FacHkräFte aus aller welt - Nord-Handwerk
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Standpunkt<br />
Willkommen im <strong>Handwerk</strong>!<br />
Frank Glücklich,<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
<strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Hamburg.<br />
Wir wissen es seit langem, aber inzwischen<br />
ist es bittere Wirklichkeit: Geeignete Fachkräfte<br />
zu bekommen, wird von Tag zu Tag<br />
schwieriger. Lehrstellen können nicht mehr<br />
besetzt werden, Aufträge bleiben liegen.<br />
Der Grund ist der gleiche. Für unsere Betriebe<br />
wird es immer problematischer, die<br />
richtigen Leute zu finden. Der Wettbewerb<br />
um die „besten Köpfe“ wird härter. Nicht<br />
nur zwischen den <strong>Handwerk</strong>sbetrieben,<br />
sondern vor allem zwischen dem IHK- und<br />
dem <strong>Handwerk</strong>sbereich.<br />
Doch das <strong>Handwerk</strong> schläft nicht. Spät,<br />
aber nicht zu spät ist es aufgewacht und<br />
handelt. Seit 2010 zeigt das <strong>Handwerk</strong><br />
selbstbewusst mit seiner Imagekampagne<br />
seine Stärken und Vorzüge. Die Wirkung<br />
ist ermutigend. Insbesondere Jugendliche<br />
finden das „cool“ und öffnen sich wieder<br />
der Vorstellung, ins <strong>Handwerk</strong> zu gehen.<br />
Ergänzt wird dies durch zahlreiche Aktivitäten<br />
in den Schulen – durch Schulpartnerschaften,<br />
durch Schnupperkurse,<br />
Praktika, aktive Zusammenarbeit mit den<br />
Lehrerinnen und Lehrern in der Berufsorientierung<br />
und anderes mehr. All das ist<br />
wichtig, reicht aber nicht.<br />
Unverzichtbar sind darüber hin<strong>aus</strong><br />
Ansätze, mit denen wir die strukturellen<br />
Nachteile unserer Betriebe gegenüber den<br />
Betrieben mit einem professionellen Personalmanagement<br />
<strong>aus</strong>gleichen. In Hamburg<br />
zum Beispiel unterstützt das Projekt<br />
„Lüüd“ – hochdeutsch: Leute – (www.<br />
lueued.de) <strong>Handwerk</strong>sbetriebe bei allen<br />
Personalfragen und erarbeitet mit ihnen gemeinsam<br />
passgenaue Lösungswege. Dieser<br />
Zusammenschluss der <strong>Handwerk</strong>skammer<br />
Hamburg mit wichtigen Partnern kann<br />
bereits erste Erfolge vorweisen und ist ein<br />
wertvoller Beitrag zur Fachkräftesicherung.<br />
Alle diese und weitere Aktivitäten vor<br />
Ort sind für die Zukunftssicherung des<br />
<strong>Handwerk</strong>s zwingend. Angesichts der<br />
dramatischen Abnahme des Erwerbspersonenpotenzials<br />
muss sich das <strong>Handwerk</strong><br />
darüber hin<strong>aus</strong> <strong>aller</strong>dings auch mit dem<br />
Thema „Zuwanderung“ <strong>aus</strong>einandersetzen.<br />
Fachkräfte oder Lehrlinge <strong>aus</strong> anderen<br />
Ländern sind für die deutschen Arbeitsplätze<br />
längst keine Gefahr mehr, sondern eher<br />
die Vor<strong>aus</strong>setzung für ihren langfristigen<br />
Erhalt. Was wir brauchen, sind Fachkräfte<br />
mit gleichwertigen Kompetenzen. Die<br />
„Gastarbeiter“ der 70er Jahre sind und<br />
bleiben Vergangenheit. Wer Gleichwertigkeit<br />
fordert, muss aber auch helfen, diese<br />
herzustellen, und Gleichberechtigung und<br />
Perspektive bieten!<br />
Die Zuwanderung, die wir benötigen,<br />
verlangt zweierlei: eine gelebte Willkommenskultur<br />
und ein Bündel von Unterstützungsmaßnahmen,<br />
die dem Einzelnen das<br />
Ankommen in unserem Land erleichtern<br />
und ihm Chancen zur Weiterentwicklung<br />
eröffnen. Dazu gehören Spracherwerb und<br />
berufliche Weiterbildung ebenso wie eine<br />
rasche Integration in unsere Arbeits<strong>welt</strong><br />
und in unsere Gesellschaft.<br />
Eine der großen Stärken des <strong>Handwerk</strong>s<br />
ist seine Bereitschaft zur Verantwortung und<br />
damit verbunden die engen persönlichen<br />
Beziehungen, die häufig zu einer familienähnlichen<br />
Arbeitsatmosphäre in den Betrieben<br />
führen. Wer wäre also mehr als die<br />
<strong>Handwerk</strong>sbetriebe geeignet, <strong>aus</strong>ländische<br />
Lehrlinge oder Fachkräfte bei uns zu integrieren,<br />
wenn die Politik für die erforderlichen<br />
Unterstützungsmaßnahmen sorgt?<br />
Und was ist, wenn die Lehrlinge nach<br />
ihrer Ausbildung wieder in ihre Heimat<br />
gehen? Auch gut! In Europa können wir<br />
uns keine Partnerländer mit hoher Arbeitslosigkeit<br />
leisten.<br />
Herzlich grüßt Sie<br />
Ihr<br />
Ihre Meinung unter E-Mail<br />
fgluecklich@hwk-hamburg.de<br />
November 2013 <strong>Nord</strong><strong>Handwerk</strong> 3