die ganze<br />
Zeit auch dieses gesunde Zeug ertragen.<br />
interview: Und das alles nur für Ihren enorm tiefen<br />
Ausschnitt …<br />
adams: Bevor ich American Hustle zum ersten Mal zu sehen<br />
bekam, war mir naiverweise überhaupt nicht bewusst,<br />
wie unglaublich tief mein Ausschnitt gewesen ist! Ich glaube,<br />
manche Zuschauer hören überhaupt nicht, was Sydney<br />
erzählt, weil er so tief ist!<br />
„Ich bin eine entsetzliche<br />
Lügnerin. Deshalb fallen mir<br />
<strong>Interview</strong>s schwer. Ich will<br />
immer die Wahrheit sagen“<br />
interview: Selbst <strong>als</strong> heterosexuelle Frau hatte man<br />
manchmal durchaus seine Schwierigkeiten, sich auf das<br />
Wesentliche zu konzentrieren.<br />
adams: Am Set geriet das vollkommen in Vergessenheit,<br />
keiner reagierte darauf. Und <strong>als</strong> ich den Film dann<br />
sah, dachte ich nur: „Oh, mein Gott, ich hatte ja keine<br />
Ahnung, wie ich eigentlich aussehe!“<br />
interview: Welche Szene hat Ihnen eigentlich am meisten<br />
Spaß gemacht?<br />
adams: Die mit Jennifer im Badezimmer, ganz am Ende.<br />
Was vor allem daran liegt, dass man nicht oft die<br />
Gelegenheit bekommt, <strong>als</strong> Frau mit einer Frau eine so<br />
intensive Szene spielen zu dürfen.<br />
interview: Es wurde sehr viel Aufhebens darum gemacht,<br />
dass Sie beide sich in der Szene küssen.<br />
adams: So etwas ergibt eine tolle Schlagzeile und macht aus<br />
nichts einen Elefanten. Dabei ist es ja noch nicht<br />
einmal wirklich ein Kuss – sie presst mir mehr oder weniger<br />
dämonisch ihren Mund auf.<br />
interview: Das stimmt allerdings, es ist eher eine 141<br />
Vergewaltigung von einem Kuss. Womöglich ist es der<br />
einzige Kuss, den man von Jennifer Lawrence nicht<br />
bekommen möchte.<br />
adams: Absolut! Ich habe mich trotzdem gefreut (lacht).<br />
interview: Sie sind sicherlich keine gute Lügnerin, oder?<br />
adams: Ich bin eine entsetzliche Lügnerin. Deshalb<br />
fallen mir <strong>Interview</strong>s auch so schwer. Weil ich immer die<br />
Wahrheit sagen will (lacht).<br />
interview: Besser für uns.<br />
adams: Ich habe nichts gegen <strong>Interview</strong>s, aber gedruckt<br />
kommt die Wahrheit oft nicht so richtig rüber.<br />
interview: Ich glaube, Sie müssen sich dahingehend<br />
keine Sorgen machen. Sie sind doch nett.<br />
adams: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe<br />
den Eindruck, dass „nett“ gesellschaftlich keine<br />
besondere Wertschätzung genießt. Aber vielleicht ist das<br />
in Deutschland anders.<br />
interview: „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße.“<br />
Nein, nein, hier ist das nicht anders. So war das<br />
allerdings nicht gemeint.<br />
adams: Nett meint immer gleich langweilig, uninteressant<br />
und unintelligent. Wohingegen Unnahbarkeit <strong>als</strong><br />
faszinierend, mysteriös und im besten Fall auch noch <strong>als</strong><br />
intelligent gilt. Das ist doch total bescheuert.<br />
<strong>Amy</strong> <strong>Adams</strong>
Art & Fashion<br />
142<br />
EinEs TagEs haTTE diE KunsT<br />
Es saTT, sTändig im musEum<br />
hängEn zu müssEn, von<br />
mEnschEn angEsEhEn,<br />
diE zwar so TaTEn, <strong>als</strong><br />
würdEn siE siE liEbEn,<br />
abEr nichTs dabEi fandEn,<br />
dass siE niE hinaus und<br />
niE sElbsT spass habEn<br />
durfTE und dass jEdEr,<br />
dEr in ihrE nähE Kam,<br />
vErschEuchT wurdE.<br />
das war dEr Tag, an dEm<br />
diE KunsT bEschloss,<br />
modE zu wErdEn<br />
Fotos Sharif Hamza<br />
Styling Julia von Boehm<br />
Streetart<br />
Look fendi<br />
Armreif céline
Looks miu miu
Look Prada
Look chriStian dior<br />
Schuhe, durchgehend<br />
getragen weS gordon
Looks céline
Look givenchy
Look<br />
alexander mcqueen
Looks<br />
calvin klein collection
hair James Rowe / D+V Management make-uP<br />
Wendy Rowe for Burberry / Tim Howard<br />
Management manicure Tracylee / Tim Howard<br />
Management using Sally Hansen Nail Color<br />
caSting Samuel Ellis Scheinman for DM Fashion<br />
Studio modelS Nastya Sten / The Society, Maja<br />
Salamon / Next, Devon Windsor / IMG Set deSign<br />
Whitney Hellesen Production Ashley Herson<br />
retouching Arc Lab Ltd. PhotograPhy<br />
aSSiStantS Myles Blankenship, Andrew Smith<br />
digital technician Charles Lu hair<br />
aSSiStant Sirsa Pociano make-uP aSSiStant<br />
Aliana Lopez Set aSSiStant Graham Hamilton
Made<br />
in<br />
I t a l y<br />
152<br />
arrivederci, alta moda!<br />
in mailand rückt gerade eine<br />
neue designer-generation<br />
nach, die sich vorgenommen hat,<br />
die italienische mode<br />
zu entstauben. Mit einem<br />
unverschämten mix aus<br />
couture und streetwear<br />
bringt sie derzeit die gesamte<br />
modewelt zum Staunen. Ein<br />
Antrittsbesuch in sechs der<br />
k r e a t i v s t e n<br />
ateliers der stadt<br />
Von Nils Binnberg<br />
Ausnahmsweise einmal<br />
ohne Goldkettchen: der<br />
Designer Fausto Puglisi<br />
in seinem Atelier
F a u s t o<br />
P u g l i s i<br />
Axl Rose trifft<br />
Carolina Herrera:<br />
aus der<br />
Sommerkollektion<br />
von Fausto<br />
Puglisi<br />
PoRtRät: Urivaldo Lopes; FotoS (rechte Seite): Filippo Fior (4)<br />
corso Venezia, nur ein<br />
paar Häuser vom Imperium<br />
des mächtigen<br />
Modeunternehmers Diego Della<br />
Valle entfernt. Im Showroom von<br />
Fausto Puglisi geht es zu wie<br />
beim Schlussverkauf. Gerade erst<br />
hat der Designer seine Prefall-<br />
Kollektion für 2014 in New York<br />
vorgestellt. Nun kommen die<br />
europäischen Department-Stores<br />
wie L’Eclaireur und Selfridges,<br />
um einzukaufen. Auf den Bügeln<br />
hängt alles, was seine Kundinnen<br />
von ihm erwarten: ultraknappe<br />
Faltenröcke, kaschmirweiche<br />
Bikerjacken und zum ersten Mal Jeans – natürlich<br />
mit Goldnieten verziert. In der Rekordzeit von drei<br />
Saisons ist der gebürtige Sizilianer damit zum hottest ticket<br />
in Mailand aufgestiegen. Ganz nebenbei hat ihm das<br />
auch noch einen Job <strong>als</strong> Chefdesigner beim französischen<br />
Modehaus Ungaro eingebracht.<br />
INtervIew: Herr Puglisi, bevor Sie Ihr eigenes Label<br />
gründeten, haben Sie für Stars wie Madonna oder Beyoncé<br />
Kostüme geschneidert. Brauchten Sie für Ihre erste<br />
Ready-to-wear-Kollektion einen Realitycheck – immerhin<br />
ist Mailand nicht Hollywood?<br />
fausto puglIsI: Stimmt, Celebritys anzuziehen ist in etwa<br />
so, wie einen Ferrari zu fahren. Es muss richtig laut<br />
knallen, sonst macht es keinen Spaß. Bei meiner Mode<br />
mache ich da keinen Unterschied. Man braucht heute<br />
einfach einen unverwechselbaren Look. Zara und H & M<br />
machen einen verdammt guten Job: High Fashion ist für<br />
alle erschwinglich. Es ist extrem leicht geworden, modisch<br />
gekleidet zu sein. Ich möchte Dinge entwerfen, von<br />
denen Frauen noch gar nicht wussten, dass sie sie brauchen.<br />
INtervIew: So wie den kirschroten Faltenrock in Ihrer<br />
Frühjahr/Sommer-Kollektion. Er scheint wie gemacht, um<br />
damit auf einer Cocktailparty rumzustehen.<br />
puglIsI: Oh, damit kann man viel mehr machen! Er sieht<br />
etwas unpraktisch aus, das gebe ich zu. Aber er ist<br />
durchaus für den Alltag geeignet. Das Material ist ganz<br />
leicht. Man kann darin sogar<br />
Taxi fahren. Aber Vorsicht:<br />
Beim Einsteigen wird alles<br />
enthüllt! Das ist der ultimative<br />
Lindsay-Lohan-Rock. Ich bin<br />
besessen von kleinen<br />
Geschmacklosigkeiten.<br />
INtervIew: Das müssen Sie<br />
erklären.<br />
puglIsI: Ich habe Angst vor<br />
gutem Geschmack.<br />
INtervIew: Das schockiert<br />
mich.<br />
puglIsI: Ein Designer zu sein<br />
bedeutet für mich nicht, ein<br />
hübsches Kleid zu entwerfen. Es<br />
bedeutet, mit den Leuten auf der Straße zu kommunizieren.<br />
Wenn du dich mit 15-jährigen Mädchen unterhältst,<br />
wirst du feststellen, dass sie so sein wollen wie Miley<br />
Cyrus. Für die geht es nicht mehr um guten Geschmack. 153<br />
Wenn du heute in einen Club gehst, wirst du nicht mehr<br />
auf Bianca Jagger oder Jerry Hall treffen. Es gibt für die<br />
Kids keine Jackie Onassis mehr. Ich meine, ich liebe<br />
Jackie Onassis, aber ich bin ja auch 37. Das Mädchen aus<br />
Beverly Hills will knappe Shorts, sie will sexy und<br />
geschmacklos sein. Das bereitet ihr Freude. Ich will einfach<br />
verstehen, wie diese Generation tickt. Wenn ich guten<br />
Geschmack suche, frage ich lieber meine Großmutter in<br />
Messina. Sie kann mir mühelos erklären, dass ein<br />
beigefarbener Wollrock am besten mit einer schokobraunen<br />
Bluse funktioniert.<br />
INtervIew: Stattdessen zeigen Sie Ledertops im Bondage-<br />
Look. An der typischen Mailänderin in camelfarbenem<br />
Kaschmirmantel und Noppenloafern sehen Sie Ihre Mode<br />
wohl nicht?<br />
puglIsI: Die Mailänderin ist mit meiner Mode doch überfordert,<br />
obwohl es in meiner Kollektion durchaus<br />
klassische Teile gibt. Nur mische ich sie mit grenzwertigen<br />
Dingen. Im Berliner Kitkatclub etwa habe ich diese<br />
wunderschönen Bondage-BHs gesehen. Davon inspiriert,<br />
habe ich Ledertops bei einem Sattler in Florenz<br />
produzieren lassen, der auch schon für Alexander McQueen<br />
gearbeitet hat. Bei mir trifft Subkultur auf Tradition,<br />
Cicciolina auf Margaret Thatcher.<br />
Mode Mailand
Ein stolzer Sizilianer<br />
in Mailand: Designer<br />
Marco de Vincenzo<br />
M a r c o<br />
de Vincenzo<br />
Mode mit optischen<br />
tricks: der<br />
Sommer 2014 von<br />
Marco de Vincenzo<br />
vor gerade mal drei Jahren hat er sein eigenes<br />
Label gegründet, und schon kümmert sich die<br />
heimliche Königin der Mode-PR um sein<br />
Image: Karla Otto. Für gewöhnlich betreut sie Global Player<br />
wie Jil Sander oder Marni, nun hängt in ihrem<br />
Mailänder Büro seine Kollektion. Besser gesagt: der kleine<br />
Rest, der nicht für Shootings ausgeliehen ist.<br />
INtervIew: Herr de Vincenzo, Sie haben zehn Jahre bei<br />
Fendi nichts anderes gemacht, <strong>als</strong> Taschen zu entwerfen.<br />
Es muss Ihr Traumjob gewesen sein.<br />
marco de vINceNzo: Überhaupt nicht! Eigentlich wollte<br />
ich immer Mode machen. Doch dam<strong>als</strong> war nur diese<br />
Position frei. Ich hatte gar keine Ahnung von Accessoires.<br />
INtervIew: Trotzdem haben Sie den Job angenommen.<br />
de vINceNzo: Ja, zwischen Silvia Fendi und mir stimmte<br />
sofort die Chemie. Ich habe sehr viel über das Business<br />
gelernt. Da ist es egal, ob man Taschen entwirft oder Kleider.<br />
Irgendwann befürchtete ich aber, dass ich frustriert sein<br />
würde, wenn ich nicht bald meiner eigentlichen Leiden-<br />
schaft nachgehe. Und da wieder kein Job in der<br />
Ready-to-wear frei war, beschloss ich vor drei Jahren, mein<br />
eigenes Label zu gründen. Ich arbeite aber nach wie vor<br />
für Fendi, allerdings nur <strong>als</strong> Berater.<br />
INtervIew: In Ihrer eigenen Kollektion sieht man nicht<br />
eine einzige Tasche. Sind Sie mit diesem Thema erst<br />
einmal durch?<br />
de vINceNzo: Nein, nein. Das<br />
kommt noch. Ich wollte<br />
mich auf die Ready-to-wear<br />
konzentrieren. Das war es,<br />
was ich all die Jahre vermisst<br />
und weshalb ich mich<br />
selbstständig gemacht habe.<br />
Außerdem muss ich meine<br />
Accessoires sorgfältig vorbereiten.<br />
Ich darf mir keinen<br />
Fehler erlauben, immerhin<br />
komme ich von Fendi. Ich<br />
habe einen Ruf zu verlieren!<br />
INtervIew: In Ihrer Mode<br />
steckt viel Handarbeit. Das<br />
schwarze Neopren-Top in<br />
der aktuellen Kollektion ist<br />
mit handgemachten<br />
Blumen verziert. Haben Sie<br />
die Detailbesessenheit vom<br />
Taschendesign übernommen?<br />
de vINceNzo: Ich mache einfach<br />
gerne Kleidung, die<br />
unmittelbar Aufmerksamkeit<br />
auf sich zieht. Daher spiele<br />
ich oft mit optischen Täuschungen. Eine Blume ist bei mir<br />
nie eine Blume, sondern ein Kreis mit kleinen Fäden, was<br />
dann aus der Ferne wirkt wie Blumen. Ich denke sehr symmetrisch.<br />
Was aussieht wie St. Galler Spitze, ist eigentlich<br />
eine Collage von geometrischen Formen. Man muss daher<br />
sehr nah an meine Kleidung herangehen, um sie zu<br />
verstehen.<br />
„Ich darf mir keinen<br />
Fehler erlauben.<br />
Ich habe einen Ruf<br />
zu verlieren!“<br />
INtervIew: Stimmt es, was der Modedesigner Neil Barrett<br />
über Mailand sagt: todlangweilig, aber handwerklich<br />
ausgezeichnet?<br />
de vINceNzo: Mailand hat sehr lange geschlafen. Ich selbst<br />
stand vor der Entscheidung, ob ich nicht besser nach Paris<br />
gehe. Ich habe mich aber für Mailand entschieden. Italien<br />
ist meine Heimat, die wichtige Presse ist immer noch hier.<br />
Außerdem haben wir die besten Produzenten. Sonst fehlt<br />
die Förderung, wie man sie aus New York oder London<br />
kennt. Weil hier jeder in der Mode arbeitet, gibt es einen<br />
merkwürdigen Wettbewerb. Ich bevorzuge Rom. Dort ist<br />
es wie in meiner Heimat Sizilien: Nichts ist offensichtlich,<br />
alles von Geschichte bedeckt. Das belebt die Fantasie.<br />
PoRtRät (linke Seite): LEtoRRES; PoRtRät UND FotoS (rechte Seite): courtesy of tod’s (5)
Alessandra<br />
Facchinetti<br />
Minimal Art: Alessandra<br />
Facchinetti ließ<br />
sich unter anderem<br />
von den Bildern Lucio<br />
Fontanas inspirieren<br />
155<br />
bevor Alessandra Facchinetti letzten Herbst ihre<br />
erste Kollektion für Tod’s präsentieren konnte,<br />
musste sie erst mal eine Prüfung bestehen. Undercover<br />
sollte sie vorab für die Cruise Collection eine Tasche<br />
entwerfen. So wollte es der Chef, Diego Della Valle.<br />
Facchinetti entschied sich für eine schlichte Shoulder-Bag<br />
mit einem grafischen Verschluss. Sie sollte sich <strong>als</strong> wahrer<br />
Bestseller herausstellen. „Eine Bewerbung war das ganz<br />
sicher nicht“, erzählt die Designerin in ihrem Büro nahe<br />
dem Mailänder Dom. „Es war <strong>als</strong> Möglichkeit für mich<br />
gedacht, das Unternehmen von Grund auf kennenzulernen.“<br />
Keine schlechte Idee. Was Alessandra Facchinetti<br />
2008 bei Valentino erlebt hat, wollte sie ganz sicher nicht<br />
wiederholen. Als Nachfolgerin von Valentino Garavani<br />
wurde sie dam<strong>als</strong> für ihre minimalistischen Entwürfe<br />
von der Presse gefeiert. Doch der Meister selbst war nicht<br />
begeistert. Nach nur zwei Kollektionen musste sie gehen.<br />
Es muss für die Designerin befreiend gewesen sein, mit<br />
Tod’s für ein Label zu arbeiten, das keine Tradition hat.<br />
Es ist die erste große Ready-to-wear-Kollektion für die Marke.<br />
Für Facchinetti war klar, dass sie sich an einem der<br />
wichtigsten Accessoires orientieren wollte – dem Loafer<br />
mit Gumminoppen. Sie macht daraus feuerrote<br />
Lackballerinas. Die Noppen setzt sie auf die Riemchen.<br />
„Die flachen Schuhe haben mir sofort eine sportliche<br />
Richtung vorgegeben“, erklärt sie. „Bei Tod’s bin ich so<br />
casual wie nie.“ Facchinetti arbeitet mit Leder, <strong>als</strong> wäre<br />
es Baumwolle: Steingraue Hemdblusenkleider sind aus<br />
hauchdünnem Nappaleder, knielange Röcke mit<br />
Laser-Cut-outs verziert.<br />
Nach der Präsentation der Kollektion im Padiglione<br />
d’Arte Contemporanea hörte man von den anwesenden<br />
Moderedakteurinnen immer wieder den gleichen Satz:<br />
Das muss ich haben! Zumindest in Modekreisen ist es<br />
Facchinetti gelungen, aus dem Accessoire-Label eine<br />
Modemarke zu machen. Doch wer auf der Facebookseite<br />
von Tod’s scrollt, wird fast ausschließlich Taschen und<br />
Schuhe finden. „Es wird eine Weile dauern, das Image <strong>als</strong><br />
Modelabel durchzusetzen“, sagt Facchinetti. „Gebt mir<br />
einfach ein wenig Zeit.“<br />
Pure Eleganz: die erste<br />
Ready-to-wear-<br />
Kollektion von tod‘s
Alessandro<br />
dell’Acqua<br />
Mode Mailand<br />
156<br />
Mit 50 im besten Alter<br />
für ein neues Label: der<br />
Designer Alessandro<br />
dell‘Acqua<br />
„Die Mailänderinnen<br />
tragen eine Art<br />
Uniform. Da gibt es<br />
keine Brüche“<br />
auf einem riesigen Moodboard hat Alessandro<br />
dell’Acqua in seinem Atelier im Univiertel Città<br />
Studi alles gesammelt, was für ihn von<br />
Bedeutung ist: Fotos von seinem Lieblingsmodel Kate Moss,<br />
von Kampagnen des Labels seines Namens, das er 2007<br />
aufgeben musste, und natürlich das schwarz-weiße Logo<br />
von No. 21, der Marke, mit der er 2010 einen Neustart<br />
gewagt hat. Mit Erfolg: Seit dieser Saison entwirft er auch<br />
für das französische Modehaus Rochas.<br />
INtervIew: Herr dell’Acqua, für diesen Sommer zeigen<br />
Sie kastige Doppelreiher und Männerhemden <strong>als</strong> Kleider.<br />
Finden Sie Frauen in Männersachen sexy?<br />
alessaNdro dell’acqua: Durchaus. Denken Sie an die<br />
Frauen auf den Bildern von Helmut Newton. Mir gefällt<br />
ihre Haltung, nicht, dass Frauen Anzüge mit Krawatten<br />
tragen. Ich mag es, männliche Formen mit einer weiblichen<br />
Sinnlichkeit zu mischen, kastige T-Shirts mit<br />
Strassstickereien oder Spitze. Mein altes Label, Alessandro<br />
Boy meets girl: Looks<br />
aus der aktuellen Sommerkollektion<br />
von No. 21<br />
dell’Acqua, stand eher für Cocktailkleidchen und Chiffonblusen.<br />
Mit No. 21 will ich Daywear machen. Echte<br />
Kleidung für Frauen. Es gibt immer noch Details aus der<br />
Abendmode. Aber sie sind jetzt mehr street. Mir gefällt<br />
es, Stile zu mischen. Ich finde das sehr zeitgemäß.<br />
INtervIew: Wenn Sie einen Tag auf Mailands Einkaufsstraße<br />
Via Montenapoleone verbringen: Gefällt es Ihnen,<br />
wie sich die Frauen dort kleiden?<br />
dell’acqua: Ganz und gar nicht. Die Mailänderinnen<br />
tragen eine Art Uniform: perfekte Haare, perfekt<br />
aufeinander abgestimmte Farben. Und die jungen Frauen<br />
laufen genauso herum wie ihre Mütter. Da gibt es<br />
keine Brüche. Hier ist es nicht wie in London. Dort sieht<br />
man wirklich coole Mädchen. Ich bewundere Alexa<br />
Chung oder Kate Moss. Sie spielen gekonnt mit<br />
verschiedenen Stilen.<br />
INtervIew: Als Kreativchef für Rochas sind Sie neuerdings<br />
hin und wieder in Paris. Welcher Look fällt Ihnen dort<br />
besonders ins Auge?<br />
PoRtRät (linke Seite): oskar Cecere; FotoS: SGP (4); PoRtRät (rechte Seite): Giampaolo Sgura
dell’acqua: Nonchalance. Und diese unwiderstehliche<br />
Mischung aus Tomboy und Pariser Chic. Das ist sehr<br />
modern.<br />
INtervIew: Ist es Zufall, dass Ihr Logo aussieht wie das<br />
von Chanel No. 5?<br />
dell’acqua: Absolut! 21 ist das Datum meines<br />
Geburtstags. Es war sehr schwierig, einen neuen Namen<br />
für meine Mode zu finden, nachdem ich mein eigenes<br />
Label verloren hatte. Alles, was mir gefiel, gab es schon.<br />
Ich dachte, eine Nummer sei am einfachsten. Erst<br />
später ist mir aufgefallen, dass Chanel No. 5 ein ähnliches<br />
Logo hat. Aber es ist ja nicht das Schlechteste, mit<br />
Chanel in Verbindung gebracht zu werden.<br />
INtervIew: Wie ist es für Sie, Mode mit Ihrem Namen zu<br />
sehen, obwohl Sie gar nichts mehr damit zu tun haben?<br />
dell’acqua: Das tut mir immer noch sehr weh. An der<br />
Piazza del Duomo hier in Mailand hing eine Weile ein<br />
riesiges Plakat für die Männermode von Alessandro<br />
dell’Acqua. Es hat mir jedes Mal einen Stich versetzt,<br />
wenn ich da langgegangen bin. Aber ich will nicht<br />
klagen, so ähnlich geht es wahrscheinlich auch Helmut<br />
Lang oder Jil Sander. Ich bin ja nicht der Einzige, dem<br />
das widerfahren ist – mit dem Unterschied, dass Raf<br />
Simons ein ehrwürdiger Nachfolger für Jil Sander war.<br />
Die Mode von Alessandro dell’Acqua dagegen ist furchtbar!<br />
Extrem billig. Aber das Schlimmste ist: Die<br />
Menschen denken immer noch, dass es meine eigene<br />
Marke ist und ich für das Design verantwortlich bin.<br />
Aus diesem Grund gibt es No. 21 jetzt auch für Männer.<br />
Ich musste einfach etwas unternehmen.<br />
Von Neapel nach<br />
Mailand: Francesco<br />
Scognamiglio<br />
„Meine<br />
Show war<br />
für mich<br />
eine Wiedergeburt.<br />
Ich<br />
kann jetzt<br />
machen,<br />
was ich will“<br />
Moderner Barock:<br />
aus der Sommerkollektion<br />
von Francesco<br />
Scognamiglio<br />
157<br />
Francesco<br />
Scognamiglio<br />
renaissance“ hat Francesco Scognamiglio arg<br />
bedeutungsschwanger seine Sommerkollektion<br />
genannt. Auf dem Runway konnte man bei<br />
seiner Show für die Frühjahr/Sommer-Kollektion mit etwas<br />
Fantasie einige Elemente aus der Epoche wiederfinden,<br />
auf die er sich bezieht – an seinen gewohnt federleichten<br />
Spitzenkleidchen etwa oder brokatverzierten Organzablusen.<br />
Die Gesichter der Models waren mit feinem<br />
Glitzerstaub bedeckt. Was will uns der Designer damit<br />
sagen? „Die Show war eine Wiedergeburt für mich“,<br />
erzählt er in seinem Showroom. „Ich hatte mich gerade<br />
von meinem Investor getrennt. Endlich kann ich wieder<br />
machen, was ich will.“ Für Scognamiglio bedeutet das bei<br />
30 Looks, 22 Kleider zu zeigen. Sie sind Bestseller auf<br />
seinen stärksten Märkten, in Russland und China. Er ist<br />
jetzt nicht mehr nur Designer, sondern auch der<br />
Geschäftsmann Scognamiglio. Wie zum Beweis dafür ist<br />
er mit seinem Studio in eine der teuersten Straßen<br />
Mailands gezogen, die Via Bergognone, Tür an Tür mit<br />
dem modischen Powerhouse der Stadt: Armani.<br />
Verglichen mit ihm ist er allerdings noch eine kleine Nummer.<br />
Noch einen Unterschied gibt es: Während Giorgio<br />
Armani <strong>als</strong> Inbegriff des italienischen Minimalismus gilt,<br />
ist Francesco Scognamiglio so ziemlich das Gegenteil.
Die Frauen, die er beim Entwerfen im Kopf hat, haben<br />
mit der kühlen Schönheit von Armani so viel zu tun wie<br />
Barock mit Bauhaus. Seine Musen sind Charlotte<br />
Casiraghi oder Rania von Jordanien. Sie lieben St. Galler<br />
Spitze und ultrafeminine Schnitte. „Scusa“, entschuldigt<br />
sich Scognamiglio nicht wirklich ernst gemeint: „Ich bin<br />
in Neapel aufgewachsen, der Stadt mit der höchsten<br />
Dichte an Cocktail- und Hochzeitskleidern. Ich bin der<br />
geborene Couturier. Natürlich kann ich auch ein<br />
schlichtes T-Shirt entwerfen. Aber ohne ein paar Goldknöpfe<br />
geht es nicht.“<br />
Es war dieser Hang zur Dramatik, der ihn bekannt<br />
gemacht hat. An der Modeschule langweilt er sich, <strong>als</strong>o<br />
wirft er alles hin und arbeitet backstage bei den Fashion<br />
Shows in Mailand. Dort lernt er Donatella Versace<br />
kennen, die ihn ermuntert, selber Mode zu machen. Statt<br />
in Mailand zu bleiben, geht er nach Rom. Ein<br />
Business-Freund von Donatella sieht die Show und<br />
investiert in sein Label. Kurze Zeit später zeigt er seine<br />
erste Modenschau – in Mailand. Das war 2001.<br />
Seither hat sich viel verändert. Nur eines ist geblieben:<br />
Die typische italienische Eleganz kann er immer noch<br />
nicht leiden. Aus Angst, zu alt zu sein, unterzieht er seine<br />
Mode ständig einem Realitäts-Check. Für seine<br />
„Natürlich kann ich auch<br />
ein schlichtes t-Shirt<br />
entwerfen. Aber ohne<br />
Goldknöpfe geht es nicht“<br />
kommende Kollektion etwa stellt er sich vor, wie Courtney<br />
Love seine Kleider tragen würde. Mit ziemlich hoher<br />
Wahrscheinlichkeit werden wir viel nackte Haut sehen<br />
– und ganz viel Goldknöpfe.<br />
Ein perfektes team:<br />
die Designer tommaso<br />
Aquilano (l.) und<br />
Roberto Rimondi<br />
158<br />
R o b e r t o<br />
R i m o n d i<br />
u n d<br />
t o m m a s o<br />
A q u i l a n o<br />
„<br />
viele Modekritiker finden, dass die bisher stärkste<br />
Aquilano.Rimondi-Kollektion unser Sommer<br />
2014 ist. Dabei haben wir gar nicht viel anders<br />
gemacht <strong>als</strong> bisher. Obwohl es keine festgeschriebene<br />
Arbeitsaufteilung zwischen uns gibt, bin ich eher Couture<br />
und Roberto Ready-to-wear. Ich arbeite intuitiv, Roberto<br />
rational. Vielleicht liegt es daran, dass ich aus Apulien bin
„In Mailand beherrschen<br />
wir kein Casual. Wir<br />
können nur Eleganz“<br />
und Roberto aus Bologna kommt. Jede unserer Kollektionen<br />
ist die perfekte Symbiose unserer Fähigkeiten:<br />
Roberto fertigt die Schnitte an, ich mache die Recherche.<br />
So arbeiten wir nicht erst, seit wir 2008 unser Label<br />
gegründet haben. Selbst <strong>als</strong> wir davor mit einem Geschäftspartner<br />
Mode unter dem Namen 6267 gemacht und<br />
parallel für Gianfranco Ferré entworfen haben, war das<br />
schon so. Und auch <strong>als</strong> Designer für Fay arbeiten wir<br />
auf diese Weise zusammen.<br />
Aber irgendwie sind wir auch etwas schizophren. Jede<br />
zweite Saison müssen wir einfach unseren Look erneuern.<br />
Es ist wichtig für eine Marke, die eigene Identität ständig<br />
zu überprüfen. Wir versuchen, bei jeder Kollektion immer<br />
ein Stückchen mehr aus unserer Komfortzone zu kommen.<br />
Dieses Mal wollten wir mit Sportswear spielen.<br />
Unsere Couture-Sensibilität sollte dabei aber unbedingt<br />
sichtbar bleiben. Wir haben klassische T-Shirts in Seide<br />
gearbeitet und mit einem romantischen Tahiti-Print von<br />
Paul Gauguin versehen. Die Couture spiegelt sich im<br />
Volumen wider. Alle Shirts sind oversize geschnitten. Aus<br />
demselben Stoff haben wir knöchellange Seidenröcke<br />
entworfen, die mit einem Gürtel in der Taille geknotet<br />
werden wie eine Papiertüte. Dazu kombinieren wir<br />
leichte Safariblusen. Wir haben uns von der Streetwear in<br />
New York inspirieren lassen. In Mailand fehlt uns dieser<br />
Casual-Gedanke. Jemand wie Alexander Wang beherrscht<br />
das perfekt. Das fasziniert uns. Hier in Mailand können<br />
wir nur Eleganz. Dabei ist es sehr wichtig, dass man die<br />
eigene Kultur immer wieder mit neuen Positionen<br />
konfrontiert. Von unserer Neuinterpretation italienischer<br />
Eleganz kann sich sogar die Streetwear noch etwas<br />
abschauen.<br />
Für jede unserer Kollektionen entwickeln wir unsere<br />
eigenen Stoffe. Wir gehören nicht zu den Designern, die<br />
auf Stoffmessen gehen. Jedes Material ist exklusiv für<br />
Aquilano.Rimondi produziert. Noch bevor wir anfangen<br />
zu zeichnen, arbeiten wir an den Stoffen. Bei der<br />
Sommerkollektion war es eine besondere Herausforderung:<br />
Wie mischt man Couture-Materialien wie Seide mit<br />
Sportswear-Stoffen wie Neopren? Wir haben eine ganz neue<br />
Technik entwickelt, um die beiden Welten zusammenzubringen.<br />
Am Ende hatten wir einen Seidenfaden, in<br />
dessen Innern Neopren steckt. Der Stoff heißt Scuba.<br />
Er verleiht den Shirts einen gewissen Stand – und gibt<br />
ihnen diesen Couture-Look.<br />
Mag sein, dass wir hier in Mailand nicht so street sind<br />
wie in New York oder London. Dafür haben wir die<br />
weltbesten Manufakturen. Die Absätze von unseren Strap-<br />
Sand<strong>als</strong> etwa werden alle in derselben Werkstatt in<br />
Venetien gefertigt, in der auch Louis Vuitton produzieren<br />
lässt. Von Hand. Der Absatz ist von der Kunst der<br />
Massai inspiriert. Das holt High Heels in die Realität.<br />
Noch ist Aquilano.Rimondi ein kleines Label, obwohl<br />
diese Kollektion kommerziell bereits sehr erfolgreich war.<br />
Ob wir beiden die neuen Dolce & Gabbana werden wollen?<br />
Schwierige Frage. Auf jeden Fall haben wir vor, ein Team<br />
zu bleiben. Ein Leben ohne den anderen: unvorstellbar! Wir<br />
sind jetzt schon seit 15 Jahren ein Paar, beruflich wie<br />
privat, nachdem wir uns bei Max Mara kennengelernt<br />
haben. Sicher ist es oft nicht einfach zusammenzuarbeiten,<br />
weil es ja keinen Unterschied mehr gibt zwischen<br />
der Arbeit und unserem Privatleben. Dass wir die ganze<br />
Zeit über zusammen sind, belastet manchmal unsere Beziehung.<br />
Dann möchte man am liebsten kurz ausbrechen.<br />
Aber das ist natürlich nicht möglich.“<br />
Italienische Couture trifft<br />
Streetwear: die Sommer mode<br />
von Aquilano.Rimondi<br />
Mode Mailand<br />
159
Als Basis:<br />
Mois turizer „Hydra<br />
Beauty Crème“;<br />
Foundation „Vita lumière<br />
Moisture-Rich<br />
Radiance Sunscreen<br />
Fluid Makeup Broad<br />
Spectrum SPF 15“;<br />
Puder: „Poudre<br />
Universelle Libre“;<br />
zur Konturierung:<br />
„Les Beiges Healthy<br />
Glow Sheer Colour“
161<br />
Augen: Lidschatten<br />
„Les 4 Ombres“<br />
in „29 Lagons“ und<br />
„Ombre Essentielle“<br />
in „97 Infini“;<br />
alle Make-ups<br />
und Looks:<br />
CHANEL Frühjahr/<br />
Sommer 2014<br />
Neue Muse voN Karl lagerfeld, Neues ChaNelgesiCht,<br />
Neues it-girl, säNgeriN iN eiNer PoP-BaNd,<br />
filMsChausPieleriN: sehr sChöN, was Bei alMa<br />
JodorowsKy gerade los ist. sie selBst ist es auCh<br />
Von Gabriela Herpell<br />
Fotos Maurizio Bavutti<br />
Make-up Georgi Sandev<br />
Styling Ellie Grace Cumming<br />
Alma<br />
Beauty
162<br />
Beauty<br />
INtErvIEw: Bonjour, Madame Jodorowsky. Oder ist es<br />
Mademoiselle?<br />
ALmA Jodorowsky: Mademoiselle. Wir können uns ruhig<br />
duzen.<br />
INtErvIEw: Bis wann sagt man in Frankreich<br />
„Mademoiselle“?<br />
Jodorowsky: Immer. Das hat nichts mit dem Alter zu tun.<br />
INtErvIEw: Was würdest du zu Catherine Deneuve sagen?<br />
Jodorowsky: Ah! Sie ist eine „Grande Mademoiselle“. Sie<br />
ist unfassbar beeindruckend. Ich habe sie öfter von Weitem<br />
gesehen, aber noch nie mit ihr gesprochen, leider.<br />
INtErvIEw: Du hast heute den ganzen Tag Fotoaufnahmen<br />
für Chanel gemacht. Wie geht es dir jetzt?<br />
Jodorowsky: Ich bin ein bisschen müde, aber es hat Spaß<br />
gemacht. Ich hoffe, dass gute Fotos dabei sind.<br />
INtErvIEw: Wann bist du zum ersten Mal auf die Marke<br />
Chanel aufmerksam geworden?<br />
Jodorowsky: Wir hatten kein Fernsehen zu Hause, aber<br />
wenn ich zu meiner Großmutter ging, konnte ich fernsehen.<br />
Als ich noch ein kleines Mädchen war, lief die Werbung<br />
für Chanel No. 5 mit Rotkäppchen und dem Wolf.<br />
INtErvIEw: Der Clip von Luc Besson mit Estella Warren?<br />
Jodorowsky: Genau der. Sie sieht das Parfüm und packt<br />
es in ihren Korb, der Wolf schleicht ihr hinterher. Sie legt<br />
ihren Zeigefinger an die Lippen, damit er sie nicht verrät.<br />
INtErvIEw: Sie macht ihn zu ihrem Komplizen. Und <strong>als</strong> die<br />
Tür sich hinter ihr schließt, heult der Wolf. Das ist rührend.<br />
Jodorowsky: Den Clip habe ich geliebt.<br />
INtErvIEw: Hast du das Parfüm dann auch benutzt?<br />
Jodorowsky: Ja, aber viel, viel später natürlich.<br />
INtErvIEw: Und jetzt bist du die neue Muse von Karl<br />
Lagerfeld.<br />
Jodorowsky: Was soll ich dazu sagen? Das steht mir nicht<br />
zu. Darüber musst du mit anderen Leuten reden. Aber wir<br />
machen gerade ein paar Dinge zusammen, das stimmt.<br />
INtErvIEw: Fühlst du dich wohl in dieser Rolle?<br />
Jodorowsky: Die Marke gefällt mir. Sie ist elegant, und sie<br />
überdauert jede Mode.<br />
INtErvIEw: Du bist gerade auch in einer ganz anderen<br />
Rolle zu sehen, in dem Film Blau ist eine warme Farbe, der<br />
2013 die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat. Du<br />
spielst eine Schulfreundin von Adèle. Wie hat der Regisseur,<br />
Abdellatif Kechiche, dir die Figur beschrieben?<br />
Jodorowsky: Er hat gar nichts wirklich beschrieben. Er<br />
sucht sich seine Leute danach aus, ob er ihnen vertraut. Und<br />
ob man ihm vertraut. Dann lässt er einen die Figur<br />
erforschen. Die Szenen stehen im Drehbuch, aber man lernt<br />
keine Dialoge auswendig. Alles kann jederzeit geändert<br />
werden. Man improvisiert. Es ist eine sehr freie Arbeit.<br />
INtErvIEw: Einmal sitzt Adèle mit Béatrice nach der<br />
Schulstunde auf einer Treppe. Die beiden küssen sich. Wie<br />
steht so eine Szene im Drehbuch?<br />
Jodorowsky: Da stand genau das drin: Zwischen zwei<br />
Schulstunden trefft ihr euch auf der Treppe und raucht.<br />
Lippenstift „Rouge<br />
Allure Velvet<br />
Luminous Matte<br />
Lip Colour“ in<br />
„40 La Sensuelle“
Augen: Kajal<br />
„Le Crayon Khôl“<br />
in „61 Noir“,<br />
Lidschatten „Stylo<br />
Eye shadow“ in<br />
„57 Black Stream“,<br />
Konturenstift:<br />
„Le Crayon Yeux“ in<br />
„47 Brun Intense“;<br />
Lippen: Lippenstift<br />
„Rouge Coco Shine“<br />
in „85 Secret“
Lippenstift „Rouge<br />
Allure Intense<br />
Long-Wear Lip<br />
Colour“ in<br />
„109 Rouge Noir“
tALENt Alma Jodorowsky HAIr Seb<br />
Bascle / Artlist mANICurE Elsa Durrens<br />
/ Artlist PHoto AssIstANt Henri de<br />
Carvalho dIgItAL oPErAtor Henri<br />
Coutant styLINg AssIstANt Lucille Durez<br />
ProduCtIoN Roman David Cartagena /<br />
Artlist sPECIAL tHANks Studio LB Paris<br />
Du flirtest ein bisschen mit ihr, sagst ihr, dass sie schön ist.<br />
Vielleicht küsst ihr euch, und dann gehst du <strong>als</strong> Erste<br />
zurück in die Klasse. Ende. Was genau ich sagen würde,<br />
stand nicht drin, was Adèle sagt, auch nicht. Nur der<br />
grobe Ablauf.<br />
INtErvIEw: Hast du gelesen, dass die beiden<br />
Hauptdarstellerinnen sich im Nachhinein über den<br />
Regisseur beschwert haben?<br />
Jodorowsky: Ja, habe ich gelesen. Weil er so einen Druck<br />
auf sie ausgeübt hat. Ich habe nichts Vergleichbares erlebt,<br />
allein deshalb, weil ich eine so viel kleinere Rolle hatte. Aber<br />
ich finde das alles gar nicht mehr wichtig. Was zählt, ist<br />
doch der Film. Und ich bin froh, dass die Leute sich nicht<br />
daran stören, was hinterher geredet wurde, sondern dass<br />
sie sich den Film anschauen.<br />
INtErvIEw: Viele Schauspieler gucken sich ihre Filme nicht<br />
gerne im Kino an, schon gar nicht auf der Premiere. Hast<br />
du den Film gesehen?<br />
Jodorowsky: Zweimal. Einmal in Cannes und einmal in<br />
Paris, mit meinen Freunden und meiner Familie. Er gefällt<br />
mir unheimlich gut. Und auch wenn meine Rolle so winzig<br />
ist, bin ich stolz, Teil dieses Projekts zu sein. Léa und Adèle<br />
sind wundervoll, sie tragen den ganzen Film. Ich freue mich,<br />
dass es endlich mal wieder einen Film gibt, der sich so viel<br />
Zeit nimmt, die Liebe und die Leidenschaft darzustellen.<br />
Und den Schmerz, der ja auch dazugehört. Es ist ein Film<br />
über einen Menschen, der sich selbst kennenlernt. Das ist<br />
eine universelle Erfahrung und sehr bewegend.<br />
INtErvIEw: Wie bist du zu dem Beruf der Schauspielerin<br />
und des Models gekommen?<br />
Jodorowsky: Eigentlich sehe ich mich nicht <strong>als</strong> Model. Ich<br />
habe Theater gespielt, seit ich klein bin. Meine Eltern<br />
waren am Theater, ich habe meine Kindheit und Jugend in<br />
dieser Welt verbracht. Und ich war auf der Schauspielschule.<br />
INtErvIEw: Was begeistert dich an dem Beruf?<br />
Jodorowsky: Ich arbeite gern im Team. Ich arbeite gern<br />
mit Volldampf an Projekten. Und ich mag es, zu spielen.<br />
Mich in Leute hineinzuversetzen, die ich entdecken kann.<br />
INtErvIEw: War die Schauspielerei dein Mädchentraum?<br />
Jodorowsky: Ich weiß nicht, es kam automatisch.<br />
INtErvIEw: Erinnerst du dich denn an bestimmte Momente<br />
<strong>als</strong> Kind am Theater?<br />
Jodorowsky: Ich erinnere mich sehr gut, wie ich in der<br />
Garderobe meiner Mutter mit der Schminke<br />
herumexperimentiert habe. Und durch die Flure getanzt<br />
bin, immer in einer anderen Rolle.<br />
INtErvIEw: Was kannst du, jenseits der Schauspielerei,<br />
besonders gut im Leben?<br />
Jodorowsky: Ich singe in einer Band, den Burning<br />
Peacocks. Wir bringen im März unsere erste Platte mit vier<br />
Stücken heraus. Das ist meine zweite Leidenschaft. Darum<br />
muss ich auch bald los, wir proben heute Abend noch.<br />
INtErvIEw: Kannst du auch etwas Nicht-Künstlerisches<br />
gut? So was wie Rechnen oder Kaffeekochen?<br />
Jodorowsky: Na klar, ich backe den besten Apfel-Crumble<br />
der Welt.<br />
INtErvIEw: Bist du eine richtige Pariserin?<br />
Jodorowsky: Ich glaube. Aber was soll das<br />
überhaupt sein?<br />
INtErvIEw: Ich dachte, das könntest du mir<br />
erklären.<br />
Jodorowsky: Tja, ist schwierig. Ich liebe Paris und kann<br />
mir momentan nicht vorstellen, woanders zu leben. Aber<br />
macht mich das zu einer wahren Pariserin? Vielleicht ist<br />
damit auch eine selbstbewusste Frau gemeint. Gut<br />
angezogen, aber nicht overdressed. Dieser gewisse Chic<br />
der Pariserin halt.<br />
INtErvIEw: Welche Frauen bewunderst du?<br />
Jodorowsky: Meine Mutter, sie ist eine tolle Mutter und<br />
eine tolle Schauspielerin. Und Catherine Deneuve, wie<br />
gesagt. In Jacques Demys Film Eselshaut fasziniert sie mich<br />
so, dass ich ihn immer wieder anschaue. Sonst mag ich<br />
starke Frauen, die ein bisschen wild sind, ein bisschen<br />
Rock ’n’ Roll, wie Gena Rowlands und Elizabeth Taylor.<br />
„Ich mag starke Frauen,<br />
die ein bisschen wild sind,<br />
ein bisschen Rock ‘n‘ Roll.<br />
Wie Elizabeth Taylor“<br />
INtErvIEw: Ist Feminismus ein Thema in deiner Generation?<br />
Jodorowsky: Oh ja. Wir reden viel darüber. Ich bin zwar<br />
keine politisch engagierte Feministin, aber ich verfechte<br />
die Rechte der Frauen und finde die Diskussion darüber<br />
wichtig.<br />
INtErvIEw: Nimmst du Ungerechtigkeiten zwischen<br />
Männern und Frauen wahr?<br />
Jodorowsky: Gibt es immer noch, ja. In meinem Beruf<br />
werden Frauen weniger ernst genommen <strong>als</strong> Männer,<br />
damit geht es schon mal los. Gegen Mädchen haben alle<br />
viel mehr Vorurteile, man wird sofort in eine Schublade<br />
gesteckt. Die Leute glauben immer noch, dass ein hübsches<br />
Mädchen blöd ist. Wenn sie merken, dass du doch was<br />
im Kopf hast, wird es nicht viel besser. Und dann die Jungs<br />
und die Männer auf der Straße: immer noch dieselben<br />
sexistischen Sprüche, immer noch dieselben Witze.<br />
INtErvIEw: Stört es dich, wenn dir Jungs auf der Straße<br />
hinterherrufen?<br />
Jodorowsky: Es stört mich, weil es <strong>als</strong> so normal<br />
empfunden wird. Nur weil ein Typ ein Typ ist, kann er<br />
raustrompeten, was er will. Das Schlimme ist ja: Wenn<br />
man sich wehrt oder den Typen ignoriert, wird man beschimpft.<br />
Das heißt nicht, dass ich etwas gegen das<br />
Flirten habe. Es gibt ja die Männer, die auf eine sehr angenehme,<br />
höfliche Art flirten und Frauen zeigen, dass sie<br />
sie attraktiv finden.<br />
INtErvIEw: Was findest du attraktiv an dir?<br />
Jodorowsky: Oh Gott. Komische Frage, ehrlich gesagt. Ist<br />
mir peinlich, darauf zu antworten.<br />
INtErvIEw: Anders gefragt: Was magst du an dir selbst?<br />
Jodorowsky: Dass ich den besten Apfel-Crumble der Welt<br />
backe.<br />
INtErvIEw: Und was nervt dich an dir?<br />
Jodorowsky: Dass ich keinen Fisch zubereiten kann.<br />
INtErvIEw: Wie stellst du dir deine Zukunft vor?<br />
Jodorowsky: Ich hoffe, sie wird lustig. Und ich hoffe, dass<br />
uns die Erde nicht um die Ohren fliegt.<br />
INtErvIEw: Was tust du dagegen?<br />
Jodorowsky: Ich trenne Müll und laufe unheimlich viel,<br />
weil ich kein Auto habe.<br />
165<br />
Beauty
Frühlingserwachen<br />
Von blumigen Düften unD englischen teerosen<br />
über gesichtspflege mit Vitaminextra<br />
bis zu Den baDezimmergeheimnissen<br />
minimalistischer JungDesigner:<br />
unsere beautyempfehlungen für Den märz<br />
Susanne Kaufmann<br />
Boutique Spa im Hotel<br />
Das Stue, Berlin<br />
naturfrische<br />
Fünf Parfüms, die florale<br />
Noten mit Holz und Frucht<br />
kombinieren – und dabei<br />
spannende Duft-Synergien<br />
entstehen lassen<br />
FRuIT déFendu: mit<br />
Bergamotte, türkischer<br />
Rose, Mango, Rosenholz.<br />
Von Terry de Gunzburg,<br />
100 ml EdP ca. 130 €<br />
FLoWeRheAd: inspiriert<br />
von einer indischen<br />
Hochzeitszeremonie. Mit<br />
wildem Jasmin, Zitrone,<br />
Tuberose, Preiselbeere<br />
und frischem Amber. Von<br />
Byredo, 50 ml EdP ca. 95 €<br />
dAISy deLIghT:<br />
olfaktorische Dynamik.<br />
Mit Quittenblüte, Iris,<br />
rotem Apfel, Pfingstrose,<br />
Moschus, Sandelholz.<br />
Von Marc Jacobs, 50 ml<br />
EdT ca. 70 € (limitiert)<br />
schönheit in Der nähe Von biestern<br />
Der neue Ort in Berlin für cooles Übernachten heißt Das Stue und ist ein kleines, feines Hotel direkt am<br />
Tiergarten. Für Westberliner noch wichtiger: das Spa von Susanne Kaufmann. In intimer Atmosphäre kann<br />
man hier organische Produkte und ausgefeilte Techniken genießen, die unseren Gesichtern das Strahlen<br />
zurückgeben, das in langen Nächten auf der Strecke blieb. Wer ein Facial oder eine Körperbehandlung bucht,<br />
darf drumherum auch am Pool entspannen und dabei dem entfernten Geschrei der Affen und Giraffen<br />
lauschen. Anmeldungen unter: das-stue.com/spa/susanne-kaufmann<br />
TuBeRoSe AngeLIcA<br />
coLogne InTenSe:<br />
berauschend feminin. Mit<br />
Engelwurz, Tuberose, Amberholz,<br />
englischer Birne<br />
und Freesie. Von Jo Malone,<br />
100 ml EdC ca. 112 €<br />
MARnI RoSe: würzig.<br />
Bulgarisches Rosenöl,<br />
Kardamom, Nanaminze,<br />
Himbeere, Veilchen und<br />
exotische Hölzer. Von<br />
Marni, 65 ml EdP ca. 85 €<br />
Wärmespektrum<br />
Ob in Nude, Pink oder Koralle: Die<br />
Nagellacke und Lippenstifte der limitierten<br />
„Spring Color Collection“ von Tom Ford<br />
machen Lust auf Sonne. Wie ein Art-déco-<br />
Schmuckstück mutet die Verpackung an.<br />
Tom Ford, Nagellack ca. 32 €, Lippenstift ca. 46 €<br />
Very Rose<br />
Passend zu den pastelligen<br />
Macramé-Röcken und leichten<br />
Stoffen auf dem F/S-<br />
14-Runway von Burberry<br />
schuf Make-up-Artist Wendy<br />
Rowe einen soften Look. Ihre<br />
Inspiration: die Farben englischer<br />
Teerosen. Auf den Li-<br />
dern trugen die Models<br />
Lidschatten in „Rose<br />
Pink“, die Lippen zierte<br />
der Ton „Trench Kiss“.<br />
Lidschattenpalette<br />
„Rose Pink No.<br />
10“ von Burberry,<br />
ca. 51 €<br />
FOTOS: Imago; Das Stue (2); Burberry (2); PR (6)
„Modern Muse“<br />
von Estée Lauder,<br />
50 ml EdP ca. 76 €<br />
Beauty Talk mit<br />
Arizona Muse<br />
Topmodel, alleinerziehende Mutter und<br />
Gesicht des neuen Dufts von Estée Lauder:<br />
ein Gespräch über Kunst,<br />
Make-up und anderes Musenhaftes<br />
InTeRvIeW: Wo entstand die Werbekampagne für<br />
„Modern Muse“?<br />
ARIzonA MuSe: Wir haben die Bilder für<br />
die Print-Kampagne im Guggenheim<br />
Museum in New York geshootet und dort<br />
auch den TV-Spot gedreht. Mein Vater<br />
ist Kunsthändler, und ich bin mit Kunst<br />
aufgewachsen. Deshalb war es fantastisch,<br />
den ganzen Tag im Guggenheim verbringen<br />
zu können.<br />
InTeRvIeW: Wie finden Sie das Parfüm?<br />
MuSe: Ich bin von „Modern Muse“ total<br />
begeistert, weil der Duft zwei verschiedene<br />
Seiten hat: Er ist einerseits feminin,<br />
andererseits stark. Die Holznoten verleihen<br />
ihm Üppigkeit, während die floralen<br />
Noten Leichtigkeit und Frische verströmen.<br />
InTeRvIeW: Wen betrachten Sie selbst <strong>als</strong> Muse?<br />
MuSe: Jeanne d’Arc ist für mich Muse und Ikone<br />
zugleich – eine Frau mit viel Weiblichkeit, aber stark<br />
genug, ein Heer von Männern in den Krieg zu führen.<br />
Trägt das Wortspiel<br />
in ihrem Namen:<br />
Model Arizona Muse<br />
InTeRvIeW: Und wer inspiriert Sie?<br />
MuSe: Mein Sohn Nikko und alle Mütter dieser Erde!<br />
InTeRvIeW: Make-up-Artist Tom Pecheux hat den<br />
Look für die Kampagne kreiert. Wie ist die Zusammenarbeit<br />
mit ihm?<br />
MuSe: Großartig! Er bringt immer alle zum Lachen.<br />
InTeRvIeW: Haben Sie von ihm einen Make-up-Tipp<br />
bekommen?<br />
MuSe: Tom hat mir beigebracht, Foundation vor dem<br />
Auftragen mit einem Tropfen „Advanced Night<br />
Repair“-Serum zu mischen und dann mit den<br />
Fingern zu verteilen. Dadurch lässt sie sich<br />
ganz leicht auftragen und wirkt so besonders<br />
natürlich.<br />
InTeRvIeW: Sie sind unter anderem für Ihre<br />
schönen Augenbrauen bekannt. Haben Sie dazu<br />
einen Tipp?<br />
MuSe: Ich fülle Lücken mit einem Brauenstift.<br />
Und ich zupfe sie nicht. Das war der beste<br />
Schönheitstipp meiner Mutter: Augenbrauen nie<br />
zupfen!<br />
InTeRvIeW: Als Sie sich die Haare kurz schneiden<br />
ließen, sorgte dies für Aufregung in den Medien.<br />
Wie gefällt Ihnen dieser Schnitt?<br />
MuSe: Ich liebe kurzes Haar! Wenn man die Haare<br />
schneidet und sie danach eine Weile einfach sein und<br />
wachsen lässt, hat man ständig eine veränderte Frisur.<br />
Das ist für mich das Tolle daran.<br />
Pflege mit Vitaminplus<br />
Bereits beim Eincremen stärken diese Moisturizer<br />
das Abwehrsystem der Haut. Das Resultat: ein<br />
frischer, glatter Teint mit gesunder Ausstrahlung.<br />
Beauty News<br />
167<br />
Strafft und repariert: „C+C Vitamin<br />
Cream“ von Natura Bissé, ca. 102 €<br />
FOTOS: action press; Christian<br />
Schwarzenberg; PR (4)<br />
Diskrete<br />
Einblicke<br />
Kosmetik ist für das Berliner Designer-Duo Perret Schaad eine Mischung aus Luxus und<br />
Zweckhaftigkeit. Diesem Credo entspricht auch die Pflegeroutine der beiden: Tutia<br />
Schaad (links) trägt zur „Cold Creme“ von Avène Chanel-Lippenstift in „62 Monte Carlo“,<br />
grauen Nagellack von Uslu Airlines und getönten Sonnenschutz von This Works,<br />
während Johanna Perret neben French-Pharmacy-Produkten wie dem Reinigungswasser<br />
„Créaline“ von Bioderma und der „Homeoplasmine“-Lippenpflege Handseife von Aesop<br />
und den edlen Hermès-Duft „Eau d’orange verte“ verwendet.<br />
Ein Cocktail aus<br />
Vitaminen und<br />
Aktivstoffen:<br />
„Sisleyouth“ von<br />
Sisley, ca. 143 €<br />
Extra-Kick an Antioxidantien: „Superdefense<br />
SPF 20“ von Clinique, ca. 52 €
Jeanne<br />
Dark<br />
Jeanne Tremsal arbeitet tagsüber in einer Galerie und<br />
lebt nachts immer dort, wo es sich besonders lohnt, auf<br />
Schlaf zu verzichten. Diesmal ging es darum, die Berliner<br />
Fashion Week auf ihre Nightlife-Qualitäten zu überprüfen<br />
Foto Maxime Ballesteros<br />
Night & Life<br />
168<br />
Das war mein erstes Mal. Nicht<br />
meine erste Fashionweek oder<br />
Modenschau, ich war schon öfter<br />
in Paris, aber meine erste Berlin Fashion Week.<br />
Am Dienstag um 19 Uhr ging es für<br />
mich los. Die Achtland-Show, zwei junge<br />
Berliner Designer. Eigentlich bin ich<br />
gerade fest angestellt und arbeite jeden Tag<br />
bis sieben Uhr abends, <strong>als</strong>o musste ich mit<br />
einem Carsharing-Smart zu den Schauen rasen<br />
und mir im Mini-Auto zumindest andere<br />
Schuhe anziehen. Der Rest der Kleidung war<br />
ohnehin nicht sichtbar, da die Show so<br />
schnell vorbei war, dass man gar nicht aus dem<br />
Mantel kam. Alles schien kleiner und<br />
unaufgeregter <strong>als</strong> in Paris. Es wirkte, <strong>als</strong><br />
würden Kinder etwas nachmachen, das<br />
sie sich bei den Erwachsenen abgeschaut<br />
hatten. Ein paar freundliche Schauspielerinnen<br />
saßen in der ersten Reihe, fünf oder<br />
sechs. Ich hatte mich tatsächlich noch nie mit<br />
der Berlin Fashion Week befasst, und ihre<br />
Bedeutung für die Stadt und der tief sitzende<br />
Komplex, der mit ihr verbunden ist, wurden<br />
mir erst in diesen Tagen bewusst. Überall las<br />
ich, dass Berlin Paris, Mailand oder New<br />
York in nichts nachstehe und Berlins front<br />
row absolut mithalten könne. Das stimmt<br />
bloß nicht. Berlin kann in der Mode nicht<br />
mithalten, und in der ersten Reihe saßen<br />
weder Kate Moss noch Tilda Swinton oder<br />
Catherine Deneuve. Das ist auch völlig<br />
egal, Berlin kann eben andere Dinge besser.<br />
Nach den jahrelangen Diskussionen über<br />
Magersucht bei Models, nach all den Dokus<br />
und Todesfällen und den ihnen folgenden<br />
Absichtsbekundungen und guten Vorsätzen<br />
ging ich davon aus, dass das Thema superdürre<br />
Models längst gegessen ist. Außerdem<br />
traf ich kurz vor der Achtland-Show noch<br />
meinen Kumpel Oskar Melzer (ja, schon wieder<br />
der), und Oskar erzählte mir, er sei<br />
hier für das Backstage-Catering verantwortlich.<br />
Wenn Mogg & Melzer Models das Essen<br />
kochen, heißt das nicht nur Fleisch, sondern:<br />
viel Fleisch, Berge von Pastrami. Ich war<br />
froh darüber, weil es mir sagte, dass sich endlich<br />
ein neuer Trend durchgesetzt hatte:<br />
Models, die sich kurz vor dem Auftritt noch<br />
den Ranzen vollhauen. Vielleicht noch ein<br />
Pils und raus geht’s. Leider war es dann doch<br />
nicht so. Bei Achtland waren die Models<br />
noch dünner <strong>als</strong> früher. Sogar dürrer <strong>als</strong> in<br />
den 1990ern mit ihrem Heroinschick. Hüftknochen,<br />
die sich so stark abzeichneten, dass<br />
ich nichts anderes mehr wahrnahm, riesige<br />
fragende Augen, blass, abwesend. Wer hat<br />
denn dann bitte das ganze Fleisch gegessen?<br />
Am nächsten Tag bei Lala Berlin waren<br />
dieselben Leute wie am Abend vorher, und in<br />
der ersten Reihe saßen exakt dieselben fünf<br />
oder sechs Schauspielerinnen. Möglicherweise<br />
sogar in derselben Reihenfolge. Es war ein<br />
bisschen lauter, und die Models waren etwas<br />
dicker. Keine Hüftknochen, keine riesigen<br />
Augen, weniger Elend. Sehr angenehm. Es<br />
ging um Punk, darum, wieder wild zu sein<br />
und dabei schöne Sachen zu machen.<br />
Danach die alte und immer gute Frage,<br />
auf welche Party wir gehen sollten. Auf die<br />
Lala-Party, die Vogue-Party, die GQ-Party<br />
oder sogar die Zeit-Party? Die was? Zeit und<br />
Mode? Machen die jetzt neben der Weltkunst<br />
auch die Weltmode? Da mussten wir natürlich<br />
gleich hin, auf die Zeit-Welt-Mode-Party.<br />
Und da waren sie wieder, dieselben Leute<br />
in einem riesigen Loft am Oranienplatz<br />
in Kreuzberg mit Blick auf das Flüchtlingscamp.<br />
Vollkommen absurd, ich wusste<br />
noch nicht einmal, was hier eigentlich<br />
gefeiert wurde. Alles war zu groß,<br />
und alles war zu leer.<br />
Immerhin traf ich die<br />
Tills aus München<br />
(ja, schon wieder die),<br />
und wir gingen<br />
weiter zur Lala-<br />
Party. Dort<br />
das genaue<br />
Gegenteil:<br />
viel zu<br />
klein<br />
Jeanne Dark trinkt, Milen Till legt auf, bei der „Zeit“-Party sind alle gut drauf, Achtland läuft<br />
und viel zu voll. Nach einer Stunde (oder<br />
waren es zwei?) bin ich schließlich früh und<br />
ziemlich nüchtern und leicht unbefriedigt<br />
nach Hause. Wie immer in letzter Zeit mit<br />
dem Gefühl, dass die Luft gerade etwas<br />
raus ist. In Berlin? Bei mir? Auf der Welt? Weil<br />
die Zeit jetzt Mode feiert? Wer hat keine<br />
Ausdauer mehr? Ich und alt? Schlapp? Niem<strong>als</strong>!<br />
Genauso wenig wie die Kunstjournalisten,<br />
die Gastronomen, die Künstler,<br />
Modemacher oder die Filmproduzenten<br />
und Architekten, die ich immer wieder auf<br />
der Fashion Week gesehen habe.<br />
Nächster Morgen. Schlechtes Wetter,<br />
nass, kalt, früh. War ich doch nicht so<br />
nüchtern? Erst kam von der Taxizentrale die<br />
SMS: „Leider kein Wagen frei.“ Wie bitte,<br />
den ganzen Tag nicht? Andere Taxinummer.<br />
Als nach ungefähr 25 Minuten endlich ein<br />
Wagen kam, entschuldigte sich der Fahrer mit<br />
unglaublicher Selbstverständlichkeit:<br />
„Fashion Week!“ Aha, morgens um acht Uhr.<br />
Na dann.<br />
FOTOS: Maxime Ballesteros (4); Ole Hoffmann (4); Achtland, AW 2014, © Mercedes-Benz Fashion (2)
Neuer<br />
Look<br />
.de<br />
Follow us on:<br />
F a c e b o o k<br />
t w i t t e r<br />
facebook.com/<strong>Interview</strong>.de<br />
twitter.com/interview_de
Marika Kow<strong>als</strong>ki<br />
Michael Sontag<br />
Boris Radczun & Shermine Sharivar<br />
Patrick Mohr<br />
Backstage bei Kaviar Gauche<br />
Georgia May Jagger<br />
Show von Augustin Teboul<br />
Alexx (l.) & Anton<br />
Trystan Pütter, Heike Makatsch<br />
& Leyla Piedayesh<br />
Jen Gilpin
Yasmin Mueller<br />
Milen Till<br />
Bitte tanzen!<br />
bei der berliner<br />
fashion week sind<br />
die aftershows so<br />
wichtig wie die<br />
shows. im „dean“<br />
feierten nach den<br />
schauen lala berlin,<br />
augustin teboul und<br />
vladimir karaleev<br />
mit „interview“<br />
Fotos Maxime Ballesteros<br />
171<br />
Vladimir Karaleev (r.) mit Begleitung<br />
Odély Teboul & Annelie Augustin<br />
Christian Stemmler, Hien Le & Frauke Becker<br />
Niki Pauls<br />
Patrick Mohr<br />
Charlotte Wiedemann & Florian Müller
Hannelore Elsner,<br />
Polaroids: Karoline Herfurth (l.), Nele Kiper<br />
Mariella Ahrens,<br />
unten: Jana Pallaske<br />
Sonja Kirchberger,<br />
unten: Jasmin Gerat (l.),<br />
Katrin Kraus & Oliver Berben<br />
Katja Riemann,<br />
unten: Kostja Ullmann & Hanno Koffler<br />
Nele Kiper<br />
Alicia von Rittberg<br />
Moritz Bleibtreu,<br />
Polaroids rechts:<br />
Anja Schwing & Philippe Mensah<br />
von Bumble & Bumble,<br />
darunter: Alexandra Neldel<br />
172<br />
Bitte lächeln!<br />
beim filmball in münchen<br />
gab es zur erinnerung<br />
Polaroids von imPossible<br />
instant lab und eine<br />
unvergessliche lounge<br />
von mac cosmetics, bumble<br />
and bumble und „interview“<br />
Fotos Marcus Schäfer<br />
Jasmin Gerat<br />
Polaroids: Lavinia<br />
Wilson (r.),<br />
Anja Schwing &<br />
Gabriele Medingdörfer<br />
von MAC Cosmetics<br />
Axel Stein,<br />
Polaroids links: Katrin Kraus,<br />
darunter: Marcus Schäfer<br />
Polaroids im Uhrzeigersinn:<br />
Hannelore Elsner, Nora von Waldstätten,<br />
Judith Bonesky, Janina Hell von<br />
MAC Cosmetics & Mariella Ahrens<br />
Felicitas Woll
Schirn<br />
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174<br />
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F l a s h b a c k<br />
Kate Moss<br />
jetzt iSt Sie tatSächlich 40. Und damit<br />
definitiv die gröSSte model-legende<br />
aller zeiten. WaS aUch daran liegen mag,<br />
daSS Sie keine echten intervieWS gibt.<br />
aUSSer in UnSerem archiv: ein geSpräch,<br />
Spät nachtS, noch Sehr am anfang<br />
von einer karriere, die einen ganzen<br />
berUfSStand neU definieren Sollte<br />
Von Ingrid Sischy<br />
Flashback<br />
176<br />
Sie ist 25. Ein Supermodel, aber sehr anders <strong>als</strong> die<br />
Supermodels vor ihr. Kleiner, nicht so athletisch<br />
wie die Glamazonen der 80er-Jahre. Und näher<br />
dran am Zeitgeist, an Pop. Sie hat einen Burn-out hinter<br />
sich, ist noch mit Johnny Depp zusammen (der sich<br />
kurz nach diesem Gespräch von ihr trennt), gibt kaum je<br />
<strong>Interview</strong>s. Dem <strong>Interview</strong> Magazine aber doch. Vieles<br />
von dem, was sie 1999 sagt, stimmt noch immer: wie<br />
respektlos sie es findet, zum Sündenbock gemacht zu<br />
werden. Oder dass man dem Spiel einen Schritt voraus<br />
sein muss, um in ihm zu bleiben. Das hat Kate Moss<br />
bis heute geschafft. Vor einem Monat ist sie 40 geworden.<br />
Und immer noch Supermodel, Zeitgeist, Pop.<br />
„Für wirklich fotogen habe<br />
ich mich nicht gehalten,<br />
und meine Mum hat mir<br />
nicht widersprochen“<br />
IngrId sIschy: Wie hat das angefangen mit dir?<br />
Kate Moss: Ich war mit meinem Vater und meinem Bruder<br />
in den Ferien, zwei Wochen auf den Bahamas. Auf der<br />
Rückreise strandeten wir in New York auf dem Kennedy<br />
Airport. Es gab ein Problem mit dem Flug. Schließlich<br />
sagte man uns, es gebe eine einzige Maschine mit drei<br />
freien Plätzen. Das Problem war, dass die Sitze nicht<br />
zusammenhingen, einer war in der Economy-Class, der<br />
zweite in der Business-, der dritte in der ersten Klasse.<br />
Nach der Hälfte des Fluges wurde ich – ich hatte den Platz<br />
in der Economy – von einem Mann angesprochen. Seine<br />
Schwester hätte eine Modelagentur, sie würde sich gerne<br />
mit mir unterhalten. Was soll ich sagen? Bis zum heutigen<br />
Tag ist sie meine Agentin – Sarah Doukas.<br />
sIschy: Du hast tatsächlich einem Fremden geglaubt, der<br />
dir sagte, er könnte dich zum Model machen?<br />
Moss: (lacht) Mein Vater hat nach der Landung auch nur<br />
gelacht. Nach ein paar Tagen haben wir dann doch<br />
angerufen. Und schon saßen wir im Zug nach London.<br />
Sarah nahm mich unter Vertrag, ließ ein paar Polaroids<br />
machen und schickte mich sofort zu Castings los.<br />
sIschy: Wie alt warst du dam<strong>als</strong>?<br />
Moss: 14.<br />
sIschy: Wie war es für eine Schülerin aus Croydon,<br />
sich plötzlich in Glamoursville wiederzufinden?<br />
Moss: Ich bin mir klein vorgekommen.<br />
sIschy: Glamourös auch?<br />
Moss: Oh ja!<br />
sIschy: Hattest du das Gefühl, das sei eine Nummer<br />
zu groß für dich?<br />
Moss: Nein. Es gibt Fotos von mir mit elf, da habe ich<br />
schon wie ein Model posiert, nicht so Pseudo-Model-<br />
Posen, du weißt schon, Arm hinterm Kopf und so, sondern<br />
wie ein richtiges Model. Aber für wirklich fotogen habe<br />
ich mich nicht gehalten, und meine Mum hat mir nicht<br />
widersprochen. Also habe ich mir nicht wirklich viel<br />
ausgerechnet. Ich habe es darauf ankommen lassen.<br />
sIschy: Wurde dir vor diesem Flug von New York nach<br />
London nie gesagt, dass du Model werden solltest?<br />
Moss: Das kam schon vor. Ich war ziemlich dünn. Und<br />
ich bin zwar nicht besonders groß für ein Model, aber in<br />
meiner Klasse war ich ziemlich groß. lch war ziemlich<br />
schlaksig. Aber darüber wirklich nachzudenken wäre mir<br />
eitel vorgekommen.<br />
sIschy: Hattest du eine Ahnung von der Modewelt?<br />
Moss: Nicht wirklich. Ich habe mir zwar Modelwettbewerbe<br />
im Fernsehen angesehen, aber Modehefte nie.<br />
Ich habe Teenagerzeitschriften gelesen.<br />
sIschy: Wann hast du deinen ersten Job bekommen?<br />
Moss: Nach einer Woche. Werbung für ein Beauty -<br />
produkt. Meine Agentin war ganz aus dem Häuschen.<br />
sIschy: Gab es Geld dafür?<br />
Moss: Ja. Ungefähr 100 Pfund.<br />
sIschy: War das für dich viel?<br />
Moss: Ja! Danach ging das so weiter. Ich setzte mich in<br />
meiner Schuluniform in die Bahn nach London und habe<br />
mich während der Fahrt umgezogen. So habe ich das drei<br />
FOTO: Juergen Teller für <strong>Interview</strong> Magazine, März 1999
Im Bett mit Kate Moss:<br />
Porträt von Juergen Teller<br />
177<br />
Jahre lang gemacht, lauter eher kleine Jobs. Dann habe ich<br />
bei einem Casting für Face Corinne Day kennengelernt.<br />
Wir haben wochenlang Fotos gemacht, immer wieder<br />
dieselben Motive. Während dieser Zeit ist mir das Interesse<br />
abhandengekommen, in die Schule zu gehen, ich glaube,<br />
ich bin sowieso eher hingegangen, um Freundinnen zu<br />
treffen (lacht). Jedenfalls fuhr ich immer öfter nach<br />
London. Und ich habe damit begonnen, nachts auszugehen.<br />
sischy: Was hat dich dann richtig nach vorne gebracht?<br />
Moss: Diese Summer of Love-Strecke in Face. Die Fotos,<br />
die Corinne gemacht hat, haben den Zeitgeist von dam<strong>als</strong><br />
eingefangen. Das war nicht mehr der Glamour der<br />
80er-Jahre, sondern etwas anderes, etwas, das von der<br />
Straße kam. Ich habe viel mit Corinne gearbeitet. Wir<br />
sind richtig enge Freundinnen geworden und haben sogar<br />
zusammengewohnt. Dann lernte ich Mario Sorrenti<br />
kennen. Er war dam<strong>als</strong> noch Model, wollte aber Fotograf<br />
werden und hat Fotos mit mir gemacht. Irgendwann waren<br />
wir ein Paar. Ich bin mit ihm nach New York<br />
gezogen und habe andere Fotografen kennengelernt.<br />
sischy: Wie hat New York auf dich gewirkt?<br />
Moss: Es war eine komplett andere Welt.<br />
sischy: Eine, zu der du gehören wolltest?<br />
Moss: Weiß ich nicht, aber ich war glücklich dam<strong>als</strong>. Ich<br />
habe bei Mario, seiner Mutter und seinen Geschwistern<br />
gewohnt, das war wie eine zweite Familie. Dann fing ich<br />
an, hin- und herzufliegen, New York, London, New York,<br />
London. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Schließlich bekam Mario<br />
den Obsession-Auftrag. Wir waren im Urlaub gewesen,<br />
und Mario hatte Fotos von mir gemacht, in die sich<br />
Calvin (Klein) verguckte. Er sagte: Zieht gleich wieder los<br />
und macht etwas Ähnliches für das Parfüm. Also mieteten<br />
wir auf einer Insel ein Strandhaus und hatten ein paar<br />
richtig schlimme Tage (lacht).<br />
sischy: Wirklich?<br />
Moss: Wir haben uns die ganze Zeit gezofft. Obsession ist<br />
wahrscheinlich das beste Wort, um unsere Beziehung zu<br />
beschreiben. Jedenfalls haben wir diese Fotos und den<br />
Werbespot gemacht. Kurz danach haben wir uns getrennt,<br />
aber wir sind immer noch gute Freunde.<br />
sischy: Und dann ging es richtig los?<br />
Moss: Ja, es wurde ziemlich überwältigend, auch wenn ich<br />
selbst das gar nicht bemerkt habe. Für andere wirkt es, <strong>als</strong><br />
hätte ich über Nacht Karriere gemacht. Aber in Wahrheit<br />
stehe ich seit ich 17 bin auf eigenen Beinen …<br />
sischy: Jetzt bist du 25.
in. Den Menschen, um den es geht, wollen sie nicht<br />
hören. Das ist wahrscheinlich noch deprimierender.<br />
sIschy: Hast du je überlegt, Schauspielerin zu werden?<br />
Moss: Hin und wieder. Aber das hat damit zu tun, dass<br />
ich auf den Fotos, die es von mir gibt, immer jemand<br />
anderer bin <strong>als</strong> ich. Ich mag Fotos nicht, die mich zeigen.<br />
Zu Hause habe ich immer noch einen Verkleidungsschrank.<br />
Ich mag es, zu einer Fantasie zu werden.<br />
sIschy: Für viele Menschen ist dein Leben so etwas wie<br />
eine Fantasie. Johnny Depp und so weiter. Wie bist du mit<br />
ihm zusammengekommen?<br />
„Um im Spiel zu<br />
bleiben, muss man<br />
ihm voraus sein“<br />
Flashback<br />
178<br />
Kate Moss auf dem<br />
Cover von „<strong>Interview</strong>“,<br />
März 1999<br />
Moss: Jedenfalls fühlte ich mich ziemlich schlecht. Ich bin<br />
nicht mehr aus meinem Bett gekommen. Es war zu viel,<br />
was da passierte. Auf einmal hatte ich diese<br />
Aufmerksamkeit. Ich war nur noch am Arbeiten und nie<br />
zu Hause, ich habe meine Freunde kaum noch gesehen. Ich<br />
war sehr einsam. Alles zusammen war sehr beängstigend.<br />
sIschy: Menschen, die keine Aufmerksamkeit<br />
bekommen, verstehen oft<br />
nicht, warum Menschen, die so viel davon<br />
haben, darunter leiden können.<br />
Moss: Das Problem ist: Jeder projiziert etwas<br />
auf dich. Und jeder beurteilt einen.<br />
Irgendwann kommen einem Selbstzweifel.<br />
sIschy: Ich bin vor Jahren an einem<br />
Plakat vorbeigekommen, auf dem du zu<br />
sehen warst, und jemand hatte es<br />
beschmiert. „Magersüchtig!“ oder so etwas in der Art.<br />
Moss: Ja.<br />
sIschy: Wie fühlt man sich, wenn man einen Körper hat,<br />
der zu einem Symbol gemacht wird und über den ständig<br />
irgendwelche Vermutungen geäußert werden?<br />
Moss: Anfangs hat mich das bockig gemacht. Ich dachte:<br />
Worüber redet ihr da? Es ist deprimierend, wenn man<br />
zu einem Sündenbock gemacht wird. Die Medien brauchen<br />
ihre Schuldigen, und im Fall von Magersucht haben<br />
sie sich mich ausgeguckt. Irgendwann plappern alle<br />
es nach – egal wie oft ich sage, dass ich keine Anorektikerin<br />
die nächSte<br />
aUSgabe von<br />
<strong>Interview</strong><br />
erScheint am<br />
19. märz 2014<br />
Moss: Ich habe ihn bei einem Dinner nach den CFDA<br />
Awards kennengelernt. Wir sind alle in eine Bar gegangen,<br />
und da war er auch. Es hat in der ersten Sekunde geklickt.<br />
Als ich Johnny zum ersten Mal in Los Angeles besucht<br />
habe, merkte ich erst, in was ich da geraten bin. Ich wusste<br />
zwar, dass er berühmt ist, aber ich wusste nicht, was das<br />
wirklich bedeutet.<br />
sIschy: Du bist doch selbst berühmt. Ist Berühmtsein bei<br />
Schauspielern anders?<br />
Moss: Ja. Ich spreche nicht. Ihn hören die Leute reden,<br />
mich nicht. Von mir wird das nicht erwartet. Aber weil sie<br />
einen Schauspieler reden hören, denken sie, dass sie ihn<br />
kennen. Ich bin für sie nur ein Gesicht oder ein Körper.<br />
sIschy: Was hältst du von der Auffassung, dass jemand,<br />
der nur ein Gesicht oder ein Körper ist, kein Gehirn hat?<br />
Moss: Das ist nur noch so etwas, dass sie einem anhängen.<br />
sIschy: Sexismus?<br />
Moss: Ja, ganz sicher. Und Ignoranz.<br />
sIschy: Ist es schwer, <strong>als</strong> Model zu überleben?<br />
Moss: Ja. Die Menschen glauben, dass es reicht, ein<br />
hübsches Gesicht zu haben. Aber man kann so verdammt<br />
schnell verschluckt und wieder ausgespuckt werden. Um im<br />
Spiel zu bleiben, muss man ihm einen Schritt voraus sein.<br />
sIschy: Es ist kein Geheimnis, dass du erst seit Kurzem<br />
wieder arbeitest. Du hast eine Pause eingelegt und bist in<br />
eine Klinik gegangen. Was war los?<br />
Moss: Mein Leben war eindeutig zu schnell<br />
geworden. Ich habe nur noch gearbeitet, und<br />
irgendwann war der Punkt erreicht, an dem<br />
ich keinen richtigen Spaß mehr hatte. Ich<br />
hatte kein Gleichgewicht mehr, ich war nicht<br />
mehr glücklich und tat Dinge, die nicht gut<br />
für mich waren. Also habe ich eines Tages<br />
gesagt: Das reicht jetzt. Und dann bin ich in<br />
die Churchill-Priory-Klinik gegangen, um mir die Frage zu<br />
stellen: Was passiert da gerade eigentlich?<br />
sIschy: Und jetzt?<br />
Moss: Jetzt bin ich wieder in der Spur. Ich habe wieder<br />
Interesse an meiner Arbeit, und das können die Leute<br />
spüren. Es fühlt sich gut an, wieder die Kontrolle über<br />
mein Leben zu haben. Wieder in den Augenblicken zu<br />
sein, in denen ich gerade bin. Statt schon gehetzt an<br />
andere Augenblicke zu denken. Oder mich von<br />
Augenblicken zu erholen, die ich gerade hinter<br />
mich gebracht habe (lacht).<br />
FOTO: Steven Klein, erschienen in <strong>Interview</strong> Magazine, März 1999
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