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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 50 Jahre Rolling Stones (Vorschau)

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CD<br />

REVIEWS<br />

AVERY MILE<br />

A PLACE CALLED HOME<br />

Nein, hört man die Musik dieses Albums,<br />

ahnt man keinesfalls, dass man hier fünf<br />

jungen Männern aus dem Raum Bremen<br />

lauscht, klingt es doch weit mehr nach<br />

Manchester, London oder gleich nach New<br />

York. Dabei darf man auch nicht den Fehler<br />

machen, Avery Mile vorschnell in die<br />

Brit-Pop-Schublade zu stecken, denn auch<br />

wenn die Einflüsse von Keane, Coldplay<br />

oder der Manic Street Preachers klar herauszuhören<br />

sind, ist es ihnen gelungen, A<br />

PLACE CALLED HOME ihren eigenen<br />

Stempel zu verpassen. Unterschiedliche<br />

Attribute stehen auf diesem Stempel, mal<br />

rückt hymnische Romantik im Vordergrund<br />

(“Blind Your Eyes”), manchmal<br />

sonnige Crowded-House-Rhythmen (“In<br />

The Waterfall”), manchmal gelingt ihnen,<br />

wie bei “Sail Away”, aus dem Nichts heraus<br />

eine versponnene Melodie, die einem<br />

einfach nicht mehr aus den Gehörgängen<br />

gehen will.<br />

(Fuego/Rough Trade, 2012, 10/34:44) us<br />

CALIGOLA<br />

BACK TO EARTH<br />

Scheinbar<br />

wurde<br />

den beiden Mando-<br />

Diao-Frontmännern<br />

Björn Dixgård und<br />

Gustaf Norén das<br />

musikalische Korsett<br />

ihrer Hauptband mit<br />

wachsendem Erfolg zu eng, mit BACK<br />

TO EARTH verschaffen sie sich nun Luft.<br />

Unterstützt von den schwedischen Hip-<br />

Hop-Produzenten Salla und Masse Salazar,<br />

realisieren sie mit Caligola nun ihren eigenen<br />

Traum von moderner No<strong>the</strong>rn Dance-<br />

<strong>Music</strong> – einen ersten Vorgeschmack davon<br />

gab es ja mit “Dance With Somebody”<br />

schon auf dem letzten Mando-Diao-Album<br />

zu hören. Dabei überrascht weniger die geballte<br />

Rock’n’Soul-Wucht, mit der sie ihre<br />

Songs auf den Dancefloor hämmern, nein,<br />

es sind vielmehr die kleinen Verspiel<strong>the</strong>iten<br />

am Rande, die man so nicht erwartet hätte.<br />

Sei es der düstere, Thriller-artige Beginn<br />

von “Capo”, die einsame Geige im Outro<br />

von “Hapokalypse” oder die beschwingte<br />

Leichtigkeit des Electro-Pop-Songs “Morning<br />

Light”, die Möglichkeiten, während<br />

dieser knappen Stunde erstklassige Details<br />

zu entdecken, sind schier unerschöpflich!<br />

(Vertigo/Universal, 2012,<br />

15/49:03) tk<br />

HEINZ RUDOLF KUNZE<br />

ICH BIN<br />

Es habe einiges an Überredungskunst gebraucht,<br />

erklärt Heinz Rudolf Kunze, bis<br />

er davon überzeugt war, einen „Zwischengrabstein”<br />

(wie er ein Best-Of-Album oder<br />

eine Werkschau nennt) zu veröffentlichen.<br />

Und etwas Besonderes wollte er seinen<br />

Fans dazu noch bieten, also wurden für<br />

die aktuellen Neuaufnahmen seiner Lieder<br />

zahlreiche Freunde und Kollegen ins Studio<br />

eingeladen. Mit dabei natürlich langjährige<br />

Weggefährten wie Hartmut Engler von<br />

Pur, Tobias Künzel von den Prinzen, Julia<br />

Neigel oder Purple Schulz, frische oder<br />

aufgefrischte Freundschaften wie die mit<br />

Achim Reichel, Heiner Lürig oder Joachim<br />

Witt, aber auch ein Duett mit Selig-Sänger<br />

Jan Plewka, den Heinz Rudolf Kunze zuvor<br />

noch nie persönlich getroffen hatte,<br />

findet seinen Platz auf ICH BIN. Und trotz<br />

der ziemlich werkgetreuen Neuversionen<br />

dieser Rückschau passt das Konzept dieses<br />

Albums, einmal durch die illustre und<br />

abwechslungsreiche Gästeliste und dann<br />

natürlich durch die unzerstörbaren Gassenhauer<br />

aus Kunzes Feder, von “Dein ist mein<br />

ganzes Herz” über “Mit Leib und Seele” bis<br />

zu “Finden Sie Mabel”.<br />

(Ariola/Sony <strong>Music</strong>, 2012, 14/56:36) us<br />

SCOTT MATTHEWS<br />

WHAT THE NIGHT DELIVERS<br />

Scott<br />

Mat<strong>the</strong>ws,<br />

Jahrgang 1976, ist<br />

eines der gefeierten<br />

jungen Talente des<br />

britischen Folk-Pop.<br />

Auf dem Vorgängeralbum<br />

ELSWHERE<br />

(2009) war u.a. Robert Plant als Gastsänger<br />

zu hören; auch auf seinem neuen Werk<br />

WHAT THE NIGHT DELIVERS erhält<br />

er prominente Unterstützung: neben dem<br />

Cellisten Danny Keane vor allem von<br />

dem Bassisten Danny Thompson, der in<br />

den 60ern und 70ern Mitglied bei Alexis<br />

Korner’s Blues Incorporated und der Folk-<br />

Rockband Pentangle war und an Alben von<br />

Richard Thompson, Tim Buckley und Nick<br />

Drake mitwirkte. An den sensiblen, introvertierten<br />

Folk-Pop von Nick Drake und<br />

Tim Buckley muss man auch mitunter bei<br />

den zehn Songs auf WHAT THE NIGHT<br />

DELIVERS denken: impressionistisch hingetupft,<br />

zart und fragil, sehr atmosphärisch,<br />

zwischen Kammer-Jazz und Psychedelia-<br />

Folk changierend – zehn großartige Kleinode!<br />

(San Remo/Indigo, 2012, 10/<strong>50</strong>:57) frs<br />

MORTEN HARKET<br />

OUT OF MY HANDS<br />

Nach der endgültigen (?) Auflösung von<br />

a-ha macht Morten Harket das einzig Richtige.<br />

Er veröffentlicht das nächste a-ha-<br />

Album ganz einfach unter seinem eigenen<br />

Namen. Dabei ist OUT OF MY HANDS<br />

schon das vierte Solo-Album des Sängers,<br />

dessen charakteristische Stimme den Sound<br />

der norwegischen Band über <strong>Jahre</strong> hinweg<br />

prägte. Und da sich seine Solosongs fast<br />

identisch anhören wie die der letzten a-ha-<br />

Alben, dürften die meisten Fans seiner alten<br />

Band hocherfreut auf dieses Lebenszeichen<br />

reagieren. Dennoch bleibt selbst für eingefleischte<br />

Harket-Bewunderer ein kleiner<br />

Wermutstropfen: Mit Pal Waaktar-Savoy<br />

und Magne Furuholmen fehlen bei OUT<br />

OF MY HANDS die beiden Komponisten,<br />

die im Falle von a-ha für mehr musikalische<br />

Abwechslung sorgten. So aber nutzt sich<br />

dieses Album relativ schnell ab, klingen die<br />

Songs insgesamt gesehen zu ähnlich.<br />

(Island/Universal, 2012,<br />

7 Tracks, Promo-CD) us<br />

BENJAMIN SCHOOS<br />

CHINA MAN VS. CHINA GIRL<br />

Wenn Benjamin Schoos ruft, so hat man<br />

den Eindruck, kommen sie alle. Auf dem<br />

neuen Album des talentreichen Vertreters<br />

des neuen Chanson geben sich als<br />

Gastsänger das Mikro in die Hand: Chrissie<br />

Hynde (Pretenders), Laetitia Sadier<br />

(Stereo lab), Mark Gardener (Ride) sowie<br />

die Pariser 70er-<strong>Jahre</strong>-Ikone Marie France.<br />

Nicht nur in punc<strong>to</strong> Anziehungskraft auf<br />

Duettpartner(innen) gibt es eine Parallele<br />

zum großen Chansonier Serge Gainsbourg,<br />

auch musikalisch wandelt Schoos auf den<br />

Spuren des kettenrauchenden Enfant terrible.<br />

Inspiriert von einem Treffen mit<br />

Gainsbourgs früherem Orchesterarrangeur<br />

Jean Claude Vannier veredelt er die Songs<br />

auf CHINA MAN VS. CHINA GIRL mit<br />

vergleichbar opulenten Cinemascope-Arrangements<br />

aus Streichern, Bläsern, Orgel,<br />

Piano und Seventies-Syn<strong>the</strong>sizern. Seine<br />

Chansons sind zum Träumen schön – ob<br />

die Ballade “La Chinoise” oder das jazzige<br />

“Catch”, vor allem aber die fröhlich-poppig<br />

daherkommenden Duette “Je Ne Vois Que<br />

Vous” (Schoos mit Sadier) sowie “Un Garcon<br />

Qui Pleure” (Hynde mit France). Très<br />

formidable!<br />

(Freaksville/Indigo, 2012, 12/40:15) frs<br />

NEIL DIAMOND<br />

THE VERY BEST OF<br />

Best-Of-Anthologien<br />

von Neil Diamond<br />

gibt es zuhauf. Was<br />

also spricht für die<br />

neueste? In erster<br />

Linie, dass es sich<br />

erstmals um eine<br />

Label Lbl übergreifende Kompilation handelt.<br />

An früheren Zusammenstellungen war stets<br />

unbefriedigend, dass sie nicht Songs von<br />

allen drei Plattenfirmen, bei denen Diamond<br />

unter Vertrag war, enthielten oder<br />

dass versucht wurde, mit Live-Aufnahmen<br />

zu tricksen. Nun sind wirklich alle großen<br />

Hits (u.a. “Forever In Blue Jeans”, “I Am<br />

… I Said”, “Sweet Caroline”, “Song Sung<br />

Blue”) versammelt sowie die Originale<br />

von Songs, die durch andere Interpreten<br />

bekannt wurden: “I’m A Believer” (Monkees),<br />

“Red Red Wine” (UB 40), “Solitary<br />

Man” (Johnny Cash) und “Girl, You’ll<br />

Be A Woman Soon” (Urge Overkill). Ein<br />

weiterer Pluspunkt ist, dass auch ein paar<br />

unbekanntere Lieder, einige von Diamonds<br />

persönlichen Favoriten auf der Scheibe landeten,<br />

etwa das wunderbare, von Robbie<br />

Robertson produzierte “Beautiful Noise”<br />

oder das komplex-gospelige “Bro<strong>the</strong>r<br />

Love’s Traveling Salvation Show”. In den<br />

Liner-Notes gibt Diamond zu jedem der 23<br />

Songs persönliche Kurzkommentare ab.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 2011,<br />

23/78:48) frs<br />

Pop<br />

MELANIE FIONA<br />

THE MF LIFE<br />

Melanie Fionas Debütalbum THE BRIDGE<br />

mit den Hits “Monday Morning” und dem<br />

genialen “Time Of The Season”-Remake<br />

“Give It To Me Right” war vielversprechend,<br />

doch zum Durchbruch in Deutschland<br />

reichte es leider nicht. Zweieinhalb<br />

<strong>Jahre</strong> ließ sie sich Zeit für die Produktion<br />

des neuen Albums THE MF LIFE. Aber<br />

auch diese verhältnismäßig lange Zeitspanne<br />

brachte nicht viel. Es gelang einfach<br />

nicht, für die gute Soulstimme auch<br />

gute Songs zu finden. Die Kompositionen<br />

sind ideenlos, der aufgesetzte Gesang (teilweise<br />

schwache Whitney-Hous<strong>to</strong>n-Nachahmungen)<br />

nervt, und zu allem Unheil<br />

kommt der Instrumentalteil vom Computer<br />

mit einer unangenehm scheppernden<br />

Drum-Machine. Auch balladeske Stücke<br />

wie “Gone And Never Coming Back” und<br />

“Bones” helfen nicht. Lediglich der Mini-<br />

Hit “4 AM” ragt etwas aus dem Einheitsbrei<br />

heraus. Sehr schade für eine Künstlerin,<br />

die beim SWR3-New-Pop-Festival in<br />

Baden-Baden 2009 derart überzeugte, dass<br />

man ihr einiges zutraute. Aber auch beste<br />

Performerqualitäten nützen nicht, wenn<br />

das Songmaterial unterirdisch ist. Schade.<br />

(SRC/Universal, 2012, 17/68:10) p<br />

NITS<br />

MALPENSA<br />

Auch wenn sie es<br />

nicht besonders feiern<br />

und eher als<br />

selbstverständlich<br />

ansehen, nicht jeder<br />

Band gelingt es, im<br />

Laufe ihrer Karriere<br />

so viele il Platten Pltt zu veröffentlichen – MAL-<br />

PENSA ist tatsächlich schon das 25. Album<br />

der Nits. Und erfreulicherweise beschränken<br />

sich Henk Hofstede, Robert Jan Stips und<br />

Rob Kloet keinesfalls darauf, ihre Ausnahmestellung<br />

im Pop-Business mit dem neuen<br />

Werk nur zu verwalten. Wie von Beginn an<br />

bleibt ihre Musik kompromisslos innovativ,<br />

lässt die Entdeckung neuer Horizonte zu,<br />

verarbeitet Einflüsse, die sie auf ihren langen<br />

Reisen aufgesogen haben. Dass sie es aktuell<br />

– trotz vermehrten Syn<strong>the</strong>sizer-Einsatzes –<br />

mit weniger Avantgarde als zuletzt angehen,<br />

dass sie größtenteils ruhig und getragen, fast<br />

schon altersweise melancholisch klingen,<br />

ist ein weiterer Beweis ihrer erfahrenen Gelassenheit.<br />

Thematisch geht es über Europa<br />

– ein Song widmet sich den Vorhängeschlössern<br />

der Verliebten der Kölner Hohenzollernbrücke<br />

– und New York bis zum Tahir-Platz<br />

in Kairo. Anspieltipp: ganz klar “Schwebebahn”,<br />

die auf Deutsch gesungene Hommage<br />

an Kraftwerk.<br />

(Global Satellite/Rough Trade, 2012,<br />

11/47:48) us<br />

JOHNNIE ALLAN<br />

LOUISIANA MAN<br />

Johnnie Allan, als John Allen Guillot 1938<br />

in Lousiana geboren und noch heute dort<br />

lebend, gehört – auch international – zu den<br />

bekanntesten Vertretern der Cajun-Musik.<br />

Zunächst spielte er traditionelle Cajun-<br />

Formen, aber als er 1956 Elvis Presley live<br />

erlebte, lief er zum Rock’n’Roll über, den<br />

er alsbald zum Sondergenre der Swamp-<br />

Pop-<strong>Music</strong> umformte. Das hatte den Vorteil,<br />

dass Allan unabhängig von wechselnden<br />

Moden „seine höchsteigene” Musik<br />

machen konnte, die – je nach Heraushebung<br />

einzelner Stilelemente – mal herzhaft-munter<br />

rock’n’rollig im Stil von Fats<br />

Domino, mal gediegen countryesk, mal<br />

tiefsüdlich bluesig klingt, innerhalb ihrer<br />

Möglichkeiten ein hohes Maß an Abwechslung<br />

bietet und aus guten Songvorlagen<br />

regelmäßig kleine Meisterwerke macht. So<br />

auch hier: LOUSIANA MAN, 1991 live in<br />

London aufgenommen, bringt Klassiker<br />

wie “Lonely Days, Lonely Nights”, “South<br />

To Louisiana”, “The Promised Land” und<br />

“Sweet Dreams”; dazu markante Tracks<br />

wie “Rubber Dolly”, “Sittin’And Thinkin’”<br />

oder “Opelousas Sostan”. Johnny Allan<br />

singt unverbraucht in Bestform, die Saxo-<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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