BLV Magazin 1-2008 - Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg

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Fachbereich Wirtschaft und Verwaltung Economy schreibt man heute mit zwei E Kaufmännische Schulen im Dornröschenschlaf? Nein, das ist keine Regel nach der neuen deutschen Rechtschreibung. Gemeint ist damit: E-Economy. (E-Business, E-Commerce, ...), deren neuen Techniken und Verfahren längst Alltag geworden sind. Folgendes einfaches Modell stellt wesentliche Bereiche dabei dar. Und wie reagieren die kaufmännischen Schulen von Baden-Württemberg auf diesen Wandel in der Wirtschaft und in jedermanns Alltag? Schaut man sich aktuelle Lehrpläne für BWL/SWL an, durchblättert man die Inhaltsverzeichnisse von heutigen BWL/ SWL-Lehrbüchern oder forscht man in den Fortbildungsangeboten der Akademien nach, dann komme ich zu folgendem Ergebnis: • Lehrpläne, welche die heutige Wirtschaft in wichtigen Teilbereichen nicht widerspiegeln • wenige Seiten Text, einzelnen Übersichtsgrafiken, einige Links zu Webadressen in den Lehrbüchern – mehr nicht • keine / kaum eine Fortbildung zu diesen Themen in den Akademien • keinerlei didaktisch-methodische Handreichungen zur Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort Forderungen: 1. „E-Economy“ ist in die Lehrpläne, und damit auch in die Lehrbücher in allen Bereichen umgehend und seiner Bedeutung gemäß aufzunehmen. 2. Parallel dazu sind die Inhalte methodisch aufzubereiten und geeignete Materialien bereit zu stellen und laufend zu aktualisieren. 3. Über die Akademien sind Fortbildungsangebote zu schaffen. 4. Nach meinem Informationsstand werden derzeit die EDV-Lehrpläne für das WG neu formuliert. Hier wäre die Gelegenheit und der Ort, zumindest ein entsprechendes Modul für solche Inhalte zu reservieren, denn ohne intensiven DV-Einsatz lassen sich diese Inhalte sowieso nicht handlungsorientiert vermitteln. Den ungekürzten Beitrag finden Sie im Web unter www.blv-bw.de Hubert Egelhofer hubert.egelhofer@humpis-schule.de Stiftung „Wirtschaft und Erziehung“ Ankündigung der Veranstaltung Qualitätsentwicklung an Kaufmännischen Schulen am 11.04.2008 in der LBS Badische Landesbausparkasse Karlsruhe Programm: 14:00 – 15:30 Uhr Qualitätsentwicklung in der LBS B-W unter dem besonderen Aspekt der Qualitätssicherung von Innen- und Außendienstmitarbeitern Referent: Hermann Seekircher, Abteilungsdirektor 15:30 – 16:00 Uhr Kaffeepause 16:00 – 18:00 Uhr Qualitätsentwicklung an Kaufmännischen Schulen am Beispiel der Wirtschafts- und Kaderschule KV Bern Referent: Christian Vifian, Direktor Anschrift und E-Mail-Adresse der Stiftung finden Sie auf der Homepage: http://www.stiftung-wirtschafterziehung.de/index.html 26 BLV-MAGAZIN Ausgabe 1/2008
Allgemeinbildung Das Referat „Allgemeine Bildung“ des BLV wird in einer Artikelserie die allgemein bildenden Fächer vorstellen. Sie beginnt mit dem Fach Deutsch als dem unumstrittenen Leitfach. Das Fach Deutsch an beruflichen Schulen Deutsch – wer denkt da nicht an seine eigene Schulzeit und hat Assoziationen wie „Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik und Literatur“? Das stimmt zwar, und es stimmt auch für die Beruflichen Schulen. Aber Deutsch an Beruflichen Schulen ist weit mehr, als man – darunter auch viele Kollegen – sich das gemeinhin vorstellt. Denn das Fach Deutsch wird nicht – wie an den allgemein bildenden Schulen – in einem einzigen Schultyp erteilt, sondern an vielen Schularten: Berufliches Gymnasium und Berufsvorbereitungsjahr, Berufsfachschulen und Berufskollegs, Berufsschulen und Berufseinstiegsjahr – jede dieser Schularten hat ihre eigenen Anforderungen, Voraussetzungen, Ziele und vor allem Lehrpläne und Prüfungsordnungen. Für fast jede dieser Schularten ist eine zentrale Abschlussprüfung vorgesehen, oft verbunden mit unterschiedlichen Pflichtlektüren, so dass viele Deutschlehrer Jahr für Jahr bis zu drei unterschiedliche Lektüren oder Themen vorbereiten müssen. Natürlich hat der Deutschunterricht immer auch die Aufgabe, die „Basiskompetenzen zu sichern“. Aber oft genug gibt es mangels Masse nichts zu „sichern“, sondern überhaupt erst aufzubauen. Noten und Schulabschlüsse der abgebenden Schulen sagen oft herzlich wenig über den tatsächlichen Leistungsstand aus. So kommt es nur allzu häufig bei formal gleichen Noten zu gravierenden Unterschieden innerhalb einer Klasse (gleich welcher Schulart), zu Enttäuschungen, Frustration und entsprechendem Fehlverhalten von Schülern, die den jeweiligen Anforderungen im Fach Deutsch nicht gewachsen sind. Und selbstverständlich vermittelt oder festigt der Deutschunterricht der jeweiligen Schulart angemessen auch die grundlegenden Fertigkeiten der Textproduktion, vor allem derjenigen, die im Beruf verlangt werden: Bericht, Beschreibung, Protokoll; aber auch die von den zentralen Abschlussprüfungen vorgeschriebenen Aufsatzarten, z.B. für das Abitur oder die Fachhochschulreife die klassischen Aufsatzarten wie Erörterung, literarischer Aufsatz, Textanalyse und -interpretation. Dabei kommen auch immer wieder neue Aufsatzarten hinzu, wie der Essay im Abitur oder die Stellungnahme und das Schaubild in der Berufsschule. Die Vermittlung von Literatur hat ihren Platz im Deutschunterricht, allerdings nimmt sie je nach Schulart unterschiedlichen Raum ein und wird in der Berufsfachschule, bei der Fachhochschulreife und dem Abitur durch die jeweiligen Pflichtlektüren und -themen bestimmt. Aber darüber hinaus wird der Deutschunterricht nicht nur von den Anforderungen des tertiären Bereichs bestimmt, sondern auch von den Anforderungen der Wirtschaft und der Gesellschaft. Deshalb muss der Deutschlehrer nicht nur über die Normen des Geschäftsbriefs und den Anforderungen an eine Bewerbung Bescheid wissen, sondern seinen Schülern neben dem Umgang mit Büchern, Lexika, Zeitung und Zeitschriften auch den mit den digitalen Medien vermitteln. Online-Bewerbung, Internetrecherche, Nutzung von Lernsoftware nehmen immer größeren Raum ein. In allen Schularten spielt darüber hinaus die Kompetenzvermittlung eine große Rolle, manchmal sogar die Hauptrolle, ganz ausgeprägt bei Deutsch im Lernfeld und beim Seminarkurs bzw. bei der Gesonderten Lernleistung, aber auch im Berufskolleg: Auch die Vermittlung von Projektkompetenz bleibt nur allzu oft am Deutschlehrer hängen. Methoden des Lernens, das Einüben von Gruppen – und Teamarbeit, die Vermittlung von Präsentationstechniken, aber auch die Anlage einer Dokumentation wird vom Fach Deutsch erwartet und selbst- M.-M. Drützler-Heilgeist verständlich auch alle Bereiche der Rhetorik. In der gewerblichen Berufsschule und in manchen gewerblichen Berufskollegs müssen Betriebsanweisungen und Gebrauchsanleitungen verfasst werden. Dies zeigt, wie sich der Deutschlehrer überhaupt an den angestrebten Abschluss und die beruflichen Anforderungen anpassen muss. Ganz nebenbei macht auch so mancher Deutschlehrer die Kompetenzanalyse beim Berufseinstiegsjahr. Immer stärker wird auch der Druck auf die Deutschlehrer des beruflichen Schulwesens, Deutsch für Ausländer vermitteln zu müssen in der richtigen Einsicht, dass die mangelnden Sprachkenntnisse vieler Schüler eine Quelle aller möglichen Missstände sind. Auch haben die Forderungen der Wirtschaft dazu geführt, dass mit der „mündlichen Kommunikation in Betrieb und Privatleben“ Themen wie Umgang mit Beschwerden, das richtige Telefonieren, Verkaufstraining oder Kundenservice in einige Lehrpläne Einzug gehalten haben. Das Fach Betriebliche Kommunikation, das von Mitarbeitergesprächen über Motivation bis hin zum Konfliktmanagement Führungskompetenzen für das mittlere Management vermitteln soll, wird mangels ausgebildeter Fachlehrer in der Regel ebenfalls von den Deutschlehrern erteilt. Dementsprechend weicht der Deutschunterricht oft sehr weit von dem ab, was man sich gemeinhin darunter vorstellt. Die ganze Bandbreite dessen, was im beruflichen Schulwesen unter „Deutsch“ subsumiert ist, stellt eine große Herausforderung an das Fach dar und an diejenigen, die es erteilen. Marthamaria Drützler-Heilgeist BLV-MAGAZIN Ausgabe 1/2008 27
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