„Sie verbrennen Dein Heiligtum...“ (Ps 74,7) - Augustana ...
„Sie verbrennen Dein Heiligtum...“ (Ps 74,7) - Augustana ...
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Stradtner: Ich habe mir ein Studienprogramm entworfen mit der Zielsetzung, mein theologisches Wissen aufzufrischen: Der Montag war<br />
mein „alttestamentlicher Tag<strong>“</strong>. Da habe ich den Integrationskurs besucht und gemeinsam mit den Dozierenden und Studierenden diskutiert,<br />
was alttestamentliche Theologie heute bewegt. Dienstags war mein Schwerpunkt die Interkulturelle Theologie bei Prof. Becker.<br />
Mittwoch war die Praktische Theologie an der Reihe. Da habe ich die Vorlesung von Prof. Raschzok über das Profi l des Pfarrers/der<br />
Pfarrerin gehört. Am Donnerstag habe ich mit großer Freude im Fach Neues Testament vor allem die Paulusüberblicksvorlesung besucht.<br />
Freitags vertiefte ich mich in die Systematische Theologie. Hier hatte mein letzter Vikar mich auf den Aspekt der „Ästhetischen Theologie<strong>“</strong><br />
hingewiesen – ein Fokus, der an der <strong>Augustana</strong> besonders im Blick ist und der mich daher sehr interessiert hat. In der Feministischen<br />
Theologie war das Biographieseminar und das Seminar zum Thema: „Väter-Mütterbilder<strong>“</strong> besonders anregend. Hervorragend war auch<br />
die Möglichkeit, die Angebote für Stimmbildung und Sprecherziehung bei Frau Wurzer und Chorpädagogik bei Herrn Rey wahrzunehmen.<br />
Sprecherziehung und liturgisches Singen ist in unserem Beruf sehr zu empfehlen!<br />
augustana: Klingt eher nach … vier Semestern!<br />
Stradtner: Das Angebot an der augustana ist sehr vielfältig, interessant und anregend. Ich wollte mich nicht ausruhen und auf Schlendrian<br />
machen. Auch die Teilnahme an den zahlreichen Vorträgen und Abendveranstaltungen hätte mich gereizt. Das habe ich aber nicht<br />
geschafft, weil ich ja immer zwischen Zuhause und der Hochschule gependelt bin. Deshalb bekam ich auch ein schönes kleines Büro für<br />
mich alleine, in dem ich meine Bücher deponieren und mich auch die eine oder andere Stunde zurückziehen konnte.<br />
augustana: Wenn man von der theoretischen Refl exion des Pfarrerbildes hört und selbst aus dem Amt kommt, hört man dann kritisch hin<br />
oder fi ndet man sich stark wieder?<br />
Stradtner: Die eigene Person refl ektieren wir ja ständig. Es aber theoriegestützt zu tun, das ist sehr gut. Prof. Raschzok legte den<br />
Schwerpunkt auf die historische Entwicklung des Pfarrberufes. Seine These ist, dass aus verschiedenen Zeiten Dinge in den Pfarrberuf<br />
eingefl ossen sind. Ich habe natürlich wahrgenommen, dass die Rolle der Pfarrerinnen am Schluss dran kam, unter dem Thema: „Was ist<br />
neu im 20. Jahrhundert?<strong>“</strong> Mit den Antworten: Pfarrerin sein, Stellenteilung und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften im Pfarrhaus.<br />
Diese drei Aspekte in einer Einheit! Das Thema: „Pfarrerin sein<strong>“</strong> hat mich stark beschäftigt und dabei natürlich die Rollenkonstellationen.<br />
Zusätzlich spannend zu lesen war das Buch von Ulrike Wagner Rau: „Auf der Schwelle<strong>“</strong> - Pfarramt im Prozess kirchlichen Wandels. Ich<br />
fi nde das sehr wichtig, Schwellensituationen zu erkennen, wie wir sie jetzt in der Kirche erleben.<br />
augustana: Sie haben ein Seminar gemacht zum Thema Biografi e?<br />
Stradtner: Das Seminar wurde angeboten von Fr. Prof. Jost im Fach Feministische Theologie. Wir haben die Biographien verschiedener<br />
feministischer Theologinnen gelesen. Elisabeth Moltmann – Wendel z.B. ist unter gleichen Voraussetzungen mit ihrem Mann nach dem<br />
Studium angetreten, und die berufl ichen Wege entwickelten sich im kirchlichen Kontext sehr unterschiedlich. Prof. Schüngel – Straumann<br />
war zu Besuch und die feministische Theologin Dr. Ina Prätorius. Alles anregende Begegnungen.<br />
augustana: Wo haben Sie studiert? Gibt es Unterschiede zur eigenen Studienzeit – auch im Hinblick auf die Schwerpunktsetzung der<br />
Studierenden? Wie wirkt sich die Modularisierung aus?<br />
Stradtner: Ich habe ja hier in Neuendettelsau mein Studium begonnen, deshalb kommt mir natürlich auch viel bekannt vor. Nach der<br />
augustana bin ich im Rahmen eines Auslandstudiums nach Rumänien gegangen. In Hamburg und in Bamberg war ich dann zur Examensvorbereitung.<br />
Verglichen mit meinem Studium vor 20 Jahren ist die Modularisierung samt straffem Studienzeitplan, die ja inzwischen<br />
an fast allen Fakultäten eingeführt worden ist, stark zu spüren. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass Studierende nach den ersten Semestern<br />
durch die Modularisierung ein solides Basiswissen erworben haben und auch in einem gewissen Zeithorizont studieren. Wir durften<br />
damals freier studieren, was die Auswahl der Veranstaltungen betraf. Und auch die Semesterzahl wurde fl exibler gehandhabt. Aber mir<br />
scheint die Notwendigkeit zur Persönlichkeitsentwicklung für unseren Beruf unabdingbar. Dafür braucht es nicht nur Freiheit in der Auswahl<br />
der Veranstaltungen, sondern auch Zeit. Es geht darum, sich selbst auszuprobieren, in der theologischen Auseinandersetzung, aber<br />
auch im Bereich der Spiritualität. Für dieses Experimentieren wünsche ich den Studierenden einfach noch viel mehr Zeit und Muße!<br />
Auch die Vermittlung von Theologie hat sich verändert: Es wird heute mehr von „Haftpunkten<strong>“</strong> gesprochen oder davon, dass die „Plausibilität<br />
des Ganzen<strong>“</strong> gewährleistet sein muss. Vorlesungen und Vorträge werden mit den neuesten medialen Mitteln der Visualisierung<br />
unterstützt, und natürlich ist in den Veranstaltungen die Verwendung von Powerpoint Standard.<br />
Nach meiner Erfahrung bietet die augustana für das Kontaktstudium sehr gute Bedingungen: Es ist eine bestimmte Form der Wertschätzung,<br />
des Interesses an der Person und der individuellen Förderung, der ich hier begegnet bin. Eine Vorgabe der Landeskirche war es,<br />
sich eine Mentorin oder einen Mentor unter den Professoren und Professorinnen zu suchen. Frau Prof. Jost hat diese Aufgabe dankenswerterweise<br />
bei mir übernommen und mir wertvolle Impulse mitgegeben. Bevor ich überhaupt das Studium begonnen habe, erhielt ich<br />
ein persönliches Kärtchen von Frau Prof. Schneider-Ludorff. „Persönlich<strong>“</strong> ist eine Stärke der augustana, des Stils der Hochschule und der<br />
Rektorin. Und ich habe eben auch wirklich „Raum<strong>“</strong> bekommen, ein Büro im Dorothee-Sölle-Haus, weil ich ja eben nicht auf dem Campus<br />
wohnte. Und dann noch der direkte Kontakt zu den Studierenden, den habe ich besonders genossen.<br />
augustana: Sehr geehrte Frau Kollegin Stradtner, wir danken Ihnen sehr herzlich für dieses Interview und wünschen Ihnen einen guten<br />
Start ins Gemeindeleben. Bleiben Sie der augustana verbunden. Sie sind hier immer herzlich willkommen!<br />
Die Fragen wurden gestellt von Ulrich Bauer-Marks.<br />
8 - Oktober 2013 7