HIGHTECHREPORT - Daimler
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Konstruieren: Die schmalen Laserschweißnähte<br />
ermöglichen kompakte Bauweisen.<br />
plification by Stimulated Emission of Radiation“) hat der in Ulm geborene<br />
Albert Einstein zwar bereits 1917 beschrieben, doch erst 1960 baute der<br />
US-amerikanische Physiker Theodor H. Maiman mit seinem „Rubinlaser“<br />
das erste funktionierende Gerät. Der Laser, lästerten damals Spötter, sei<br />
eine Erfindung auf der Suche nach einer Anwendung.<br />
Doch davon kann mittlerweile keine Rede mehr sein – Laser sind heute<br />
fester Bestandteil der industrialisierten Welt. Als laseraktive Materialien<br />
eignen sich nicht nur Festkörper wie dotierte Kristalle (z.B. Nd:YAG)<br />
und Halbleiter (Dioden), sondern auch Gase und Flüssigkeiten. Je nach<br />
Ausgangsmaterial liegt die Wellenlänge der Laserstrahlen im sichtbaren<br />
Bereich, aber auch im Ultraviolett-, Infrarot- und Millimeterbereich.<br />
Der große Vorteil der gebündelten Laserstrahlen ist, dass sich ihre<br />
Intensität exakt dosieren lässt. Zudem kann man sie zeitlich und räumlich<br />
sehr präzise steuern und ihre Energie punktgenau dort einsetzen, wo man<br />
sie braucht. Deshalb reichen die Einsatzgebiete inzwischen vom CD-Player<br />
im Wohnzimmer und dem Scanner an der Supermarktkasse über medizinische<br />
Laser für Augenoperationen bis zum Einsatz in der Industrie als<br />
universelles Schneid-, Bohr-, Schweiß- und Beschriftungswerkzeug.<br />
Mitte der 1980er-Jahre brachte die Einführung des Laserlichtkabels<br />
einen enormen Aufschwung für industrielle Anwendungen. „Heute kann<br />
man davon ausgehen, dass sich in den kommenden Jahren die Hightech-<br />
Lasersysteme in der Produktion stark ausbreiten werden; Experten rechnen<br />
mit zweistelligen Zuwachsraten für den Lasermaschinenmarkt“, erläutert<br />
Klaus-Dieter Debschütz, Leiter der Abteilung Fahrzeugaufbau im<br />
<strong>Daimler</strong>Chrysler-Ressort Konzernforschung und Mercedes Car Group<br />
Entwicklung. (siehe Kasten: Laser – ein prosperierender Markt, S. 30).<br />
> Auf kleinen Brennfleck fokussieren<br />
Laserstrahlen breiten sich nahezu parallel aus und lassen sich durch eine<br />
geeignete Optik sehr gut fokussieren – das heißt, die gesamte Energie des<br />
Laserstrahls kann auf eine sehr kleine Fläche gelenkt werden. Fokussiert<br />
man zum Beispiel den bei RobScan eingesetzten Hochleistungslaser mit<br />
einer Leistung von vier Kilowatt auf einen Brennfleck mit einem Durchmesser<br />
von 0,6 Millimetern, beträgt dort die mittlere Intensität zwei<br />
Megawatt pro Quadratzentimeter. Im Vergleich dazu liegt eine elektrische<br />
Kochplatte bei etwa fünf Watt pro Quadratzentimeter – die Intensität des<br />
Lasers ist also 400000-mal höher.<br />
Weil der Laserstrahl das Material nur genau an der Fügestelle aufschmilzt<br />
und dieses extrem schnell geschieht, bringt der Laser insgesamt<br />
sehr viel weniger Energie in das Bauteil als herkömmliche Verfahren wie<br />
> Ein Lichtstrahl, viele Einsatzgebiete<br />
Laser sind nicht nur ein universelles Schweißwerkzeug, das in der Regel keine Nachbearbeitung<br />
mehr erfordert. In der Industrie dienen sie auch als exakte, schnelle und<br />
kostengünstige Bohr-, Schneid- und Beschriftungswerkzeuge. Von großer Bedeutung<br />
ist die Oberflächenbearbeitung. So können heutige Lasersysteme besonders beanspruchte<br />
Bauteile gezielt mit Hartstoffen beschichten. Verschiedene Stahlwerkstoffe<br />
lassen sich härten, indem die Laserstrahlen einen begrenzten Bereich schlagartig erhitzen,<br />
der dann durch schnelles Abfließen der Wärme ins Bauteilinnere hart wird.<br />
zum Beispiel das Lichtbogen- oder Schutzgasschweißen. Je weniger<br />
Wärme in ein Werkstück eingebracht wird, desto weniger verzieht es<br />
sich – und der Aufwand für die notwendigen Richt- und Nacharbeiten<br />
geht entsprechend zurück.<br />
> Kompakte Getriebe schweißen<br />
Die Möglichkeiten des Lasers für die industrielle Fertigung von Motoren<br />
und Getrieben hat <strong>Daimler</strong>Chrysler schon frühzeitig zu nutzen begonnen.<br />
„Die erste Strahlquelle, ein CO 2 -Laser, kam bereits 1981 im<br />
Bereich Verfahrensentwicklung in Untertürkheim zum Einsatz; und<br />
1983 erfolgte mit dem Laserschweißen von Tassenstößeln die erste<br />
Serienapplikation“, weiß Christian Elsner von der Produktions- und<br />
Werkstofftechnik (PWT). „Heute gibt es Laser-Applikationszentren für<br />
den Karosseriebau im Werk Sindelfingen und für den Powertrain, also<br />
den Antriebsstrang aus Motor, Getriebe und Achsen, in Untertürkheim.<br />
Dort erproben wir Lasertechnologien, machen sie fit für den Einsatz<br />
in der Serienfertigung und betreuen danach auch die Umsetzung<br />
in den Werken. Das Laserlabor im Forschungszentrum Ulm liefert dazu<br />
die Grundlagenuntersuchungen.“<br />
Vorteile bieten Laser nicht nur für die Produktion, sondern auch für<br />
die Konstruktion von Getrieben. Weil die Laserschweißnähte sehr<br />
schmal, aber trotzdem hoch belastbar sind und auch höchste Drehmomente<br />
zuverlässig übertragen, erlauben sie den Konstrukteuren sehr<br />
kompakte Bauweisen, die sich mit herkömmlichen Schweißnähten<br />
nicht realisieren lassen. Schon seit einigen Jahren baut <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />
diese Technologie daher als Fügeverfahren im Getriebebau immer<br />
weiter aus und ist inzwischen Benchmark auf diesem Gebiet. Mittlerweile<br />
kommen lasergeschweißte Verbindungen bei allen Mercedes-<br />
Pkw-Getrieben zum Einsatz.<br />
Den Stand der Technik markiert derzeit das von <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />
entwickelte Automatikgetriebe 7G-Tronic, dessen Laser-Schweißnähte<br />
es auf eine Gesamtlänge von 280 Zentimetern bringen und bei dem<br />
nur noch Laser als Schweißverfahren eingesetzt wird. Weil der Laserstrahl<br />
die Bauteile insgesamt ja nur wenig erwärmt, verziehen sich die<br />
Zahnräder und Wellen praktisch nicht und sind nach dem Schweißen<br />
sofort einbaufertig. Die hohen Bearbeitungsgeschwindigkeiten von<br />
mehreren Metern pro Minute erlauben zudem hohe Produktionszahlen.<br />
Allein das Mercedes-Benz-Werk Stuttgart-Hedelfingen fertigt mithilfe<br />
moderner Laseranlagen täglich zirka fünftausend 5- und 7-Gang-<br />
Automatikgetriebe.