Arrangierte Liebe : Leitfaden zur Sonderausstellung in der ... - Oapen
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Es gibt verschiedene Arten des Tatauierens: Die<br />
Narbentatauierung, die Stichtatauierung und die<br />
Nahttatauierung. Bei <strong>der</strong> Narbentatauierung wird<br />
Schmutz mit e<strong>in</strong>em scharfen Gegenstand geritzt<br />
<strong>in</strong> Wunden gerieben, damit es <strong>zur</strong> Narbenbildung<br />
kommt; bei <strong>der</strong> Stichtatauierung wird mit e<strong>in</strong>em<br />
spitzen Gerät Farbe <strong>in</strong> die Haut geschlagen und bei<br />
<strong>der</strong> Nahttatauierung wird e<strong>in</strong> verrußter Faden unter<br />
<strong>der</strong> Haut durchgezogen, so dass e<strong>in</strong> schwarzes<br />
Muster <strong>zur</strong>ückbleibt. (Deimel 2005:13). Tatauiert<br />
werden meistens das Gesicht, die Lippen, die Be<strong>in</strong>e<br />
und das Gesäß bis h<strong>in</strong> zum ganzen Körper <strong>in</strong>klusive<br />
<strong>der</strong> Genitalien. Bei Frauen s<strong>in</strong>d die Tatauierungen<br />
oft kle<strong>in</strong>er als bei den Männern. Das Tatauieren<br />
selbst wird bis heute von e<strong>in</strong>em gesellschaftlich<br />
hoch angesehenen Tatauierspezialisten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />
-spezialist<strong>in</strong> durchgeführt (Trowell 1967:251).<br />
Das Instrument für die Stichtatauierung bestand<br />
früher meist aus e<strong>in</strong>em hölzernen o<strong>der</strong> knöchernen<br />
Griff und e<strong>in</strong>er scharfen Spitze aus Ste<strong>in</strong>,<br />
heute eher aus Metall (Oz2040, Oz2041, Oz2042).<br />
Als Farben konnte Ruß o<strong>der</strong> pflanzlich gewonnene<br />
Farbe dienen, welche oft e<strong>in</strong>en blauen Ton hatte<br />
(Deimel 2005:14).<br />
Abbildung 15: Traditionelle Tatauiergeräte<br />
Der Prozess des Tatauierens stand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
mit bestimmten Tabus, wie dem Verzicht<br />
auf bestimmte Speisen und sexuelle Aktivität, <strong>in</strong><br />
Zusammenhang (Deimel 2005:14). Die Durchführung<br />
g<strong>in</strong>g mit großen Schmerzen e<strong>in</strong>her, die bis <strong>zur</strong><br />
Ohnmacht führen konnten. Durch unhygienische<br />
Bed<strong>in</strong>gungen und das E<strong>in</strong>reiben von Speichel des<br />
Tatauiermeisters <strong>in</strong> die Wunden, konnte das Durchführen<br />
des Tatauierens zu Entzündungen und <strong>der</strong><br />
Verbreitung anstecken<strong>der</strong> Krankheiten, manchmal<br />
sogar zum Tod führen (Cattani 1922:47f.). Während<br />
<strong>der</strong> Kolonialzeit im 18. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>t versuchten<br />
christliche Missionare das Tatauieren zu verbieten,<br />
was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gegenden Polynesiens Erfolg<br />
hatte. Erst während <strong>der</strong> letztne Jahrzehnte hat man<br />
<strong>in</strong> Polynesien wie<strong>der</strong> angefangen, die alte Tradition<br />
des Tatauierens wie<strong>der</strong>zubeleben (Deimel 2005:15).<br />
Unter polynesischen Jugendlichen werden mittlerweile<br />
auch englische Wörter o<strong>der</strong> westliche Symbole<br />
für Modetatauierungen benutzt (Brison 2007:128).<br />
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