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Trödler Ansichtskarten (Vorschau)

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STEINGUT<br />

20) Gebauchte Dosen mit Henkelgriff, Form-Nr.<br />

1115, rechts mit Laufglasur<br />

21) Gebauchte Dosen mit Stellschienen und geschwungenem<br />

Deckel, Form-Nr. 997, rechts mit<br />

teilweiser Laufglasur<br />

22) Gebauchte Dose, Form-Nr. 1025<br />

wirtschaft Neuentwicklungen nur noch selten<br />

vorkamen. Die Produktion von „normalem”<br />

Geschirr war nur noch bedingt möglich.<br />

Nach 1945 und der unter politischen<br />

Umständen erfolgten Verstaatlichung des<br />

Betriebes wurde zwar eine Reihe von alten<br />

Vorkriegsformen wieder hergestellt, aber<br />

eine für den bürgerlichen Gebrauch bestimmte<br />

Dose war nicht mehr dabei.<br />

Entwicklung der Dekore<br />

Mit dem verstärkten Aufkommen der keramischen<br />

Dosen seit Beginn der 30er-Jahre<br />

erhielten sie in der Regel die zeittypischen<br />

Muster des Art déco mit geometrisch<br />

abstrakten, vielfarbigen Motiven<br />

(Abb. 21) und auch geometrisch gestalteten<br />

floralen Mustern. Aus der Zeit nach<br />

1936 haben nur noch sehr wenige Dekore<br />

einen abstrakten Charakter. Die Dosen<br />

sind entweder flächenfarbig, farbstreifig<br />

(Abb. 22) oder mit verfremdeten floralen<br />

Motiven dekoriert, daneben in Handmalerei<br />

der Natur nachempfunden (Abb. 15<br />

und 23), aber auch in Spritzdekortechnik<br />

(Abb. 24). In diese Zeit fällt auch die farbliche<br />

Gestaltung mit Laufglasuren (Abb.<br />

25 bis 27). Ab Formnummer 1003 (erste<br />

Herstellung ab 1936) können keine abstrakten<br />

Spritzdekore mehr nachgewiesen<br />

werden (Abb. 28). Die bei anderen Geschirrteilen<br />

offensichtlich beliebten handgemalten<br />

Blumenmotive in naturgetreuer<br />

Darstellung gab es bei den Dosen weniger<br />

(Abb. 15 und 23), stärker vertreten waren<br />

Pflanzen- und Blumenmotive in etwas<br />

abstrahierter Form (Abb. 16 und 24).<br />

Ein Manko bedeutet das weitgehende<br />

Fehlen von Verzeichnissen mit den Dekornummern<br />

und zugehörigen Abbildungen.<br />

Deshalb ist man auf die Kennzeichnung<br />

auf den einzelnen Stücken angewiesen.<br />

Dekornummern in Sörnewitz waren seit<br />

den 30er-Jahren stets vierstellige gestempelte<br />

Zahlen. Bei den Dosen sind rund 73<br />

Prozent mit diesen Zahlen versehen, ähnlich<br />

häufig ist es bei Tortenplatten der Fall.<br />

Es gibt drei Zahlenbereiche für die Dekornummern:<br />

1000 bis unter 2000, 3000 bis<br />

unter 4000 und 4000 bis unter 5000. Dabei<br />

sind nicht alle Nummern vergeben<br />

worden, nach welchem Prinzip es erfolgte,<br />

kann man leider nicht nachvollziehen.<br />

Es ist jedoch davon auszugehen, dass eine<br />

höhere Zahl zu einem Dekor jüngerer<br />

Zeit gehört. Grob gesagt kann man feststellen:<br />

Im 1000er-Bereich liegen die abstrakten<br />

Muster, die ab Mitte der 30er Jahre<br />

nicht mehr gefertigt wurden. Ab 3000<br />

findet man abstrahierte florale Dekore und<br />

in den höheren 4000 dominieren die eher<br />

gegenständlichen floralen Dekore sowie<br />

reine Farbmuster. Im Bereich 3000 liegen<br />

42,5 Prozent der Dosendekore und der<br />

Bereich 1000 liegt mit 39,2 Prozent fast<br />

gleichauf, der Bereich 4000 ist mit 16,9<br />

Prozent vertreten. Für den Zahlenbereich<br />

von 2000 bis unter 3000 ist bis heute weder<br />

eine Dose, noch ein anderes Teil aufgetaucht.<br />

In die Häufigkeitsberechnung<br />

sind die Exemplare der eigenen Sammlung<br />

und die bei ebay seit 2005 verkauften<br />

Dosen einbezogen, insgesamt 408 Stück.<br />

Häufigkeit und Preise<br />

Dosen, Tortenplatten und Kakaokannen<br />

sind die am häufigsten überlieferten Steingutgegenstände<br />

aus der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts. Andere Steingutartikel<br />

wie Teller, Tassen, Kaffee- und Teekannen<br />

sind im Haushalt stärker benutzt worden<br />

und unterlagen deshalb einer größeren<br />

Gefahr der Beschädigung. Weil die zeitgenössischen<br />

Preise dafür auch recht erschwinglich<br />

waren, landeten die angestoßenen<br />

Teile dann schnell im Müll. Beispielsweise<br />

nennt der Messekatalog vom<br />

August 1936 für die Dose 755 je nach Dekorierung<br />

Händlerpreise zwischen 58 und<br />

135 Pfennig. Die Dosen waren durch ihre<br />

bevorzugte Aufbewahrung im Vertiko einerseits<br />

besser geschützt und andererseits<br />

sind sie auch trotz eines verlorenen<br />

Deckels oder einer Schramme immer noch<br />

zur Aufbewahrung nützlicher und unnützer<br />

Haushaltskleinigkeiten geeignet.<br />

Eine mehrjährige Beschäftigung und Beobachtung<br />

dieses Sammelgebietes lässt<br />

auch eine, wenn auch subjektive Aussage<br />

über die Produktionshäufigkeit von Dosen<br />

in der Fabrik Sörnewitz zu. Hier sei die Annahme<br />

getroffen, dass die heute noch vorhandenen<br />

Stücke nach Beliebtheit gekauft<br />

und deshalb auch stückzahlenmäßig produziert<br />

wurden. Geht man von den seit Beginn<br />

bis Mitte der 30er-Jahre hergestellten<br />

Dosen aus, so ist festzustellen, dass Form<br />

785 (mit 15,9 Prozent) und Form 755 (mit<br />

14,5 Prozent) heute im Handel und in<br />

Sammlungen am häufigsten vorkommen,<br />

gefolgt von vier Formen (685, 951, 1032<br />

und 997) mit je circa 8 Prozent.<br />

Bei den zu zahlenden Preisen für Sörnewitz-Dosen<br />

gibt es Unterschiede zwischen<br />

dem Erwerb für die eigene Sammlung und<br />

den von anderen Sammlern auf der Internetplattform<br />

ebay gezahlten Beträgen.<br />

Nimmt man bei ebay-Geschäften 50 Euro<br />

als Grenze an, dann wurden 60 Prozent<br />

darüber und 40 Prozent darunter verkauft.<br />

Wenige Exemplare erzielten Preise von

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