Speed-Magazin Interview mit Didier Grams (Vorschau)

MOTORRÄDER DORTMUND
Traditionell fällt seit 27 Jahren mit der Motorradmesse
in Dortmund der Startschuss für die neue
Motorradsaison. Fast genauso traditionell kämpft
das Veranstalterteam um „The Voice“ Tommi
Deitenbach aber auch mit Schnee, Eis und Frost
an den Besuchertagen. Doch in diesem Jahr sah
es deutlich freundlicher aus und Petrus fühlte
ganz offensichtlich mit den Bikern, die sich die
letzten Updates und Inspirationen in den sechs
Dortmunder Messehallen für das gemeinsame
geliebte Hobby holen wollten. Rechtzeitig zur
Eröffnungspressekonferenz stiegen die Temperaturen
und die Vorhersage für das Wochenende
versprach die ersten intensiven Sonnenstrahlen
des Frühlings. Messechef
Hans-Günther
Weigt kündigte dann
recht optimistisch „fast
300.000 Besucher“ an,
die im Laufe der Woche
auf das Messegelände
kommen werden. Allerdings
fügte er schmunzelnd
sofort die Erklärung
an: sowohl am
Aufbau-Sonntag, als
auch am Messe-Samstag
gab es Heimspiele
für den BVB. Und der
größte Teil der jeweils
bis zu 81.500 Fußballfans
marschiert über
das Messegelände, um
das Stadion des amtierenden
Deutschen Meisters
zu erreichen. Die
Rechnung des westfälischen
Messefuchses
ging zumindest am
Samstag spürbar auf:
die „Gelb-Schwarzen“
waren deutlich unter
den Messebesuchern
zu sehen und das Cross-Marketing trug die gewünschten
Früchte. Als letzten Fußballvergleich
will ich dann noch erwähnen, dass sowohl der
BVB die Tabellenführung behielt – als auch Dortmund
weiterhin Spitzenreiter und ungekrönter
Champion bei den Regional- und Frühjahrsmessen
bleibt. (Ach hätte doch nur der FC Erzgebirge
Aue etwas mehr Glück und Budget….)
Mit meinem Bericht von einem langen Messerundgang
will ich nun versuchen zu erklären, warum
Dortmund weiterhin diese Rolle behaupten kann.
Dieser Stellenwert startete bereits in der oben
erwähnten Pressekonferenz, als der BMW Motorrad-Chef
und IVM-Präsident Hermann Bohrer
die Messe lobte und einen erfolgreichen Bogen
von den gerade sprießenden Krokussen in seiner
bayrischen Heimat zu der Messe in der Bierstadt
Dortmund schlug. Noch dazu konnte der IVM
erstmals seit mehr als 10 Jahren einen Anstieg
der Zulassungszahlen melden. Kräftige 4 Prozent
für den Gesamtmarkt und stolze 11 Prozent bei
den Kraftrollern sprechen eine deutliche Sprache.
Besonders die Steigerung bei den Großrollern
zauberte dem IVM Präsidenten (und ehemaligen
„Speed-Cover-Mann“) ein Lächeln ins Gesicht. In
diesem Segment werden sich die Berliner Bayern
ebenfalls sehr bald bemerkbar machen. Gerade
beginnt die Produktion der beiden C-Roller im
Berliner Werk und ganz offensichtlich haben die
Bayern genau zum richtigen Zeitpunkt den Schritt
in diese Produktgruppe gewagt. Oder sind die Biker
einfach genau zum richtigen Zeitpunkt „passend
alt“ geworden? Da die Zahlenwerke des IVM
Mit dem BATTLAX S-20 bringt Bridgestone Motorsporttechnologie auf die Straße.
mit einem weiter sinkenden Klein- und Leichtkraftradsegment
aber auch deutlich machen,
dass die Jugend sich immer mehr vom Thema
Zweirad abwendet, bzw. nicht dazu findet, hat der
Verband unter Hauptgeschäftsführer Brendicke
bereits die nötige Stoßrichtung vorgegeben. Mit
sozialen Netzwerken wird man das Thema weiter
unter die Jugendlichen tragen und die Tatsache,
dass der Verband nun bei Facebook bereits mehr
als 30.000 Freunde hat, verspricht einiges. Aus
eigener Erfahrung mit jugendlichen Probefahrern
und jüngeren Besuchern (- die, wie bereits in den
Jahren zuvor, kostenlos auf die Messe durften!
Lob und Dank!!) an unserem Speed-Messestand,
kann ich bestätigen, dass auch weiterhin starkes
Interesse am Zweirad besteht. Allerdings müssten
Hersteller, Importeure und der Verband auch die
Zugangs-Hürden deutlich niedriger gestalten.
Die Führerscheine sind in den letzten Jahren viel
zu teuer geworden und dieses Problem hat zwischenzeitig
auch die Fahrlehrerzunft erkannt. Es
wäre doch logisch, entsprechend zum begleiteten
Fahren ab 17, die 50er und 125er Grenze auf
das Einstiegsalter von 15 zu senken. Die neuen
Länder haben mit der Mobilität in diesem Alter
gute Erfahrungen gesammelt und der neu gewählte
Bundespräsident kann sich sicher noch
gut erinnern. Als Verfechter einer individuellen
Freiheit wäre er doch der perfekte Schirmherr für
eine zukünftige Kampagne. Und wenn sich dann
noch über facebook, Twitter , SchülerVZ und andere
Kanäle die 13-17 jährigen zu Demos auf die
Strasse locken lassen, könnte die Basis für den
Motorradmarkt 2020
gelegt werden. Denn
soviel wurde in Dortmund
deutlich: in 2020
wird sich der größte Teil
der aktuellen Biker nur
noch mit einem Rollator
durch die Messehallen
bewegen können!
Aber noch ist es ja
nicht so weit und wir
wollen uns jetzt mehr
auf die Produkte konzentrieren.
Ein ganz
besonderes Fahrzeug
hatte dann auch noch
Weltpremiere und war
damit Highlight der
Pressekonferenz: die
erste fahrfertige Horex
VR 6 wurde von der
kleinen Manufaktur
gezeigt. Satte 161 PS
lieferte der einmalige
W-Sechszylinder auch
ohne den ursprünglich
vorgesehenen Kompressor.
21.700 Euro müssen
dafür bei einem der
30 deutschen Händler über die Theke geschoben
werden. Pressesprecher Arnd von de Fenn versicherte,
dass es keine Rabatte geben wird und
man damit Vorbildcharakter hat. Der Motor wird
von einem Zulieferer am Bodensee beigesteuert.
Eine Region, mit der auch die Airbus-Bauer und
die aktuellen DTM-Autos gut fahren. Die 3 Ventile
im Kopf der Horex stellen noch keine Besonderheit
dar, schon eher die drei Nockenwellen. In der
Manufaktur werden dann jeweils vier Mechaniker
gemeinsam ein Motorrad als ihr Tagewerk produzieren.
Wenn in diesen Tagen die Produktion
startet, werden sicherlich die Checa Superbike-
Mechaniker neidisch zu diesen Arbeitswerten in
Augsburg schauen. Beim Saisonauftakt in Australien
hatten die vier Mechaniker des Althea
Racing Teams etwas mehr als eine Stunde Zeit,
um dem Weltmeister aus Komponenten ein Siegermotorrad
auf die Räder zu stellen. Genau wie
04 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin
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