1969 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
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ist jedoch, daß die wachstumsträchtigen Standardwerte<br />
des Chemie- und Elektrobereichs nur mit dem<br />
11- bis 12fachen ihrer Jahresgewinne bewertet wurden<br />
und daß sich diese Relationen inzwischen weiter<br />
ermäßigt haben.<br />
Die Börsenentwicklung im Jahre <strong>1969</strong> und während<br />
<strong>der</strong> ersten Monate 1970 hat deutlich werden<br />
lassen, daß führende Unternehmen <strong>der</strong> Chemie und<br />
Elektrotechnik eine Internationalisierung „ihrer" Aktienmärkte<br />
dringend benötigen. Der Kapitalbedarf<br />
ist gegenwärtig allein über die deutschen Börsen zu<br />
für die <strong>Gesellschaft</strong>en vertretbaren Konditionen nur<br />
schwer zu decken. Nach <strong>der</strong> internationalen Ausrichtung<br />
von Produktion und Absatz ist die vermehrte<br />
Erschließung auch ausländischer Anlegerkreise für<br />
diese Unternehmen eine dringliche Aufgabe. Erste<br />
Schritte wurden im vergangenen Jahr mit <strong>der</strong> Emission<br />
von auf Dollar lautenden Optionsanleihen ausländischer<br />
Tochtergesellschaften von Siemens, Bayer<br />
und BASF unternommen. Darüber hinaus muß nach<br />
direkten Wegen gesucht werden, um den Aktionärskreis<br />
unserer Großunternehmen multinational zu erweitern.<br />
Parallel dazu sind die Bemühungen zur Verbreiterung<br />
<strong>der</strong> Anlegerkreise im Inland fortzusetzen. Die<br />
Investmentfonds gehören bereits seit Jahren zu den<br />
wichtigsten Börseninteressenten. Im Berichtsjahr<br />
wurden die für die Lebensversicherungs-<strong>Gesellschaft</strong>en<br />
geltenden Anlagevorschriften zugunsten des<br />
Erwerbs von Aktien und Investmentzertifikaten geän<strong>der</strong>t.<br />
Auch die zur Zeit diskutierten Maßnahmen<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> privaten Vermögensbildung werden<br />
sicherlich dem Wertpapiersparen zugute kommen.<br />
Rekordjahr im Investmentgeschäft<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Geldanlage in Investmentzertifikaten<br />
für die Vermögensbildung <strong>der</strong> privaten Haushalte<br />
nahm <strong>1969</strong> weiter erheblich zu. Die deutschen<br />
Investmentgesellschaften konnten das Vorjahresabsatzergebnis<br />
fast verdoppeln. Das Vermögen aller<br />
deutschen Publikumsfonds erhöhte sich von 6,3<br />
Mrd. DM auf über 9,5 Mrd. DM. Das Kontensparen<br />
bekam die Konkurrenz des Investmentsparens in<br />
steigendem Maße zu spüren. Lebhaftes Interesse<br />
fanden die Rentenfonds. Wachsende Bedeutung erlangten<br />
auch Spezialfonds, die für institutionelle<br />
Anleger, wie betriebliche Unterstützungskassen,<br />
Lebensversicherungen usw., geschaffen wurden.<br />
Der zuerst von <strong>der</strong> Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> für Fondsverwaltung<br />
mbH (Degef), einer Tochtergesellschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong>, verwirklichte Gedanke, Investmentfonds<br />
speziell für Versorgungseinrichtungen<br />
(Pensionsfonds und Unterstützungskassen) zu schaffen,<br />
fand inzwischen Verbreitung.<br />
Ausländische Investmentfonds konnten ihren deutschen<br />
Marktanteil <strong>1969</strong> erneut ausweiten. Weniger<br />
erfolgreich als <strong>der</strong> Absatz war in vielen Fällen ihr Ergebnis.<br />
Dies trifft beson<strong>der</strong>s für Fonds mit überwiegendem<br />
Engagement in den nordamerikanischen<br />
Märkten zu. <strong>1969</strong> brachte damit vielen Anlegern<br />
eine gewisse Ernüchterung in ihrem Glauben an die<br />
Unfehlbarkeit „mo<strong>der</strong>ner Erfolgsrezepte". Schwächen<br />
und Taktiken dieser und jener Anlagepolitik wurden<br />
sichtbar.<br />
Ein wichtiger Schritt vorwärts wurde <strong>1969</strong> durch<br />
die Verabschiedung <strong>der</strong> neuen gesetzlichen Vorschriften<br />
für Investmentfonds getan. Sie haben den<br />
Vertrieb ausländischer Investmentzertifikate in Angleichung<br />
an die für inländische Fonds geltenden Bestimmungen<br />
entsprechend den Zielsetzungen marktwirtschaftlicher<br />
Ordnungspolitik auf eine gesetzliche<br />
Grundlage gestellt. Insbeson<strong>der</strong>e wird in Zukunft<br />
die Marktübersicht für den Anleger verbessert.<br />
Aufnahmefähiger Rentenmarkt<br />
Auch am Rentenmarkt begann mit <strong>der</strong> Aufwertung<br />
<strong>der</strong> D-Mark eine neue Phase. Bis dahin zeigte er<br />
überwiegend ein freundliches Bild. Zwar war die<br />
Zinskurve unter dem Einfluß <strong>der</strong> Diskonterhöhungen<br />
nach oben gerichtet, doch blieb die Aufnahmefähigkeit<br />
des Marktes groß. Inländische Emittenten konnten<br />
<strong>1969</strong> festverzinsliche Wertpapiere in Höhe von<br />
netto 13,5 Mrd. DM plazieren. Dabei beanspruchte<br />
die öffentliche Hand den Rentenmarkt nur in geringem<br />
Maße und die Industrie praktisch nicht - abgesehen<br />
von einigen Wandelobligationen und Optionsanleihen,<br />
die ihrem Wesen nach eher dem Aktienmarkt<br />
zuzurechnen sind. Als Käufer traten wie<strong>der</strong>um<br />
vermehrt private Haushalte, Unternehmen, Versicherungen<br />
und Investmentfonds auf, während Kreditinstitute<br />
in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte nur noch in beschränktem<br />
Umfang Wertpapiere erwarben.<br />
Die Aufwertung löste zunächst noch keinen Umschwung<br />
aus, da die Auffassung vorherrschte, nach<br />
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