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Wassily Kandinsky - Institut für Soziologie - Leibniz Universität ...

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kys Bilder und somit auch in die Diagonale mit eingeflossen und zeigt sich in der Dynamik<br />

des Bildes.<br />

Letztendlich war die Kunstfrage für <strong>Kandinsky</strong> nur auf Basis des Prinzips der inneren Notwendigkeit<br />

zu lösen. Dementsprechend darf man in seinen Bildern weder Mathematik noch<br />

Geometrie suchen, denn alles ist Atmosphäre und Stimmung. Er stand dem Geometrischen<br />

zwar nicht misstrauisch gegenüber, dennoch waren für ihn nur Formen zulässig, die aus einem<br />

inneren Impuls (Sensibilität) hervorgingen. Ansonsten sah <strong>Kandinsky</strong> die Gefahr, dass die<br />

Kunst nicht die innere Sensibilität des Betrachters erreichen könne. Damit man <strong>Kandinsky</strong><br />

versteht muss man die gewohnte Welt aufgeben, um in seine gemalte Welt einzutreten, sodass<br />

man von der Atmosphäre seiner Bilder eingefangen wird. Das meinte er, wenn er sagte, dass<br />

er den Betrachter in seinen Bildern spazieren gehen lassen möchte. Alles steht unter dem Zeichen<br />

der Ergriffenheit und der Weg zur Abstraktion hat dies nicht gemindert, sondern entwickelt<br />

(vgl. Brion 1956: 75ff.). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kunst <strong>Kandinsky</strong>s<br />

in erster Linie eine intuitive und erst dann eine reflektierende ist. Hinzu kommt eine absolute<br />

Freiheit in Idee und Ausführung, denn wie <strong>Kandinsky</strong> es selbst sagt, entsteht jedes Werk wie<br />

der Kosmos, aus Katastrophen. „Das Malen ist ein donnernder Zusammenstoß verschiedener<br />

Welten, die in und aus dem Kampfe miteinander die neue Welt zu schaffen bestimmt sind, die<br />

das Werk heißt.“ (<strong>Kandinsky</strong> 1913: 41). Werkschöpfung ist bei ihm Weltschöpfung, wobei<br />

die seelischen Erlebnisse im Vordergrund stehen (vgl. Brion 1956: 75ff. ebenso <strong>Kandinsky</strong><br />

1913: 38ff.). Sein Ziel war mittels der Erschaffung seiner abstrakten Welten eine neue und<br />

bessere Kultur zu schaffen. Dies konnte nur auf Basis der Freiheit des Denkens geschehen.<br />

Durch den zunehmenden Druck des Konservativismus, bedingt durch den steigenden Einfluss<br />

der Völkischen sowie der Nationalsozialisten in den 1920er Jahren, wurde die Freiheit aller<br />

massiv eingeschränkt und das Spießertum etablierte seine Vormachtstellung. Anstelle einer<br />

neuen Kultur, die <strong>Kandinsky</strong> mittels seiner Kunst zu etablieren versuchte, entwickelte sich<br />

das genaue Gegenteil in Deutschland. Inmitten des Spießertums gab es weder für seine Ideen<br />

noch für die der Avantgarde einen Platz. Die Folge war die Vertreibung der geistigen Elite<br />

des Landes, was zum einen damals die Etablierung des Nationalsozialismus förderte und zum<br />

anderen eine noch heute wahrzunehmende konservative Haltung in Deutschland.<br />

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