29.01.2010 Kann uns nicht vergeben werden, dass ... - Israel Shalom
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Politologen, Friedensforscher und Konfliktberater, die bis jetzt noch keinen einzigen<br />
relevanten Konflikt gelöst haben und deswegen mit dem Nahen Osten anfangen mussten.<br />
Wie in solchen Fällen üblich, wurde erst die Lage in Palästina vor dem Hintergrund<br />
europäischer Geschichte analysiert, dann wurden Wege aus der Krise angeboten.<br />
Dabei produzierten die akademischen Wünschelrutengänger überraschende Einsichten.<br />
Zum Beispiel diese: „Es ist der Holocaust, der das seit sechs Jahrzehnten anhaltende und<br />
gegenwärtig bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Leid über die (muslimischen wie christlichen<br />
und drusischen) Palästinenser gebracht hat. Das ist <strong>nicht</strong> <strong>dass</strong>elbe, als hätte das Dritte<br />
Reich einen Völkermord an den Palästinensern verübt. Aber zahllose Tote waren auch hier<br />
die Folge…“<br />
Oder diese: „Vielleicht hilft es sich vorzustellen, wie in der gegenwärtigen Situation wohl die<br />
vielen Intellektuellen, Schriftsteller, Künstler und Musiker jüdischer Herkunft von -Adorno<br />
über Einstein, Freud und Marx bis zu Zweig reagiert hätten, auf die wir so stolz sind und<br />
ohne die die deutsche Kultur und der deutsche Beitrag zur Wissenschaft um so vieles ärmer<br />
wären. Wir sind überzeugt, <strong>dass</strong> sie den folgenden Satz unterschreiben würden: Nur<br />
Gleichheit und Respekt vor Recht und Völkerrecht können ein friedliches Zusammenleben<br />
gewährleisten und sind die einzigen Garanten für eine dauerhafte Existenz des Staates<br />
<strong>Israel</strong> und des zukünftigen Staates Palästina in Sicherheit – und für die Sicherheit von Juden<br />
und Jüdinnen bei <strong>uns</strong> und in aller Welt.“<br />
Die Knalltütenprosa endete mit dem Satz: „Es darf daher <strong>nicht</strong>s unterlassen <strong>werden</strong>, was<br />
geeignet ist, diesen neuen Ost-West-Konflikt abzubauen – im Äußeren wie im Inneren. Dies<br />
und das Eintreten für die Menschenrechte, wo und durch wen immer sie verletzt <strong>werden</strong>,<br />
sind wir den Opfern des Nationalsozialismus schuldig.“<br />
Wie in solchen Fällen ebenfalls üblich, blieb der Aufruf ohne Folgen, wenn man davon<br />
absieht, <strong>dass</strong> sich seine Verfasser und Verbreiter anschließend wohler fühlten als vorher,<br />
hatten sie doch eine Seance mit Adorno, Einstein, Freud, Marx und Zweig (Arnold, Max oder<br />
Stefan?) abgehalten und etwas für ein „friedliches Zusammenleben“ der Völker im Nahen<br />
Osten getan.<br />
Drei Jahre nach den Schwachmaten melden sich nun „24 ehemalige deutsche Diplomaten“<br />
in der SZ zu Wort, um ihrerseits dem Nahen Osten den Weg zum Frieden zu weisen. Auch<br />
sie wandeln auf ganz neuen Pfaden: „Der Nahostkonflikt ist ein Nährboden für extremistische<br />
Bewegungen, welche die öffentliche Sicherheit <strong>nicht</strong> nur in der Region selbst, sondern auch<br />
in Europa und in anderen Teilen der Welt ernsthaft gefährden.“ Dabei hätte ein Blick in ein<br />
Lexikon die AA-Rentner darüber aufgeklärt, <strong>dass</strong> zum Beispiel die Muslimbruderschaft schon<br />
1928 in Ägypten gegründet wurde, also vor dem Zweiten Weltkrieg, vor dem Holocaust und<br />
vor der Gründung <strong>Israel</strong>s. Und <strong>dass</strong> es den Muslimbrüdern <strong>nicht</strong> darum geht, Konflikte zu<br />
lösen, sondern sie zu erzeugen: „Allah ist <strong>uns</strong>er Ziel. Der Prophet ist <strong>uns</strong>er Führer. Der<br />
Qur’an ist <strong>uns</strong>er Gesetz. Dschihad ist <strong>uns</strong>er Weg. Sterben auf dem Wege Allahs ist <strong>uns</strong>ere<br />
größte Hoffnung.“<br />
Aber das ist nur ein Nebenaspekt bei der Sache. Die eigentliche Frage lautet: Wenn sich<br />
schon ein paar ehemalige deutsche Botschafter zusammenrotten, um eine politische<br />
Stellungnahme abzugeben, warum nehmen sie sich <strong>nicht</strong> den Iran vor, den „Nährboden für<br />
extremistische Bewegungen“, von der Hamas über die Hisbollah bis zu Hugo Chávez?<br />
Warum müssen es wieder die <strong>Israel</strong>is und die Palis sein? Was treibt diese Kaltblüter der<br />
deutschen Intelligenzia immer wieder in die mediterrane Sonne? Eine „obsessive<br />
Besessenheit“ (A.M.) mit den Juden oder einfach prämortale Langeweile?<br />
Was immer es ist: Gut, <strong>dass</strong> es ausgesprochen wurde.<br />
http://www.cicero.de/97.php?ress_id=10&item=4579