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Trödler Ansichtskarten (Vorschau)

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ETHNOLOGIE<br />

61<br />

Männerschuh, Stepp- und Blindliniendekor,<br />

Sohlenrand überstehend, Syrien<br />

Pantoffel, Samt, Metallfadenstickerei, umgelegte<br />

Fersenkappe, Marokko<br />

Holzschuh für Festtage, extrem hochgezogene<br />

Spitze, Vorderteil mit Lacklederbesatz und Metallband,<br />

Frankreich<br />

Skandinavien stellte man absatzlose<br />

Schuhe und Stiefel bevorzugt aus Leder<br />

her. Sie wurden mit an den Fußrändern<br />

hochgezogenen und rund um den Fuß gefältelten<br />

Sohlen versehen. Auf dem Spann<br />

wurde ein vorn spitz zulaufender Einsatz<br />

eingearbeitet. Für Fischer stellten die<br />

Schuhmacher spezielle Stiefel her, die bis<br />

„Klompen”<br />

Menschen sind von Natur aus eitel, die einen<br />

mehr, andere weniger. Deswegen waren<br />

Sandalen, Opanken, Pantoffel, Schuhe<br />

und Stiefel nie allein Gebrauchsobjekte,<br />

die die Füße vor Verletzungen, Kälte<br />

oder Nässe schützen sollten. In allen Kulturen<br />

hatten und haben sie auch einen<br />

hohen Stellenwert als modische Attribute.<br />

Grundtypen, die sich auf regionaler Ebene<br />

entwickelten, wurden durch interkulturelle<br />

Kontakte und Handelsbeziehungen<br />

beeinflusst und immer wieder an Modetrends<br />

angepasst. Nur folgerichtig, dass<br />

Schuhe auch häufig den sozialen Status<br />

ihrer Träger widerspiegeln. Viele Landbewohner<br />

in Ost- und Westeuropa konnten<br />

sich kaum ledernes Schuhwerk leisten.<br />

Deshalb fertigten sie ihre Fußbekleidung<br />

zuweilen selbst unter Verwendung von<br />

Materialien, die die Natur für sie bereithielt,<br />

an. In Lettland, Finnland und Ostrussland<br />

waren Bast, Baumrinde oder Hanf die Rohstoffe<br />

der Wahl. Sie wurden zu einfachen<br />

Schuhen geflochten und mit Bändern an<br />

den Beinen befestigt. Um im Winter die<br />

Füße vor strengen Minusgraden zu schützen,<br />

wurden zusätzlich Binden aus Wolle<br />

oder Leinen um Füße und Waden gewickelt.<br />

Die Niederlande sind als „das"<br />

Holzschuhland bekannt. Weil Lederschuhe<br />

im niederschlagreichen Meeresklima<br />

nicht genügend vor Nässe schützten und<br />

schnell verschlissen, fertigten die Menschen<br />

dort zunächst Sandalen mit Holzsohlen<br />

an. Mit der Entwicklung besserer<br />

Werkzeuge wurde es schließlich möglich,<br />

komplette Schuhe – die sogenannten<br />

„Klompen" – aus einem Stück frischen Erlen-,<br />

Weiden-, Pappel- oder Lindenholzes<br />

herauszubohren. Geräuchert und mit<br />

Lackfarbe imprägniert, schützten die<br />

Holzschuhe die Füße ihrer Träger vor Bodennässe.<br />

Weil Holzschuhe im Alltag<br />

praktisch sind und überdies ab der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts industriell<br />

als kostengünstige Massenartikel hergestellt<br />

werden konnten, verbreiteten sie sich<br />

von den Niederlanden aus nach Belgien<br />

und Frankreich bis nach Ost- und Nordfriesland<br />

und Dänemark.<br />

„Kapkaps”<br />

Die in den Balkanländern verbreiteten<br />

Opanken zählen zu den Urformen des<br />

Schuhs und sind mit den seit frühgeschichtlicher<br />

Zeit bekannten Bundschuhen,<br />

die mit langen Riemen gebunden<br />

wurden, verwandt. Ursprünglich aus einem<br />

rechteckigen Stück ungegerbter Tierhaut<br />

gefertigt, waren Opanken unverzichtbare<br />

Bestandteile der Trachten. Weniger<br />

gut betuchte Bauern stellten ihr Schuhwerk<br />

selbst her, indem sie die Spitze der<br />

Haut hochschlugen und auf der Mitte des<br />

Ristes vernähten. Kreative Schuhmacher<br />

entwickelten aus den offenen Urtypen „salonfähige"<br />

Modelle aus gegerbtem Leder.<br />

Dafür wurden die Sohlen ebenfalls rundum<br />

hochgezogen und geflochtene Vorderblätter<br />

eingesetzt. In Griechenland nähte<br />

man an die gebogenen Sohlen verzierte<br />

Oberteile, an deren Spitze eine farbige<br />

Wollbommel befestigt wurde. Auch in

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