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Trödler Ansichtskarten (Vorschau)

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ETHNOLOGIE<br />

an die Hüften reichten. Damit die Petrijünger<br />

damit im feuchten Element waten<br />

konnten, wurden die Nähte und das Leder<br />

mit Fetten imprägniert.<br />

In der Arktis war die Anfertigung von Pelzkleidung<br />

und Schuhwerk Domäne der<br />

Frauen. Sie gerbten Häute und Felle von<br />

Rentieren oder anderen vierbeinigen Polarbewohnern<br />

und schneiderten daraus<br />

für die ganze Familie die Kleidung von<br />

Kopf bis Fuß. Weil im ewigen Eis der<br />

Schutz gegen die grimmige Kälte Priorität<br />

hatte, spielten Schnitt und Design eine untergeordnete<br />

Rolle. Durch das Aufnähen<br />

farbiger Fell-, Leder- oder Filzstreifen an<br />

den Nähten gaben die Frauen den Kleidungsstücken<br />

und natürlich auch den<br />

Stiefeln eine individuelle Note. Für Frauen<br />

muslimischen Bekenntnisses war die Anteilnahme<br />

am öffentlichen Leben bis in das<br />

19. Jahrhundert hinein tabu. Deshalb besuchten<br />

sie gern das türkische Bad, den<br />

Hamam, um sich zusammen mit ihresgleichen<br />

zu entspannen und Neuigkeiten auszutauschen.<br />

„Kapkaps" mit zuweilen atemberaubend<br />

hohen Stelzen unter Fersen<br />

und Ballen schützten ihre Füße vor Nässe<br />

und den erhitzten Bodenfliesen. Im Hamam<br />

waren Stelzsandalen die einzigen<br />

„Kleidungsstücke" der Damen. Wohl mit<br />

ein Grund, warum sie aus kostbarem Holz<br />

gefertigt und mit Einlegearbeiten versehen<br />

wurden.<br />

„Lotusfüße”<br />

In den Städten des Vorderen Orients trugen<br />

Männer wie Frauen ledernes Schuhwerk<br />

mit nach oben gebogenen Spitzen.<br />

Pantoffeln wurden meist den ebenfalls hier<br />

verbreiteten Stiefeln vorgezogen, weil sie<br />

leicht waren und vor dem Besuch einer<br />

Moschee oder eines Hauses schnell abgestreift<br />

werden konnten. Je nach Geschlecht<br />

und sozialem Status ihrer Besitzer<br />

wurde das Leder mit Samt bezogen<br />

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und insbesondere für Frauen mit Stickereien<br />

und Pailletten reich verziert.<br />

In Afrika hat das Schuhmacherhandwerk<br />

eine alte Tradition. Weil hier Fußbekleidungen<br />

vor allem gegen die Hitze des<br />

Steppen- oder Wüstenbodens schützen<br />

sollen, ist auf dem gesamten Kontinent die<br />

Sandale der Schuh Nummer eins. Wie<br />

schon vor Jahrhunderten schneiden die<br />

Handwerker heute noch das Leder mit<br />

handgeschmiedeten Werkzeugen zu, kleben<br />

es zu strapazierfähigen Sohlen zusammen<br />

und vernähen es mit der Hand.<br />

Je nach Kultur und sozialem Status ihrer<br />

Kunden sind ihre Kreationen entweder<br />

Frauenpantoffel, Leder, bootähnliche Form mit<br />

schmaler Sohle, Seidenquaste, Türkei<br />

Frauenschuh, Satin, gesticktes Blumenmotiv,<br />

Ledersohle, China<br />

Kinderschuh, Seide, bestickt, Tigerkopf, Shanghai<br />

schlicht und funktionell oder kleine „Kunstwerke"<br />

mit raffiniertem Flechtwerk und reichem<br />

Schmuck. Zumindest in Ländern mit<br />

muslimischem Einfluss waren auch Pantoffeln<br />

en vogue. Als sich im 13. Jahrhundert<br />

die Lehre des Propheten auch in Indonesien<br />

verbreitete, war hier das Tragen<br />

reichverzierter Pantoffeln zunächst ein Privileg<br />

des Sultans und seines Hofstaats.<br />

Doch was dem Adel recht war, konnte dem<br />

Volk nur billig sein. Deshalb dauerte es gar<br />

nicht lange, bis sich vor Moscheen ebenso<br />

wie vor Hindutempeln und Pagoden<br />

massenhaft Pantoffeln stapelten. Wie anderswo<br />

auf der Welt sollten sie auch hier<br />

nicht nur die Füße schützen, sondern der<br />

Welt zeigen, welche gesellschaftliche Position<br />

ihre Träger innehatten.<br />

In China galt der „Lotusfuß" oder „Gin-lien"<br />

ein knappes Jahrtausend lang als weibliches<br />

Schönheitsideal schlechthin. Zunächst<br />

im kaiserlichen Palast, später auch<br />

in bürgerlichen Schichten war es üblich,<br />

kleinen Mädchen die Zehen unter die Fußsohlen<br />

zu binden. Weil dabei die Füße verkrüppelten<br />

und höchstens dreizehn Zentimeter<br />

lang wurden, konnten erwachsene<br />

Frauen nur unbeholfen trippeln. Häufig<br />

mussten sie sogar durch Dienerinnen ge-

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