28.02.2014 Aufrufe

„Sie verbrennen Dein Heiligtum...“ (Ps 74,7) - Augustana ...

„Sie verbrennen Dein Heiligtum...“ (Ps 74,7) - Augustana ...

„Sie verbrennen Dein Heiligtum...“ (Ps 74,7) - Augustana ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stradtner: Ich habe mir ein Studienprogramm entworfen mit der Zielsetzung, mein theologisches Wissen aufzufrischen: Der Montag war<br />

mein „alttestamentlicher Tag<strong>“</strong>. Da habe ich den Integrationskurs besucht und gemeinsam mit den Dozierenden und Studierenden diskutiert,<br />

was alttestamentliche Theologie heute bewegt. Dienstags war mein Schwerpunkt die Interkulturelle Theologie bei Prof. Becker.<br />

Mittwoch war die Praktische Theologie an der Reihe. Da habe ich die Vorlesung von Prof. Raschzok über das Profi l des Pfarrers/der<br />

Pfarrerin gehört. Am Donnerstag habe ich mit großer Freude im Fach Neues Testament vor allem die Paulusüberblicksvorlesung besucht.<br />

Freitags vertiefte ich mich in die Systematische Theologie. Hier hatte mein letzter Vikar mich auf den Aspekt der „Ästhetischen Theologie<strong>“</strong><br />

hingewiesen – ein Fokus, der an der <strong>Augustana</strong> besonders im Blick ist und der mich daher sehr interessiert hat. In der Feministischen<br />

Theologie war das Biographieseminar und das Seminar zum Thema: „Väter-Mütterbilder<strong>“</strong> besonders anregend. Hervorragend war auch<br />

die Möglichkeit, die Angebote für Stimmbildung und Sprecherziehung bei Frau Wurzer und Chorpädagogik bei Herrn Rey wahrzunehmen.<br />

Sprecherziehung und liturgisches Singen ist in unserem Beruf sehr zu empfehlen!<br />

augustana: Klingt eher nach … vier Semestern!<br />

Stradtner: Das Angebot an der augustana ist sehr vielfältig, interessant und anregend. Ich wollte mich nicht ausruhen und auf Schlendrian<br />

machen. Auch die Teilnahme an den zahlreichen Vorträgen und Abendveranstaltungen hätte mich gereizt. Das habe ich aber nicht<br />

geschafft, weil ich ja immer zwischen Zuhause und der Hochschule gependelt bin. Deshalb bekam ich auch ein schönes kleines Büro für<br />

mich alleine, in dem ich meine Bücher deponieren und mich auch die eine oder andere Stunde zurückziehen konnte.<br />

augustana: Wenn man von der theoretischen Refl exion des Pfarrerbildes hört und selbst aus dem Amt kommt, hört man dann kritisch hin<br />

oder fi ndet man sich stark wieder?<br />

Stradtner: Die eigene Person refl ektieren wir ja ständig. Es aber theoriegestützt zu tun, das ist sehr gut. Prof. Raschzok legte den<br />

Schwerpunkt auf die historische Entwicklung des Pfarrberufes. Seine These ist, dass aus verschiedenen Zeiten Dinge in den Pfarrberuf<br />

eingefl ossen sind. Ich habe natürlich wahrgenommen, dass die Rolle der Pfarrerinnen am Schluss dran kam, unter dem Thema: „Was ist<br />

neu im 20. Jahrhundert?<strong>“</strong> Mit den Antworten: Pfarrerin sein, Stellenteilung und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften im Pfarrhaus.<br />

Diese drei Aspekte in einer Einheit! Das Thema: „Pfarrerin sein<strong>“</strong> hat mich stark beschäftigt und dabei natürlich die Rollenkonstellationen.<br />

Zusätzlich spannend zu lesen war das Buch von Ulrike Wagner Rau: „Auf der Schwelle<strong>“</strong> - Pfarramt im Prozess kirchlichen Wandels. Ich<br />

fi nde das sehr wichtig, Schwellensituationen zu erkennen, wie wir sie jetzt in der Kirche erleben.<br />

augustana: Sie haben ein Seminar gemacht zum Thema Biografi e?<br />

Stradtner: Das Seminar wurde angeboten von Fr. Prof. Jost im Fach Feministische Theologie. Wir haben die Biographien verschiedener<br />

feministischer Theologinnen gelesen. Elisabeth Moltmann – Wendel z.B. ist unter gleichen Voraussetzungen mit ihrem Mann nach dem<br />

Studium angetreten, und die berufl ichen Wege entwickelten sich im kirchlichen Kontext sehr unterschiedlich. Prof. Schüngel – Straumann<br />

war zu Besuch und die feministische Theologin Dr. Ina Prätorius. Alles anregende Begegnungen.<br />

augustana: Wo haben Sie studiert? Gibt es Unterschiede zur eigenen Studienzeit – auch im Hinblick auf die Schwerpunktsetzung der<br />

Studierenden? Wie wirkt sich die Modularisierung aus?<br />

Stradtner: Ich habe ja hier in Neuendettelsau mein Studium begonnen, deshalb kommt mir natürlich auch viel bekannt vor. Nach der<br />

augustana bin ich im Rahmen eines Auslandstudiums nach Rumänien gegangen. In Hamburg und in Bamberg war ich dann zur Examensvorbereitung.<br />

Verglichen mit meinem Studium vor 20 Jahren ist die Modularisierung samt straffem Studienzeitplan, die ja inzwischen<br />

an fast allen Fakultäten eingeführt worden ist, stark zu spüren. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass Studierende nach den ersten Semestern<br />

durch die Modularisierung ein solides Basiswissen erworben haben und auch in einem gewissen Zeithorizont studieren. Wir durften<br />

damals freier studieren, was die Auswahl der Veranstaltungen betraf. Und auch die Semesterzahl wurde fl exibler gehandhabt. Aber mir<br />

scheint die Notwendigkeit zur Persönlichkeitsentwicklung für unseren Beruf unabdingbar. Dafür braucht es nicht nur Freiheit in der Auswahl<br />

der Veranstaltungen, sondern auch Zeit. Es geht darum, sich selbst auszuprobieren, in der theologischen Auseinandersetzung, aber<br />

auch im Bereich der Spiritualität. Für dieses Experimentieren wünsche ich den Studierenden einfach noch viel mehr Zeit und Muße!<br />

Auch die Vermittlung von Theologie hat sich verändert: Es wird heute mehr von „Haftpunkten<strong>“</strong> gesprochen oder davon, dass die „Plausibilität<br />

des Ganzen<strong>“</strong> gewährleistet sein muss. Vorlesungen und Vorträge werden mit den neuesten medialen Mitteln der Visualisierung<br />

unterstützt, und natürlich ist in den Veranstaltungen die Verwendung von Powerpoint Standard.<br />

Nach meiner Erfahrung bietet die augustana für das Kontaktstudium sehr gute Bedingungen: Es ist eine bestimmte Form der Wertschätzung,<br />

des Interesses an der Person und der individuellen Förderung, der ich hier begegnet bin. Eine Vorgabe der Landeskirche war es,<br />

sich eine Mentorin oder einen Mentor unter den Professoren und Professorinnen zu suchen. Frau Prof. Jost hat diese Aufgabe dankenswerterweise<br />

bei mir übernommen und mir wertvolle Impulse mitgegeben. Bevor ich überhaupt das Studium begonnen habe, erhielt ich<br />

ein persönliches Kärtchen von Frau Prof. Schneider-Ludorff. „Persönlich<strong>“</strong> ist eine Stärke der augustana, des Stils der Hochschule und der<br />

Rektorin. Und ich habe eben auch wirklich „Raum<strong>“</strong> bekommen, ein Büro im Dorothee-Sölle-Haus, weil ich ja eben nicht auf dem Campus<br />

wohnte. Und dann noch der direkte Kontakt zu den Studierenden, den habe ich besonders genossen.<br />

augustana: Sehr geehrte Frau Kollegin Stradtner, wir danken Ihnen sehr herzlich für dieses Interview und wünschen Ihnen einen guten<br />

Start ins Gemeindeleben. Bleiben Sie der augustana verbunden. Sie sind hier immer herzlich willkommen!<br />

Die Fragen wurden gestellt von Ulrich Bauer-Marks.<br />

8 - Oktober 2013 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!