Cicero Winfried Kretschman - "Ich kann alles außer Schweißen" (Vorschau)
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C i c e r o | A t t i c u s<br />
Von: <strong>Cicero</strong><br />
An: Atticus<br />
Datum: 21. Februar 2013<br />
Thema: <strong>Kretschman</strong>n, Koidl, Höhler<br />
Grün entscheidet<br />
Titelbild: WieslaW Smetek; Illustration: Christoph Abbrederis<br />
D<br />
as SchönSTe am Journalistenberuf besteht darin, immer wieder neue Leute<br />
kennenzulernen und ihnen hemmungslos alle möglichen Fragen stellen zu dürfen.<br />
Selbst Chefredakteure kommen manchmal noch in diesen Genuss, wenn sie nicht<br />
gerade Verlagssitzungen chaotisieren oder sich in Redaktionskonferenzen verzetteln. Mit etwas<br />
Glück gelingt die Flucht in den praktischen Journalismus sogar zweimal kurz hintereinander.<br />
<strong>Winfried</strong> <strong>Kretschman</strong>n, erster grüner Regierungschef in Deutschland und als<br />
Ministerpräsident Baden-Württembergs derzeit Präsident des Bundesrats, ist eine der<br />
interessantesten Figuren im politischen Betrieb dieses Landes. In einem <strong>Cicero</strong>-Gespräch (Ab<br />
Seite 14) lässt er sich auf die Frage ein, wie man dem Freiheitsbegiff einer Hannah Arendt<br />
anhängen und zugleich die Bürger ökologisch zwangsbeglücken <strong>kann</strong>. <strong>Kretschman</strong>n redet<br />
über sein Leiden an Jutta Ditfurths Tugendterror, seine Liebe für die Heimwerkerei und seine<br />
Leidenschaft für Baumärkte. Er spricht auffallend gut von Angela Merkels CDU.<br />
Das ist bemerkenswert, denn die Grünen könnten leicht die Kanzlermacher sein<br />
nach der Bundestagswahl am 22. September. Mit hoher Wahrscheinlichkeit entscheiden<br />
sie, wie die nächste Regierungskoalition aussieht. Dazu passt eine Umfrage des<br />
Meinungsforschungsinstituts Forsa, das im Auftrag von <strong>Cicero</strong> erstaunliche Ergebnisse<br />
über schwarz-grüne Vorlieben unter Grünen-Anhängern zu Tage fördert. 74 Prozent von ihnen<br />
fänden dieses Bündnis im Bund gut. Und die große Mehrheit der Deutschen hält die Grünen<br />
nicht mehr für eine linke oder radikale, sondern eine bürgerliche Partei (Seite 18).<br />
Meine zweite interessante Be<strong>kann</strong>tschaft der vergangenen Tage heißt Roman Maria Koidl.<br />
Koidl hatte sich zum Ziel gesetzt, eine weitere Amtsperiode Merkels zu verhindern und Peer<br />
Steinbrück zum Kanzler zu machen. Der umtriebige Unternehmer sollte den Wahlkampf des<br />
SPD-Kandidaten digital revolutionieren, wurde in die Parteizentrale implantiert und alsbald<br />
vom Gesamtkörper SPD abgestoßen. Ein Blender, den sich Steinbrück in einer Weinlaune habe<br />
aufschwatzen lassen – große Klappe, nichts dahinter: So lautete die süffige Standarderklärung<br />
für Koidls kurzes Gastspiel im Willy-Brandt-Haus. Seine eigene Version hört sich anders an<br />
(ab Seite 32). In <strong>Cicero</strong> spricht er zum ersten Mal über die ganze Dimension seines Engagements<br />
für den SPD-Kanzlerkandidaten.<br />
Gertrud Höhler ist im Unterschied zu <strong>Kretschman</strong>n und Koidl fast schon eine alte Be<strong>kann</strong>te<br />
bei <strong>Cicero</strong>. Sie hatte zuletzt im Dezember-Heft über die Schattenseiten von Merkels „Stiller<br />
Macht“ geschrieben. Dieses Mal mischt sie sich in die Gender-Debatte ein und erklärt das<br />
Handicap der Männer: Verglichen mit dem Wesen Frau denken sie unterkomplex und wagen<br />
deshalb mehr, aber oft zu viel.<br />
Keine bequeme Lektüre für Männer. Für Frauen mit Machtanspruch auch nicht.<br />
In den „Epistulae ad Atticum“ hat<br />
der römische Politiker und Jurist<br />
Marcus Tullius <strong>Cicero</strong> seinem<br />
Freund Titus Pomponius Atticus<br />
das Herz ausgeschüttet<br />
Mit besten Grüßen<br />
Christoph Schwennicke, Chefredakteur<br />
03.2013 <strong>Cicero</strong> 5