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Wärmetauscher - Institut für Technische Chemie und ...

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Karlsruher <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technologie (KIT)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie<br />

Prof. Dr. O. Deutschmann<br />

Prof. Dr. J.-D. Grunwaldt<br />

Versuchsbeschreibung<br />

zum<br />

Chemisch-<strong>Technische</strong>n Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

Doppelrohrwärmeaustauscher


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Aufgabenstellung 1<br />

2. Experimentelle Aufgaben 1<br />

3. Theorie 2<br />

3.1. Allgemeines 2<br />

3.2. Stoff-Führung in Wärmeaustauschapparaturen,<br />

Typen von Wärmeaustauschern 3<br />

3.3. Gr<strong>und</strong>lagen 5<br />

3.3.1. Wärmeleitung durch eine Wand 6<br />

3.3.2. Wärmeübergang durch eine Grenzschicht 6<br />

3.3.2.1. Bestimmung der Nusselt-Zahl bei der Strömung durch Rohre 8<br />

3.3.2.2. Bestimmung der Nusselt-Zahl <strong>für</strong> eine Strömung im<br />

konzentrischen Ringspalt 9<br />

3.3.3. Wärmedurchgang 11<br />

3.3.4. Stationärer Wärmetausch 12<br />

4. Daten zum Doppelrohrwärmeaustauscher 19<br />

5. Versuchsdurchführung 19<br />

6. Protokoll 20<br />

6.1. Theorie 20<br />

6.2. Auswertung 20<br />

6.3. Diskussion der Ergebnisse <strong>und</strong> Fehlerbetrachtung 21<br />

7. Literatur 22<br />

8. Anmerkungen <strong>und</strong> Hinweise 22<br />

9. Anhang 23<br />

i


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

1. Aufgabenstellung.<br />

Für den in Abb. 2.1. skizzierten Doppelrohrwärmeaustauscher ist die Strömungskonfiguration<br />

zu bestimmen, die die größte Effektivität hinsichtlich der ausgetauschten Wärmemengen<br />

liefert.<br />

Abb. 2.1.: Skizze des verwendeten Doppelrohrwärmetauschers<br />

2. Experimentelle Aufgaben<br />

1. Bestimmung der Aus- <strong>und</strong> Eingangs-Temperaturen beider Medien im Gleichstrombetrieb<br />

2. Bestimmung der Aus- <strong>und</strong> Eingangs-Temperaturen beider Medien im Gegenstrombetrieb<br />

1


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

3. Theorie<br />

Bitte arbeiten Sie sorgfältig die Vorlesung Chemische Technik I durch <strong>und</strong> machen Sie sich<br />

mit der zugehörigen Übung vertraut. Bitte beachten Sie, dass die Versuchsbeschreibung nur<br />

Teile der notwendigen Theorie behandelt, so dass weiterführende Informationen der<br />

angegebenen Literatur entnommen werden müssen um das Eingangskolloquium zu bestehen.<br />

3.1. Allgemeines<br />

Nach dem zweiten Hauptsatz der Wärmelehre ist die Wärmeübertragung von einem Körper<br />

höherer Temperatur auf Körper niederer Temperatur ein von selbst verlaufender Vorgang. Bei<br />

der „indirekten“ Beheizung <strong>und</strong> Kühlung durch stoffliche Wärmeträger, d.h. bei der<br />

Übertragung von Wärme von einem Medium durch eine Wand auf ein anderes Medium, wird<br />

die Wärme überwiegend durch Leitung <strong>und</strong> Konvektion übertragen. Dieser Mechanismus ist<br />

im Bereich von tieferen Temperaturen bis etwa 300°C maßgebend. Für diese Art von<br />

Wärmeaustauschprozessen ist besonders der Wärmedurchgang <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Auslegung von<br />

Wärmeaustauschapparaturen die Wärmedurchgangszahl k bzw. der Wärmewiderstand 1/k<br />

eine wichtige Kenngröße.<br />

In den meisten Fällen wird die Wärme durch eine Rohrwand von einem auf das andere<br />

Medium übertragen (vgl. Abb. 2.1.). Für diesen Wärmetransport sind in Serie geschaltete<br />

Prozesse charakterisierbar.<br />

Es handelt sich dabei um:<br />

1. den Übergang von Wärme vom heißeren Medium an die Wand,<br />

2. die Wärmeleitung durch die Wand <strong>und</strong><br />

3. den Übergang von Wärme von der Wand in das kältere Medium.<br />

Die Reihenschaltung von Vorgängen dieser Art ist vergleichbar mit der Reihenschaltung<br />

elektrischer Widerstände. In beiden Fällen ist der Widerstand der reziproke Wert der<br />

Leitfähigkeit. Für den Wärmeübergang sind die Wärmeübergangszahlen α <strong>und</strong> die auf die<br />

Wanddicke δ bezogene Wärmeleitzahl λ als „Leitfähigkeiten“ aufzufassen. Die Summe der<br />

Einzelwiderstände ergibt den Gesamtwiderstand des Wärmedurchgangs, der nach folgender<br />

Beziehung errechnet werden kann:<br />

2


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

1<br />

k<br />

1 1<br />

(Gl. 3.1.)<br />

<br />

i<br />

a<br />

i: Innenrohr<br />

a: Außenrohr<br />

In der Technik unterscheidet man bei Wärmeaustauschprozessen drei Fälle:<br />

1. Temperaturkonstanter Wärmeaustausch: Beide Medien weisen an jedem Ort der<br />

Wärmeaustauschfläche die gleiche Temperatur auf. Dieser Zustand verändert sich<br />

zeitlich nicht (Wärmeaustausch zwischen einer siedenden Flüssigkeit <strong>und</strong> einem<br />

kondensierenden Dampf).<br />

2. Stationärer Wärmeaustausch: Die Temperaturen beider Medien verändern sich<br />

entlang der Wärmeaustauschfläche. Dieser Zustand unterliegt aber keiner zeitlichen<br />

Veränderung.<br />

3. Instationärer Wärmeaustausch: Die Temperaturen beider Medien verändern sich<br />

entlang der Wärmeaustauschfläche. Dieser Zustand unterliegt darüber hinaus einer<br />

zeitlichen Veränderung.<br />

Der instationäre Wärmeaustausch kommt in der industriellen Praxis sehr selten vor. Häufiger<br />

hat man es mit dem temperaturkonstanten <strong>und</strong> am häufigsten mit dem stationären<br />

Wärmeaustausch zu tun.<br />

3.2. Stoff-Führung in Wärmeaustauschapparaturen, Typen von<br />

Wärmeaustauschern<br />

Für die Stoff-Führung in technischen Wärmeaustauschern gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten. Beispielsweise <strong>für</strong> den in Abb. 2.1. skizzierten <strong>Wärmetauscher</strong> lassen sich die<br />

beiden Medien im Gleich- oder Gegenstrom führen. Der Vorteil der Gegenstromvariante<br />

gegenüber der Gleichstromvariante ist, dass die Endtemperatur des Kühlmediums über der<br />

Endtemperatur des Heizmediums liegen kann. Die Effektivität des <strong>Wärmetauscher</strong>s bei<br />

Gegenstromführung ist damit höher als bei Gleichstromführung (vgl. Abb. 3.1.).<br />

3


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

Abb. 3.1.: Temperaturverlauf in einem Doppelrohrwärmeaustauscher bei<br />

Gleichstrombetrieb bzw. Gegenstrombetrieb<br />

Die Gegenstromanordnung weist außer <strong>für</strong> sehr kurze Wärmeaustauscher höhere<br />

Wärmestromdichten als ein vergleichbarer Wärmeaustauscher im Gleichstrombetrieb auf. Für<br />

kurze Wärmeaustauscher ist auf Gr<strong>und</strong> der großen Temperaturgradienten im Gleichstromfall<br />

die ausgetauschte Wärme pro Fläche größer. Diesen Vorteil nutzt man in der Technik<br />

beispielsweise zum Pasteurisieren von Milch im Gleichstromwärmetauscher, wobei diese in<br />

kurzer Zeit aufgeheizt <strong>und</strong> wieder abgekühlt wird.<br />

In der Technik unterscheidet man zwischen den gewöhnlichen Wärmeaustauschern, den<br />

Verdampfern bzw. Kondensatoren <strong>und</strong> sogenannten Rekuperatoren. Rekuperatoren sind<br />

einfache Wärmeaustauscher nach dem Gegenstromprinzip. Sie dienen in der Technik zum<br />

Austausch von Wärme bei hoher Temperatur. Sie werden oft in periodischer Betriebsweise<br />

gefahren. Vereinzelt finden sich Plattenwärmeaustauscher im Einsatz. Diese werden <strong>für</strong> die<br />

Hocherhitzung <strong>und</strong> die Kurzzeiterhitzung verwendet (Ultrahocherhitzung von Milch).<br />

Wärmeaustauschprozesse, die bei erhöhter Temperatur stattfinden oder bei denen die<br />

austauschenden Medien große Temperaturdifferenzen aufweisen, stellen hohe Anforderungen<br />

an die verwendete Wärmeaustauscherkonstruktion. So werden beispielsweise<br />

Rohrbündelwärmeaustauscher mit speziellen Kompensatoren bzw. Schwimmköpfen<br />

ausgestattet, um die auftretenden Wärmespannungen zu kompensieren. Zum Heizen<br />

verwendet man in der chemischen Industrie bevorzugt überhitzten Dampf mit hoher<br />

Energiedichte. Elektroenergie wir nur in speziellen Anwendungsfällen zum Heizen eingesetzt.<br />

4


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

3.3. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Es sind drei Arten des Wärmetransportes zu unterscheiden:<br />

1. Wärmetransport durch Leitung in festen oder in unbewegten flüssigen <strong>und</strong><br />

unbewegten gasförmigen Stoffen, d.h. lediglich durch thermische Molekularbewegung<br />

(Wärmeleitung).<br />

2. Wärmetransport durch freie oder erzwungene Konvektion (Mitführung) durch<br />

bewegte flüssige oder gasförmige Stoffe.<br />

3. Wärmetransport durch Strahlung, der sich ohne Mitwirkung von Materie vollzieht<br />

(Wärmestrahlung).<br />

Beim Doppelrohrwärmeaustauscher in Abb. 2.1 kann die Wärmeübertragung durch Strahlung<br />

unter den gewählten Bedingungen vernachlässigt werden. Die Wärme wird damit vor allem<br />

durch Leitung <strong>und</strong> Konvektion übertragen.<br />

Strömen zwei Flüssigkeiten verschiedener Temperatur entlang einer Wand (Abb. 3.2.) so wird<br />

Wärme von der heißeren Flüssigkeit auf die kältere durch die Wand übertragen. Einen<br />

derartigen Vorgang bezeichnet man als Wärmedurchgang. Der Wärmedurchgang gliedert sich<br />

in drei Transportschritte:<br />

1. Wärmeübergang von der heißeren Flüssigkeit auf die Wand.<br />

2. Wärmeleitung durch die Wand.<br />

3. Wärmeübergang von der Wand auf die kältere Flüssigkeit.<br />

Abb. 3.2.: Wärmedurchgang durch eine ebene Wand<br />

5


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3.3.1. Wärmeleitung durch eine Wand<br />

Werden die beiden Oberflächen A einer ebenen Wand (Abb. 3.1.) mit der Dicke δ W , auf<br />

verschiedenen Temperaturen T W bzw. T´W gehalten, so ist die Wärmemenge, die in der<br />

Zeiteinheit durch die Fläche A strömt, nach dem Fourierschen Gesetzt:<br />

W<br />

j A <br />

W<br />

( T`W<br />

TW<br />

)<br />

(Gl. 3.2.)<br />

In dieser Gleichung ist j der Wärmestrom, also die pro Zeit übertragene Wärme <strong>und</strong> λ W die<br />

Wärmeleitfähigkeit.<br />

3.3.2. Wärmeübergang durch eine Grenzschicht<br />

Der Wärmeübergang zwischen einer Wand <strong>und</strong> einer Flüssigkeit ist ein Vorgang, der von den<br />

verschiedensten Einflußgrößen, vor allem aber vom Strömungszustand der Flüssigkeit<br />

(laminar oder turbulent), abhängt.<br />

Abb. 3.3.: Zur Definition des Wärmeübergangskoeffizienten bei laminarer Strömung<br />

Für technische Anwendungen wird ein Wärmeübergangskoeffizient α definiert.<br />

j( x)<br />

A ( x)<br />

T<br />

(Gl. 3.3.)<br />

In dieser Gleichung ist ΔT eine geeignete Temperaturdifferenz, zum Beispiel <strong>für</strong> das<br />

Grenzschichtproblem an einer laminar angeströmten Platte die Differenz<br />

T<br />

T (Gl. 3.4.)<br />

T W<br />

Die anschauliche Deutung des Wärmeübergangskoeffizienten ist dann<br />

6


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( x)<br />

(Gl. 3.5.)<br />

y<br />

also der Quotient aus Wärmeleitzahl <strong>und</strong> einer geeigneten Längendifferenz. Der obige Ansatz<br />

beinhaltet die Linearisierung des Temperaturprofils in Wandnähe durch<br />

einer geeigneten Temperatur- <strong>und</strong> Längendifferenz.<br />

T<br />

( ) y<br />

W<br />

T<br />

mit<br />

y<br />

Die fiktive Temperaturgrenzschichtdicke Δy hängt von den Strömungsbedingungen ab. Bei<br />

einer turbulent angeströmten Platte ist die geeignete Temperaturdifferenz<br />

T T m<br />

T W<br />

(Gl. 3.6.).<br />

Hierbei wird die Temperaturdiffirenz mit einer mittleren Temperatur T m gebildet, die nach der<br />

Mittelungsvorschrift<br />

T<br />

m<br />

1<br />

<br />

u R<br />

0<br />

R<br />

<br />

2<br />

0<br />

uT2rdr<br />

(Gl. 3.7.)<br />

R<br />

berechnet wird. uT2 rdr ist proportional dem konvektiven Wärmestrom. T m ist also eine<br />

0<br />

aus dem konvektiven Wärmestrom gemittelte Temperatur, die wegen der Kühlung des Rohres<br />

von x abhängt.<br />

Abb. 3.4.: Zur Definition des Wärmeübergangskoeffizienten bei turbulenter Strömung<br />

Das Längenmaß Δy ist verschieden von der Temperaturgrenzschicht δ T . Dieser Unterschied<br />

beträgt zum Beispiel bei einer laminar angeströmten, ebenen Platte:<br />

7


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T<br />

y<br />

0,6<br />

( x)<br />

(Gl. 3.8.)<br />

Gemäß Abb. 3.3 folgt <strong>für</strong> den Wärmeübergang von der Flüssigkeit auf die Wand:<br />

j x)<br />

A (<br />

x)(<br />

TT<br />

)<br />

(Gl. 3.9.)<br />

(<br />

W<br />

Entsprechend gilt <strong>für</strong> den Wärmeübergang von der Wand auf die zweite Flüssigkeit<br />

j( x)<br />

A ( x)(<br />

T T)<br />

(Gl. 3.10.)<br />

W<br />

<br />

Das Problem der Bestimmung des Wärmeübergangskoeffizienten α lässt sich auf die<br />

Bestimmung der Nusselt-Zahl Nu zurückführen.<br />

(<br />

x)<br />

L<br />

Nu( x)<br />

(Gl. 3.11.)<br />

<br />

Die Größe L in Gl. 3.11. wird dem jeweiligem Problem angepasst, bei Platten ist L gleich der<br />

Länge der Platte <strong>und</strong> bei Rohren ist L=d, dem Durchmesser des Rohres.<br />

3.3.2.1. Bestimmung der Nusselt-Zahl bei der Strömung durch Rohre<br />

a) laminare Rohrströmung<br />

Für den Fall eines gekühlten Rohres mit konstanter Wandtemperatur wird die örtliche<br />

Nusselt-Zahl mit zunehmender Lauflänge geringer, da das Temperaturprofil sich allmählich<br />

ausbildet. Bei vollständig ausgebildeter Strömung ergibt sich <strong>für</strong> die örtliche Nusselt-Zahl ein<br />

konstanter Wert von Nu=3,66.<br />

Für die Nusselt-Zahl gilt:<br />

(<br />

x)<br />

L 1<br />

Nu <br />

L<br />

L<br />

<br />

0<br />

Nu(<br />

x)<br />

dx<br />

(Gl. 3.12.)<br />

Für die gemittelte Nusselt-Zahl in einem Rohr von der Länge l gilt allgemein <strong>für</strong> Gase <strong>und</strong><br />

Flüssigkeiten:<br />

0,11<br />

0,8<br />

3 0,19(Re Pr d ) <br />

Pr<br />

,65<br />

0,467<br />

1 0,117(Re Pr ) Pr <br />

i<br />

l<br />

<br />

<br />

<br />

di<br />

l <br />

W <br />

<br />

Nu <br />

(Gl. 3.13.)<br />

<br />

8


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Mit<br />

<br />

Pr <strong>und</strong><br />

a<br />

<br />

a <br />

<br />

C P<br />

Die genannte Formel ist <strong>für</strong> Gase <strong>und</strong> Flüssigkeiten im Bereich<br />

Re Prd i<br />

l von 0,1 bis 10 4<br />

gültig; die benötigten Stoffwerte sind <strong>für</strong> die mittlere Temperatur des betrachteten Mediums<br />

zu wählen.<br />

Die mittlere Temperatur des Mediums ist wie folgt zu bilden:<br />

T<br />

m<br />

TEnde<br />

TAnfang<br />

(Gl. 3.14.)<br />

2<br />

b) turbulente Rohrströmung<br />

Bei der turbulenter Rohrströmung werden zur Berechnung der gesamten Wärmestromdichte<br />

die Wärmeübergansgangszahl α <strong>und</strong> die Temperaturdifferenz ΔT über die Lauflänge<br />

gemittelt. Für die Wärmeübertragung bei turbulenter Strömung von Gasen <strong>und</strong> Flüssigkeiten<br />

in Rohren hat Gnielinski eine Gleichung angegeben, die auch das Übergangsgebiet zwischen<br />

laminarer <strong>und</strong> turbulenter Rohrströmung erfasst:<br />

Nu <br />

<br />

8<br />

112,7<br />

<br />

Mit 2<br />

1,82log<br />

Re1,64<br />

Re1000Pr<br />

2 3<br />

0, 11<br />

<br />

(Pr<br />

8<br />

d <br />

1<br />

<br />

1)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Pr<br />

i<br />

<br />

2 3 l PrW<br />

<strong>und</strong> d i = Innendurchmesser des Innenrohres<br />

<br />

<br />

<br />

(Gl. 3.15.)<br />

Die Stoffwerte sind wie bei laminarer Strömung <strong>für</strong> die mittlere Temperatur zu wählen.<br />

3.3.2.2. Bestimmung der Nusselt-Zahl <strong>für</strong> eine Strömung im konzentrischen<br />

Ringspalt<br />

Abb. 3.5.: Wärmeübergang im konzentrischen Ringspalt<br />

9


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Es wird vorausgesetzt, dass beide Rohre konzentrisch sind. Der hydraulische Durchmesser<br />

des Ringspaltes beträgt:<br />

d<br />

h<br />

d d<br />

(Gl. 3.16.)<br />

a<br />

i<br />

Mit<br />

d<br />

a<br />

, dem Innendurchmesser des Außenrohres <strong>und</strong><br />

Innenrohres.<br />

d<br />

i<br />

, dem Außendurchmesser des<br />

a) laminare Strömung im konzentrischen Ringspalt<br />

Bei ausgebildeter laminarer Strömung durch den Ringspalt gilt:<br />

Nu<br />

<br />

Nu<br />

<br />

<br />

<br />

d<br />

f<br />

<br />

d<br />

i<br />

a<br />

0,19(Re<br />

Pr<br />

dh<br />

l)<br />

<br />

1<br />

0,117(Re<br />

Pr<br />

dh<br />

l)<br />

0,8<br />

0,467<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Pr<br />

Pr<br />

W<br />

<br />

<br />

<br />

0,11<br />

(Gl. 3.17.)<br />

Mit<br />

Nu<br />

<br />

d<br />

3,66 1,2<br />

<br />

d<br />

i<br />

a<br />

<br />

<br />

0,8<br />

<strong>und</strong><br />

d<br />

<br />

d<br />

i<br />

f 1 0, 14<br />

a<br />

<br />

<br />

<br />

d<br />

d<br />

i<br />

a<br />

b) turbulente Strömung im konzentrischen Ringspalt<br />

Die Wärmeübertragung bei turbulenter Strömung in konzentrischen Ringspalten wird durch<br />

eine modifizierte Form (Gl. 3.18.) der <strong>für</strong> die turbulente Rohrströmung gültigen Gleichung<br />

(Gl. 3.15.) wiedergegeben.<br />

Nu<br />

<br />

(Re1000)Pr<br />

<br />

8<br />

d<br />

1<br />

<br />

2 3 <br />

l<br />

112,7<br />

(Pr 1)<br />

8<br />

i<br />

<br />

<br />

<br />

2 3<br />

d<br />

f<br />

<br />

<br />

d<br />

i<br />

a<br />

<br />

<br />

<br />

(Gl. 3.18.)<br />

<br />

mit 2<br />

1,82log<br />

Re1,64<br />

<strong>und</strong><br />

d<br />

f<br />

<br />

d<br />

i<br />

a<br />

<br />

0 d<br />

,86 <br />

i<br />

<br />

<br />

da<br />

<br />

0,16<br />

Die Formeln <strong>für</strong> die Nusselt-Zahlen sind dem VDI-Wärmeatlas entnommen (5. Auflage 1988<br />

(Gb1-Gb2).<br />

_________________________<br />

10


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Reynolds-Zahl<br />

Es gilt<br />

Re <br />

ud ud , mit η = νρ<br />

<br />

Re < 2300 = laminare Strömung<br />

Re > 2300 = turbulente Strömung<br />

Re krit. = 2300<br />

ρ = Dichte; u = Strömungsgeschwindigkeit; ν = kinematische Viskosität;<br />

η = dynamische Viskosität; d = Innendurchmesser Innenrohr bzw. Außenrohr<br />

3.3.3. Wärmedurchgang<br />

Werden aus den Gleichungen Gl. 3.19., 3.20. <strong>und</strong> 3.21. T W <strong>und</strong> T´W eliminiert, so erhält man<br />

<strong>für</strong> den stationären Zustand (j = j´ = j W ) die Gleichung Gl. 3.22. (vgl. Abb3.3.).<br />

j<br />

W<br />

W<br />

A <br />

W<br />

<br />

T<br />

T<br />

<br />

W<br />

W<br />

T W<br />

<br />

<br />

(Gl. 3.19.)<br />

j A ( x)<br />

T<br />

<br />

(Gl. 3.20.)<br />

<br />

<br />

j A ( x)<br />

T T<br />

(Gl. 3.21.)<br />

W<br />

<br />

1<br />

j A<br />

1 W<br />

<br />

(<br />

x)<br />

<br />

W<br />

1<br />

<br />

(<br />

x)<br />

T<br />

T<br />

AkT<br />

T<br />

<br />

(Gl. 3.22.)<br />

Soweit wird der Wärmestrom erhalten, der durch die Fläche A von einer Flüssigkeit mit der<br />

Temperatur T´ auf eine zweite Flüssigkeit der Temperatur T übergeht.<br />

Da im stationären Zustand α über die Lauflänge gemittelt wird, kann der<br />

Wärmedurchgangskoeffizient k aus Gleichung (Gl. 3.22.) als Konstante behandelt werden.<br />

1<br />

k <br />

(Gl. 3.23.)<br />

1 W<br />

1<br />

<br />

<br />

W<br />

k bezeichnet man als den Wärmedurchgangskoeffizienten. Zur Berechnung kann der<br />

Wärmedurchgangskoeffizient k auf den Innen- bzw. Außendurchmesser des Innenrohres<br />

bezogen werden. Auf den Außendurchmesser bezogen ergibt sich Gleichung (Gl. 3.24.):<br />

11


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1<br />

k<br />

1 1 1<br />

<br />

(Gl. 3.24.)<br />

Ri<br />

W<br />

Rm<br />

<br />

a<br />

i<br />

R R<br />

R<br />

a<br />

a<br />

1<br />

k<br />

α i ,α a<br />

R i<br />

R a<br />

λ W<br />

R m<br />

ΔR<br />

= Gesamtwiderstand <strong>für</strong> den Wärmedurchgang<br />

= Wärmeübergangszahl innen bzw. außen<br />

= Innenradius des Innenrohres<br />

= Außenradius des Innenrohres<br />

= Wärmeleitfähigkeit des Rohrmaterials<br />

= mittlerer Radius des Innenrohres<br />

= Dicke des Innenrohres ΔR = R a – R i<br />

R<br />

m<br />

Ri<br />

Ra<br />

<br />

2<br />

3.3.4. Stationärer Wärmetausch<br />

a) Wärmeaustausch im Gleichstrom<br />

Zur Bestimmung des Temperaturverlaufs wird ein einfacher Doppelrohrwärmeaustauscher<br />

betrachtet, vgl. Abb. 3.6. Alle folgenden verwendeten Temperaturen sind die mittleren<br />

Temperaturen in einer Phase. Im inneren Rohr strömt das heißere Medium mit dem<br />

Massenfluß<br />

m<br />

h<br />

<strong>und</strong> der Anfangstemperatur T 0h . Im äußeren Rohrmantel strömt im<br />

Gleichstrom das kältere Medium mit dem Massenfluß<br />

m<br />

k<br />

<strong>und</strong> der Anfangstemperatur T 0k .<br />

Durch die Temperaturdifferenz ΔT(x)=(T h (x) – T k (x)) ergibt sich ein örtlicher Wärmestrom<br />

vom heißeren auf das kältere Medium, so dass sich ersteres abkühlt <strong>und</strong> letzteres aufheizt.<br />

Das Doppelrohr ist außen isoliert.<br />

Abb. 3.6.: Temperaturverlauf in einem Doppelrohrwärmeaustauscher bei Gleichstrombetrieb<br />

Die übertragene Wärmemenge ist gemäß Gl. 3.25.<br />

dj(x) = k(x)ΔT ges (x)dA (Gl. 3.25.)<br />

12


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wobei k(x) <strong>und</strong> A auf die äußere bzw. innere Fläche des Innenrohres zu beziehen sind.<br />

Die Abkühlung des heißeren Mediums ist gegeben durch<br />

j<br />

h<br />

T<br />

(Gl. 3.26.)<br />

mhC<br />

p,<br />

h<br />

h<br />

<strong>und</strong> entsprechen gilt <strong>für</strong> die Erwärmung des kälteren Mediums<br />

j<br />

k<br />

T<br />

(Gl. 3.27.)<br />

mkC<br />

p,<br />

k<br />

k<br />

C p,h<br />

C p,k<br />

ΔT h<br />

ΔT k<br />

= mittlere Wärmekapazität des heißen Mediums<br />

= mittlere Wärmekapazität des kalten Mediums<br />

= Temperaturdifferenz im heißen Medium<br />

= Temperaturdifferenz im kalten Medium<br />

Unter der Annahme, dass keine Wärme in die Umgebung abgegeben wird, gilt folgende<br />

Wärmebilanz<br />

mit der Temperaturdifferenz<br />

j<br />

T<br />

(Gl. 3.28.)<br />

jh<br />

jk<br />

mhC<br />

p hTh<br />

m<br />

, kCp,<br />

k<br />

k<br />

wird<br />

x T xT<br />

x<br />

T<br />

(Gl. 3.29.)<br />

ges<br />

h<br />

k<br />

ges<br />

x<br />

d T dT dT<br />

(Gl. 3.30.)<br />

h<br />

k<br />

Setzt man dT h <strong>und</strong> dT k aus den Gleichungen (Gl. 3.26.) <strong>und</strong> (Gl. 3.27.) ein, ergibt sich<br />

dT<br />

ges<br />

1<br />

<br />

m<br />

hC<br />

1<br />

m<br />

C<br />

x djx<br />

B<br />

djx<br />

p,<br />

h<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

<br />

<br />

<br />

gl<br />

(Gl. 3.31.)<br />

x B<br />

kxT<br />

xdA<br />

d T<br />

(Gl. 3.32.)<br />

ges<br />

gl<br />

ges<br />

dT<br />

T<br />

ges<br />

ges<br />

x<br />

x<br />

B<br />

gl<br />

k<br />

xdA<br />

(Gl. 3.33.)<br />

13


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

T<br />

<br />

L<br />

T<br />

0<br />

dT<br />

T<br />

ges<br />

ges<br />

x<br />

x<br />

B<br />

A<br />

<br />

gl<br />

0<br />

k<br />

x<br />

dA B<br />

gl<br />

1<br />

A<br />

A<br />

A<br />

<br />

0<br />

k<br />

x<br />

dA<br />

(Gl. 3.34.)<br />

Es gilt<br />

k <br />

1<br />

A<br />

A<br />

<br />

0<br />

k<br />

x<br />

dA <strong>und</strong> damit folgt<br />

Tges<br />

,0<br />

ln BglkA<br />

(Gl. 3.35.)<br />

T<br />

ges,<br />

L<br />

Nach Entlogarithmieren <strong>und</strong> Ersetzten von ΔT ges mit Hilfe der Gleichungen (Gl. 3.32.), (Gl.<br />

3.33.) bzw. (Gl. 3.34.) erhält man:<br />

T<br />

k<br />

T<br />

<br />

0,<br />

k<br />

T0<br />

1<br />

e<br />

B<br />

kA<br />

gl<br />

<br />

m<br />

C<br />

h<br />

m<br />

C<br />

h<br />

p,<br />

h<br />

p,<br />

h<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

(Gl. 3.36.)<br />

<strong>und</strong><br />

T<br />

h<br />

T<br />

<br />

0,<br />

h<br />

T0<br />

1<br />

e<br />

B<br />

kA<br />

gl<br />

<br />

m<br />

C<br />

h<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

h<br />

p,<br />

k<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

(Gl. 3.37.)<br />

Der Verlauf der beiden Temperaturen T k <strong>und</strong> T h <strong>für</strong> einen Wärmeaustauscher im<br />

Gleichstrombetrieb ist in Abb. 3.7. schematisch angegeben.<br />

Abb. 3.7.: Temperaturverlauf in einem Doppelrohrwärmeaustauscher bei Gleichstrombetrieb<br />

Aus Abb. 3.7. ist ersichtlich, dass sich die beiden gemittelten Temperaturen T h <strong>und</strong> T k von der<br />

höheren beziehungsweise niedrigeren Temperatur an die Endtemperatur exponentiell<br />

14


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annähern. Die gemittelte Temperatur T k im kälteren Medium ist an keiner Stelle höher als die<br />

niedrigste Temperatur im heißen Medium. Die Temperaturdifferenz nimmt exponentiell ab.<br />

Aus der Herleitung folgt <strong>für</strong> B gl<br />

B<br />

gl<br />

T<br />

ln<br />

T<br />

<br />

kA<br />

0<br />

L<br />

(Gl. 3.38.)<br />

Dieser Ausdruck <strong>für</strong> B gl wird in Gleichung (Gl. 3.31.) eingesetzt <strong>und</strong> nach Integration<br />

zwischen den Grenzen ΔT 0 <strong>und</strong> ΔT L erhält man<br />

T0<br />

T<br />

j kA<br />

T0<br />

ln<br />

T<br />

L<br />

L<br />

(Gl. 3.39.)<br />

Mit der Definition <strong>für</strong><br />

Tm<br />

T<br />

m<br />

<br />

T0<br />

T<br />

T0<br />

ln<br />

T<br />

L<br />

L<br />

, (Gl. 3.40.)<br />

mit ΔT 0 = T 0,h – T 0,k <strong>und</strong> ΔT L = T L,h – T L,k lässt sich dieser Ausdruck auf die allgemeine Form<br />

j kA<br />

(Gl. 3.41.)<br />

T m<br />

zurückführen.<br />

Für die Anwendung der allgemeinen <strong>und</strong> einfachen Beziehung <strong>für</strong> den Wärmedurchgang,<br />

Gleichung (Gl. 3.41.), ist also die mittlere Gesamttemperaturdifferenz aus dem<br />

logarithmischen Mittel der Temperaturdifferenzen zwischen den beiden Fluiden am Eingang<br />

des Wärmeaustauschers bzw. am Ausgang des Wärmeaustauschers zu bilden.<br />

15


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

b) Wärmeaustausch im Gegenstrom<br />

Betreibt man den Doppelrohrwärmeaustauscher im Gegenstrom, vergleiche Abb. 3.8., lässt<br />

sich eine analoge Rechnung durchführen.<br />

Abb. 3.8.: Temperaturverlauf in einem Doppelrohrwärmeaustauscher bei Gegenstrombetrieb<br />

Der Wärmestrom ist gemäß Gleichung (Gl. 3.42.) gegeben durch<br />

dj<br />

x kxT<br />

xdA<br />

(Gl. 3.42.)<br />

ges<br />

wobei k(x) <strong>und</strong> A jeweils auf die äußere oder innere Fläche des Innenrohres zu beziehen sind.<br />

Die Abkühlung des heißeren Mediums ist gegeben durch<br />

j<br />

h<br />

T<br />

. (Gl. 3.43.)<br />

mhC<br />

p,<br />

h<br />

h<br />

Das kältere Medium weist jetzt ebenfalls einen negativen Temperaturgradienten in x-<br />

Richtung auf, so dass<br />

j<br />

k<br />

T<br />

(Gl. 3.44.)<br />

mkC<br />

p,<br />

k<br />

k<br />

ist.<br />

Die gleiche Rechnung wie bei der Gleichstromanordnung führt unter Verwendung von<br />

d T dT dT<br />

(Gl. 3.45.)<br />

ges<br />

h<br />

k<br />

<strong>und</strong> ersetzen von<br />

dT<br />

h<br />

<strong>und</strong><br />

dT<br />

k<br />

durch die Gleichungen (Gl. 3.43.) <strong>und</strong> (Gl. 3.44.) zu<br />

16


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

dT<br />

ges<br />

1<br />

<br />

m<br />

hC<br />

1<br />

m<br />

C<br />

x djx<br />

B<br />

djx<br />

p,<br />

h<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

<br />

<br />

<br />

gg<br />

(Gl. 3.46.)<br />

Der Unterschied zur Gleichstromanordnung ist, dass die Änderung der Temperaturdifferenz<br />

jetzt durch die Differenz der reziproken Wärmekapazitäten der beiden Stoffströme gegeben<br />

ist. Die Lösung von Gl. 3.46., d.d. die Temperaturdifferenz in Abhängigkeit von x, wird also<br />

weniger stark abklingen als in der Gleichstromanordnung.<br />

Die gleiche Rechnung wie bei der Gleichstromanordnung führt zu<br />

x<br />

Tges<br />

Tges<br />

0<br />

kBgg<br />

A<br />

x<br />

,<br />

e<br />

(Gl. 3.47.)<br />

mit<br />

<strong>und</strong><br />

T<br />

ges, 0<br />

T0,<br />

h<br />

TL<br />

, k<br />

B<br />

gg<br />

<br />

<br />

1<br />

<br />

m<br />

hC<br />

p,<br />

h<br />

1<br />

<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

<br />

<br />

<br />

Für den Temperaturverlauf ergibt dich analog zu den Ableitungen im Gleichstrom<br />

T<br />

k<br />

T<br />

<br />

L, k<br />

Tges<br />

,0<br />

1<br />

e<br />

B<br />

bb<br />

kA<br />

<br />

m<br />

C<br />

h<br />

m<br />

C<br />

h<br />

p,<br />

h<br />

p,<br />

h<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

(Gl. 3.48.)<br />

T<br />

h<br />

T<br />

<br />

0,<br />

h<br />

Tges<br />

,0<br />

1<br />

e<br />

B<br />

bb<br />

kA<br />

<br />

m<br />

C<br />

h<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

h<br />

p,<br />

k<br />

m<br />

C<br />

k<br />

p,<br />

k<br />

(Gl. 3.49.)<br />

Der Temperaturverlauf <strong>für</strong> die Gegenstromanordnung ist in Abb. 3.9. schematisch angegeben.<br />

Abb. 3.9.: Temperaturverlauf in einem Doppelrohrwärmeaustauscher bei Gegenstromanordnung<br />

17


<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie – Chemisch-<strong>Technische</strong>s Gr<strong>und</strong>praktikum<br />

Man sieht, dass im Fall der Gegenstromanordnung die Temperatur des kälteren Mediums<br />

durchaus höher sein kann als die niedrigste Temperatur des heißeren Mediums.<br />

Löst man Gleichung (Gl. 3.47.) nach Logarithmieren nach B gg auf, ergibt sich<br />

B<br />

gg<br />

T<br />

ln<br />

T<br />

<br />

kA<br />

0<br />

L<br />

(Gl. 3.50.)<br />

Dieser Ausdruck <strong>für</strong> B gg lässt sich in Gl. 3.46. einsetzten <strong>und</strong> nach Integration zwischen den<br />

Grenzen T0<br />

<strong>und</strong> TL<br />

erhält man<br />

Mit der Definition <strong>für</strong><br />

<br />

T0<br />

TL<br />

j kA<br />

T0<br />

ln<br />

T<br />

L<br />

<br />

(Gl. 3.51.)<br />

T<br />

m<br />

<br />

<br />

T0<br />

T<br />

T0<br />

ln<br />

T<br />

L<br />

L<br />

<br />

(Gl. 3.52.)<br />

mit ΔT 0 = T 0,h – T L,k <strong>und</strong> ΔT L = T L,h – T 0,k lässt sich dieser Ausdruck auf die allgemeine Form<br />

j kA<br />

(Gl. 3.53.)<br />

T m<br />

zurückführen.<br />

Zur Berechnung der notwendigen Austauschfläche kann nun einfach die Beziehung (Gl.<br />

3.53.) nach der Fläche A aufgelöst werden.<br />

Im Gegenstrombetrieb ist ΔT m immer größer als im Gleichstrombetrieb <strong>und</strong> die übertragene<br />

Wärmemenge ist bei gleicher Fläche größer. Umgekehrt wird <strong>für</strong> vorgegebene<br />

Wärmeleistungen bei der Gegenstromanordnung eine geringere Austauschfläche benötigt. Die<br />

Vorteile des Gleichstrombetriebs von Wärmeaustauschern liegen in den anfänglich aufgr<strong>und</strong><br />

der großen örtlichen Temperaturdifferenz hohen örtlichen Wärmestromdichten.<br />

18


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4. Daten zum Doppelrohrwärmeaustauscher<br />

Innendurchmesser des Innenrohres: 6 mm<br />

Wandstärke des Innenrohres: 1 mm<br />

Innendurchmesser des Außenrohres: 12 mm<br />

Wandstärke des Außenrohres: 2 mm<br />

Anströmfläche des Innenrohres: 2,827*10 -5 m 2<br />

Anströmfläche des Außenrohres (Konzentrischer Ringspalt): 6,28*10 -5 m 2<br />

Austauscherfläche (Außenfläche des Innenrohres): 0,0377 m 2<br />

Wärmeleitfähigkeit Stahl : 21 Wm -1 K -1<br />

Rohrlänge: 1,5 m<br />

5. Versuchsdurchführung<br />

Versuche:<br />

Für die gegebenen Volumenströme sind der Gleichstrombetrieb <strong>und</strong> der Gegenstrombetrieb<br />

durchzuführen.<br />

Strömungfälle 1. Fall 2. Fall 3. Fall 4. Fall<br />

Innen<br />

laminar<br />

Außen<br />

laminar<br />

Innen<br />

turbulent<br />

Außen<br />

turbulent<br />

Innen<br />

turbulent<br />

Außen<br />

laminar<br />

Innen<br />

laminar<br />

Außen<br />

turbulent<br />

Volumenströme<br />

[l/min]<br />

0,24 0,8 1,3 2,6 0,89 0,8 0,34 2,43<br />

Der Thermostat ist auf eine Temperatur von 65° vorkonfiguriert <strong>und</strong> muss lediglich gestartet<br />

werden. Der Hauptwasserhahn <strong>für</strong> das Kühlwasser ist zu öffnen <strong>und</strong> nach dem Versuch<br />

wieder zu schließen.<br />

Der Thermostat sowie die Temperaturfühler sind nach dem Versuch auszuschalten.<br />

Die Volumenströme sind an den Rotametern einzustellen <strong>und</strong> ständig zu kontrollieren.<br />

Die an der Anlage befindlichen Eichkurven dienen der Umrechnung von Volumenströmen auf<br />

Skalenteile des jeweiligen Rotameters.<br />

Mit den neben dem Wärmeaustauscher befindlichen Dreiwegehähnen sind der Gleichstrombetrieb<br />

bzw. Gegenstrombetrieb einstellbar.<br />

19


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6. Protokoll<br />

Das Protokoll ist exakt nach den auf der Homepage vorgegebenen Richtlinien zu verfassen.<br />

Es besteht aus einem Theorieteil <strong>und</strong> einer Auswertung. Im Anhang müssen die originalen<br />

Messdateien enthalten sein.<br />

6.1. Theorie<br />

In diesem Abschnitt soll die zu dem Versuch gehörige Theorie strukturiert dargelegt werden.<br />

Die gegebenen Informationen der Versuchsbeschreibung sind nur ein Auszug <strong>und</strong> keinesfalls<br />

ein vollständiger Theorieteil. Gleichwohl sind diese an geeigneter Stelle im eigenen Protokoll<br />

zu integrieren.<br />

6.2. Auswertung<br />

Die in der Tabelle 6.1. angegebenen Größen sind experimentell, durch auslesen (siehe 9.<br />

Anhang) bzw. rechnerisch zu bestimmen. Die Berechnung soll mithilfe von Excel erfolgen<br />

<strong>und</strong> ist als gesonderte Datei mit abzugeben.<br />

Durch den Vergleich der Fälle ist die Strömungsanordnung mit dem größten<br />

Wärmedurchgangskoeffizienten zu bestimmen.<br />

Es ist darauf zu Achten, dass alle verwendeten Formeln, Rechenschritte <strong>und</strong><br />

Zwischenergebnisse angegeben werden. Reine Ergebnisse werden als falsch gewertet.<br />

20


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Innen<br />

Außen<br />

Innen<br />

Außen<br />

Innen<br />

Außen<br />

Innen<br />

Außen<br />

laminar<br />

laminar<br />

turbulent<br />

turbulent<br />

turbulent<br />

laminar<br />

laminar<br />

turbulent<br />

Volumenstrom<br />

[l/min]<br />

Strömungsgeschw.<br />

u [m/s]<br />

Massenstrom m<br />

[kg/s]<br />

Ausgetauschte<br />

Wärme j [J/s]<br />

Reynold-Zahl<br />

Prandtl-Zahl<br />

Nusselt-Zahl<br />

Wärmeübergangskoeffizient<br />

α<br />

[W/m 2 K]<br />

Wärmedurchgangskoeffizient<br />

k<br />

[W/m 2 K]<br />

Anfangstemperatur<br />

[°C]<br />

Endtemperatur [°C]<br />

Mittlere<br />

Gesamttemperatur<br />

ΔT m [°C]<br />

Tab. 6.1. Ergebnisse <strong>für</strong> Gleich- bzw Gegenstrombetrieb<br />

6.3. Diskussion der Ergebnisse <strong>und</strong> Fehlerbetrachtung<br />

Abschließend sollen die Ergebnisse eingeordnet, bewertet <strong>und</strong> mit einander verglichen<br />

werden. Stellen Sie ggf. Abweichungen vom erwarteten Verhalten heraus <strong>und</strong> begründen Sie<br />

dieses.<br />

In der Fehlerbetrachtung werden alle möglichen Ursachen <strong>für</strong> Messfehler herausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> ihr Einfluss auf das Ergebnis abgeschätzt. Eine genaue Fehlerrechnung kann, muss aber<br />

nicht entwickelt werden.<br />

21


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7. Literatur<br />

<br />

<br />

Vorlesung: Chemische Technik I, Karlsruher <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technologie: <strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie<br />

Übung: Chemische Technik I, Karlsruher <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technologie: <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technische</strong><br />

<strong>Chemie</strong> <strong>und</strong> Polymerchemie<br />

Baehr, H.D.; Stephan, K.: Wärme- <strong>und</strong> Stoffübertragung, 2. Auflage, Springer-Verlag,<br />

Berlin Heidelberg, 1996<br />

Baerns, M.; Behr, A.; Brehm, A.; Gmehling, J.; Hofmann, H. ; Onken, U.; Renken, A.:<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong>, Wiley-VCH, 2006 (1 Band), ISBN 3527310002<br />

Baerns, M.; Hofmann, H. ; Renken, A. : Chemische Reaktionstechnik, Wiley-VCH, 2006<br />

Behr, A.; Agar, D.W.; Jörissen, J.: Einführung in die <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong>, Spektrum-<br />

Verlag, 2008<br />

Emig, G.; Klemm, E.: <strong>Technische</strong> <strong>Chemie</strong> – Einführung in die chemische Reaktionstechnik,<br />

Springer-Lehrbuch (ursprüngl. erschienen unter E. Fitzer, W. Fritz), 2005<br />

Dittmeyer, R.; Keim, W.; Kreysa, G.; Oberholz, A.; (Hrsg.) Winnacker·Küchler:<br />

Chemische Technik Prozesse <strong>und</strong> Produkte, 5., erweiterte <strong>und</strong> aktualisierte Auflage, 2003-<br />

2005. 9677 Seiten, 4661 Abbildungen. Geb<strong>und</strong>en. ISBN: 978-3-527-30430-1<br />

Hagen, J.: Chemische Reaktionstechnik, VCH, 1993<br />

Gröber; Erk; Grigull: Die Gr<strong>und</strong>gesetze der Wärmeübertragung, Springer-Verlag, 1988<br />

VDI-Wärmeatlas, Berechnungsblätter <strong>für</strong> den Wärmeübergang, 8. überarbeitete <strong>und</strong><br />

erweiterte Auflage, Springer, Berlin Heidelberg, 1997<br />

8. Anmerkungen <strong>und</strong> Hinweise<br />

<br />

Die Theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen zu dem Versuch sind der Vorlesung Chemische Technik I<br />

<strong>und</strong> der angegebenen Literatur zu entnehmen. In der Versuchsvorschrift ist nur eine kurze<br />

Zusammenfassung wiedergegeben.<br />

22


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9. Anhang<br />

Stoffwerte von Wasser<br />

Quelle: VDI-Wärmeatlas<br />

Tabelle 1: Stoffwerte von Wasser <strong>und</strong> unterkühltem Wasser beim Druck ρ = 1 bar<br />

υ<br />

ρ<br />

c p<br />

β<br />

λ<br />

η<br />

ν<br />

a<br />

Pr<br />

Celsius-Temperatur<br />

Dichte<br />

spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck<br />

Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

dynamische Viskosität<br />

kinematische Viskosität<br />

Temperaturleitfähigkeit<br />

Prandtl-Zahl<br />

23

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