GESAMTKATALOG DVD - boersenblatt.net

GROSSE GESCHICHTEN
7
Die „Großen Geschichten“ des deutschen Fernsehens
Wenn die Atmosphäre eines Films authentisch wirkt, das Schauspielerensemble
souverän spielt und die Handlung mitreißt, dann entstehen
Große Geschichten. Warum aber berührt uns das Schicksal fremder oder
gar fiktiver Menschen so sehr?
Werke der Weltliteratur und Familiensagas, historische Begebenheiten
und große Abenteuer – das deutsche Fernsehspiel kennt zahlreiche
Vorlagen für Geschichten und hat sie in die ihm eigene Ausdrucksform
übersetzt: die Filmsprache. In den Sechziger Jahren waren Fernsehfilm
und deutscher Film und ihre Macher im Grunde identisch. Als die Filmförderung
ein Jahrzehnt später den Film vom Fernsehen abkoppelte und
in den Achtziger Jahren die privaten Sender die großen US-Spielfilme
in die deutschen Wohnzimmer brachten, galt es, der Konkurrenz etwas
entgegen zu halten – formal und inhaltlich.
Das Fernsehspiel gewann an Gewicht, indem es in mehreren Teilen gesendet
wurde. Die Fernsehmacher investierten ihre Gestaltungskraft und
ihre finanziellen Mittel in diese Verfilmungen, die opulent besetzt und
anspruchsvoll inszeniert wurden. Anlässe für diese Großunternehmen
fanden sich im Kalender: Geburtstage von Dichtern und Denkern, Jahrestage
historischer Ereignisse und die alljährlichen Feiertage wie Ostern,
Weihnachten und Silvester bestimmten die Sendedaten.
Diese Mischung aus filmerischer Höchstleistung und gesellschaftlicher
Festtagsstimmung erklärt auch ihren hohen Wiedererkennungswert
beim Publikum. Die Qualität der Filme garantiert dem „Erstseher“ aber
auch ohne speziellen Anlass ein besonderes Vergnügen. Das Vergnügen
nämlich, einer großen Geschichte bei der Entfaltung komplexer Charaktere
und Thematiken zuzusehen.