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"materialbedingt" - TU Wien - Technische Universität Wien

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"materialbedingt"<br />

zum thema hülle<br />

künstlerisches projekt, ss 2013, ue 4h, 5.0 ects<br />

franz west, sitzskulptur, 2004<br />

© galerie eva presenhuber, zürich


semesterthema<br />

einführung thema hülle<br />

zu den ursachen oder gründen,<br />

die dafür verantwortlich sind,<br />

dass irgendetwas in der welt so<br />

und so erscheint bzw. sich ereignet,<br />

zählt Aristoteles vier: die<br />

materiale ursache - causa materialis,<br />

die formale ursache - causa<br />

formalis, die wirkende ursache<br />

- causa efficiens und die zweckursache<br />

- causa finalis. geben<br />

wir Aristoteles einen heutigen<br />

gegenstand in die hand, z.B. eine<br />

schaumrolle, und hören wir seine<br />

erklärungen: die causa materialis<br />

bezieht sich auf den stoff, aus<br />

dem die schaumrolle gemacht<br />

wird, den teig und seinen stofflichen<br />

zusammensetzungen. die<br />

causa formalis bezieht sich auf<br />

die form, also die rolle, die rollenhaftigkeit,<br />

im weitesten sinn<br />

auch auf die idee. die causa efficiens<br />

nennt den grund, warum die<br />

schaumrolle überhaupt in die welt<br />

kommt, also z.b. die bäckerin, die<br />

den teig knetet, formt und bäckt,<br />

gemeint als erfinderin aber auch<br />

als fertigungstechnikerin. schließlich<br />

die causa finalis, die sich auf<br />

den zweck und das ziel bezieht,<br />

den gaumen aufs höchste zu erfreuen.<br />

alle vier gründe scheinen ihre<br />

sinnhaftigkeit innerhalb von<br />

kunst, architektur oder design<br />

als gestaltungsfelder nicht verloren<br />

zu haben. u m ihr vielfältiges<br />

und komplexes zusammenwirken<br />

kennenzulernen und zu erproben<br />

legt das künstlerische projekt im<br />

sommersemester 2013 – unter<br />

dem titel materialbedingt und<br />

dem allgemeinen thema hülle -<br />

das augenmerk auf ein bestimmtes<br />

material als ausgangsbasis für<br />

die entwicklung von skulpturalen<br />

bzw. plastischen hüll-objekten.<br />

eternit<br />

Eternit ist der name für einen<br />

werkstoff, der ende des 19. jahrhunderts<br />

von Ludwig Hatschek,<br />

dem gründer der Eternit-werke,<br />

erfunden und entwickelt wurde.<br />

es war ein, für die damalige zeit,<br />

revolutionäres, feuerfestes dachund<br />

fassadenmaterial.<br />

der heutige verbundstoff besteht<br />

hauptsächlich aus zement, verschiedenen<br />

fasern, pigment- und<br />

zuschlagstoffen und wasser. das<br />

gemisch wird in der so genannten<br />

Hatschek-maschine in mehreren<br />

vlieslagen auf der formatwalze<br />

bis zur gewünschten plattendicke<br />

aufgewickelt, auf der stanze<br />

zerteilt und in mehreren lagen gepresst.<br />

das weiche und feuchte material<br />

ist also material und formvorgabe<br />

für dieses künstlerische projekt.<br />

der plastizierende eingriff<br />

geschieht vor der trocknung und<br />

aushärtung des faserzementstoffes.<br />

richard serra, to lift, 1976 giuseppe penone, spazio di luce, 2012<br />

eternit<br />

3<br />

4


übungsablauf<br />

aufgabe<br />

264.138 ue 4,0h<br />

ass.prof. mag.art fridolin welte<br />

die übung beginnt mit der recherche<br />

von drei frei gewählten kunstobjekten<br />

zum thema objekt und<br />

hülle bei denen das material als<br />

formbestimmendes element eine<br />

wichtige rolle spielt.<br />

eine exkursion zur firma Eternit<br />

soll einblick in die material- und<br />

produktpalette sowie in die fertigung<br />

dieser produkte bringen. es<br />

soll auch helfen, herauszufinden,<br />

wie man die objektpalette durch<br />

eigene künstlerische interventionen<br />

erweitern kann.<br />

es folgt ein zweitägiger workshop<br />

mit experimentellen material und<br />

formversuchen im modelliersaal<br />

der abteilung, wo auch die studierenden<br />

aus dem modul Form<br />

und Design dabei sein werden.<br />

über skizzen, arbeitsmodelle und<br />

besprechungen sollen sich ideen<br />

und konzepte für die aufgabenstellung<br />

entwickeln.<br />

aus dem eigenen künstlerisch-architektonischen<br />

ansatz und dem<br />

erkenntnisgewinn über die materialqualitäten<br />

von faserzement<br />

folgt nach der konzeptphase ein<br />

hilfswerkzeug- und formenbau,<br />

als vorbereitung für den im Eternitwerk<br />

stattfindenden workshop<br />

in der zweiten juniwoche 2013,<br />

bei dem die entwickelten ideen<br />

ins originalmaterial umgesetzt<br />

werden sollen.<br />

die aufgabenstellung siedelt<br />

sich im diffusen grenzbereich<br />

zwischen kunst und architektur<br />

an. ausgehend von der Eternitproduktpalette<br />

hinsichtlich ihrer<br />

materialität aber auch ihrer seriellen<br />

fertigung sollen eigenständige<br />

künstlerische ideen und objekte<br />

entwickelt werden, die mit diesen<br />

grundvoraussetzungen auf<br />

vielleicht unorthodoxe weise arbeiten.<br />

einen schritt weiter gehend, sollen<br />

sich die arbeiten aus dem<br />

künstlerischen projekt von industrie-<br />

und produktdesign lösen, um<br />

architektonisch-künstlerische<br />

konkrete gestalterische bereiche<br />

sind:<br />

- das material<br />

- die platte in ihrem weichen<br />

rohzustand<br />

- hülle als grundthematik<br />

- die verbindung objekt/welt<br />

(technisch und metaphorisch)<br />

qualitäten experimentell zu entwickeln.<br />

das heisst, neben skizzen,<br />

zeichnungen und arbeitsmodellen<br />

als herkömmliche analyseund<br />

synthesetechniken, wird der<br />

eigene körper als werkzeug und<br />

massstab bei dieser arbeit eine<br />

tragende rolle spielen. sie arbeiten<br />

mit und im material um ihren<br />

formwillen zu entwickeln und ihm<br />

gerecht zu werden.<br />

alleine oder zu zweit sollen künstlerischen<br />

hüllgebilde entwickelt,<br />

verräumlicht und umgesetzt werden.<br />

mindestens eine eternitplatte<br />

ist die grundmenge die bearbeitet<br />

werden soll.<br />

beurteilungskriterien sind:<br />

- kreativität<br />

- qualität der funktion im vorgegebenen<br />

kontext<br />

- qualität des künstlerischen<br />

gesamteindrucks<br />

- umsetzbarkeit<br />

faserzementplatte<br />

formen der eternitplatten<br />

verformungsverhalten<br />

trash cube, nicolas le moigne<br />

5<br />

6


eternit<br />

geschichte und herstellung<br />

termine<br />

die eternit-werke ludwig hatschek<br />

ag ist ein österreichischer<br />

traditionsbetrieb. im stammwerk<br />

in vöcklabruck/oberösterreich<br />

werden faserzementprodukte für<br />

dach- und fassadeneindeckungen<br />

erzeugt.<br />

begonnen hat die geschichte<br />

der firma eternit mit der produktion<br />

von asbestpappe und<br />

asbestabdichtungen und dem<br />

experiment diese durch zugabe<br />

von bindemitteln zu platten zu<br />

verarbeiten. 1900 gelang dies<br />

durch die beimischung von portlandzement<br />

und der neue werkstoff<br />

bekam den namen eternit<br />

(aeternus = ewig, unvergänglich).<br />

hans hatschek, übernahm 1914<br />

das unternehmen und nachdem<br />

investitionen in arbeitssicherheit<br />

und umweltschutz folgten, wurde<br />

ende der 1980er jahre die gesamte<br />

produktpalette auf eine asbestfreie<br />

neue technologie umgestellt.<br />

eternit besteht aus den komponenten<br />

sand, zement, pigment<br />

und wasser und wird im strangpressverfahren<br />

auf aluminiummodelle<br />

aufgebracht. mit einem<br />

synchron gesteuerten messer<br />

trennt und prägt man den so<br />

erzeugten betonstrang, auf den<br />

anschließend in der beschichtungskabine<br />

acrylfarbe aufgetragen<br />

wird. nach der härtung der<br />

steine werden sie von den modellen<br />

getrennt und erneut mit beton<br />

belegt und nach dem entschalen<br />

mit acrylfarbe besprüht. die<br />

trocknung erfolgt während dem<br />

transport zur verpackung. in der<br />

pufferbahn gibt es daraufhin eine<br />

weitere auftrocknungsphase von<br />

45 minuten. ausgeliefert werden<br />

die paletten nach vier wochen alterungszeit.<br />

einführung<br />

recherche<br />

(pflichttermin)<br />

exkursion eternit<br />

(pflichttermin)<br />

material und form<br />

recherche und experiment<br />

(pflichttermin)<br />

konzeptpräsentation<br />

entwurfspräsentation<br />

formenbau und fertigung<br />

(institut und werkstatt)<br />

workshop eternit<br />

schlusspräsentation<br />

12. märz, 14:00 - 16:00<br />

13. märz, 16:30 - 18:00<br />

vorlesung hülle 9:30<br />

14. märz<br />

07:30 abfahrt wien<br />

ca. 17:00 ankunft wien<br />

19. märz<br />

20. märz<br />

10:00 - 18:00<br />

17. april, 10:00<br />

08. mai, 10:00<br />

08. mai bis 10. juni<br />

10. juni bis 13. juni<br />

20. juni, 10:00<br />

anna chromy, "coat of peace", 2002<br />

joseph beuys, like america and america likes<br />

me, 1974<br />

franz west, lemurenköpfe<br />

7<br />

8


ergänzungsfach<br />

einrichtungen<br />

material und technologie als formbedingung<br />

gipsraum<br />

bibliothek<br />

264.135 vu 2,0 h<br />

ass.prof. dr. peter auer<br />

ziel der lehrveranstaltung ist es,<br />

die ursache- und wirkungszusammenhänge<br />

zwischen material,<br />

technologie und form bewußt<br />

zu machen und die intergration<br />

dieser erfahrungen in die eigenen<br />

umsetzungsstrategien zu<br />

erleichtern. durch übung an einer<br />

konkreten aufgabenstellung kann<br />

der eigene erfahrungshorizont im<br />

umgang mit diesen sich gegenseitig<br />

bedingenden entwurfs- und<br />

produktionsfaktoren erweitert<br />

werden.<br />

das gelingen einer gewünschten<br />

formgebung sowie die qualitative<br />

umsetzung von gestalterischen<br />

ideen und konzepten in ein objekt<br />

oder produkt hängt unter anderem<br />

von wissen und erfahrung im<br />

umgang mit materialien und den<br />

für fertigungsprozesse vorhandenen<br />

technologien zusammen.<br />

das sich bewußtmachen dieser,<br />

sich auf komplexe weise gegenseitig<br />

bedingenden faktoren sowie<br />

die erprobung ihres vielfältig<br />

miteinander verwobenseins im<br />

zuge eines konkreten entwurfs,<br />

ist inhalt der lehrveranstaltung.<br />

als gemeinsamer treffpunkt für<br />

korrekturen und präsentationen<br />

steht der gipsraum der abteilung<br />

dreidimensionales gestalten und<br />

modellbau e 264/2 zur verfügung.<br />

designstudio e264/2<br />

für die unterschiedlichen fächer<br />

der übung sind eine vielzahl von<br />

büchern und zeitschriften zu<br />

empfehlen. in der bibliothek der<br />

abteilung dreidimensionales gestalten<br />

und modellbau e 264/2 ist<br />

eine entsprechende aktualisierte<br />

handbibliothek bereitgestellt.<br />

bibliothek e264/2<br />

werkstatt<br />

zur herstellung von modellen,<br />

mock up’s und prototypen dient<br />

die modellbauwerkstatt der abteilung<br />

e264/2. der dort möglichecomputerunterstützte<br />

modellbau<br />

soll selbstverständlicher teil des<br />

entwurfs- und herstellungsprozesses<br />

sein.<br />

schaumrollen<br />

modellbauwerkstatt e264/2<br />

9<br />

10


team<br />

team e264/2<br />

team eternit<br />

fridolin welte, ass.prof.<br />

stefan berger, leitung design &<br />

interior<br />

stefan.berger@eternit.at<br />

peter auer, ass.prof.<br />

eternit werke l. hatschek ag<br />

eternitstrasse 34<br />

4840 vöcklabruck<br />

www.eternit.at<br />

kathrin koppold, tutorin<br />

e 264/2<br />

abteilung für dreidimensionales gestalten und modellbau<br />

fon: +43 1 58801-26402<br />

fax: +43 1 58801-26490<br />

e-mail: welte@email.archlab.tuwien.ac.at<br />

genauere informationen unter:<br />

web: e2642.kunst.tuwien.ac.at<br />

technische universität wien<br />

fakultät für architektur und raumplanung<br />

karlsplatz 13<br />

1040 wien<br />

http://ar.tuwien.ac.at/<br />

11<br />

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